[ => Original lesen: 1866 Nr. 78 Seite 1] Zur Untersuchung und Aushebung der aus dem Geburts=Jahr 1845 in das Großherzogliche Militär zu stellenden Rekruten ist
Freitag, der 19. Oktober d. J.,
angesetzt und haben sich sämmtliche militärpflichtige junge Leute an diesem Tage, Morgens 9 Uhr, hier einzufinden und die ihnen zu behändigenden Gestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
Schönberg, den 25. September 1866.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.
Neustrelitz, 24. Sept. Sicherem Vernehmen nach ist die Rückkehr des hiesigen Contingents bald zu erwarten und der Gesundheits=Zustand der Mannschaften ein recht befriedigender, indem viele Cholera=Kranke bereits genesen sind und nur noch wenige im Hospital sich befinden. (N. Z.)
- Am 26. Septbr. wurde der Mecklenburger Landtag zu Schwerin im goldenen Saale durch Se. K. H. den Großherzog mit einer Anrede eröffnet. S. Kön. Hoheit spricht die bestimmte Erwartung aus, daß die ständische Zustimmung zu der landesherrlichen Proposition erfolgen werde. Der Bündnißvertrag und das Reichswahlgesetz nebst den bezüglichen Verhandlungen wurden vorgelegt. Die Strelitzer Proposition fordert, die Modificationen der ständischen Rechte in Einklang zu bringen mit den bestehenden Verhältnissen. Die Stände wählten zur Vorberathung eine Committe von 24 Mitgliedern. Die Plenarsitzungen des Landtags werden einstweilen ausgesetzt. Es sind 350 Ständemitglieder anwesend, der Adel in überwiegender Mehrheit.
- Im preußischen Abgeordnetenhause wurde am 25. Septbr. die Anleihevorlage berathen. Bekanntlich forderte die Regierung 60 Million. Thaler zur Füllung des Staatsschatzes, um auf alle möglichen Kriegsfälle hinreichend vorbereitet zu sein. Der Finanzminister sagte in seiner Rede: Die Finanzfrage sei eine Hauptsache für den preußischen Staat. Geld müsse bereit liegen. Die Hand am Schwert und der Geldbeutel gefüllt. Ein Verpassen des rechten Augenblicks könne die Aufgabe Preußens viele Jahre verzögern und sogar die Existenz Preußens wieder bedrohen. Graf Bismarck ersucht das Haus, die Vorlage nur vom politischen Standpunkte aufzufassen. Das Haus möge die Regierung in den Stand setzen, das Errungene zu vertheidigen. Amtliche Kundgebungen bezeugten, daß der Geist der Versöhnlichkeit mit dem Friedensschluß noch nicht in die Kaiserliche Hofburg zu Wien eingezogen sei. Die Lage des Orients könne zu einem ernsthaften europäischen Conflict führen. Die Regierung könne in Zeiten der Gefahr, wo der Geldmarkt schlecht sei, keine Anleihe aufnehmen. Wenn solche Fälle nicht einträten, so sollten keine Mittel anders als mit Bewilligung des Hauses verwendet werden. Die Kammer möge der Regierung vertrauen. Bei der schließlichen Abstimmung wurde das ganze Gesetz mit großer Mehrheit angenommen.
- Man liest von einem Schutz= und Trutz=Bündniß, das gleichzeitig mit dem Frieden zwischen Preußen und Bayern abgeschlossen ist, welches die gemeinsame Garantie beider Staaten im Fall eines von außen kommenden oder drohenden Angriffs bestimmen soll. Die bayerische Kammer erklärte sich bekanntlich schon vor Abschluß des Friedens für den engsten Anschluß an Preußen.
- Die Friedensverhandlungen mit Sachsen scheinen einen weniger raschen und günstigen Verlauf zu nehmen, wie manche Zeitungsnachrichten schließen ließen. Von gutunterrichteter Seite wird behauptet, die gedachten Verhandlungen seien kaum über die vorbereitenden Punkte hinaus gelangt. Erst wenn die Festung Königstein von der dort noch stehenden sächsischen Besatzung an Preußen übergeben sein wird, werden die endgültigen Verhandlungen über die künftigen Verhältnisse des Landes und seine Stellung im norddeutschen Staatenbunde beginnen.
- Die vom Könige von Preußen erlassene Amnestie ist ein allgemeiner Gnadenact. Selbst die langjährig Verbannten können straffrei in ihr Vaterland zurückkehren. Gleich nach Veröffentlichung der Amnestie sind in der preußischen Monarchie sämmtliche wegen politischer Vergehen Verurtheilte aus ihrer Haft entlassen worden. Die Amnestie erstreckt sich auch auf die annectirten Länder.
- Am 21. September, dem Geburtstage des bisherigen Kronprinzen von Hannover, kam es in der Hauptstadt des Welfenreiches zu einigen Excessen. Wenn auch, dem Verbote des preußischen Gouvernements gemäß, gelb=weiße Flaggen nicht aufgezogen werden durften, so machte doch ein Theil der Bürgerschaft Demonstrationen zu Gunsten des bisherigen Fürstenhauses dadurch, daß die Trottoirs vor den Häusern mit gelb=weißem Sande bestreut, in den Läden die Bilder der königlichen Familie aufgestellt und andere Decorationen in den früheren Landes=Farben angebracht wurden. Bürger mit ihren Frauen, Schulkinder, Packträger zogen nach Herrenhausen, um die Königin zu beglückwünschen. Vor dem bekränzten Ernst=August=Denkmal auf dem Bahnhofsplatze sammelten sich Volkshaufen,
[ => Original lesen: 1866 Nr. 78 Seite 2]die dem König und dem Kronprinzen Hochs ausbrachten. Spät am Abend zogen einige Rotten von Arbeitern, beurlaubten hannover'schen Soldaten etc. erst nach dem Hause einer Buchbinders=Wittwe, welche am Morgen den gelb=weißen Sand vor ihrer Hausthüre weggefegt hatte, und zertrümmerten hier die Ladenfenster und einige Fensterscheiben in der oberen Etage, zogen dann vor das Haus eines Händlers mit Militär=Effekten, welcher preußische Militär=Mützen, Helme etc. in seinem Schaufenster ausgestellt hatte, zerstörten Fensterläden und Scheiben und warfen die im Laden befindlichen Pelz=Waaren, Mützen etc. auf die Straße. Die Polizei kam erst, als das Werk der Zerstörung beendet war, verhaftete einige Personen, die indeß am anderen Tage wieder freigegeben wurden, weil sie die Thäter nicht waren. In der Nacht durchzog noch preußisches Militär die Straßen und sperrte einige Plätze ab; doch fiel keine weitere Ruhestörung vor. Eine durch diese Auftritte veranlaßte Bekanntmachung der Polizei verbietet alle öffentlichen Aufzüge und Versammlungen und fordert die Handwerksmeister, Fabrikherren, Eltern etc. auf, ihre Arbeiter, Dienstboten, Lehrlinge und Kinder Abends von den Straßen fern zu halten.
- Während der Dauer des letzten Krieges sind bei der gesammten preußischen Landwehr 872 Vice=Feldwebel und Wachtmeister, sowie Unteroffiziere zu Seconde=Lieutenants ernannt worden.
- Ueber den Vertrag zwischen der preußischen Regierung und dem Kurfürsten von Hessen berichtet die "Kasseler Ztg.": Der Kurfürst erhält sofort ein Kapital von 600,000 Thalern, behält die Revenuen des Hausschatzes, zieht sein sämmtliches Privat=Vermögen zurück und erhält alle Einkünfte, welche durch Verpachtung etc. der zum Haus=Fideicommiß gehörigen Güter und Schlösser aufkommen.
- Der Kurfürst von Hessen hat durch besondere Urkunde seine Truppen ihres Fahneneides und die Beamten und die Hofdienerschaft ihres Diensteides entbunden.
- Die preußischen Finanzherren haben in diesen Wochen alle Hände voll zu thun gehabt, denn von allen Seiten her trafen Wagen voll Kriegscontributionsgelder ein, - von Bayern, Württemberg, Baden, Darmstadt und der letzte hübsche Rest aus Wien. Baden allein hat 45,000 Gulden Provision an sich selber verdient, weil es sofort gezahlt hat.
- Wie viel Opfer hat der Feldzug von 1866 gekostet? Der preuß. Staatsanzeiger giebt darauf folgende Antwort. I. Zahl der Gefangenen und Vermißten: Preußen und deren Verbündete: 4 Offiziere, 1692 Mann, Summa 1696 Vermißte. Oesterreicher und deren Verbündete: a) in diesseitige Gefangenendepots eingeliefert: 528 Offiziere, 35,932 Mann, b) in diess. Lazarethe eingeliefert: 411 Offiziere, 13,935 Mann, Summa 939 Offiziere, 49,867 Mann; im Ganzen 50,000 feindliche Gefangene. II. Zahl der Verwundeten und Gebliebenen: Preußen und deren Verbündete. Nach den Verlustlisten sind vor dem Feinde geblieben: 164 Offiziere, 3573 Mann, nach den Lazarethrapporten seitdem an Wunden gestorben 120 Offiziere, 2881 Mann; Summa 284 Offiziere, 5454 Mann todt; vor dem Feinde sind verwundet: 562 Offiziere, 14,630 Mann. Oestreicher und deren Verbündete: Verwundet die sub b angegebenen 411 Offiziere, 13,935 Mann Verwundete. Die Zahl der Gebliebenen und solcher Verwundeten, die nicht in preußische Gefangenschaft gerathen, ist hier unbekannt. Nach den in der österreichischen "Militär=Zeitung" bis 1. August veröffentlichten Verlust=Listen ergibt sich allein an Offizieren der Infanterie und Cavallerie, ohne Gefangene, ein Verlust von 135 Stabs=Offizieren. III. Verlust an Fahnen und Geschützen auf preußischer Seite nichts; auf feindlicher Seite 486 Geschütze, 31 Fahnen und Standarten.
- Beim preußischen Kriegsministerium sind in letzter Zeit von Privat=Personen zahlreiche Anerbietungen eingegangen, verwaiste Militär=Kinder des Offizier= und Unteroffizier=Standes als Familienglieder aufzunehmen und für deren Erziehung und Ausbildung Sorge zu tragen.
- Die Namen der in dem jetzt beendeten Kriege gefallenen Preußen sollen, wie dies auch nach den Kriegen von 1813 bis 1815 geschehen, auf Gedenktafeln in den Kirchen ihrer Heimaths Orte angebracht werden.
- Die Leipziger Messe hat unter der Furcht vor der Cholera gewaltig zu leiden. Das Geschäft in Leder, Tuchen und wollenen Stoffen, das leidlich begonnen hatte, gerieth bald wieder in's Stocken.
- Für den Transport der preußischen Elbarmee auf den bayerischen Eisenbahnen werden von Preußen 500,000 Gulden bezahlt.
- Die Summe, welche die städtischen Behörden Berlins für Ausschmückung der öffentlichen Gebäude und Plätze, sowie für die Festlichkeiten der letzten Tage verausgabt haben, wird auf 250,000 Thl. angegeben.
- Unter allen Gewerken, welche an der Einholungsfeierlichkeit in Berlin theilgenommen, haben die Barbiere einen ganz besondern Ruhm für sich in Anspruch zu nehmen, denn sie sind es allein, welche das Fest beinahe durch eine großartige öffentliche Schlägerei verherrlicht hätten.
- Der enorme Fremdenzug nach Berlin während des Siegesfestes hat die Höhe von etwa 150,000 Menschen erreicht, eine Zahl, welche die preußische Residenzstadt noch nie zu gleicher Zeit in ihren Mauern beherbergt hat. Die aufgenommenen Listen weisen alle Nationalitäten Europa's auf, sowie etwa 200 Amerikaner. Es blieb demnach auch weiter nichts übrig, als daß die Ansprüche auf ein Unterkommen nur in sehr bescheidener Weise geltend gemacht werden konnten, was aber auch in der That geschehen ist. Es liegen z. B. Fälle vor, daß in einzelnen Gasthöfen Fremde sich wegen Ueberfüllung damit begnügten, in den auf den Höfen stehenden Droschken zu übernachten, am andern Morgen Reinigung und Toilette am Brunnen abzuhalten und dann gemeinschaftlich ihren Kaffee im Salon einzunehmen.
- Graf Bismarck ist nach Pommern gereist; sein Befinden hat sich gebessert, er soll sich jedoch noch sehr schonen.
- Am nächsten Sonntag, den 30. Sept., wird in Lübeck das Stadt=Theater mit dem Drama "Donna Diana" eröffnet; am Montag folgt die Oper "Don Juan".
- In Wandsbeck fand man beim Abbruch eines Hauses unter dem Fußboden der Küche ein männliches Scelett, von dem man glaubt, daß es schon sehr lange Zeit dort liegt. Manche meinen 50 Jahre und vermuthen ein Verbrechen dahinter.
- Die preußischen Kriegserfolge beherrschen jetzt die Pariser Mode. Man bedient sich der Form des Zündnadelgewehrs zu Schmuckgegenständen. Die Dandys tragen Börsennadeln, die in feiner Arbeit die berühmte Waffe in allen ihren Einzelheiten darstellen. Sehr beliebt sind Aermelknöpfe, für Hemden mit den metallenen Portraits des Königs von Preußen und des Grafen Bismarck. Die Fabrikanten können davon nicht genug anfertigen, so stark ist die Nachfrage.
- (Der letzte gefallene Oesterreicher.) Am ersten Einzugstage der preußischen Truppen in Berlin fiel unter den Linden ein junger Mann von einem Baume herab, der in Folge dieses Falles bald darauf verstarb, ohne daß man wußte, wer er war. Durch seine Wirthin hat sich nun herausgestellt, daß derselbe ein in Berlin arbeitender Handwerks=Geselle aus Böhmen gewesen, der sich immer sehr unliebsam über Preußen ausgesprochen, aber trotzdem zur feierlichen Einholung der siegreichen Krieger ging, dort in erwähnter Weise seinen Tod fand und so jedenfalls der letzte gefallene Oesterreicher ist.
- In einem Dorfe bei Nachod hat sich kürzlich ein erschütterndes Unglück ereignet. Bei einem Schneider hatten sich mehrere Personen, darunter auch ein Nachoder, zum Besuch eingefunden; das Gespräch wurde auf Erinnerungen aus dem Kriege geleitet, Jeder wollte etwas aus dieser traurigen Zeit aufbewahrt haben, und einer brachte eine Gra=
[ => Original lesen: 1866 Nr. 78 Seite 3]nate herbei, von der er angab, daß sie leer sei. Zum Beweise, daß in derselben nichts enthalten sei, wurde ein Stück glimmenden Zündschwammes in dieselbe gelegt; doch allsogleich platzte die Granate und acht Personen, darunter auch ein zweijähriges Kind, wurden verwundet. Bei vier Personen fürchtet man für ihr Aufkommen; drei andere Personen, darunter das Kind, kamen mit leichten Verletzungen davon.
Der häusliche Fortschritt.
Eine ausgezeichnete Frau, Louise Büchner, gibt in den "Neuen Bahnen" einen sehr bemerkenswerthen Aufsatz, dem wir Folgendes entnehmen: Die Frauen sind ohne Zweifel das conservativste Element im Staate! Was braucht es für diese Behauptung stärkere Beweise, als einen Blick auf die meisten Haushaltungen, diesen Staat im Kleinen, und auf die Hausfrau, die absolute Herrscherin dieses Reiches. Es ist ganz wunderbar, mit welcher Zähigkeit die meisten Frauen an dem Hergebrachten, an dem Schlendrian festhalten, in dessen Geleise das Hauswesen einmal festgefahren ist, und nur die Amerikanerinnen machen, aufgerüttelt durch die Verhältnisse, davon eine Ausnahme. So mag es kommen, daß namentlich dort das Maschinenwesen für das Haus berücksichtigt wird, daß man die mangelnden Dienstboten durch die Kräfte der Mechanik zu ersetzen bemüht ist. Wir lasen vor mehreren Jahren in einem Journal, in Amerika sei die Nähmaschine nun fast überall so allgemein, als früher in Deutschland das Spinnrad gewesen, und so müsse es auch noch bei uns kommen. Dennoch hat es ziemlich lange gewährt, bis der Conservatismus der deutschen Hausfrau sich dazu bequemte, bis alle ihre Bedenklichkeiten gehoben waren. Doch liegt hier der Vortheil so sehr auf der Hand, daß trotz alledem die Nähmaschine ihren Triumph=Einzug in die deutschen Häuser hielt und der Vergleich mit dem Spinnrad sich wohl in nicht allzu ferner Zeit erfüllt. Hoffen wir, daß sie der Bahnbrecher wird für anderweitige Verbesserungen des Hauswesens, mit dem sich zu befassen denn doch einmal die Hauptaufgabe Derer bleiben wird, die in Deutschland dem Gott Hymen (Ehegott) opfern. Weil aber die Zeit mit Recht gesteigerte Ansprüche an die Bildung der Frau erhebt, so möchten es in hohem Grade die Maschinen sein, welche ihr die dafür nothwendige Zeit erübrigen. - Neben der Nähmaschine steht achtunggebietend der Dampf=Kochtopf, eine für den häuslichen Gebrauch sehr zweckmäßige Erfindung. Er erspart Zeit, Feuer und Mühe, denn der unter dem eingeschraubten Deckel entwickelte und festgehaltene Dampf leistet in einer Stunde das Nämliche, wozu man früher drei Stunden brauchte und dabei nur das Vergnügen hatte, die Hälfte des aufgewandten Brennmaterials lustig als ausströmenden, nutzlos vergeudeten Dampf in den Schornstein entweichen zu sehen. Außerdem kann man das darin enthaltene Gericht sich ganz ruhig selbst überlassen, indem die beigegebene Flüssigkeit sich nicht verringert und so werden niemals anstößige Brandopfer den häuslichen Frieden über Tisch beeinträchtigen. Zum Kochen wie zum Braten gibt es kaum etwas Zweckmäßigeres, als diese Töpfe, wie die Schreiberin nach mehrjährigem Gebrauch gewissenhaft versichern kann. Nun sehe man einmal an - in zwei Morgenstunden arbeitet die Nähmaschine mindestens so viel, als dies sonst zwei fleißige Hände den ganzen Tag über vermochten. Dank dem Kochtopf geht man eine Stunde später in die Küche - bleiben da nicht einige ruhige Nachmittagsstunden übrig, die eine Hausfrau, sofern sie nur mag, im Interesse ihres Geistes verwenden kann? - Eine andere, eben so wichtige Helferin, erscheint uns in der Waschmaschine, deren Thätigkeit gleichfalls auf die Kraft des eingeschlossenen Dampfes basirt ist. In der Hälfte der seitherigen Zeit und mit der Hälfte des Feuers reinigt sich die Wäsche auf's Beste, strengt die Wäscherin weniger an und gewährt eine bedeutende Ersparniß an Seife. Auch diese Behauptung gründet sich auf längere praktische Erfahrung. Hat die Waschmaschine ihr Werk vollbracht, so kommt ihr eben so nützlicher Bruder, der Wäscheausringer, an die Reihe, eine höchst sinnreiche kleine Maschine. Innerhalb eines Holzrahmens bewegen sich mittelst einer Kurbel zwei Walzen von Guttapercha, zwischen denen die nasse Wäsche hindurchgeleiert wird. Die Maschine wird ganz einfach an den Waschzuber angeschraubt. Schon halb getrocknet, was für die Winterzeit gewiß zu berücksichtigen ist, kommt das ausgepreßt Tuch zwischen den Walzen hervor, wird nicht angestrengt und erspart der Wäscherin die sehr ermüdende Arbeit des Auswindens. - Gesellt sich zu diesen beiden Maschinen noch die bereits in vielen Haushaltungen eingeführte Handmangel, so darf man in Wahrheit behaupten, daß sich der große Zeitaufwand für die Wäsche mindestens um die Hälfte abkürzt, während die Kosten=Ersparniß doch auch nicht gering zu achten ist. Noch gar manch andere nützliche Vorrichtungen schließen sich den genannten an, die wir jedoch, als mehr für feinere und kostspieligere Haushaltungen geeignet, hier nicht erwähnen wollen. Die Nähmaschine jedoch, der Kochtopf, die Waschmaschine, der Ausringer und die Handmangel sollten bald in jeder Haushaltung zu finden sein und gerade die bescheideneren würden den meisten Nutzen daraus ziehen. Sie sollten einen Theil der Ausstattung jedes Mädchens bilden und würden ihr oft dienlicher sein, als der kostspielige Flügel, der später oft wochenlang nicht aufgemacht wird, oder sonst ein überflüssiges Möbel. Allerdings müßte sich dazu noch eine andere Gabe gesellen, ohne welche die Maschine nutzlos bleibt - wir meinen die nothwendige Intelligenz, um sie richtig zu handhaben. Nicht als ob es dazu besonderer Kenntnisse bedürfte, bewahre, nur ein wenig eigenes Nachdenken, ein wenig eigene Ueberlegung, der gute Wille, selbst nachzusehen und nicht Alles dem Mädchen oder fremden Personen zu überlassen. Ohne diese Frauenmängel, welche eine nur halbwegs vernünftige Erziehung, ein richtiges Beispiel so leicht beseitigen könnte, wären die genannten Vorrichtungen gewiß schon lange mehr verbreitet, als dies der Fall jetzt ist. Aber es ist ja so viel bequemer, die Waschfrau im alten Schlendrian fortwaschen, das gedankenlose Nähmädchen darauf lossticheln und die Köchin in gewohnter Weise hantieren zu lassen, als mit den eigenen Gedanken Maschinen zu beherrschen, die gleich unsichtbaren Geistern nur denen wirksam dienen, die sie bei dem rechten Namen anzurufen wissen. Also, warum sind unsere Frauen conservativ, warum hassen sie den Fortschritt innerhalb ihrer eigenen vier Wände so unerbittlich? - Nur aus demselben Grunde, wie alle andern, aus Mangel an Intelligenz, an Ausbildung ihrer eigenen Kräfte. Würde es sich nicht in jeder Beziehung verlohnen, gerade für die Ausübung des praktischen Berufes diese Kräfte zu wecken und zu bilden, daß Bildung Bildung erzeuge, wie das Licht die Wärme, daß statt der menschlichen Maschine die mechanische arbeite und dafür in jener der eingeschlossene, verdämpfte Geist lebendig werde! Es ist eine Frau, die dies schreibt.
Anzeigen.
Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.
Der Unterricht in der Domschule beginnt wieder am Montag, den 1. Oktober. Die aufzunehmenden Schüler sind bis dahin bei dem Unterzeichneten anzumelden.
Domhof, den 25. Sept. 1866.
J. G. Willers.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 78 Seite 4]August Groth,
Marienstraße,
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Die Preise sind fest aber möglichst billig gestellt.
Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft am Montag nach Michaelis, den 1. Oktober, stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg, den 20. September 1866.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.
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Die Anwendung des Dynamons, dessen Heil=Wirkung oft augenblicklich, oft nach mehrmaliger Application erfolgt, stellt Wärme, Beweglichkeit und Empfindung in allen Theilen des Körpers wieder her und ertheilt ihm neue Fähigkeit zur Assimilirung und Absonderung, ohne welche Krankheiten eintreten, welche die Zerstörung des menschlichen Körpers zu Folge haben.
Dieser sinnreich construirte, in seiner Handhabung höchst bequeme und im Vergleiche mit seiner Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit höchst wohlfeile Apparat ist nebst Gebrauchsanweisung zum Preise von 6 Thlr. pr. Cour. zu beziehen vom Erfinder Professor J. Momma, Naturforscher in Düsseldorf. - Frankiren.
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C. H. Vock.
Den geehrten Herrn Landbewohnern erlaube ich mir hiedurch die ergebene Anzeige zu machen, daß ich hieselbst ein Getreide=Geschäft etablirt habe und halte ich dasselbe unter Zusicherung prompter und reeller Bedienung ergebenst empfohlen.
Ratzeburg im September 1866.
Georg Harmsen.
Ein thätiger, solider Kaufmann wird in jeder Stadt gesucht zum Betrieb von Brönner's Patent=Brenner für Steinkohlen=Gas; dieselben sparen 40-60 pCt. sich zu melden in der Expedition dieses Blattes.
Ungefähr ein Fuder Nachmaht ist zu verkaufen. Näheres in der Expedition d. Bl.
Ueber meine Kleekoppel wird seit einiger Zeit von Fußgängern, die nach der Maurienmühle wollen, ein Weg angelegt, wodurch ich an meinem Klee beschädigt und deshalb gezwungen werde, alle künftig unbefugt darauf Betroffenen, dem Gerichte zur Bestrafung anzuzeigen.
Hauswirth Meier in Neschow.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, 30. September.
Früh=Kirche fällt aus.
Vormittags=Kirche Pastor Kämpffer.
Amts=Woche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1866 Sept. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
25. 26. 27. |
38.09 37.51 37.59 |
10.8 10.9 12.3 |
15.5 15.9 14.0 |
N NNW O |
1 1 2 1 |
völl. heiter. wolkig. bedeckt. |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 14 - 14 1/2 . |
Holst. d. | 14 1/2 - 15 . |
Hasen, d. St. | 28 - 32 . |
Hühner, d. St. | 12 - 16 . |
Küken d. St. | 7 - 9 . |
Tauben, d. St. | 4 - 5 . |
Gänse | 40 - 44 . |
Schinken, d. | 9 - 10 . |
Wurst d. | 9 - 10 . |
Eier 7 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 6 - 7 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 20 - 21 | | 8 | |
Roggen | 13 - 13 | | 8 | |
Gerste | 12 - 12 | | 8 | |
Hafer | 9 - 10 | | - | |
Erbsen | 12 - 16 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 9 1/2 - 10 | | - | |
W.=Rapsaat | 23 | | 8 | |
Wint.=Rübsen | 22 | | 8 | |
Schlagleinsaat | 19 - 20 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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