[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 1] Das Handlungshaus Lange und Knuth in Lübeck beabsichtigt, zum Zweck einer von Lübeck nach Kleinen zu erbauenden Eisenbahn durch den Capitain Moller ein vorläufiges Nivellement zur Feststellung der Bahnrichtung aufnehmen zu lassen und hat sich zum Ersatze des dadurch etwa verursacht werdenden Schadens verpflichtet.
Nach erfolgter Genehmigung der hohen Großherzoglichen Landes=Regierung wird den betreffenden Ortschaften, Grundbesitzern, Nutznießern und Pachtinhabern hierdurch aufgegeben, den Nivellirungs=Arbeiten des Capitains Moller aus Lübeck kein Hinderniß in den Weg zu legen und die von demselben aufzustellenden Signale unberührt zu lassen.
Schönberg, den 9. Mai 1863.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Durch das gegenwärtige Proclam, welches zur eventuellen vollen Wirkung eines Concurs=Proclams erlassen sein soll, werden alle Diejenigen, welche an den Nachlaß der allhier verstorbenen Gastwirthswittwe Röper, Christiana, gebornen Groth, Ansprüche zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, sich in dem zu diesem Zweck auf Freitag den 10ten Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, angesetzten Termin zu melden und ihre Ansprüche zu rechtfertigen, unter dem ein für alle Mal dadurch angedroheten Nachtheil, daß sie sonst mit ihren etwaigen Ansprüchen auf immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.
Schönberg, den 24. April 1863.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.
Auf Befehl Großherzoglicher h. Cammer soll das Gehöft No. II. zu Tramm mit der auf demselben befindlichen Herrschaftlichen Hofwehr und vollbestellter Saat von Johannis d. J. auf 10 aufeinanderfolgende Jahre, also bis Johannis 1873 öffentlich im Wege des Meistgebots verpachtet werden und dazu Termin auf Freitag den 29. Mai d. J., Vormittags 10 Uhr, auf hiesiger Amtsstube anberaumt, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die dem Gehöfte beigelegten Büdnereien, incl. Wiesen und Unbrauchbar einen Superficialinhalt von 6566 []R. haben, bonitirt zu 46 Scheffel und 2 Fuder, und der Acker durchweg von guter Beschaffenheit ist. Die Besichtigung des Gehöftes ist nach zuvoriger Meldung bei dem Administrator Schulzen Wigger zu Tramm gestattet und sind die Verpachtungsbedingungen sowohl bei diesem, als auf hiesiger Amtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu haben. Hervorgehoben wird schon jetzt, daß der Zuschlag nur bedingt unter Vorbehalt der Genehmigung Großherzogl. hoher Cammer ertheilt wird und der Meistbietende, welcher sich über seine Unbescholtenheit, Tüchtigkeit als Landwirth und ausreichende Bemittelung gehörig zu legitimiren hat, sofort im Termin eine baare Conventionalpoen von 50 zu bestellen hat, sowie daß bei der demnächstigen Ueberweisung die Einsaat und Bestellungs=Kosten und eine Caution von 300 zu bezahlen sind.
Grevesmühlen den 2. Mai 1863.
Großherzogliches Amt.
A. Trendelburg.
Thierschau in Schönberg
am Donnerstag den 4. Juni 1863.
1) Die Thierschau findet, wie in den führen Jahren, auf dem s. g. Baubrink statt.
2) Jedem steht es frei, Thiere zur Schau zu stellen. Indessen concurriren zu den Prämien nur Viehbesitzer des Fürstenthums Ratzeburg.
3) Es sind folgende Preise ausgesetzt:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
4) Es dürfen nicht mehrere Prämien für dasselbe Thier ausgegeben und darf daher ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute und als Wagen= oder Arbeits=Pferd prämirt werden.
Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens zwei Thiere concurriren, es sei denn, daß die Preisrichter das allein zur Bewerbung stehende Thier für besonders preiswürdig erklären.
[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 2]5) Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, wo ihnen der Platz angewiesen werden wird, muß bis spätestens 9 Uhr Morgens des Thierschautages geschehen sein. Die Thierschau wird pünktlich um 9 Uhr eröffnet.
6) Etwanige freiwillige Beiträge für die Thierschau nimmt der Assessor Boccius entgegen. Derselbe vertheilt auch die für die Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, sowie diejenigen, welche sich mit freiwilligen Beiträgen betheiligt haben, bestimmten Karten.
Einlaßkarten à Stück 16 sind bei dem Rathmann A. Spehr und der Gastwirthin Wittwe Boye, sowie am Tage der Thierschau auf dem Baubrink zu bekommen.
Sämmtliche ausgegebenen Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe=Ausstellung.
Schönberg, den 13. Mai 1863.
Der Vorstand des landw. Vereins.
F. Graf Eyben.
Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1sten März 1863 bis dahin 1864 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können, - wenden zu wollen.
Schönberg, den 7. April 1863.
Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
Eine Million 92,200 Thlr.
vertheilt in 18,200 Gewinnlisten von Thlr. 100,00, 60,000, 40,000, 20,000, 2mal 10,000, 2mal 8000, 2mal 6000, 2mal 5000, 4000, 3000, 2500, 4mal 2000, bis abwärts zu Thlr. 12 bietet die unter Garantie und Controlle der Regierung errichtete neue große Herzogl. Braunschweig=Lüneburger Geldverloosung.
Die Auszahlung der Gewinnliste erfolgt in Silber und zwar 14 Tage nach der Ziehung.
Der Verkauf der Loose ist unter Verpflichtung der pünktlichsten Einsendung der Ziehungslisten und Gewinn=Auszahlung der unterzeichneten Effectenhandlung direkt übertragen und wolle man daher Bestellungen unter Einsendung von
Thlr. 1. oder fl. 1. 45 kr. pr. Viertel,
Thlr. 2. oder fl. 3. 30 kr. pr. Halbes,
Thlr. 4. oder fl. 7. - kr. pr. Ganzes
für die Ziehung am 11. und 12. Juni vertrauensvoll richten an
Jacob Strauß,
Bank= und Wechselgeschäft in Frankfurt a. M.
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel (à Flasche 20 ) zur Conservierung und Verschönerung der Haare, und Dr. Hartungs Kräuter=Pomade (à Tiegel 20 zur Wiedererweckung und Belebung des Haarwuchses, werden überall als die vorzüglichsten und wirksamsten unter allen bis jetzt erschienenen derartigen Mitteln, rühmlichst anerkannt und sind fortgesetzt in Schönberg nur allein zu haben bei J. P. Bade.
Nur 26 Silbergroschen baar oder gegen Post=Nachnahme kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein viertel Originalloos (keine Promesse) zu der am 28. und 29. Mai unter Garantie hiesiger Regierung stattfindenden Ziehung der großen Staats-Gewinne-Verloosung, welche letztere in ihrer Gesammtheit 14800 Gewinne enthalt, worunter solche von ev. Thlr. 114000, 57,000, 28,500, 17000, 14,300, 11,400, 8570, 6860, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. - (Ganze Loose kosten 3 Thaler 13 Sgr. und halbe 1 Thlr. 22 Sgr.) Die Gewinne werden baar in Vereins=Silber=Thaler durch unterzeichnetes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an das Haupt=Depot bei Stirn & Greim in Frankfurt a./M.
NB. Außer den Gewinnbeträgen werden durch unterzeichnete auch die planmäßigen Freiloose verabfolgt.
Laut Jedermann zu Diensten stehenden amtlichen Listen wurden durch unsere Vermittelung wieder in jüngster Zeit folgende Capitalpreise gewonnen, resp. ausbezahlt, fl. 115,000 100,000 70,000, 50,000, 35,000, 30,000, 25,000 etc. etc.
Frankfurter Stadtlotterie
Es findet in jedem Monat eine Ziehung statt.
Gewinne: fl. 20,000 - 100,000, 50,000 - 30,000 - 25,000 - 20,000 - 15,000 - 12,000 - 10,000 - 5000 - 4000 - 3000 - 1000 - 117 Mal 1000 - 111 Mal 300 - 633 Mal 100 etc.
Es existiren hierbei nur 28,000 Loose, wovon 14,800 Loose Gewinne erhalten.
Jedes Loos, welches in den ersten fünf Ziehungen herauskommt, erhält einen Gewinn und ein Freiloos.
Jedes Loos, welches bei der sechsten Ziehung ohne Gewinn herauskommt, erhält ein Freiloos zur nächsten Ziehung.
Die Ziehungslisten werden nach jeder Ziehung pünktlich überschickt und da bei der Schlussziehung alle Loose gezogen werden, so erhält jeder Theilnehmer diejenige Ziehungsliste, worin seine Nummer mit dem Resultat verzeichnet steht. Die Gewinne werden sogleich nach jeder Ziehung ausbezahlt. Verloosungspläne und nähere Auskunft werden auf Verlangen gratis und franco übersendet.
Um einer reellen Bedienung und pünktlicher Lieferung der Freiloose versichert zu sein, beliebe man sich direct zu wenden an das Loose-Haupt-Depot.
Anton Horix in Frankfurt a/M.
Nächste Ziehung
am 31. Mai 1863:
Badische Eisenbahn-Loose.
Gewinne in Gulden 40,000, 35,000, 15000, 12,000, 10,000, 5000, 4000, 2000, 1000, etc. etc. Geringster Treffer fl. 48.
am 1. Juni 1863:
Kurhess. Staats-Anlehen.
Gewinne in Thalern: 40,000, 36,000, 32,000, 8000, 5000, 2000, 15000, 1000 etc. etc.
Der Verkauf dieser Staats=Anlehensloose ist in allen deutschen Staaten gesetzlich erlaubt. Für die obige Ziehung kosten:
2 dieser Loose (ein Badisches und ein Kurhessisches Loos) zusammen 3. -
6 dieser Loose (drei Badische und drei Kurhessische Loose) zusammen 8. -
Verloosungspläne werden Jedermann auf Verlangen gratis und franco übersandt, ebenso die Ziehungslisten gleich nach der Ziehung, und die reellste und pünktlichste Bedienung zugesichert durch
Jacob Lindheimer junior,
Staats=Effecten=Handlung in Frankfurt a. M. Saalgasse Nr. 1.
[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 3]Allerneueste wiederum mit Gewinnen vermehrte große Geldverloosung von 2 Million. 700,000 Mark in welcher nur Gewinne gezogen werden, garantirt von der Staats-Regierung.
Ein Original-Loos kostet 4
Ein halbes Original-Loos kostet 2
Zwei viertel Original-Loose kosten 2
Vier achtel Original-Loose kosten 2
Unter 18,200 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von Mk. 250,000, 150,000, 100,000, 50,000, 2mal 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 2 mal 12,500, 2mal 10,000, 1mal 7500, 5mal 5000, 7mal 3750, 105mal 500, 260mal 250 etc. Beginn der Ziehung am 11ten kommenden Monats.
Diese Verloosung steht nicht allein unter der Garantie der Staats-Regierung, sondern die Ziehungen werden von einer eigens dazu ernannten Regierungs-Commission beaufsichtigt, so dass, bei verhältnissmässig kleinen Einlage und der Chance des grossen Gewinnes die grösstmöglichste Sicherheit vorhanden ist.
Unter meiner in weitster Ferne bekannten und allgemein beliebten Geschäfts-Devise:
"Gottes Segen bei Cohn"
wurde im verflossenen Jahre am 2. Mai zum 17t. Male und am 25. Juli zum 18ten Male das grösste Loos, sowie in den letzten Monaten 2mal der grösste Hauptgewinn bei mir gewonnen.
Auswärtige Aufträge werden gegen Einsendung des Betrages in allen Sorten Papiergeld oder Freimarken, sowie gegen Postvorschuss prompt und verschwiegen ausgeführt und sende ich amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.
Laz. Sam. Cohn, Banquier in Hamburg.
Allerneueste große Geldverloosung von 2 Millionen 730,500 Mark Ct. garantirt und beaufsichtigt von der freien Herz. Braunschweig'schen Landes=Regierung, in welcher 18200 Gewinnw gezogen werden. Darunter befinden sich:
Der größte Gewinn event. 250,000 Mk. 150,000, 100,000, 50,000, 2mal 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 2mal 12,500, 2mal 10,000, 7500, 5mal 5000, 7mal 3750, 85mal 2500, 5mal 1250, 105mal 1000, 5mal 750, 6mal 300, 105mal 500, 260mal 250 Mark Cour. etc.
Beginn der Ziehung am 11. und 12. Juni d. J.
Zu dieser sehr interessanten und höchst vortheilhaften, diesmal wiederum, was die Anzahl der Gewinne betrifft, bedeutend verbesserten Geld=Verloosung,kostet
1 ganzes Original=Loos 4 Thlr. Pr. Ct.
1 halbes Original=Loos 2 Thlr. Pr. Ct.
1 viertel Original=Loos 1 Thlr. Pr. Ct.
2 achtel Original=Loose 1 Thlr. Pr. Ct.
Auswärtige Aufträge werden nach allen Gegenden prompt und verschwiegen entweder gegen Einsendung des Betrages oder durch Postnachnahme ausgeführt, sowie amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zugesandt.
Ich erlaube mir ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, daß mein Geschäft stets sehr vom Glücke begünstigt wurde, es wurden nämlich bereits zum 24sten Male die größten Hauptgewinne bei mir gewonnen.
B. Silberberg.
Banquier, Geldwechsel und Staats=Papieren=Geschäft in Hamburg.
Mit schönen Newcastler Schmiedekohlen empfiehlt sich, pr comptant zu 38 , Schlössermeister Schrep.
Schönberg.
Zu Johannis d. J. werden in ein städtisches Grundstück, worüber ein Hypothekenbuch niedergelegt 600 pr. Cour. und in eine Landstelle, worüber gleichfalls ein Hypothekenbuch niedergelegt ist, 30 gesucht, und giebt weitere Auskunft
O. Reinhardt, JARegistrator.
Schönberg, den 13. Mai 1863.
Am Tage nach Pfingsten, Dienstag den 26sten d. M., findet die General=Versammlung des Imker=Vereins statt. Indem wir die Mitglieder des Vereins ersuchen, sich recht zahlreich dazu einzufinden, laden wir auch Nichtmitglieder, wie überhaupt alle Freunde der Bienenzucht hiedurch zum Besuche dieser Versammlung ein.
Es wird auch ein gemeinschaftliches Mittagsmal veranstaltet werden, und steht es jedem Theilnehmer der Versammlung frei, sich an demselben zu betheiligen.
Bienenfreunde, welche in den Imker=Verein aufgenommen zu werden wünschen, haben sich bei einem der unterzeichneten Vorstandsmitglieder zu melden oder melden zu lassen.
Schönberg, den 12. Mai 1863.
D. Hempel in Schönberg.
J. Wegner in Schönberg.
J. Woisin in Schönberg.
H. Grevismühl in Schönberg.
H. Schulz in Lockwisch.
H. Fick in Schlagsdorf.
Auf dem Hofe zu Lockwisch liegen gelbblühende Saatlupienen zum Verkauf.
v. Hobe.
Mit frischem gottländischem und Segeberger Kalk empfiehlt sich bestens Chr. Vock.
Ich erhielt wieder eine Sendung neuer Tapetenproben aus einer Hamburger Tapetenfabrik auf Lager, wovon ich einige Sorten billiger Tapeten auf Lager genommen habe, die ihrer Güte und hübschen Muster wegen bestens empfehlen kann.
Rouleaux=Proben, billige Rouleaux habe ich auf Lager.
C. Schwedt.
Ein junger Mensch über 16 Jahre zum Briefbestellen und häuslichen Arbeiten wird zu Johannis d. J. gesucht vom
Postmeister Saß in Schönberg.
Pelzsachen werden zur Conservirung während des Sommers zu billigen Preisen entgegengenommen. Für Feuersgefahr wird Garantie geleistet.
Schönberg.
Heinr. Schäding, Kürschner.
Den vielfachen Aufträgen von nah und fern von den geehrten Blumenfreunden zeige ich hiedurch an: daß die Georginen, welche zum Verkauf bestimmt, durch das Feuer, welches im Nachbarhause aufging, und welches auch mein Wohnhaus in Asche legte, zu Grunde gegangen sind. Die Pflanzschule für's nächste Jahr ist jedoch gerettet.
Demern d. 11. Mai 1863.
L. Bohn.
Am Sonntage nach Pfingsten werde ich meinen neu erbauten Tanzsaal durch Tanz=Musik einweihen und bitte meine Gönner und Freunde um zahlreichen Besuch.
Krüger Böttcher in Rieps.
Neben dem Fußsteige nach Gr. Siemz hat sich auf meinem Ackerstück der Rübenkamp ein Steig eingeschlichen, den ich bei Strafe gerichtlicher Ahndung hierdurch verbiete.
Chr. Vock.
5 Thaler Belohnung zahle ich demjenigen, der mir nachweist, wer seit ca. 14 Tagen vor Ostern bis jetzt von meinem Hofplatze ungefähr 30-40 größtentheils weiße Hühner weggefangen oder weggestohlen hat, so daß ich den Thäter gerichtlich belangen kann. Hauswirth Kleinfeldt in Lockwisch.
[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 4]
Vieh-Versicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 32 Schillinge für je 100 Thlr. Versicherungssumme und werden unsere Interessenten ersucht einen solchen am Dienstag den 19ten d. M., Morgens 10 Uhr, im Hause der Ackerbürger=Wittwe Boye hieselbst einzuzahlen.
----------------
Es sind gegenwärtig in unserm Verein versichert:
1145 Pferde und 2672 Kühe mit einer Versicherungssumme von 218,875 Thaler.
Schönberg den 11. Mai 1863.
Direction der Vieh=Versicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
Ackerbürger J. Burmeister in Schönberg. Pferdehändler Lorenz Vock in Schönberg.
Hauswirth Hr. Lenschow in Grieben. Viceschulze J. Kröger in Lockwisch.
Hauswirth H. Hecht in Schlag=Resdorf. Hauswirth Krüger Freitag in Gr. Rünz.
Hauswirth Hr. Lühr in Kl. Mist. Rechnungsführer Wilh. Heincke in Schönberg.
Aus einer Verloosung von Handarbeiten in Schlagsdorf 22 44
von einem dortigen Missions=Verein 1 -
in Summa 23 44
für die Casse des Missions=Vereins empfangen zu haben, bescheinigt
Kämpffer, Schriftführer.
Schönberg, 12. Mai 1863.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde. In der Woche vom 7. bis 14. Mai
Geboren: D. 7. dem Tischlermeister Grevsmühl hies. eine T. - Den 9. dem Bäckermeister Pöhls hies. ein S. Eine unehel. T. in Ollendorf.
Gestorben: Den 7. A. Arndt, Hausw. in Gr. Siemz, 41 J. 7 M. a. - den 8. Christ. M. C. Schröder, Schuhmacherwittwe hies., 75 J. 7 M. a. - Den 10. P. H. Will, dienend zu Retelsdorf, 15 J. 4 M. a. - Den 12. J. Eggert, Arbm.sohn aus Torreriesdorf, 8 M. a. -Marg. Schmidt, Maurerfrau hies., 41 J. a.
Copulirt. Den 8. C. F. H. Rahn, Schustermstr. hies., und M. S. Cath. Schrep hies.
Sonntag, den 17. Mai, Präsentationspredigt des Herrn Candidat G. Fischer.
Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 13. Mai 1863. |
Weitzen | 1 | | 16 - 24 | |
Roggen | 1 | | 2 - 6 | |
Gerste | - | | 36 - 41 | |
Hafer | | | 28 - 32 | |
Erbsen | | | 40 - 52 | |
Wicken | | | 40 - 48 | |
Buchweizen | | | 36 - 40 | |
Winter=Rapssaat | | | 29 30 | |
Rübsen | | | 28 29 | |
Schlagleinsaat | | | 20 - 21 | |
Butter | 10 | | pr. | |
Kartoffeln pr. Faß | | | 4 - 5 | . |
(Nebst Beilage.)
Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.
[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 5]Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. Mai 1863.
-Fürst Gortschakoff, der russische Minister, hat das Schreiben bei keinem Pfuscher gelernt; seine Antworts=Depeschen an die Großmächte Oestreich, England und Frankreich sind vielmehr Muster seiner Ironie und artiger Körbe. Die Antworten füllen die größten Zeitungen, in kleinerem Format lauten sie also: 1) Die Regelung des Verhältnisses Polens zu Rußland ist eigentlich Rußlands Sache allein und geht Andern nichts an. 2) Dennoch steht Rußland nicht an, zu erklären, daß es mit den Ansichten und Wünschen der betreffenden Mächte völlig übereinstimmt, 3) daß Rußland seine guten Absichten für Polen bis jetzt nicht hat ausführen können, daran ist nicht Rußland, sondern Europa (d. i. die Großmächte) Schuld; sobald sich Europa zur Revolution anders stellt, wird es auch mit Polen anders gehen u. s. w.
- Neben den Antwortsdepeschen hat der russische Fürst Gortschakoff in einer vertraulichen Note den Großmächten das Reform=Programm seines Kaisers für Polen mitgetheilt und die Einführung desselben nach der Niederwerfung des Aufstandes in Polen versprochen. Dieses Programm soll günstige Aufnahme gefunden haben.
- Außer einigen unbedeutenden Scharmützeln, schreibt die N. Pr. Z., ist in Polen in den letzten Tagen nichts Erhebliches vorgefallen, da die Insurgenten entschieden jedem Zusammenstoß auszuweichen wissen; auch die Russen zeigen keinen rechten Ernst, und es hat den Anschein, als ob beide Theile sich für einen entscheidenden Schlag vorbereiten und ihre Kräfte nicht in kleinlichen Versuchen zersplittern wollen. Alles ist in Polen in großer Spannung und Erwartung der Dinge, die kommen werden und kommen müssen, denn lange können die Zustände, wie sie gegenwärtig im Lande sind, nicht mehr dauern, wenn nicht eine gänzliche Auflösung des bereits moralisch und physisch zerfetzten Körpers erfolgen soll. So tief heruntergekommen in allen seiner Verhältnissen, wie das arme Polen gegenwärtig ist, war wohl nicht bald ein Land, und es ist nur zu bewundern, wie selbst seine gegenwärtige Lage noch so lange andauern kann. Wie die vielen Kundgebungen des Patriotismus und der Ergebenheit des Russischen Adels und Volkes beweisen, stand noch kein Beherrscher Rußlands so sicher da, wie der gegenwärtige Kaiser; eine einzige Partei Rußlands, die der Altgläubigen, hat dem Kaiser die Summe von 50 Mill. Rubel zur Verfügung gestellt. Rußland ist also nicht ohnmächtig, wie man der Welt so gerne glauben machen möchte, sondern eher ist zu glauben, daß das Gehenlassen in Polen seit länger im Plane der Russischen Politik liegt, und dieses Sichselbstzutoderingen könnte das Königreich Polen schließlich noch fester an Rußland ketten, als es ein materieller Sieg Rußlands über Polen jemals vermocht hätte.
- Oesterreich wird als Gegenmaßregel gegen die Einverleibung Schleswigs beim Bundestage beantragen, Holstein sofort in Pfand zu nehmen.
- Die Mittheilung in voriger Nummer aus Eutin ist dahin zu vervollständigen, daß nunmehr auch der Herr, v. W., Doctor der Medicin, früher Lieutenant in Mecklenburgischen Diensten, in Eutin an den Folgen des genommenen Giften gestorben.
- Lübeck. Das Nivellement der Eisenbahn von Lübeck nach Kleinen ist bereits über Herrnburg hinaus fortgesetzt. Bei dem Nivellement von hier bis zur mecklenburgischen Grenze war besonders die Rücksicht auf den geeignetsten Punkt zum Uebergang der Bahn über die Wackenitz maßgebend und ist als solcher eine Stelle des Flusses halbwegs zwischen der Kapelle St. Jürgen und dem Fischerbuden ermittelt worden, so daß die Bahn auf dem jenseitigen Ufer der Wackenitz unmittelbar bei der Brandenburger Ziegelei vorbeiführen wird. - Wie man übrigens nachträglich erfährt, ist die erste Anregung zum Bau dieser Eisenbahn von dem Handlungshause Lange & Knuth erfolgt, welches auch die zur Erlangung der Nivellements=Concessionen erforderlichen Schritte gethan hat.
- Am 17. Mai, Abends gegen 7 Uhr, tritt eine Sonnenfinsterniß ein, welche in dem größten Theil von Europa sichtbar sein wird.
- Die größte Crinolinenfabrik in Deutschland besteht in Annaberg und ist in den Händen der Engländer Thomson, die in Paris leben und von da die Moden bestimmen. Sie haben ähnliche Fabriken in Newyork, London, Paris und Brüssel. In Annaberg werden wöchentlich 1000-1200 Crinolinen angefertigt.
- Da neuerdings wieder falsche preußisch=Banknoten zu 10 und 25 Thaler zum Vorschein gekommen sind, so fordert das Directorium der preußischen Bank wiederholt auf, die alten Banknoten gegen neue umzutauschen; ein erheblicher Theil sei noch immer nicht eingegangen.
- (Mancherlei.) Das Haus Rothschild hat immer Glück. Kaum hat es für 40 Mill. österreich. Loose von 1860 gekauft, da gewinnt es bei der Ziehung den ersten Gewinn von 300,000 fl. - Der Kaiser von Oesterreich hat neulich den Wiener Gesellen=Verein in dessen gewöhnlicher Sonntagsversammlung mit einem Besuche überrascht und eine volle Stunde im Kreise der Gesellen verweilt. -
Die Eisenbahn von Lübeck nach Kleinen.
Wie man hört, ist jetzt auch von der strelitzschen Regierung dem Lübecker Handlungshause Lange & Knuth die gleiche Erlaubniß ertheilt, für die obgedachte Eisenbahn die Nivellirung und die Veranschlagung der Kosten vorzunehmen, die früher schon vom Lübecker Senate und der Schwerinschen Regierung eingegangen war.
Dies veranlaßt den Einsender Dieses zu der Anfrage: ob die mecklenburgische Eisenbahn=Direction nicht gesonnen sei, den Bau dieser Eisenbahnstrecke zu übernehmen?
Nachdem jetzt endlich die directe Hamburg=Lübecker Bahn in Angriff genommen ist, die Fortsetzung der Bahn von Neubrandenburg bis an die Stettiner sich hoffentlich bald erledigen wird und endlich die Vorarbeiten für die Bahn von Köslin bis Dirschau oder Danzig beendiget sind, würde diese Strecke von Lübeck nach Kleinen nur einen Theil des nächsten Schienenweges von Hamburg nach dem eigentlichen Preußen und Rußland bilden. Die jetzige Tour über Berlin soll einen Umweg von nur 5 bis 10 Meilen enthalten; jedoch rechnet man den Aufenthalt in Berlin auch für einen Zeitverlust mehrerer Meilen. Es ist nun klar, daß, wenn es gelingt, dieser nächsten Eisenbahn von Hamburg nach dem Norden Deutschlands und Rußlands den sämmtlichen dahin gerichteten Verkehr, namentlich Güter=Transport, zuzuwenden, sie sehr gut ihre Betriebs= und Verwaltungskosten aufbringen und ihr Anlage=Capital verzinsen wird; daß ihr dies aber nur gelingen wird, wenn sie als eine Abkürzungsbahn auch den kürzesten Weg innehält. Würde daher durch den Umweg von 3 bis 4 Meilen mittelst der Richtung von Lübeck auf Schwerin der ganze Zweck dieser Bahn zerstört, auch durch den neuerdings empfohlenen Umweg von Neubrandenburg über Friedland derselbe gefährdet werden, vielmehr dahin zu trachten sein, daß die, wie es heißt, fünf Meilen nähere Linie von Köslin nach Dirschau statt der nach Danzig, gewählt werde; so ergiebt sich hieraus, daß auch auf der Strecke von Lübeck nach Kleinen jede Abweichung von der geraden Linie
[ => Original lesen: 1863 Nr. 20 Seite 6]möglichst zu vermeiden ist. Geschieht dies aber, so ist andererseits nicht abzusehen, weshalb die mecklenburgische Eisenbahn=Direction diesen Bau nicht übernehmen sollte, der jetzt von Privatpersonen für hinlänglich einträglich gehalten wird, zur Nutzbringenden Anlegung ihrer Capitalien. Der Strecke der mecklenburgischen Eisenbahn von Hagenow bis Kleinen würde durch die ungleich nähere Tour von Hamburg über Lübeck nach Kleinen der größte Theil des bisherigen Verkehrs entzogen werden und für solchen Verlust nur die eigene Uebernahme des Baues von Lübeck bis Kleinen Ersatz zu leisten im Stande sein. Weshalb also diesen Ersatz zurückweisen? Hat doch in ähnlicher Weise Lübeck nicht gezögert, sich um die Concession einer directen Bahn nach Hamburg zu bewerben, da, wenn dieselbe einmal zu erlangen war, gewiß Privatunternehmer genug sich dazu gefunden haben würden und die Stadt Lübeck daher ihren Verlust an ihrer Büchener Bahn hätte tragen müssen, ohne sich an dem Vortheil dieser directen Hamburger Bahn erholen zu können. Oder soll mit dieser Lübeck=Kleiner Bahn dasselbe Stück, was kürzlich erst mit der Neumünster=Rendsburger gespielt hat, sich wiederholen, welche, Altona=Kieler Eisenbahn=Gesellschaft vor mehreren Jahren um reichlich eine halbe Million Thaler billiger hätte kaufen können, als wozu sie jetzt durch Concessionsertheilung für eine Neumünster=Büchener Bahn an den Herrn Baron Peto gezwungen war? Bekanntlich zog dieser Herr es aber vor, seine Neumünster=Büchener Concession im Stich zu lassen und mit dem hübschen Profit für den Wiederverkauf der Rendsburg=Neumünster Bahn an die Altona=Kieler Gesellschaft vorlieb zu nehmen. Mit solchem Verfahren ist aber dem Lande und den angrenzenden Districten wenig gedient, und wenngleich von den mecklenburgischen Regierungen vorauszusetzen ist, daß sie die Interessen ihrer Länder besser als die dänische Regierung die holsteinischen wahren werden; so könnte es doch nur von Nutzen sein, wenn die mecklenburgische Eisenbahn=Drection über obige Anfrage sich öffentlich äußern
wollte.
M. Z.
Der Obstbaum.
Mit kräftigem Stamm, gleichmäßig vertheilten Aesten und Zweigen, mit voller Krone steht der Baum jugendlich frisch im Sonnenglanz, sanft sich neigend und beugend von den Lüftchen, die durch seine Blätter rauschen, als verstände er ihr freundliches Spielen und Kosen und wollte sie nicht durch allzustrengen Ernst zurückschrecken. Auch im Baume wohnt der Trieb des Lebens und der Gestaltung, die Macht des Schönen und Nützlichen und die Fähigkeit, sich klug nach den äußern Umständen zu richten; daher erweckt sein Wachsthum, seine Gestalt, sein stilles Treiben und Wirken in uns eine Theilnahme, die uns so natürlich scheint, auch wenn wir von ihm keinen Nutzen ziehen.
Als ob er wüßte, daß nun die rechte Zeit gekommen ist, da er sich in seiner ganzen Herrlichkeit zeigen kann, schmückt er sich im Frühling mit heiterm Grün, mit zarten, duftigen Blüthen, treibt nach allen Seiten frische Zweige und seinen Wipfel höher gen Himmel. Er fühlt, daß seine Ehrenzeit gekommen ist, da er im vollsten Schmuck seine volle Kraft und Thätigkeit wieder zeigen kann, er legt sein Festkleid an, öffnet alle seine Vorrathskammern und strahlt von Freude, zu dem großen Frühlingsfeste der Natur das Seinige beitragen zu können.
Unbefangen und offen bietet er alle seine Habe den zahlreichen Gästen zu genußreicher Benutzung, die Bienen, Käfer und Schmetterlinge berauschen sich in seinen Kelchen, das Menschenauge trinkt Freude und Hoffnung aus ihnen und der gastreiche Wirth reicht Jedem eine Gabe, seinen ganzen Reichthum aufbietend, um fürstlich zu geben und auszutheilen. Denn er ist reich genug, um doch noch genügenden Vorrath für den Herbst zu erübrigen für den, der ihm väterlich pflegt und schützt. Diese freundliche Pracht, diese Freigebigkeit, dieses sich selbst Hingeben zur Freude dem Schauenden, dem Pflückenden, dem Genießenden macht den Blüthenbaum zu einem duftenden Strauß von Lebensfreuden, welchen die Vaterhand des Allgütigen ihren Geschöpfen darreicht als liebenden Gruß am Frühlingsmorgen.
Aber nicht bloß zu prangen versteht der Baum, sondern er weiß auch die Zeit nützlicher Thätigkeit zu erkennen und zu benutzen. Ist die Blüthenzeit vorüber, so führt er einen weniger glänzenden Haushalt, um mit Sammlung aller Kräfte die ansetzende Frucht zu bilden und zu reifen. Nicht jede Anstrengung und Arbeit finden so reichlichen Beifall, als die üppige Blüthe der Jugend, aber er scheut sich nicht bei weniger Anerkennung, mehr im Stillen zu arbeiten, um nach dem Schönen auch das Nützliche hervorzubringen. Auf seine Jünglingszeit folgt die ernstere der Männlichkeit, die bescheiden von Außen, mehr im Innern schafft und wirkt und das höhere Ziel des Lebens, den vernünftigen Endzweck desselben, zu erreichen strebt.
Immer schwerer wird seine Last; schon beugt sie ihn merklich nieder, aber er wird nicht mißmuthig und ungeduldig, er bietet alle Kräfte auf, denn seine jetzige Bestimmung ist das Tragen und nicht mehr das Prangen. Aber auch das Tragen hat seine Herrlichkeit und seinen besondern Schmuck. Das Wohlgelungene und gewissenhaft Erstrebte erscheint mit doppelter Schönheit, mit einer äußern, die zwar weniger reizend ist, als die der weitschimmernden Blüthe, aber auch mit einer innern und gehaltvolleren. Die Früchte schimmern bunt von den Zweigen und erwerben in ihrer Menge und Fülle dem Baume die Anerkennung aller Beschauenden, ja selbst die Theilnahme derjenigen, in welchen er nur den Appetit zu reizen vermag Die Frucht wird geschüttelt, füllt Schürzen und Körbe, Jung und Alt ist fröhlich geschäftig, den reichlichen Ertrag zu bergen, und ein freudigeres Getümmel umringt den Baum im Herbst, als einst im Frühling.
Bald welken die Blätter und fallen. Als ahnte der Baum den unfreundlichen Winter, zieht er den grünen Rock aus und wirft sich in das einfach graue unansehnliche Hausgewand. Kahl steht er da, wie ein abgetakeltes Schiff, das ruhig im Hafen die bessere Jahreszeit erwartet. Aber im Innern ruht es nicht ganz, nöthige Vorbereitungen werden im Stillen getroffen für das nächste Jahr, neue Vorräthe werden gesammelt und die Ruhe ist nur die Rüstzeit für neue Thätigkeit. Unschädlich braust der Sturm durch die kahlen Aeste, über die wohlverwahrten Knospen, und den lastenden Schnee, der manchen Waldbaum niederdrückt, schüttelt der Fruchtbaum leicht von seinen Schultern.
Auch Leiden und Krankheiten treffen den Baum. Gefühllose Hände verwunden und beschädigen ihn leichtsinnig hier und dort, aber er weiß durch innere Kraft jede wunde Stelle mit frischer Rinde zu überziehen und versöhnt zu bedecken. Unheilbare Krankheiten und Leibesschäden finden sich bei ihm ein im Alter, Aeste werden ihm gelähmt und verdorben, oft lebt er nur noch auf einer Seite; dennoch fährt er fort, mit den ihm bleibenden Kräften zu treiben, zu blühen, ja selbst zu tragen. Oft hat er einen ungünstigen Standpunkt auf schlechtem Boden, auf der kalten Nordseite; dennoch thut er sein Möglichstes und benutzt alle ihm erreichbaren Mittel, den Zweck seines Lebens zu erfüllen und wird nicht müde, in jedem Frühling aufs neue anzusetzen, um Blüthen zu treiben, wenn er auch noch keine reife Frucht zu erziehen vermocht hat.
So kommt der Baum mit Ehren durch gute und schlimme Zeiten, er macht Staat zur rechten Zeit, geht einfach, wenn es rathsam ist, bereitet sich vorsichtig auf stürmische Zeiten vor, und indem er in allen Verhältnissen seine Pflicht und Schuldigkeit zu thun bestrebt ist, giebt er uns außer dem Nutzen und Vergnügen noch manchen deutlichen Wink, wie unser sittliches Leben auch in ihm eine Anregung zum Guten und Bessern finden kann; denn auch der Baum spricht, wenn auch unbewußt, die ewigen Gesetze der Vernunft in seinem Leben und Wesen in seiner Weise aus. (?)
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