No. 56
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juli
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 1]

                Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1893 bis dahin 1894 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den Officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 20. Juli 1893
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
                Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
                Schönberg, den 12. Juli 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


            Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das III. Bataillon des 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76

am 29. und 31. d. Mts., 1., 2., 3. und 7. k. Mts.
von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags Schießübungen mit scharfen Patronen auf der Palinger Haide abhalten wird.

            Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, das durch Warnungstafeln deutlich gemacht bezw. durch eine Postenkette abgesperrt werden wird, hiemit bei Strafe verboten.
            Den Anordnungen der das Terrain absperrenden Posten ist unbedingt Folge zu geben.
            Schönberg, den 11. Juli 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


             Die Sonntägliche Beschäftigungen in den Handelsgewerben, die bisher auf dem platten Lande des Fürstenthums überall von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittag und von 12-3 Uhr Nachmittags festgesetzt war, wird hiermit für die Kirchdörfer auf die Zeit von 8-10 Uhr Vormittags und 11 1/2-2 1/2 Uhr Mittags verlegt.
             Schönberg, den 24. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        - Nr. 14 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
    II. Abtheilung.

Bekanntmachung, betreffend die Festsetzung des Normaltages zur Erhebung der Steuer.


- Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie schon gemeldet, an Bord der Yacht "Hohenzollern" am Montag Vormittag, begleitet von den Torpedobooten S 27 und 32, von Kiel aus in See gegangen, um sich nach Gothenburg und Bornholm zu begeben. Der Aviso "Blitz", der gleichfalls die "Hohenzollern" begleitet, war 1 1/2 Stunde vorher in See gegangen. Wie man hört beabsichtigt der Kaiser am 25. d. M. nach Kiel zurückzukehren, dort einen Tag zu verweilen und am 27. sich nach Cowes in England zu begeben, um dort ungefähr eine Woche der Regatta beizuwohnen. Am 7. August will der Kaiser in Helgoland eintreffen und von dort bis zum 14. August wieder Kreuzertouren unternehmen.
- Der Kaiser hat an den Reichskanzler eine Cabinetsordre gerichtet, in der er dem Grafen Caprivi volle Anerkennung und unauslöschlichen Dank für das Zustandebringen der Militärvorlage ausspricht.
- Am 6. August soll in Frankfurt a. Main eine Conferenz der Finanzminister deutscher Bundesstaaten stattfinden.
- Das Storthing in Christiania nahm mit 62 gegen 50 Stimmen den Antrag Foß auf Bewilligung von 100 000 Kronen Staatsbeitrag zu Gewehrkäufen für private Schützenvereine an.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 2]

- Die radikalen italienischen Blätter bezeichnen die Absicht des Prinzen von Neapel, den deutschen Manövern im Elsaß beizuwohnen, als eine unerhörte Provokation Frankreichs. Von amtlicher Seite wird denn auch die Blättermeldung, daß dem Kronprinz sich nach dem Elsaß begeben werde, dementiert. Der Prinz wird in Begleitung seines gesammten militärische Hofstaates nach Deutschland reisen.
- Das Schicksal Emin Paschas schwebt ungeachtet der so bestimmten Todesmeldungen noch im Ungewissen. Neuerdings äußerte Dr. Karl Peters nach einer aus Bagamoyo eingetroffenen Nachricht sei Emin Pascha bereits wohlbehalten am Kongo angelangt. Von anderer Seite steht dafür allerdings noch jede Bestätigung aus.
- In großer Gefahr schwebte der am Freitag vormittag von Berlin abgegangene Tagesschnellzug nach Eydtkuhnen. Bei der Fahrt durch die Station Dühringshof verspürten die Beamten des Gepäck= und des Postwagens mehrere erhebliche Stöße und griffen schnell zur Notbremse. Nach kurzer Zeit kam der Zug zum Stehen und es ergab sich, daß eine Plane von einem Eisenbahngüterwaggon, die jedenfalls nicht gehörig befestigt gewesen war, vor die Maschine gefallen war. Die Plandecke war zum Teil zusammen gerollt, teils vollständig zerfetzt.
- Am Donnerstag nachmittag tobte über einem großen Teil von Ostfriesland ein Unwetter, wie es schrecklicher von den ältesten Leuten nicht miterlebt worden ist. Das Gewitter war von einem über eine starke Viertelstunde anhaltenden Hagelschlag begleitet, der die Felder und Gärten in eine Winterlandschaft verwandelte. Die Gartenfrüchte sind vernichtet, sie haben den Anschein, als seien sie zu Boden getreten. Einen ebenso traurigen Anblick bieten die Felder. Hier hat besonders die noch aufrecht stehende Frucht schwer gelitten. Mehrere Häuser hat der Blitz entzündet, ebenso wurden mehrere auf dem Felde beschäftigte Personen vom Blitz getötet. Nach dem Unwetter lagen in den Gärten und Feldern, sowie auf den Straßen Hunderte von Vogelleichen.
- In Posen waren am Sonnabend auf einem Baugerüst 2 Maurer in Streit gerathen, in dessen Verlauf der eine den anderen von hinten gepackt und aus einer Hohe von 3 Stockwerken in die Tiefe geworfen hat. Der Herabgestürzte ist seinen Verletzungen bereits erlegen. Der Thäter ist verhaftet.
- Die Kosten des jüngsten Aufruhrs in Paris, welche die Stadt zu tragen hat, belaufen sich auf etwa 700 000 Fr., darunter 300 000 für Truppenbeförderungen und Löhnungszulagen, das Uebrige für Sachbeschädigung und Schadloshaltung der Omnibusgesellschaft.
- Einer Meldung aus Petersburg zufolge ist im Doner Kreise die Pest ausgebrochen. Vorsichtsmaßregeln wurden sofort angeordnet.
- Griechische Insel=Piraten überfielen das russische Kloster auf dem Berge Athos und plünderten dasselbe vollständig aus. Die Korvette "Hania" macht auf die Piraten Jagd.
- Elektrische Durchleuchtung des Magens. Das elektrische Licht findet in der Medizin die vielseitigste Anwendung. In neuester Zeit bedient man sich desselben zur Durchleuchtung des Magens, welche vermittels eines kleinen, in das Organ vom Munde aus hineingebrachten Glühlichts geschieht. Namentlich zur frühzeitigen Erkennung von Geschwülsten (insbesondere von Krebs) wird der Methode Bedeutung zugeschrieben.
- Ein merkwürdiger Kampf im Wasser. Eine Ente wurde beim Untertauchen plötzlich von einem großen Hecht angefallen. Der Fisch erfaßte mit seinem Rachen den Kopf der Ente und biß sich so fest, daß er nicht wieder frei kam. Einem Knaben gelang es, die beiden Thiere ans Land zu ziehen; beide waren aber bereits erstickt.
- Vorsicht bei Arbeitswechsel. Wie wichtig es für Arbeiter ist, sich bei Verzug nach auswärts erst über die dortigen Verhältnisse zu erkundigen, davon zeugt auch folgende Zuschrift aus unserem Leserkreise: Es lassen sich viele verlocken, in größere Städte in Arbeit zu treten, wissen aber nicht, was sie dort für Ausgaben haben. Es wird ihnen hoher Lohn versprochen, wenn aber die Woche herum ist, haben sie weniger wie zu Hause. Besonders in Westfalen und der Rheinprovinz, in Barmen, Elberfeld kostet das Logis die Woche 1 Mk. 50 Pfg., Kostgeld 9 Mk., rechnet man nun Wäsche, Invaliden= und Krankengeld, und die hohe Stadtsteuer, der geringste Arbeiter muß 8-10 Mark jährlich bezahlen, so ist durchaus nichts mehr übrig. Zieht ein Arbeiter gar mit seiner Familie hin und die Frau kann sich nicht in die dortigen Verhältnisse schicken, daß sie mit in die Fabrik geht, so kann er gar nicht durchkommen, da die Hausmiethe sehr hoch ist. Darum möchte man jedem Familienvater rathen, sich vor einem Arbeitswechsel erst nach den Verhältnissen zu erkundigen.
- Das Wittenberger Bekenntnis. Die Urkunde, die in Wittenberg am 31. Oktober 1892 bei Einweihung der erneuten Schloßkirche aufgenommen worden ist und jetzt unter den Beteiligten den Namen "Wittenberger Bekenntnis" führt, ist vor kurzem samt den Unterschriften der deutschen Fürsten und der Bürgermeister der drei freien Hansestädte im Facsimile Vervielfältigt und den Theilnehmern gebunden zugestellt worden. Der Kaiser hat auch ein Exemplar erhalten. Die Urkunde ist auf Pergament in Größe von 48 : 39 cm hergestellt. Der Text der Urkunde, welche zwei Seiten einnimmt, schließt mit dem Satz: "Unseren evangelischen Unterthanen vertrauen Wir, daß sie treu festhalten an dem durch das gesegnete Werk der Reformation erneuerten reinen Christenglauben, daß sie durch Uebung christlicher Liebe, Duldung und Barmherzigkeit gegen die Mitmenschen als wahre Jünger und Nachfolger des Herrn und Heilands sich erweisen, daß sie mit Uns alle ihre Hoffnung setzen auf die alleinseligmachende Gnade unseres Herrn Jesu Christi; hochgelobet in Ewigkeit! Das walte Gott! Amen!" Unterzeichnet ist das Schriftstück von Wilhelm I. R.; Friedrich, Erbgroßherzog von Baden, i. V.; Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen; Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg i. V.; Karl Alexander, Großherzog von Sachsen; Peter, Großherzog von Oldenburg; Albrecht, Prinz von Preußen; Bernhard, Erbprinz von Sachsen=Meiningen i. V.; Ernst, Herzog von Sachsen=Altenburg; Friedrich, Herzog von Anhalt; Karl Günther, Fürst von Schwarzburg=Sondershausen; Günther, Fürst von Schwarzburg=Rudolstadt; Georg Viktor, Fürst zu Waldeck u. Pyrmont; Heinrich XXII., Fürst Reuß ältere Linie; Heinrich XXXII, Erbprinz von Reuß jüngere Linie, i. V.; Adolf, Prinz von Schaumburg=Lippe, i. V.; Dr. Behn, Bürgermeister von Lübeck; Dr. Pauli Bürgermeister von Bremen und Mönkeberg, Bürgermeister von Hamburg. Dazu kommen noch als nicht fürstliche Vertreter: v. Moser, Gesandter für den König von Württemberg, als zweiter unmittelbar hinter dem Kaiser, v. Dewitz, großherzogl. mecklenburgischer Staatsminister hinter dem Großherzog von Sachsen; Strenge, Staatsminister von Coburg hinter dem Herzog von Altenburg. Die Urkunde soll in den Buchhandel kommen.
- Der neue Komet. Ueber den auf der Sternwarte von Juvisy bei Paris beobachteten Kometen schreibt man: Nachdem nahezu 8 Monate seit der Entdeckung des letzten unerwarteten Kometen verflossen, ist am 9. Juli ein neuer Komet von Guenisset aufgefunden worden. Derselbe besitzt einen fixsternartigen Kern etwa dritte Größe und eine glänzende Nebelhülle von etwa 4 Minuten Durchmesser. Einen seinen Schweif strahlte der Komet nach rückwärts aus. Auffällig ist an dem Kometen die ungeheuer rasche Bewegung, die beweist, daß er der Erde ziemlich nahe ist. Er Stand bei der Entdeckung im Sternbild des Luchses, ist aber schon in das Sternbild des gr. Bären getreten und wird am 14. bereits in den Jagdhunden stehen. Der Komet geht für unsere Breiten nicht unter. Man findet ihn nach Dunkelwerden tief im Nordwesten im untersten Teile des gr. Bären und im weiteren Verlaufe der Nacht zieht er am Nordhorizont hin. Die rasche Bewegung des Kometen läßt befürchten, daß er sehr bald wieder verschwunden sein wird und somit dürfte derselbe ungesäumt die Aufmerksamkeit der Liebhaber der Astronomie verdienen.
- Die sogen. "lackierten Blätter" treten in diesem Jahre an den Bäumen in sehr auffallender Weise hervor. Den firnißartigen klebrigen Ueber=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 3]

zug bezeichnet man gewöhnlich mit dem Namen "Honigthau". Er nimmt bei warmem windstillen Wetter eine große Verbreitung an. Lange Zeit hielt man ihn für einen Niederschlag aus der Atmosphäre, aber damit stand nicht im Einklang, daß auf demselben Raum nur gewisse Pflanzen, Sträucher und Bäume vom ihm befallen wurden. Auch die Meinung, daß dieser, Ueberzug eine Ausschwitzung der Pflanzenteile selbst sei, ist unrichtig. Der sogen. Honigthau ist erwiesenermaßen ein Drüsensekret der Schild= und Blattläuse. Dieselben sitzen nicht auf der überfirnißten Oberfläche der Blätter, sondern in entsprechenden Mengen an der Unterseite. Diese Tierchen nun schwitzen die Feuchtigkeit aus, welche auf die darunter liegenden oder stoßenden Gegenstände fällt. In Gartenlauben kleben oft förmlich Stühle und Tische von dem süßen Saft, der von den Bäumen tröpfelt. Die Absonderung des Saftes von diesen Tierchen ist oft so reichlich, daß man ganze Tröpfchen an ihnen bemerkt. Die Vermehrung der Blattläuse ist an warmen windstillen Tagen eine ungeheure, damit geht die riesige Verbreitung des Honigthaus Hand in Hand. Die Tiere selbst zehren nicht von ihrem Safte, wohl aber die Ameisen, welche jene geradezu als ihre Milchkühe benutzen. Diese Honigthau schädigt nun natürlich die Pflanzen durch die Verkleisterung der Spaltöffnungen, indem er die Funktion der Blätter aufhebt.
- Um gefangenen Verbrechern ein Entweichen gänzlich unmöglich zu machen, schlägt ein Amerikaner ein besonderes Gefängnißsystem vor. Die Zellen sollen als innere Wand aus eisernen, hohlen Röhren, durch welche Wasser unter hohem Druck strömt, gebildet werden. Bei jedem Versuch, einen Gitterstab durchzufeilen oder Schlösser und Thüren zu erbrechen, tritt Wasser aus den Röhren und der geringste Wasserverlust wird durch einen im Wachtlokal befindlichen Allarmapparat der Wachtmannschaft angezeigt. Im Winter sollen, wie das Patent= und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz mittheilt, die Rohre mit warmem Wasser gefüllt und auf diese Weise die Zellen geheizt werden. Die Verbrecherwelt, in der sich manche Spezialität für das Ausbrechen aus Gefängnissen befindet, wird nicht sehr erfreut sein von dieser Thätigkeit eines amerikanischen Erfinders, denn damit dürfte dem Handwerk endlich ein Ende bereitet sein.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schlag=Resdorf sub Nr. VII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Jochen Teut daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 31. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die Herren Arbeitgeber werden hiermit höflichst ersucht, ihre etwaigen Aufträge auf auswärtige Dienstboten resp. Arbeiter für den Herbst möglichst bald an mich gelangen zu lassen, da anderen Falls ein rechtzeitiges Eintreffen derselben nicht garantirt werden kann.

                                                    Der Geschäftsführer
                                                    F. Becker.


Zugelaufen

ein schwarz=weißer Hund (Terrier). Gegen Erstattung der Insertionsgebühr abzuholen.

                                                    H. Ollrogge.
                                                    Kalter Damm 6.


Verloren am Mittwoch Abend eine goldene Damenuhr mit kurzer Kette auf dem Wege vom Bahnhofe in die Stadt. Gefl. Abzugeben gegen Belohnung in der Exped. d. Bl.


Suche zu sofort oder zum 24. Oktober ein
gewandtes Hausmädchen
und eine tüchtige                                                    
Leute=Köchin.
Bauhof=Schönberg.                                                     Frau Marie Böbs.


Fruchtpressen
sind leihweise zu haben bei                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Hochfeinen Matjeshering
empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Neu !!!
Carl Wasmuth's
Hamburger
Caffee-Mischung

besitzt doppelte Ausgiebigkeit und dadurch unerreichte Billigkeit.

1 Loth = 7 Tassen !!! à Pfd. 60 Mark (Lübeck). und 90 Mark (Lübeck).

käuflich in allen Colonialwaarengeschäften.

Carl Wasmuth, Hamburg,
Uhlenh.


Avis für Damen!

Beabsichtige, Anf. August einen 4 wöchentl. Lehrkursus in Damenschneiderei zu geben, enthaltend: Maßnehmen, Musterzeichnen, Zuschneiden und Anfertigen eigener Garderoben. Preis 30 M.
Erkundigungen können bei meinen gewesenen Schülerinnen a. d. Gegend: Frau Maaß Ollndorf, Frl. Haagen=Ollndorf, Frl. Wendland=Selmsdorf Frl. Oldenburg=Selmsdorf, Frl. Lehmkuhl=Rüschenbeck u. s. w. eingezogen werden. Rechtzeitige Anmeldungen erbeten.

Hochachtungsvoll
                                                    Fanny Hornickel,
                                                    Modistin, Lübeck,
                                                    Holstenstraße 21.


Am Sonnabend, Montag oder Dienstag werden in Bauhof=Schönberg Rübsenschoten gebrannt.

                                                    Böbs.

Gestern empfing von dem ersten diesjährigen                          
Sommerfang Flohm=Hering
und empfehle denselben à Stck. 6 und 7 Mark (Lübeck).                                                    
                                                    Max C. Sass,
                                                    Siemzerstraße u. Schlauentrift.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute reine,
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen) prima Inlettstoff auf's Beste gefüllt.

einschläfig 20, 25, 20 u. 40 M. 2schläfig 30,40, 45, u. 50 M.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 4]

Restaurant Deutscher Kaiser, Lübeck.
Grösster Garten in der Stadt.
Münchener Bürgerbräu.             Lübecker Adler-Bräu.
Anerkannt gute Küche.


Restaurant Deutscher Kaiser, Lübeck.
Grösster Garten in der Stadt.
Münchener Bürgerbräu.             Lübecker Adler-Bräu.
Anerkannt gute Küche.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag den 23. Juli d. J. Nachm. 4 Uhr.

Tagesordnung:
1.) Bericht über den Delegirtentag in Malchin und
Bericht über die Feier der goldenen Hochzeit unseres hohen Fürstenpaares.
2) Beschlußfassung über die diesjährige Sedanfeier und die Feier des Geburtstags Sr. K. H. des Großherzogs.
3) Sonstige Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.


Ratzeburger Actien-Brauerei
empfiehlt
ihre vorzüglichen Biere
auf Gebinden und Flaschen.


Suche noch von einer
Meierei oder Hof
feinste Butter,
nach Empfang sofortige Kasse.                                                    
                                                    C. Krapp.
                                                    Butterhandlung, Lübeck.


Habe zu Michaelis noch eine                          
kleine Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    Rud. Lange, Schneidermeister.


Schönen alten                          
Holsteinischen Käse
empfiehlt billigst                                                    Aug. Spehr.


Haben Sie Sommersprossen?

Wünschen Sie zarten, weissen, sammetweichen Teint? - so gebrauchen Sie:

Bermann's Lilienmilch-Seife
(Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. a Stück 50 Pf. bei
Apotheker Montag.


Die
Triumpf-Conserve-Büchse

nebst Gebrauchsanweisung für einzukochende Früchte und Gemüsearten ist die beste. Vorräthig in allen Größen bei

                                                    C. Schwedt.


Neuen
Sommerfang=Hering
empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


Ein Hengstsäugefüllen
hat zu verkaufen
Schönberg, Juli 1893.                                                     G. Breuel.


Offerire                          
Riesen= und Ackerspörgel.
                                                    J. H. Freitag.


Dr. Roth,
Specialarzt für Chirurgie und Orthopädie,
Lübeck, Königstrasse 7
verreist.


Hafer
hat noch abzugeben                                                    Kaiser-Stove.


Ein möbliertes Zimmer

ist an einen oder zwei Herren zu vermiethen sogleich oder später.

                                                    Marie Ohls Ww.
                                                    Wallstraße 114 e.


Zu Hof Selmsdorf bei Schönberg wird zum 24. Oktober d. J. eine

Köchin

bei 120 M. Lohn gesucht.


Gesucht zum 24. Oktober                          
ein Mädchen.
                                                    Schulze Lohse-Törpt.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag den 23. Juli
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Am Sonntag, den 23. Juli
Tanzmusik für die Nacht bei                                                    J. Boye.


Scheibenschießen.

Am kommenden Sonntag den 23. und Montag den 24. d. M. findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich ein geehrtes Publikum von Stadt und Land ganz ergebenst einlade. Schießbedarf wird von mir geliefert, und fällt auf einen Satz von drei Schüssen nur ein Gewinn.

Petersberg.                                                     Raesenhöft, Gastwirth.


Elise Roxien.
Ludwig Wigger.
Verlobte.
Menzendorf z. Z. Wismar.                                                     Grieben.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 23. Juli.

Frühkirche fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 50-52 M., große Schweine 50-52 M., Sauen 35-43 M., Kälber 70-95 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 29.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 56 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Juli 1893.


Eine Rede des Fürsten Bismark an Landwirthe.

Am vorigen Donnerstag hatten sich über 200 Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins für Harburg und Umgegend nach Friedrichsruh begeben, um dem Fürsten Bismarck ihre Huldigungen darzubringen. Auf eine Ansprache des Herrn Pastor Stüven aus Moorburg antwortete der Fürst nach dem Berichte der "Harburger Anzeigen und Nachrichten":
Sie haben, Herr Pfarrer, des 13. Juli Erwähnung gethan, des Tages an dem das Attentat in Kissingen auf mich gemacht wurde. Dieser Tag ist auch sonst ein bemerkenswerthes Datum. 1870 war es dieser Tag, an dem sich die Situation zum Kriege entschied. Am 12. schien der Friede gesichert, am 13. war der Krieg gesichert. Am 13. Juli war auch der Abschluß des Berliner Congresses, auf dem Deutschland die Stellung eingenommen hatte, die eine natürliche Folge seiner Einheit und seiner Kraftentwickelung war, auf dem es die Leitung der europäischen Politik in die Hand nahm und dieselbe in friedliche Bahnen lenkte. So kam es, daß also der 13. Juli in mehrfacher Beziehung in meinem Gedenkbuch mit einem starken Kreuz bezeichnet ist, nicht mit dem Kreuz des Leidens, sondern des Vertrauens und des Glaubens an Gottes Fürsorge, die uns bisher geleitet hat. Ich erinnere an die alte, oft in frivoler Weise gebrauchte Redensart, daß Gott keinen Deutschen verläßt. Daß er unser gesammtes Deutschland nicht verläßt, nachdem er uns soweit gebracht, ist einer meiner Glaubenssätze, von dessen Wahrheit ich fest überzeugt bin, wenn er auch nicht im Katechismus steht.
Besonders wir Landwirthe stehen ebenso wie die Seeleute gleichsam Gott näher, als die Bewohner der Städte. Wir spüren Regen und Sonne mehr an unserer eigenen Haut und sehen von der Gotteswelt mehr als die Städter, die kaum etwas Anderes als Häuser, Pflastersteine und Papier zu Gesicht bekommen.
Es hat mich gefreut, in Ihnen einen landwirthschaftlichen Verein begrüßen zu können, denn gerade wir Landwirthe sind darauf angewiesen, zusammen zu halten. Es hat mich früher oft gewundert, daß neben den vielen Fractionen und Parteien, die sich durch die verwickeltesten und verzwicktesten Programme von einander unterscheiden, keine Fraction existirte, die die speciellen Interessen der Landwirthe vertrat. Jetzt ist ja in dieser Beziehung ein Anfang gemacht, ich möchte Sie aber davor warnen, sich bei zu einseitiger Wahrung Ihrer Interessen mit den übrigen produktiven Ständen zu verfeinden.
Es ist gewiß richtig das alte Wort "Hat der Bauer Geld, so hat es die ganze Welt", es ist aber zu bedenken, daß die Industrie z. B. eine gute Abnehmerin unserer landwirthschaftlichen Produkte ist. Auch der Kaufmannstand steht sich schlechter, wenn die Landwirthschaft nicht gedeiht. Die gesammte vaterländische Produktion muß unter allen Umständen gesichert werden. Regen und rühren Sie sich deshalb und nehmen Sie das nicht unbesehen hin, was die Schriftgelehrten unter den Gesetzgebern Ihnen bieten. Vielfach glaubt man, nur die Regierung sei dazu da, für uns zu sorgen. Die ganze Entwickelung des politischen Lebens hat aber dazu geführt, daß wir heute der Regierung helfen müssen uns zu regieren. Dazu ist es aber nothwendig, fest seinen Willen auszusprechen und geltend zu machen und sich in keinen Handel einzulassen aus Fraktions= oder persönlichem Interesse.
Ich bin als Landwirth geboren und stets waren meine Träume und Wünsche nach einem Leben auf dem Lande gerichtet. Selbst in der Zeit, als ich lange Jahre hindurch im Staats= und Hofdienst stand. Leider verbietet mir das Alter, noch selbst zu wirthschaften, meine Gedanken sind aber stets bei der Landwirthschaft, die ich noch immer gerne unterstütze. Es ist dies eine der wenigen Arten, wie ich mich
noch am öffentlichen Leben betheiligen kann. Hier lebe ich im Walde, unter Bäumen, sie finden hier also keine Felder. Ich höre aber, daß sie sich Schönau besehen wollen; hoffentlich bestehe ich nicht zu schlecht vor Ihnen, denn Schönau hat theilweise gerinden Boden. Ich will deshalb nur wünschen, daß Ihnen der Inspektor nicht das schlechteste zeigen wird.


- Von den Damen des Feierabendhauses für mecklenburgische Lehrerinnen in Waren ist für die Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz anläßlich der stattgehabten goldenen Hochzeit ein schönes Geschenk angefertigt worden. Dasselbe besteht aus einem Ruhekissen, welches mit kunstvoller Stickerei versehen ist. Am Freitag wurde der hohen Frau die Sendung mit einer Widmung übersandt. Die Widmung hat folgenden Wortlaut: "Seiner Allerdurchlauchtigsten Protektorin der Königlichen Hoheit Frau Auguste Caroline von Mecklenburg=Strelitz widmet dies Erinnerungszeichen an den 28. Juni 1893 in tiefster Ehrerbietung das Feierabendhans mecklenburgischer Lehrerinnen in Waren."
- Die Ratzeburger Aktien=Brauerei, erst zu Anfang dieses Jahres in London mit der goldenen Medaille prämiiert, hat für ihre vorzüglichen Biere abermals eine hohe Auszeichnung erhalten, indem ihr auf der soeben beendeten Magdeburger Gewerbe= und Nahrungsmittel=Ausstellung ebenfalls die goldene Medaille zuerkannt wurde. Diese letztere Auszeichnung ist umso bemerkenswerther, als mit der Ratzeburger Aktien=Brauerei zahlreiche andere renommirte Brauereien Deutschlands, wie Dortmund, Kulmbach usw., im Wettbewerb standen. Die hervorragenden Leistungen unserer Brauerei, die hier öffentliche Anerkennung gefunden haben, werden auch in den Kreisen der Konsumenten volle Würdigung finden.
- Für den Großherzoglichen Marstall in Schwerin trafen in Lübeck vier kleine russische Pferde und zwei Esel mit dem Dampfer "Newa" von St. Petersberg ein und wurden von einem Bereiter aus Schwerin in Empfang genommen. Die die "Lüb. Anz." hören, sollen die Pferde etc. ein Geschenk des Kaisers von Rußland an I. Kais. Hoheit die Frau Großherzogin sein.
- Im ärztlichen Vereinsblatt wird zur Leitung der Wasserheilanstalt Kleinen ein Arzt mit 40= bis 50 000 M. Einlage gesucht. Die Anstalt wird in etwa 40 Tagen fertig gestellt sein, soll 70 geräumige Zimmer, Saal etc. enthalten. Die Versicherungssumme ist 140 000 M. und ist das Grundstück mit 80 000 M. Hypotheken belastet. Demnach scheint nunmehr ernstlich daran gedacht zu werden, die äußerlich vollendeten Gebäude ihrer ursprünglichen Bestimmung zu übergeben.


- Die Matrikularbeiträge zur Deckung der Kosten der Militärvorlage belaufen sich nach dem dem Reichstage zugegangenen Nachtragsetat für Preußen auf 14 074 000 Mk., Bayern 2 628 000 Mk., Sachsen 1 645 000 Mk" Württemberg 956 000 Mk., Baden 778 000 Mk" Hessen 466 000 Mk., Mecklenburg=Schwerin 271 000 Mk., Braunschweig 189 000 Mk., Oldenburg 166 000 Mk., Anhalt 127 000 Mk., Hamburg 592 000 Mk., Elsaß=Lothringen 753 000 Mk., Weimar 153 000 Mk., Meiningen 105 000 Mk. Die Beiträge der übrigen Staaten betragen unter 100 000 Mk.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz gegen den Verrat militärischer Geheimnisse vom 3. Juli 1893.
- Die Abreise des Fürsten Bismarck nach Kissingen soll, wie man aus Friedrichsruh vernimmt, in etwa 8 Tagen, also am 25. oder 26. ds. Mts. erfolgen. Die Fürstin begleitet ihren Gemahl auch in diesem Jahre, ferner wird voraussichtlich Graf Herbert Bismarck mit seinen Eltern nach Kissingen reisen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 56 Seite 6]

- Die anhaltende Dürre hat die Schiffahrt und die mit derselben in Zusammenhang stehende Industrie sehr empfindlich beeinträchtigt. So sagt die "Weser=Ztg." Von der Schiffahrt auf der Oberweser: "Seit Menschengedenken ist der Wasserstand der Weser nicht so niedrig gewesen wie in diesem Jahre, am wenigsten aber in dieser Jahreszeit, die immer noch ein mäßiges Mittelwasser zu bringen pflegte. In Bremen zeigt der Pegel der "Großen Weserbrücke" fast 2 Meter unter Null, in Minden bei anderer Pegeleinrichtung 60 Centimeter unter Null. Die Pegelstände oberhalb Minden finden kaum noch Beachtung der Schiffer, da an eine Fahrt oberhalb Minden und Porta überhaupt nicht mehr zu denken ist. Zwischen Porta und Minden, also auf der größeren Hälfte der Oberweser, ruht jede Schiffahrt von Belang." Aehnlich wie auf der Weser, die von der Werra und von der Fulda ihr Wasser erhält, sieht es auch anderwärts aus. Die Folge ist ein Anziehen der Frachten und ein weiteres Sinken des Verkehrs.
- In Friidorf bei Potsdam waren eine Anzahl Schnitter auf freiem Felde mit dem Mähen von Roggen beschäftigt und gerieten anläßlich des Trinkens miteinander in Streit. Ein 64jähriger Mann wollte den Streit schlichten, da drehte sich einer der Streitenden um und versetzte dem Alten mit seiner scharf geschliffenen Senfe einen derartigen Hieb, daß die Spitze in die Brust eindrang und am Rücken wieder herauskam. Der Getroffene war sofort eine Leiche.
- Der Futterversandt aus den östlichen Provinzen Deutschlands nach dem notleidenden Westen hat seit etwa einer Woche begonnen und nimmt täglich wachsende Dimensionen an. Es werden ganze Eisenbahnzüge mit Heu expediert, von denen jeder Waggon bis zu 50 Ztr. ladet.
- Der "Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke stellt folgende Preisfrage: "Was kann die Schule und besonders der Lehrer zur Förderungssache thun?" Zur Bewerbung sind alle Volksschullehrer des Reichs eingeladen. Der Preis beträgt 300 Mk., doch ist den Preisrichtern gestattet, denselben nach Befinden zu theilen. Es wird eine kürzere Arbeit gewünscht, die sich zur Massenverbreitung eignet. Die preisgekrönten Arbeiten werden Eigentum des Vereins. Die Arbeiten, die bis zum 15. Februar 1894 einzuliefern sind, haben nicht den Namen des Verfassers, sondern ein Motto zu tragen; in einem Umschlag, der das gleiche Motto trägt, ist die Adresse des Verfassers zu verschließen. Das Preisrichteramt haben übernommen die Herren Abg. L. F. Seyffardt in Crefeld, Lehrer und Redakteur in Magdeburg, Schuldirektor O. Pache in Leipzig=Lindenau, General=Sekretär J. Tews in Berlin und der Geschäftsführer des genannten Vereins, Dr. W. Bode in Hildesheim, an den die Arbeiten einzuliefern sind. Der Preis wird am 15. April n. J. ertheilt. Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat den Sitz seiner Verwaltung übrigens von Bremen nach Hildesheim verlegt. Vorsitzender des Vereins ist der dortige Oberbürgermeister Struckmann; der neue Geschäftsführer, Dr. W. Bode, ist kürzlich ebenfalls dahin übergesiedelt. Der Verein entfaltet jetzt eine rege Thätigkeit, um das Interesse weiterer Kreise für die Mäßigkeitssache zu gewinnen, und hat sich unter andrem auch bereit erklärt, einige ältere und neuere Flugschriften über die Frage an alle Personen unentgeltlich zu versenden, die den Geschäftsführer darum ersuchen.
- Wertvolle Papiere gegen die Einflüsse von Feuer und Alter geschützt zu wissen, ist für Jedermann wichtig. Es wird sich das in Zukunft durch die gemachte Erfindung eines absolut unverbrennlichen Papieres erreichen lassen. In Südamerika ist ein Mineral entdeckt worden, welches dem Asbest ähnlich, von bernsteingelber Farbe, durchsichtig und völlig unempfindlich gegen Feuer und Säuren ist. Sein besonderer Vorzug besteht darin, daß es so fein und langfaserig ist, daß daraus Papiere, die sich bedrucken lassen, hergestellt werden können. Wertpapiere können jetzt also ohne Geldschrank feuersicher gemacht werden.
- Die Elektrotechnik hat in ihrem großartigen, schnellen Aufschwung eine Menge neuer Industrien geschaffen und vielen schon vorhandenen eine bedeutende Ausdehnung ermöglicht; zu den ersteren ist als wichtig die Herstellung der zu den Bogenlampen nötigen Kohlenstifte zu zählen, die heute einen Fabrikationszweig bildet, der hunderten von Menschen Arbeit und Brot gewährt. Erinnern die Kohlenkerzen schon äußerlich an Bleistifte, wie solche ohne Holzhülle z. B. von Zimmerleuten benutzt werden, so hat auch ihre Herstellung mit der der Bleistifte vieles gemein; ebenso aber, wie fast alle Bleistifte der Welt aus Nürnberg kommen, liefert auch diese Stadt fast den gesammten Bedarf an electrischen Beleuchtungskohlen. Nürnberg, welches seiner vielseitigen und gediegenen Industrie wegen von Alters her einen der ersten Plätze Deutschlands bildet, hatte sehr bald die Wichtigkeit des Artikels erkannt und Maschinen und Methoden zur kontinuierlich, fabrikmäßigen Herstellung der unscheinbaren Kohlestifte ersonnen, durch welche es möglich Wird, die Waare zu billigem Preis in gleichmäßigster Qualität zu liefern und sogar das Ausland als Abnehmer sich verbindlich zu machen. Heute bestehen nicht weniger wie sechs mit vielen Pferdestärken und Dampfkraft arbeitende große Fabriken dieser neuen Branche, welche wohl in ihrer Existenz vielen absolut unbekannt sein wird. Das Rohmaterial, welches früher auch so gut wie keine Verwendung fand, jetzt aber ein gut bezahlter und begehrter Handelsartikel ist, bildet der in den Retorten der Gasfabriken sich in mehr oder weniger dicken Schichten absetzende sog. Retortengraphit, einem ziemlich chemisch reinen Kohlenstoff von großer Härte darstellend. Zunächst wird das, wie gesagt, überaus harte Rohmaterial in Stampfwerken grob zerkleinert, dann auf schweren, eisernen Kollergängen seiner zermahlen, mit Elevatoren in Sichtmaschinen geschafft und hier wie Mehl gebeutelt, um als staubfreies Material zur eigentlichen Fabrikation zu dienen. Mit Wasser wird dasselbe, wohl auch unter Zusatz von Theer, als Bindemittel in Mischmaschinen zu einer ganz homogenen, plastischen Masse verarbeitet. Die eigentliche Formmaschine, nach dem Prinzip der Nudelpressen konstruirt, besteht aus einem wie eine Kanone um Zapfen drehbaren Gußstahlcylinder, in welchem ein hydraulischer Preßstempel auf die von hinten eingegebene Masse drückt. Vorn läuft der Cylinder in eine Spitze vom Durchmesser der herzustellenden Kohlestifte aus. Der durch hydraulische Preßpumpen ausgeübte Druck, mit welchem die cylindrischen Stifte als ununterbrochene Stange aus dem Mundstück herausgepreßt werden, beträgt gegen 500 Atmosphären. Die Stifte werden nun auf Maß abgeschnitten, gerade gerichtet, getrocknet und in Chamottekapseln in einem Porzellan=Brennofen bei enormer Hitze gebrannt. Bei jeder Bogenlampe besteht die eine Kohle bekanntlich aus homogenem Material, während die andere in der Mitte einen aus etwas anderer Masse bestehenden Kern enthält. Zu diesem wird zunächst auf derselben Presse ein hohler Stift gepreßt und nachträglich mit einer Druckspritze die Kernmasse eingespritzt. Die fertigen Kerzen werden mit Schmirgelscheiben an einem Ende winklig abgeschliffen, am anderen zugespitzt, deren Abgang gesammelt und ebenso wie alle Ausschußwaare wieder unter die Kollergänger gebracht und mit vermahlen. So einfach auch dies alles scheint, hat doch die Fabrikation, ehe sie zur jetzigen Vollkommenheit kam, viel Mühe und Versuche gekostet, besonders was die zur Pressung nötigen hydraulischen Maschinen anbetrifft. Die kompletten Einrichtungen solcher Anlagen werden ebenfalls von Nürnberger renommierten Maschinenfabriken geliefert.
- Geräucherte Fischwurst ist das neuste Produkt, mit dem das fischreiche Norwegen den deutschen Markt beglückt hat. In Altona ist eine Probesendung solcher Würste eingetroffen und es sollen, falls der äußerst billige Artikel Anklang findet, große Massen davon nach Deutschland gesandt werden.
- Auf der Insel Helgoland wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres zwanzig Paare von auswärts nach dem früheren englischen, noch jetzt geltenden Rechte ohne vorheriges Aufgebot kirchlich getraut.
- Der Schatzsekretair Carlisle bestimmt, daß alle ausländischen Aussteller in Chicago berechtigt sind, nach Beendigung der Ausstellung ihre Ausstellungsgegenstände zu verkaufen.


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