[ => Original lesen: 1874 Nr. 91 Seite 1] - Die Elsasser haben sich im Reichstage hören lassen, sie klagen namentlich über die deutsche Münzverwirrung, unter welchen sie als Nachbaren und Geschäftsfreunde die Franzosen und Schweizer noch mehr als wir andern Deutschen zu leiden haben. Wunderbar war, daß der Prior eines Klosters über diese weltliche Calamität zu reden wußte wie der gewiefteste Finanzmann. Ihr Freund Sonnemann aus Frankfurt konnte ihnen diesmal nur den Rath geben, Ihr müßt die Münzcalamität durchmachen wie wir andern auch, es geht vorüber. Aus allem zeigt sich, daß die Elsasser von der berühmten rauhen preußischen Jacke - denn von dieser und nicht von der deutschen sprechen sie immer - bis jetzt nur das Jucken empfinden.
- Das gute deutsche Reich giebt Brautleuten, die sich civiliter trauen lassen wollen, noch eine Prüfungszeit, ob sie sich ewig binden wollen. Im Reichstage fragte Abgeordneter Herz aus Bayern die Minister, ob der Gesetzentwurf über die Einführung der Standesbeamten und der Civilehe noch in dieser Sitzungsperiode vorgelegt werden würde. Minister Delbrück antwortete kühl bis ans Herz hinan, beschäftigt werde das Gesetz. Näheres aber könne er nicht sagen. Das heißt zu deutsch: Die Sache eilt nicht, sie eilt nicht für das deutsche Reich, weil man sich bei der betr. Einführung in Preußen aus politischen Gründen vielleicht übereilt hat. Man hat in Preußen mancherlei Erfahrungen gemacht, die man nicht zu erfahren wünschte z. B. daß sich weniger Leute kirchlich trauen lassen, als man berechnet hatte. Man muß die Geistlichen für den Ausfall zahlreicher Trauungen und Taufen resp. der Gebühren für dieselben entschädigen und dies in dem Gesetz aussprechen. Sie können den Ausfall nicht ertragen und haben ein Recht auf ausreichende Entschädigung.
- Die Haft des Grafen Arnim ist wieder aufgehoben.
- Aus Dresden erfährt man, daß die Regierung künftig nicht mehr Erlaubniß geben wird zur Verbrennung menschlicher Leichnahme; in den früheren Fällen habe sie nur die Gelegenheit zur Anstellung wissenschaftlicher Forschungen nicht abschneiden wollen. Die Liebhaber des Feuertodes werden sich nach Zürich wenden müssen.
- Fürst Bismarck scheint auf die Güter dieser Welt einigen Werth zu legen. Zu seinem kleinen Stammgut Schönhausen, wo er als "toller Bismarck" hauste, erwarb er nach 1866 die große Herrschaft Varzin und nach 1870 das noch größere Gut Friedrichsruh in Lauenburg. Zu Friedrichsruh hat er soeben die Nachbargüter Sylk und Schönau, von je 1000 und 800 Morgen hinzugekauft, nur um sich abzurunden, so daß er jetzt an jedem Finger seiner Hand ein Gut hat. Die ganze Welt weiß ja, wie er sich aufs Abrunden versteht, seit er 1866 Preußen und 1870 Deutschland abgerundet hat.
- In Spanien sind selbst die Heiligen vor Kühnen nicht mehr sicher. In dem Dom von Sevilla ist das weltberühmte Altarbild von Murillo, das den heiligen Antonius darstellt, über Nacht verschwunden, nicht das ganze Bild, sondern nur der Heilige, er ist aus seiner unheiligen Umgebung sauber herausgeschnitten worden. Der kunstfertige Dieb muß, abgesehen von den Wärtern, mit den zwei bissigen Hunden, welche Nachts die Kirche bewachen, auf gutem Fuß gestanden haben. Der Werth des Bildes wird auf eine Million Thaler geschätzt. Man denkt daran, Kaulbachs heilige Arbues an Antonius Stelle zu setzen.
- Die Orleans in Frankreich sind so schlau wie die Jesuiten. Weil sie dem Wetter nicht trauen nehmen sie große Capitalien auf ihre Güter auf. Wer ihnen dann einmal ihre Güter nimmt, nimmt auch ihre Schulden und sie klimpern mit dem Geld in der Tasche.
- Kaiser Wilhelm wäre neulich in Ohlau beinahe sitzen geblieben. Er stieg dort allein aus dem Eisenbahnwagen, um Beamte und Offiziere auf dem Bahnhofe zu begrüßen, und während er noch sprach, pfiff es und der Zug fuhr fort. Der Kaiser lief eine gute Strecke nach, bis der Zug hielt und ihn aufnahm.
- Berlin hatte bis zum Jahre 1848 nur drei politische Zeitungen: die Staatszeitung, die Vossische und die Spener'sche Zeitung; jetzt hat es deren nahezu ein halbes Hundert.
- In Eisenach haben vorige Woche zahlreiche Vertreter deutscher Burschenschaften getagt; es scheint sich um eine Einigung dem Corps gegenüber zu handeln.
- Die Schiffszimmerleute und Tischler in Bremerhaven haben die Minderung ihres Lohns um 5 Groschen täglich (für den Winter) eingewilligt und arbeiten wieder.
- Der Postverwaltung in Berlin sind in kurzer Zeit 180 Pferde an der Rotzkrankheit gefallen.
- Die Trichinenepidemie, welche Mitte September in Neustadt a. d. Orla und Umgegend ausgebrochen und circa 47 Erkrankungen hervorgerufen hatte, ist in ihrem Verlaufe zwar nicht besonders gefährlich, aber doch höchst schmerzhaft gewesen. Anfangs Verdauungsstörungen, Erbrechen, Diarrhöe, dann furchtbare Gliederschmerzen, Anschwellung aller Muskeln, besonders der Augenlider und der Zunge, Wassersucht und schreckliche Entkräftung, dazu Aufliegen - das alles mußte jeder Kranke durchmachen und hatte von Glück zu sagen, wenn er mit dem Leben davon kam. Lasse man sich doch ja gewarnt sein! Auf den Dörfern sind zwar keine Trichinenbeschauer angestellt (als ob die Städter allein daran krank werden könnten), so schaffe man sich ein hinreichendes Mikroskop und lerne selbst untersuchen und - dran glauben! oder noch sicherer: man esse nie rohes oder nicht ordentlich durchgekochtes und durchgebratenes Fleisch!
- In Leipzig ist Heinrich Brockhaus, der Chef der weltbekannten Buchhandlung, gestorben.
- Auf dem Thüringer Wald hat Frau Holle die Betten gewaltig geschüttelt: Berge und Thäler sind seit ein paar Tagen mit tiefem Schnee bedeckt und die Schlittenfahrten klingeln lustig darüber hin. Viele aber wünschen diesmal, daß der Schnee zu Wasser werde, an welchem es gewaltig fehlt. - Auch in der innern Schweiz, z. B. in Appenzell, starker Schneefall. - In Schönberg zeigte das Thermometer am 19. Morgens 7 Uhr, 1,5° Kälte.
- Nach der Illustr. Zeitung steht es fest, daß
[ => Original lesen: 1874 Nr. 91 Seite 2]die Bettwanze (wie die Zigeuner) aus Indien stammt und mit dem Menschen fast über die ganze Erde gewandert ist. Im 11. Jahrhundert zeigte sie sich zuerst in Straßburg. Mit den Betten der vertriebenen Hugenotten kam sie nach London, wo sie bis dahin unbekannt war.
- In Paris wurde jüngst ein Nürnberger Eierlein (eine Taschenuhr aus der Zeit ihrer Erfindung) um den Preis von 12,450 Francs verkauft. Dasselbe trug den Namen Peter Hele anno 1503 und war wahrscheinlich das einzige Stück in Frankreich.
- Der "Allg. Ztg." wird aus Paris vom 9. d. geschrieben: Der ungarische Honvedlieutenant, Hr. Lubowitz, der die kühne Wette gemacht hatte, er wolle auf demselben Pferde von Wien nach Paris reiten, hat glänzend gewonnen. Er langte am 9. 5 Minuten vor 10 (die Wette lief um 12 Uhr ab) an der Barriere du Trone an, wo er von den Mitgliedern der österreichischen und einigen Mitgliedern der deutschen Botschaft empfangen wurde. Man denke sich, daß der Mann auf seinem guten Pferde vierzehn Tage hinter einander jeden Tag 13-18 Stunden im Sattel gesessen und zwischen 13-18 deutsche Meilen zurückgelegt hat. Selbst Karl VII. hat auf seinem historischen Ritt nichts Größeres geleistet. Lubowitz, der die halbe Nacht durch geritten, sprang leicht und behend aus dem Sattel und ließ sich von seinen Landsleuten nach der österreichischen Botschaft führen. Er sah wohl etwas abgemagert und angegriffen, aber keineswegs niedergeschlagen oder stark ermüdet aus, und ging leichten elastischen Schrittes neben seinen Freunden einher. Das edle Pferd, das ihn bis nach Paris getragen hatte, sah dagegen recht übel aus und lahmte stark, aber sein Reiter behauptete, das gute Thier wurde in 3 Tagen wieder frisch und gesund sein. Ein bekannter englischer Sportsmann, der Herzog v. H., soll für die Stute ein Gebot von 1500 Pfd. Sterl. gemacht haben.
Anzeigen.
In Sachen betreffend den des Hauswirths Asmus Faasch zu Kuhlrade steht zur Publikation des abgesetzten Prioritätserkenntnisses ein Termin auf Donnerstag den 3. December d. J. Vormittags 11 Uhr, vor dem umzeichneten Gerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Faasch'schen Concursgläubiger unter dem Nachtheil hiemit geladen werden, daß auch ohne ihr Erscheinen mit der Publication wird verfahren werden.
Schönberg, den 16. November 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Subhastation der Schustermeister Friedrichs'schen Grundstücke zu Schönberg ist zur Vertheilung der Specialconcursmasse ein Termin auf Dienstag, den 1. December d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Justiz=Amte angesetzt, zu welchem die interessirenden Concursgläubiger zur Empfangnahme ihrer prioritätsmäßig festgestellten Pöste unter dem Nachtheile hierdurch geladen werden, daß die Percipienda für die Nichterscheinenden auf deren Gefahr und Kosten werden deponirt werden.
Auch haben die intabulirten Gläubiger, von denen dies bisher nicht geschehen ist, ihre Hypothekenscheine im Termine einzureichen.
Schönberg, den 13. November 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) Arndt.
Holz=Auction.
Dienstag, den 24. November d. J.,
sollen im Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:
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Eichen=Klafterholz,
Eichen=Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 11 Uhr, und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause zu Woitendorf einfinden.
Vitense, den 18. November 1874.
L. Wiegandt, Förster.
Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Nachdem die Hebeamme Greve in Carlow glaubwürdig nachgewiesen und an Eidesstatt bekräftigt hat, daß das auf ihren Namen ausgestellte Einlagebuch Nr. 431 der hiesigen Ersparniß=Anstalt verloren gegangen ist, fordern wir auf Antrag der Hebamme Greve in Carlow in Gemäßheit des § 30 unserer Statuten hiermit öffentlich auf, das beregte Einlagebuch Nr. 431 spätestens binnen Jahresfrist an uns auszuliefern oder etwaige Rechte daran binnen gleicher Frist geltend zu machen, widrigenfalls wir das Einlagebuch Nr. 431 der hiesigen Ersparniß=Anstalt für nichtig erklären und an Stelle desselben ein neues Einlagebuch ausfertigen werden.
Schönberg, den 14. März 1874.
Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
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H. Wegener.
Alles Gehen und Fahren über meine Koppeln, namentlich von Herrnburg nach dem Kuhmoore, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 91 Seite 4]Sobald ein Kind hüstelt
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Geboren. Den 13. dem Arbm. Ollrog zu Sabow eine Tochter. - D. 14. dem Arbm. Dunckelmann vor Schönberg eine Tochter. - D. 17. dem Arbm. Sterly zu Bechelsdorf ein Sohn.
Gestorben. Den 12. Novbr. Joachim Wilhelm Johann Peters, Arbeitsmannsohn vor Schönberg, 3 1/2 W. alt. - D. 15. Robert Paul August Ferdinand Nicolaus Fischer, Pastorssohn hieselbst, 4 J. 1 M. alt. - D. 16. Maria Grell, Arbeitsm. Wittwe vor Schönberg, geb. Friedag von Gr. Siemz, 83 J. 5 Monat alt.
Copulirt. D. 15. Novbr. Joh. Heinrich Dose a. Obernwohlde, bisher in Lübeck, Steinhauer vor Schönberg, und Luise Maria Margareta Stuth vor Schönberg. - D. 17. August Carl Heinrich Hagen, Pächter p. t. Schulze zu Rupensdorf, und Minna Sofia Doris Auguste Kruse von Düssin daselbst. - D. 18. August Johann Hermann Georg Creutzfeldt, Mühlenpächter zur Lockwischer Mühle, und Christine Sofia Luise Schröder von Crassow daselbst.
Proclamirt. Der Knecht zu Gr. Bünsdorf Joachim Peter Asmus Ahrend von Neschow, und Wilhelmine Christine Sophie Orth zu Menzendorf.
Sonntag, den 22. November.
Früh=Kirche: Pastor Fischer
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Abfahrt der Eisenbahnzüge von Schönberg
vom 1. November d. J. an.
1) Richtung Straßburg = Lübeck.
von Schönberg:
Morgens 9 U. 52 M. (mit Anschluß in Hamburg, Büchen und Hannover),
Nachmittags 3 U. 13 M. (mit Anschluß nach Hamburg und Bremen),
Abends 5 U. 14 M. (mit Anschluß nach Hamburg, Büchen und Hannover).
2) Richtung Lübeck = Straßburg.
von Schönberg:
Morgens 9 U. 5 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Berlin etc.)
Nachmittags 1 U. 2 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Stettin),
Abends 7 U. 31 M., nur bis Malchin (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin und Rostock).
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 14 1/4 - 15 | | - | |
Roggen | 12 3/4 - 13 | | 4 | |
Gerste | 13 - 13 | | 8 | |
Hafer | 14 - 14 | | 8 | |
Erbsen | 14 - 16 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 3/4 - 13 | | 4 | |
Winter=Raps | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 17 - 18 | | 8 | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 19 - 20 , |
Enten d. St. | 32 - 36 , |
Hühner d. St. | 18 - 22 , |
Kücken d. St. | 8 - 10 , |
Tauben d. St. | 4 - 6 , |
Eier 4 - 5 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 6 - 7 , |
Hasen d. St. | 50 , |
Gänse pr. 500 Gr. | 9 - 11 . |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 91 Seite 5]Beilage
zu Nr. 91 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 20. November 1874.
Jugendliebe. Novelle von Carl Meißner. (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1874 Nr. 91 Seite 6]Jugendliebe. Novelle von Carl Meißner. [Fortsetzung.]
- Itzehoe, 7. November. Gestern begann vor dem hiesigen Schwurgericht die Verhandlung wegen eines Giftmordversuches. Die Anklage des versuchten Giftmordes ist gegen drei Personen gerichtet: den Zuchthaus=Rendanten Theodor Zenker (Sohn eines Pastors in Pommern, 39 Jahr alt, Premier=Lieutenant der Reserve=Infanterie), die Doctorswittwe Emilie Witt, (27 Jahre alt, Mutter zweier Kinder), und die unverehel. 61 Jahr alte Badefrau Charlotte Düring. Zenker, obschon seit 12 Jahren verheirathet und Vater eines Sohnes, hat in Glückstadt, wo er sein Rentenamt versah, mir der Witt, die im Hause ihrer Eltern wohnte, ein Liebesverhältniß angesponnen und mit dieser den Beschluß gefaßt, seine Ehefrau durch Gift zu beseitigen. Im August d. J. schrieb er an verschiedene ihm sämmtlich unbekannte Aerzte in Hamburg, Berlin, Cöln etc. anonyme Briefe, welche das Ansinnen enthielten, man möge ihm ein Giftmittel bereiten, welches die Eigenschaft besäße, das Leben eines Menschen allmälig zu vergiften, ohne daß äußere Merkmale einer Vergiftung constatirt werden könnten. Große Belohnungen wurden versprochen. Zwei Aerzte in Cöln und einer in Berlin, welche solche Briefe erhalten hatten, machten davon der gerichtlichen Behörde Anzeige und erklärten, sie seien scheinbar auf die Bestellung eingegangen, damit ermittelt werden könne, wer ihnen ein solches Anerbieten gemacht habe. Sie ließen, wie der Anonymus gewünscht, zweimal in die Flensb. Nordd. Ztg. einrücken, daß sie bereit seien und - erhielten darauf die briefliche Weisung: "Richten Sie die bezüglichen Briefe an die Frau Düring." Darauf wurde die Düring und in Folge von deren Aussagen Zenker und die Witt verhaftet und die bei letzteren beiden vorgefundenen Medicamente, Recepte, Gifte, Briefschaften etc. confiscirt. Zenker war mit seiner Familie im Herbst 1872 nach Glückstadt gekommen. Die Frau die vorher stets gesund gewesen, litt seitdem fast ununterbrochen an Durchfall, bald schwächer, bald stärker, mitunter ganz entsetzlich (17 bis 18 Mal am Tage), wobei sie ein starkes Brennen in den Gedärmen verspürte. Die Folge war, daß sie sichtlich abmagerte. Im Sommer 1873 trank sie von der Will vorgesetzten Kaffee, der aber ganz abscheulich bitter schmeckte, und bekam davon eine schwer belegte Zunge. Am 21. Februar d. J. trank sie bei der Witt ein Glas Wein, bekam davon aber Schwindel, Gliedermattigkeit und schweres Erbrechen. Die Witt hat in der Voruntersuchung eingestanden, daß sie von Zenker verleitet worden sei, dessen Frau durch Einmischung von Grünspan, Bleioxyd, Quecksilbersublimat allmälig zu vergiften, Zenker wälzt die Hauptschuld dagegen auf die Witt, welche von ihm nur als Maitresse betrachtet worden sei, aber ihn stets gedrängt habe, die Ehefrau aus dem Wege zu schaffen. Er habe das bei ihm vorgefundene Gift gar nicht gegen seine Frau, sondern - gegen sich selbst anwenden wollen, weil er des Lebens müde gewesen sei. Die dritte Angeklagte, Düring, hat gestanden, daß jene Beiden sie gemeinschaftlich in ihr Vertrauen gezogen und mit der Besorgung der Briefe beauftragt hatten, daß sie sich bereit erklärt, der Frau Zenker das Gift beizubringen und daß ihr dafür 200 Mark oder Thaler "zahlbar am Hochzeitstage" des sauberen Liebespärchens versprochen worden seien. Uebrigens hat die Witt, die mehrere Jahre mit einem Arzt in Preez verheirathet gewesen und die Tochter eines angesehenen, wohlhabenden Bürgers in Glückstadt ist, bis zu ihrer Verhaftung einen tadelosen Leumund besessen, so daß ihr außer einigen harmlosen Liebeleien, die sie in ihrer Jugend gehabt, nichts Nachtheiliges hat nachgeredet werden können. Ihr Aeußeres ist angenehm, ihr Benehmen zeugt von Bildung. Zenker dagegen hat unregelmäßige, fast abstoßende Züge und eine rauhe polternde Sprache. Um dieses Mannes willen hätte die Witt, wie sie in der Voruntersuchung gesagt, die ärgsten Qualen, Schimpf und Schande auf sich genommen, sich von ihrem Vater peitschen lassen, weil sie von ihrer "Liebe" nicht lassen könne; nun aber, wo er sie verrathen habe, wolle sie Alles gestehen. - Nach elfstündiger Verhandlung fällten die Geschworenen den Wahrspruch: Zenker ist schuldig, im Jahre 1873 und 1874 in Glückstadt versucht zu haben, durch Zuführung giftiger Substanzen das Leben seiner Ehefrau zu verkürzen. Dergleichen die Wittwe Witt. Der Versuch zur Ausführung der That ist constatirt. Beide Angeklagten haben mit Ueberlegung die That begangen Die Düring ist schuldig der Beihülfe zu dem Verbrechen. Zenker ist nicht geständig, die Will größtentheils, die Düring theilweise. Der Gerichtshof beschloß gegen Zenker 8 Jahre, gegen die Witt und gegen die Düring je 5 Jahre Zuchthaus. Frau Zenker, welche durch Gift hatte aus dem Leben geschafft werden sollen, wohnte der Verhandlung bei, sagte aber als Zeugin nichts gegen ihren Mann, sondern nur gegen die Witt aus. Als sie in den Saal trat und ihres Mannes ansichtig wurde, verfiel sie in krampfhafte Zuckung und rief: "Theodor, hier auf dieser Stelle finde ich dich wieder und ach, ich habe dich so sehr lieb!" Als der Unwürdige, der sich ihrer entledigen wollte, sie nicht anzusehen wagte, bat sie "nur um einen Blick." Als das Urtheil gesprochen war, brach er in ein heftiges Weinen aus legte die Hand auf die Brust und richtete den Blick nach oben; die unglückliche Gattin aber streichelte ihm die Wange und begleitete ihn bis ins Gefängniß. Die Witt wehklagte nicht über ihr eigenes verdientes Schicksal, sondern nur über die Schande, welche sie über ihren Vater und über ihre Kinder gebracht, und stürzte, als sie abgeführt wurde, auf der Steintreppe nieder, wobei ihr Kopf hart aufschlug.
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