No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. August
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1867 Nr. 65 Seite 1]

- Dem Könige von Hannover soll von Preußen eine ewige Rente von 700,000 Thalern angeboten worden sein. Der König verlangt Domänen im Lande, die man ihm aus politischen und finanziellen Gründen nicht geben will.
- Bei einer neulich in Berlin abgehaltenen sehr gründlichen Schießprüfung der verschiedenen Arten von Hinterladern hat sich, wie die Kreuzztg. berichtet, das französische Chassepotgewehr am wenigsten bewährt.
- Die preußische Regierung hat seit Beginn dieses Jahres in Ungarn 27,000 Pferde angekauft.
- Die Parchimer Zeitung stellt folgende Vergleiche an: Nach einer Anzeige der Berliner Brodfabrik vom 6. August haben die von derselben abgegebenen (5 Sgr.) 8 Schilling=Fein=Roggenbrode ein Gewicht von 3 Pfund 23 Loth. Nach unserer Taxe von diesem Monat erhält man für 8 Schilling 2 Pfund 27 Loth. Dagegen kostet nach unseren Kornpreisen vom letzten Sonnabend der (Berliner) Scheffel Roggen 2 Thlr. 32-36 ßl., nach den Berliner Marktpreisen vom gleichen Tage der Scheffel Roggen von 2 Thaler 15 Sgr. (24 ßl.) bis 3 Thlr. Beide Preise stehen also ziemlich in gleicher Höhe, während obige Zahlen ergeben, daß bei uns das Brod etwa um ein Drittel theurer ist als in Berlin.
- Liebigs Fleischextract findet immer mehr Anerkennung und bewährt sich als vortreffliches Mittel zur Kräftigung bei Kindern, Schwächlichen und Greisen. Am La Plata und in Brasilien sind in neuerer Zeit Etablissements entstanden, welche mit der Mutterfabrik in Fray Bentos concurriren. Dadurch ist ein Verbrauch von 100,000 bis 120,000 Stück Hornvieh und eine Production von einer Million Pfund Extract in Aussicht genommen.
- Der bekannte Tragöde Ira Aldridge (ein Neger) ist auf einer Reise nach Rußland in Lodz in Polen gestorben.
- Sehr befriedigend lauten die Erntenachrichten aus allen Theilen der österreichischen Monarchie, namentlich aus den Donaufürstenthümern, wo der Ertrag der Felder ein ungeheuerer sein soll. Die Ausfuhr an Korn wird einen enormen Umfang annehmen, und die Eisenbahnen treffen schon jetzt Vorsorge, um die ihnen zur Ausfuhr zukommenden Quantums bewältigen zu können. Bei der Direction der Westbahn sollen 300 Extrazüge für Getreide=Transport bestellt sein, und in dem gleichen Verhältniß werden sich voraussichtlich noch einige andere Bahnlinien und die Donau=Dampfschiffahrts=Gesellschaft in Anspruch genommen sehen.
- Ein großer Theil der Aussteller in Paris ist unzufrieden mit den Beschlüssen der Preisrichter bei Zuerkennung der Medaillen. 750 Aussteller haben bereits gegen die Beschlüsse der Preisjury protestirt, und täglich wächst die Zahl Jener, welche eine Revision verlangen.
- In Rom hat man Furcht, daß das nächstens in Paris zusammentretende Concil französischer Geistlichen auf Aufhebung der Ehelosigkeit der Priester dringen werde.
- Kissingen hat's bereits zu 6200 Badegästen gebracht, das vorige böse Jahr erkennt man nur noch an den Gräbern und Kreuzen , die überall im Felde, in den Anlagen und an den Wegen und Stegen stehen, oft unvermuthet eine Erinnerung an den Tod im vergnüglichen Treiben.
- Der Indianerkrieg ist mit allen seinen Schrecken ausgebrochen. Den neuesten Depeschen von der Grenze zufolge überfielen die Rothhäute einen Eisenbahnzug in der Nähe von Fort Larnet. Der katholische Bischof Lamy, 10 Geistliche und 6 barmherzige Schwestern fielen ihnen in die Hände. Die Männer wurden getödtet, skalpirt und schrecklich verstümmelt, die Frauen wurden hinweggeschleppt und gehen ohne Zweifel einem Schicksale, schrecklicher als der Tod entgegen. Die Kosten des Krieges für die Union betragen jetzt schon wöchentlich 1,000,000 Doll., und man berechnet, daß bis jetzt das Leben jedes Indianers auf 10 weiße Menschenleben und 700,000 Dollar zu stehen kommt.
- Die Heidelberger Schloßruine, die schönste in Deutschland, ist von Sachverständigen untersucht worden und stellte sich dabei heraus, daß durch die unvorsichtige Bohrung des Eisenbahntunnels der majestätische Bau sehr gefährliche Risse und Sprünge erhalten hat.
- Am vorigen Montag sah man in Wittenberge einen Zug von 80-100 Störchen über die Eisenbahn hinwegziehen. Hoffentlich wird das kein Zeichen eines frühen Winters sein.
- Im zoologischen Garten zu Berlin starb am vorigen Montag der kleine Elephant nach nur 48stündiger Krankheit. Dieselbe äußerte sich in inneren Krämpfen, Lähmung des Rüssels, worauf der Tod erfolgte.
- In Gladbach wurde neulich eine Frau, die an der Cholera gestorben sein sollte, feierlich beerdigt. Einige Tage später wurde sie wieder ausgegraben, weil die Leute erzählten, sie habe den Herzkrampf gehabt. Bei Eröffnung des Sarges fand sich das Gerücht bestätigt: die scheinbar Todte war im Sarge erwacht, hatte ihre Kleider zerrissen, ihre Hände zerfleischt, den Leib zerkratzt, war aber nun wirklich todt.
- Die Wiener Kellnerinnen in der Dreherschen Bier=Restauration haben viel Glück in Paris gemacht. Die eine heirathet einen spanischen Granden, eine Ungarin hat mit einem Herrn vom ältesten Adel ihre Hochzeitsreise angetreten; eine schöne Polin, die sogleich bei ihrem Erscheinen allgemeines Aufsehen errege, wohnt seit einem Monat in einer Villa an der Seite eines Marquis, der ihre Zukunft mit einer Verschreibung von 200,000 Fr. gesichert hat. Die Vierte fesselte einen amerikanischen Nabob durch ihre imposante Gestalt, sie stammt aus den Tyroler Bergen und ist seit einigen Tagen durch das Weltmeer von Europa getrennt. Die letzte endliche ein Wiener Kind, ist an der Seite eines Lebemannes, der eben einige Millionen an der Börse gewonnen hatte, in ihre Vaterstadt zurückgekehrt.
- Aus Landau berichtet man: In den Ge=

[ => Original lesen: 1867 Nr. 65 Seite 2]

markungen unserer Nachbarorte Queiheim, Offenbach und Mörlheim haben die Feldmäuse derart überhand genommen, daß sich die Gemeindeverwaltungen der beiden erstgenannten Orte veranlaßt gesehen haben, bekannt zu machen, daß die Grundbesitzer in der ersten Woche je 12 Mäuse auf 1 fl. Grundsteuer einzuliefern haben. In Folge davon wurden in der Gemeinde Offenbach in den ersten 3 Tagen 60,000 Stück eingeliefert. Wie groß die Zahl dieses Ungeziefers dort sein muß, und welchen Schaden sie anrichten, mögen folgende Beispiele beweisen. Die Gutsbesitzer R. und Bl. ließen in Mörlheim ein ca. 5 Morgen großes Kleefeld mit 5 Pflügen umarbeiten und jedem Pflug einen Buben mit einem Besen nachgehen, welche zusammen 18,000 Mäuse todtschlugen. Im Bezirke Offenbach erhielt ein Gutsbesitzer von einem Weizenacker nur noch drei Haufen, während Jedermann überzeugt war, daß man vor drei Wochen 18 Haufen dort hätte binden können.


Eugenie.
Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln.
[Erzählung]
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1867 Nr. 65 Seite 3]

Eugenie.
Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln.
[Erzählung]
[Schluß.]

Anzeigen.

Verkaufs=Anzeigen.

In der Nachlaßsache des Schneidermeisters und Ackerbürgers Matthias Oldenburg zu Wahlsdorf ist zum Verkauf der zum Oldenburg'schen Nachlasse gehörigen, auf dem Stadtfelde zu Schönberg belegenen Bauerstelle c. p. von etwa 11338 []Ruthen Flächeninhalt ein Ueberbotstermin auf Freitag den 27. September d. J., Morgens 11 Uhr, anberaumt, wozu Kaufliebhaber hierdurch vorgeladen werden mit dem Bemerken,

daß, da bereits 10,000 Thaler für die Stelle c. p. geboten sind, mit diesem Bot die Stelle im Ueberbotstermine eingesetzt wird, und daß darunter nicht geboten werden darf. Die Bedingungen des Verkaufs sind 14 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch abschriftlich gegen die Gebühr zu erhalten. Die Besichtigung der Stelle c. p. ist nach zuvoriger Meldung bei dem jetzigen Pächter, Hauswirth Peter Wigger zu Rottensdorf jederzeit gestattet. Die obervormundschaftliche Genehmigung zum Verkauf der Stelle c. p. ohne Inventar ist auf Antrag der Curatoren ertheilt.
Schönberg, den 16. Juli 1867.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Seip.
(L. S.) O. Reinhardt.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 65 Seite 4]

In den letzten vier Monaten, vom 7. April bis heute, sind nachstehende Schäden bei unserm Verein angemeldet:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
und werden unsere Mitglieder ersucht, einen Beitrag von 24 Schillingen pro 100 Thaler Versicherungssumme am Montag den 19. August, Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg den 7. August 1867.
Direction der Vieh=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Die Vermählung unserer Tochter Auguste mit dem Herrn Heinr. Paht zeigen wir allen Theilnehmenden hiedurch an.
Lübeck den 9. August 1867.
Wilh. Prahl und Frau.


Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.


Beachtenswerth!
Unterzeichneter besitzt ein vortreffliches Mittel gegen nächtliches Bettnässen, sowie gegen Schwäche=Zustände der Harnblase und Geschlechts=Organe. Auch finden diese Kranke Aufnahme in des Unterzeichneten Heilanstalt.
Specialarzt Dr. Kirchhoffer. in Kappel bei St. Gallen (Schweiz).


Am Freitage den 16. d. M. werden auf dem Kl. Rünzer Hoffelde Rappsschooten verbrannt.


Gesucht wird zu Michaelis auf dem Hofe Gr. Molzahn eine Köchin.
C. Hancke.


Unterzeichneter ist beauftragt, theils gleich, theils zu Michaelis Mädchen in die Küche oder Meierei, wie auch verschiedene Knechte zu besorgen. Reflectirende werden ersucht sich ehestens bei mir zu melden.
Handelsmann Schultz in Schönberg.


Lager von Tapeten, Borden & Rouleaux bei C. Schwedt.


Mühlengesuch.
Im Lauenburgischen oder den Mecklenburgischen Großherzogthümern wird eine in gutem Stande befindliche Wind= oder Wassermühle, auf Michaelis d. J. oder einen späteren Termin, in Pacht gesucht, zu nicht über 600 Taler (Mecklenburg) Pacht pro A. Desfallsige schriftliche Aufgaben bittet man an den Hausmakler Ant. Hübener, Steintwiete 20, Ecke der Deichstr., Hamburg, franco einzusenden.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- und Silber-Waaren-Handlung
Lübeck, Sandstrasse 1006.
Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.


Photographisches Atelier von W. Schacht ist geöffnet von Morgens 10 bis Nachmittags 5 Uhr. Visitenkartenportraits à Dutzend 2 Taler (Mecklenburg) - Schilling (Mecklenburg).
Visitenkartenportraits à 1/2 Dutzend 1 Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg).
per comptant.


Prima patent. Wagenfett in Gebinden von 25 bis 100 Pfund.
Prämiirtes Maschinenoel, pr. Pfund 10 Schilling (Mecklenburg) Ct., empfiehlt bestens H. F. Schreiber in Lübeck.


Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 7. August 1867.
Bürgermeister und Rath.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
9.
10.
11.
12.
34.95
37.30
38.94
39.91
8.8
8.9
10.5
7.6
15.8
16.3
16.1
16.0
SW
WNW
NW
N
1
2
1
0
trübe.
wolkig.
zieml. heiter.
heiter.

Am 9. 31 Kubikz. Regen auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.3 - 4 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund10 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß6 - 7 Schilling (Mecklenburg).
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Hamb. Kirschen, d. Pfund1 1/2 - 2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen27 - 27Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen20 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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