[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Neueren Nachrichten zufolge ist Se. Majestät der Kaiser Wilhelm erst gestern in Jugenheim zum Besuch beim Kaiser Alexander gewesen. Letzterer wird morgen seine Rückreise nach St. Petersburg antreten; ob derselbe aber seinen Weg durch Berlin nehmen wird, wie berliner Zeitungen versichern oder durch Böhmen, um dort mit dem Kaiser von Oesterreich zusammenzukommen, wie wiener Blätter behaupten, ist noch immer fraglich. - Am Sonntag ist der österreichische Erzherzog Albrecht in Ems angekommen und vom Kaiser Wilhelm auf dem Bahnhofe aufs herzlichste begrüßt worden.
Von der deutschen Regierung ist an die belgische neuerdings eine Note gerichtet worden, worin letzterer der Dank des Reichskanzlers ausgesprochen wird für die sorgfältigen Recherchen in der Attentatsangelegenheit sowie für zur Vervollständigung der Strafgesetzgebung unternommenen Schritte. Es wird hinzugefügt: Der Kaiser sei davon in hohem Grade befriedigt und verspreche sich von einer gleichzeitigen gesetzlichen Behandlung dieses Gegenstandes in Deutschland einen wohlthuenden Einfluß auf das allgemeine Rechtsgefühl. Es sei zu hoffen, daß einer Wiederkehr von Einmischungen belgischer Unterthanen in die inneren Streitigkeiten Deutschlands fortan in demselben versöhnlichen Sinne vorgebeugt sein werde, von welchem die belgische Regierung bei Behandlung der Angelegenheit Düchesne einen so dankenswerthen Beweis gegeben habe. - Die Note ist am Montag in der belgischen Deputirtenkammer verlesen worden.
Der Bundesrath hat den Antrag genehmigt, zwischen dem deutschen Reiche und Belgien den Abschluß einer Vereinbarung über gegenseitigen Markenschutz herbeizuführen.
Wie schon früher kurz erwähnt ist, beabsichtigt die Reichsregierung in der nächsten Reichstagssession zu beantragen, daß der deutschen Kommission für die Ausstellung in Philadelphia ein Kredit von einer halben Million zur Verfügung gestellt werde. "Die übrigen Staaten", heißt es, würden gleiche Kredite bewilligen. Dazu bemerkt die "Krz.=Ztg": "Was kümmerts uns denn, wenn gewisse "übrige Staaten" so viel Geld übrig haben? . . . . Ist unsere deutsche Industrie nun zwar auch sonst von einer gewissen Weltausstellungs=Liebhaberei beseelt, für Philadelphia sollte sie doch derselben entsagen. Nordamerika, das sich durch sein Prohibitiv=System so sehr, wie kein anderer Staat, der Einfuhr ausländischer Industrie=Erzeugnisse verschließt, ist ja doch kein Absatzgebiet für unsere deutsche Industrie. Nun ist überdies die finanzielle Seite des deutschen Reiches nicht gerade die stärkste. Man hat daher gewiß alle Ursache, nicht allzu freigebig zu sein und um so mehr, als die Mehrbedürfnisse für den Reichsetat, für welchen die indirecten Steuern und sonstigen Einnahmen nicht ausreichen, durch Matrikularbeiträge, die auf die Kopfzahl der Bevölkerung vertheilt werden, von den Einzelstaaten aufgebracht werden müssen. Daß in wirthschaftlicher Beziehung der Werth solcher Ausstellung im Allgemeinen ein sehr problematischer ist, das bedarf keines Beweises, weil das Gegentheil bis jetzt unerwiesen geblieben ist . . . . . Das deutsche Reich als solches hat durchaus keinen Beruf, das nordamerikanische Yankee=Unternehmen . . . . . aus den Taschen der deutschen Steuerzahler zu unterstützen."
Das deutsche Panzergeschwader geht morgen von Kiel nach Swinemünde ab, wo Ende d. Mts. die Besichtigung desselben durch Se. K. K. Hoheit den Kronprinzen stattfinden wird. - Unsere deutsche Panzerflotte wird noch in diesem Jahre um drei neue Panzerfregatten und eine Panzerkorvette vermehrt werden. Außerdem sind noch zwei Thurmschiff=Fregatten im Bau befindlich. Die erste deutsche Panzer=Thurmschiff=Fregatte "Preußen," deren Panzerung noch bis zum Herbst d. J. fertig gestellt werden soll, befindet sich auf der Werft der Stettiner Gesellschaft "Vulkan", wo die Panzerung derselben an dem schon schwimmenden Schiff ausgeführt wird.
Nach dem Reichsmünzgesetz soll der definitiven Einführung der Goldwährung eine betreffende Verordnung mit dreimonatlicher Frist vorausgehen; und in Preußen wundert man sich, daß diese Verordnung noch immer auf sich warten lasse. Die "Krz.=Ztg." bezeichnet es nun als öffentliches Geheimniß, daß diese Verordnung überhaupt nicht erlassen werden kann. Zwar seien bereits über 1100 Millionen Mark in Goldmünzen ausgeprägt worden, also mehr als die Summe des in Deutschland in Umlauf befindlichen Metallgeldes betrage; aber das Gold sei theuer eingekauft und billig verkaufe man es wieder denn durch Reichsgesetzblatt ist bestimmt, daß ein Pfund Gold nur 15 1/2 mal mehr werth sein solle, als ein Pfund Silber, während auf dem Weltmarkt das Verhältniß des Geldwerthes zum Silber periodisch über 16 : 1 stand, sodaß ein recht einträgliches Geschäftchen durch Verkauf des Goldes ins Ausland ermöglicht wurde, wo dasselbe in den Schmelztigel wandert. Die englische Times erklärt spottend, daß bei eintretendem Goldbedarf nach Deutschland nicht Goldmünzen, sondern Goldbarren geliefert werden würden. Die "Krz.=Ztg." fügt übrigens noch wörtlich hinzu: "Auf dem wirthschaftlichen Gebiete hat der Liberalismus bereits Bankerott gemacht; es hilft kein Vertuschen etwas. Auf dem Gebiet des Münz= und Bankwesens müßte er, so sollte man meinen, doch zu Hause sein; wie kommt es nun, daß es sich gerade hier zuerst thatsächlich erwiesen, daß er selbst auf diesem Gebiet unfähig ist, eine neue Organisation zu schaffen? Es will scheinen, als hätten "intellektuelle Urheber" allerdings gewußt, was sie wollten; - aber daß der Krach so zeitig und so plötzlich ausbrach, das konnte man eben durch kein Wollen verhindern."
In Preußen ist am 18. d. M. der zweihundertste Jahrestag der siegreichen Schlacht bei Fehrbellin aufs großartigste gefeiert worden, und der Kronprinz hat am selben Tage auf dem "Kurfürstenberge" in der Nähe von Hakenberg bei Fehrbellin, an der Stelle, von wo aus der große Kurfürst die Schlacht geleitet hat, den Grundstein zu einem Denkmale desselben gelegt.
Ueber die Erfolge des Zivilehegesetzes liegen bedenkliche Resultate aus einem berliner Synodalbezirk vor. In dem Halbjahr vom 1. Oct. v. J.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 2]bis zum 1. März d. J. hat dort gegen das Vorjahr ein Ausfall an Taufen stattgefunden: im ganzen 1124 und an kirchlichen Trauungen in Summa: 1317. Das ergiebt beiläufig für diese Zeit in dem einen Synodalbezirk gegen das Vorjahr einen Gebührenausfall von zusammen über 7141 Thlr.
In der Grafschaft Glatz ist der Kreisvikar Kaulig zu einer Woche Festungshaft verurtheilt worden, weil derselbe in einer Predigt geäußert hatte: wenn der Heiland jetzt auf der Welt wäre, so würde er auch eingesperrt und des Landes verwiesen werden.
Frankreich. In der Nationalversammlung ist der Linken gelungen, durch Ueberrumpelung der Rechten den wichtigen Gesetzentwurf über das gegenseitige Verhältniß der obersten Regierungsbehörden für vergangenen Montag auf die Tagesordnung zu bringen. Von der äußersten Linken wurde der Gesetzentwurf aufs heftigste bekämpft. - Die dreißiger=Kommission der Nationalversammlung hat sich nunmehr wirklich für das der Regierung unangenehme Listenskrutinium erklärt.
- Die Neustrelitzer Batterie wird am 10. Juli in Schwerin eintreffen und in Lankow Quartier nehmen, am 11. einen Ruhetag halten und am 12. mit der Schweriner Artillerie den Marsch nach der Lockstädter Haide über Gadebusch, Schönberg, Lübeck antreten. In diesen Städten wird die Artillerie Nachtquartier nehmen und in Lübeck einen Ruhetag halten.
- Ist das ein Summen unter den Sozialdemokraten! Präsident Hasenclever soll einem Agenten Auftrag gegeben haben, ihm ein großes Landgut zu kaufen, 40,000 Thlr. wolle er sofort anzahlen, denn seine Mittel erlaubten ihm das. Der Görlitzer Anzeiger erzählt's und glaubt jedenfalls, Hasenclever wolle auf seinem Gute ein sozialdemokratische Musterfarm anlegen, dem geschickten und fleißigen Knecht so viel Lohn zahlen, wie dem ungeschickten und faulen, seinem Inspector soviel wie der Milchmagd und den jährlichen Reinertrag, wenn etwas übrig bleibt, unter alle vertheilen.
- Nächstens geht es an die Einziehung der Zweithalerstücke im Deutschen Reich.
- Der junge Napoleon hat einem Engländer das Leben gerettet. Dr. Reynoldt fuhr in der Nähe von London einen steilen Abhang hinunter. Das Pferd ging durch und die Lage des Doctors war sehr gefährlich. Da fiel Prinz Napoleon, der sich zufällig in der Nähe befand, dem Pferde in die Zügel, wurde eine Strecke geschleift, brachte aber die Thiere zum Stehen. Seinen Namen sagte er dem dankenden Doctor nicht.
- Stürmische Heiterkeit erregte in der Stadtrathssitzung in Elberfeld, folgende Mittheilung des Vorsitzenden: Ein Ungenannter hat kürzlich bei Gelegenheit seiner silberne Hochzeit der Stadt 1000 Mark geschenkt mit der Bestimmung, daß diese Summe so lange stehen bleiben soll, bis sie mit Zinsen und Zinseszinsen 20 Millionen Mark beträgt (dies geschieht nach ca. 250 Jahren), dann soll das Kapital von 20 Millionen der Stadt als freies Eigenthum verbleiben. Der Stadtrath nahm das Geschenk dankbar entgegen.
- Die Erndtehoffnungen am Bodensee sind ebenfalls durch ein furchtbares Hagelwetter am 10. d. M. total verwüstet worden. Es ist weder von dem Getreide, noch vom Gras eine Spur zu sehen. Die Schlossen fielen in der Größe von Hühnereiern, im Gewicht von 40-60 Gramm. Auf dem See sank ein mit Steinen beladenes Schiff, wobei ein Mann ertrank.
- Die Heuschrecken, vom Süden kommend, haben in der Ebene von Venedig auf den Feldern und in den Weinbergen großen Schaden angerichtet, Die Bauern von Villafranca sammelten in 4 Tagen an 10,000 Scheffel dieser schädlichen Thiere auf.
- Zur Einweihung des Hermanns=Denkmales (16. August) im Teutoburger Walde haben sich an 30,000 Fremde, darunter 800 Studenten angemeldet. In und um Detmold werden Baracken zu ihrer Unterbringung errichtet werden.
- Zwei junge reiche Männer aus guten Familien in Südrußland, die lange Zeit in freundschaftlichen Beziehungen gestanden hatten, geriethen wegen einer Schauspielerin, welcher beide ihre Huldigung darbrachten, in Zwist, und verletzende Aeußerungen des Einen führten zu einer Herausforderung. Beide Rivalen hatten wiederholt Proben ihres persönlichen Muthes abgelegt, beide waren mit der Führung der Waffen vertraut, beide aber waren noch jung und lebenslustig. So kamen sie denn überein, ihr Duell nicht durch Pistolen oder Degen, sondern durch das Loos zu entscheiden, aber demjenigen, der den kürzeren Strohhalm zöge, nicht die Verpflichtung zum Selbstmord aufzuerlegen, sondern ihn zu verpflichten, seine Stellung in der Gesellschaft, seine Heimath und sein Vermögen aufzugeben, um völlig mittellos auswärts sich eine neue Existenz gründen zu müssen. Die Ziehung der Loose fand statt und wenige Tage darauf hat der Verlierende nach Regelung seiner Verhältnisse und nachdem er über sein ganzes bedeutendes Vermögen zu gemeinnützigen Zwecken verfügt hatte, zu Fuß, ohne Gepäck, ohne einen Kopeken in der Tasche, seine Heimath verlassen, um zunächst durch Uebernahme einer Erzieherstelle in der Nachbarschaft sich die Mittel zur Ueberfahrt nach Amerika zu erwerben, wo er sich eine neue gesicherte Existenz zu gründen hofft. Jedenfalls gehört ein großer moralischer Muth dazu, aus angenehmen äußeren Verhältnissen zu Scheiden und wie aus dem Schiffbruche mit dem nackten Leben Geretteter sich ganz aus eigener Kraft wieder empor zu arbeiten.
- Ein Potsdamer Regiment hatte jüngst vor dem König von Schweden im Feuer exerzirt und die Officiere waren zusammengetreten, um die Kritik des Generals von D. zu vernehmen, der mit einem höheren Officier noch im Gespräch war. Da trat ein gastirender Berliner Straßenjunge ziemlich nahe an die Officiere heran und sprach laut und mit voller Würde! "Ich kann mich über Ihre Leistungen nur zufrieden aussprechen und danke Ihnen für Ihre Unterstützung, meine Herren!" sprachs und war verduftet. Lächelnd trat General von D. an die Stelle seines Herrn Vorredners und sagte: Meine Herren, nach einer so treffenden Rede habe ich in der That nichts mehr hinzuzufügen.
- In Kempen wurde ein Ehepaar des Nachts zweimal durch das Rufen eines Söhnchens, das im Nebenzimmer schlief, aufgeweckt. Das erste Mal achtete man nicht darauf, weil man glaubte, der Kleine rufe im Schlafe. Als die Eltern aber auf nochmaliges Rufen nachsahen, fanden sie den armen Jungen mit blutenden Beinen und blutender geschwollener Lippe und zugleich eine große Ratte, welche ihm diese Bisse versetzt hatte.
- Ueber die moderne Erziehung erzählen Berliner Zeitungen folgendes Geschichtchen. Helene, die Tochter eines reichen Rentiers, war mit einem Kaufmanne verlobt und empfing die Glückwünsche ihrer Freundin Emma. Hast Du auch kochen gelernt? fragte Emma im Gespräch. - Wozu? antwortete Helene schnippisch, dazu hat man seine Leute! - Emma schüttelte den Kopf und empfahl sich. - Vor acht Tagen war die Hochzeit und die Neuvermählten fühlten sich wie im siebenten Himmel. Am Sonnabend sagte der Mann: "Lenchen, ich möchte morgen ein junges Huhn essen, aber von Deiner Hand zubereitet; das wird mir gewiß viel besser schmecken, als wenn es die Köchin macht." Helene wird ein wenig roth, aber sie versprach dem lieben Männchen zum andern Tage, ohne Hülfe der Köchin, die Urlaub erhielt, Hühnersuppe und ein recht kräftiges gebratenes Huhn. Der Sonntagmittag kam, und Lenchen trug mit eigener Hand die selbst gekochte Hühnersuppe auf den Tisch. Sie legte ihrem Manne mir selbstbewußtem Lächeln vor und sagte: "Koste erst, Adolf!" - "Ei," sagte der Mann mit fröhlicher Laune, "was Du gekocht hast, wird mir gewiß schmecken!" Als er jedoch den Löffel zum Munde führte, stieg ein ganz eigenthümlicher Dunst ihm in die Nase; er würgte jedoch die Suppe hinunter, wischte den Mund und sagte sich heimlich schüttelnd: "Ah, vortrefflich!" Jetzt legte Lenchen ihm das gebratene Huhn vor, der Mann betrachtete es: "Aber Lenchen, Du hast ja den ganzen Kopf, Augen und Schnabel mitgebraten," sagte er etwas ärgerlich. Lenchens hübsches Gesicht nahm die Farbe des Purpurs an: "Ich glaubte nicht." schmollte sie, "daß Du schon
[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 3]bei der ersten Speise, die ich für dich breitet, tadeln würdest." - "Ach, es war nicht böse gemeint," sagte begütigend der Mann und trennte das Huhn mit einem Schnitt in zwei Hälften; aber entsetzt sprang er auf und schrie: "Du hast ja das Huhn nicht ausgenommen!" - "Ausnehmen? was ist denn das?" fragte Lenchen ganz unschuldig - Adolf ißt im Gasthof und Helene besucht die Kochschule.
Anzeigen.
Die resp. Vormünder der unter Obervormundschaft des unterzeichneten Gerichts stehenden Mündel werden hiemit darauf aufmerksam gemacht und hingewiesen:
1) daß nach dem Reichsgesetze vom 17. Februar d. Js. diejenigen ihrer Mündel, welche in dem gegenwärtigen Jahre - 1875 - ihr 21. Lebensjahr bereits zurückgelegt haben oder noch erreichen, mit dem 1. Januar 1876 ihre Großjährigkeit erlangen;
2) und daß sie, die Vormünder, daher ihre resp. Vormundschafts=Rechnungen, auch ohne weitere besondere obervormundschaftliche Aufforderung, spätestens bis Antoni 1876 für diese ihre Mündel abzulegen,
3) sowie auch die für selbige belegten Capitalien, wo es das curandische Interesse erfordert, insonderheit also überall da, wo für die Curatel=Capitalien besondere Sicherheit (Securität) auf die Dauer der vormundschaftlichen Verwaltung bestellt worden, im bevorstehenden Johannis=Termine - 1875 - zur Auszahlung im Antoni=Termine 1876 aufzukündigen haben.
Schönberg, den 15. Juni 1875.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Pahlingen belegene Vollstelle c. p. des Peter Friedrich Adolph Menz daselbst - welcher noch minorenn ist und von dem Hauswirth Schmidt in Schwanbeck bevormundet wird - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem bezeichneten Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend den 3. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. April 1875.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Auf den Antrag des hiesigen Advokaten Dr. jur. Robert Peacock als curator hereditatis der Wittwe des Trägers Matthias Friedrich Ahrens, Sophia Maria Elisabeth, geb. Karsten (alias Carstens) hieselbst wird hiedurch zur öffentlichen Kunde gebracht
a) daß der Träger Matthias Friedrich Ahrens am 15. Januar 1868 und seine Ehefrau Sophia Maria Elisabeth geb. Karsten (alias Carstens) am 16. August 1874 hieselbst, und zwar angeblich als unbeerbte Eheleute verstorben sind;
b) daß die gedachten Eheleute Ahrens am 4. September 1856 als unbeerbte Eheleute einander ihre gesammten wohlgewonnenen Güter, ihren nächsten Erben die gesetzlichen Acht Schillinge vier Pfennige vorbehältlich, gegenseitig geschenkt und aufgelassen haben mit dem Anhange, daß nach des Längstlebenden Tode der alsdann vorhandene Nachlaß zur Hälfte an die Erben des Mannes und zur Hälfte an die Erben der Frau fallen solle,
und werden alle Erben, Gläubiger und Schuldner des gedachten Nachlasses aufgefordert und schuldig erkannt, und zwar
1) alle Diejenigen, welche an die gesetzlichen Acht Schillinge vier Pfennige Ansprüche haben, sowie alle diejenigen, welche an der den Erben des Ehemannes und der Ehefrau Ahrens je zur Hälfte anfallenden Nachlaß Erbansprüche zu haben vermeinen, ihre Ansprüche und zwar Auswärtige durch einen gehörig legitimirten hiesigen Bevollmächtigten im Stadt= und Landgerichte hieselbst innerhalb Jahres und Tages vom Todestage der Wittwe Ahrens angerechnet mithin spätestens am 30. September 1875 schriftlich anzumelden, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen werden sollen,
2) die etwaigen Gläubiger des Nachlasses sowie diejenigen, welche Pfänder oder Sachen der Erbmasse in Händen haben, innerhalb gleicher Frist ihre Forderungen resp. ihre Pfand= oder Retentionsrechte bei dem implorantischen Nachlaßcurator Dr. Peacock gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle des Widerspruchs aber gleichfalls im hiesigen Stadt= und Landgerichte, bei Vermeidung des Verlustes ihrer Forderungen anzumelden.
3) die Schuldner, ihre Schuld nur an den implorantischen Nachlaßcurator Dr. Peacock bei Vermeidung nochmaliger Zahlung zu entrichten.
Lübeck, den 23. October 1874.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung Funk Dr., Act.
Holzverkauf.
Am Montag den 28. Juni, Morgens 9 Uhr, sollen im Locale des Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Brenn= und Nutzhölzer meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:
1. aus den Hohenmeiler Tannen
310,8 Raummeter tannen Knüppelholz,
2. aus dem Kleinfelder Zuschlage
5 Raumm. tannen Kluftholz,
1 Raumm. tannen Knüppelholz 1. Cl.
35 Raumm. eichen Knüppelholz 1. Cl.
19 Raumm. eichen Knüppelholz 2. Cl.
2 Raumm. buchen Olm,
1 tannen Block mit 2,15 Festmetern,
1 tannen Klassenbaum 1. Cl.
42 tannen Stangen 3. Cl.
3. aus dem Schwanbecker Zuschlage
3 eichen Blöcke mit 1,52 Festmetern,
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
NB. Am Tage der Auction darf kein Holz abgefahren werden!
Weitere Bedingungen werden vor Beginn der Auction bekannt gemacht.
Schönberg den 20. Juni 1875.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Das gesammte Inventarium auf dem Gehöfte Nr. 4 in Gr. Pravtshagen, namentlich
6 Pferde, 10 Kühe, 11 Starken, 4 Kälber, ca. 20 Schafe, 3 fette Schweine, 2 tragende Säue, 3 Bauwagen, 1 Stuhlwagen, 1 Mühlenwagen, 1 Häckerlingsmaschine, 1 Kornreinigungsmaschine, 3 Leutebetten, sonstiges Ackerbau=, Haus= und Küchengeräthe,
soll am
Sonnabend, den 3. Juli d. J.,
von Vormittags 9 Uhr an,
in öffentlicher Auction meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Das Vieh wird von 11 Uhr Vormittags an versteigert werden.
Grevesmühlen, den 22. Juni 1875.
Engelhardt,
Amtsregistrator.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 4]Zu dem am 12. und 13. Juli d. J. stattfindenden
Königschusse
laden alle Bewohner von Stadt und Land so freundlichst wie ergeben ein
die Ältesten der Schützenzunft.
Wilh. Heincke. J. Ludw. D. Petersen.
Schönberg, den 17. Juni 1875.
Sonntag den 27. Juni (Nachmittags)
Grosses Concert
im Boye'schen Garten,
wozu die Bewohner Schönbergs und der Umgegend freundlichst eingeladen werden.
Entree à Person 25 Pfg.
Abends Illumination des Gartens.
Die Vereinsmusiker.
Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Während des Johannistermines vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. ist die Anstalt täglich von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags geöffnet.
Schönberg, den 16. Juni 1875.
Das Directorium.
Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.
Lübecker Bank.
Heute Nachmittag 2 Uhr wurde meine liebe Frau von einem gesunden und kräftigen Mädchen leicht und glücklich entbunden.
Rehna, den 22. Juni 1875.
Lehrer Georg Pfenningschmidt.
Ich bin gewilligt, mein Caroussel und eine Schaukel zu verkaufen.
Schönberg, im Juni 1875.
Cathrina Egert, Wittwe.
Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen=Krankenkasse findet am Sonntag nach Johannis, den 27. Juni Nachmittags 3 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, sowie auch ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.
Schönberg. Der Vorstand.
Frische Kartoffeln empfiehlt H. Wieschendorff in Schönberg.
Fliegen=Fangflaschen bei H. Schreiber, Rehna.
Das Quartal der Schuhmacher=Zunft findet am Montage nach Johannis, den 28. Juni d. J. Morgens 10 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye statt, und laden wir sämmtliche Stadt= und Land=Meister unserer Zunft hierzu ein. Gleichzeitig fordern wir dringend zur schleunigen Berichtigung der noch rückständigen Quartalsgelder auf.
Schönberg, den 21. Juni 1875.
Die Aelterleute.
E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.
Der heißeste Theil des Sommers steht noch bevor. Einsender dieses hat schon vor Jahr und Tag einmal in diesem Blatte angefragt, wo denn die Badeanstalt bleibt, die vor mehreren Jahren mit viel Aufwand an Sitzungen, Comite und dgl. angekündigt wurde. Der größere Theil des Publicums interessirt sich für die Sache in hohem Grade, denn es ist doch erbärmlich, daß hier nicht zu Stande gebracht werden kann, was noch viel kleinere Oerter aus Gesundheitsrücksichten ermöglichen.
Mir ist wiederholt Klee aus dem Felde gestohlen. Wer mir den Thäter angiebt, erhält 6 Belohnung.
Gr. Molzahn, 21. Juni 1875.
C. Hancke.
Kirchliche Nachrichten.
Geboren. 14. Juni. Dem Bäcker Miltzow hies. ein S. D. 15. dem Tischler Michel hies. ein S. D. 17. dem Schuhmacher Rahn vor Schönberg eine T. D. 21. dem Tischler Schütt zu Lübeck ein S. vor Schönberg. D. 23. dem Sattler Tews hies. ein S.
Gestorben. 9. Juni August Heinr. Hans Franz Präfke, Maschinenarbeiterssohn vor Schönberg, fast 1 J. alt. D. 11 Fr. Joach. Math. Beck, Abm.Sohn vor Schönberg, 1 J. 5 M. a. Cath. Maria Oldenburg, geb. Roxin von Lübseerhagen, Bäckersfrau vor Schönberg, 28 J. 3 M. alt. D. 14. Anna Cath. Wilh. Eckmann geb. Grevsmühl von hier, Schuhmachersfrau vor Schönberg, 36 J. 1 M. a.
Copulirt. 18. Juni Wilh. Joh. Friedr. Christof Buske, Wittwer, Vogt zu Hof Lockwisch, und Anna Catharina Maria Stegelmann das. Heinr. Joachim Schütt, Tischler zu Lübeck, und Maria Cath. Elis. Fahl hies.
Sonntag den 27. Juni.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 17 | M | - | |
bis | 18 | M | 30 | . |
Roggen | 15 | M | - | |
bis | 15 | M | 75 | . |
Gerste | 14 | M | 70 | |
bis | 15 | M | 30 | . |
Hafer | 16 | M | 80 | |
bis | 17 | M | 20 | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 5]Beilage
zu Nr. 49 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. Juni 1875.
Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 49 Seite 6]Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
[Fortsetzung.]
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