No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. April
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1867 Nr. 33 Seite 1]

- Nach den neuesten Nachrichten über die Luxemburger Frage scheint sich die Lage mehr und mehr friedlich gestalten zu wollen. Zuverlässig wird aus Paris versichert, daß es nunmehr den vermittelnden Großmächten gelungen sei, in der schwebenden Frage eine für beide Theile annehmbare und von Frankreich bereits angenommene Ausgleichung gefunden zu haben. Ueberdies soll sich der Kaiser mit Entschiedenheit für die Friedenspolitik ausgesprochen haben.
- Der preußische Landtag ist auf den 29. d. M. nach Berlin berufen.
- Die Gesammtzahl der Aussteller in Paris beläuft sich auf 43,000; darunter sind Franzosen 11645, Engländer 3509, Italiener 3992, Oesterreicher 3072, Norddeutsche 2206, Bayern 260, Württemberger 230, Badender 200, Hessen 220 etc. Preise sind 9100 zu vertheilen.
- Der Großherzoglich Mecklenburg=Strelitzische Steuerrath Boccius hat sich zu Conferenzen über Zoll= und Steuerwesen von Schwerin nach Berlin begeben.
- Zu den neuesten geflügelten Worten gehört eine briefliche Aeußerung des russischen Ministers Gortschakoff. Dieses Wort lautet: "Napoleon hält sich nur noch im Gleichgewicht durch die Ohrfeigen, welche ihm Bismarck bald von rechts, bald von links beibringt." Wenn das Czar Nikolaus erlebt hätte.
- In Frankreich läßt man die Zephire wehen. Der Leser darf aber dabei nicht an jene linden, lauwarmen Lüfte denken, welche seit langer Zeit bei den Dichtern so beliebt sind, sondern an Soldaten. Es ist die alte Geschichte, daß die Franzosen die schlimmsten Dinge oft mit den schönsten Namen bezeichnen. Zephire werden drei Regimenter Algerische Tiralleurs genannt oder 9 Bataillone Galgenvögel; denn sie rekrutiren sich meist aus den wildesten Sträflingen der Armee, die sich drüben in Afrika austoben sollen; die berüchtigten Turcos und Spahis sind im Vergleich zu ihnen wohlgerathene Jungens. Die Zephire also sollen aus Afrika herüber an die deutsche Grenze geholt werden. Ein liebenswürdiger französischer Schreckschuß. Wenn die Zephire Geschichte trieben, so würden sie aus dieser erfahren können, daß ihre Großväter schon einmal in Deutschland waren und zwar 1813 unter dem ersten Napoleon, welcher aus ihnen die berüchtigte Division Durutte bildete. Bei Großbeeren und Dennewitz wurden sie von der preußischen Landwehr so gründlich mit dem Kolben bearbeitet, daß der übrig gebliebene kleine Rest unter die andern Regimenter gesteckt werden mußte.
- Rothschild ist mit seinen Reichstag=Diäten bei Weitem nicht ausgekommen. Er ließ öfter die rechte Hand nicht wissen, was die linke that, und eine Artigkeit hat ihm auch viel Geld gekostet. In dem Bazar der Kronprinzessin zum besten der Invaliden suchte er sich eine Handarbeit der Kronprinzessin aus, woran der Preis von 30 Friedrichsd'or befestigt war. Er zahlte 230 Friedrichsd'or und sagte, sie sei noch viel mehr werth.
- Ueberall in Deutschland sind durch das anhaltende Regenwetter die Flüsse ausgetreten und haben ganze Landschaften unter Wasser gesetzt. - Die Japanesen haben 50 Feiertage hinter einander. So lange müssen alle Verkaufsläden geschlossen und die öffentlichen Geschäfte eingestellt werden, weil ihr Micado d. h. ihr geistliches Oberhaupt gestorben ist.
- Fritz Reuter hat für seinen Roman "Ut min Stromtid" von der Tiedgestiftung einen Preis von 100 Ducaten erhalten.
- Die Chippewa= und Sioux=Indianer, die eben in Newyork anwesend sind, wollten in einem Park einen Kriegstanz zum Besten geben. Sie bemalten sich zum Kriege, legten ihren besten Putz an und polirten ihre Tomahaks und Skalpirmesser hell und glänzend. Da sie aber gleichfalls zur Vorbereitung ungeheuere Massen Feuerwasser oder Branntwein vertilgten, so bekamen die Behörden Angst, die Rothhäute möchten die Sache zu lebhaft aufführen und einige Zuschauer skalpiren, sie verboten daher das Fest.
- Wer nach Neuseeland reist, lerne erst Tabak rauchen; denn die Menschenfresser dort fressen keinen Tabaksraucher, weil das ganze Fleisch nach Tabak schmeckt, sogar stinkt, wie sie sagen.
- Herr Jean Greffühle in Paris war ein Rothschild, ohne daß man's wußte; er lebte sehr einfach und zurückgezogen und nur die Armen spürten's, daß er ein sehr reicher Mann war. Seit 50 Jahren litt er an nervösem Kopfweh, fürchtete jeden Tag zu sterben und wurde dabei 92 Jahre alt. Als ihm seine beiden Neffen und Erben zum neuen Jahr gratulirten, sagte er: "Lieben Kinder, ich weiß nichts was dem Geschmacke junger Leute zusagt. Ich bin in großer Verlegenheit, Euch etwas zu schenken, was Euch gefällt; hoffentlich treffe ich's damit!" Damit übergab er Jedem Papiere die 300,000 Fr. Rente abwarfen. Die Neffen bezeigten sich sehr zufrieden, fielen aber gleichsam aus den Wolken, als der Alte bald nachher starb und ihnen ein Vermögen von 120 Millionen Francs hinterließ.


Vater und Sohn.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1867 Nr. 33 Seite 2]

Vater und Sohn.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1867 Nr. 33 Seite 3]

Vater und Sohn.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das der unverehelichten Catharina Lenschow hieselbst gehörende, an der Siemzerstraße sub Nr. 105 belegene Wohnhaus mit Stallgebäude, Hofplatz und Garten, das im sog. Mühlenkamp belegene, circa 3 Scheffel Aussaat große Ackerstück, das im sog. Galgenmoor belegene Ackerstück von 1 1/2 Scheffel Aussaat Größe und das auf dem sog. Osterfelde belegene Erbpachtackerstück von 3 Scheffel Aussaat Größe - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 28. Mai d. J., Morgens 11 Uhr peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. März 1867.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


Auf Antrag Dris. W. Brehmer für Elisabeth Catharina Gustava Kaempfer, geb. Niedorp, wird hiedurch zur öffentlichen Kunde gebracht, daß Elisabeth Catharina Gustava Kaempfer, geb. Niedorp, und ihr im Jahre 1866 verstorbener Ehemann Johann Gottfried Conrad Kaempfer mit einander in unbeerbter Ehe gelebt haben und sich am 9. Juni 1859 vor dem Obergerichte ihre gesammten wohlgewonnenen Güter, ihren nächsten Erben die gesetzlichen acht Schilling und vier Pfennig vorbehältlich, geschenkt und aufgelassen haben und zwar mit dem Anhange, daß nach des Längstlebenden Tode der sodann vorhandene Nachlaß ausschließlich an Maria Graack, Schwestertochter Kind des Ehemannes, fallen solle, und werden alle diejenigen, welche gewillt sein sollten, die gedachte Schenkung anzufechten oder an den Nachlaß des verstorbenen Johann Gottfried Conrad Kaempfer Erb= oder andere Ansprüche zu erheben, aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Ansprüche, Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Bevollmächtigten, vor dem Stadt= und Landgerichte binnen einer Frist von drei Monaten, also spätestens bis zum 15. Juni 1867, geltend zu machen und zwar unter dem Präjudiz, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen werden sollen und die Implorantin als zu dem wohlgewonnenen Nachlasse

[ => Original lesen: 1867 Nr. 33 Seite 4]

ihres Ehemannes Johann Gottfried Conrad Kaempfer allein berechtigt anerkannt werden soll.
Lübeck, den 15. März 1867.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung: W. Gädeke Dr., Actuar.


Verkaufsanzeigen.

Am Sonnabend, den 27. April, Mittags 12 Uhr soll die Lohe von folgenden Eichen verkauft werden:

1) Im Hohenmeiler Revier
im Heidenholze
von 18 stärkeren und 48 kleinen Eichen.
2) Im Schlagbrügger Revier
a) auf dem Neuhofer Felde
von 12 Eichen,
b) im Möörken
von 38 Eichen,
c) in den Hasselbüschen
von 36 Eichen.

Der Verkauf geschieht auf der hiesigen Amtsstube öffentlich meistbietend und wollen Kaufliebhaber sich dazu einfinden.
Schönberg, den 17. April 1867.
Großherzogl. Domainen=Amt und Forst.
F. Graf Eyben.     Danckwarth.


Am Montag, den 29. April c., Vormittags 11 Uhr, soll im Kruge zu Neschow

eine milchende Kuh, 5 Jahre alt,
und ein einjähriges Kalb
in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden.
Schönberg, den 18. April 1867.
C. Ollrog, Executor.


Vermischte Anzeigen.

Lübeck-Kleinen Eisenbahn.
Da die Zeichner derjenigen Stammactien unserer Gesellschaft, denen für die von ihnen gezeichneten Stamm=Actien die Quittungsbögen von Nr. 1-93 inclusive eingehändigt sind, sowie die Zeichner derjenigen Prioritätsactien unserer Gesellschaft, denen für die von ihnen gezeichneten Prioritätsactien die Quittungsbögen von Nr. 1-93 inclusive eingehändigt sind, trotz der Aufforderung vom 12. März d. J. die rückständige Rate von 10 Procent nicht eingezahlt haben, so werden nunmehr in Gemäßheit des §. 12 des Gesellschaft=Statuts die Quittungsbögen der Stammactien Nr. 1-93 inclusive, sowie die Quittungsbögen der Prioritätsactien Nr. 1-93 inclusive für null und nichtig und die bereits auf dieselben eingezahlte Rate von 10 Procent für verfallen erklärt.
Lübeck den 18. April 1867.
Die Direction der Lübeck=Kleinen=Eisenbahn=Gesellschaft.


Der diesjährige Herbst=Beitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 17. und 31. Mai d. J. mit 1/2 Simplum - die Hälfte des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Büreau zu entrichten.
Lübeck den 8. April 1867.
Namens der Direction Bruhn, Secretair.


Schulanzeige.
Der Unterricht in der Domschule beginnt wieder am Montag den 29. April. Eltern, welche ihre Kinder dieser Schule anzuvertrauen wünschen, werden gebeten, dieselben bis dahin beim Unterzeichneten anzumelden.
Domhof d. 23. April 1867.
J. G. Willers.


Am Sonnabend den 20. April, Nachmittags 3 Uhr, ist meine liebe Frau schwer doch glücklich von einem kräftigen Knaben entbunden, was ich meinen Freunden und Bekannten hiermit anzeige.
Schneidermeister Johann Otto.


Dr. Pattison's Gichtwatte lindert sofort und heilt schnell Gicht, Rheumatismen aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Landenweh u. s. w. In Paketen zu 12 Schilling (Mecklenburg) und zu 7 Schilling (Mecklenburg) bei Wilh. Heincke.


Lager von besten engl. Milchsatten mit weißer Glasur in allen Größen empfiehlt zu billigsten Preisen J. H. Sterly.
Dassow 1867.


Heinrich Schmid, Samenhandlung & Handelsgärtner, Lübeck, Königstraße 869,
hält sein Lager aller Arten Sämereien zur diesjährigen Frühjahrs=Aussaat bestens empfohlen. Preisverzeichnisse darüber, auch für Handelsgärtner und Samenhändler, werden auf gefl. franco Verlangen franco und gratis zugesandt.
Ebenfalls stehen Preisverzeichnisse über Obstbäume, Gesträuche, Rosen, Stauden, Georginen, Topfpflanzen etc. zu Diensten.


Vor längerer Zeit ist auf meiner Hausdiele ein Geldbeutel mit etwas Geld gefunden worden. Der sich als rechtmäßig ausweisende Eigenthümer kann denselben bei mir zurückerhalten gegen Erstattung der Insertionskosten.
Schönberg. Gastwirth Köster.


U. Beermann,
Lübeck, Klingberg 927.
empfehlen - außer ihrem sehr schön assortirten Lager der neuesten Kleiderstoffe, Long=Câles und weißen Waaren - eine sehr bedeutende Auswahl der modernsten Damen=Umhänge, Jaquettes, Bedouinen, Mantillen und fertige Röcke.
Ferner ein vollständiges Sortiment neuer Kinder=Jaquettes, Umhänge und Jacken zu besonders billigen Preisen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Flickgans, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, 12 - 16 St.2 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund8 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen23 - 24Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 15Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 - 9Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken10 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD