[ => Original lesen: 1875 Nr. 76 Seite 1] Politische Rundschau.
Mecklenburg. Se. Maj. der Kaiser sah am 23. Morgens in der Nähe von Rostock an der Kösterbecke ein Feldmanöver des 9. Armeecorps, begab sich dann nach Rostock zurück und fuhr später nach Doberan, wo er um 4 Uhr Nachmittags eintraf und vom Gemeinde=Vorstande und von der Geistlichkeit an einer Ehrenpforte, bei welcher sich die Schulen der ganzen Umgegend mir einem Musikcorps aufgestellt hatten, empfangen wurde. Der Kaiser, der Kronprinz und Prinz Carl fuhren dann nach dem Großherzoglichen Palais. Leider trat bald heftiges Hagelwetter mit Sturm ein. - Am 24. wohnte der Kaiser wieder einem Feldmanöver des 9. Corps (der 17. und 18. Division) zwischen Doberan und Cröpelin bei und kehrte am 25. Sept. nach Berlin zurück.
Deutschland. Nach den beim Hofmarschallamt zu Berlin eingetroffenem Anweisungen steht nunmehr fest, daß Kaiser Wilhelm am 3. October früh die Reise nach Italien von Baden=Baden aus antreten, und nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen in directem Zuge sich nach Mailand begeben wird.
Die Reichs=Justiz=Commission hat am 25. d. die erste Lesung der Strafprozeßordnung vollendet. Es kam bei dieser Gelegenheit bereits die Frage zur Sprache, ob während der Sitzungsperiode des Reichstages oder des Landtages eines Einzelstaates an einem Mitglied dieser Körperschaften eine rechtskräftig erkannte Freiheitsstrafe vollstreckt werden dürfe. Die Entscheidung ist noch vertagt.
Die Ausschüsse des Bundesraths haben die Berathung des Brausteuerentwurfs am 24. d. beendet und beschlossen, im Wesentlichen die unveränderte Annahme beider Entwürfe beim Plenum des Bundesraths zu beantragen. Bereits in seiner nächsten Plenarsitzung wird der letztere in die Berathung eintreten.
Die Affaire mit dem von den Carlisten s. Z. beschossenen Rostocker Schiffe "Gustav" will noch immer nicht zur Ruhe kommen. Dem Vernehmen nach besteht die Differenz zwischen dem auswärtigen Amt und der Rhederei des Schiffes dahin, daß ersteres als Entschädigung für das verloren gegangene Schiff nur 30,000 Mark bewilligen will, während letztere den Versicherungswerth von 50,000 Mark beansprucht.
Behufs genauer Feststellung der Verluste, welche die Armee in den Jahren 1870 und 1871 durch den Tod erlitten hat, werden auf kriegsministerielle Anordnung gegenwärtig von sämmtlichen Truppentheilen und Militärlazarethen Namen=Listen der in diesen Jahren verstorbenen Militärpersonen zusammengestellt. Es werden dadurch jedenfalls die Verluste des Krieges genau ermittelt und auch der Verbleib manches noch als vermißt geführten Soldaten festgestellt werden.
Für Rechnung der Privaten sind auf den deutschen Münzstätten bis zum 4. Sept. 15,382,000 M. Goldmünzen geprägt worden.
England. Aus Indien wird hierher gemeldet: Das Jahr 1875 ist ein Jahr des Regens und der Ueberschwemmungen. Auch das indische Reich hat seinen Antheil bekommen, und die Berichte von den Verheerungen, welche die Fluthen angerichtet, sind düster genug. Ueberall wurden Dörfer zerstört, die Ernte vernichtet, die Eisenbahndämme beschädigt, und Menschen und Vieh gingen zu Grunde. Am schlimmsten ist die Umgegend von Allahabad mitgenommen worden, wo etwa 180 Menschen und 2500 Stück Vieh ertranken, über 10,000 Häuser zerstört wurden und die Ernte von 39,000 Morgen Landes verloren ging. Dieser Verlust wurde allein durch das Austreten der Flüsse veranlaßt, und der Schaden, den die Regengüsse in den höher gelegenen Bezirken angerichtet, ist nicht mit inbegriffen.
Spanien. Die Königin Isabella hat, wie der Köl. Z. aus Madrid berichtet wird, bei der spanischen Regierung telegraphisch angefragt, wann sie die Ermächtigung zur Rückkehr erhalten werde. Sie wolle, setzt sie hinzu, sich dem Willen ihres Sohnes fügen, möchte aber als Mutter wissen, wann es ihr gestattet sein werde, ihren Sohn zu umarmen. In officiellen Kreisen erregte dieses am 21. in Madrid eingetroffene Telegramm Unruhe; man argwöhnt, daß der päpstliche Nuntius Meglia in Paris die Königin zur Erneuerung ihres Gesuches bestimmt habe, damit sie für den Vatican eintrete. Voraussichtlich wird das Ministerium die Königin ersuchen, die Befriedigung ihrer mütterlichen Sehnsucht auf gelegenere Zeit zu vertagen.
- Eine ringförmige Sonnenfinsterniß, die indessen nur dem Westen Europas sichtbar ist, während wir nur eine Randberührung von Sonne und Mond bemerken, tritt am 29. September ein.
- In einer Weinrestauration zu Köln hat ein Mildherziger zum Besten der Abgebrannten in Paderborn die Hälfte seines Schnurrbarts um den Preis von 60 Mark verkauft.
- Wer wissen will, wie es nach tausend Jahren unter uns aussieht, der lese das humoristische Büchlein, das in Würzburg erschienen ist und den Titel führt: Ausflug nach Germanien im Jahre 2875 nach Christi Geburt. Es enthält viele recht urwüchsige Gedanken und reizt zum Lachen.
- Die neueste Nummer der Illustrirten Zeitung bringt folgende Bilder: die deutsche Kronprinzessin an der Spitze ihres Leibhusarenregiments; das neue deutsche Geschütz C. 1873; Ansicht von Schloß Fürstenstein in Schlesien.
- In den jährlichen Ausgaben der Stadt Berlin stehen 500 Thaler für Federmesser. Man sieht, daß die Gänse im Berliner Capitol oder Rathhaus noch in hohen Ehren stehen.
- Am 7. Juni 1876 wird es 200 Jahre, daß der Dichter Paul Gerhardt in Lübben gestorben ist. Wohl sind seine Lieder ("Befiehl' du deine Wege etc.) sein schönstes Denkmal, aber man denkt doch daran, noch eine besondere Paul Gerhardtsstiftung, ein Stipendium für evangelische Theologen zu errichten. Solche Stipendien thun in unserer Zeit doppelt noth, da der Mangel an Theologen immer größer wird.
- In Sufflenhein gings mit einer Kuh, die am Milzbrand erkrankt war, schnell zu Ende, rasch entschlossen schnitt ihr der Bauer die Kehle durch
[ => Original lesen: 1875 Nr. 76 Seite 2]und verkaufte das Thier billig an den Metzger. Das Fleisch wurde verarbeitet und verkauft, aber nach wenigen Tagen erkrankten viele Einwohner an Blutvergiftung. 2 Personen sind davon gestorben, einer liegt hoffnungslos und 10 noch schwer krank danieder, sie hatten alle von dem Fleisch und Würsten von dem Thier gegessen. Der Bauer und der Metzger und auch der Thierarzt, der die Hand im Spiele hatte, sind in Untersuchung, und nach der gefährlichen Haut wird eifrig gefahndet.
Arbeit und Ruhe.
Eine Erzählung aus dem Leben.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 76 Seite 3]Arbeit und Ruhe.
Eine Erzählung aus dem Leben.
[Fortsetzung.]
Anzeigen.
Zu dem Nachlaß des am 13. März 1779 oder am 11. Mai 1781 zu Gr. Weden im Herzogthum Lauenburg gebornen, am 2. Juni 1856 zu Mechow hiesigen Fürstenthums verstorbenen früheren Meierknechts Friedrich Ernst August Rudolf hat sich als Erbe der Meiereipächter J. Harten in Pettjärvi in Finnland, früher zu Mechow, welcher bescheinigtermaßen ein Schwestersohn des Verstorbenen ist, gemeldet.
Auf zulässig befundenen Antrag des J. Harten in Pettjärvi werden nun mittelst des gegenwärtigen Proclams alle Diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht zu haben vermeinen, hiermit edictaliter geladen, diese ihre etwaigen Erbansprüche in dem auf Sonnabend, den 11. Dezember d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden und zu bescheinigen, unter dem hiemit angedroheten Nachtheile, daß der Extrahent und die sich Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben angenommen, ihnen als solchen der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll, daß ferner die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 18. September 1875.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Sabowerstraße sub No. 41 belegene Wohnhaus c. p. des Schieferdeckers Heinrich Behrens allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend, den 11. December d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen. -
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel dem Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig verzeichnet finden.
Schönberg, den 22. September 1875.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Am Sonntag den 19. September, Nachmittags 6 Uhr, werde ich meinen an der Schlauentrifft belegenen Acker meistbietend verpachten, wozu sich Pachtliebhaber einfinden wollen.
Zimmermeister F. Westphal in Schönberg.
Auction.
Am Donnerstag den 7. October,
Vormittags um 8 Uhr soll im Dorfe Niendorf
beim Hauswirth Kreutzfeldt eine amerikanische Wanduhr
Vormittags von 9 1/2 Uhr an im Dorfe Ollndorf beim Schulzen Freitag eine kleine Wanduhr
beim Hauswirth Oldörp eine Decimalwaage,
beim Hauswirth Retelsdorf eine silberne Cylinderuhr,
Vormittags von 12 Uhr an im Dorfe Kl. Mist
beim Schulzen Planthaber ein Reitsattel,
beim Hauswirth H. J. Lühr eine amerikanische Wanduhr,
beim Hauswirth J. J. Oldenburg eine amerikanische Wanduhr,
beim Hauswirth H. Oldenburg eine amerikanische Wanduhr,
Nachmittags um 3 Uhr im Dorfe Lockwisch
beim Hauswirth Kröger eine Stutzuhr,
Nachmittags von 5 Uhr an im Dorfe Rupensdorf beim Hauswirth Karsten ein Reitsattel
beim Hauswirth Maack eine amerikanische Wanduhr;
am Freitag den 8. October
Vormittags um 8 Uhr im Dorfe Kl. Siemz
beim Hauswirth Robrahn eine Kornrummel,
Vormittags von 9 Uhr an im Dorfe Gr. Siemz
beim Schulzen Burmeister ein Reitzaum,
beim Hauswirth Bohnhof eine Kornrummel,
beim Hauswirth Freitag eine Kornrummel,
beim Hauswirth Lohse eine Decimalwaage,
beim Hauswirth Arndt eine silberne Cylinderuhr,
Vormittags von 10 1/2 Uhr an im Dorfe Sabow
beim Schulzen Grevsmühl eine Kornrummel,
beim Hauswirth Grevsmühl eine Wanduhr,
Vormittags um 12 Uhr im Dorfe Retelsdorf
beim Hauswirth Boye ein Sophatisch,
Nachmittags um 2 Uhr im Dorfe Menzendorf
beim Hauswirth Behnke eine Stubenuhr,
Nachmittags von 3 Uhr an im Dorfe Blüssen
beim Hauswirth Timm ein Pfeifentisch,
beim Hauswirth Eckmann ein Nähtisch,
Nachmittags von 5 Uhr an im Dorfe Gr. Bünsdorf
beim Hauswirth H. Wigger eine Wanduhr;
am Sonnabend den 9. October
Vormittags von 9 Uhr an im Dorfe Sülsdorf beim Schulzen Voß eine eisenzinkige Egge,
beim Hauswirth Krellenberg eine Decimalwaage,
Vormittags von 10 1/2 Uhr an im Dorfe Teschow
beim Hauswirth Vagt ein Reitsattel,
beim Hauswirth Voß eine amerikanische Uhr, Nachmittags um 2 Uhr im Dorfe Schwanbeck
beim Hauswirth Schmidt ein Rohrstuhl
gegen sofortige baare Zahlung meistbietend verkauft werden.
Schönberg.
Staack,
Cammer=Executor.
Oeffentlich meistbietender Zwangsverkauf eines Grundstücks.
In Gemäßheit Verfügung des Königlich Herzoglichen Kreisgerichts zu Ratzeburg soll das den Erben des weil. Webers und Musikus Johann Heinrich Friedrich Mahncke gehörige, hierselbst belegene Wohnhaus nebst Zubehör (Mariengang No. 287, Schuld= und Pfandprotocoll vol. VII. fol. 284) ausgeklagter Forderung halber im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden; und ist zu diesem Ende
erster Termin auf den
29. September 1875, Vorm. 11 Uhr
zweiter Termin auf den
27. October 1875, Vorm. 11 Uhr,
dritter und letzter Termin auf den
24. November 1875, Vorm. 11 Uhr,
vor unterzeichnetem Amtsgericht anberaumt.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 76 Seite 4]Alle und Jede, welche Ansprüche und Forderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses am
27. October 1875, Vorm. 11 Uhr,
anzumelden und zu bescheinigen, Auswärtige auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungbescheid wird nur an der Gerichtstafel angeheftet werden.
Ratzeburg, den 13. September 1875.
Königlich herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer. H.02105b.
Von Michaelis ab bin ich in Schulangelegenheiten regelmäßig an den Schultagen mittags 12-1 Uhr im Lehrerzimmer des Hauptschulgebäudes zu sprechen.
Dr. Armknecht.
Durch die glückliche Geburt eines kräftigen Knaben wurden hoch erfreut
J. Bruhn und Frau
Wahrsow, den 27. Sept. 1875.
Meine 1 1/2jährigen Füllen treffen am 30. September ein, und lade Kaufliebhaber ein.
Schönberg, den 27. September 1875.
A. Kniep.
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H. Duve.
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Daß ich von heute mein Drechsler=Geschäft in Holz und Horn betreibe und meine mich beehrenden Kunden durch gute und reelle Arbeiten zufrieden stellen werde, erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen.
Carlow, den 25. September 1875.
Joh. Holst.
Am 7. und 8. October werde ich beim Gastwirth Kaven in Pogetz
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nach der Scheibe verschießen lassen.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 M. Um zahlreiche Betheiligung bittet ergebenst
H. Augustin, Schlachter in Demern.
Ferd. Riesebeck,
Portrait- und Landschafts-Photograph.
Das Atelier (geschlossener Raum) befindet sich im Garten des Herrn Gastwirth Boye zu Schönberg.
Bei Kinderaufnahmen und größeren Bildern ist ein vorheriges Anmelden wünschenswerth.
Aufnahmen von Morgens 10 Uhr bis Nachmittag 5 Uhr.
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Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen=Krankenkasse findet am Sonntag nach Michaelis, den 3. October Nachmittags 3 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, sowie auch ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.
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Lüneburg, im September 1875.
Carl Sander.
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Hühner d. St. M | 1,05 - 1,50 . |
Küken d. St. M | 0,60 - 1,00 . |
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Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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