[ => Original lesen: 1867 Nr. 62 Seite 1] Wenn es wiederholt vorgekommen ist, daß reisende Gesellen von Land=Meistern in Arbeit genommen sind, ohne daß der Behörde das Wanderbuch des Gesellen vorgelegt ist und die Meister selbst so weit gegangen sind, diese Gesellen Monate lang in Arbeit zu behalten, ohne überall eine Anzeige davon zu machen, so wird, unter Verweisung auf den §. 5 der Verordnung vom 24. September 1841 hierdurch angeordnet:
daß jeder Landmeister, der einen Handwerksgesellen in Arbeit nimmt, spätestens innerhalb 14 Tagen, unter Vorlegung des Wanderbuches, auf hiesigem Paßbureau Anzeige von der geschehenen Annahme zu machen, und demnächst auch die Entlassung des Gesellen und die fernere Visirung zu beantragen hat. - Jeder Meister, welcher es an der hierdurch vorgeschriebenen Anzeige fehlen läßt, verfällt in eine Strafe von 2 Crt.
Schönberg, den 25. Juli 1867.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.
- Zwei Noten, eine dänische und eine französische, nehmen die volle Aufmerksamkeit Deutschlands in Anspruch. Dänemark hat in einer Note seine Ansprüche auf ganz Schleswig von neuem geltend gemacht und auf die Bedingungen Preußens ausweichend geantwortet, und eine französische Note bestärkt die Dänen. Die französische Note an Preußen nimmt für Frankreich das Recht in Anspruch, den preußisch=dänischen Streithandel über Schleswig ordnen zu helfen; sie dringt auf Ausführung des § 5 des Prager Friedens vom v. J. Frankreich hat zwar den Prager Frieden herbeiführen helfen, es war aber keine friedenschließende Macht. Preußen hat daher seither immer erklärt, daß die Ausführung des betreffenden Vertrages lediglich eine Sache zwischen ihm und Oesterreich sei und daß eine auswärtige Macht nicht drein zu sprechen habe. Der Haken aber, an welchen die kriegslustige Partei in Frankreich ihren eifersüchtigen Groll gegen Preußen anknüpfen kann, ist nun gefunden und die betreffende französische Note ist ein bedenklicher Tirailleur. Der Druck, der schon lange Zeit Handel und Wandel lähmt, hat eine greifbare Gestalt bekommen. Hat doch Frankreich schon die Erneuerung der Zollvereinsverträge mit den Süddeutschen Staaten zum Gegenstand diplomatischer Anfragen und versteckter Drohungen gemacht.
- In Bamberg starb am 26. Juli König Otto von Griechenland an den Masern, er wurde wenig über 52 Jahre alt. Den Krankheitsstoff soll er sich auf seiner letzten Reise in Lübeck oder Bremen durch unglückliches Zusammentreffen mit einem Maserkranken zugezogen haben.
- Den Hannoveranern ist der Abschied von ihrer Königin sehr schwer geworden. Auf allen Bahnhöfen war das Volk versammelt, um ihr ein Lebewohl nachzurufen, in Göttingen konnte der Bahnhof die Menge kaum fassen, Damen und Studenten überschütteten den Wagen der Königin mit Blumen und Abschiedsgedichten.
- Die Aerzte haben der Kaiserin Charlotte den Tod ihres Gemahls nicht mitgetheilt. Miramare, wo sie die letzten glücklichen Tage mit Erzherzog Max verlebte, will sie nicht verlassen. Hier erwarte ich meinen Max und wenn ich noch 40 Jahre warten müßte, sagte sie, und zu einem Wiener Arzte: Leben Sie wohl, Sie sind glücklich! denn Sie können zu Ihrer Familie zurückkehren!
- Von einer dritten Dame müssen wir sprechen, von der Kaiserin Eugenie. Sie hat der Königin Victoria einen 2tägigen Besuch gemacht, der die Engländer und die Königin am meisten überrascht hat. Die Politiker zerbrechen sich den Kopf über den Zweck des Besuchs: ob persönliche Anfrischung des Bündnisses mit England, ob ein Anklopfen wegen der fatalen geheimen Papiere des todten Kaisers Max.
- In Aßmannshausen, wo der berühmte rothe Rheinwein wächst, ist eine warme Wasser= und Heilquelle entdeckt worden.
- In Geestemünde und Bremerhaven wird noch immer scharfe Kontrole über die Auswandererschiffe geführt, um das Entlaufen hannöverscher Militairpflichtiger zu verhindern. Ein amerikanisches Schiff, welches am Montag auslaufen wollte, hatte zwei Militairpflichtige an Bord, die auszuliefern der Kapitain trotz gütlicher Vorstellungen verweigerte. Nachdem auch die Absendung eines Bootes mit Seesoldaten erfolglos geblieben war, wurde militairischer Seits gedroht, das Schiff von Fort Wilhelm aus in den Grund zu schießen, worauf der Kapitain die beiden jungen Leute herausgab.
- Das Unwetter am 23. Juli, das in Mecklenburg so großen Schaden durch Hagelschlag angerichtet, hat sich mit gleicher Heftigkeit bis Greifswald und Stralsund ausgedehnt. Man schreibt, die Verheerungen seien derart, wie diese Gegenden sie noch nie erlitten. Nach dem R. T. sind in Lübchin selbst die Dreeschschläge derartig verwüstet, daß das Vieh, damit es nicht verhungert, auf fremde Feldmark hat getrieben werden müssen. Dort allein sollen mehr als 40,000 Thlr. Hagel=Entschädigungsgelder taxirt sein. Mehrere Menschen sind auch beschädigt. Ein paar Gänsehirten, welche sich auf die Erde gehockt hatten, wurden zunächst sämmtliche Kleidungsstücke in Fetzen vom Leibe heruntergerissen und darauf ganze Stücke Haut und Fleisch. Auf einigen Gütern sind auch durch die wildge=
[ => Original lesen: 1867 Nr. 62 Seite 2]wordenen Pferde, die mit Wagen und Eggen davonrasten, die Knechte stark beschädigt worden. In Rossewitz sind zwei große Gebäude umgestürzt, in Zehlendorf desgleichen und auch in Lübchin. In ersteren beiden Ortschaften ist der dritte Theil der Feldmark verhagelt. Ganz verhagelt sollen sein die Feldmarken: Subsin, Breesen, Wardow, Kobvow, Polchow, Wesselstorf, Basse, Viecheln, Nieköhr, Löbchin, Walkendorf, Taugrim, Lübchin, Böhlendorf, Redderstorf.
- Die Arbeitseinstellung der Schneidergesellen in London scheint nach beinahe dreimonatlicher Dauer sich ihrem Ende zuzuneigen und die Entscheidung gegen die Arbeiter auszufallen. Die Unterstützungen für die Gesellen fließen spärlicher und nur mit Anstrengung wird es möglich, die wöchentlichen Unterstützungen auszuzahlen. Dabei ist es den Meistern gelungen durch umfangreichste Verwendung von Maschinenarbeit ihre mißlichste Zeit durchzufechten, sodaß sie gegenwärtig so ziemlich unabhängig von den feiernden Gesellen dastehen.
- In Malta herrscht eine Hitze, wie sie seit vielen Jahren nicht vorgekommen. Admiral Kelatt gab den österreichischen und russischen Marineoffizieren ein Bankett, wobei die Temperatur so hoch war, daß die nicht brennenden Wachskerzen auf dem Tische buchstäblich vor Wärme schmolzen. Einer der Anwesenden, der zweimal im Juli die Wüste durchzogen, erklärte die Hitze für größer als er sie dort jemals gefunden.
- Im Bezirke Millstadt (Niederösterreich) sind in diesem Jahre 271 Scheffel Maikäfer gefangen worden, gibt, den Scheffel zu 9000 Stück gerechnet, 2,439,000 Stück.
- Der Vicekönig von Egypten hat vor seiner Abreise von London ein Halsgeschmeide für 150,000 Thaler gekauft. Wer die Glückliche ist, die es tragen soll, ist Geheimniß.
- Die Berliner Gefängnisse sind nicht mehr zureichend für die Anforderungen der Neuzeit. Im nächsten Jahre soll eine große Gefangenanstalt gebaut werden, die 3000 Gefangene fassen kann.
- Der Sultan ist am 27. Juli in Wien angekommen. Sein Aufenthalt dort wird 3 Tage dauern, worauf er über Pesth in sein Reich zurückkehren wird.
- Ein böses Weib und ein schwacher Mann in Stettin haben sich und ihre Familie auf die Bank der Angeklagten gebracht. Der Lehrer Heidenreich heirathete in zweiter Ehe die Wittwe eines Klempners, eine ungebildete aber aufgeblasene, furchtbar eitle Gans, die ihn ganz beherrschte. Sie erzog die halberwachsenen Töchter zu Laden= und Marktdiebinnen und lebte von dem Ertrage in Saus und Braus. In Stettin verdächtig geworden, verlegte sie den Schauplatz ihrer verbrecherischen Thätigkeit nach Berlin, nur der Mann blieb in Stettin zurück, seines Amtes zu warten. Ein frecher Diebstahl bei Gerson führte zur Haussuchung und Entdeckung eines zusammengestohlenen Waarenlagers von unglaublichem Umfange. Die Mutter und eine Tochter wurden zu Zuchthaus, eine andere Tochter und der Mann zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.
Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. [Erzählung] (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1867 Nr. 62 Seite 3]Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. Zweites Capitel. Der Verfolger. [Erzählung] [Fortsetzung.]
Anzeigen.
Vorladung.
Ueber den unbedeutenden Nachlaß des verstorbenen Böters Friedrich Freitag ist der formelle Concurs erkannt, und sind alle diejenigen, welche Forderungen irgend einer Art an diese Concurs=Masse zu haben glauben, ein für allemal, mithin peremtorisch und bei Vermeidung der, mit Ablauf des Termins eintretenden Präclusion, verabladet, solche in dem auf Freitag den 6. September d. J. angesetzten Termin Mittags 12 Uhr auf hiesiger Rathsstube anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 27. Juli 1867.
Königlich Herzoglicher Stadthauptmann Bürgermeister und Rath.
(L.S.) In fidem
Richter, Stadtsecretair.
Verkaufs=Anzeigen.
Am nächsten Montag, den 5. August d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen im Hause der Gastwirths=Wittwe Boye in Schönberg in öffentlicher Auktion gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
Betten, Federn, Leinwand, Flachs, Garn, gute Männer= und Frauenkleidungsstücke, eine Stuben= und eine Taschenuhr, ein Koffer, Tische, Stühle, eine große Häckerlinglade, Böttcherhandwerkszeug, sowie andere Haus= und Wirthschaftsgeräthschaften.
Kutzbach, Landreiter.
[ => Original lesen: 1867 Nr. 62 Seite 4]Herrn Hoflieferanten Johann Hoff in Berlin.
Waldenburg (R.=B. Stettin), 6. Januar.
"Nachdem ich längere Zeit den Gebrauch Ihres so ausgezeichneten Bieres ausgesetzt habe, welches mir so vorzügliche Dienste gegen aufgeregte Nerven leistete und meiner Frau sehr gut bekam, will ich jetzt die Cur wieder beginnen. Senden sie mir umgehend etc."
H. v. Bockelberg.
"Ew. Wohlgeb. ersuche um fernere Uebersendung von Malzextract, dieses mir so wohlthuenden Bieres bei meinem Husten sowie Magenbeschwerden. Ich bitte um möglichste Beschleunigung der Uebersendung, da mein sehr guter Arzt, Herr Dr. Schröder in Stadt Christburg, dringend den wiederholten Gebrauch empfiehlt."
Groß=Münsterberg, Reg.=Bez. Königsberg, den 15. Juli.
Auguste von Schröder, geb. von Katzeler.
Niederlage in Schönberg bei Wilh. Heincke.
Junge kluftwollige Böcke sind zu verkaufen oder zu vermiethen bei J. Denker in Rupensdorf.
NB. Die Besichtigung der Böcke kann täglich Morgens vor und Abends nach 8 Uhr stattfinden.
Wichtige Anzeige für Taube und Harthörige.
Dr. John Robinson in London macht auf sein erfundenes Gehör=Oel alle Gehör=Leidenden aufmerksam. Dieses Oel heilt binnen kurzer Zeit die Taubheit, falls Selbige nicht angeboren, es bekämpft ferner alle mit der Harthörigkeit verbundenen Uebel, als die Ohrenschmerzen und das Sausen und Brausen in den Ohren, und erlangen selbst ältere Personen das feinste Gehör wieder, falls keine reine Unmöglichkeiten obwalten. Alle Genesungs=Atteste mitzutheilen, wäre zu kostspielig, weshalb nur 3 folgen.
Herr Kaufmann H. Brakelmann in Soest in Preußen nimmt die Bestellungs=Aufträge für mich entgegen, an den man sich daher zu wenden hat, und wird jeder Auftrag mit Gebrauchsanweisung prompt ausgeführt.
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Thatsachen beweisen die große Heilkraft des Dr. Robinson'schen Gehör=Oeles.
Weißensee, Sachsen, 16. Februar 1864.
Herrn H. Brakelmann in Soest.
Im vorigen Sommer sandten Sie, werther Herr, mir durch Postvorschuß Entnommenes ein Glas Gehör=Oel. Da ich dieses nur den dritten Theil verbraucht, und mein Gehör sich dann völlig wieder eingestellt hatte, so sage ich Ihnen hiermit nochmals meinen verbindlichsten Dank etc.
Achtungsvoll gez. Benj. Setterling.
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Tuttlingen, Kgr. Württemberg, 16. Aug. 1864.
Herrn Kaufmann Brakelmann in Soest.
Da ich schon einigemal von Ihrem Gehör=Oel bezogen habe, welches gute Dienste geleistet hat, so sage ich Ihnen hiermit nochmals meinen verbindlichsten Dank etc.
gez. Jetter, Stadtbaumeister.
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Mendrisio, Kanton Tessin, den 1. Febr. 1865.
Herrn H. Brakelmann in Soest.
Im Jahre 1862 überschickten Sie mir auf mein Gesuch ein Fläschchen Ihres heilsamen Gehör=Oels und da es sich von gutem Erfolge bewies, wurde ich abermals etc. (folgt neuer Auftrag etc.)
Mit aller Hochachtung gez. Rosamunde de Purriani, geb. v. Hungerthausen.
Soeben empfing ich eine Sendung echter Kräuter-Anchovis in Fässeln von ca. 3 Pfd., welche hiermit bestens empfiehlt J. F. Eckmann.
Mit Gußeisenwaaren, als:
Dachfenstern, Keller= und Stallfenstern, Ofenthüren, Ofenröhren, Rosten, Grapen und emaillirtem Kochgeschirr empfehle ich mich zu billigen Preisen.
C. Schwedt.
Vielfachen Anfragern zur Nachricht daß am Freitag den 3. August wieder ein Brand mit Drainröhren aller Weiten fertig wird.
Zieglermeister Tretow vor Schönberg.
Tannin-Balsam-Seife, ein wirklich reelles Mittel binnen kürzester Zeit eine schöne, weiße, weiche und reine Haut zu erlangen, empfiehlt à Stück 8 J. F. Eckmann.
Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.
Das Krautschneiden und Diestelstechen, wobei der größte Unfug getrieben und breite Fußsteige angelegt werden, auf unseren Ackerstücken an der Moorstraße im Mühlenkamp müssen wir hiermit ausdrücklich untersagen und werden die darauf Betroffenen zur polizeilichen Bestrafung anzeigen.
Badstein. F. Baer sen. H. Brüchmann.
Meteorologische Beobachtungen. |
1867 Juli |
Barometer |
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Wärme |
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Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
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|
|
30. 31. 1. |
33.46 36.18 36.52 |
9.0 9.8 9.9 |
12.8 15.2 16.4 |
NNW W NO |
1 1 0 |
trübe. zieml. heiter. - |
Am 29. und 30. fielen 3 und 18 Kubikzoll Regen auf 1[]'.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 10 1/2 - 11 . |
Holst. d. | 11 - 11 1/2 . |
Hühner, d. St. | 14 - 16 . |
Küken, d. St. | 8 - 10 . |
Tauben, d. St. | 3 - 4 . |
Schinken, d. | 9 . |
Wurst d. | 10 . |
Schweinskopf, d. | 5 . |
Häringe, - St. | - . |
Eier 7 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 7 - 8 . |
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf | 4 - 5 . |
Hamb. Kirschen, d. | 1 1/2 - 2 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 27 - 27 | | 8 | |
Roggen | 20 - 20 | | 8 | |
Gerste | 14 - 15 | | - | |
Hafer | 11 - 12 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 14 - 15 | | - | |
W.=Rapsaat | - | | - | |
Wint.=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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