[ => Original lesen: 1867 Nr. 63 Seite 1] Wenn es wiederholt vorgekommen ist, daß reisende Gesellen von Land=Meistern in Arbeit genommen sind, ohne daß der Behörde das Wanderbuch des Gesellen vorgelegt ist und die Meister selbst so weit gegangen sind, diese Gesellen Monate lang in Arbeit zu behalten, ohne überall eine Anzeige davon zu machen, so wird, unter Verweisung auf den §. 5 der Verordnung vom 24. September 1841 hierdurch angeordnet:
daß jeder Landmeister, der einen Handwerksgesellen in Arbeit nimmt, spätestens innerhalb 14 Tagen, unter Vorlegung des Wanderbuches, auf hiesigem Paßbureau Anzeige von der geschehenen Annahme zu machen, und demnächst auch die Entlassung des Gesellen und die fernere Visirung zu beantragen hat. - Jeder Meister, welcher es an der hierdurch vorgeschriebenen Anzeige fehlen läßt, verfällt in eine Strafe von 2 Crt.
Schönberg, den 25. Juli 1867.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.
- Mit der Einmischung Napoleons in deutsche Angelegenheiten hat's seine Richtigkeit, nur ist's keine Note, die Napoleon an Preußen hat schreiben lassen, sondern eine Depesche und keine unverschämte, sondern eine verschämte, die er in seinem Moniteur verleugnen läßt, um das stark erregte deutsche Nationalgefühl zu schonen.
- Weit mehr als die Abwiegelung des Moniteurs wird in Frankreich die Rede des Senators Düpin studirt. Düpin gehört zu den Vertrauten des Hofes, seine Rede ist eine der letzten, die im Senate gehalten wurden und verbreitet sich sehr ausführlich über das Verhältniß Frankreichs zu Preußen. Düpin entwickelt, wie Preußen es von 1 Million Einwohner, welche es im Jahr 1700 besessen, nach und nach zu 29 Millionen gebracht habe. Sobald es einen neuen Alliirten gewinne, organisire es ein neues Armeecorps und besitze deren gegenwärtig 17. Das bedeute 17 ständige militairische Lager von Chalons und sei eine Bedrohung Europas, namentlich Frankreichs, gegen welches sich Preußen undankbar zeige. Preußen müsse abrüsten, dann erst könnten die andern Staaten folgen. Die Zeitung "La France" setzt hinzu: Frankreich wird es niemals hinnehmen, daß Preußen seine Herrschaft in Deutschland ausbreite, bis Landau vorrücke, sich in Baden einrichte und eine militairische Dictatur an der französischen Grenze einrichte.
- Am 2. August ist die erste Nummer des "Bundes=Gesetzblatt des norddeutschen Bundes" ausgegeben. Dieselbe enthält außer der Bundes=Verfassung ein Publicandum, durch welches der König von Preußen die ihm durch diese Verfassung übertragenen Rechte, Befugnisse und Pflichten für sich und seine Nachfolger übernimmt.
- Der Königin von Belgien ist's nun doch gelungen, ihre unglückliche Schwägerin, die Kaiserin Charlotte von Miramare nach Belgien zu bringen.
- Der Sultan scheint seine französischen Lectionen oft geschwänzt zu haben. Auf dem Rhein bei Coblenz, wo es ihm am besten gefiel, rief er mehrmals mit Weglassung des Fürworts je aus: suis heureux! (bin glücklich!)
- Die Edeldamen in Lothringen haben der Kaiserin von Oesterreich einen von ihnen gefertigten Spitzenschleier zum Geschenk gemacht, der 50,000 Francs im Werthe hat.
- Die französische Ernte ist nach allen Berichten in den meisten Brodfrüchten nur eine mittelmäßige, weil es zu viel geregnet hat. Algerien kann Frankreich nicht aushelfen, es bedarf vielmehr selber der Zufuhren an Getreide und Futter aus Frankreich, da die Noth groß ist.
- In einer Rothschild'schen Kohlengrube in Mährisch=Ostrau hat ein schlagendes Wetter etwa 20 Bergleute getödtet und 50 verstümmelt. Ein neues Unglück zu anderem.
- Aus Frankfurt findet eine starke Auswanderung statt, an 400 Bürger haben sich Auswanderungsscheine geben lassen, um fortzuziehen, viele in die Schweiz. Auch die wilden Thiere ziehen fort; denn der schöne zoologische Garten kann sich nicht mehr halten, seit er mit 5000 Gulden Staatssteuern belegt worden ist.
- Im deutschen Norden und Westen macht die Cholera Fortschritte. In Danzig sind in wenigen Tagen 28 Personen an ihr erkrankt und 16 davon gestorben; in Düsseldorf greift sie auch rasch um sich; in Cöln hat sie nie ganz aufgehört.
- Am 25. Juli fuhr die erste Lokomotive von Innsbruck über den hohen Brenner nach Bozen. Mitte August wird die neue Bahn dem Verkehr übergeben werden.
- Jagdfreunde sind von dem Franzosen Perbuiset für den Februar nächsten Jahres nach Algerien eingeladen. Da sollen wöchentlich je 2 Löwenjagden und 2 Jagden auf Hyänen, Panther, Luchse, Leoparden etc. stattfinden. Seine Waffen: doppelläufiger Karabiner, Jagdflinte, Revolver und Jagdmesser und 4500 Francs als Einsatz bringt jeder Jäger mit.
- Ein Wetterprophet räth den Landleuten
[ => Original lesen: 1867 Nr. 63 Seite 2]keinen irgend tauglichen Tag zur Einbringung des Getreides unbenutzt vorüber gehen zu lassen; denn auf anhaltend Schönes Wetter Sei noch nicht zu rechnen.
- Das merkwürdige Fahrzeug, (ein Floß, an dem mit Luft gefüllte Guttaperchaschläuche angebracht sind), ist nach 43tägiger Fahrt wohlbehalten in England angekommen. Seine Bemannung besteht aus 3 Mann, die weder Compaß noch Sonstige Instrumente mit sich führen, Sondern den Cours lediglich auf's Gerathewohl berechnen mußten.
- Die eidgenössischen Schützen in Schwyz hatten wacker geschossen und getrunken und wollten Abschied nehmen bis aufs nächste Jahr. Da trat noch Einer auf und sprach mit erschütternder Wahrheit: Schützen (bravo), Schützenfreunde! (bravo) Wenn wir uns wiedersehen, werden wir wieder zusammenkommen (verstärktes Bravo), und wenn wir wieder zusammenkommen, so werden wir uns wiedersehen! (Unsinniges Bravo.)
- In der besten Restauration des Palais Royal in Paris saß ein alter Herr und verzehrte sein Gabelfrühstück. Es schmeckte ihm vortrefflich und manche Schüssel bestellte er zum zweitenmal. Er war Seelenvergnügt, sprach sogar nahesitzende Gäste an und plauderte frisch und witzig, obgleich er immer seine besondere Art hatte. Als der Herr mit einem muntern Adieu fortging, flüsterte der Kellner den Gästen zu: Der König Ludwig von Bayern, ein Achtziger! - Parbleu, sagen die Pariser, so lange halten sich bei uns die Könige nicht.
- Aus Montenegro kommen traurige Berichte über das schauderhafte Elend, das in Folge der gegen das arme Bergländchen verhängten Grenzsperre eingerissen ist. Als die Cholera ausbrach, flüchtete sich der Fürst mit seiner Familie und seinen Schätzen nach Venedig und machte von dort eine Plaisirreise nach Paris. Nur dem Zusammenstehen entschlossener Männer gelang es, daß er nicht auch den einzigen Arzt in dem Lande mit fortnahm. Auch der geistliche Oberhirt des Landes verließ seine Heerde, als die Seuche stärker um sich griff. Im inneren Gebirge, wo die Seuche noch nicht eingedrungen ist, haben einzelne Gemeinden sich gänzlich abgesperrt und schießen auf Jedermann, der sich ihren Grenzen naht. Das Land bringt bekanntlich nicht hinreichend Getreide hervor zur Ernährung seiner Bevölkerung; dazu kommt noch der schlechte Stand der Saaten in Folge der trockenen Frühlingswitterung. In Cattaro besorgt man daher nicht ohne Grund einen Ueberfall von den ausgehungerten Leuten der schwarzen Berge und bereits flüchten sich die vermögenderen Bewohner von Cattaro auf die benachbarten Inseln oder in entferntere Städte Dalmatiens.
- Eine in Graz lebende schon betagte Dame behält das Gerippe ihres verstorbenen Mannes, das sie sich aus dem Grabe holen ließ, Tag und Nacht bei sich im Zimmer, macht mit ihm Reisen und läßt sich den Glauben nicht nehmen, der Todtenkopf lächle sie manchmal freundlich an.
Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. [Erzählung] (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1867 Nr. 63 Seite 3]Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. [Erzählung] [Fortsetzung.]
- "Wunderbare Heilkraft." Unter dieser Bezeichnung berichtet die "Preuß.=Litthauische Zeitung" in der Nummer 136 (14. Juni 1867) im Redactionstheile über eine Begebenheit, welche die Aufmerksamkeit des Publicums verdient und darum hier wiedergegeben wird: "Eine junge Frau war kurz nach dem Wochenbett von einem chronischen Hüsteln befallen, der Auswurf ließ auf beginnende Schwindsucht schließen, die Kranke wurde bettlägerig, magerte ab und schien verloren. In höchster Gefahr verschrieb der Arzt das Johann Hoff'sche Malzextract=Gesundheitsbier. Nach vierwöchentlichem Gebrauch hat sich der böse Husten gelegt, die Frau geht schon im Zimmer umher, darf bald auch im Freien promeniren, und Mann und Kinder verdanken die Genesung der Gattin und Mutter dem um die Gesundheits=Erhaltung so wohl verdienten Herrn Johann Hoff in Berlin."
Anzeigen.
Vermischte Anzeigen.
Die Mitglieder des hiesigen Ledervereins werden aufgefordert, wegen Rechnungs=Abschluß Montag, den 12. d. M., Nachmittags 3 Uhr beim Lagerhalter J. Wagner sich einzufinden.
Der Vorstand.
Gußstahl=Sensen in vorzüglicher Güte bei J. F. Eckmann.
[ => Original lesen: 1867 Nr. 63 Seite 4]Junge kluftwollige Böcke sind zu verkaufen oder zu vermiethen bei J. Denker in Rupensdorf.
NB. Die Besichtigung der Böcke kann täglich Morgens vor und Abends nach 8 Uhr stattfinden.
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Im Lauenburgischen oder den Mecklenburgischen Großherzogthümern wird eine in gutem Stande befindliche Wind= oder Wassermühle, auf Michaelis d. J. oder einen späteren Termin, in Pacht gesucht, zu nicht über 600 Pacht pro A. Desfallsige schriftliche Aufgaben bittet man an den Hausmakler Ant. Hübener, Steintwiete 20, Ecke der Deichstr., Hamburg, franco einzusenden.
Unterzeichneter ist beauftragt, theils gleich, theils zu Michaelis Mädchen in die Küche oder Meierei, wie auch verschiedene Knechte zu besorgen. Reflectirende werden ersucht sich ehestens bei mir zu melden.
Handelsmann Schultz in Schönberg.
Auf dem Bauhoffelde bei Schönberg werden am Donnerstag den 8. August d. J. Rappschoten verbrannt.
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Leinen= u. Drell=Kornsäcke empfiehlt billigst J. H. Sterly.
Dassow, 1867.
Das Krautschneiden und Diestelstechen, wobei der größte Unfug getrieben und breite Fußsteige angelegt werden, auf unseren Ackerstücken an der Moorstraße im Mühlenkamp müssen wir hiermit ausdrücklich untersagen und werden die darauf Betroffenen zur polizeilichen Bestrafung anzeigen.
Badstein. F. Baer sen. H. Brüchmann.
In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag ist mir aus meinem Garten eine große Esche abgesägt und gestohlen worden. Ich sichere demjenigen 4 Thaler Belohnung zu, der mir über den Verbleib der Esche sichere Auskunft giebt.
Hauswirthin Maaß in Kl. Siemz.
Meteorologische Beobachtungen. |
1867 Aug. |
Barometer |
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Wärme |
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Wind |
Stärke |
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Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
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2. 3. 4. 5. |
35.51 35.89 37.44 37.67 |
9.3 10.3 9.9 10.2 |
16.9 17.4 13.2 13.4 |
NNW NW NN NW |
1 1 1 1 |
wolkig. zieml. heiter. trübe. - |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 11 - 11 1/2 . |
Holst. d. | 11 1/2 - 12 . |
Hühner, d. St. | 14 - 16 . |
Küken, d. St. | 8 - 10 . |
Tauben, d. St. | 3 - 4 . |
Schinken, d. | 9 . |
Wurst d. | 10 . |
Schweinskopf, d. | 5 . |
Häringe, - St. | - . |
Eier 7 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 6 . |
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf | 2 - 4 . |
Hamb. Kirschen, d. | 1 - 1 1/2 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 27 - 27 | | 8 | |
Roggen | 20 - 20 | | 8 | |
Gerste | 14 - 15 | | - | |
Hafer | 11 - 12 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 14 - 15 | | - | |
W.=Rapsaat | - | | - | |
Wint.=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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