No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Februar
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 1]

Publicandum.

In Gemäßheit der Verordnung vom 6. August 1873, betreffend die Heranziehung der Ersatz=Reservisten erster Classe zum Classifications=Geschäft - Armee=Verordnungsblatt Nr. 21 pro 1873 - wird hiedurch darauf hingewiesen, daß diejenigen

Ersatz=Reservisten I. Classe,

welche auf Grund ihrer häuslichen Verhältnisse für den Fall einer Mobilmachung zurückgestellt zu sein wünschen, sich mit ihren Gesuchen baldigst, jedenfalls noch vor dem Beginn der diesjährigen Musterung, an ihre resp. Ortsbehörden zu wenden haben und in dem Classificationstermine, welcher demnächst im Anschluß an das Musterungsgeschäft anberaumt werden wird, erscheinen müssen.
Die Ortsvorsteher werden aufgefordert, diese Bekanntmachung möglichst zur Kenntniß der Betheiligten zu bringen und den §. 4 der Bestimmungen über Classificirung der Reserve= und Landwehr=Mannschaften rücksichtlich ihrer häuslichen und gewerblicher Verhältnisse - officieller Anzeiger Nr. 19 pro 1868 - auch rücksichtlich der Ersatz=Reservisten I. Klasse zu befolgen.
Schönberg, den 29. Januar 1875.

Der Civil=Vorsitzende der Kreis=Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
In Vertretung:
F. v. Dewitz.


Wir werden um Aufnahme des folgenden Artikels ersucht:

Zur Ratzeburger Verfassungsfrage.

Aus dem Reichstage. Außer der Petition aus Mecklenburg=Schwerin um Aufnahme des bekannten Verfassungsparagraphen welcher bei der Verhandlung im Reichstage über den den gleichen Gegenstand bezielenden Antrag der Mecklenburgischen Abgeordneten erledigt wurde, war auch noch eine Petition von Bürger= und Bauer=Deputirten des Fürstenthums Ratzeburg eingegangen, die den Reichstag ersuchte, die ihm angemessenen Anträge beim Bundesrath zu stellen, damit dem Fürstenthume im Wege der Vereinbarung zwischen der Großherzoglich Mecklenburg=Strelitz'schen Regierung und den von der Bevölkerung gewählten Vertrauensmännern eine wirkliche Verfassung zu Theil werde.
Petenten führten dabei aus, daß die verfassungslosen Zustände des Fürstenthums nach wie vor fortbeständen; der größere Theil der nach der V.=O. vom 9. November 1869 gewählten Vertreter verweigerten jede Theilnahme an der durch jene Verordnung geschaffenen Landesvertretung und verhinderte dadurch die Beschlußfähigkeit derselben, weil sie in jener von Großh. Regierung oktroyrten Verfassung nur eine Scheinverfassung erblickten, die in keiner Weise den gerechten, vom Bundesrathe anerkannten Forderungen der Ratzeburger Bevölkerung entspreche. Um nun ihrerseits Alles beizutragen, damit den unbefriedigenden Zuständen des Landes ein Ende gemacht und der lange gestörte Friede wieder hergestellt werde, hätten Petenten am 23. April 1873 der Großherzogl. Regierung einen Verfassungsentwurf mit der Erklärung unterbreitet, daß durch eine Vereinbarung auf solcher Grundlage nie eine den Wünschen der Bevölkerung entsprechende Verfassung herbeigeführt werde. Auf diesen Vortrag sei aber seitens der Großh. Regierung eine Antwort überall nicht erfolgt.
Als über die Eingangs erwähnte Petition aus Mecklenburg=Schwerin in der Petitions=Kommission verhandelt wurde, kam in Anregung auch die Ratzeburger Petition, ohne daß über dieselbe in der Petitions=Kommission Vortrag gehalten, bei der Verhandlung über den Antrag der Mecklenburgischen Abgeordneten kurz zu erwähnen und beim Reichstage zu beantragen, daß auch die Ratzeburger Petition durch die Beschlüsse des Hauses über jenen Antrag erledigt sei. Hierzu möchte sich die Kommission aber nicht verstehen, schon weil die Petition der Ratzeburger, ihrer Schlußbitte nach, nicht ohne weiteres mit dem Antrage der Mecklenburger Abgeordneten zusammenfiel; dann aber wollte die Commission jene Petition eine eingehendere Erörterung zu Theil werden lassen; sie verwarf daher den Antrag, dieselbe in der gedachten Weise zu erledigen. Bei der so sehr überhäuften Arbeit in dieser Session und der überaus knapp bemessenen Zeit ist es aber zu der gewünschten ausführlichen Behandlung der Ratzeburger Petition nicht gekommen. Dem Schicksale derselben in einer künftigen Session ist hiermit aber in keiner Weise präjudicirt.


- Die wichtigen, in das Leben des deutschen Volkes tief eingreifenden Gesetze des soeben geschlossenen Reichstages werden in allen Kreisen viel zu erörtern, zu überlegen und zu ändern geben. Das Civilehegesetz mit seinen Standesämtern schafft für Tausende von heirathslustigen Paaren erst die Möglichkeit der Vereinigung, bringt die verschiedenen Glaubensgenossen einander näher und versetzt jeden Einzelnen in die Nothwendigkeit, sich bei Trauung, Taufe, Scheidung oder Todesfall in der Familie zu entscheiden, ob er die kirchlichen Anforderungen erfüllen, übersehen, verweigern oder äußersten Falls den Austritt aus der kirchlichen Gemeinschaft erklären will. Die Geistlichkeit ist durch die Einbuße an Stolgebühren persönlich betroffen, während die Gestaltung und Wirksamkeit des gesammten geistlichen Amts in mancher Hinsicht eine andere werden wird. Die Uebergangszeit bis zu dem Augenblicke, in dem sich das Volk an die neuen

[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 2]

Standesämter gewöhnt und das neue Verhältniß zur Geistlichkeit begriffen haben wird, kann manche Unsicherheit und Verwirrung in dem gegenseitigen Verhältniß herbeiführen. - Und dann - fällt irgend etwas in der Welt vor, was eine Mobilmachung befürchten läßt, so wird das neue Landsturmgesetz für das deutsche Reich in Millionen Häusern und Hütten noch weitern Anlaß zum Nachdenken und Stoff zu ängstlichen Fragen geben. "Muß der Vater noch in den Krieg ziehen?" werden die Kinder des ausgedienten Landwehrmannes besorgt fragen, und die Frage wird weiter getragen werden an die Ortsbehörden und an gesetzeskundige Leute, welche eben nur mit einem "vielleicht" oder "wir wollen es nicht hoffen" antworten können. Der deutsche Kaiser wird, wie wir vertrauen können, nur in der höchsten Gefahr des Vaterlandes von der Einberufung des Landsturms Gebrauch machen. - Das Reichsbankgesetz hängt mit seiner Noten=Contingentirung der industriellen Spekulation den Bordkorb des Credits beträchtlich höher. Finanzminister Camphausen trat in einer Art Bußpredigt als wirthschaftlicher Lehrmeister Deutschlands auf und forderte von der neuen Zeit, daß fleißiger gearbeitet, mehr gespart und weniger gezahlt werde. Das klingt hart, berührt aber richtig verstanden und gewürdigt ein Grundübel unserer wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände.
Der Reichstag hat von 40 Vorlagen 28 erledigt, er hat 153 Commissions=, 73 Abtheilungs= und 57 Plenarsitzungen gehalten; Petitionen sind 1172 eingegangen, von denen nur ein Theil erledigt werden konnte. Kaiser Wilhelm hat dem Reichstag (durch den Präsidenten Delbrück) für seine hingebende Thätigkeit den lebhaftesten Dank aussprechen lassen.
- Der deutsche Reichstag hat am 30. Januar das Bankgesetz in 3. Lesung angenommen und ist dann - nach vielen schwierigen und wichtigen Arbeiten durch kaiserliche Botschaft geschlossen worden.
- Einer der populärsten Abgeordneten im Reichstag ist Herr Valentin, der Reichsschlußmacher. Sein Beruf ist es, den Reichstag von der ungemessenen Redelust mancher Reichsboten zu befreien und ihn von der Langweiligkeit mancher Debatte zu erlösen. Es gehört dazu guter Blick, Schick und Takt. Wenn ein Redner nach dem üblen Eingange: "Nur wenige Worte", die erste halbe Stunde seines Rednergusses hinter sich hat, wenn eine Debatte sich in endlose Ferne hinzuziehen droht, dann richten sich alle Blicke sehnsuchtsvoll nach Herrn Valentin, der auf den hinteren Bänken der Nationalliberalen sitzt und schmunzelnd bemerkt, daß man eine rettende That von ihm erwartet. Endlich erhebt er sich, doch das Schicksal für die eifrigen Redner in der Gestalt des Herrn Valentin schreitet nicht schnell. Sehr behäbig nähert er sich den Häuptern des Fortschritts: ein Nicken stummer Zustimmung; denn man weiß, was er will. Bei den Nationalliberalen derselbe Vorgang; beim Centrum, wenn nicht gerade einer der lieben Ihrigen die Rednerbühne erschüttert, desgleichen. Endlich gelangt er bis zur äußersten Rechte des Grafen Moltke, der als Schweiger von Beruf selten etwas dagegen hat, endlose Reden abzukürzen. Zuletzt nähert er sich dem Präsidenten; aus der Brieftasche zieht er einen der 200 mit "Ich beantrage Schluß der Debatte" bedruckten Zettel hervor, die ihm zu Weihnachten verehrt worden sind. Präsident v. Forkenbeck hat schon längst das Lachen mit Mühe zurückgehalten, er steht auf und ruft: Es ist ein Antrag auf Schluß der Debatte gestellt! Das Haus stimmt zu und die unerbittliche Parze Valentin hat dem unglücklichen Redner den wohlgedrehten Faden abgeschnitten.
- Das 7te Heft des preuß. Generalstabswerkes über den deutsch=französischen Krieg von 1870 ist erschienen. Marschall Mac Mahon wird es mit besonderem Interesse studiren; denn es schildert die geniale Schwenkung der deutschen Heere von Westen nach Norden, die zur Schlacht von Sedan und zum Napoleonsfang führte. Diese Schwenkung zweier großer im Marsch begriffener Heere wird so leicht Niemand dem alten Moltke nachmachen.
- Es geht jetzt mit Ernst daran, das Zeughaus in Berlin in eine Ruhmeshalle für die preuß. Armee umzuwandeln. Der Kaiser selbst ist sehr für diese Idee eingenommen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Rademachers Johann Badstein daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem bezeichneten Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstag, den 22. April d. J., Vormittags 11 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Januar 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Vom 1. Februar c. ab decken auf der Beschälstation Schönberg die Großherzoglichen Landbeschäler

Y. Lucullus, Fuchshgst., v. Lucullus a. e. Ivenacker Stute.
Norfolk, dbr. Hgst., v. Y. Rustic, M. Romeo.
Y. Mambrino, dbr. Hgst., v. Mambrino a. e. meckl. Stute.
Pribislav, rothbr. Hgst., v. Comet a. d. Diana
zu den erhöhten Normalpreisen von 15. M. resp. 10 M. und 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) Stallgeld an den Gestütsdiener; jedoch haben die Herren Gutsbesitzer Pächter etc. 3 M. Stallgeld zu zahlen.
Neustrelitz, den 19. Januar 1875.

Großerzogliches Marstall=Amt.
D. von Bülow.


Verpachtung.

Am Montag den 8. Februar d. J., Vormittags 11 Uhr, soll im Kruge zu Lüdersdorf die der Schmiede=Wittwe Schütt zu Wahrsow gehörende Wiese und das derselben zuständige Ackerstück öffentlich meistbietend auf 6 hintereinander folgende Jahre verpachtet werden. Die Bedingungen werden vor der Verpachtung begannt gemacht.
Kutzbach, Landreiter.     


Ich suche zu Ostern d. J. einen mit guten Zeugnissen versehenen

Pferdeknecht

Lohn pro Jahr 240 Mark.
Ratzeburg.

A. Glamann.
Mühlenbesitzer.


Warnung.

Alles Fahren und Reiten in dem Fußsteige zwischen dem sogenannten Herrengarten und dem von mir gepachteten herrschaftlichen Acker, sowie alles Gehen von Unbefugten über meinen Acker nach dem Hasselholze, ferner das Grand und Sandgraben am sogenannten Brahmberge, sowie aus den Quellen am Bergabhange meines Ackers, unmittelbar am Ufer des Ratzeburger Sees, verbiete ich hiemit, und werde dabei Betroffene mit unnachsichtlicher Strenge der betreffenden Behörde zur Bestrafung anzeigen.
Bäck im Januar 1875.

H. Spolert.     


Schüler, die die hiesige Schule besuchen sollen, finden zu Ostern freundliche Aufnahme. Wo? zu erfragen in der Exped. d. Bl.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 3]

Todes=Anzeige.

Nach längeren schweren Leiden starb gestern Abend 11 1/2 Uhr

Herr Oberförster Danckwarth

hierselbst im Alter von 69 Jahren.
Tief betrauert von den Hinterbliebenen.
Schönberg i. M., den 3. Februar 1875.


Zu verkaufen ist eine fast neue, sehr gute Kornsäemaschine auf dem Hofe Römnitz bei Ratzeburg.


1 oder 2 Knaben vom Lande, die zu Ostern die hiesige Schule besuchen sollen, können noch Unterkunft finden unter günstigen Bedingungen bei

Carl Rahn sen.
Schönberg, kalten Damm.


Hülfesuchenden & Kranken senden wir unentgeltlich und franco die Schrift: Sichere und gründliche Heilung aller Krankheiten auf naturgemäßen Wege. 20. Auflage.

H. Mundschwitz & C. Niebäcker.
Buchdruckerei in Braunschweig.


Wichtig für Alle!
Als untrüglicher Beweis
sende ich Kranken und Leidenden auf portofreies Verlangen unentgeltlich und franco den Gratis=Auszug meiner großen Brochüre (29. Auflage):
Die einzig wahre
Naturheilkraft.
Derselbe bietet: Tausendfach bewährte Hülfe u. Heilung bei allen Krankheiten, selbst in d. schwierigst. Fällen (auch bei Geschlechtsleiden).
Gustav German in Braunschweig.
Gratis!


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Ein Schornsteinfegergeselle
gesucht auf dauernde Arbeit von
F. Hoppe, Schornsteinfegermeister
in Kiel in Holstein.


Ein Mädchen,

das gut milchen kann, wird auch zu Ostern gesucht, gutes Zeugniß erforderlich. Lohn 135 Mark.
Ratzeburg.

A. Glamann.
Mühlenbesitzer.


Zu vermiethen:

2 Stuben, 2 Schlafstuben, Küche, 1 Speisekammer, 1 Abseite, Keller und Stallplatz.
Das Nähere in der Exped. der Anzeigen.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat Schuhmacher zu werden, wolle sich melden bei

D. Böttcher
in Ratzeburg.


Mecklenb. Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin

schließt Lebens=Versicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlagen, Dahrlehns und alle sonstigen Geld=Incasso=, Bank= und Commissionsgeschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebensversicherungen, der Leibrenten=Versicherungen und für Spar=Bank sind bei derselben unentgeltlich zu. entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Agentur Rehna.
A. Wengler.


Zu dem am Montag den 8. Februar stattfindenden
Maskenball
erlaube mir das geehrte Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst einzuladen.
Anfang präcise 7 Uhr.

Billets zu numerirtem Sperrsitz a 20 Schilling (Mecklenburg), Gallerie 12 Schilling (Mecklenburg), Maskenbillets 16 Schilling (Mecklenburg), sind vorher bei Herrn J. Schweigmann und bei mir zu haben. - Maskenbillets werden an der Casse gar nicht ausgegeben, sondern sind nur von Herrn J. Schweigmann oder von mir vorher zu beziehen.

Ergebenst

J. Köster, Wwe.     


Bis zum 15. Februar
Ausverkauf
von
seidenen und wollenen Kleiderstoffen, Confection u. s. w. u. s. w.
bei
August Raspe, Lübeck.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 4]

Die Delicatessen=Handlung
von
H. Dittmer in Lübeck,
Trave bei der Holstenbrücke 372.

empfiehlt ein reichhaltiges Lager von allen Arten Delicatessen, Conserven, Südfrüchten, Caviar, Anchovis, Sardellen u. d. m.

Wiederverkäufer erhalten angemessenen Rabatt.
Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.


Warner & Bierstedt,
Leinenhandlung, Lübeck, Klingberg 924.
empfehlen ihr Lager von
Leinen, Tisch= und Bettzeugen, fertigen Betten, Matratzen, wollenen Schlaf= und Steppdecken
übernehmen Anfertigung von
Tisch=, Leib=, Bettwäsche, vollständige Brautausstattungen und Schiffseinrichtungen. - Dunen- u. Bettfedernhandlung.


Geschäfts-Eröffnung.
L. Cordes
791. Breitestraße 791 in Lübeck,

erlaubt sich, sein neu eingerichtetes Geschäft von

Thee, Chocoladen, Marzipanen, Zuckerwaaren und Bisquits

einem hochgeehrten Publikum Lübecks und Umgegend ergebenst zu empfehlen.

Preiscourante werden gerne franco übersandt.
Lübeck, den 23. Januar 1875.


Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
Bis Ende Februar
von allen Artikeln des reichhaltigen Lagers besonders auch schwarze und couleurte Seidenstoffe.


Roggen= und Weizenkleie

hat zu verkaufen

H. Vielhaack,
Bäckermeister in Schönberg.


Zu Ostern suche ich einen kräftigen
Laufburschen.
Dom=Apotheke, Ratzeburg.
                 Th. Herold.


Zu Ostern d. J. wird ein

Mädchen,

welches etwas kochen kann, in Hausarbeit und Garten nicht ganz unerfahren ist, gegen hohen Lohn gesucht.
Zu erfragen in der Expedition dieser Zeitung.


Zu Ostern oder später kann unter günstigen Bedingungen ein junger Mann als Lehrling bei mir eintreten.

C. Petersen,
Apotheker in Fürstenberg.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 21. Jan. dem Arbm. Jacobs vor Schönberg eine T. - D. 22. dem Zieglergesell Niemann vor Schönberg ein S. - D. 25. dem Schulzen Borchert zu Raddingsdorf eine T. - D. 27. dem Weber Joh. Klodt hieselbst ein S. - D. 27. dem Hauswirth Freitag zu Kl. Siemz ein S. - D. 30. Ein unehelicher S. vor Schönberg. - D. 2. Febr. dem Arbm. Kähler zu Torriesdorf ein S.

Gestorben: D. 22. Jan. Johannes Joachim Heinrich Georg Kahl, Eisenbahnwärters Sohn zu Lockwisch 1 J. 3 M. alt. - D. 23. Hans Heinrich Freitag, Zimmergesell zu Rupensdorf, 40 J. 2 M. alt. -D. 24. Catharina Elisabet Bartels, Brodträgers Frau zu Westerbeck, geb. Bade von Herrnburg 47 J. alt. - D. 26. Anna Pape, Arbeitsmanns=Frau hieselbst. geb. Oldenburg von hier, 69 J. alt. - D. 26. Jochen Heinrich Retelsdorf, Hauswirth zu Ollndorf, 76 J. 8 M. alt. - D. 31. Gustav Heinrich Theodor Creutzfeldt, Goldschmied hieselbst, 31 J. 3 M. alt. -. D. 31. Ann Elsch Maak, unverheir. Hauswirthin zu Kl. Siemz 79 J. 6 M. alt. - D. 2. Februar Carl Georg Adolf Danckwarth, verwitt. Oberförster hieselbst, 68 J. 9 M. alt.

Copulirt: D. 29. Januar Johann Grevsmühl von Sülsdorf, Maurergesell, bisher zu Retelsdorf, künftig zu Petersberg, und Anna Maria Mette zu Petersberg.

Proclamirt: Hans Jochen Heinrich Maaß von Ollndorf p. t. hieselbst, angehender Arbeitsmann zu Neuwelt bei Kronskamp, und Catharina Elsabe Holst daselbst.

Sonntag, den 7. Februar.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,97 - 1,12 .
Hasen das Stück M3,60 .
Enten d. S. M2,40 - 3,00 .
Hühner d. St. M1,35 - 1,80 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Spickgans d. St. M2,25 - 3,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,37 - 0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,90 - 1,05 .
Eier 4 - 5 St. für M0,36 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 3/4 - 18Mark - Pfennig
Roggen14 1/2 - 15Mark 30 Pfennig
Gerste16 - 16Mark 80 Pfennig
Hafer17 - 17 Mark 50 Pfennig
Erbsen16 1/2 - 19Mark 25 Pfennig
Wicken - Mark - Pfennig
Buchweizen14 3/4 - 15Mark 75 Pfennig
Winter=Raps - Mark-Pfennig
Winter=Rübs. - Mark-Pfennig
Schlagleins.21 - 22Mark20 Pfennig


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. Februar 1875.


Die Hundertpfundnote.
Erzählung von Guido Weiß.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 11 Seite 6]

Die Hundertpfundnote.
Erzählung von Guido Weiß.
[Fortsetzung.]


- Der Generalpostdirector Stephan hat vorläufig auch die Leitung des deutschen Telegraphenwesens übertragen bekommen; man sagt, Post und Telegraphie würden dauernd in seiner Hand vereinigt werden.
- Graf Krekenbeck hat sich das Verdienst erworben, das Landgut Te Munt in Holland zu kaufen, um es zu einer Zufluchtsstätte für ausgewiesene Geistliche zu machen.
- Aus Shangai bat die "Times" am 25. v. M. die betrübende Nachricht erhalten, daß der Kaiser von China mit Hinterlassung eines erst 5 Jahre alten Thronfolgers gestorben ist.
- Eine deutsche Colonie von etwa 70 Seelen bevölkert seit 1862 Robinson Crusoes Insel im südlichen Stillen Ocean. Es fanden sich dort große Heerden von Ziegen, 30 halbwilde Pferde, etwa 60 Esel und eine Anzahl anderer Hausthiere vor. Die Ansiedler brachten Kühe, Schweine, Hühner, Ackerbaugeräthschaften, kleine Boote und Angelgeräthe mit und befinden sich nach Umständen wohl. Es muß einen eigenthümlichen Reiz gewähren, in einem deutschen Hause an Ort und Stelle, die abenteuerlichen Erlebnisse des ehemaligen Gebieters der Insel in der Erinnerung vorüberziehen zu lassen.
- In Minden ist ein Einjährig=Freiwilliger vom 55. Infanterieregiment - ein Hamburger - desertirt. Es soll der erste Fall in der preußischen Armee sein.
- Der kühne Nordpolfahrer Julius Payer in Wien, der bekanntlich wegen einer Zurücksetzung aus seiner militärischen Stellung ausgeschieden ist, wurde von der geographischen Gesellschaft zum Secretair mit einer ansehnlichen Besoldung ernannt.
- In den letzten Tagen dieses Monats wurden für 625,000 Pfund Sterling Gold aus Australien nach Europa eingeschifft.
- In den Hauptstraßen in London werden schon seit einer Woche Schlüssel= und Glockenblumen und Veilchen verkauft, hie und da sogar Lilien und Goldlack. Der Blumenhandel macht einen gar erfreuenden und erfrischenden Eindruck in dem ruhelosen Straßengewühl.
- Zu größter Vorsicht in Militairsachen mahnt folgender Fall. Ein junger Mann hatte eine Frau genommen und in Görlitz eine Tabakhandlung errichtet. Da wird er zur Polizei geladen und erhält den Bescheid, daß seine Militärpapiere nicht ganz in Ordnung seien. - Nicht in Ordnung? Ich habe mich dreimal, zuletzt 1872, bei der Kreisersatz=Commission gestellt und bin wegen allgemeiner Körperschwäche zur Ersatz=Reserve 2ter Classe geschrieben worden, Ich bin also frei! - Nein, Sie haben keinen Ersatz=Reserveschein und haben es versäumt, sich auch bei der Departements=Ersatz=Commission zu stellen. Das müssen Sie nachholen und sich noch einmal bei dieser untersuchen lassen. - So geschah es und diese erkannte ihn für hinlänglich gekräftigt, um zu dienen. Er wurde nach Posen gebracht und dort als Rekrut eingestellt, seine Frau blieb bekümmert in Görlitz zurück und das Geschäft konnte nicht eröffnet werden. An allem ist die Unkenntniß der Bestimmung schuld, daß erst nach einer 3maligen Gestellung auch vor der Departements=Ersatz=Commission den gesetzlichen Anforderungen Genüge gethan ist. Der junge Mann hatte sich nicht absichtlich der Hauptgestellung entzogen, er war vielmehr der Meinung, er habe seine Pflicht vollständig erfüllt. Da er bei der 3ten Stellung vor der Kreisersatz=Commission zu schwach befunden wurde, so wäre er wahrscheinlich auch bei der bald nachher zusammentretenden Departements=Ersatz=Commission als dienstunfähig erklärt worden; er hatte sich ihr aber aus Unkenntniß nicht gestellt. Also peinliche Sorgfalt bei Regelung der Militairdienstsachen!
- Das Verdeck eines Omnibus in Paris bestieg ein seltsam aussehender Mann, der seinen Platz einnahm und von furchtbaren Schmerzen gepeinigt schien. Auf die Fragen der Mitfahrenden gab er keine Antwort, plötzlich stürzte er wie rasend auf den Kutscher zu und brachte diesem eine tiefe Bißwunde bei. Der entsetzlichste Schrecken bemächtigte sich der Passagiere, sie versuchten den Kutscher von seinem Opfer zu befreien, indeß vergebens. Endlich erschienen einige Sicherheitswachleute, welche vor allen Dingen den Passagieren zuriefen, ihre Plätze zu verlassen. Als dies geschehen war, drangen sie selbst auf den Wüthenden ein, und nach einem Kampfe von einer Viertelstunde gelang es den drei Männern, ihn zu bändigen und zu binden. Er wurde nach einem Spital gebracht, wo der Arzt ihn sofort nach kurzer Untersuchung für tollwüthig erklärte; nach wenigen Stunden war er unter den wahnsinnigsten Schmerzen gestorben. Die Wunde des Kutschers wurde sofort ausgebrannt. Ehe er den Kutscher angefallen, hatte der Unglückliche sich schon selbst ein Stück Fleisch aus dem Arme gebissen; wie er zu dem Bisse eines tollen Hundes gekommen, hat nicht festgestellt werden können.
- Der Mörder Freuth, der einen Handelsmann im Eisenbahnwagen ermordet hatte, ist in Olmütz hingerichtet worden. Er starb, möchte man sagen mit einem Hoch auf den Kaiser , der sein Todesurtheil bestätigt hatte. Eine halbe Stunde vor seinem Tode schrieb er auf einem Blatt Papier: Gott beschütze Kaiser Franz Joseph mit seiner glorreichen Familie, der meine That, die ich noch in letzter Minute bereue, gerechtmäßig strafte." Zwei Wiener Aerzte sind nach Olmütz gereist, um das Gehirn Freuths zu untersuchen.


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