No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. September
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 72 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die Verhandlungen zwischen der Militairverwaltung und dem Reichskanzleramt über etwaige Erhöhung des nächstjährigen Militair=Etats sind noch nicht zum Abschluß gelangt, und es läßt sich deshalb noch nicht angeben, wie hoch etwa die Steigerung sein werde. Nur so viel kann nach dem, was man hört, wohl als feststehend gelten, daß über 2 Millionen Thaler hinaus die Forderung der Militairverwaltung sich nicht erstrecken werde.
Kaiser Wilhelm ist am 9. September zu den großen Manövern in Schlesien, denen Hunderte von fremden Offizieren aller Länder beiwohnen, abgereist und kommt erst am 18. September Nachts nach Berlin zurück. Am 19. September reist er zu den Mecklenburger Manövern, die bis zum 26. September dauern. In Schlesien, namentlich in Breslau finden glänzende Festlichkeiten statt.
Der deutsche Kronprinz hat nach Schluß der Manöver seine volle Zufriedenheit mit der Führung und den Leistungen der bayrischen Truppen ausgesprochen.
Wie die "D. R.=C." meldet, hat Fürst Bismarck in neuester Zeit wiederholt mit Fachleuten, Volkswirthen und Sozialpolitikern Besprechungen über die Nothlage der Industrie gehabt. Vertrauten Personen ist dann von ihm der Auftrag gegeben worden, Vorschläge zu machen, wie hier in nachdrücklicher Weise Abhülfe geschaffen werden könne, um die schlimmen Folgen einer industriellen Krisis von uns so viel als möglich fern zu halten. Um einen klaren Einblick in diese Verhältnisse zu erlangen, sind auch seitens der Staatsregierung neuerdings Ermittelungen angestellt worden, in welchem Maße und namentlich auf welche Industriebezirke sich diese Calamität ausdehnt und welche Fabrikationszweige ganz besonders davon betroffen sind.
Die Eisenbahn=Tarifcommission hat am vorigen Montage ihre Sitzungen begonnen. Wie man hört, wird sie sich gegen das in Norddeutschland herrschende Wagensystem entscheiden. Die Mehrheit neigt sich dem Classificationssystem zu. Das im Reichslande herrschende und von den Vertretern für Elsaß=Lothringen befürwortete "natürliche" System scheint nicht viele Anhänger und Freunde in der Commission finden zu wollen.
Von der russischen Grenze kommen wieder Klagen über die schlechte Behandlung der Deutschen durch die russischen Grenzbeamten; sie würden gegen Franzosen und Engländer sehr zurückgesetzt. Die "Thorner Ztg." sagt, bei Revision der Pässe würden Engländer und Franzosen immer zuerst befördert und die Deutschen müssen warten bis zuletzt. Die "Voss. Ztg." bemerkt dazu ironisch, Rußland sei ja unser "bester Freund" und demnach müßten auch wir Rußlands Freunde sein; aber es sei ja bekannt, daß man den Freund weniger rücksichtsvoll behandle als dem Fremden.
Nach den bei den Bundesregierungen vorherrschenden Ansichten ist, wie die "Weser=Ztg." erfährt, spätestens in der letzten Session der gegenwärtigen Sitzungsperiode des Reichstags, welche bekanntlich jm Frühjahr 1877 zu Ende geht, der Antrag zu erwarten, die Dauer des Mandats zum Reichstage von 3 auf 5, mindestens aber auf 4 Jahre zu verlängern.
Wir Europäer sind gewappnet von Kopf bis zu Fuß und zu Wasser und zu Lande und wir sind selber daran schuld; denn wir vertragen uns nicht, sondern streiten und es giebt noch keinen Gerichtshof, bei welchem die Völker ihre Prozesse austragen und namentlich noch keinen von Allen anerkannten und respektirten Executor. Von den 15 Staaten Europas haben 7 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, Deutschland, Oesterreich, Rußland, Frankreich, Italien, Dänemark und die Schweiz, England ist das einzige Land, in welchem die Soldaten geworben und gekauft werden. Von den Flotten hat England die größte, Deutschland nimmt die 5te Stelle ein. Die Gesammtzahl der Schiffe beträgt 2029, worunter 209 gepanzerte, die Bemannung 280,000 M., die Geschütze 15,000. Die Kosten für den einzelnen Mann sind am niedrigsten in der Türkei und in Oesterreich, nämlich etwas über 600 Mark, am höchsten für den englischen Beafsteak=Soldaten, nämlich etwa 3000 Mark.
Bei dem Sedan=Festzuge in Cassel trugen die Primaner eine Fahne mit der Inschrift: Ora et labora! (Bete und arbeite). Diese Fahne hatte die Kronprinzessin den Primanern geschenkt.
Im Großherzogthum Hessen hat man für die evangelischen Geistlichen 7 Besoldungsscalen aufgestellt. Die Gehalte steigen von 1713 bis zu 3600 Mark.
Frankreich. Herr Thiers, der ehemalige Präsident, hat in mehreren Schweizer Städten Reden gehalten. In Genf überreichte ihm eine Deputation der französischen Colonie einen Becher mit der Inschrift: "Dem Befreier des Gebiets." - Auch in Lausanne ließ sich Herr Thiers hören und gestand, daß er ehemals die Freiheit unter der Form der constitutionellen Monarchie erstrebt habe, und erst später, als diese unmöglich geworden, zur Republik gerathen, dann aber sich wohl gehütet habe, die Republik zu bekennen und gleichzeitig gegen sie zu regieren. Dies sollte ein Hieb auf die gegenwärtigen Machthaber sein und er wurde laut applaudirt.
England. Es steht nun fest, daß der Prinz von Wales am 11. kommenden Monats London verläßt, um seine große Reise nach Indien anzutreten. In seinem Gefolge werden sich außer den Adjutanten und dienstthuenden Personen auch Journalisten und Zeichner befinden, sowie ein Mann, der das Ausstopfen und Präserviren von Thieren versteht, und endlich eine Vertrauensperson, welche die kostbaren Geschenke entgegenzunehmen und zu bewachen hat, welche der Prinz nach Indien mitnimmt, und die ihm Voraussichtlich in großer Anzahl zugehen werden.
Türkei. Fürst Milan von Serbien hat in seiner mit großer Spannung erwarteten Thronrede in der Skrupschkina (Nationalversammlung) erklärt, daß Serbien auf jedes thatsächliche Eingreifen in den Aufstand gegen die Türkei verzichte. Damit ist die größte Gefahr, daß dort ein europäischer Brand entstehe, beseitigt, zumal Montenegro dieselbe Haltung wie Serbien einnehmen muß.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 72 Seite 2]

Arbeit und Ruhe.
Eine Erzählung aus dem Leben.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 72 Seite 3]

Arbeit und Ruhe.
Eine Erzählung aus dem Leben.
[Fortsetzung.]


Der am 5. September 1811 geborene Georg Ludwig Friedrich Schlebusch, ein ehelicher Sohn des Copiisten Georg Johann Schlebusch und der Christina Elisabeth Schlebusch geb. Fischer zu Schönberg, ist seit dem Frühjahr 1836 für verschollen erklärt. Sein Vermögen ist nach Bestellung eines Curator absentis gerichtlich verwaltet und betrug am 10. Juni c. 1852 M. 70 Pfennig (Mecklenburg).
Auf den zulässig befundenen Antrag des Curators, Lehrer Warncke hieselbst, wird der Georg Ludwig Friedrich Schlebusch hierdurch edictaliter geladen, binnen zwei Jahren a dato, spätestens aber in dem auf den 12. October 1877, Vormittags 11 Uhr, vor hiesigem Gerichte anberaumten Termine uns von seinem Leben und Aufenthalt Nachricht zu geben, widrigenfalls auch die Substanz seines Vermögens seinen nächsten Verwandten für anheim gefallen erklärt werden soll.
Schönberg, den 3. September 1875.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Zufolge der Verfügung vom heutigen Dato ist antragsmäßig in das hiesige Handelsregister Fol. XXXVII sub Nr. 50 eingetragen worden:

Columne 3: R. Beyer.
Columne 4: Carlow.
Columne 5: Krämer Joachim Rudolph Friedrich Beyer in Carlow.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 7. September 1875.
Das Handels=Gericht.
F. v. Dewitz.

A. Dufft.     


In das hiesige Handelsregister, betreffend das Handelsgeschäft des Krämers Johannes Joachim Heinrich Siebenmark zu Carlow, ist heute ad Fol. XI. Nr. 21 eingetragen:

Columne 3: Der Krämer Johannes Joachim Heinrich Siebenmark zu Carlow ist am 27. Februar 1873 verstorben. Seine übrigens legitimirten Erben, welche durch die Vormünder Kaufmann H. Siebenmark zu Schlagsdorf und Hauswirths=Anerbe Holst zu Carlow vertreten werden, haben das Handelsgeschäft des verstorbenen Vaters ihrer Curanden aufgelöst und ist die Firma H. Siebenmark erloschen.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 7. September 1875.
Das Handels=Gericht.
F. v. Dewitz.

A. Dufft.     


In der Nacht vom 2./3. d. M. sind nach der am 6. d. M. gemachten Anzeige aus einer Sitzlade in einem vor dem Boye'schen Gasthause hieselbst haltenden Wagen drei Ueberzieher gestohlen worden. Jeder dieser 3 Düffeltuch= Röcke führt an beiden Seiten Taschen mit Klappen, schwarzes Futter, schwarzen Sammetkragen und schwarz übersponnene Knöpfe; zwei derselben sind von brauner und einer von blauer Farbe, und der eine braune, sowie der blaue Rock sind schon etwas abgetragen, während der andere braune noch ganz gut gewesen.
Wir ersuchen alle s. t. Behörden, auf die gestohlenen Röcke vigiliren und dieselben, sowie die verdächtigen Besitzer anhalten und uns hiervon Anzeige machen zu lassen.
Schönberg, den 6. September 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Zur Wahl zweier Quartiersmänner an Stelle der verstorbenen, Rademachermeister Badstein und Schlössermeister Schrep, werden die sämmtlichen Bürger Schönbergs hiedurch geladen, am Freitag den 10. September d. J. in den Stunden von 10 bis 1 Uhr Vormittags in Gemäßheit des Paragraph 8 des Stadtreglements vom 26. April 1822 ihre Stimmen abzugeben.
Schönberg den 6. September 1875.

Der Magistrat.
L. Bicker.


Echten Tokayerwein

zur Stärkung für schwächliche und Reconvalescenten, aus der renommirten Ungarweinhandlung

Rudolf Fuchs
Hamburg        Wien        Pest

empfiehlt in Originalflaschen

C. Maaß in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 72 Seite 4]

Auction.

Am Montag den 20. September c., von Morgens 9 Uhr an, werde ich im Gastwirth Boyeschen Hause hieselbst verschiedene Gegenstände, insbesondere:

14 Bolzen flächsen Leinen, einige Bolzen heeden desgl., Bettlaken, Handtücher, ein Koffer, eine Lade, ein Kleiderschrank, Betten und Frauenkleider, sowie eine Kornrummel und was sich sonst noch vorfindet
öffentlich gegen gleich baare Zahlung versteigern, wozu Kaufliebhaber geladen werden.
Schönberg im Sept. 1875.

Staffeldt,       
Landreiter.     


Allen Denen, welche meiner lieben Frau die letzte Ehre zu ihrer Ruhestätte erwiesen haben, sage ich meinen besten Dank.
Rehna.

W. Klempin, Schuhmachermeister.     


Krieger-Verein für Rehna und Umgegend.
Generalversammlung
Sonntag den 19. d. M., Nachmittags 5 Uhr, im Vereinslocale.
Tages=Ordnung:

Jahres=Abschluß.
Vorstands=Wahl.
Rehna, den 12. September 1875.

Der Vorstand.     


Es wird zu Michaelis ein zuverlässiger Pferdeknecht und ein Mädchen von einem Hauswirth gesucht. Hohes Lohn wird zugesichert.
Hauswirth Woisin in Kleinfeldt.


Auf dem Hofe zu Stove wird zu Michaelis dieses Jahres eine tüchtige Leuteköchin gesucht.


Zu sofort suche ich für dauernde Beschäftigung einen tüchtigen Arbeitsmann.

Schönberg.                                                 H. Duve.


Auf dem Hofe zu Selmsdorf wird noch zu Michaelis ein tüchtiger Pferdeknecht gegen hohen Lohn gesucht.


Eine große Auswahl von
Lampen
in den neuesten Mustern

hält vorräthig und empfiehlt

Schönberg.                                           W. Wieschendorf, Klempner.


Bei der Wahl einer Zeitung bittet man auf das beliebte ausserordentlich reichhaltige
Rostocker Tagesblatt
nebst "Sonntagsboten"
zu achten. - Probeexemplare gratis.
Abonnementspreis bei der Post
vierteljährlich 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).


Zur Quartiersmannwahl am Freitag den 17. September empfehlen wir unsern Mitbürgern

der Hofschmied Dräger
und der Gastwirth J. Boye,

die, wie wir hören, bereits sehr zahlreich gewählt sind.

Mehrere Bürger der Stadt Schönberg.


Die erste Etage meines neu erbauten Hauses habe zu Ostern 1876 zu vermiethen.

F. C. Wolgast in Schönberg.     


Die Trunksucht

wird durch mein unschädliches und untrügliches Mittel mit oder ohne Wissen anwendbar, und in unzähligen Fällen glänzend bewährt, wie viele eingehende Dankschreiben bezeugen, radical geheilt.
Da von vielen Nachamern Mittel angepriesen werden, welche ohne jeden Erfolg sind, wolle man sich behufs Erlangung meines einzig bewährten Mittels vertrauensvoll nur direkt an mich wenden.

A. Kraehmer
in Guben (Preußen).


Segelschiff
Immer frischer Gothländ. Kalk aus den Schiffen Thor und Helene, sowie engl. und deutscher Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck, Trave 300.

(H02014b).


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Frisch geräucherten Lachs empfiehlt H. Duve in Schönberg.


Solche Personen, welche vom Wohnorte und Umgegend deutlich correct geschriebene Adressen gegen Vergütung liefern können, belieben sich franco an B. S. 333 posterrestante Hamburg, innerhalb 8 Tage zu wenden.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Gerste17 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 30Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 20 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat27 M 50Pfennig  bis 28 M 50Pfennig.
Winter=Rübsen27 M 50Pfennig  bis 28 M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,35 - 1,42 .
Hasen d. St. M2,50 - 3,00 .
Enten d. St. M1,50 - 1,80 .
Hühner d. St. M1,05 - 1,50 .
Küken d. St. M0,60 - 1,05 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Eier 5 - 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 - 0,60 .
Hamb. Blumenkohl d. Kopf M0,30 - 0,40 .

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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