[ => Original lesen: 1867 Nr. 64 Seite 1] Publicandum.
Auf allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1867 bis dahin 1868 zur Unterhaltung des Militair=Contingents, sowie für Unterstützung der Chausseebauten nach dem unterm 5. October 1853 erlassenen und durch den officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß der 9. d. M. August als Normaltag für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Dienstleute zu Michaelis d. J. ihren Dienst verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer - sofern solche bis dahin nicht eingezahlt worden - zurück zu behalten und am Zahlungstage mit zu berichtigen.
Schönberg, den 7. August 1867.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. Seip.
- Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz sind am 6. August Morgens auf der Rückreise von England in Berlin eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt nach Neustrelitz weitergereist, woselbst Ihre Königlichen Hoheiten Abends 9 Uhr erwartet wurden.
- Das Haus Godillot in Paris hat seine 1,100,000 Paar Schuhe für das französische Heer fertig und abgeliefert. Die französische Diplomatie und der Moniteur haben aber den Rückzug angetreten, sie hatten sich zu weit in Berlin vorgewagt, freundlich=zudringliche Rathschläge ertheilt, was Preußen in Schleswig den Dänen gegenüber zu thun und zu lassen habe, und sind abgeblitzt. Bismarck fragte schnell: Soll das eine Einmischung bedeuten? Entweder zurück oder Krieg! - Napoleon stutzte, seine Chassepots, seine Alliancen sind noch nicht fertig, die Zeit noch nicht reif, er zog sich unter dem Friedenstusch seines Moniteurs eiligst zurück - bis auf gelegnere Zeit. Das ist die diplomatische Geschichte der letzten Woche.
- In voriger Woche war Pferdeausstellung in Paris. Die preußischen Pferde wurden von den Preisrichtern scharf kritisirt, der preußische Commissar, sonst ein feiner Weltmann, erhitzte sich im Streite und rief endlich: "Ob sie diese Pferde zu schätzen wissen oder nicht, werden sie doch im Monat Mai wieder in Paris sein und in der seine getränkt werden." - Herr Commissar, wir sind noch nicht im Kriege, antwortete ein Franzose. - Der Vorfall macht großes Aufsehen.
- Die österreichischen Militairmusiker werden von den Parisern auf Händen getragen. Die Leute spielen vortrefflich und haben das vor ihren Cameraden voraus, daß sie eine verwandte Saite in den Parisern treffen. Wie ein Blitz schlug es neulich in die ungeheuere Menschenmenge, als sie plötzlich die Marseillaise spielten und wie! Die Ueberraschung und der Jubel war grenzenlos; seit 1848 hatten die Pariser dieses Nationallied nicht mehr gehört. Die Polizei hielt beide Ohren zu und tröstete sich, daß es von den Oesterreichern ausgeführt wurde. - Gute Musikanten aber schlechte Patrioten! rufen die Oesterreicher daheim ihren Musikern in Paris zu. Denkt Ihr nicht daran, daß unter den Klängen der Marseillaise das Haupt unserer Marie Antoinette auf dem Schaffotte fiel? daß unter denselben Klängen sich die französischen Heere auf Oesterreich etc. stürzten? Würden französische Militairmusiker nicht lieber ihre Instrumente zerbrechen, als einem deutschen Publikum das Rheinlied oder das Arndt'sche Lied vom Vaterlande aufspielen?
- Der Würzburger Stadtmagistrat hat am 26. Juli dem Bäckermeister Sauer, dessen Laden aus Anlaß der bekannten Brodvergiftung geschlossen war, die Ausübung seines Geschäftes wieder gestattet, nachdem er allen zur Sicherung des Publicums getroffenen Anordnungen Folge geleistet hat.
- Wie die Preßb. Ztg. schreibt, hat in dem Orte Otmar ein Bauernbursche seinen 89 Jahre alten Vater ermordet. Der unnatürliche Sohn stellte sich selbst der Obrigkeit und gestand, daß Eifersucht ihn dazu gebracht habe, diese That zu vollführen. Es kam nämlich der Alte im berauschten Zustande Abends nach Hause und gerieth in das Zimmer seiner Schwiegertochter (der Frau des Sohnes); eben im Begriff sich zu orientiren, stürzte der Sohn im blinden Wahn und getrieben von Eifersucht auf ihn und beging das gräßliche Verbrechen des Vatermordes.
- Am 28. v. M., am Jahrestage des Treffens bei Hettstädt in Bayern, erhielt ein in Westerhausen bei Quedlinburg wohnhafter Landwehr=Husar durch die Post einen sehr freundlichen Brief, Photographie und ansehnliche Geldeinlage von einem Officier seiner Schwadron. Die Sendung hat nicht nur den Empfänger, sondern alle Freunde und Bekannten desselben gerührt. Die Ursache war folgende:
[ => Original lesen: 1867 Nr. 64 Seite 2]Der Husar B. verliert am Schlachttage durch einen Granatschuß sein Pferd und kommt selbst unter dasselbe zu liegen, ohne sich sogleich befreien zu können; doch mit der blanken Klinge erhebt er sich wieder. Da wird er beim Namen gerufen und erblickt nicht weit von sich den Lieutenant Str. im Genick sehr schwer blessirt, neben seinem Pferde. Im vollen Kartätschenhagel besorgt der Husar B. das Satteln des Pferdes und hilft mit großer Anstrengung dem Lieutenant Str. auf das Pferd, so daß dieser gerettet ist; dann schleicht dei Husar sich etwa 20 Schritte vor dem sich sammelnden Feinde durch das Korn und erreicht glücklich unter jubelndem Willkommen der Kameraden seine Schwadron. Jener Officier nun war der Absender des oben erwähnten Briefes.
Eingesandt.
Das Denkmal des Hochseligen Großherzogs Georg steht vollendet auf dem Marktplatze zu Neustrelitz und bleibt für alle Zeiten eine der schönsten Zierden der Residenz. Wer anfangs wegen der zu beschaffenden Kosten in die Erfüllung eines Lieblingswunsches leise Zweifel setzte, der ist jetzt um so mehr erfreut, als die reichliche Zeichnung von Beiträgen zu dem Denkmal einen neuen Beweis der Pietät gegen den allverehrten Fürsten lieferte. Ja die gedachten Beiträge sind so reichlich geflossen, daß, dem Vernehmen nach, nicht nur alle Kosten gedeckt sind, sondern noch ein erheblicher Ueberschuß vorhanden ist, welcher nunmehr einer milden Stiftung überwiesen werden soll. Auch das Fürstenthum Ratzeburg hat sich gern dabei betheiligt, und wenn das oben gedachte Resultat des Ueberschusses sich ergeben hat, ohne daß von hier aus sämmtliche Raten eingesandt worden, so dürfte, nachdem der Zweck bereits erfüllt ist, in Bezug auf die Verwendung des Ueberschusses der Wunsch gewiß billig erscheinen, den diesseitigen Rest der gezeichneten Gelder einer hiesigen milden Stiftung, z. B. der neu gegründeten Kleinkinderbewahranstalt, zugewiesen zu sehen, welche allernächstens eröffnet werden wird und der zur Anschaffung mancher Utensilien eine solche Beihülfe höchst willkommen sein würde.
Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. Drittes Capitel. Das Opfer. [Erzählung] (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1867 Nr. 64 Seite 3]Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. [Erzählung] (Schluß folgt.)
[ => Original lesen: 1867 Nr. 64 Seite 4]Anzeigen.
Vorladung.
Ueber den unbedeutenden Nachlaß des verstorbenen Böters Friedrich Freitag ist der formelle Concurs erkannt, und sind alle diejenigen, welche Forderungen irgend einer Art an diese Concurs=Masse zu haben glauben, ein für allemal, mithin peremtorisch und bei Vermeidung der, mit Ablauf des Termins eintretenden Präclusion, verabladet, solche in dem auf Freitag den 6. September d. J. angesetzten Termin Mittags 12 Uhr auf hiesiger Rathsstube anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 27. Juli 1867.
Königlich Herzoglicher Stadthauptmann Bürgermeister und Rath.
(L.S.) In fidem
Richter, Stadtsecretair.
Wilhelm Siebenmark.
Betty Bockwoldt.
Verlobte.
Carlow. Schönberg.
Montag, den 12. d. M., Morgens 9 Uhr, werden auf dem Stover Felde, zwischen Kl. Molzahn und Kuhlrade, Rappsschoten verbrannt.
Stove, 7. August 1867.
Kaiser.
Am Sonnabend, den 10. August, sollen auf dem Schlagsdorfer Hoffelde Rapsschoten verbrannt werden.
C. Sick.
Am Sonnabend den 10. d. M. werden auf dem Menzendorfer Hoffelde Rappsschoten verbrannt.
Morgen Sonnabend den 10. ds. Ms. werden auf dem Hoffelde zu Rabensdorf Rappspahlen verbrannt.
C. Stamer.
Wegen Neubau des Untergrundes ist die Fahrt über die Brücke bei der Lockwischer Mühle bis auf Weiteres aufgehoben. Der Weg führt während dieser Zeit durch den neben der Brücke liegenden Bach.
H. Rocksien.
Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.
Prima patent. Wagenfett in Gebinden von 25 bis 100 .
Prämiirtes Maschinenoel, pr. 10 Ct., empfiehlt bestens H. F. Schreiber in Lübeck.
Tannin-Balsam-Seife, ein wirklich reelles Mittel binnen kürzester Zeit eine schöne, weiße, weiche und reine Haut zu erlangen, empfiehlt à Stück 8 J. F. Eckmann.
Wichtige Anzeige für Bruchleidende.
Wer die vortreffliche Kurmethode des berühmten Schweizer Brucharztes Krüsi=Altherr in Gais, Kanton Appenzell, kennen lernen will, kann bei der Expedition d. Bl. ein Schriftchen mit Belehrung und vielen 100 Zeugnissen in Empfang nehmen.
Die Mitglieder des hiesigen Ledervereins werden aufgefordert, wegen Rechnungs=Abschluß Montag, den 12. d. M., Nachmittags 3 Uhr beim Lagerhalter J. Wagner sich einzufinden.
Der Vorstand.
Mühlengesuch.
Im Lauenburgischen oder den Mecklenburgischen Großherzogthümern wird eine in gutem Stande befindliche Wind= oder Wassermühle, auf Michaelis d. J. oder einen späteren Termin, in Pacht gesucht, zu nicht über 600 Pacht pro A. Desfallsige schriftliche Aufgaben bittet man an den Hausmakler Ant. Hübener, Steintwiete 20, Ecke der Deichstr., Hamburg, franco einzusenden.
Unterzeichneter ist beauftragt, theils gleich, theils zu Michaelis Mädchen in die Küche oder Meierei, wie auch verschiedene Knechte zu besorgen. Reflectirende werden ersucht sich ehestens bei mir zu melden.
Handelsmann Schultz in Schönberg.
Das Krautschneiden und Diestelstechen, wobei der größte Unfug getrieben und breite Fußsteige angelegt werden, auf unseren Ackerstücken an der Moorstraße im Mühlenkamp müssen wir hiermit ausdrücklich untersagen und werden die darauf Betroffenen zur polizeilichen Bestrafung anzeigen.
Badstein. F. Baer sen. H. Brüchmann.
In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag ist mir aus meinem Garten eine große Esche abgesägt und gestohlen worden. Ich sichere demjenigen 4 Thaler Belohnung zu, der mir über den Verbleib der Esche sichere Auskunft giebt.
Hauswirthin Maaß in Kl. Siemz.
Concert-Anzeige.
Am Sonntag den 11. August findet im Boyeschen Garten ein Conzert statt, ausgeführt von den Musikern des Kön. Preuß. Jäger-Bataillons Nr. 9
aus Ratzeburg.
Nach dem Conzert Ball.
Anfang 5 Uhr. Entree à Person 4 , Kinder 2 . Bei ungünstiger Witterung im Saal.
G. Steuer, Kapellmeister.
Meteorologische Beobachtungen. |
1867 Aug. |
Barometer |
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Wärme |
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Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
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|
|
|
6. 7. 8. |
36.24 34.85 33.97 |
9.3 11.0 9.3 |
17.5 15.6 14.3 |
SW W S |
0 1 1 |
wolkig. - trübe. |
Am 7. u. 8. fielen 12 u. 43 Kbz. Regen auf 1 []'.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 11 - 11 1/2 . |
Holst. d. | 11 1/2 - 12 . |
Hühner, d. St. | 14 - 16 . |
Küken, d. St. | 8 - 10 . |
Tauben, d. St. | 3 - 4 . |
Schinken, d. | 9 . |
Wurst d. | 10 . |
Schweinskopf, d. | 5 . |
Häringe, - St. | - . |
Eier 7 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 6 . |
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf | 2 - 4 . |
Hamb. Kirschen, d. | 1 - 1 1/2 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 27 - 27 | | 8 | |
Roggen | 20 - 20 | | 8 | |
Gerste | 14 - 15 | | - | |
Hafer | 11 - 12 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 14 - 15 | | - | |
W.=Rapsaat | 22 -23 | | 8 | |
Wint.=Rübsen | 20 - 22 | | 8 | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 9.)
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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