[ => Original lesen: 1872 Nr. 57 Seite 1] Es wird bekannt gemacht, daß die Hauseigenthümerin Wittwe Kleinfeldt hierselbst an den Blattern erkrankt ist und, zur Vermeidung einer Ansteckung, vor dem Verkehr mit den betreffenden Hausbewohnern gewarnt wird.
Schönberg, den 17. Juli 1872.
Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
- Thiers hat seinen Franzosen die frohe Botschaft eröffnet, die große Milliarden-Anleihe verspreche ein glattes Geschäft zu werden. Die Beherrscher der Bank von Frankreich haben dem Präsidenten erklärt, daß sie für ihr Theil schon aus dem Inlande eine Subscription von 2400 Millionen verbürgen, ebenso seien aus Belgien schon Zeichnungen in der Höhe von 1 200 Millionen angemeldet. "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
- Von allen Briten wird die Nachricht bestätigt, daß Deutschland sich bemüht, als Nachfolger des Papstes einen gemäßigten Priester zu finden und ihm den Stuhl Petri zu sichern. Oesterreich geht von derselben Ansicht aus und hat sich mit der deutschen Regierung bereits geeinigt. Zweifelhaft ist noch das Resultat der Unterhandlung mit Italien, Frankreich aber hat gerade eine Verständigung
abgelehnt.
- Bebel ist wegen Beleidigung des deutschen Kaisers wiederum zu 9 Monaten Gefängniß und diesmal auch zum Verlust der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte verurtheilt worden. Somit gehört er dem Reichstag nicht mehr an. Gegenwärtig sitzt er mit Liebknecht in Hubertusburg wegen früherer social-demokratischer Umtriebe und Ausfälle. Trotzdem hat er seinen Freunden versprochen unverbesserlich bleiben zu wollen.
- Die Wohnungsnoth in Berlin macht sich selbst in den allerhöchsten Kreise bemerkbar. Durch den im Lauf der Jahre bedeutend stärker gewordenen Haushalt sieht sich der Kronprinz veranlaßt, sein Palais erweitern zu lassen. Vorläufig ist der Fürstin von Liegnitz, die nebenan wohnt, gekündigt worden.
- Der Kronprinz des deutschen Reichs ist mit seiner Gemahlin gegenwärtig in München und dort enthusiastisch empfangen.
- Am 25. Juli feiert Fürst Bismarck seine silberne Hochzeit.
- Selbstverständlich spricht man in Berlin in diesem Augenblick nur von dem Generalstabswerk, dessen erste, soeben erschienene Lieferung Moltke's militärisch prophetisches Talent im hellsten Lichte zeigt. Schon im Jahre 1868 nämlich hatte der große Schweiger seinem König einen vollständigen Feldzugsplan gegen Frankreich unterbreitet, der im Falle eines zu erwartenden Angriffs in Ausführung kommen sollte. Dieses bedeutende Schriftstück würde des Grafen Moltke Nachruhm sichern, wenn er nichts weiter in seinem Leben geleistet hätte. Sein politischer Instinct wetteifert mit dem Bismarcks, sein strategisches Genie ist ohne jeden Vergleich. Nicht der große Napoleon, der freilich auch bei weitem auch nicht so viel Zeit dazu hatte wie Moltke, hat in solcher Weise militairisch-politische Dinge vorausberechnet. In der Moltke'schen Rechnung findet sich nicht ein einziger Fehler. Wir ahnen, wie umfassend der preußische Generalstab gearbeitet hat und weiter arbeitet. In der Behrenstraße zu Berlin wußte man vor Ausbruch des Krieges, wie viele Geleise jede französische Bahn hat, wie viel Weichen auf den Bahnhöfen angebracht sind, welche Zahl von Transportwagen dem französischen Kriegsminister zur Verfügung stehen. Einem Moltke war es klar, daß Frankreich im Falle einer Mobilmachung nie mit Schritt halten kann, denn die unglückselige Centralisation, welche bis ins kleinste in Frankreich durchgeführt ist, hat ein vollständig falsches Bahnnetz geschaffen. Wo fast alle Schienenwege in Paris einmünden, da müssen Heereskörper, die im Süden stehen, einen rechten, ja spitzen Winkel zurücklegen, um an die deutsche Grenze zu kommen, und welche Stauung auf dem Winkel! Frankreich hatte 14 Tage mehr Zeit nöthig als Deutschland, um kriegsbereit zu werden. Die Kopflosigkeit des Kaiserreichs findet ihre schärfste Verurtheilung durch die neuesten Enthüllungen des Generalstabswerkes, und alles läßt sich so an, als würden die ärgsten Dinge erst noch aufgedeckt werden. Frankreich wird durch Moltke ungeheuere viel lernen, aber es wird nicht im Stande sein, es Deutschland gleich zu thun, weil seine ganze Organisation, namentlich in Beziehung auf den Eisenbahnbau, eine auf den Krieg in keiner Weise berechnete ist. Das Moltke'sche Buch wird den Franzosen den Kopf klar machen, und sie lehren, daß sie zehn Jahre gebrauchen, um sich der deutschen Armee ebenbürtig zu machen.
- Eine Bäuerin in der Umgegend von Znaim klagte kürzlich ihrer Nachbarin, daß ihr im Traume ihr seliger Mann erschienen sei und sie sehr zornig angeschaut habe. Sie könne sich nun den Gedanken nicht aus dem Kopfe schlagen, daß ihr Mann "umgehe," und gern möchte sie Alles thun, um den armen Geist zu "erlösen." Die schlaue Nachbarin wußte, daß die Bäuerin Geld habe, und beschloß, das Erlösungswerk auf sich zu nehmen. In der darauf folgenden Nacht wurde die Bäuerin durch das Klirren eines Schlüssels aus dem Schlafe geweckt, und als sie die Augen aufschlug, da stand vor ihr ein Mann mit einer Bischofsmütze auf dem Kopfe, mit einem bis zum Gürtel herabhängenden Barte und einem Schlüssel in der Hand. Die Frau glaubte steif und fest, einen Geist vor sich zu haben, und zitternd stammelte sie die Beschwörungsformel: alle guten Geister loben Gott, den Herrn; was ist Dein Begehr'n?" Die Erscheinung antwortete:
"Ich bin der heilige Petrus und bin gekommen, dir zu sagen, daß dein Mann nicht in den Himmel hineindarf, wenn du nicht dreihundert Gulden mir übergiebst, damit ich seine Seele erlöse." Die Bäuerin übergab ohne Zögern das Geld, worauf der gespenstige Bischof verschwand. In der darauf folgenden Nacht hatte die Bäuerin zum zweiten Male dieselbe Erscheinung. Diesmal sprach der heilige Petrus: Dein Mann ist ein großer Sünder gewesen, du mußt noch mehr Geld geben, sonst wird derselbe in die Hölle verstoßen." Die Bäuerin erschrak sehr darüber, endlich sagte sie: ich habe nichts mehr als ein
[ => Original lesen: 1872 Nr. 57 Seite 2]Sparkassenbüchel über 500 Gulden" "Löse schleunigst das Büchelchen aus, in drei Tagen werde ich wiederkommen und das Geld holen." Bei allem Respect vor dem heil. Petrus konnte sich die Bäuerin jedoch nicht enthalten, am Morgen die Geschichte weiter zu erzählen und so gelangte sie zu den Ohren der Polizei. Dieselbe erbot sich, die Erscheinung in einem Verstecke auch mit anzusehen. In der dritten Nacht Schlag 12 Uhr, kam richtig wieder der Bischof, forderte das Geld und erhielt es. Kaum aber hatte der Geist die fünf Hunderter in Empfang genommen, da sprang der Gendarm hervor, riß der Erscheinung Bart und den Bischofsmantel herab und siehe da: der heilige Petrus war ein Weib, die Nachbarin der Bäuerin. Seitdem sitzt der heil. Petrus zu Znaim im Arrest.
- Daß treue Liebe mehr vermag als selbst die grausamste Kanonenkugel, zeigte sich kürzlich in Stollberg bei einer Trauung, wie sie vielleicht noch nie vorgekommen ist. Der Bräutigam hatte im Kriege durch eine französische Granate beide Arme verloren; die Braut aber, die ihm, als er unverletzt und ein gesunder Jüngling war , Herz und Hand geschenkt hatte, beschloß, den unglücklichen Invaliden nicht zu verlassen. Fast die ganze Stadt wohnte dem feierlichen Trauacte bei, durch welchen dieser seltene Bund besiegelt wurde.
- Ein 28 Jahre alter Rechnungsbeamter in Hörde in Westphalen hat einen schrecklichen Doppelmord verübt. Er erwürgte seine 40 Jahre alte Frau mit einem Bande im Schlafe und schnitt sodann seinem 2 Jahre alten, in der Wiege schlummernden Kinde mit einem silbernen Taschenmesser den Hals ab. Darauf versuchte er, mit einem Tischmesser sich die Pulsadern an den Armen zu durchschneiden, und als er diese nicht getroffen, die Pulsadern am Halse zu öffnen. Als ihm auch dieses nicht gelang, eilte er zu seinem Hauswirth, theilte ihm das Vorgefallene mit und sagte: "Hier habt Ihr mich, laßt mir den Kopf abschlagen."- Der Mörder ließ sich ruhig verhaften, gestand dem Richter, seine Frau und sein Kind mit Vorsatz und Ueberlegung getödtet zu haben, worauf er in das Gefängniß zu Dortmund abgeführt wurde. Die Motive zu dieser entsetzlichen That sind bis jetzt noch nicht aufgeklärt.
Anzeigen.
In Sachen betreffend das Debitwesen des zu Mannhagen verstorbenen Forstaufsehers Krüger giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 4. Juni d. J. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den Bescheid:
daß alle Krüger'schen Gläubiger, welche in dem Termine nicht erschienen sind, mit ihrer Prioritätsausführung und ihren etwaigen Vergleichsvorschlägen ausgeschlossen werden.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 15. Juli 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Auf Antrag eines Gläubigers soll das dem Zieglermeister Fritz Beck hieselbst gehörige, an der Schlauentrifft belegene Wohnhaus c. p. öffentlich meistbietend verkauft werden.
Demnach wird der Verkaufstermin auf Sonnabend den 7. September d. J., Mittags 12 Uhr, der Ueberbotstermin auf Dienstag den 1. October d. J., Morgens 11 Uhr, vor hiesigem Justizamte angesetzt, wozu Kaufliebhaber geladen werden.
Dem Schuldner sowie den Gläubigern wird freigelassen, in dem Verkaufstermine zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen zu erscheinen.
Der Entwurf der Verkaufsbedingungen kann 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der hiesigen Gerichts-Registratur eingesehen werden, und wird das denselben hier nur bemerkt, daß die Conventionalpoen 150 Cour. beträgt, die eine Hälfte des Kaufpreises bei der Tradition des Grundstückes, unter An- und Abrechnung der Conventionalpön, und die andere Hälfte zu Weihnachten d. Js. zu entrichten ist mit Zinsen zu 4 % vom .Tage der Uebergabe an. Käufer hat auch in die mit den 3 Miethern des Hauses abgeschlossenen Miethscontracte einzutreten.
Gleichzeitig wird ein Termin zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das qu. Grundstück c. p. zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritäts-Ausführung auf Sonnabend den 7. September d. J., Morgens 11 Uhr, anberaumt, wozu die nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommenen Gläubiger bei Strafe der Abweisung und des Ausschlusses geladen werden.
Schönberg, den 17. Juni 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) Arndt.
Erbschafts-Proclam.
Alle und Jede, welche an den Nachlaß des am 8. April d. J. zu Mustin verstorbenen, am 24. Januar 1819 in Ziethen geborenen ledigen Dienstknechts Johann Heinrich Christoph Garber, erbrechtliche oder anderweitige Ansprüche zu haben vermeinen, werden hiemittelst geladen, dieselben an dem auf den 25. September cr., Mittags 12 Uhr, anberaumten Termin, vor unterzeichnetem Gericht, - zur Vermeidung des Ausschlusses - anzumelden und zu bescheinigen. Auswärtige haben Procuratur zu bestellen.
Die Ansprüche des abwesenden Halbbruders des Verstorbenen - Johann Jochen Christoph Schmidt aus Ziethen - werden, im Fall des Ausbleibens desselben, von Amtswegen gewahrt werden. Ratzeburg, den 5. Juni 1872.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.
Auf Antrag der Erben des wailand Kaufmanns J. H. Kindt hieselbst haben wir zum öffentlichen Verkaufe im Wege des Meistgebots der zu diesem Nachlasse gehörenden Grundstücke, nämlich:
1. das an der Mühlenstraße hieselbst sub Nr. 192 belegenen Wohnhauses mit seinen umfangreichen Hinter- und Nebengebäuden, Garten, Kegelbahn etc., in welchem, seit vielen Jahren Detailhandel und Gastwirthschaft mit gutem Erfolge betrieben wird,
2. des Gartens Nr. 389 von 45 []Ruthen vor dem Mühlenthore,
3. des Gartens Nr. 397 von 50 []Ruthen daselbst
Termin auf Dienstag den 1. k. Mts. August, Vormittags 10 Uhr, sowie, zur Versteigerung
4. des Ackerstücks Nr. 350 von 1565 []Rth. vor dem Gletzower Thore und zwar in 6 bis 8 noch genauer vor dem Verkaufstermine auszumessenden und abzusteckenden, separat auf den Bot kommenden Parcelen,
5. des Ackerstücks Nr. 278 Von 392 []Rth. auf dem Rothenbrink,
6. des Ackerstücks Nr. 361 von 360 []Rth. vor dem Gletzower Thore,
7. des Ackerstücks Nr. 367 von 256 []Rth. daselbst,
8. der Wiese Nr. 491 von 380 []Rth. auf dem Kruge,
9. der Scheune Nr. 487 B. vor dem Gletzower Thore,
10. der Scheune auf der Scheunenkoppel,
Termin auf Sonnabend den 3. kommenden Monats, Vormittags 10 Uhr, anberaumt, wozu wir Kaufliebhaber einladen mit dem Bemerken, daß für jedes der Grundstücke nur der eine, oben anberaumte Verkaufstermin stattfinden und bei annehmlich befundenem Bot der reine Zuschlag sofort erfolgen soll, daß bei letzterem auf das Wohnhaus sub 1. 400 , auf die Wiese sub 8 100 , auf jede Parcele des Ackerstücks sub 4, sowie auf die Ackerstücke sub 5 und 6 und auf die
[ => Original lesen: 1872 Nr. 57 Seite 3]Scheunen sub 9 und 10 je 50 ; endlich auf die Gärten sub 2 und 3 und auf das Ackerstück sub 7 je 30 anzuzahlen sind und daß die Tradition sämmtlicher Grundstücke Michaelis d. J. erfolgen soll, übrigens die Verkaufsbedingungen in den resp. Verkaufsterminen definitiv festgestellt werden sollen.
Rehna, den 11. Juli 1872.
Bürgermeister und Rath.
In Concurssachen des Krämers H. Voigt hieselbst wird Zwecks Erklärung über die seitens der Ehefrau des Cridars angemeldete Illatenforderung und Aussteuer, sowie Zwecks etwaiger Ableistung des Manifestationseides Seitens des Cridars, Termin auf Dienstag den 27. August d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, anberaumt, wozu die nicht präcludirten Gläubiger unter dem Rechtsnachtheil des Zugeständnisses, resp. des Verzichtes, hiedurch vorgeladen werden.
Patrimonialgericht Lütgenhof zu Dassow, den 6. Juli 1872.
Torfverkauf.
Dienstag den 23. Juli, Morgens 9 Uhr, sollen auf dem Bornmoor bei Demern
200 mille Ruthentorf, und
Freitag den 26. Juli, Morgens 9 Uhr, a. d. Kuhlrader Moore
200 mille Ruthentorf und
200 mille Formtorf
meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 18. Juli 1872.
Danckwarth.
Großherzogl. Friedrich-Franz-Eisenbahnen.
Extrafahrt nach Schwerin
zu ermäßigten Fahrpreisen.
In Veranlassung der Lübecker Volksfestes werden am Sonntag den 21 Juli cr. folgende Extrazüge abgefertigt:
Abfahrt |
von |
Schwerin |
7 |
Uhr |
15 |
Min. |
Morg. |
" |
" |
Kleinen |
7 |
" |
50 |
" |
" |
" |
" |
Bobitz |
8 |
" |
7 |
" |
" |
" |
" |
Grevesmühlen |
8 |
" |
33 |
" |
" |
" |
" |
Schönberg |
9 |
" |
3 |
" |
" |
" |
" |
Lüdersdorf |
9 |
" |
17 |
" |
" |
Ankunft |
in |
Lübeckn |
9 |
" |
32 |
" |
" |
2.) Abfahrt |
von |
Lübeck |
10 |
Uhr |
- |
Min. |
Abends. |
Ankunft |
in |
Lüdersdorf |
10 |
" |
17 |
" |
" |
" |
" |
Schönberg |
10 |
" |
31 |
" |
" |
" |
" |
Grevesmühlen |
11 |
" |
1 |
" |
" |
" |
" |
Bobitz |
11 |
" |
27 |
" |
" |
" |
" |
Kleinen |
11 |
" |
43 |
" |
" |
" |
" |
Wismar |
12 |
" |
17 |
" |
" |
" |
" |
Schwerin |
12 |
" |
21 |
" |
" |
Die Passagiere von Wismar benutzen den um 5 Uhr 22 Minuten Morgens von dort abgehenden Zug und gehen in Kleinen in den Extrazug Schwerin - Lübeck über.
Auf den vorbenannten Stationen und Haltestellen werden am 21. Juli cr. Billets zur Fahrt nach Lübeck und zurück in II. und III. Wagenclasse zum einfachen Fahrpreise ausgegeben.
Diese Billets berechtigen zur Hinfahrt nur mittelst des Extrazuges (von Wismar nach Kleinen jedoch mittelst des 1. Personenzuges), wogegen die Rückfahrt mit dem Extrazuge am 21. Juli, und am 22. Juli mit allen fahrplanmäßigen Zügen erfolgen kann.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets, welche vor Antritt der Rückfahrt in der Billet-Expedition zur Abstempelung kommen müssen, nicht gewährt.
Schwerin, den 15. Juli 1872.
Großherzogl. Eisenbahn-Direction.
Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und verzinst dieselben alljährlich mit ein und drei viertel Schilling auf jeden eingelegten Thaler vom ersten des auf die Einlegung folgenden Monats an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit Gelder zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehen zu 5 % jährlich gegen Wechsel und Bürgschaft zweier solider im Fürstenthume ansäßiger Männer oder gegen Hinterlegung guter Werthpapiere.
Schönberg, den 15. Juli 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.
Alle Diejenigen, die noch Forderungen an den Nachlaß des Hauswirths H. P. Freitag zu Lübseehagen zu stellen haben, werden hiedurch aufgefordert, dieselben innerhalb 4 Wochen bei den unterzeichneten Vormündern einzureichen; spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Hausw. A. Lenschow zu Grieben, Hausw. Ollrogge zu Menzendorf als Vormünder der Freitag'schen Minorennen zu Lübseehagen.
Wir erlauben uns hierdurch, den Bewohnern Schönbergs und der Umgegend anzuzeigen, daß das Leder seit längerer Zeit bedeutend im Preise angestiegen ist und daher eine Preiserhöhung des Fußzeugs sich nicht vermeiden lassen wird.
Wenn wir nun in Folge der hohen Lederpreise die Preise des Fußzeugs gleichfalls etwas erhöhen werden, so bitten wir unsere geehrten Kunden, die vorerwähnten Verhältnisse gütigst berücksichtigen zu wollen.
Schönberg, den 4. Juli 1872.
Das Schuhmacher-Amt.
Am Dienstag den 16. d. Mts., Nachmittags 1 1/2 Uhr entschlief sanft meine geliebte Frau Catharine Hinzelmann, geb. Kröger im fast vollendeten 38. Lebensjahr, und nach einer kurzen aber glücklichen 7jährigen Ehe. Tiefbetrauert von dem hinterbliebenen Gatten und vier unmündigen Kindern macht diese Traueranzeige den zahlreichen Freunden und Bekannten der Dahingeschiedenen statt jeder besonderen Meldung.
Schönberg, den 19. Juli 1872.
J. P. Hinzelmann.
Die Beerdigung findet heute Nachmittag um 3 Uhr statt.
Die Inhaber von Tombola-Loosen verweisen wir auf die heutige Nummer der Anzeigen beiligenden Gewinnliste. Zugleich bemerken wir, daß, nach Ausweis der doppelt geführten Controllisten in dem zum Druck gegebenen Manuscript ein Schreibfehler vorgekommen ist; es hat gewonnen 7924 und nicht 7994.
Die Gewinne müssen innerhalb 4 Wochen von dem Tischlermeister Flügge abgeholt werden; die nicht abgeholten verfallen dann zu Gunsten der Tombola-Casse.
Schönberg, den 8. Juli 1872.
Das Comité der Tombola.
Das von mir am Königschußtage verlooste Kaffee-Service wurde auf Nr. 95 gewonnen.
Schönberg.
Wittwe Wiencke.
Es ist von bösen Zungen das Gerücht verbreitet, als hätte ich seit der Trennung von meiner Frau bedeutende Schulden gemacht; ich muß solches als eine infame Lüge zurückweisen, indem ich in der Zeit mein Geschäft bedeutend verbessert hatte, welches ich durch meine Inventuraufnahme beweisen kann. Es sei hier noch bemerkt, daß mir vor dem Trennungsjahre an Waaren und Geld ca 900 verschwunden sind.
Schönberg, Juli 1872.
C. L. Creutzfeldt.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 57 Seite 4]Neueste beachtenswerte Erfindung.
Nordhäuser Korn-Extract.
Quintessenz reiner Kornmaische.
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In unserer Jetztzeit, wo jeder denkende Mensch mit regem Interesse die Erfahrungen der Chemie und das Streben der neueren Heilkunde auf dem Gebiete der Diätetik (Gesundheitslehre) verfolgt, kann es kein Erstaunen hervorrufen, welche große Beachtung und Vorliebe das Publikum für die verschiedenen Nahrungs- und Heilmittel in concentrischer Form an den Tag gelegt hat. - Ermuthigt hierdurch, habe ich obiges "Korn-Extract", welches in seiner Urform schon seit Jahrhunderten von Kranken als Heilmittel aus hiesigen Brennereien (als sogenannter Vorgang) bezogen wurde, in eigenst hierzu construirten Apparaten aus reiner Kornmaische, d. h. in Gährung übergegangenes Korn, präparirt und in den öffentlichen Verkehr gebracht. - Ich biete allen Leidenden damit ein diätetisches Präparat - eine Naturheilkraft, welche von den größten Autoritäten als solche anerkannt und empfohlen, selbst da mit sicherem Erfolg angewendet wird, wo bis jetzt vergebens Hülfe und Linderung gesucht wurde. Insbesondere hat sich der Nordhäuser Korn-Extract gut bewährt:
1) bei schwächlichen Kindern, Reconvalescenten und Gelähmten, indem es denselben durch Waschungen Kraft und neue Belebung zuführt,
2) bei Haarleidenden, da es durch Waschen der Kopfhaut einen gesunden Haarwuchs herstellt und
3) bei Magenleidenden,
4) Frauen bewahrt es vor dem schrecklichen Uebel der schlimmen Brust;
5) es vertreibt den üblen Mundgeruch und
6) beseitigt rheumatische Schmerzen.
Ich versende den "Nordhäuser Korn-Extract" zum Preise von 20 Sgr. pr. Flasche gegen vorherige Einsendung des Betrages oder gegen Postnachnahme.
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Wegen Aufgabe meines Geschäfts bin ich gewilligt, meine sämmtlichen Waaren als:
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Hochachtungsvoll C. L. Creutzfeldt.
Schönberg, Juli 1872.
Alle Geschäfts- und sonstigen Freunde, die noch Forderungen an mich haben, wollen ihre Rechnungen binnen 14 Tagen bei mir einreichen, auch bitte alle, die mir noch schulden, solches binnen gleicher Frist an mich zu bezahlen.
Schönberg, Juli 1872.
C. L. Creutzfeldt.
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Meteorologische Beobachtungen. |
Juli 1872 |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
16. 17. 18. |
33.86 35.15 37.04 |
11.4 10.8 8.3 |
16.2 14.9 14.7 |
W W W |
2 3 3 |
bewölkt. zieml. heit. - |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 20 - 21 | | 8 | |
Roggen | 12 1/2 - 13 | | 4 | |
Gerste | 11 1/2 - 12 | | 4 | |
Hafer | 11 1/4 - 11 | | 12 | |
Erbsen | 11 1/2 - 12 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | - | | - | |
Winter=Raps. | - | | - | |
Winter=Rübs. | 25 | | 12 | |
Schlagleins. | 20 - 21 | | - | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. | 11 - 12 , |
Hühner | 14 - 18 , |
Küken | 7 - 10 , |
Enten | 14 - 18 , |
Tauben | 4 - 5 , |
Eier 6-7 St. | 4 , |
Kartoffeln junge 10 Lit. | 7 - 8 , |
Blumenkohl | 4 - 6 , |
Kirschen 500 Gr. | 3 . |
Hiezu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 57 Seite 5]Beilage
zu Nr. 57 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. Juli 1872.
Mit in das Grab. Novelle von Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.)
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