No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Dezember
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 1]

          Unter Bezugnahme auf di Bekanntmachung vom 25. Juni 1892 wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben an den 3 Sonntagen, 9., 16. und 23. December d. J., sowie an dem auf den 19. December d. J. fallenden Bußtage folgendermaßen festgestellt:
                          a. für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12-6 Uhr Nachmittags,
                          b. für das platte Land von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittags und von 12-6 Uhr Nachmittags.
              Schönberg, den 26. November 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über das auf der Schönberger Stadtfeldmark im Langencamp an der Rottensdorfer Chaussee sub Nr. 5a belegene Wohnhaus c. p. des Bauunternehmers Asmus Heitmann hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 4. Februar 1895
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Schönberg, den 28. November 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Pahlingen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Joachim Mette daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 14. Januar 1895,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstückes präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. October 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auction.

Wegen Wirthschaftsveränderung verkaufe ich am Freitag d. 6. Dezember Morgens 10 Uhr im Kruge zu Lockwisch, öffentlich meistbietend, gegen Baarzahlung, folgende Wirthschaftsgegenstände:

1 eisenachs. Wagen, 2 holzachs. Wagen, 1 alter Stuhlwagen, 1 Paar Kutschsielen, 3 Bausielen, 2 Kornrummeln, Pflüge schott. Eggen u. a. m.
Lockwisch b. Lüdersdorf i. M.

                                                    A. Russwurm.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
Kreis Selmsdorf.
Versammlung am Sonntag, d. 9. Decbr. d. J.
Nachm. 1 Uhr
beim Herrn Gastwirth Michaelsen.
Tagesordnung: Kreisvorsteherwahl.
                                                    Der Vorstand.


Wegen Erkrankung meines Dienstmädchens suche ich ein anderes, in allen häuslichen Arbeiten, sowie im Kochen erfahrenes, kräftiges Mädchen bei hohem Lohn.

                                                    Frau Goldschmied Berner.
                                                    Lübeck, Breitestraße 57.


Dr. Oeinck, Lübeck,
Hüxstrasse 60 I.
Spezialarzt für Hals=, Nasen= und Ohrenkrankheiten
Sprechst. von 9 1/2 - 1 1/2 Uhr, Sonntags von 9 1/2 - 10 Uhr.


Buchführung

und Comptoirfächer lehrt mündlich und brieflich gegen Monatsraten Handels=Lehrinstitut Morgenstern, Magdeburg. Prospect und Probebrief gratis.


Sternseife

beste Haushaltungsseife, zeichnet sich aus durch absolute Reinheit, größtmöglichste Trockenheit u. volle Neutralität, empfiehlt

                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 2]

Heute Eröffnung
meiner in diesem Jahre ganz besonders                                                    
Großen Weihnachts=Ausstellung
von Kinder=Spielsachen und Puppen.

Auch für Alt und Jung geeignete Geschenke für den Weihnachtstisch in reichhaltiger Auswahl bei

                                                    H. Brüchmann.


Das von mir seit 4 Jahren betriebene Zimmereigeschäft nebst Holzhandlung gebe ich am 1. Januar 1895 an die Frau Zimmermeister Johanna Westphal zurück. Indem ich für das mir in dieser Zeit geschenkte Vertrauen bestens danke, bitte ich dasselbe auf meine Nachfolgerin übertragen zu wollen.

                                                    K. Giersdorf.

Bezugnehmend auf vorstehende Annonce setze ich vom 1. Jan. 1895 an das von Herrn Giersdorf betriebene Zimmereigeschäft nebst Holzhandlung unter Leitung des Herrn Zimmermeister Schlie fort. Ich bitte das Herrn Giersdorf sowie meinem verstorbenen Manne geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen.

                                                    Johanna Westphal, Wittwe.


Gelbe und grüne
Kocherbsen
empfiehlt                                                     A. Wigger, Nachfolger.


3600 MARK
kann jedermann verdienen. Offerten unter Verdienst an die Deutsche Börsen-Ztg.,
Berlin-Niederschönhausen.


Amerikanische
Fleischhackmaschinen
verzinkt und emailliert in allen Größen
empfiehlt billigst                                                     Rud. Tietgen.


Besten weißen Honig
Pfund 65 Pfg.
bei                                                     H. Brüchmann.


Prima belgische Stearinlichte
á Pack 50 Pfg. á Pfund 70 Pfg.
Apollolichte
á Pack 40 Pfg. und á Pfund 60 Pfg.
in Packungen von 4, 5 und 6 Stück sowie Kronenkerzen
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Mast= und Freßpulver für Schweine
erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
Geo. Dötzer's pharm. Fabrik.
3 gold., 1 silb. Medaille.
Erhältlich bei Apotheker Montag.


Engl. Salz,

grobe Gerstgrütze, ganze und gemahlene garantirt reine Gewürze empfiehlt

A. Zander.


Garantirt ächte
Südweine
als:

Malaga, Tokaier, Oporto, Madeira, Lacrimae, Sherry und Alicante offeriren wir in tadelloser Güte verzollt:
pr. 6 Fl. (á 3/4 Lit.) M. 10.- pr. 12 Fl. M. 18.- pr. 30 Fl. M. 40.- incl. Flaschen und Kiste (Inhalt auch sortirt) gegen Nachnahme.

Johannes A. Petersen & Co.
Hamburg, Mühlenstr. 8.


Georg Lenthe & Söhne,
Hof=Graveure,
Schwerin, Schloßstraße Nr. 19,
empfehlen ihre kunstgewerbliche Werkstatt zur Anfertigung von Dienstsiegeln und Stempeln. Zierlichen Privatpetschaften, Wappen und Monogrammen in Siegelringen. Selbstfärbende Datumstempel etc.
Kautschukstempel.
Stempelfarbe, Haltbare Schablonen zum Wäschezeichnen, Clichès, Siegeloblaten. Gravierungen auf Elfenbein, Gold u. Silberwaaren
etc.                           etc.


Bergmann's Schuppen-Pomade

beseitigt schon nach dreimaligem Gebrauch alle lästigen Kopfschinnen und wird für den Erfolg garantirt.

------- à Fl, M. 1,- bei -------
                                                    H. Brüchmann.


Zu Festbäckereien
empfehle:
Prima Kuchensyrup,
feinstes Weizenmehl,
Mandeln, süß und bitter,
Succade, Orangeat, Pottasche,
sowie
sämmtliche Gewürze,
ganz und gemahlen.
Vollkernige
Haselnüsse,
frische Wallnüsse
                                                    W. Wieschendorf.


Doppelt
raffinirte Broden-Raffinade
Puderzucker und Farina empfiehlt zu sehr billigen
Preisen                                                    Aug. Spehr.


Geladene
Jagdpatronen der Pulverfabrik Rottweil
empfiehlt zu Originalpreisen                                                     Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 3]

Eß- Thee- und Wasch-Service
in großer Auswahl empfiehlt                          
                                                    A. Wigger. Nachfolger.


Weihnachts=Ausstellung.

Meine am 2. d. M. eröffnete und mit vielen Neuheiten ausgestattete Ausstellung empfehle einem geehrten Publikum aufs Beste und bitte um zahlreichen Besuch.
Ganz besonders aufmerksam mache auf eine bedeutende Auswahl Photographie=Albums zu ganz besonders billigen Preisen, sowie:

Schreibmappen, Poesie-, Tagebücher, Bibel, Gesangbücher, Kochbücher, Jugendschriften u. s. w.
Ferner: Schmuck=, Handschuh= und Arbeitskästen, Hand= und Umhängetaschen enorm billig, Handkoffer, Brief= und Cigarrentaschen, Portemonnaies in ganz bedeutender Auswahl, Nippes, Fächer, Manchetten= und Kragenkasten, Uhrhalter, Schreibzeuge, Aschteller, Vasen und Figuren, Briefpapier in hochfeiner Ausstattung, Seifen und Parfümerien von den billigsten bis zu den feinsten Sorten, Haar= und Zahnbürsten, Cigarrenspitzen ff. Meerschaum, Schmuckgegenstände, Messer und Scheeren

                          u. s. w.                           u. s. w.

Bilderbücher, Kinderspiele, Tannenbaumschmuck und Lichter und Leuchter, und viele, viele andere Sachen mehr.

Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     Emil Hempel,
                                                                        Buchbinder.


Engl. Kuchen-Syrup,
Mandeln, Rosinen, Corinthen, Citronen, Succade, Pommeranzenschaale
und sämmtliche Gewürze in bester Waare empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolg.


50,000 Mark
als schönste Weihnachtsgabe zu gewinnen in der
am 13. Dezember stattfindenden 1. Ziehung der
Grossen Hamburger Geldverloosung.
Ganze Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
versenden unter Nachnahme und erbitten Aufträge raschestens
Mindus & Marienthal, Hamburg.


Echtes
Kulmbacher Bier
Reichelbräu in Flaschen,
für Blutarme u. Bleichsüchtige,
ärztlich empfohlenes malzreichstes Qualitätsbier
ersten Ranges liefere
1 Dtzd. halbe Flaschen Mk. 2.40
1 Dtzd. ganze Flaschen Mk. 4.60

unter Garantie, daß nur Original=Abzug geliefert wird. Wiederverkäufer entsprechend Rabatt.

F. W. Schmidt, Lübeck,
Schulzenstrasse 31,
Alleiniger Depositeur für Flaschen=Verkauf.


Jede Dame
versuche Bergmann's                                                    
Lilienmilch-Seife,

dieselbe ist vermöge ihres Borax-Gehaltes zur Herstellung und Erhaltung eines zarten, sammetweichen, blendend weissen Teints ganz unerlässlich. Vorräthig a Stück 50 Pfg. bei

                                                    H. Brüchmann.


Zur Festbäckerei
empfehle ich:
feinsten englischen Sirub,
Sukkade, Orangeat, Pottasche, Hirschhornsalz, Corinthen, Sultana und Eleme Rosinen, süße und bittere Mandeln,
feinstes Weizenmehl
sowie
alle Gewürze, ganz und gestoßen,
zu den billigsten Preisen                                                     Aug. Spehr.


Sägen aller Art:

Drummsägen,
Kerbsägen amerikanischer Art mit Patentheften,
Bügelsägen,
Handsägen,
Sägefeilen in allen Sorten,
Holzäxte, Beile

in garantirt bester Qualität empfiehlt
Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 4]

Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde, und ersuchen wir, dieselben uns gütigst bis zum 20. d. M. zukommen zu lassen.

Krüger.                           Kaempffer.


Weihnachtsausstellung.
Reichhaltiges Sortiment in Spielwaaren und Puppen.
Größte Auswahl
in Decorations=, Luxus= und Gebrauchsgegenständen.
Echte Bronce, Alfenidewaaren, Kunstgußartikel, Nippes, Glaswaaren, echte Porzellan=, Galanterie= u. Lederwaaren, Photographiealbums, Japansachen, feine Toiletteseifen, Parfümerien, Christbaumschmuck, Lichte, Lichthalter.

Ferner alle Hausstandsgegenstände zu Weihnachtsgeschenken geeignet.
Billigste Preise.
                                                    Rud. Tietgen.


Hängelampe     Passend als Festgeschenke
empfehle ich in reicher Auswahl:
Hängelampen, Tischlampen, Clavierlampen, Kronen und Ampeln
in bester Qualität zu höchst billigen Preisen.
Ferner
nützliche Hausstandsgegenstände, als
Dampfwaschkessel, Wringmaschinen,
Wurststopfmaschinen,
Fleischhackmaschinen, Reibemaschinen,
Mandelmühlen, Petroleumkocher, Wassereimer,
Toiletteneimer, Ofenvorsätze, Kohlen- und Ascheimer, Gebäckkasten,
Küchendosen, Messerkörbe, Geldkörbe, Kaffeebretter, Brodkörbe u. s. w.
Hochachtungsvoll
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Engl. Sirup,

sowie sämmtliche Artikel zur bevorstehenden Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst

                                                    A. Zander.


1 großen fast neuen                          
messingnen Kessel
habe im Auftrag preiswürdig zu verkaufen                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Magdeburger
Sauerkohl
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Empfehle als besonders preiswerth: Einen Posten Buckskins zu Knabenanzügen, Hemdentuche, Bettzeuge, fertige Damen=, Herren= und Kinderwäsche, Regenschirme, Unterzeuge, Handschuhe etc.

                                                    Hugo Heincke.

P. S. Vorgezeichnete Stickereien verkaufe, um damit zu räumen, zu und unter Einkaufspreisen.                           D. O.


Am 2. Decbr., Vormittags 10 Uhr starb zu Schönberg nach langen Leiden unser lieber Bruder, Onkel und Großonkel, der Maurer

Hans Vitense,

früher zu Sahmkow, im Alter von 75 Jahren.
Dies zeigt allen Verwandten und Bekannten an im Auftrage:

                                                     H. Vitense.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, Nachmittags 2 1/2 Uhr, vom Dassower Wege aus statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Inserate werden zum Montag und Donnerstag Mittag erbeten, um bestimmt für die nächste Nummer Aufnahme zu finden.

                                                    D. E. d. A.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Dezember 1894.


Die Verbreitung der Viehseuchen im Deutschen Reich 1893.

Soeben ist der Jahresbericht des kaiserl. Gesundheitsamtes über die Verbreitung der Thierseuchen im Jahr 1893 erschienen. Nach diesen für unsere Viehzucht so bedeutsamen amtlichen Ermittelungen sind im vergangenen Jahre mit Ausnahme der Pockenseuche und der Rinderpest alle bei uns bekannten Viehseuchen aufgetreten, nämlich: Milzbrand, Tollwuth, Rotz der Pferde, Maul= und Klauenseuche des Rindviehs, der Schafe, Ziegen und Schweine, Lungenseuche des Rindviehs, Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs, Räude der Pferde und der Schafe. Bei Maul= und Klauenseuche und Schafräude wird die Zahl der erkrankten Thiere leider nicht amtlich festgestellt. Die Zahl der von den übrigen Krankheiten befallenen Thiere ist gegen das Vorjahr ungefähr die gleiche geblieben, nämlich: 1367 Pferde, 9034 Rinder, 598 Schafe, 14 Ziegen, 31 Schweine, 410 Hunde, 3 Katzen, im Ganzen 11 457 Thiere. Das sind gegen das Vorjahr weniger 343 Pferde, 193 Rinder, 26 Schweine, mehr dagegen 30 Schafe, 9 Ziegen, 23 Hunde, 1 Katze, mithin im Ganzen weniger 499 Thiere. Gefallen und getötet worden sind wegen dieser Seuchen nachweislich im Ganzen 7898 Thiere, nämlich: 998 Pferde 4222 Rinder, 596 Schafe, 14 Ziegen, 28 Schweine, 2006 Hunde, 34 Katzen oder 1316 Thiere weniger als im Vorjahr.
Die Maul= und Klauenseuche ist gegenüber dem ungemein heftigen Auftreten im Jahr 1892 glücklicherweise sehr zurückgegangen. Neu betroffen worden sind im Jahr 1893 Gehöfte mit einer Gesammtzahl von 567 389 Thieren, nämlich 204 832 Rindern, 283 541 Schafen, 1908 Ziegen, 75 108 Schweinen, gegenüber einer Thierzahl von 4 250 591 im Vorjahr. In den durch Rotz und Lungenseuche neu betroffenen Gehöften hat der Bestand 1730 Pferde und 2590 Stück Rindvieh gegen 1275 und 3454 im Vorjahr betragen.


- Wie nunmehr feststeht, wird der Kaiser am 3. Dezember vormittags in Kiel eintreffen und dort zunächst die vier Panzerschiffe der ersten Division des Manövergeschwaders besichtigen. Während der Zeit seiner Anwesenheit im Kieler Hafen wird der oberste Kriegsherr an Bord des "Kurfürsten Friedrich Wilhelm" Wohnung nehmen. Die Panzerschiffe, welche bereits am Sonnabend und Sonntag im Divisionsverbande manöverieren, werden diese Uebungen am Montag unter den Augen des Kaisers fortsetzen. Daß in Kiel zugleich die Vereidigung der Marinerekruten stattfindet, ist bereits bekannt, ebenso daß von Kiel aus das Ziel der kaiserlichen Reise der Nordostsee=Kanal sein wird, woselbst die Einweihung der Hochbrücke bei Levensau erfolgt.
- Besondere Genüsse harren der Reichstagsabgeordneten bei der Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes. Mehrere Hundert Flaschen deutschen Schaumweines vom Rhein sind zur Verfügung gestellt und aus Bayern ist ein erhebliches Quantum ächten bayrischen Bieres dargeboten. Außerdem ist direkt aus Havanna von einer großen deutschen Firma daselbst eine Kiste mit 2000 ächten Havanna=Cigarren eingegangen, die den Reichsboten und den Vertretern des Bundesrats an dem gedachten Abend gut schmecken sollen.
- Fürst Bismarck ist zur Eröffnungsfeier des neuen Reichstagsgebäudes eingeladen. Infolge des Todes der Fürstin ist jedoch seine Theilnahme an der Feierlichkeit ausgeschlossen.
- Die Umsturzvorlage stand für die Plänarsitzung des Bundesraths am Donnerstag auf der Tagesordnung. Nach Angabe eines Berichterstatters soll die Vorlage in den Ausschüssen mehrfache Aenderungen erfahren haben, welcher Art aber, ist nicht bekannt. Der Entwurf soll am 5. Dezember zugleich mit der Uebergabe an den Reichstag durch den "Reichsanzeiger" bekannt gegeben werden.
- Was die sog. Umsturzvorlage anlangt, so scheint die "Deutsche Tagesztg.", die die Ansichten des Bundes der Landwirthe und der Mittelstandspartei vertritt, wenig von ihr erbaut zu sein. Das Blatt hat auch völlig Recht, wenn es energische wirthschaftliche Reformen für mindestens ebenso nothwendig erklärt. Es verlangt ein Börsengesetz, ein landwirthschaftliches Notgesetz, ein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb und die Einführung des Befähigungsnachweises, dann den Kampf gegen den Umsturz und, wenn nöthig, eine Auflösung des Reichstags und Neuwahlen.
- Die sozialdemokratische Bierboykott=Commission in Berlin fängt an humoristisch zu werden. Sie hat neuerdings die Frage erörtert, ob Genossen, welche Wiener Cafés besuchen, in denen boykottirtes Bier ausgeschänkt wird, sich der Zuwiderhandlung gegen die Boykott=Commission schuldig gemacht haben, auch wenn sie in solchen Cafés kein Bier consumiren. Das Spaßigste an der Sache aber ist, daß es sich dabei um die Personen der Abgeordneten Bebel, Liebknecht und um andere eine führende Stellung einnehmende Genossen handelt. Die Commission hat jedoch die Frage nicht weiter verfolgt, sondern einstweilen offen gelassen. Wie schade!
- Wie der "Berl. Localanz." aus Varzin meldet, war die Stimmung des Fürsten Bismarck eine trostlose; der Schmerz über den Verlust der Gattin hatte ihn derartig angegriffen, daß er zeitweise wortlos verharrte und auf an ihn gerichtete Fragen garnicht oder nur mit einer leisen Handbewegung antwortete. Allgemein wird befürchtet, daß das traurige Ereigniß auf den Gesundheitszustand des Fürsten ungünstig einwirken könne. Die erste Nacht nach dem Ableben der Fürstin verbrachte derselbe schlaflos, die Aerzte thun ihr Möglichstes, ihn zu bewegen, so bald wie möglich Varzin zu verlassen. Gleichwohl beräth sich der Fürst mit seiner Tochter, der Gräfin Rantzau, und seinen Söhnen über das zum Leichenbegängniß Erforderliche. Eine Section ist auf den ausdrücklichen Wunsch des Fürsten unterblieben.
- Zur Beisetzung der Leiche der Fürstin Bismarck waren außer der gesammten fürstlichen Familie und Prof. Schweninger keine Gäste in Varzin eingetroffen. Außerdem haben nur die Beamten und das Forstpersonal des Fürsten sowie die Bewohner von Varzin der Feierlichkeit beigewohnt. Im Arbeitszimmer der verstorbenen Fürstin war der Katafalk aufgebaut. Daselbst fand auch die Hauptfeier statt. Die Leichenrede hielt Prediger Schumann aus Wussow. Der Sarg wurde sodann von sechs Förstern und sechs Inspectoren in das Gartenhaus getragen, wo er interimistisch aufgebahrt wurde. Der Fürst folgte dem Sarg am Arm der Gräfin Rantzau, unmittelbar hinter ihnen ging der Prof. Schweninger. Der Fürst, welcher bereits vormittags allein einen Spaziergang im Park unternommen hatte, schritt rüstig einher.
- Der Tod der Fürstin Bismarck wurde am Dienstag nachmittag in Paris bekannt und rief allgemein große Theilnahme hervor. Zahlreiche hochgestellte Personen druckten dem Fürsten telegraphisch direct oder durch die Botschaft in Berlin ihr Beileid aus, unter Letzteren auch der Präsident der Republik und der Minister des Aeußern.
- Bezüglich einer Meldung der "Straßburger Post", daß man beabsichtige, die kleinen Cavalleriegarnisonen mit nur einer oder zwei Escadrons ganz aufzuheben, da die heutige Ausbildung der Cavallerie die Vereinigung des Regiments in einer Garnison erfordere, erfährt die "Post", daß eine solche Absicht bei der Militärverwaltung nicht bestehe. Auch die in der Presse verbreiteten Gerüchte über eine geplante Veränderung in der Verpflegung der Soldaten werden von der "Post" für unbegründet erklärt.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 6]

- Bei den am 23. und 24. v. Mts. in der Kolbitz=Letzlinger Heide stattgehabten königlichen Hofjagden ergab die Gesammtstrecke 210 Hirsche, 291 Stück Damwild, 313 Sauen und 1 Hase. Davon entfallen auf die Sonderstrecken des Kaisers 59 Hirsche, 22 Stück Damwild, 35 grobe und 10 geringe Sauen, des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig=Holstein 22 Hirsche, 22 Stück Damwild, 20 grobe und 13 geringe Sauen, des Prinzen Albert zu Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg 4 Hirsche, 17 Stück Damwild, 14 grobe und 1 geringe Sau, des Prinzen Adolf zu Schaumburg=Lippe 14 Hirsche, 5 Stück Damwild, 15 grobe und 1 geringe Sau.
- Die vom Major Baron Dhanis mitgebrachten Nachlaßsachen Emin Paschas, die nachträglich noch aufgefunden, sind in Berlin eingetroffen, erweisen sich aber als nicht von großer Bedeutung. Außer handschriftlichen Aufzeichnungen finden sich darin seine Orden, die ihm meist bei seiner Ankunft an der Küste im December 1889 verliehen und später nachgesandt wurden, darunter auch der Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern. Unter den eingesandten Gegenständen befinden sich auch einige Bücher.
- In der deutschen Reichshauptstadt trafen dieser Tage die ersten größeren Kaffeeproben aus Usambara (Deutsch=Ostafrika) ein. Nach dem Urteil von Kennern sind sie vortrefflich ausgefallen und ähneln im Wohlgeschmack dem Javakaffee.
- In der Spree bei Berlin sank vor einigen Tagen ein mit 3000 Zentner Aepfeln beladener Obstkahn. Das Obst wurde zum Theil wieder aufgefischt, hat aber so gelitten, daß es fast werthlos geworden ist.
- An den humanistischen und technischen Mittelschulen in Bayern zeigt sich der Mangel eines genügenden Nachwuchses für das Lehramt der Mathematik. In diesem Fache sind daher zur Zeit die Aussichten für Lehramtskandidaten günstige.
- Dieser Tage ist auf den Blitzzug Berlin=Magdeburg=Köln zwischen Burg und Magdeburg ein Schuß abgefeuert worden. Die volle Rehpostenladung drang, die Fenster zertrümmernd, in die Wagenabtheilung, in der Staatssekretär v. Stephan Platz genommen hatte. Bei seiner Ankunft in Magdeburg äußerte der alte Herr noch sehr erregt, daß, wenn er nicht geschlafen, sondern seinen Platz am Fenster innegehabt hätte, die Schrotladung ihm sicherlich durch den Kopf gegangen wäre. Es handelt sich wohl nur um den verirrten Schuß eines unvorsichtigen Jägers.
- In lang anhaltendem Dauerschlaf befindet sich in Konitz in Westpreußen die 63jährige Frau Charansky, welche vor einem Jahre schon in einen gleichen Zustand verfallen, jedoch ganz gesund wieder erwacht war; diesmal währt der "Mittagsschlaf" bereits mehr als 6 Tage.
- In der Nähe des Dorfes Seibersbach in der Rheinprovinz ist ein 37jähriger Landwirth von dort, Vater von fünf Kindern, bei einer Treibjagd von einem in der Nähe stehenden Schützen erschossen worden. Letzterer erklärt, sein Gewehr sei aus Versehen losgegangen.
- Großes Aufsehen macht in Kreuznach der Austritt von sieben den angesehensten und wohlhabendsten Kreisen der Stadt angehörigen Bürgern aus der katholischen Kirchengemeinde.
- Die Bahnsteigsperre soll in Zukunft auf bestimmten Stationen nicht mehr voll aufrecht erhalten werden. Die Abschließung des Bahnsteigs soll sich nur auf die Zeit beschränken, in welcher der Fahrkartenschalter geöffnet ist. In Marienburg ist z. B. für die übrige Zeit der Bahnhof schon wieder freigegeben worden.
- Im Kreise Luchow hat man ein Braunkohlenlager entdeckt, das sich auf einen Flächeninhalt von 2 189 000 Quadratmeter vertheilt. Das Oberbergamt zu Klausthal hat den Zimmermeistern Pijas=Trabahn, Krenzlin=Seehausen und Kruse=Schweskau bereits das Bergwerkseigenthum zur Gewinnung von Braunkohlen verliehen.
- Im Weichselgebiet in der Nähe von Friedeberg und Asvang hat am Dienstag ein starkes Schneegestöber geherrscht, sodaß die Poststraße verweht ist und die Post nach Wien über Graz befördert werden muß. Stellenweise liegt der Schnee einen Meter hoch.
- In der Reitbahn zu Münster ist dieser Tage ein junger Artillerie=Officier beim dienstlichen Reiten (ohne Bügel) vom Pferd abgeworfen worden, wobei er sich ein Hüftgelenk ausgerenkt hatte. In das Lazaret gebracht, wo man dem Verletzten unter Chloroformirung die Hüfte wieder einzurichten versucht hat, ist der Verunglückte in der Narkose gestorben.
- In Weßen bei Schirwindt (Ostpreußen) rühmte sich ein Händler bei einem Zechgelage seiner starken Zähne. Um eine Probe davon abzulegen, ging er mit den Anwesenden die unsinnige Wette ein, mit den Zähnen ein Weinglas zu zermalmen und zu verschlingen. Diese Mahlzeit bekam ihm jedoch Schlecht. Schon nach wenigen Stunden gab er im Kreise der Zecher trotz ärztlicher Hilfe seinen Geist auf.
- Aus Teplitz wird geschrieben: Vor einigen Tagen wurde hier der Gendarmeriepostenführer Janisch ermordet aufgefunden. Derselbe war wegen Schneidigkeit im Dienste zur Beförderung vorgeschlagen worden. Die Obduktion zeigte, wie entsetzlich der Unglückliche nach verzweifelter Gegenwehr mit seinen eigenen Waffen zerfleischt worden war. Der Körper hatte neunzehn Stich= und Hiebwunden, eine Hand war durch einen Säbelhieb fast ganz zerschlagen, die andere halb durchgeschnitten, über das Gesicht liefen zwei tiefe Säbelhiebe, die Schädeldecke war zertrümmert; ein tiefer Bajonnetstich hatte die Brust durchbohrt.
- Der in den letzten Jahren recht schweigsame Millöcker hat eine neue Operette "Der Probekuß" vollendet, die am Theater an der Wien demnächst ihre Feuertaufe erleben soll.
- Im Thal von Daone, einem Seitenthal des oberen Judicarien, in der südwestlichen Ecke Tirols, wurde vorige Woche von 2 Männern aus Daone, welche auf die Gemsjagd gegangen waren, eine Bärin erlegt. Das Thier wog 67 Kilogramm und dürfte etwa 7 Jahre alt gewesen sein.
- Die Bevölkerung Calabriens und Siciliens, welche schon anfing, sich zu beruhigen, wurde durch neue Erdbeben in Schrecken gesetzt. Der Aetna arbeitet stärker. Die Seismographen des Aetnalaboratoriums zeigten eine stärkere Bodenbewegung an. In Messina, wo die Bevölkerung vom Regen in die Wohnungen getrieben wurde, stürmten die unglücklichen Menschen wieder ins Freie, als ein neuer Erdstoß erfolgte.
- England ist das Land der Morde in Europa. In den nächsten 2 oder 3 Wochen werden nicht weniger als 7 Mörder hingerichtet werden. Soeben wurde in Manchester James Whitehead gehängt, weil er seiner Frau mit einem Rasirmesser den Hals abgeschnitten hatte. Unter den englischen Mordthaten bilden leider Frauenmorde einen großen Theil.
- Von einem Schneesturm wurden unweit des Dorfes Besdonnaja im russischen Gouvernement Tula 9 Bäuerinnen im Alter von 14-26 Jahren sowie 2 Bauernknaben auf dem Heimwege vom Felde überrascht. Die 11 Personen sanken bald erschöpft am Wege nieder und erfroren sämtlich.
- Gräfin Cäcilie Plater=Zybeck ließ sich in Warschau als Meister bei der Schneidergenossenschaft eintragen. Die Gräfin führt schon seit Jahren eine Schule der Handarbeit; sie beabsichtigt nun, ihre Schülerinnen als Lehrlinge bei der Genossenschaft einzutragen, um sie dann als Gesellen freisprechen zu können.
- Die griechische Regierung beabsichtigt, an die deutsche Regierung das Ersuchen zu richten, ihr einen geeigneten Architekten nachzuweisen und nach Griechenland zu senden, der das Parthenon in Athen untersuchen und sein Urtheil über den Zustand und die Maßregelung zur Restaurirung dieses herrlichen Bauwerks, das bekanntlich der Gefahr des Einsturzes ausgesetzt erscheint, abgeben soll.
- Die durch glorreiche Erinnerungen geweihte Fahne eines französischen Regiments hat vor kurzem ein eigenartiges Ende gefunden. Der Oberst eines Regiments soll laut den militärischen Reglements die Fahne seines Regiments bei sich aufbewahren. Nun wohnt aber der Oberst des 61. Regiments, das in Marseille garnisonirt, in einem Hotel, welchen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 7]

Ort er für die Trophäe nicht passend hielt, trotzdem er die militärische Schildwache beibehalten hat. Die Fahne gab er einem seiner Hauptleute zur Verwahrung, der sein Empfangszimmer damit ausschmückte und sie über dem Kamin aufhängen ließ. Am Freitag zündete das Dienstmädchen Feuer im Camin an und es ging durch einen unglücklichen Vorfall die Fahne mit in Flammen auf. Dieselbe trug die Inschriften von Heliopolis 1800, Wagram 1809, Sebastopol 1854-55, Solferino 1859. Eine Untersuchung ist eingeleitet.
- Die von einem Ausschusse der Frauen Frankreichs eingeleitete Sammlung für ein dem Andenken des ermordeten Präsidenten Carnot gewidmetes wohlthätiges Unternehmen ergab 300 000 Franks. Mit der Summe wurde eine Carnotstiftung gegründet, deren Zinsen alljährlich unter kinderreiche Arbeiterwittwen vertheilt werden.
- Zur würdigen Feier des achtzigsten Geburtstags des Fürsten Bismarck wurde an alle Burschenschaften Oesterreichs vom geschäftsführenden Ausschuß alter Burschenschaften "Wartburg" ein Aufruf erlassen. Außerdem beschloß der Ausschuß, Sammlungen zu einem Bismarck=Denkmal oder Stiftungsfonds in Oesterreich einzuleiten und ein Ehrengeschenk der Burschenschaften Oesterreichs zu Bismarcks Geburtstag zu stiften.
- Ueber die Invasion von Mäusen werden aus den verschiedensten Gegenden Rußlands Klagen laut. So schreibt man der "Charkower Gouvernements=Zeitung" aus dem Kreise=Sterobelsk: "Die Dörfer sind thatsächlich überschwemmt von Mäusen. Die Katzen haben längst aufgehört, ihnen einige Aufmerksamkeit zu schenken. Die zur Nacht in den Vorrathskammern zurückgelassenen Speisen werden vollständig von den Mäusen vertilgt. In den Zimmern fressen sie in Ermangelung von etwas anderem Lichte, Seife, Bücher und Stiefel und verderben die Möbel. Um Nachts einschlafen zu können, muß man die Betten in die Mitte des Zimmers rücken und die Bettfüße in Gefäße mit Wasser stecken, sonst kriechen einem die kleinen Nager auf die Kissen und unter die Decke, und beißen auf das Empfindlichste. Das in Feimen gelegte Getreide ist fast überall vernichtet worden, an einigen Stellen ist sogar das Stroh von den Mäusen angefressen und gänzlich verdorben worden. Eine Gutsbesitzerin in der Nähe des Dorfes Ossipow ist von den Mäusen derart in Verzweiflung gebracht worden, daß sie ihr Gut verlassen und nach Petersburg gezogen ist. Sie hat ganz den Gedanken aufgegeben, bis zum Frühling noch die Aussaat vorzunehmen, denn alle ihre Saaten sind von den Mäusen aufgefressen worden. Einige Bauern wollten mit ihrer Fuhre dieser Tage auf dem Felde die Nacht über zubringen, das war aber unmöglich. Kaum hatten sie sich hingelegt, als die Mäuse auf die Fuhren kletterten und den Bauern unter die Kittel und in die Stiefel krochen." Aehnliches wird aus anderen Gouvernements und Kreisen gemeldet. Aus Konstantinograd (Gouv. Poltawa) schreibt man der Nedetja, daß man mit einem wenig scharfen Pfluge wegen der auf Schritt und Tritt vorkommenden Mäusenester überhaupt nicht mehr pflügen könne. Aber nicht nur auf den Feldern und in den Häusern, auch in den Flüssen und Brunnen sind die kleinen Plagegeister schaarenweise zu treffen. Dem Vergnügen, einen Hecht oder Karpfen zu essen, hat man hier längst entsagt, weil in dem Magen eines jeden Fisches immer ein paar Mäuse zu finden sind. Jeder Eimer Wasser, der aus dem Brunnen herausgeholt wird, bringt auch einige Mäuse mit. Die Bewohner zahlreicher Hütten sind geflohen, weil diese von den Mäusen derartig zernagt waren, daß man in ihnen durchaus nicht überwintern kann. Allerlei hat man gegen diese Plage schon angewendet, bis jetzt aber mit wenig Erfolg. So hat man mit dem Löffler'schen Mäusebacillus Versuche angestellt, wahrscheinlich aber zu wenig frische Culturen angewandt. Viele setzen ihre ganze Hoffnung auf einen strengen Winter, der durch Kälte und Hunger die Mäuse vernichten dürfte."
- In Port Arthur haben die Japaner 12 chinesische Kriegsschiffe und mehrere Torpedoboote und Transportschiffe erobert. Die Japaner fanden im Hafen 15 000 Tonnen Kohlen und 4000 Tonnen Stahlschienen. - Wie die "Times" aus Tschifu vom 27. Nov. meldet, bestätigt es sich, daß auf beiden Seiten der Krieg führenden Parteien Grausamkeiten begangen wurden. Zahlreiche japanische Gefangene hat man enthauptet oder verstümmelt aufgefunden; daher gaben die Japaner bei einem darauf folgenden Blutbade keinen Pardon.
- Aus Tschifu meldet "Reuters Bureau", es verlaute, daß die japanische Regierung die Annahme einer Kriegsentschädigung von 40 Millionen Pfund Sterling ablehnte und eine solche von 50 Millionen nebst Vergütung aller Kriegskosten verlange.
- Der größte Mensch der Welt, der Mohamedaner Hassan Ali aus Egypten, erregt eben im Panoptikum zu München berechtigtes Aufsehen. Der Mann, welcher nebenbei bemerkt dreimal so viel ißt, als ein gewöhnlicher Sterblicher, mißt 240 Centimeter. (Die Durchschnittsgröße eines Soldaten wird auf 168 Centimeter angegeben.)
- Ein Lotterieloos. Eine sonderbare Aufklärung erfährt eine schauerliche That, die wir vor einigen Tagen aus Berlin mitgetheilt haben. Wir meldeten, daß sich dort ein Mann einen Steinbohrer mit einem Hammer etwa 8 Centimeter tief in den Kopf schlug. An diesem absonderlichen, schrecklichen Beginnen ist ein Lotterieloos schuld gewesen, welches die junge Frau des Steinmetz K. in der Ackerstraße - denn um diesen handelt es sich - heimlich in einer auswärtigen Lotterie spielte. Das Zehntel=Originalloos hatte sie in einer Kommode aufbewahrt. Der Zufall wollte es, daß K. das Loos fand. Er machte seiner Frau wegen der nutzlosen Geldausgabe heftige Vorwürfe und confiszirte das Loos. Aufgeregt wie er war, verkaufte er es, um wenigstens etwas zu retten, zum Preise von 12 Mk. an einen in der Nähe wohnenden Gastwirth. Der eheliche Friede war so wieder hergestellt, als Ende voriger Woche ein Telegramm bei K. einlief, worin der Collecteur meldete, daß das Loos mit 300 000 M. gezogen worden sei. Dieses Pech brachte den Steinmetz derartig in die Wuth, daß er sich das Leben zu nehmen beschloß und sich einen Steinbohrer in den Kopf bohrte. Schwer verletzt wurde der Bedauernswerthe nach der Charité geschafft; der jetzige glückliche Gewinner hat übrigens der Vorbesitzerin des Looses - in Anbetracht der sonderbaren Sachlage - 1000 Mark von dem Gewinne abgegeben.
- Den Riesenteppich, welcher in Agra in Indien für die Waterloo=Kammer des Schlosses Windsor angefertigt worden ist, hat die Königin Viktoria an einem der letzten Tage besichtigt. Es ist der größte Teppich, welchen es giebt. Sträflinge im Gefängniß von Agra haben die Arbeit ausgeführt. Der Teppich ist 77 Fuß breit und im sog. Poona=Stil gehalten, wie die indischen Kunstverständigen es nennen. Die Farben sind mattblau, grün, braun und gelb. Der Erfinder des Musters ist ein Sträfling, welcher wegen Diebstahls zu zehn Jahren "strengem Gefängniß" verurteilt ist. Die Anfertigung des Teppichs hat trotz der 28 dabei beschäftigten Arbeiter 14 Monate gedauert. Zwei kleinere Teppiche sind von Agra zu Anfang dieses Jahres an den Deutschen Kaiser abgeschickt worden.
- Medizin. Eigenschaften der Gemüse. Spinat und Löwenzahn befördern die Nierenthätigkeit, Spargel reinigt das Blut, Sellerie stärkt das Nervensystem und heilt Rheumatismus und Neuralgien, Tomaten befördern die Leberthätigkeit, gelbe und weiße Rüben machen Appetit, Salat und Gurken wirken kühlend, Knoblauch und Oliven befördern die Blutzirkulation, vermehren die Absonderung des Speichels und des Magensaftes, rothe Zwiebeln wirken harntreibend, Zwiebeln sind überhaupt ein vorzügliches Mittel gegen Schwächezustände der Verdauungswerkzeuge.
- Die Ernte des Jahres 1893. Im Jahre 1893 betrug im Deutschen Reich die Gesammterntemenge von Roggen 7 460 383 Tonnen gegen 6 827 712 Tonnen im Vorjahr. Die Roggenernte war die bei Weitem beste, die das Deutsche Reich seit dem Bestehen einer gemeinsamen Erntestatistik, dem Jahre 1878, gehabt hat. Sie übertrifft die beste Ernte von 1878 noch um über 1/2 Million Tonnen. Die Weizenernte betrug 2 994 823 Ton. gegen 3 162 885 im Vorjahre; in den früheren Jahren war die Weizenernte stets geringer. Spelz wurde 423 152 Tonnen geerntet, gegen 497 813

[ => Original lesen: 1894 Nr. 95 Seite 8]

im Vorjahr. Die Gerstenernte belief sich auf 1 946 944 Tonnen gegen 2 420 736 im Vorjahr. Die Gerstenernte war gering, von allen früheren Jahren hatte nur 1889 einen um rund 8000 Tonnen geringere Ernte. Kartoffeln sind 32 277 851 Tonnen geerntet gegen 27 988 557 im Vorjahr. Die Kartoffelernte war beispiellos groß, da sie die vorjährige, die bisher die beste gewesen war, noch um über 4 1/4 Millionen Tonnen übertraf. Sehr gering war dagegen die Haferernte, die nur 3 242 313 Tonnen betrug gegen 4 743 036 im Vorjahre. Die Ernte von 1893 war um nahezu 1/2 Mill. Tonnen schlechter, als die bisher geringste von 1883. Auch die Ernte von Wiesenheu war überaus schlecht. Sie belief sich nur auf 11 490 787 Tonnen gegen 16 833 897 Tonnen im Vorjahre. Bisher hat das Jahr 1888 die schlechteste Heuernte gehabt, immerhin aber war diese noch um fast 4 Millionen größer gewesen, als die von 1893. Die größte Heuernte hat das Jahr 1878 gehabt mit 24 Mill. Tonnen.
- Ein chinesischer Verräther. Ein chinesischer Officier wurde jüngst mit dem Tode bestraft, weil er in dem gegenwärtigen Kriege eine Verrätherrolle gespielt hatte. Der Hauptmann Tso=Ying=Liu war schuldig: den Japanern ein Convoi übergeben zu haben, ihnen wichtige Mittheilungen über die militärischen Projekte des himmlischen Reiches gemacht zu haben und während der Schlacht am Yaluflusse seinen Truppentheil verlassen zu haben und entflohen zu sein. Da das chinesische Strafgesetzbuch für Verräther furchtbare Strafen festsetzt, war die Bestrafung des Hauptmanns derart, daß einem, wenn man die Schilderung derselben liest, vor Schreck die Haare zu Berge stehen. Auf dem Hinrichtungsplatze legten die Henker den Verräther auf ein Brett und nagelten ihn, nachdem sie ihn festgebunden hatten, an einem Pfosten an. Dann drehten sie ihm die Augenlider um und brannten sie mit einem weißglühenden Eisen aus; nachher nagelten sie ihm die Ohren fest. Ein Henker riß ihm nun den Mund auf, faßte mit einer Zange die Zunge des Unglücklichen und rieß sie ihm, nachdem er um sich zu stützen, ihm einen Fuß auf den Unterleib gesetzt hatte, ganz langsam aus. Nun kam die Reihe an die Hände. Sie wurden mit Theer "gesalbt" und dann angezündet. Dasselbe geschah mit den Füßen. Darauf wurde die Tortur für einige Minuten unterbrochen und ein Herold verkündete im Namen des Kaisers, daß der Hauptmann Tso=Ying=Liu aller seiner militärischen und Menschenwürden beraubt werden müsse. Das Urtheil schloß mit den Worten: "Wir bitten Buddah inständigst, daß er den Verräther nicht in Gnaden aufnehme." Der unglückliche Officier rang inzwischen mit dem Tode; aber er atmete doch noch. Die Tortur mußte deshalb von neuem beginnen. Mit einem Meißel und einem Hammer wurden ihm sämmtliche Zähne einzeln ausgeschlagen. Dann wurden ihm mit derselben Zange, mit welcher die Zunge aus dem Halse gerissen war, die .Nase abgezwickt. Zuletzt - und das war der Gipfel der grausigen Scene - wurde er drei Minuten lang mit glühendem Oel begossen. Der Hauptmann verschied, und was von seinem Körper übrig blieb, das wurde in die nahe gelegene Dunggrube geworfen. Diese furchtbare "Hinrichtung" fand in Gegenwart einer großen Anzahl Officiere statt, unter welchen sich auch ein Europäer, der Deutsche Vogt, befand.
- Zum neuen bürgerlichen Gesetzbuch schreibt die "Köln. Ztg.": Nunmehr ist auch das vom Familienrecht handelnde 4. Buch des künftigen bürgerlichen Gesetzbuches, wie es aus der zweiten Commissionslesung hervorgegangen ist, erschienen. Es bildet einen stattlichen Band von 595 Paragraphen und behandelt in einem ersten Abschnitt die Ehe, in einem zweiten die Verwandtschaft, in einem dritten und letzten die Vormundschaft. Schon aus dieser kurzen Inhaltsangabe geht hervor, daß dies Buch ein besonderes Interesse in weiteren Kreisen beanspruchen darf. Die rasche Veröffentlichung ist daher mit lebhafter Anerkennung zu begrüßen, da sie die demnächstige Beschlußfassung im Reichstage in der bequemsten Weise vorbereitet. Wie die fortlaufenden Wochenberichte im Reichsanzeiger erkennen lassen, werden die einzelnen Paragraphen mit größter Gründlichkeit durchberathen, und meistens ist die Beschlußfassung eine glückliche und sachgemäße. Nach der dem vierten Bande beigegebenen Ankündigung soll das fünfte und letzte, vom Erbrecht handelnde Buch im nächsten Frühjahr erscheinen. Man darf daher mit vermehrter Sicherheit erwarten, daß die Commission im Laufe des nächsten Jahres ihre große Arbeit erledigen wird. Bundesrath und Reichstag werden dann, nachdem das Werk technisch in mustergiltiger Weise vollendet ist, an die politische Würdigung desselben heranzutreten haben. Es ist wohl anzunehmen, daß gerade das jetzt erschienene vierte Buch mit seinen Vorschriften über Eheschließung, Ehescheidung und über das eheliche Güterrecht zu manchen politischen Betrachtungen Anlaß geben wird. Mögen sie von dem Wunsche geleitet sein, das gewaltige nationale Werk zu einem glücklichen und baldigen Gelingen zu führen.
- Die Frage: "Wie viele Veteranen aus den Befreiungskriegen sind noch am Leben?" wird in der "Parole" beantwortet durch Bekanntgabe einer bis auf die neueste Zeit fortgeführten "Veteranenliste", welche noch 29 Namen mit Wohnort, Geburtsjahr und Berufsart aufweist. Der älteste der ehrwürdigen Greise ist 103 Jahre alt, der jüngste zählt 97 Jahre. Sie alle waren aktive Zeugen der Erhebung unseres Vaterlandes zu Anfang dieses Jahrhunderts. Vor ihren Augen ging dann nahezu noch ein Jahrhundert vorüber mit all seinen großen Ereignissen. Nun stehen sie bald am Ende ihrer Tage. So will es das Naturgesetz. Mit solchen Betrachtungen leitet ein "Weihnachts=Comitè", an dessen Spitze der Generallieutenant z. D. v. Renthe, gen. Fink, Vorsitzender des Deutschen Kriegerbundes, steht und welchem zahlreiche Freunde und Führer der Kriegervereinssache angehören, einen Aufruf zu einer Sammlung ein, aus deren Erträgniß den Invaliden eine Festfreude bereitet werden soll. Der Schriftführer und Schatzmeister des Comités ist Dr. Hans Natge in Tempelhof=Berlin.
- Salz als Hausmittel. Man verwendet feines Oel mit Salz gemengt zum Abreiben aller gebeizten Möbel, wodurch sie wieder wie neu werden und auch die Flecken verlieren. Besonders bewährt es sich, die vom nassen Aufwischen in den Zimmern weiß gewordenen Füße der Möbel mit Oel und Salz abzureiben. Salz dient auch vortheilhaft ab und zu zum Putzen der Zähne, wodurch sie sehr weiß werden. Oefter jedoch, als alle drei Wochen darf man das ausgezeichnete Mittel nicht gebrauchen; der Schmelz der Zähne würde dadurch sehr leiden.
    "Ein Vater soll zu Gott an jedem Tage beten:
    Herr, lehre mich Dein Amt beim Kinde recht vertreten."
So mahnt der Dichter Rückert, und hat er nicht recht? Ist es nicht eine gar wichtige und köstliche Aufgabe, die Gott uns Eltern gestellet hat, unsere Kinder wenn möglich durch unser eigenes Vorbild zu brauchbaren, Gott und den Menschen wohlgefälligen Gliedern der menschlichen Gesellschaft zu erziehen, durch eine mit rechter Milde gemischte strenge Erziehung ihnen als köstliches Erbe die Voraussetzungen und Tugenden mitzugeben, deren Besitz ein ruhiges, glückliches Leben auf Erden bedingt! Und doch wie manche Eltern wollen nichts von dieser Aufgabe wissen, verdienen nichts weniger als den Namen "Eltern"! Gar bald zeigen sich aber auch bei den Kindern die Folgen der unverantwortlichen elterlichen Pflichtvergessenheit! Armen= und Krankenhäuser, die Nothrufe der Arbeitslosen, d. h., derer, die im Leben nichts Rechtes gelernt haben und so durch ihre mangelhaften Arbeitsleistungen den Anforderungen, die gerade unsere Zeit an den Arbeiter in einem jeden Berufe stellt, so wenig genügen können, und nicht weniger die Gefängnißanstalten wissen genug davon zu erzählen. - Und wie ist solchen armen Kindern zu helfen? Du wirst das Unkraut am besten vertilgen, ehe es zu feste Wurzeln geschlagen, ehe zur Blüte und Reife es gekommen ist, du kannst am besten eine bestimmte Richtung geben, so lange es noch jung und biegsam ist. So wirst du auch auf den Menschen den besten erzieherischen Einfluß auszuüben vermögen, so lange er noch ein Kind. Darum ist es nöthig, die Kinder zu ihrer selbst Wohle möglichst jung solchen pflichtvergessenen Eltern zu nehmen und sie einer ordentlichen Familie zur Erziehung zu übergeben; denn Familienerziehung wird zumal bei erst beginnender Gefahr der Verwahrlosung der Anstaltserziehung gewiß vorzuziehen sein.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD