No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Mai
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 1]

Des Pfingstfestes wegen erscheinen die "Anzeigen" am Dienstage, den 18. d., nicht.


Politische Rundschau.

Deutschland. Das wichtigste Ereigniß dieser Tage, das die Tagesblätter von ganz Europa beschäftigt, und an das Hoffnungen und Befürchtungen der verschiedensten Art geknüpft werden, ist der Besuch des Kaisers von Rußland in Berlin. Der russische Kaiser traf am 10. d. Mittags 12 1/2 Uhr mit zahlreichem Gefolge in der deutschen Kaiserstadt ein und wurde am festlich geschmückten Ostbahnhof von Sr. Maj. dem deutschen Kaiser, dem Großherzog von Mecklenburg=Schwerin und anderen hohen Herrschaften begrüßt. Derselbe stattete zunächst der Kaiserin im Königl. Palais einen Besuch ab und empfing gleich darauf im russischen Botschaftshotel den Gegenbesuch der Kaiserin, sowie der Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin seiner Tante. Vor dem folgenden Familien=Diner machte Kaiser Alexander eine Besuchsrundfahrt bei den mecklenburgischen Herrschaften, bei den Königl. Prinzen und Prinzessinnen, beim Reichskanzler Fürsten v. Bismarck und beim Generalfeldmarschall Grafen v. Wrangel. Am Dienstag war große Parade im Potsdamer Lustgarten; und am Dienstag ist der Kaiser Alexander weitergereist.
Von allen Seiten wird versichert, daß bei Anwesenheit des Kaisers von Rußland in Berlin bedeutsam politische Geschäfte erledigt worden seien, da sich hervorragende Diplomaten, wie der Fürst Gortschakoff, in seinem Gefolge befinden; und darüber, was dort abgemacht sei, werden die verschiedenartigsten Vermuthungen aufgestellt. Diese fieberhafte Erregung, mit der man überall den Besuch des Kaisers Alexanders bespricht, erscheint als eine künstliche und durch Thatsachen wenig begründete; seit Wochen nämlich machen erregende Lärmartikel und unbestimmte Kriegsgerüchte täglich die Runde durch die Zeitungen; und wenn man sich auch überall bemüht, die Grundlosigkeit derselben nachzuweisen, so geschieht es doch mit einer gewissen Unsicherheit und jene Gerüchte tauchen immer wieder und wieder mit mehr oder weniger Bestimmtheit auf. Deutscherseits nehmen dieselben meist Anlaß von den als "enorm" bezeichneten Kriegsrüstungen Frankreichs, während französischerseits das Bestehen einer Kriegspartei in Deutschland behauptet wird, die um jeden Preis den Krieg vom Zaume brechen wolle. Deswegen wird überall jedes an sich noch so unbedeutende Ereigniß in fieberhafter Spannung daraufhin angesehen, ob es Krieg oder Frieden bedeute und zu einem Ereigniß von höchster Wichtigkeit und weitreichenden Folgen gestempelt. Was die Ursachen dieser Erscheinung betrifft, so scheinen uns dazu verschiedene Momente zusammengewirkt zu haben, denn einerseits glaubt man gar leicht, was man fürchtet; und allerdings muß sowohl in Deutschland als auch in Frankreich nichts so sehr gefürchtet werden, als ein etwaiger Krieg; Frankreich ist, auch wenn, wie es den Anschein hat, seine Kriegsrüstungen enorm sind, doch noch lange nicht in der Lage, an einen erfolgreichen Rachekrieg denken zu können, wenn es sich nicht eben vor die Möglichkeit stellen will, in dem gegenwärtigen Stadium seines neuen Aufschwunges gänzlich und für immer niedergeworfen zu werden; und Deutschland kann während seines jetzigen Kulturkampfes erst recht keinen Krieg gebrauchen, es müßte denn alle Errungenschaften seine Siege, die zu festigen es erst im Begriff steht, wieder in Frage stellen wollen. Andererseits mag auch wie behauptet wird, zu jener Erscheinung die Börsenspekulation beigetragen haben, in deren Dienst ja leider ein sehr großer Theil der Presse, wenigstens der ganze liberale und reformjüdische Theil derselben steht; jedenfalls ist dieselbe vornehmlich verursacht durch den "Kulturkampf" selber, der nicht nur in Deutschland, sondern weit über dasselbe hinaus die Gemüther mit ungeheurer Erregung erfüllt hat, mit einer Erregung, die vielfach kein klares und sicheres Urtheil mehr zuläßt und darum nothwendig eine unbestimmte Furcht erzeugt. - Was den Besuch des russischen Kaisers betrifft, so meinen wir, daß derselbe, wenn er wirklich eine politische Bedeutung hat, nur der Aufrechterhaltung des Friedens günstig sein kann, da dieser Besuch als eine Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Berlin und St. Petersburg erscheint, und da andererseits Deutschland nie, geschweige denn jetzt, ein Interesse daran haben kann, einen Angriffskrieg zu führen. - In Betreff der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich erwähnen wir noch, daß das bekannte Wort unsers Kaisers an ein Mitglied der französischen Botschaft in Berlin nach St. Petersburg weisen soll, wo französische Wünsche strenge Abweisung erfahren hätten; und daß andererseits das Gerücht mit großer Bestimmtheit auftritt, der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, habe dem Herzog v. Decazes über die Folgen einer Fortsetzung der bisherigen französischen Rüstungen, unter dem Vorwande der Ausführung des Cadresgesetzes, Vorstellungen gemacht.
Die Kaiserliche Admiralität soll sich entschlossen haben, die beiden an der ostasiatischen Küste stationirten größeren Kriegsschiffe durch ein flachgehendes Kriegsfahrzeug zu verstärken, um den räuberischen Angriffen auf fremde Handelsschiffe in den chinesischen Gewässern zu begegnen und den Seeräubern in die Strommündungen und in ihre Schlupfwinkel folgen zu können, zu welchem Zweck Sr. Maj. Kanonenboot "Cyklop" in Kiel ausgerüstet werde.
Das preuß. Abgeordnetenhaus hat schließlich noch in aller Eile das Gesetz über das Vormundschaftswesen und das Klostergesetz angenommen, letzteres mit 243 gegen 89 Stimmen und ersteres ohne Debatte und unverändert. Der Gesetzentwurf betreffend den Ankauf der Pommerschen Zentralbahn und der berliner Nordbahn ist an die Budjetkommission überwiesen worden. So konnte das Haus schon am Dienstag seine Ferien antreten und wird wahrscheinlich erst am 28. Mai seine Sitzungen wieder aufnehmen. Uebrigens ist dem Hause ein Gesetzentwurf über die im Jahre 1876 vor Feststellung des Staatshaushaltsetats zu leistenden Staatsausgaben zugegangen. Danach ist also eine Herbstsession des Landtages nicht mehr zu erwarten.
In Preußen soll eine Verschwörung gegen das Leben des Fürsten von Bismarck wie gegen den Kultusminister Dr. Falk entdeckt sein. Letzterer soll, wie die Kölnische Ztg. berichtet, stets von Kriminal=Schutzmännern in Zivilkleidung begleitet sein.
Wie sehr die neuliche Rede des Fürsten v.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 2]

Bismarck im preuß. Herrenhause die Liberalen erschreckt hat, und wie wenig der Fürst auf diese seine politischen Freunde zählen kann, zeigte sich kürzlich im Abgeordnetenhause, als der Abgeordnete Virchow unter "stürmischem Beifall" mit zynischer Offenheit erklärte: "Täuschen Sie sich darüber nicht, das Bündniß des Herrn v. Bismarck mit dem Liberalismus ist doch nur möglich auf Kosten gewisser Meinungen, welche Herr v. Bismarck hatte. Indem er diese Kosten trägt, lassen wir uns das billigerweise gefallen; wir unterstützen ihn dafür unsererseits.
In Betreff des Klostergesetzes schreibt die (ultramontane) "Germania": "Keine Staatsaufsicht für unsere barmherzigen Schwester! . . . Sollten sie uns auch auf einige Jahre ganz verlassen oder einzeln in den Häusern katholischer Familien ein Asyl aufsuchen müssen, von denen aus sie bloß private Krankenpflege üben.
Der Minister des Innern hat an sämmtliche Bezirksregierungen die Verfügung gerichtet, daß Sammlungen für katholische Geistliche zu dem Zweck, dieselben für die ihnen durch das Sperrgesetz entzogenen Gehälter zu entschädigen, nur mit Genehmigung des Oberpräsidenten sollen stattfinden dürfen.
In Posen stecken schon so viele Geistliche im Gefängniß, daß für mehrere Domherren, welche in Sachen des päpstlichen Geheimdelegaten wieder jede Auskunft verweigert hatten und deswegen gleichfalls beigesteckt werden sollten, kein Unterkommen mehr zu finden war; dieselben mußten wieder entlassen werden. Nach dem Geheimdelegaten ist nun bald ein halbes Jahr von der Polizei mit der äußersten Anstrengung mit allen erdenklichen Mitteln geforscht worden; und das einzige Resultat ist, daß der Staat seine großen Gefängnisse erweitern muß!
Der nach Johannisberg im Oesterreichischen entkommene Fürstbischof von Breslau hat der Polizei eine Arbeit erspart, da er gerade in Sicherheit gebracht werden sollte, als er dieser Fürsorge zuvorkam; doch wird er derselben um so mehr Arbeit machen, da er, wie versichert wird, von Johannisberg aus seine Thätigkeit auch in dem preußischen Theil seiner Diöcese fortsetzen wird , wodurch auch zwischen Preußen und Oesterreich unangenehme Verwickelungen entstehen dürften.
Gegen die Verfügungen des Oberhofmarschallamtes in Wien, nach welcher die hessische Silberkammer als preußisches Eigenthum an den deutschen Botschafter ausgeliefert werden sollte, haben die hessischen Agnaten, wie die Köln Ztg. meldet, Rekurs eingelegt, und die derzeitigen Verwahrer derselben weigern die Herausgabe.
Beim Schiffbruch des "Schiller" sind, wie aus London als nunmehr feststehend berichtet wird, 312 Menschen umgekommen und nur 43 gerettet. Unter ersteren ist auch dei deutsche Konsul in der Havanna, Herr Zach mit Frau und Tochter.
In München ist die Prinzessin Alexandra Amalie ganz plötzlich an einem Gehirnschlage gestorben.
England. Die Herrn Engländer gerieren sich bekanntlich gern als Beschützer des europäischen Friedens und stecken ihre Nase am liebsten in Dinge, die sie nichts angehen. So hat kürzlich Sir Charlos Dilke die Regierung interpellirt, ob die Nachricht begründet sei, daß die deutsche Regierung betreffs der Reorganisation der französischen Armee eine Note an Frankreich gerichtet habe; worauf der Minister Bourke erwiderte: er sei erfreut, kostatiren zu können, daß der Regierung noch heute (Dienstag) Morgen aus Berlin Versicherungen durchaus befriedigenden Karakters zugegangen seien.
Spanien. Die "Epoka," das Organ des spanischen Ministeriums, kündigt an, daß die Regierung in Folge der durch den Krieg veranlaßten großen Aufgaben nicht im Stande sei, die fälligen Zinszahlungen zu leisten. Die Regierung sei übrigens fest entschlossen, den Krieg gegen die Karlisten energisch fortzusetzen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Schlotow, Catharina Maria geb. Jürß, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotocoll sofort in Termine der Präclusiv=Bescheid abgesetzt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 8. Mai 1875.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


In der Nacht vom 2./3. d. Mts. ist die zur Bewährung der Maurinebrücke im Carlow=Pogetzer Wege dienende, 18 Fuß lange und 1 1/2 Zoll im Durchmesser starke Eisenstange gewaltsam losgebrochen und gestohlen worden.
Wir ersuchen hierdurch alle Behörden, sowie Jedermann, uns ungesäumt von einer etwa erlangten Kenntniß der Thäter oder des Verbleibs der Eisenstange qu. Mittheilung zu machen.
Schönberg, den 4. Mai 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


October v. Js. ist zu Schlagsdorf der taubstumme Schuster Joachim Heinrich Planthaber ab intestato gestorben.
Derselbe war am 10. Januar 1814 geboren und der Sohn des Arbeitsmanns Hans Joachim Planthaber zu Gr. Mist und dessen Ehefrau Anna Elisabeth geborenen Dannehl, und hatte unter Curatel des Hauswirths Böttcher zu Thandorf gestanden. Als seine nächsten Intestaterben sind bisher:
1) der Webermeister Hans Joachim Planthaber zu Hohenleuchte, als Vaterbrudersohn, und
2) die verehelichte Arbeitsmann Lohse, Elisabeth geborene Faasch zu Sülsdorf, als Mutterschwestertochter, aufgetreten und haben den stark mit Schulden belasteten, etwas über 300 Mrk. betragenden und sicher gestellten Nachlaß mit der Rechtswohlthat des Gesetzes und Inventars angetreten.
Auf ihren Antrag
I. werden alle Diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht zu haben vermeinen, peremtorisch hiemit geladen, ihre Erbrechte in dem vor uns auf Sonnabend, den 28. August d. J., Vormittags 11 Uhr,
angesetzten Termine anzumelden unter dem Nachtheile, daß die Extrahenten oder die sonst sich Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben angenommen, ihnen als solchen der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll, daß ferner die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen Derjenigen, welche in die Erbschaft getreu, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen;
II. werden zugleich alle Diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an den Nachlaß zu haben vermeinen, zur Anmeldung und urkundlichen Bescheinigung derselben zu dem vor uns auf Sonnabend, den 28. August d. J., Mittags 12 Uhr,
angesetzten Liquidationstermine hiemit peremtorisch unter dem Nachtheile des Ausschlusses und der Abweisung von der Nachlaßmasse geladen.
Schönberg, den 3. Mai 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Auctions=Anzeige.

Am Tage nach Pfingsten, den 18. d. M., Morgens von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeldt hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 aufgemachtes zweischl. Bett mit 4 Kissen und 5 Bettlaken, 1 tannener Koffer, 1 Komode, 2 kleine Schränke, 1 Schiebekarre, 1 Thür, 32 tannene Bretter, Manns= und Frauen=Kleidungsstücke und allerlei Arbeitsgeräthe u. s. w.
Carlow, den 7. Mai 1875.

Struck, Landreiter.     


[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 3]

Auctions=Anzeige.

Am Dienstag den 18. d. M., dem Tage nach Pfingsten, von Morgens 9 1/2 Uhr an, soll im Hause des Bäckers und Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden, als:

Betten, einige Bolzen Leinen, Bettstellen, Tische, Stühle, Borten, eichene Laden, Koffer, Manns= und Frauenkleidungsstücke, ein alter Stall, Küchengeräthe, heeden und flächsen Garn und verschiedene andere Sachen mehr.

Seegert,          
Landreiter.     


Die Verlobung unserer Tochter Sofie mit dem Herrn Adolf Puttfarcken aus Boizenburg zeigen hiermit unsern Verwandten, Freunden und Bekannten ergebenst an.
Rehna, 12. Mai 1875.

H. Jünger und Frau.

Sofie Jünger
Adolf Puttfarken
Verlobte.
Rehna.                                            Boizenburg.


Segelschiff
Echter frischer Gottländ. Kalk
aus dem Schiff Phönix, Capt. Holtmann von Gotland und
echter Portland=Cement
bei                  W. J. Heymanson,
H. 01038 b.                    Lübeck, Trave 300.


Mit einer Sendung ganz neuer Sonnenschirme empfiehlt sich Heinrich Creutzfeldt.

Schönberg 1875.


Allerbestes Wagenfett

aus der Fabrik von Wilhelm Scheel in Rostock, garantirt mit 96-97 % Fettgehalt, in großen Gebinden 20 Mark, in kleinen Gebinden 21 Mark.

Bestes Wagenfett

aus derselben Fabrik, in großen Gebinden 18 Mark, in kleinen Gebinden 19 Mark.

Maschinenöl

in allen Sorten aus genannter Fabrik von 40 Pf. an pro Pfund empfiehlt

Schönberg.                                              H. Duve.


Gefunden am 10. Mai vom Brandenbaumer Chausseehause bis Herrnburg ein Sonnenschirm. Der rechtmäßige Eigenthümer kann ihn in Empfang nehmen bei

M. Soltmann,
Nagelschmiedemeister.

Schönberg, den 13. Mai 1875.


Drains

aus der Ziegelei des Herrn A. Capell, Hammer, sind wieder in bekannter prima Qualität eingetroffen und empfiehlt sich

W. Holldorf in Schönberg.


Petroleum-Kochapparate mit 1, 2 und 4 Flammen empfiehlt
W. Wieschendorff, Klempner in Schönberg.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.   


Lager von
Tapeten, Borden & Rouleaux in neuen geschmackvollen Mustern
empfiehlt               C. Schwedt in Schönberg.


Abhanden gekommen eine Reitpeitsche mit Pferdefuß. Abzugeben gegen Belohnung in der Exped. d. Anzeigen zu Schönberg.


Tüchtige Akkord=Arbeiter finden sofort Beschäftigung bei Segeberg, verdienen 1 Thlr. 5 Sgr. bis 1 Thlr. 12 1/2 Sgr. per Tag.

A. Boine, Bauunternehmer.     


Mit allen Sorten gut gearbeiteter

Seilerwaaren

empfiehlt sich

J. Hagen,
Herrnburg.


10-12 Maurergesellen
finden dauernde Beschäftigung bei gutem Lohn.
Moryc. Wurceldorf,
Maurermeister, Lübeck.


Gesucht zum 1. Mai ein Bursche oder kleiner Knecht in der Färberei von

G. Heller, Lübeck, Beckergrube Nr. 140.


Stahlspaten, Gartenharken,
eiserne und stählerne
Schaufeln
in allen Formen,
sowie deutsche, schweizer und englische
Kohlenplätteisen
empfiehlt               C. Schwedt in Schönberg.


Sey verkaufe aus meiner Brauerei.
C. Schwedt in Schönberg.


Neue Bettfedern
in schöner Waare empfiehlt billigst
Schönberg,                                              August Creutzfeldt.


Conserve Blechbüchsen
mit doppelt hermetisch und Selbstverschluß empfiehlt in fünf verschiedenen Größen
J. Ludw. D. Petersen.


Neue Sendung Sonnenschirme
in schöner Auswahl soeben eingetroffen bei
Julius Schweigmann.
in Schönberg.


Weißen und gelben Ripps,
sowie
weiße und gelbe halbklare Stoffe (neu) zu Sommer= und Ball=Toiletten
empfiehlt
Julius Schweigmann.
in Schönberg.


Fremde Tagelöhner erhalten in dieser Woche auf dem Gute Neuenhagen 30 Schill. Tagelohn.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 4]

Grau u. weißes engl. Leder
in ganz vorzüglicher Qualität zu außergewöhnlichen billigen Preisen empfiehlt
August Creutzfeldt, Schönberg.


Nähmaschinen

verschiedener Systeme aus den renommirtesten Fabriken zu Fabrikpreisen,

Handnähmaschinen vorzüglicher Construction,

ferner Lager von Maschinenöl, Garnen und Seide empfiehlt

Julius Schweigmann in Schönberg.     


E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.


Am 1. Pfingsttage
Grosses Concert
im Boye'schen Garten.

Wozu die Bewohner Schönbergs und der Umgegend freundlichst eingeladen werden.

Abends große Illumination des Gartens.
Entree à Person 25 Pf. Kinder die Hälfte. Anfang Nachmittags 4 Uhr.

Die Vereinsmusiker.     

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.


Am 18. und 19. Mai d. J.,
den beiden Tagen nach Pfingsten, wird bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen

stattfinden, wozu ich meine Freunde und Gönner hindurch ergebenst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten.
1 Satz von 3 Schüssen, auf den nur 1 Gewinn fällt, kostet 1 Mark (Lübeck).

Gastwirth Sterly
in Selmsdorf.


Am 18. und 19. Mai,

beide Tage nach Pfingsten findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach Mobilien statt, wozu ergebenst einladet

J. Lühr,
Gastwirth in Schlagsdorf.
Büchsen werden von mir geliefert.


An den beiden Tagen nach Pfingsten, dem 18. und 19. Mai, wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, wozu ich zu zahlreicher Theilnahme hiedurch freundlichst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen, auf den nur ein Gewinn fällt, kostet 1 Mark.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten.

Gastwirth Tretow
in Demern.


Neue Agenturen

werden für ein überall gangbares respectables Geschäft gesucht. Dasselbe bedarf keiner besonderen kaufmännischen Kenntnisse, ist auch als Nebengeschäft leicht zu führen und wirft sehr gute Provision ab. Offerten sind in der Exped. d. Bl unter den Buchstaben A. B. schleunigst abzugeben.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: 7. Mai dem Maurergesellen Retelsdorf zu Olndorf eine T. - D. 8. dem Assessor von Dewitz hieselbst eine Tochter.

Gestorben: 30. April Wilhelmine Catharina Maria Elisabt Stegmann, Arbtsm.=T. zu Kl. Siemz, 15 Tage alt. -3. Mai Bertha Anna Elisabet Maria Wille, Zimmergesellentochter vor Schönberg, 8 J. 8 M. a. - 4. Joachim Friedrich Julius Dietz, Arbm.Sohn vor Schönberg, 1 J. 5 M. alt. - 7. Anna Maria Arndt, Hausw.frau zu Sabow, geb. Maaß von dort, 46 J. 11 M. a. - Anna Maria Dorothea Elisab. Müller, Böttchermeisterstochter vor Schönberg, 1 M. a. - Hans Joachim Albrecht, unverh. Hirte zu Törpt, 51 J. 10 M. alt. - 11. Johann Heinr. Suhrbier, Arbtsm. zu Rabensdorf, 40 J. a.

Copulirt. 2. Mai Hans Joachim Heinr. Teut von Kl. Walmsdorf, Bäcker zu Lockwisch, und Auguste Magdalene Dorothea Schöning von Stendorf daselbst. - Matthias Heinrich Hundt von Lindow, Schneider hies., und Anna Luise Sager zu Törpt. 9. Hans Jochim Friedrich Vierig von Stove, Arbtsm. zu Olndorf, und Cath. Elis. Staaß das.

Am 1. h. Pfingsttage.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Am 2. h. Pfingsttage.
Collecte für unsern Missionsverein.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 50Pfennig  bis 18 M 60Pfennig.
Roggen15 M 30Pfennig  bis 15 M 90Pfennig.
Gerste14 M 50Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 17 M 70Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat21 M -Pfennig  bis 24 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 - 1,05 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,80 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 - 0,52 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,90 - 1,05 .
Eier 6 - 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,52 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. Mai 1875.


- Die Nachricht, daß vom 1. Juli an keine 10=Thaler=Banknoten vom Publikum angenommen und ausgegeben werden sollen, ist ungenau. Vom genannten Tage an dürfen die Banken nicht mehr ihre 10=Thaler=Banknoten ausgeben, nicht aber das Publikum. Diesem steht es frei, vor wie nach diese Scheine anzunehmen und auszugeben, so lange die Banken ihre Noten einlösen. Erst dann werden diese werthlos, wenn sie durch öffentliche Bekanntmachung zur Einziehung ausgeschrieben sind, und die gesetzte Präclusivfrist verstrichen ist.
- Die beiden Rhein=Kanonenboote "Mosel" und "Rhein" trafen kürzlich am Fischerthor bei Straßburg ein. Die Einrichtung und Ausrüstung dieser kleinen Kriegsfahrzeuge, namentlich die zweckmäßige Verwendung des ganz knapp bemessenen Raumes fanden allgemeine Anerkennung. Die Boote führen in einem drehbaren Panzerthurm 2 12=Centimeter=Hinterlader, zu deren Bedienung o Mann gehören, und sind so eingerichtet, daß sie durch Einlassen von Wasser bis auf halbe Höhe des gepanzerten Raumes versenkt werden können. Der mit 10zölligem Eisenpanzer verkleidete Mittelraum enthält nach vorn Wohnräume, nach hinten 2 selbststängige Maschinen von 80 Pferdekraft.
- Die 29. Hauptversammlung des Gesammtvereins der Gustav=Adolf=Stiftung findet vom 24. bis 26. August in Potsdam statt.
- Ein österreichischer Ulanen=Rittmeister ist - ein sehr seltene Fall - in gleicher Eigenschaft im preußischen Heere angestellt worden.
- In Cassel ist der Circus Carre sammt Restauration und Inventar total niedergebrannt. Der Unternehmer war gerade abzogen. Der Schaden ist groß. -
- Im vorigen Monat hat man in Berlin 450 Bettler aufgegriffen und in Gewahrsam gebracht.
- Man hat schon oft gewarnt, keine Petroleumlampe am Cylinder auszublasen. In Berlin hats eine Frau gethan, die Lampe explodirte und die Frau kam elendiglich ums Leben.
- Der alte Fritz schrieb einmal (1757) im Kriege einen Brief an seinen Bruder Heinrich, der mit den Worten schloß: "Der Brief ist recht lang geworden, aber ich habe keine Zeit, kurz zu schreiben." Dieser alte Herr war also der Meinung, daß eine kurze kräftige Brühe mehr Zeit und Kunst brauche als eine lange Brühe, was noch von manchen anderen Dingen gilt. Vom Kriege schrieb er einmal: "Wer im Kriege das Wenigste dem Zufall überläßt, der ist der Geschickteste," - gerade als hätte er Moltke gekannt. Ferner in einem Briefe an den Fürsten Leopold nach dem Siege von Czaslau: "Die Relation (Bericht) ist von Mir und Nichts gelogen" (vergleiche die deutschen Kriegsdepeschen von 1870). - Gegen seine Offiziere war der alte Herr sehr streng. "Meine Armee ist kein Invalidenhaus; ich kann in ihr nur Leute brauchen, die ihre Devoirs (Schuldigkeit) auf das Vollkommenste zu erfüllen vermögen." Von der Geschichte des 7jährigen Krieges aus seiner eigenen Feder schrieb er: "Ich war das Ich und Mir so satt, daß ich mich entschlossen habe, alles, was mich betrifft, in der 3. Person zu erzählen. Es ist Schwachheit und selbst Feigheit darin, nichts Gutes von seinen Kindern (Thaten) zu sprechen und ihnen nicht die verdiente Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.
- Auch Julius Cäsar beschrieb seine Feldzüge und schrieb: Cäsar schlug die Gallier, und das deutsche Generalstabswerk vom 70er Kriege hälts ähnlich.
- Ein reicher Franzose hat bei Paris einen Teich, in welchem er Blutegel zieht. Von Zeit zu Zeit läßt er ein altes Pferd in den Teich hineinführen, bis es mit dem halben Leib im Wasser steht, und dann befestigen. Die Blutegel saugen dann dem armen Thiere das Blut aus. Der Besitzer nennt das, "dem Pferde die Badehose anlegen." Vorige Woche kam ein altes, treues Pferd an die Reihe, das der einzige 7jährige Sohn des Besitzers als Reitpferd benutzt und sehr lieb gewonnen hatte. Der Knabe vermißte das Thier, fand es nach langem Suchen im Teiche angebunden und suchte es zu befreien. Er verlor aber bald den Grund unter den Füßen und hielt sich an der Mähne seines Lieblings fest. Abends erst vermißte man den Knaben und fand ihn noch lebend im Teiche bei seinem Pferdchen, aber auch er trug die furchtbare Badehose, er war über und über bedeckt mit Blutegeln und eine Stunde, nachdem man ihn befreit, war er eine Leiche.


Hans Unruh und Franz Wohlgemuth,
oder
Wie die Aussaat, so die Ernte.
Eine Erzählung aus dem Hamburgischen Volksleben.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 38 Seite 6]

Hans Unruh und Franz Wohlgemuth,
oder
Wie die Aussaat, so die Ernte.
Eine Erzählung aus dem Hamburgischen Volksleben.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD