No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. November
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 92 Seite 1]

- Das preußische Abgeordnetenhaus hat am 12. November seine Sitzungen, welche seit dem 27. September unterbrochen waren, wieder aufgenommen. Die Regierung wünscht die möglichste Beschleunigung der Verhandlungen wegen der Inkrafttretung des norddeutschen Bundes, die nicht länger hinausgeschoben werden darf. Die größere Mehrzahl der Abgeordneten theilt diese Ansicht.
- Von hohem Interesse sind zwei Artikel der Provinzial=Correspondenz in Preußen, in welcher die Regierung in ungenirterer Weise, als es in dem Staatsanzeiger geschehen kann, zum Volke zu sprechen pflegt. Sie zeigt, daß mit der Anerkennung der Reorganisation der Armee der Kern des Zerwürfnisses zwischen ihr und der Volksvertretung beseitigt sei, daß sie zu keiner Zeit den über die Reorganisation entbrannten Budgetstreit mit dem Willen geführt habe, die Verfassung zu verletzen und daß sie darum die von den Abgeordneten ertheilte Indemnität "als Grundlage zu einem wahren, dauerhaften und fruchtbaren Frieden zwischen Regierung und Volksvertretung anerkenne." Der Landtag dürfe nun nicht mehr einzelne Minister (Eulenburg, Lippe, Mühler) von jener Friedensstiftung ausschließen. "Die Regierung in ihrer Gesammtheit hält den Streit der letzten Jahre für abgethan und wird das Ihrige redlich dazu thun, daß er nicht ohne Noth erneuert werde. Diejenige Partei aber, welche den Conflict von neuem hervorrufen, oder die Bedeutung der errungenen Siege verringern wollte, würde sich am preußischen Volke und an den hohen Aufgaben desselben versündigen."
- In allen Kirchen des Königreichs Preußen ist am letzten Sonntage die Dank= und Friedensfeier begangen worden. Der König von Preußen wohnte dem Festgottesdienste in der Garnisonskirche zu Berlin bei. Bei dem Te deum wurden 101 Kanonenschüsse abgefeuert.
- Die preußische Wehrkraft erhält infolge der neuen Truppenbildungen in den neuerworbenen Ländern bereits für das Jahr 1867 einen Zuwachs von 75,000 Mann. Hiezu treten die Militaircontingente der übrigen Staaten des Norddeutschen Bundes mit zusammen 40 Bataillonen Infanterie und 3 Regimentern Cavallerie gleich 45,000 Mann, sowie noch endlich die sächsische Armee mit 22,000 Mann. Preußen wird somit im Stande sein, schon für das nächste Jahr für den Fall eines Krieges 142,000 Mann mehr als in diesem Jahre in den Kampf zu führen.
- Der König von Bayern will seine Franken besuchen, aber nicht allein, sondern mit einem Gefolge von 190 Personen, mit 93 Pferden und 17 Wagen. Der junge König soll ein stiller, aber scharfer Beobachter sein, worauf sich die Franken freuen.
- Die ehemaligen Bundesfestungen Ulm und Rastatt sind für Württemberg und Baden eine große Verlegenheit. Diese Festungen sind so groß, daß sie ihr ganzes Militär hineinstellen müßten und keinen Mann für das Land übrig hätten. Das wollen und können sie natürlich nicht; die Festungen aber kurzweg schleifen, wie die Ulmer Bürgerschaft von dem König erbittet, geht natürlich auch nicht. Ein süddeutscher Bund, der die Besatzung übernähme, ist nicht da und kaum in Aussicht; die Preußen aber in's Land und in die Festung zu lassen, - einem guten Schwaben sträuben sich bei diesem Gedanken die Haare und der Schnurrbart, und was am Schlimmsten ist, die Preußen wollen sogar darum gebeten sein.
- England hält künftig keinen Gesandten mehr in Dresden.
- Die diesjährige Ernte in den Vereinigten Staaten in Nordamerika hat ergeben: an Baumwolle 1,750,000 Ballen, an Weizen 183 Millionen und an Hafer 272 Millionen Bushel. (100 Bushel gleich 65 Berliner Scheffel.)
- Bei Grevesmühlen wurde dieser Tage von einem Jäger ein Adler geschossen, der mit ausgespannten Flügeln 7 Fuß 4 Zoll maß. Die Körperlänge betrug 3 Fuß und das Gewicht 14 Pfd. Das Thier ist ein seltener Gast in unserer Gegend.
- Die englische Polizei versteht sich vortrefflich auf glückliche Ueberraschungen. So überraschte sie neulich in einem Bezirke Londons die Bäcker und Schlachter, die Gewürzhändler, Kohlen=, Fisch= und Käseverkäufer mit ihrem Besuche und nahm 68 von ihnen wegen falschen Maßes und Gewichtes in Strafe und zwar an einem Tage.
- Ein 24jähriger Mann in Frankreich reichte einer 42jährigen begüterten Wittwe seine Hand am Altare. Zu seiner Ueberraschung erfuhr er, daß ihn schon lange innige Bande an seine Neuvermählte knüpften; denn seine Hausfrau war einst seine - Amme gewesen.
- Geschmackssachen. In China reißen die Frauenzimmer sich die Haare aus den Augenbrauen, um ihre kleinen Augen womöglich noch kleiner zu machen. Sie bestreichen ihre Lippen mit Zinnober, weil sie dies für eine besondere Schönheit halten. Die Türkinnen pflegten früher ihre Augenbraunen zu vergolden und ihre Fingernägel rosenroth anzumalen. Die Grönländerinnen färben ihr Gesicht blau und gelb. Die Japaneserinnen vergolden sogar die Zähne, und die indischen Weiber färben sie in einigen Gegenden roth, in andern schwarz. In Natal (Südafrika) tragen die Frauen zehn Zoll hohe Hauben aus Rindstalg, in China gar einen kupfernen oder goldenen Vogel auf dem Haupte, dessen Schnabel die Nasenspitze berührt, während die Flügel Stirn und Schläfe der Dame bedecken, der lange, emporstehende Schweif aber einen Federbusch bildet.
- Wie ein närrischer Kauz seine Zeche bezahlt. Bekannt ist die Anekdote von jenem Arzte, welcher in einem Bauernhause kein Papier fand und deshalb sein Recept auf die Stubenthür schreiben mußte, mit welcher sodann der Bauer nach der Stadt in die Apotheke fuhr. Etwas Aehnliches ist in größerem Maßstabe in Gmunden, in Oberösterreich, einem durch seine Kaltwasser= und Soolbade=

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anstalt bekannten und deshalb vielgesuchten Orte geschehen. Ein Graf K. hatte dort einige Wochen herrlich gelebt, aber, wie es scheint, für die Heilung seines etwas wirren Kopfes die Kaltwasserheilanstalt nicht benutzt. Er reiste plötzlich ab, ohne seine Zeche zu berichtigen, und erst nach einiger Zeit bemerkte man, daß der curiose Gast seine Zeche in Papiergeld mit einem starken Klebestoff auf den Tisch geleimt hatte. Da es nicht möglich war, die Noten von der Tafel des Tisches wegzubringen, ohne sie zu beschädigen, so blieb dem Gasthofbesitzer nichts übrig, als diese Fünf= und Zehnguldenscheine an die Bank nach Wien in ihrem aufgeklebten Zustande, d. h. also mit sammt der Tischplatte abzusenden, wo sie zum Glück angenommen wurden, weil deren Echtheit unbestreitbar war. Freilich in Cours könnet sie nicht mehr gelangen.
- Am 11. d. M. Morgens erschien im königlichen Palais in Berlin eine Bauersfrau mit einem Sack und wünschte den König zu sprechen. Als ihr bedeutet wurde, daß der König Frauen nicht vorlasse, bemerkte sie: "Mit mir wird er schon eine Ausnahme machen, wenn er nur hört, daß ich ihm etwas bringen will; ich gehe nicht eher von dieser Stelle, als bis er mein Dankopfer angenommen hat." Man meldete also diese Frau, und der König befahl daß ihm dieselbe zugeführt werde. "Das wußte ich wohl, daß mich unser König nicht abweisen werde," äußerte die Frau, schritt mit ihrem Gepäck in das Empfangszimmer und warf sich beim Erscheinen des Königs auf die Kniee. "Nicht doch, Mütterchen, sagte der König, "heute beugen wir unsere Knie vor Dem, der uns so gnädig geführt hat." - "Lieber König, begann die Bauerfrau, zwei Söhne von mir haben den Feldzug mitgemacht und sind gesund zurückgekommen; ich bringe Ihnen nun an dem heutigen Friedensfeste einen Gänsebraten und wünsche von ganzem Herzen, daß er recht gut schmecken möge." Der König streichelte der glücklichen Alten die Wangen, sagte ihr die Erfüllung ihres Wunsches zu, und ordnete an, daß die Gans, die dabei im Sack zu schnattern anfing, in die Küche gebracht und gebraten werden solle. Der König entließ hierauf die Frau reichbeschenkt und trug ihr herzliche Grüße an ihre beiden Söhne auf, die er nicht vergessen werde. An der Familientafel machte der König den versammelten Prinzen und Prinzessinnen Mittheilung von dem Vorgange und der Gänsebraten schmeckte noch einmal so gut.
- Der Bauersohn Karl Morwitzer in einem Dorfe bei Greifswald, seit längerer Zeit dem Spiel und Trunke ergeben, machte bedeutende Schulden, welche seine Mutter, bei der er mit Frau und Kind wohnte, zu zahlen sich weigerte. In Folge dessen kam es zwischen Mutter und Sohn öfter zu Zwistigkeiten. Am 30. v. M. kam er um 11 Uhr Nachts betrunken nach Hause, weckte sein Weib und seine Mutter auf, befahl ihnen, schwarzen Kaffee zu kochen und verlangte abermals Geld. Die Mutter gab ihm einen Gulden mit der Bitte, er möge zu Hause bleiben; der Sohn aber verlangte zehn Gulden, und da die Mutter diesem Verlangen nicht nachkam, sprang der Unmensch wüthend auf seine Mutter los, drückte sie auf das Bett und würgte sie so lange, bis sie todt liegen blieb, seine Gattin wurde von dem Wüthrich mit solcher Gewalt zu Boden geworfen, daß sich dieselbe zwei Rippen gebrochen hat. Nach der That ging er wieder in's Wirthshaus.


Der Hof Neustrelitz vor hundert Jahren.
(Schluß.)

Bei dem Allen aber ist seine Gesundheit nicht die beste und vor einiger Zeit befürchtete man gar, daß er schwindsüchtig werden möchte; er hat daher auf Anrathen seiner Aerzte das Tanzen ganz aufgegeben, wovon er sonst ein sehr großer Liebhaber zu sein pflegte. Jetzt befindet er sich munter und wohl, so daß man Hoffnung hat, das Uebel werde sich zur Freude des ganzen Durchlauchten Hauses bald verlieren.
Prinz Georg, den jüngsten Bruder des Herzogs, habe ich bis jetzt noch nicht das Glück gehabt zu sehen. Er war 1748 geboren, gegenwärtig ist er mit dem Bruder des Herrn v. Dewiz in Italien auf Reisen. Aus verschiedenen seiner Briefe an den Herrn v. Dewiz zu urtheilen, muß er ein Prinz von sehr großen Erwartungen sein, denn seine Bemerkungen über den Ackerbau und über die Handlung sind so treffend, daß sie dem erfahrensten Staatsmann Ehre machen würden.
Ich habe das Glück, mit diesen beiden liebenswürdigen Prinzen täglich in Gesellschaft zu sein, und jedesmal finde ich Gelegenheit, ihre reife Beurtheilung, ihren sanften Charakter und ihre Herablassung zu bewundern. Prinz Carl insonderheit unterhält sich gern aus der Geschichte seines Hauses, daher fragte er mich oft um Manches aus meiner mecklenburgischen Geschichte, wovon er der Prinzessin Ulrike zu Schwerin ein Exemplar überschickt hat. Vor einiger Zeit erhielt Herr Buchholz von ihm den Auftrag, auf Pribislav II., den letzten König der Wenden und Obotriten, ein episches Gedicht zu machen. Zuweilen spielen wir zusammen Karten und oft unterhalten wir uns von gelehrten Sachen.
Ermüdet von den Lustbarkeiten des Hofes (denn jedes Ding in der Welt ermüdet doch endlich), erhole ich mich zuweilen in Gesellschaft meiner beiden philosophischen Freunde, Masch und Reinhard, und diese Unterhaltung ist für mich nie ohne Nutzen. So lange ich mich hier aufgehalten habe, bin ich immer mit warmer Freundschaft von ihnen aufgenommen und sie gingen mir mit jeder literarischen Nachricht treulich an die Hand. Ich habe also durch meine Reise nach Mecklenburg meinen Zweck völlig erreicht: meine Gesundheit ist dauerhafter geworden, ich bin im Stande, viele Irrthümer des ersten Theils meiner Geschichte zu verbessern und den zweiten Theil von den gesammelten Materialien zu endigen. Wir haben bis jetzt noch immer das vortrefflichste Wetter gehabt, aber das läßt sich schwerlich vermuthen, daß es lange mehr Stand halten wird, auch steht mir noch ein großer Weg durch den schlimmsten Theil Deutschlands bevor, denn bei dieser stürmischen Jahreszeit wage ich's nicht, mich wieder zur See zu begeben, und überdem bin ich noch willens, auf meiner Rückreise dem Herzog von Mecklenburg=Schwerin unterthänigst aufzuwarten. Und endlich muß ich, noch ehe der Schnee zu fallen anfängt, Holland zu erreichen suchen, widrigenfalls würde meine Reise äußerst gefahrvoll, wo nicht gar unthunlich sein. Dies Alles habe ich dem Herrn v. Dewiz vorgestellt, er gab mir nicht nur in Allem völlig Recht, sondern er hat auch selbst mit dem Herzog darüber gesprochen und ich habe nunmehr die gnädigste Erlaubniß erhalten, morgen abreiten zu dürfen. Ich kann nicht bergen, ich würde mit Freuden diesen Winter hier bleiben, allein das ist mir unmöglich, denn wenn es irgend thunlich ist, so muß ich dies Jahr wieder in England sein. Hab ich je einen Ort traurig verlassen, so ist es gewiß dieser, denn hier habe ich die angenehmsten Bekanntschaften gemacht und Alle haben mich mit Ehre und Güte überhäuft. Worte würden mir fehlen, wenn ich alle Höflichkeit erzählen wollte, die man mir hier während meines Aufenthaltes erwiesen hat, aber ich werde sie immer in so lebhaftem Andenken behalten, daß nur der Tod allein dies Andenken wird auslöschen können.
Diesen Vormittag habe ich mit Abschieds=Visiten zugebracht, Abends war ich bei der Prinzessin Christina, die mich überaus freundlich empfing. Ihre Durchlaucht waren so gnädig, sich lange mit mir über meine Reise zu unterhalten, wünschten mir Glück zu meiner in Mecklenburg wieder hergestellten Gesundheit, baten mich, wieder zu kommen, und wünschten mir eine glückliche Reise nach London. Von hier ging ich nach der übrigen Gesellschaft, wo ich mit den Damen in Kartenspiel engagirt ward; hier fand ich auch den Herrn v. Dewiz vor, der mit dem Herzog zu sprechen hatte. Bald nachher rief er mich allein und überreichte mir im Namen Sr. Durchlaucht eine Börse voll Louisd'or, die ich zum Andenken Höchst Dero Gnade und zum Ersatz meiner gehabten Kosten annehmen sollte. Zugleich bat er mich, ihm die Rechnung von dem zu schicken, was ich im Wirthshause verzehrt hätte, denn ich sollte während meines Aufenthalts in

[ => Original lesen: 1866 Nr. 92 Seite 3]

Strelitz überall keine Kosten gehabt haben. Diese ganz unerwartete Großmuth überraschte mich so sehr, daß ich kaum vermögend war, meine Danksagung herauszubringen. Herr v. Dewiz bat mich, daß ich den andern Tag bei ihm frühstücken möchte, da dann das Fuhrwerk um die Zeit, wenn ich es haben wollte, parat sein sollte; hiermit ging er zu Hause und ich blieb diesen Abend bei der Tafel. Prinz Carl war so gnädig, sich viel mit mir zu unterhalten, und da er hörte, daß ich über Hannover reisen würde, so versprach er mir zwei Empfehlungs=Schreiben an Herrn v. Münchhausen und an General Spörke mitzugeben, auch, setzte er hinzu, wollte er den andern Morgen mit mir beim Herrn v. Dewiz frühstücken. Nach der Tafel ward, wie gewöhnlich, noch von Allerlei gesprochen, da ich denn von den Damen sehr gebeten ward, meine Abreise noch einige Tage aufzuschieben, allein ich hatte nun einmal meine Maßregeln genommen, also folgte ich Sr. Durchlaucht in's Audienz=Zimmer und empfahl mich den gesammten Herrschaften.
Schwerin, 13. Nov. 1766.
Seit meiner Abreise von Strelitz überfiel mich eine Art von Traurigkeit, die gewöhnlich nach häufig genossenen Freuden erfolgt. Indessen entstand diese Traurigkeit nicht von dem Verlust alles des Vergnügens, das ich zu Strelitz genossen hatte, denn alle Vergnügen dieser Art werden uns mit der Zeit überdrüssig, sondern die Bekanntschaften, die ich an diesem glücklichen Ort erworben und die mir den dortigen Aufenthalt so sehr versüßten, machten mir die Trennung schmerzhaft.
Als ich den 7. Morgens meine Sachen eingepackt hatte, forderte ich von meinem Wirth die Rechnung, um sie abgeredeter Maßen dem Herrn v. Dewiz zuzuschicken. Zwischen 8 und 9 Uhr hatte ich das Glück, ihn in Prinz Carls Gesellschaft bei mir zu sehen. Letzterer brachte mir die versprochenen Empfehlungs=Schreiben. Frau v. Dewiz war zwar etwas unpaß, aber demohngeachtet beehrte sie mich doch auch mit ihrer Gegenwart. Nach dem Frühstück wünschten seine Durchlaucht mir eine glückliche Reise und ich empfahl mich Höchstdemselben zur ferneren Gnade. Noch verging fast eine halbe Stunde unter dem freundschaftsvollsten Gespräch zwischen dem Herrn v. Dewiz und mir. Endlich nahm ich von ihm und seiner vortrefflichen Gemahlin mit thränenden Augen Abschied, denn dies war wahrscheinlicher Weise der letzte Augenblick, in welchem ich das Glück hatte, in Gesellschaft dieses so vortrefflichen und über alle Maßen liebenswürdigen Paares zu sein. Der Wagen stand schon bereit und es war nun beinahe 11 Uhr, als ich mich dem Herrn v. Dewiz empfahl. Vor des Superintendenten Hause ließ ich halten, um mich ihm und seiner würdigen Familie ebenfalls noch einmal zu empfehlen, und bei dieser Gelegenheit gab er mir auch die Zeichnung vom Strelitzer Schloß, die er auf Verlangen des Herzogs gemacht hatte. Endlich ward unter Umarmungen und Freundschaftsversicherungen Abschied genommen und so fuhr ich genau um 11 Uhr aus Strelitz.


Anzeigen.

Edictal=Ladung.

Es sind mittelst eines unter'm heutigen Tage erlassenen Proclams alle diejenigen, welche Ansprüche irgend einer Art an die nachbenannten beiden Schuldverschreibungen:

eine unter'm 6. Mai 1856 von dem verstorbenen Bäckermeister Priegnitz zu Protokoll gegebene und am 16. ejusd. gerichtlich confirmirte über 400 Taler (Mecklenburg) L.=M. ausgestellte Obligation, lautend auf den Schneidermeister Thießen in Hamburg;
eine unter'm 1. Juli 1852 von demselben über 1000 Pfund Cour. ausgestellte, unter'm 17. November 1858 gerichtlich confirmirte Obligation, lautend auf Johann Ernst Menno Thießen,
zu haben vermeinen, verabladet und befehligt, solche in dem auf Freitag den 28 d. Mts. auf hiesiger Rathsstube angesetzten Professions=Termin Mittags 12 Uhr anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen, mit der Verwarnung, daß die nicht angemeldeten Ansprüche für immer präcludirt und die gedachten beiden Obligationen für mortificirt erklärt werden sollen.
Ratzeburg, den 12. November 1866.
Königlich, Herzoglicher Stadt=Hauptmann, Bürgermeister und Rath.
(L.S.) In fidem Richter, Stadt=Secretair.


Verkaufs=Anzeigen.

Der auf Sonnabend, den 17. d. Mts., Vormittags 10 Uhr, von mir angesetzte öffentlich meistbietende Verkauf eines neuen Stuhlwagens findet nicht statt.
Carlow, den 15. November 1866.
Struck, Landreiter.


Auctions=Anzeige.

Am Montag, den 3. December d. J., und den folgenden Tagen, von Morgens 9 Uhr an, soll auf dem Domhofe im Hause des weiland Pastor Struve dessen Nachlaß öffentlich meistbietend gegen sofortige baare Zahlung verkauft werden, als:

Kleider=, Leinen=, Glas= und Eckschränke, Sophas und Divans, Spiegel in Gold= und Mahagoni=Rahmen, ein Secretär, ein Fortepiano, Commoden, Sopha, Spiel= und Eßtische, Lehn=, Polster= und Rohrstühle, Bettstellen, Bücherborten, Gardinen, Rouleaux, Bettzeug, Matratzen, Leinenzeug, Porcellan= und Glassachen, ein Eß= und ein Caffee=Servis, messingne Kessel, eiserne Kochtöpfe, ein Sparherd, ein Plettofen, ein Kanonenofen, eine neue Waschmaschine, eine Zeugrolle, Küfen und Balgen, Holz und Torf u. s. w.
Domhof zu Ratzeburg, den 6. Nov. 1866.
Bedele.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

In der am 12. November d. J. abgehaltenen General=Versammlung der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg wurde von dem Vorstande derselben zur Deckung der Entschädigungen für die durch Hagelschlag an Getreide erlittenen Verluste, sowie zur Bestreitung der gewöhnlichen Administrations=Kosten ein Beitrag von jedem versicherten Hundert Thaler mit Neun (9) Schillingen beliebt, deren Beträge die Mitglieder dieser Gesellschaft am 3. December, als am Montage nach dem ersten Advents=Sonntage d. J., Morgens 10 Uhr am gewöhnlichen Orte prompt einzuzahlen hiemit aufgefordert werden.
Schönberg, den 13. November 1866.
Die Direction.


Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.


Verpachtung.
Am Sonnabende, den 24. November d. J., Mittags 12 Uhr, sollen von dem Unterzeichneten im Locale der Frau Gastwirthin Boye hieselbst folgende Ackerstücke, welche sämmtlich in guter Cultur und nahe bei der Stadt belegen sind, auf mehrere Jahre einzeln, event. Parcelenweise, öffentlich meistbietend verpachtet werden, und zwar:

1) ein Ackerstück von 3 Scheffeln Aussaat,

[ => Original lesen: 1866 Nr. 92 Seite 4]

im Mühlenkamp, zwischen dem Petersberger Wege und der Ratzeburger Chaussee,
2) eine Wiese von 3 1/2 Scheffeln Aussaat, an der Moorstraße,
3) ein Ackerstück von 3 1/2 Scheffeln Aussaat, an der Moorstraße,
4) einen Garten von circa 1 Scheffel Aussaat, am Petersberger Wege, sowie
5) die kleine Scheune am Petersberger Wege.
Die Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht werden und wollen Pachtliebhaber sich zu demselben einfinden.
Schönberg, den 12. November 1866.
W. Baumast, als Öffentlicher Notar.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Verloren.
Ein gestickter Fußkorb, mit Pelz gefüttert, ist am Dienstag Abend beim Aussteigen aus dem Fick'schen Omnibus verloren worden. Der ehrliche Finder wird gebeten, denselben in der Expedition dieses Blattes gegen Trinkgeld abzugeben.


Gegen Husten und Heiserkeit, Rauhheit im Halse, Verschleimung u. s. w. gibt es nichts Besseres als die Stollwerck'schen Brust-Bonbons.
Man findet selbe in Original=Packeten à 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) in Schönberg bei Carl Bade, in Grevismühlen bei J. E. Schultze.


Pferd    Ein guter, starker, dunkelbrauner Wallach, fünf Jahre alt, ohne Fehler, besonders gut als Sattelpferd, steht zum Verkauf Johannisstraße 13 Lübeck.


Der bei Herrn Carsten Benidt in Hamburg gekaufte G. A. W. Mayer'sche Brust=Syrup hat mir bei meinem alten Husten sehr gute Dienste geleistet, weshalb ich denselben jedem Brust=Leidenden bestens empfehlen kann.
Trittau bei Hamburg, 2. Nov. 1866.
Johann Detleff, Landmann.
Für Schönberg wieder in frischer Waare angekommen beim Buchbinder C. Sievers.


U. Beermann & Co.
(Lübeck, Klingberg 927)
empfehlen für den Herbst und Winter außer ihrem sehr schönen assortirten Lager von Kleiderstoffen und long Shawls eine eben so bedeutende Auswahl der modernsten Paletots, Rad-, Pellerinen- und Aermel-Mäntel, wie auch Damen- und Kinder-Jacken neuester Facon.
Sämmtliche baumwollene Waaren in sehr guten Qualitäten zu besonders billigen Preisen.


Bergmann's Zahnwolle zum augenblicklichen Stillen jeder Zahnschmerzen, empfiehlt à Hülse 4 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Apotheker Schauffert's Haarbalsam
ein untrügliches Haarwuchsmittel, nach dessen zwei= bis dreiwöchentlichem Gebrauche das Haar nicht mehr ausfällt und der neue Wachsthum der Haare selbst an kahlen Stellen unbedingt erfolgt, à Flasche 15 Sgr, bei J. F. Eckmann.


Die Agentur einer soliden Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für Schönberg und Umgegend ist vacant. Reflectirende belieben ihre Adresse sub F. V. in der Expedition dieses Blattes baldgefälligst abzugeben.


Zu den am Mittwoch, den 21. November, bei mir stattfindenden Ball lade ich meine Freunde und Bekannten hiedurch freundlichst ein.
Krüger Böttcher in Rieps.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: 1. Nov. dem Arbeitsmann Rickert zu Westerbeck ein Sohn. - 3. Nov. dem Arbeitsmann Maaß vor Schönberg ein Sohn. - 4. Nov. dem Pastor Fischer hieselbst ein todter Sohn. - 4. Nov. dem Glasermeister Brüggmann hieselbst ein Sohn. - 4. Nov. dem Böttchermeister Grevsmühl vor Schönberg eine Tochter. - 5. Nov. dem Zimmergesell Freitag vor Schönberg eine Tochter. - 5. Nov. dem Arbeitsmann Söhlbrandt vor Schönberg ein Sohn. - 9. Nov. ein unehelicher Sohn in Schönberg. - 10. Nov. dem Töpfermeister Weinrebe hieselbst ein Sohn. - 10. Nov. der Hauswirths=Wittwe Maaß zu Kl. Siemz ein Sohn. - 11. Nov. dem Schustermeister Heinrich Eckmann vor Schönberg ein Sohn. - 11. Nov. dem Töpfermeister Ehlers vor Schönberg eine Tochter. - 11. Nov. dem Arbeitsmann Busch hieselbst eine Tochter. 12. Nov. ein unehelicher Sohn in Torriesdorf.

Gestorben: 3. Nov. Dor. El. Maaß, Wittwe hieselbst, 74 J. alt. - 4. Nov. des Pastor Fischer hieselbst todtgeborener Sohn. - 4. Nov. Johann Joachim Lenschow, Schustermeister vor Schönberg, 32 J. 1. M alt. - 12. Nov. Elisabet Maria Maaß, verw. Lenschow, geb. Stein, Büdners=Wittwe zu Olndorf, 77 J. 4 M. alt. - 14 Nov. Anna Christiana Elisabet Melchert, verw. Kleinfeldt, geb. Wigger, Schustermeisters=Wittwe hieselbst, 65 J. 11 M. alt.

Copulirt: 2. Nov. der Bürger und Webermeister Johann Peter Rentzow vor Schönberg und Maria Catharina Elisabet Grevsmühl zu Sabow. - 6. Nov. der Wittwer und Fuhrmann hieselbst Joachim Friedrich Schütt und Catharina Elsabe Holst zu Cronscamp. - 9. Nov. Joachim Heinrich Ollrogge, Arbeitsmann zu Raddingsdorf, und Maria Dorothea Sophia Dietz daselbst. - 9. Nov. Asmus Hinrich Krellenberg, Arbeitsmann hieselbst, und Cathar. Elisab. Margaretha Lübcke hieselbst. - 9. Nov. Mathias Heinrich Storm, Wittwer und Arbeitsmann zu Lindow, und Catharina Maria Woisin daselbst.

Proclamirt: Hans Heinrich Sparr, angehender Erbpächter auf dem Timmerhorn, und Louise Friederike Maria Egert vor Schönberg.

Sonntag 18. November.
Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Nov.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
13.
14.
15.
29.18
29.82
36.69
5.0
3.3
0.5
8.0
5.5
4.5
W
SW
SW
1
1
0
trübe.
zieml. heiter.
-

Am 13. fielen 36 Cubikzoll Regen auf 1 Quadratfuß


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 - 13 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 32 - 40 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. 24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.7 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse, d. Pfund7 - 7 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 5-6 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen21 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 - 9Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat24Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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