[ => Original lesen: 1869 Nr. 88 Seite 1] Daß hier zu Schönberg wiederum und auf dem Pachthofe Demern unter dem Rindvieh die Maulfäule ausgebrochen ist, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 1. November 1869.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg. F. Graf Eyben.
- Neustrelitz, den 17. October. Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Oberlanddrosten und Kammerherrn Grafen von Eyben zu Schönberg zum Groß=Comthur des Hausordens der Wendischen Krone zu ernennen geruht.
Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den Amtmann Stamer zu Mechow zum Oberamtmann, den Domainenpächter Wicke zu Demern zum Amtmann und den Domainenpächter Drevs zu Bauhof Schönberg zum Amtmann zu ernennen geruht.
- Die in Wien eingehenden Berichte des Statthalters von Dalmatien constatiren eine Verstärkung der Aufständigen durch fortdauernden Zuzug aus Montenegro und der Herzegowina. Der Statthalter betont die Nothwendigkeit, um den weiteren Zuzug zu verhindern, auf türkischem Gebiet und besonders an der Grenze von Montenegro zu operiren. Die österreichische Regierung sucht daher von der Pforte die Erlaubniß zu Grenzüberschreitungen nach.
- Die Einverleibung des Königreichs Polen in den russischen Staat, welche bekanntlich im Rathe des Czaren längst und fest beschlossen ist, soll nun auch formell decretirt sein. Wie man liest, wäre der Ukas, der die Aufhebung des bisherigen Bestandes des Königreiches und die Zerlegung desselben in 4 Gouvernements anordnet, vor Kurzem in Warschau eingetroffen. Die vollständige Ausführung des Ukases soll vertagt sein bis zum Jahre 1871.
- Im Großherzogthum Oldenburg ist zur Verhütung der Einschleppung der Lungenseuche die Einführung von Rindvieh aus mehreren preußischen Aemtern verboten.
- Der im Duell von dem Grafen Beaumont verwundete österreich. Botschafter Fürst Metternich in Paris liegt an seinen Wunden noch immer krank darnieder.
- Nach der N. A. Z. wird beabsichtigt, auf dem Bornstädter Felde bei Potsdam ein Gebäude für eine Weltindustrieausstellung für das Jahr 1872 zu erbauen.
- Die Pariser klagen, es sei zum Davonlaufen mit den Strikes. Wenn sie nur davon laufen könnten, es gibt aber weder Hut noch Schuhe, denn die Hut= und Schuhmacher haben ebenfalls Strike gemacht. Schlägt Jemanden der Aerger darüber in den Leib, so ist er verloren; denn in keiner Apotheke gibts Gehülfen, sie haben alle die Arbeit eingestellt. Ja selbst wenn irgend ein lebensmüder Erdensohn sein Haupt zur ewigen Ruhe niederlegen und vorher sein Testament machen will, erwartet ihn eine neue Calamität: auch die Schreiber und Gehülfen der Notare - striken. Item, der Reichste und Hochmüthigste überzeugt sich, daß er nicht mit dem Kopfe durch die Wand kann, sondern daß er nur ein Glied in der großen menschlichen Kette und trotz Geld und Macht auf die Arbeit und das Wohlbefinden Anderer angewiesen ist.
- An der Westküste von Schleswig richten die Meereswogen so arge Verwüstungen an, daß die preußische Regierung ernstlich darauf denken muß, Bodenbefestigungen anzulegen. Es ist bereits eine Commission ernannt, welche auf der Insel Sylt Vorkehrungen treffen soll, um dem Uebel Einhalt zu thun. Beim Landtag sollen nun die nöthigen Geldmittel zur Ausführung des Schutzwerkes beantragt werden.
- Pater Hyacinthe ist aller seiner Ordensämter entsetzt und in den großen Bann gethan worden.
- Der Prozeß Zastrow ist in voriger Woche zu Ende geführt und hat das Resultat gehabt, daß der Angeklagte zu 15 Jahren Zuchthaus und in die Kosten verurtheilt wurde, v. Zastrow ist ein scheußliches Räthsel; er leugnete nicht, widernatürliche Verbrechen begangen zu haben, und eine Reihe betheiligter Zeugen trat gegen ihn auf; er leugnete aber, sich an den Knaben Emil Hanke vergangen zu haben. Den Zeugen, die ihn am Orte und zur Stunde der That gesehen haben und ihn auf das Bestimmteste wiedererkennen wollen, antwortete er: Wenn Ihr Recht habt, dann habe ich einen Doppelgänger.
- Die Hauptstadt Wien hat bei jedem der Volksstämme, aus denen der Kaiserstaat zusammengesetzt ist, einen anderen Namen. Beim Deutschen heißt sie Wien, beim Italiener und Rumänen Vienna, beim Böhmen Viden, beim Polen und Ruthenen Wieden, beim Slovenen Dunaj, beim Croaten und Serben Bec, beim Magyaren Becs (sprich Betsch).
- Im preußischen Staate sind gegenwärtig 530 Meilen neuer Eisenbahnen im Bau begriffen. Darunter befinden sich 86 Meilen Staatsbahnen.
- Bei Herrn Morlott in Moskau frühstückt man vortrefflich, aber etwas theuer. Dem Großfürsten Nicolaus kam es wenigstens so vor, denn er mußte für sich und vier Begleiter für Sterlet, Cotelette, Spanferkel und Nachtisch 700 Rubel (à 1 Thlr.) bezahlen. Der Herzog von Orleans wußte sich bei solcher übermäßigen Forderung einmal sehr gut zu helfen. Der Gastwirth eines Städtchens forderte ihm für ein Mittagessen 5000 Francs ab. Er ließ den Bürgermeister kommen und sagte: Hier haben Sie 10,000 Fr. für Ihre Armen, nur mein Mittagessen bitte ich davon zu bezahlen. Der Bürgermeister machte seinen Knix und zahlte dem verblüfften Wirth - 100 Fr.
- Auf einem Grabstein in Newyork liest man: "Hier liegt J. S., er erschoß sich mit einem Revolver System Colt, der auf der Stelle tödtet, der besten Waffe für diesen Zweck." - Reclame bis in's Grab!
- Das englische Patent für die von Golay erfundene Mühlsteinschärfmaschine wurde nach der Pariser Ausstellung für 4000 Pfd. St. verkauft
[ => Original lesen: 1869 Nr. 88 Seite 2]worden. Die Käufer waren ein Commissionair aus Leith, ein Deutscher und ein Müller aus Edinburgh. Diese Herren verkauften bald darauf das Patent für 12 Grafschaften für 40,000 Pfd. St., für 3 Grafschaften für 15,000 Pfd. St, für einige Grafschaften in Irland zu 20,000 Pfd. St. Die ganze Summe, welche aus dem Verkauf erzielt worden, soll 150,000 Pfd. St. oder 1,800,000 fl. betragen.
- Drei Brüder Thirion aus Bertrix in den Ardennen, alle drei Viehhändler und viel im Lande umhergehend, verschwanden in Zeit von 18 Monaten spurlos. Der zweite Bruder war seiner Zeit ausgezogen, um nach dem ersten zu suchen, der dritte, um nach den beiden zu forschen, und keiner kehrte wieder. Jeder Bruder war in Mons und Umgegend gesehen worden. Ein eingewanderter Schäfer Dessousle=Moustier, ein schnell wohlhabend gewordener Mann, kam zwar in Verdacht, wurde aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Da starb die Frau des Schäfers an Gift, ihr eigener Mann hatte sie vergiftet, um reicher zu heirathen, Haus und Hof wurden nochmals durchsucht und nun fand man zwei der Leichname der Brüder in einem verschütteten Brunnen und den dritten Bruder in der Düngergrube. Das Scheusal ist bereits geständig. Geiz und Habsucht haben ihn verführt. Der Mörder, 29 Jahre alt, hatte die Brüder betrunken gemacht und dann erdrosselt. Der älteste Bruder hatte 4000 Francs bei sich.
Verlorene Liebe.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1869 Nr. 88 Seite 3]Verlorene Liebe.
(Fortsetzung.)
Anzeigen.
Am Sonnabend, den 6. November d. J. findet der diesjährige Forstschreibetag zum Verkauf von Eichen und Buchen, Blöcken, Schleeten, Latten und Hopfenstangen statt und können Kaufliebhaber am gedachten Tage, Mittags 12 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst sich einfinden.
Schönberg, den 21. October 1869.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt und Forst.
F. Graf Eyben. Danckwarth.
Vorladung.
Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Heinrich Oldörp daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen zu deren Anmeldung auf Dienstag den 28. December c., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer des bezeichneten Grundstücks erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. October 1869.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg. C. L. v. Oertzen. (L. S.) A. Dufft.
Concurs=Proclam.
Mittelst eines unterm heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle diejenigen, welche Forderungen irgend einer Art an den in Concurs gerathenen hiesigen Bürger und Schlossermeister Timm zu haben vermeinen, geladen, solche in dem angesetzten Professions=Termine am Sonnabend den 4. December d. J., Mittags 12 Uhr zu Rathhause anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen, unter Androhung der mit Ablauf des Termins eintretenden Präclusion. Auswärtige Gläubiger müssen einen Bevollmächtigten hier bestellen, oder gewärtigen, daß ihnen ein solcher von Gerichtswegen wird zugeordnet werden.
Ratzeburg, den 22. October 1869.
Königlich Herzoglicher Stadthauptmann, Bürgermeister und Rath.
In fidem: Richter, Stadtsecretair.
Freitag den 5. November frische Austern bei Bernh. Drenkhahn.
Todes-Anzeige.
(Verspätet.)
Am 17. October verstarb zu Recke in Westphalen mein lieber Vater, der Kaufmann Innocenz Schweigmann. Freunden und Bekannten diese Anzeige statt besonderer Meldung.
Julius Schweigmann.
Theilnehmenden Verwandten und Bekannten hiemit die schmerzliche Nachricht, dass unsere geliebte Tochter und Schwester Ida Greiff heute früh 5 Uhr durch den Tod zu einem bessern Jenseits abberufen worden ist.
Um stilles Beileid bitten
Die trauernden Hinterbliebenen.
Schönberg, den 31. October 1869.
Mein Lager von Uhren, als Regulators, Pariser Pendulen, Rahmuhren. Amerikanische Uhren, goldene und silberne Herren= und Damenuhren in Ancre und Cylinder, geschmackvolle Talmiketten, halte zu den verschiedensten und billigsten Preisen bestens empfohlen.
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Schneidewerkzeuge, alle Arten Möbelbeschläge, Thürenbeschläge, Baubeschläge, alle Arten Nägel, Schrauben u. s. w. ferner Gußeisenwaaren, als Keller=, Stall=, Haus= und Dachfenster, Ofenthüren, Ofenröhren, Rosten, Platten, Sparherdplatten und =Oefen und =Thüren. Emaillirte Kochgeschirre zu billigen Preisen.
C. Schwedt.
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Petschafte (mit 2 Buchstaben) das Stück nur 8 Schill., mit Heft 10 Schill. empfiehlt Ludw. Vogel, Uhrmacher.
Schönberg.
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[ => Original lesen: 1869 Nr. 88 Seite 4]In den Anfangs November d. J. erscheinenden Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1870 bin ich in Folge mehrseitiger Anforderung bereit, Annoncen aufzunehmen, und ersuche diejenigen geehrten Geschäftsleute, welche diese Gelegenheit, ihre Geschäfts=Empfehlungen zu verdeutlichen, benutzen wollen, mir dieselben bis zum 3. November d. J. zuzustellen. - Die gespaltene Petitzeile wird mit 3 Schill. berechnet. - Die allgemeine Verbreitung dieses Kalenders im Fürstenthum Ratzeburg, der in fast keiner Familie fehlt, sowie der Umstand, daß die damit veröffentlichten Inserate während des ganzen Jahres dem Publikum vor Augen sind, empfiehlt diese Art der Publication ganz besonders.
L. Bicker.
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Carl Püttmann in Köln, Depositair.
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Da Sie mir im Mai v. J. ein Töpfchen Gichtsalbe geschickt, wovon ich Gott sei Dank meine völlige Gesundheit wieder erlangt habe, kann ich nicht umhin, Ihnen für dieses Wundermittel meinen Dank auszusprechen, denn nichts ist edler als gesund sein, mögen Sie auch Sorge tragen, daß auch die Nachwelt dieses herrliche Mittel gebrauchen kann, schon wieder ist eine Frau von Ihrem Mittel beseelt.
(Folgt Bestellung). Friedrich Heyer in Samswegen.
Nachdem mir von Großherzoglicher Landvogtei die Erlaubniß zum Betrieb einer Krügerei in Selmsdorf ertheilt ist, bitte ich, mich recht oft zu besuchen, und werde ich Jedermann freundlich aufnehmen und gut bedienen.
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Schönberg.
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Alte abgenutzte Pferde kauft und bezahlt die höchsten Preise H. Schultz, Frohnereipächter.
Eine neue Sendung sehr schönes Braunbier,
die Tonne 3 24 1ste Qualität,
die Tonne 2 12 2te Qualität,
ist soeben eingetroffen und wieder vorräthig bei Wittwe Krüger. (Schwiesow.)
Wohnungsveränderung.
Ich wohne von heute ab vor der Marienstraße an der Schweriner Chaussee in dem Hause der Hebeamme Spehr, welches der Gärtner Bartold bis dahin bewohnte.
Ollmann, Schlossermeister.
Schönberg, den 1. November 1869.
Meteorologische Beobachtungen. |
Oct. 1869. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
29. 30. 31. 1. |
36.15 37.06 37.69 36.65 |
0.8 1.5 2.5 2.5 |
4.5 4.0 3.0 6.0 |
NW SW SW W |
1 1 1 1 |
wolkig. trübe. Neb. trübe. trübe. |
Am 30., 31. und 1. auf 1 []' 36, 8 u. 6 Cubikz. Reg.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. Pf. | 15 - 15 1/2 , |
Holst. d. Pf. | 15 1/2 - 16 , |
Hasen d. St. | 32 - 40 , |
Enten d. St. | 20 - 22 , |
Hühner d. St. | 14 - 15 , |
Küken d. St. | 9 - 10 , |
Tauben d. St. | 5 , |
Gänse d. St. | 44 - 56 , |
Eier 6 St. | 4 , |
Kartoffeln d. Faß. | 6 - 7 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (pro Sack in Lüb. Crt.) |
Weizen | 16 3/4 - 17 | | 4 | |
Roggen | 13 1/2 - 14 | | - | |
Gerste | 11 - 12 | | - | |
Hafer | 10 - 10 | | 8 | |
Erbsen | 13 - 15 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 10 - 12 | | - | |
Winter=Rapssaat | - | | - | |
Winter=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 19 - 19 | | 8 | |
|
Weizenmehl | Nr.0: 24 | | - | , |
| Nr.1: 22 | | - | , |
| Nr.2: 16 | | 8 | , |
Roggenmehl, gesichtet | 23 | | - | |
pr. 200 Netto. |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.
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