[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 1] Bekanntmachung.
Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß an Stelle des verstorbenen Hauswirths Plath zu Panten der Viceschulze Ehlers zu Panten widerum zum Mitgliede des Districtsvorstandes für die Aushebung der Mobilmachungspferde im Districte der Vogtei Mannhagen erwählt worden ist.
Schönberg, den 7. December 1875.
Der Großherzogl. Bezirks=Commissarius für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Unter den Kühen der Vollhüfner Jochen Mett, Jochen Koopmann, Hs. Joch. Schleuß, J. Borgwardt und Hans Werner in Palingen ist die Maulfäule ausgebrochen, dagegen ist diese Seuche unter den Kühen in Lüdersdorf wiederum erloschen und ebenso die Klauenseuche unter den Schafen dort.
Schönberg, 14. December 1875.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Politische Rundschau.
Mecklenburg. Der landständische Konvent ist wieder ohne Resultat geblieben. In der Sonnabendsitzung waren die noch übrigen Paragraphen der Regierungsvorlage der Reihe nach von Ritter= und Landschaft gemeinschaftlich angenommen worden, sodaß das Zustandekommen des Gesetzes schon völlig gesichert erschien. Als aber schließlich die Annahme des Gesetzentwurfes im Ganzen zur Frage stand, erklärte die Landschaft Mecklenburgischen und Wendischen Kreises plötzlich, in dieser Sache Standeserklärungen abgeben zu wollen; und in der Nachmittagssitzung am 12. Dezember gab dieselbe zu Protokoll: die Landschaft Mecklenburgischen und Wendischen Kreises anerkenne, daß eine Aufhebung der Stolgebühren wünschenswerth und auch finanziell durchführbar sei; aber da in der Vorlage nur die Aufhebung der Proklamations= und Traugebühren beabsichtigt werde, so könne die Landschaft einer
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 2]solchen Ablösung einzelner insbesondere dieser Stolgebühren nicht zustimmen und lehne deshalb die landesherrliche Vorlage ab; genehmige jedoch, daß inzwischen bis zur definitiven Erledigung dieser Angelegenheit aus den Zinsen der reservirten 2 Millionen den Geistlichen und sonstigen Kirchendienern eine Entschädigung gewährt werde. Die Ritterschaft erklärte dagegen, daß sie mit den Vorschlägen der Regierungsvorlage vom 1. Nov. d. J. unter Approbation der zu den einzelnen Paragraphen beschlossenen Aenderungen vollständig einverstanden sei, jedoch das Reskript in allen seinen Theilen als ein unzertrennliches Ganze ansehe. Auch in der Schlußsitzung am Montag wurden diese Beschlüsse aufrecht erhalten und der Engere Ausschuß beauftragt, die Beschlüsse beider Stände zur Kenntniß Seren. Suer. zu bringen.
Die Stände Stargardschen Kreises nahmen an diesen Beschlüssen nicht Theil, weil das Großherzoglich Strelitzsche Reskript andere Propositionen machte, als das Schwerinsche. Jenes führt aus, daß wie nach 1815 eine Kriegsentschädigungssumme von einer Million Thalern ohne Widerspruch ausschließlich den landesherrlichen Kassen als Entschädigung für die von ihnen während des Krieges gehabten Einbußen und gebrachten Opfer verblieb, auch diesmal die französischen Kriegskontributionsgelder an die landesherrliche Kasse, als diejenige, der allein die Bestreitung der Kosten des Landesregiments obliegt und welche die erheblichen Kosten zur Vorbereitung des Krieges getragen habe, zu gehören scheinen. Darum entspreche die frühere Proposition, ein Drittheil an die Zentralsteuerkasse, ein Drittheil zu noch näher zu bestimmenden gemeinnützigen Zwecken und nur ein Drittheil an die landesherrliche Kasse zu geben, nur der Billigkeit, und dieselbe müsse daher nach wiederholter sorgfältiger Erwägung hiemit erneuert werden. Was die Ablösung der Stolgebühren anlange, so solle dieselbe auf die Proklamations= und Kopulationsgebühren beschränkt werden und soll aus den französischen Geldern ein Kapital von 200,000 Mark vorweg gewährt werden, aus dessen Zinsen die nach zehnjährigem Durchschnitt berechnete Summe der in Wegfall kommenden Gebühren im Betrage von 796,531 Mark zu bestreiten wäre.
Die Stände Stargardschen Kreises lehnten diese Proposition einfach ab und beschlossen, daß vor erfolgter Vereinbarung zwischen Landesherrn und Ständen über die Verwendung der ganzen Kriegskontribution partielle Bewilligungen aus derselben zu einzelnen Zwecken nicht geschehen sollen. Einer näheren Motivirung dieser Beschlüsse und einer Widerlegung der in dem Allerhöchsten Reskript geltend gemachten Rechts= und Billigkeitsgründe werde es nicht bedürfen! Stände einigten sich ferner über den Vorschlag, daß aus dem Betrage der Kontributionssumme 450,000 Mark der Zentralsteuerkasse zur Schuldentilgung überwiesen und der Rest zu gemeinnützigen Zwecken nach vorgängigem Beschlusse von Fürst und Ständen verwendet, inzwischen aber von der Verwaltung desselben den Ständen jährlich Mittheilung gemacht werde.
Die Folge wird voraussichtlich sein, daß den Ständen überhaupt die Bestimmung über die Kontributionsgelder entzogen wird, und daß S. K. H. der Großherzog nach eigenem Ermessen über dieselben verfügt. Daß dies gerade kein Unglück für das Land sein würde, scheint uns die Verwendung der früheren französischen Kriegskontributionsgelder gezeigt zu haben. Was übrigens den ständischen Beschluß betreffs Ablösung der Stolgebühren betrifft, so wiederholen wir, daß es uns gleichfalls nicht als ein Unglück erscheinen würde, wenn es beim alten bliebe und die Stolgebühren überhaupt nicht abgelöst würden, denn wem es ernst ist um sein Bekenntniß und um sein Christenthum, der wird nach wie vor sich trauen und seine Kinder taufen lassen, und dann erst recht, wenn es ihn etwas kostet, denn er zeigt damit, daß ihm Taufe und Trauung wirklich etwas werth ist. Wem's aber nicht ernst ist, der mag es immerhin lassen, er wird ja selber den Schaden davon haben, der Kirche aber keinen Schaden thun; und für ihn selber ist's jedenfalls besser, wenn er Taufe und Trauung unterläßt und der Kirche offene Feindschaft zeigt, als wenn er dem Herrn heuchelt.
Deutschland. Sr. Maj. der Kaiser muß in Folge einer Erkältung das Zimmer hüten; doch sollen die katarrhalischen Beschwerden desselben bereits im Schwinden begriffen und nur noch gering sein.
Der Reichstag hat am Sonnabend den Haushalts=Etat für Elsaß=Lothringen nach der Regierungsvorlage angenommen. Die zweite Berathung des Gesetzentwurfs aber über das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste konnte nicht zu Ende geführt werden, weil das Haus nicht mehr beschlußfähig war! Solchen Dingen scheint die jetzige Majorität nicht rechten Geschmack abgewinnen zu können. - Am Montag beschäftigte den Reichstag die Anfrage des Abg. Kapp über die Seeunfälle deutscher Schiffe, und wann der Reichstag einen darauf bezüglichen Gesetzentwurf zu erwarten habe. Hervorgerufen war diese Anfrage durch den sehr betrübenden Schiffbruch des Bremer Dampfers "Deutschland," der am 6. d. M. vor der Temsemündung 17 engl. Meilen von Harwich in einer stürmischen Nacht auf eine Sandbank gerieth, wobei mehr als 70 Menschen den Tod gefunden haben sollen. Die Debatte verlief übrigens ohne Resultat. Hernach wurden die Gesetzentwürfe über das Urheberrecht an Bildwerken und Photographien sowie über den Musterschutz meist nach den Kommissionsanträgen angenommen. - Am Dienstag stand die zweite Berathung der Strafgesetznovelle, soweit dieselbe nicht der Kommission übergeben ist, auf der Tagesordnung; und obwohl der Reichskanzler nach Möglichkeit den Versuch machte, die einzelnen Paragraphen zu halten, so wurden dieselben doch der Reihe nach mit wenigen unwesentlicheren Ausnahmen abgelehnt. Nur Strafverschärfungen bei Beleidigungen des Kaisers oder des Landesherrn, bei Verhinderung eines Beamten in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes, bei Nöthigung einer Behörde oder eines Beamten und bei Widerstand gegen Forst= und Jagdbeamte wurden bewilligt. - Die Kompromißverhandlungen sind also bisher erfolglos geblieben, und der tiefe Riß zwischen dem Reichskanzler und der Reichstagsmajorität ist nur vergrößert worden. Letztere stellte übrigens den praktischen Gründen des Reichskanzlers nur theoretische und "wissenschaftliche" Gründe entgegen.
Die Steuervorlagen des Bundesraths sind nunmehr in der Kommission völlig beseitigt worden.
In Bremerhafen hat sich ein entsetzliches Unglück ereignet, indem eine mit Sprengmasse gefüllte Kiste beim Umladen auf dem nach Newyork bestimmten Dampfer Mosel explodirte und nicht nur weithin erschreckliche Verwüstungen anrichtete, sondern auch mehr als 180 Personen auf die furchtbarste Weise tödtete oder Verstümmelte. Es scheint ein absichtliches Verbrechen vorzuliegen; und der abscheuliche Verbrecher soll ein Amerikaner Namens Thomas sein.
Frankreich. Die Niederlage der parlamentarischen Rechten, sowie des Kabinets Büffet ist eine vollständige und hat große Niedergeschlagenheit und Aufregung hervorgerufen. Die weiteren Senatorenwahlen sind durchaus zu Gunsten der Linken ausgefallen.
Großbritannien. Das britische Parlament ist auf den 8. Februar einberufen worden.
Die Inhaber türkischer Obligationen haben einen Herrn Otway zum Generalagenten ernannt, und Lord Derby hat die Ernennung desselben bei der Pforte bestätigt.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Lübecker Straße sub Nr. 224 belegene Wohnhaus c. p. des Bäckermeisters Joh. Joachim Chr. Pöhls hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 7. März 1876, Vormittags 11 Uhr,
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 3]peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. December 1875.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Daß der Pferdehändler Carl Baumann jun. und dessen Ehefrau Helene, geb. Kluge bei uns angezeigt, daß die zwischen Eheleuten bürgerlichen Standes hierorts geltende Gütergemeinschaft für sie fortan nicht weiter gelten solle, wird hierdurch gemeinkundig gemacht.
Rehna, den 15. December 1875.
Bürgermeister und Rath.
Weiden=Auction.
Am Montag den 20. d. M., Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen
circa 35,000 Bandstöcke und 1900 Bund 1-3=jährige Korbweiden,
sowie am Dienstag den 21. d. M., Vormittags 11 Uhr, auf dem mecklenburgischen Rangirbahnhofe zu Lübeck
circa 9000 Stück Bandstöcke und 1200 Bund 1 jährige Korbweiden
in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Schwerin, den 14. December 1875.
Der Eisenbahn=Baumeister.
H. Loycke.
Holz=Auction.
Am Mittwoch den 22. Decbr., Morgens 10 Uhr, kommen im Saale des Gastwirths Fahrenkrug zu Lüdersdorf aus den Lenschower Tannen nachstehende Hölzer zum meistbietenden Verkauf:
93 Stück kiefern Bau= und Schneidehölzer,
20 Raummeter kiefern Kluft,
14 do. do. Knüppel,
400 Stück Hopfenstangen.
Am Tage der Auction ist die Abfuhr verboten!
Schönberg, den 16. December 1875.
Der Oberförster. C. Hottelet.
Weihnachtsbäume
werden vom Hohemeiler Reviere abgegeben. Preis je nach der Größe 30, 40 und 50 Pfennige incl. Haulohn. Bei der Bestellung ist der Preis im Voraus zu entrichten.
Schönberg, den 16. December 1875.
Der Oberförster C. Hottelet.
Größere Capitalien, welche zu Antonii k. J. bei der
Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg
belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt während der Geschäftsstunden im Lokale der Anstalt anzumelden.
Das Directorium.
Von der Mecklenburg=Schwerinschen Boden=Credit=Actien=Gesellschaft in Schwerin bin ich beauftragt, Gelder, welche bei derselben belegt werden sollen, in Empfang zu nehmen. Die Gesellschaft vergütet für Kapitaleinlagen auf dreimonatliche Kündigung 4%, auf einmonatliche Kündigung 3 1/2 % p. a. vom Tage der Einlage an und ohne Kosten zu berechnen. Auch empfiehlt die Gesellschaft durch mich ihre 4 1/2 % Zinsen tragenden Pfandbriefe zum Ankauf. Die Sicherheit für die Kapitaleinlagen wird durch das fünf Millionen Reichsmark betragende Actienkapital, sowie dadurch verbürgt, daß Gesellschaft unter Aufsicht der Mecklenburg=Schwerinschen Regierung steht. Die Pfandbriefe sind ausschließlich auf Mecklenburgische Hypotheken , welche innerhalb der von Mecklenb.=Schwerinschen Ministerium vorgeschriebenen Beleihungsgrenze erworben sind und unter Mitverschluß des Regierungs=Commissairs liegen, fundirt.
Zu näherer Auskunft, sowie zur Entgegennahme von Anmeldungen und Einzahlungen bin ich täglich bereit.
Schönberg, den 1. November 1875.
Kindler, Advokat.
Dem geehrten Publikum empfehle ich mein Lager von
Korbarbeiten,
als Lehnstühle, Kinderstühle, Kinderwagen, Puppenwagen, Wiegen, Puppenwiegen, sowie sämmtliche Korbarbeiten in allen Sorten zu den billigsten Preisen. Reparaturen werden schnell und billig befördert.
Schönberg, Siemzerstraße.
H. Specht, Korbmacher.
Spohnflechten kauft und zahlt die höchsten Preise C. H. Vock, Schönberg.
Am Freitag den 17. December eröffne ich meine
Weihnachts-Ausstellung,
bestehend in Schaum=Marzipan, Chocoladen, Liqueur=Confecteen zu möglichst billigen Preisen.
Das Confect à Pfund 2 Mark.
Um geneigten Zuspruch bittet
Wwe. Greiff, Conditor.
Schönberg, den 13. December.
Meine diesjährige reichhaltige
Weihnachtsausstellung
empfehle ich einem geehrten Publikum.
Schönberg i. M.
Emil Hempel, Buchbinder.
Jugendschriften und Bilderbücher bei C. Sievers, Buchbinder.
Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk
in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.
Schweriner Spacassenbücher.
Diejenigen, welche im bevorstehenden Antoni=Termine Sparcassenbücher durch mich besorgen lassen wollen, ersuche ich, solche schon jetzt bei mir abzugeben.
Schönberg. W. H. Schacht.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 4]Weihnachts-Ausstellung
von
Tannenbaum-Confect
in Liqueur, Schaum, Chocolade und Marzipan, Tannenbaum-Verzierungen, Marzipantorten jeder Grösse, Attrapen und Bonbonnièren, gefüllt mit den feinsten Desserts; ferner Tee, Cakes, Bisquits und sonstigen Zuckerwaaren, japanesischen Industrie-Artikeln, sowie Delicatessen in grosser Auswahl zu billigen aber festen Preisen bei
L. Cordes, Lübeck,
Breitestrasse 791.
August Creutzfeldt
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Umsteck- und weisse Netztücher unter Einkaufspreis,
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1 Parthie extra schweren Buckskin 2 Thlr. 8 sl. (Werth 2 1/2 Thlr. bis 2 Thlr. 40 sl.),
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schwarzen und grauen Mascchinen-Zwirn auf grossen Rollen 8, 9, 10 und 11 sl.
----------------------
Vorstehende Preisermässigung hat Gültigkeit bis zum 1. Januar 1876.
--------------------------
Proben können wöhrend dieser zeit nicht abgegeben werden.
--------------------------
Marzipan-Fabrik von D. H. Carstens, Lübeck
Verkauf und Muster bei
H. Drefalt, Breitestraße. [E.00219]
Weihnachts-Ausstellung
bei
H. Drefalt in Lübeck.
von
Baumconfect, Baumdecoration, Lichten etc. etc.
Attrappes, Bonbonnieres etc.
Japanesischen und Chinesischen Artikeln.
[E.00218]
(Hiezu Off. Anz. Nr. 33 und zwei Beilagen.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 5]1. Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. December 1875.
M. Bruno, Putzmacherin.
Die hochgeehrten Herrschaften von nah und fern verfehle ich nicht, an mein Lager von
Putz= und Mode=Waaren
ergebenst zu erinnern; auch empfehle ich mich, Bestellungen solcher Artikeln prompt und preiswürdig anzufertigen. Ich verspreche gute Bedienung und ersuche um gefälligen Zuspruch.
Rehna im December 1875.
H. Bruno, Photograph.
Der Empfang neuer Präparate meiner photographischen Anstalt, sowie die Heizung desselben, befähigt mich, bei vorheriger Anmeldung von 9 bis 3 Uhr täglich brillante Resultate in der Photographie zu liefern, auch stehe zu Diensten, Aufnahmen von Landschaften, Gebäuden u. s. w. nach auswärts billigst und exact auszuführen. Gefällige Aufforderungen sehe hoffnungsvoll entgegen.
Rehna im December 1875.
Weihnachts-Ausstellung!
Zum bevorstehenden Weihnachten empfehle mein großes Lager von
Spielwaaren, Galanterie= und Toilett=Gegenständen
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Ratzeburg. J. Gärtner.
Passend als Fest=Geschenke!
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Tisch=Lampen
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als: Kaffeebretter, Kaffeebüchsen, Messerkörbe, Schlüsselkörbe, Brodkörbe, Broddosen, Schreibzeuge, Federkasten und Pennale, Botanisirtrommel und Sparbüchsen, Serviettenringe, Zahnbürstenhalter u. s. w. zu Stickerei, Blech=Spielzeug und Tannenbaum=Leuchter, sogenannte
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W. Wieschendorf. Klempner in Schönberg.
Neue Malaga=Feigen, Rheinische Wallnüsse und Sicilianische Wallnüsse
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J. Ludw. D. Petersen.
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Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
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Aug. Spehr, Schönberg.
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Meine Weihnachts=Ausstellung beginnt am Mittwoch, den 15. d. M.
H. Wolgast, Bäckermeister in Schönberg.
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Wilh. Kühn, Schönberg.
Spiel=Waaren
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Schönberg. C. Schwedt.
Weihnachtsausverkauf
vom 8. bis 24. December
über Seidenzeuge, farbige Kleiderstoffe, Buckskins, Confection, Weißwaaren, Wollwaaren als Fauchous, Tücher, Shawls etc. etc.
zu bedeutend ermäßigten Preisen.
Schlagsdorf. H. Siebenmark.
Gelbe Kocherbsen
empfiehlt J. Ludw. D. Petersen in Schönberg.
Zum bevorstehenden Weihnachten empfehle ich eine Auswahl von gutgehenden, goldenen und silbernen
Herren= und Damen=Cylinder=
sowie
Ankeruhren, ferner Regulateure
und andere Stubenuhren nebst Talmyketten zu billigen Preisen.
Schönberg. H. Meyer, Uhrmacher.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 6]Wie in früheren Jahren, so habe ich auch in diesem Jahre einen
Grossen Weihnachtsausverkauf
meiner sämtlichen Manufactur=, Tuch= und Modewaaren veranstaltet. Ich bin in diesem Jahre um so mehr berechtigt, diesen Ausverkauf einem geehrten Publikum Lübecks und Umgegend zu ihren Weihnachtseinkäufen zu empfehlen, da ich durch unerwarteten Verkauf meines Geschäfts=Lokals mich gezwungen sehe, zugleich einen
Total=Ausverkauf
meines sämmtlichen Lagers damit verbunden, und da ich nun ans diesem angeführten Grunde mein Lager möglichst schnell gänzlich zu räumen beabsichtige, so habe ich meine Preise so billig gestellt, daß ich
Rabatt für Baarzahlung nicht gewähren kann.
Als zu Weihnachtsgeschenken sich besonders eignend empfehle ich Kleiderstoffe aller Art, schwarze und couleurte Seidenzeuge, Gardinen, Möbelstoffe, Tischdecken, Reisedecken, Umschlagetüchter, Longshawls, Damen=Paletots, Jacquetts, Regenmäntel, Abendmäntel, Mädchenjacken, gesteppte und graue Unterröcke, Doublestoffe und Düffels zu Mänteln und Jacken. Regenmäntelstoffe, Tuche, Buckskins und Paletotstoffe für Herrenanzüge, wollene Taillentücher, Kopftücher, Kopfshawls, leinene und seidene Taschentücher, Handschuhe, seidene Moirèschürzen, weiße Stickereien, Cachenez und viele andere Artikel.
Lübeck, im December 1875.
Herm. Elers, Sandstr. 934.
Ausverkauf
des gesammten Lagers von
Tuch= und Manufactur=Waaren
wegen Geschäfts=Verlegung
nach meinem Hause, Holstenstraße.
Johannes Lenschau,
Lübeck, Sandstraße No. 1010.
Lübeck, Holstenstrasse 175 Wm. Engels Lübeck, Holstenstrasse 175
empfiehlt sein reichhaltiges Lager von
Eisen- und Kurz-Waaren, Hausstands-Sachen u. s. w.
worunter zahlreiche nützliche Artikel zu Weihnachtsgeschenken. Außerdem empfehle
Knaben-, Herren- und Damen-Schlittschuhe,
sowie
Spiel-Waaren
zu den billigsten Preisen.
Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle mein groß assortirtes
Tuch= und Manufacturwaaren=Lager
von Ratines, Eskimos, Double=Stoffen, Düffel, Plüsch in verschiedenen Farben zu Jacquets von 32 an, Bucksins in reiner Wolle von 36 , Cattune von 4 , Lama und Beiderwand von 5 an, sowie schwarze Thybets, Rippse, Croise, couleurte Rippse und Lasting, 8/4 [] Plaids, reine Wolle, zu Kleidern.
Damen=Paletots und Jacken, Tücher, Shawls, Fauchons, Baschliks, Cachenez, Buckskin=Handschuhe u. s. w. Alles zu äußerst billig gestellten Preisen.
Schönberg, November 1875.
Hochachtungsvoll
Heinrich Creutzfeldt.
NB. Zurückgesetzte Kleiderstoffe und Reste, Umschlagtücher, Seelenwärmer, kleine wollene Shawls etc., damit zu räumen, edeutend unter Einkaufspreis.
Bemerke noch, daß ich nach wie vor für comptante Zahlung 4 Prozent (von jedem Thaler 2 gebe.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 7]Weihnachts-Ausverkauf
des gesammten Manufacturwaaren=Lagers von
Julius Schweigmann
in Schönberg.
Das Lager ist durch Einkäufe auf den besten Handelsplätzen und den besten Fabriken gut assortirt und bietet sowohl im Tuch=Fach wie in der Manufactur=Waaren=Branche die gediegensten Neuheiten der Saison.
Sämmtliche Artikel werden per comptant zu Einkaufspreisen verkauft.
Cattune 4 1/2 Percal und Piquè 6 , Gardinen=Cattun, vorzüglich schöne Muster, 5 , Baumwoll=Zeuge (Chellas), beste Waare, 5/4 6 , 6/4 7 , roth 1 theurer, gestreiftes Schürzen=Leinen 10 in schönen Mustern
conleurte Kleiderstoffe,
rein wollene 8/4 schottische Plaids 32 sonst 38 , etwas geringere Qualität 8/4 24 sonst 32 und gemusterte Stoffe als Lüster, Mohair etc. ganz bedeutend herabgesetzt.
Eine Partie Kleider=Rippse zu 10 ßl.
in schwarz, grün, braun (blau 1 Sgr. theurer).
Schwarze rein wollene franz. Cachemir's und Tybets.
Schwarze Lyoner seidene Cachemir, anerkannt das beste zu seidenen Kleidern 1 4 , 1 12 , beste Qualität 1 20 , Beiderwand und Lama zu Haus= und Winterkleidern,
Buckskins,
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
außerdem die feinsten englischen u. französischen Buckskins bedeutend billiger,
Winterröcke und Paletots,
Double-Stoffe von 40 , Esquimos und Düffel, halbwoll. Ratinès und Plüsch zu Jacquets 1 4 , Filztuch zu Joppen und großen Reiseröcken 1 8 , rein wollene Ratines, schöne Qualität, in blau, marengo und melange 2 16 und 2 24 , rein wollene Falconnès, das eleganteste zu Paletots, in blau, marengo, grau und schwarz, 3 16 und 3 1/2 , Cachenez, sogenannte seidene, von 12 an pr. Stück, Lama=Tücher und große wollene Tücher für Damen in roth, blau, weiß, braun etc., Umschlagetücher sehr billig. Echte franz. Shawls 12, 16, 20 und 24 Thlr., Werth das Doppelte.
Flanell in blau, roth, weiß, Wollenzeuge, gemusterte Flanelle etc.,
halbwollenes Hosenzeug von 10 an
Parchende und Bibers von 3 an
Paletots für Damen von 5 an bis zu den feinsten.
Damen=Jacken, Unterröcke und Steppröcke, Schürzen in Seide, Moiree, Leinen, Kattun und Wachstuch, Kinder=Schürzen,
Regenmäntel in blau und dunkel,
Regenröcke für Herren, nur in ganz guten Qualitäten, von 20 M. an,
Filz= und seidene Hüte für Herren,
Corsets, Tischdecken, alle möglichen Besatz=Artikel, Schärpen, kleine seidene Shawls und Tücher, weiß leinene und bunte Taschentücher, weiße Gardinen in Zwirn und Mull, weiß halbleinene Hollands und Negligé=Stoffe, Hemdentuch, Cravatt=Tücher, Kragen und Manschetten,
Doppel=Steppstich=Nähmaschinen
unter Garantie.
Little Wanzer 16 Thaler,
little Howe 18 Thaler,
Victoria 20 Thaler,
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 8]Große Wheeler u. Wilson-Maschine 28 Thaler,
Große Singer-Familien-Maschine 30 Thaler.
Jeder Maschine werden Apparate und Gebrauchsanweisungen gratis beigegeben. Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
Julius Schweigmann.
Hals= und Brustkranke im Winter
nichts ängstlicher meiden, als die kalte Luft, zumal bei Ost= und Nord=Winden. Wenn sie aus warmer in kalte Luft durchaus gehen müssen, so ist Mund und Nase durch Tuch oder Respirator zu schützen. Die meisten Brustkranken thäten besser, anstatt nach südlichen Gegenden zu reisen, zu Hause zu bleiben und sich in ihrer auf zu lüftenden Wohnung ein südliches Klima, das ist eine gleichmäßig reine und warme Zimmerluft von 15 bis 16 Gr. R., sowohl bei Tage als bei Nacht herzustellen. Ihr Schlafzimmer sei sonnig und geräumig. Außer Ruhe, nahrhafter Kost und guter Milch ist ihnen auch der Gebrauch eines diätetischen Mittels zu empfehlen, welcher Hals und Lungen anfeuchtet, die Trockenheit und den Hustenreiz mildert, den Schleim löst und zugleich etwas auf die Leibesöffnung wirkt. Als ein solches diätetisches Mittel ist der L. W. Egers'schen Fenchelhonig von großem Nutzen. Jeder Hals= und Brustkranke sollte täglich mehrere Theelöffel davon nehmen, so oft er Verlangen darnach hat. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, erfunden und fabricirt von L. W. Egers in Breslau ist nur echt, wenn jede Flasche dessen Siegel, Etiquett mit Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt, worauf jeder Käufer sorgfältig achten wolle, um nicht durch die erbärmlichen Nachpfuschungen betrogen zu werden. Die Fabrik=Niederlage ist nur allein in Schönberg bei Carl Sievers.
Joh. Tralow,
Obere Wahmstraße Nr. 465,
Lübeck.
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Büdner Speck zu Wendorf.
Gefunden eine Pferdedecke in Schönberg. Abzuholen gegen Erstattung der Kosten in der Exped. der Anz. zu Schönberg.
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Schönberg 1875.
Hochachtungsvoll
H. C. Weinrebe.
Weihnachts-Ausstellung.
Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich am 15. d. M. meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.
Hochachtungsvoll
Heinrich Freitag,
Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 14. December 1875.
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bestens empfohlen unter Zusicherung reeller und prompter Bedienung.
Hochachtungsvoll
Theodor Creutzfeldt Ww.
NB. Auch wird altes Gold und Silber von mir angenommen und die höchsten Preise dafür bezahlt. D. O.
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 9]2. Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. December 1875.
Weihnachts-Ausstellung
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Meine
Weihnachts-Ausstellung
ist jetzt eröffnet, zu welcher ich hierdurch ergebenst einlade.
C. Sievers,
Buchbinder in Schönberg.
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Vor Kurzem sind in meiner Holzkoppel zwei weiße Hammel geschlachtet und die Felle an Ort und Stelle gelassen. Wer an letztere rechtliche Ansprüche machen kann, wolle sich innerhalb acht Tagen bei mir melden.
Schulze Arndt in Neschow.
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H. E. Peters. Glasermeister in Schönberg.
Kirchliche Nachrichten.
Bußtag den 19. December.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: fällt aus.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 15 | M | - | |
bis | 20 | M | 20 | . |
Roggen | 16 | M | - | |
bis | 16 | M | 30 | . |
Gerste | 16 | M | 50 | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 15 | M | - | |
bis | 16 | M | 20 | . |
Erbsen | 16 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,20 - 1,30 . |
Hasen d. St. M | 3,00 - 3,60 . |
Enten d. St. M | 3,00 . |
Hühner d. St. M | 1,30 - 1,50 . |
Küken d. St. M | 1,00 . |
Tauben d. St. M | 0,38 - 0,45 . |
Gänse pr. 500 Gr. M | 0,80 - 0,85 . |
Eier 3 - 4 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,60 . |
Spickgans d. Stück M | 3,00 - 3,60 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,80 - 0,85 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,20 . |
- In Preußen haben sich über 100 Geistliche zu Schulstellen gemeldet, weil diese weit einträglicher sind als ihre Pfarrstellen.
- Bei einer Versteigerung musikalischer Instrumente, welche kürzlich in Paris statt fand, wurde eine Geige und eine Bratsche von Stradivori für 7900 und 7000 Franks verkauft.
- In einer Irrenanstalt in Berlin lebt ein Schriftsteller, der den Kelch der Armuth und des Elends bis zur Hefe geleert hat. Jetzt ist er in seiner Einbildung 37facher Millionär, liest Zeitungen, deren Inhalt von A bis Z von ihm herrührt und fühlt sich glücklicher als ein König. - Ein Greis mit schönem Vollbart muß auf den Spaziergängen mit vollem Ernste zur Bewegung angehalten werden; er hält sich für Napoleon I. und steht, einer Bildsäule gleich, mit verschränkten Armen so lange auf einem Fleck, bis der Wärter ihn anstößt. Ein Dritter, ebenfalls schon alt, will
[ => Original lesen: 1875 Nr. 99 Seite 10]verhungern und ist nur dadurch zum Essen zu bewegen, daß man ihm sagt, er müsse auch im Jenseits hungern, wenn er hier nichts zu sich nehme. Ein früherer Beamter, ausgezeichnet durch aristokratisches Aeußere und vollendet schönes Gesicht, hält sich für einen Hochverräther; er kriecht täglich mehrmals unter Sopha und Bett und legt sich auf die Diele, um in einer ihm bewilligten Audienz beim Kaiser Gnade zu erflehen. Es sind da Personen, welche den Verlust ihrer Seele betrauern die sich für Engel, Heilige, Advokaten, Prediger und Generale halten. Der sonderbarste Geselle ist ein junger Mann - ein Korbmacher aus Schlesien - der sich einbildet, eine Prinzessin kitzle ihn fortwährend. Einen fast freundlichen Anblick gewähren diese Unglücklichen Abends, wo sie unter Leitung eines ebenfalls kranken Kapellmeisters, einen schönen Gesang anstimmen, bis die Glocke sie ruft und der Schlaf sie einruft in den Hafen des Friedens, der ja auch den Unglücklichsten aufnimmt.
Stadt= und Dorfgeschichten
fürs Volk erzählt von Josias Nordheim.
(Schluß.)
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