No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. September
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 1]

        Die Urliste der auf dem Amtsgebiet Schönberg wohnenden Personen, welche für das Geschäftsjahr 1895 zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen berufen werden können, liegt vom 1. bis 8. October d. Js. auf der Großherzoglichen Landvogtei=Registratur aus, was hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
                Schönberg, den 24. September 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der Kaiser ist in der Nacht zum Freitag an Bord der "Hohenzollern" wieder in Swinemünde eingetroffen und die Flotte ist am Freitag Morgen auf die dortige Rhede zurückgekehrt, wo alsbald Flaggenparade stattgefunden hat. Die Kreuzerkorvette "Prinzeß Wilhelm", die in der Nähe der Insel Bornholm gestrandet war, ohne jedoch Schaden genommen zu haben, ist am Donnerstag in Gegenwart des Kaisers wieder flott gemacht worden. In Thorn ist die Ausschmückung der Stadt für die bevorstehende Ankunft des Kaisers beendet, auf dem altstädtischen Markt steht ein schmuckes Kaiserzelt. Die Festungsmanöver bei Thorn, die in Gegenwart des Kriegsministers vor sich gegangen sind, schließen mit einem Scharfschießen aus 600 Geschützen ab.
- Der Reichskanzler Graf Caprivi wird am nächsten Dienstag von Karlsbad nach Berlin zurückkehren und daran knüpfen einige Berliner Blätter die Erwartung, daß nun bald endgiltige Beschlüsse über die dem Reichstag vorzulegenden Steuergesetze und besonders darüber gefaßt werden, ob neben dem Tabaksteuergesetz auch ein Gesetz über die sog. Finanzreform eingebracht werden wird. Von den im vorigen Jahr geplant gewesenen Ueberweisungen an die Einzelstaaten werde in dem Entwurf zwar abgesehen werden müssen, doch könne eine Abgrenzung der Reichs= und Staatsfinanzen derart vorgeschlagen werden, daß eine Erhöhung der Matrikularbeiträge für neue Bedürfnisse des Reichs ausgeschlossen sei.
- Der König Albert von Sachsen und Prinz Heinrich von Preußen werden vom 26.-29. d. M. als Gäste des Kaisers Franz Joseph an den Hochwildjagden in Steiermark teilnehmen.
- Die Königin Viktoria wird sich, wie die "World" erfährt, im nächsten April wahrscheinlich nach Wiesbaden begeben und während dieser Zeit im Königlichen Schlosse Wohnung nehmen. Mit der Brunnenkur wird eine Massagebehandlung verbunden werden. Die Königin hat seit 1891, wo sie in Aix=les=Baines war, keine reguläre Kur gegen ihr altes Leiden, Knierheumatismus, gebraucht.
- Der nach Japan zurückberufene Prinz Yauaschino begab sich am Freitag vormittag an Bord eines Torpedobootes vom Hafen zu Swinemünde nach der "Hohenzollern" um sich dort vom Kaiser zu verabschieden.
- Ueber den Gesundheitszustand des Czaren wird aus St. Petersburg gemeldet, daß der Czar ein chronisches Leiden hat, welches ihm die größte Vorsicht gebietet. Falls die Witterung sich nicht bessert, soll der Czar vom Jagdschloß Spala sich nach Livadia in der Krim begeben.
- Der englische Berather bei der chinesischen Gesandtschaft in London, Sir Macartney, hat am Donnerstag eine längere Conferenz im Auswärtigen Amt gehabt. Man glaubt in London, daß China ernstlich die Friedensvermittelung Englands nachsuchen will.
- Die Hoffnungen und die Aussichten des jugendlichen Herzogs von Orleans werden in den "Hamburger Nachrichten" in nachstehender drastisch=kurzen Weise sehr treffend abgetan: "Die royalistische Jugend, die sich um den Herzog v. Orleans im "Grosvenor=Hotel (in London) geschart hat, steht den Legitimismus lediglich als ein "chic" an. Sie trägt ihn wie das Smoking=Jaquet, weil sie dies ihrer gesellschaftlichen Stellung schuldig ist. Sie spielt Kammerherr und balgt sich schon heute um den Vortritt. Mit einem solchen Anhang vernichtet man keine Republik, die auf dem Volkswillen aufgebaut und eines der wichtigsten Elemente der europäischen Ordnung geworden ist."
- In Oneglia bei Genua haben zwei junge Mädchen im Alter von kaum 20 Jahren, die in denselben jungen Mann verliebt waren, den Streit um den besitz des Geliebten in einem Duell mit scharf geschliffenen Messern ausgefochten. Nach Verlauf weniger Sekunden ist die Aeltere ins Herz getroffen, zusammengestürzt, worauf die siegreiche Rivalin, vom Schrecken über ihre That ergriffen, sich die Kehle abgeschnitten hat und auf dem Körper ihres Opfers gestorben ist.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatholzempfänger, die einen Theil des ihnen pro 1895 zustehenden Holzquantums der Großherzoglichen Forst gegen die Geldentschädigung zu belassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. October cr. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 22. September 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 150 belegene Wohnhaus c. p. der Wittwe Törber, Marie geb. Alten, von hier ein Hypotheken=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 2]

buch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 15. Oktober d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Pferdeknecht Johann Babinski, geboren am 8. Januar 1863 zu Neuhof, Kreis Bromberg, zuletzt in Petersberg, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Großherzogliche Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 15. September 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Blanck.

      Beschreibung.
Alter: 31 Jahre.
Statur: untersetzt.
Haare: hellblond.
Bart: ohne.
Gesichtsfarbe: blaß.
Kleidung: breite schwarze Tuchmütze, braune Wolljacke, dunkles Jaquett, Tuchhose mit grauen Streifen und Halbstiefel mit Kopfnägeln unter den Sohlen.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. an gerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. September 1894.

Der Magistrat.


Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die zum Empfange berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Donnerstag, den 4. October Morgens 10 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, 23. Sept. 1894.

A. v. Linstow.


Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die zum Empfange berechtigten Einwohner des Schlagsdorfer Bezirkes findet, soweit der Vorrath reicht, am Donnerstag, den 4. October Morgens 10 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, 23. Sept. 1894.

A. v. Linstow.


Oeffentliche Versteigerung.

Nicht Donnerstag, den 27. Sept., sondern erst

Montag, den 1. Oktober d. J.
Mittags 12 Uhr

werde ich auf der gerichtlich beschlagnahmten Vollstelle Nr. II in Herrnburg:

100 Stiege Roggen, (10 Fuder in 10 Nummern), 2 kleine Schweine u. 4 Gänse, sowie event. 100 []R. Kartoffelpflanzung auf dem Felde und 40 Mille Torf im Moor stehend,
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkaufen lassen.
Herrnburg, den 20. Sept. 1894.

Der Sequester
J. Grieben.


Landes=Lehrer=Verein.

Zu der XII. Hauptversammlung des Meckl. Strel. Landes=Lehrer=Vereins, die hier am Dienstag den 2. Okt. im Boye'schen Saale stattfindet, werden alle Lehrer und Freunde der Schule hiermit ganz ergebenst eingeladen. Vorversammlung am 1. Okt. abends 8 Uhr.
Schönberg, Sept. 94.

                                                    Der Festausschuß.


Herbergs=Verein.

Zu einer Generalversammlung, in der über Fortbestand oder sofortige Auflösung des Vereins berathen werden soll, wird auf

Freitag, den 28. d. M. nachm. 3 Uhr

ins Boye'sche Gasthaus hies. hierdurch dringend eingeladen.

                                                    Der Vorstand.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Anmeldungen zum Eintritt in den Verein nehmen entgegen die Kreisvorsteher:

Vorsitzender H. J. Ollrogge=Schlag Resdorf,
Behnke=Gr. Siemz, Freitag=Gr. Rünz,
Breest=Grieben, Fischer=Schönberg,
Bohnhoff=Selmsdorf, Rieck=Wahlsdorf,
Eggert=Herrnburg, Saß=Schlagsdorf,
Städing=Lankow.


Privatschule.

Das Wintersemester beginnt am Mittwoch, d. 10. Okt. morgens 8 Uhr. Anmeldungen nimmt täglich entgegen

                                                    D. Latendorf.


Zu möglichst baldigem Antritt suche ich ein Hausmädchen für gröbere Arbeit. Lohn nach Uebereinkunft.
Schönberg, 24. September 1894.

                                                    Frau von Oertzen,
                                                    geb. von Fabrice.


Gesucht ein 14jähriges, aber kräftiges, gut empfohlenes

Dienstmädchen

für häusliche Arbeiten, persönliche Meldungen oder schriftliche Bewerbungen mit Zeugnißabschriften

Lübeck.                                                     Papke, Gr. Petersgrube 23.                          


Gesucht wird zum 24. October ein ordentliches
junges Mädchen.
                                                    J. A. Siebenmark.


Zu sofort eine
Wohnung
zu vermiethen.
                                                    Ww. Rütz.


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Zu Ostern 1895 habe ich eine Wohnung mit geräumiger Werkstatt zu vermiethen.

                                                    Paul Buchholz,
                                                    Buchbinder.


Sehr schöne 6 Wochen alte                          
Ferkel
und eine junge Fehr=Kuh hat abzugeben                          
Lockwisch.                                                     A. Rußwurm.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 3]

Gefundenes Geld.

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Schönberg.                                                     Buchbinder.


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                                                    Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 4]
Die
Mecklenburgische Zeitung
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Apotheker Montag.


Sonntag, den 30. September und Montag, den 1. Oktober

Scheibenschießen
um Ochsenfleisch,
wozu freundlichst einladet                                                    
Lockwisch.                                                     J. Oldenburg.
Tanzmusik am Sonntag.


Zugelaufen anfangs August ein alter Hahn, den der rechtmäßige Eigentümer gegen Erstattung der Kosten sofort spätestens innerhalb acht Tagen zurückerhalten kann bei

                                                    Emil Jannicke,
                                                    Schlauentrift.


Statt besonderer Meldung.

Die unter Gottes gnädigem Beistand heute morgen 7 1/4 Uhr erfolgte glückliche Geburt einer Tochter beehren sich anzuzeigen
Lübeck, 23. Sept. 1894.

                                                    Rektor Schinn u. Frau.


Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme anläßlich des Hinscheidens meiner unvergeßlichen Frau und für die zahlreichen Kranzspenden spreche ich hiermit meinen tiefgefühlten Dank aus.

                                                    A. Doll.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-48 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. September 1894.


- Schönberg. Die Renovirungsarbeiten in der alten Siechenhauscapelle bei Zarnewenz sollen bis zum Sonntag, den 7. Okt., beendet sein, damit an diesem Tage die Weihe vollzogen werden und darauf wieder der Gottesdienst abgehalten werden kann. Die Capelle gehört zu den ältesten Bauwerken des Fürstenthums, ebenso auch das alte Siechenhaus, das nun jedoch in Stallgebäude umgewandelt ist. Die Siechenhauscapelle wurde zuletzt im Jahre 1755 renoviert. In derselben sind zwei Altargeräthe vorhanden, die über 200 Jahre alt sind. Diese, ein Geschenk des Siechenmeisters Siemssen, tragen als Stiftungsjahr die Jahreszahl 1694. Mit der Siechenhausstiftung ist im Jahre 1688 eine Schule verbunden worden, welche von den Kindern der Ortschaft Zarnewenz besucht wird.
- Neustrelitz, 19. Sept. I. K. H. die Großherzogin traf vorige Nacht vom Keppschloß kommend, hier ein. Im Gefolge waren Mrs. Winsloe und Kammerjunker v. d. Lühe. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin, die gestern Abend von Prillwitz kamen, empfingen I. K. H. die Großherzogin auf dem Bahnhofe. Die erbgroßherzoglichen Herrschaften begeben sich heute zu längerem Aufenthalte nach dem Schweizerhaus.
- Neustrelitz. I. H. die Prinzeß Marie kehrte am Freitag Vormittag von Berchtesgaden zurück. I. K. H. die Erbgroßherzogin war vom Schweizerhaus hierhergekommen, um I. H. die Prinzessin Marie am Bahnhof zu empfangen. - Se. K. H. der Großherzog weilt seit einigen Tagen in Paris.
- Penzlin. Am Dienstag voriger Woche beehrte Seine Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg=Strelitz mit seiner hohen Gemahlin den Erblandmarschall Baron von Maltzan auf Burg Penzlin mit Höchstseinem Besuche und dinirte daselbst.
- Der Guß der neuen Domglocken zu Ratzeburg, welcher der Firma C. Voß & Sohn in Stettin übertragen worden ist, wird demnächst erfolgen. Als Glockenspeise dient das aus den Brandtrümmern sorgfältig gesammelte alte Glockenmetall, die vom Feuer halb zerstörte große Glocke, die jetzt zur bequemeren Fortschaffung in Stücke zerschlagen wird, das Dachkupfer des niedergebrannten Hauptthurmes und ein Zusatz von englischem Banca=Zinn. Die Formen für die fünf neuen Glocken sind bereits fertiggestellt und soll der Gesammtguß in ca. drei Wochen stattfinden. Für den Hauptthurm sind drei Glocken (mit A-dur Geläut) im Gewicht von 105 Ctr. bestimmt, für den Dachreiter die zwei kleineren Uhr=Glocken; letztere werden bald nach der Fertigstellung hier eintreffen, um ihrer Bestimmung zu dienen. Die größte Glocke wird die 1400ste sein, welche von der namhaften Stettiner Glockengießerei hergestellt wird, die aus diesem Anlaß eine größere Feier veranstaltet.
- Nach der Uebersicht über die überseeische Auswanderung im 2. Vierteljahr 1894 wanderten aus dem Großherzogthume Mecklenburg=Schwerin insgesammt 142 Personen aus, und zwar 132 über Hamburg, 9 über Bremen und 1 über Antwerpen, aus Mecklenburg=Strelitz 25 Personen über Hamburg.
- Güstrow, 21. Sept. Tableau der diesjährigen dritten ordentlichen Schwurgerichtsperiode:
Montag, den 24. Sept. Bäckergeselle Paul Krause=Schmollsin §§ 253, 255, 250, 263 (räuberische Erpressung und Betrug). Früherer Posthülfsbote Paul Kaegebein=Rostock, §§ 350 und 351 (Unterschlagung im Amte).
Dienstag, 25. Sept. Büdneraltentheiler Anton Böck=Gorlosen, § 153 (Meineid). Hofgänger Emil Kriesel=Jastrow, §§ 177, 43, 1761 (Nothzuchtsversuch).
Mittwoch, 26. Sept. Büdner Johann=Borchert=Bresegard, § 3062 (Brandstiftung), Rademacher Johann Vogel=Radegast, § 177 (Nothzucht).
Donnerstag, 27. Sept. Arbeiterfrau Marie Ihde=Bresegard, §§ 3062, 308 (Brandstiftug). Schlossergeselle Heinr. Krüger=Rostock, §§ 177, 43 (Nothzuchtsversuch).
Freitag, 28. Sept. Hofgänger Ernst Haunnel=Sulenzin und Kaufmann und Zimmermann Friedr. Schubje=Stralendorf, § 154 (Meineid resp. Anstiftung zum Meineide). Hofgänger Otto Ziegler=Döbern, §§ 177, 1762 (Nothzucht).
Sonnabend, 29. Sept. Fischhändler Fritz Brümmer=Ober=Steffenhagen, §§ 308, 43 (Brandstiftungsversuch). Pferdeknecht Wilh. Lembcke=Zeetz, §§ 177, 43 (Nothzuchtsversuch).
Montag, 1. Okt. Arbeiter Heinr. Schmidt=Parchim, §§ 211, 43 (Mordversuch).
Barbiergehülfe Johann Schipperges=Bödelheim, §§ 177, 43 Nothzuchtsversuch).
Dienstag, 2. Okt. Erbpächter Johann Warncke=Woosmer, § 153 (Meineid). Schlachtergeselle Wilh. Gabelmann=Gr. Rogahn, § 1762 (Mißbrauch einer unzurechnungsfähigen Frauensperson).
Mittwoch, 3. Okt. Bäcker Jakob=Blau=Argard und Cigarrenmacher Isaak Weber=Bosk, §§ 223a, 249, 242 (Körperverletzung, Raub und Diebstahl. Dachdeckergeselle Aug. Schultz=Zehdenick, §§ 1762, 177, 43 (Nothzuchtsversuch).
Donnerstag, 4. Oct. Dienstmädchen Martha Facklam=Gadebusch, §§ 217 und 367 (Kindestödtung und Beiseiteschaffen einer Leiche ohne Wissen der Behörde). Hofgänger Emil Petersen=Hamburg, §§ 177, 43. 1761 - 3 (Notzuchtsversuch).
Freitag, 5. Oct. Knechte Carl Mahncke, Wilh. Parchmann, Herm. Mahncke, Aug. Horn, Aug. Werth und Arbeitsmann Carl Kasten=Malchow, § 154 (Meineid resp. Anstiftung zum Meineid). Arbeiter Carl Heise, gen. Diederichs=Neustrelitz, § 177 (Notzucht).
Sonnabend, 6. Oct. Schulze Heinr. Brinckmann-Kavelstorf, §§ 350 und 351 (Unterschlagung im Amte), Büdner und Gastwirth Carl Müller und Hauslehrer Joh. Frenz= Heiddorf, §§ 268 und 267 (gemeinschaftl. Urkundenfälschung).
Als erster Vorsitzender fungirt Landgerichtsdirector Karrig=Rostock, als dessen Stellvertreter Landgerichtsrath Sibet=Güstrow.
Amn ersten Tage beginnen die Sitzungen um 10 Uhr, an den übrigen Tagen um 9 Uhr Vormittags.


- Der zu Berlin in der Narkose gestorbene Knabe ist der 12jährige Sohn eines Expedienten Böhm aus Rixdorf. Der Knabe hatte sich beim Spielen mit einer Scheere ein Auge verletzt und sollte von einem Dr. K. in Gemeinschaft mit einem Assistenten operirt werden. Der Tod trat infolge von Herzlähmung ein. Die Aerzte soll keine Schuld treffen.

- Trotz der schlechten Zeiten, über welche weit und breit geklagt wird, ist die Entwickelung der städtischen Sparkasse zu Berlin auch im letzten Verwaltungsjahre durchaus nicht hinter den Ergebnissen früherer Jahre zurückgeblieben, denn vom 1. Januar 1893 bis Ende März 1894 hat sich die Guthabenforderung der Sparer um 12,893,017 Mark und der Reservefonds - wesentlich beeinflußt durch die gegenwärtig gehobenen Course der Werthpapiere - um 1,870,813 Mark vermehrt. Das Verwaltungsjahr schließt mit einer Guthabenforderung der Sparer von 151,275,252 ;Mark ab. Der Reservefonds beträgt 8,107,882 Mark.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 75 Seite 6]

- Einen reichen Münzfund machte vor einigen Tagen der Bauerhofsbesitzer Drumm in Leckow in Pommern bei Neubau seines Wohnhauses. Der ganze Fund wiegt 1 1/2 Kilogramm. Es sind mehrere große Goldstücke aus der Zeit des Königs Wratislaw von Polen; dazu kommt eine große Menge Silbergeld verschiedener Sorten. Die Prägung ist nicht mehr recht zu erkennen, auch die Inschriften sind kaum zu entziffern.
- Die kalten Nächte haben schon ein erstes Opfer gefordert Nach einer Mitteilung der "Forbacher Zeitung" wurde in St. Avold in Lothringen am Montag früh die Leiche des Bergmannes Christian Redenbach aufgefunden. Die Leichenschau ergab als Todesursache "Erfrieren!" Der Mann hatte die Nacht im Freien zugebracht.
- Die Pianoforte=Fabrik von Rudolf Ibach Sohn in Barmen hat am 15. d. M. in glanzvoller Weise ihr 100jähriges Geschäftsjubiläum gefeiert. Am Jubiläumstag wurde das 26 000ste Instrument, ein prachtvoller, von Bruno Schmitz entworfener Flügel fertiggestellt, dem der Clavier=Virtuose Emil Sauer durch sein Spiel die musikalische Weihe gab.
- Der ältere der beiden japanischen Prinzen und Verwandten des Kaisers, die in Kiel die Marineakademie besuchen, hat vor kurzem seine Prüfung glänzend bestanden. Er hat dann um seine Entlassung gebeten, die ihm auch gewährt worden ist. Der Prinz wird alsbald nach Japan zurückkehren, um sich am Kriege gegen China zu betheiligen, ein Schritt, der von der Bevölkerung sehr hoch aufgenommen werden wird. Der jüngere Prinz wird erst nach bestandenem Examen nach Japan zurückkehren.
- Man meldet aus Kiel, daß die erste Theilstrecke des Nordostseekanals, Rosenkranz=Landwehr, fertiggestellt ist. Aus diesem Anlaß findet am Sonnabend ein Arbeiterfest statt.
- Anfangs nächster Woche wird der Schiffsverkehr durch die neuen Holtenauer Schleusenwerke in den Nordostseekanal geleitet.
- Am 1. Oktober wird zwischen den Städten Paris, Berlin, Warschau, Moskau ein Blitzzug eingeführt werden, der die Tour um 24 Stunden abkürzt. Vorerst soll dieser neue Zug nur zweimal in der Woche fahren.
- Ein außergewöhnlich großer Granitstein im Gewichte von ca. 12 000 Kilo wurde bei Travemünde aus dem Fahrwasser der Trave durch die Baggerschiffe entfernt und nach Lübeck transportiert; dort wurde der Steinkoloß mittelst des 100 Tons=Krahns aus dem Wasser gehoben und auf die Quaimauer gelegt. Das Steinungetüm findet viele Bewunderer.
- Am Donnerstag nachmittag starb plötzlich in Frankfurt a. M. im hohen Alter an einem Schlaganfall der Geh. Sanitätsrath Dr. Heinrich Hoffmann, der ehemalige langjährige Leiter der Frankfurter Irrenheilanstalt, weltbekannt als Verfasser des "Struwelpeter". Er war gerade aus seiner Thüringer Sommerfrische zurückgekehrt.
- Eine entsetzliche Folge hypnotischen Unfugs hat sich am 17. d. M. auf Schloß Tuzor in Csabolczer Comitat (Ungarn) zugetragen, das Eigenthum des Grundbesitzers Theodor v. Salamon ist. Dort trat der Hypnotiseur Neukomm auf. Er benutzte unter anderen Personen auch die Tischler des Schloßherrn, Ella v. Salamon, als Medium. Unter dem Einfluß seiner Suggestion sollte das Fräulein eine Lungenleidende darstellen. Im Verlauf der Vorstellung stieß plötzlich das Medium einen Schrei aus und stürzte als Leiche zu Boden. Das Entsetzen der Gesellschaft war unbeschreiblich.
- Wie aus Zermatt geschrieben wird, überraschte am Zinal=Gletscher ein stürzender Fels eine Gesellschaft von drei Personen; der Führer Biner wurde in den Abgrund gerissen, die zwei anderen Personen blieben unversehrt.
- Am Donnerstag theilte der französische Heerführer General Galliffet in einem Tagesbefehl, in welchem er an die Verteidigung von Chateaudun im Jahre 1870 erinnert, mit, daß er die gesetzliche Altersgrenze erreicht habe, und von den Truppen Abschied nehme.
- Wie der Pariser "Figaro" berichtet, fuhr dieser Tage ein junger französischer Officier gemäß einer Wette auf dem Zweirade bis zur Spitze des 2877 Meter hohen Pil du Midi in den Pyrenäen hinauf. Nach kurzer Rast vollzog er die Thalfahrt ohne jeden Unfall. Mehrere Kameraden hatten die korrekte Ausführung der halsbrecherischen Fahrt kontrolliert.
- Die französische Weizenernte wird amtlich auf 121 Millionen Hektoliter geschätzt, so daß Frankreich diesmal seinen Brotbedarf selbst deckt.
- Der dem ältesten spanischen Adel angehörende Marquis de Santa Cruz de Mudela - der Gründer des Geschlechts, Loge de Bazan führte 1134 in der Schlacht von Fraga die Truppen von Navara an - hat sich in seinem Palais in Madrid erschossen. Der Marquis, der einige Millionen hinterläßt, war ein äußerst frommer Mann, der fast täglich, so auch am Tage des Selbstmordes, zur Beichte ging.
- Abermals ist ein Sozialdemokrat mit den ihm anvertrauten Geldern durchgegangen. Wie aus London gemeldet wird, hat sich der Kassierer der Sozialist Labour Federation Alwin Rothe, unter Mitnahme des gesammten Kassenvermögens geflüchtet.
- An der Beulenpest sollen zuverlässigen Quellen des "Ostas. Lloyd" infolge in dem ersten Halbjahr 1894 in Kanton nicht weniger als 180 000 Menschen gestorben sein. Die gewöhnliche Sterberate in Kanton ist etwa 1000 im Monat. In Hongkong dürften seit Ausbruch der Epidemie bis zu Anfang d. J. zwischen 6 und 7000 Menschen ihr zum Opfer gefallen sein.
- Vertilgung der Schmarotzer auf unseren Hausthieren. Eine große Anzahl von Schmarotzern (Parasiten) der verschiedensten Art belästigen unsere Rinder, Pferde, Kälber, Schweine, ja selbst das Federvieh. Manche Arten sind sehr kleine, nur mikroskopisch wahrnehmbare Thiere, aber um so gefährlicher und oft die Ursache ansteckender Hautkrankheiten. Während des Winters haben dunstige Ställe zur Vermehrung dieser Schmarotzer beigetragen, und das Hausthier selbst, auf dem der Parasit lebt, erscheint abgemagert und schlecht genährt. Kein Mittel hat sich besser bewährt als das Kresolin von M. Brockhaus, Inhaber einer chemischen Fabrik in Leipzig=Eutritzsch. Gegen Zecken der Schafe genügt ein einmaliges Bad in stark verdünntem Kresolin, gegen Läuse des Rindes und Pferdes reicht eine einmalige Waschung mit 5procentigem Kresolin=Wasser aus. Zur Vertilgung der lästigen Flechten der Rinder gehört eine energische Waschung mit Kresolin=Seife. Der Grind der Schweine, ein abscheulicher Hautausschlag, welche unsere Schweinezucht an einzelnen Orten in ganz gewaltigem Maß geschädigt hat, ist mit erstaunlicher Sicherheit durch eine gründliche Waschung mit Kresolin=Wasser zu beseitigen. Die Räude oder Krätze bei Pferden und Schafen, erzeugt durch die Krätzmilben, kann in einem 3procentigem Kresolin=Bad bei richtiger Anwendung geheilt werden. Will man im heißen Sommer reiten, ohne von Fliegen belästigt zu werden, so genügt es, das Pferd vor dem Aufsitzen mit Kresolin=Wasser zu besprengen. Gegen Diphtheritis der Hühner haben Einpinselungen mit einer Mischung von Kresolin und Glyzerin überraschende Erfolge ergeben. Hühnerställe werden durch einmaliges Ausbrausen mit Kresolin=Wasser von den Hühnerflöhen befreit. Als Desinfections=Mittel ist das Brockhaus'sche Kresolin bei allen ansteckenden Krankheiten, wie Rotz, Milzbrand, Lungenseuche etc. das billigste Mittel, welches neben seiner Sicherheit noch den Vorzug der Ungiftigkeit besitzt.
- Folgendes ergötzliche Vorkommniß aus den Kaisertagen wird der "Th. Pr." aus Marienburg von einem Augenzeugen mitgetheilt: Als der Kaiser auf dem Wege zum Schlosse an einem kleinen Hause vorüberfuhr, stieg der in dem Hause gerade beschäftigte Schornsteinfeger hinauf und postierte sich dort in luftiger Höhe mit präsentiertem Besen. Der Kaiser, welcher den "Schwarzkünstler" bemerkte, lachte recht herzlich über diese eigenartige Huldigung.


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