No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Februar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 1]

                    Die Maul= und Klauenseuche ist ausgebrochen unter den Schweinen des Mühlenpächters Franck hieselbst und erloschen unter den Kühen des Hauswirths Freitag in Gr. Siemz und der Hauswirthswittwe Mette in Palingen.
                Schönberg, den 20. Februar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        - Nr. 4 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
    I. Abtheilung.

(1.) Verordnung, betreffend die Bürgschaften und sonstigen Intercessionen von Personen weiblichen Geschlechts.
  II. Abtheilung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Anbringung der Vorrathszeichen an Handfeuerwaffen.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Errichtung einer Prüfungsanstalt für Handfeuerwaffen.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Liquidationen über Militairleistungen.
(5.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Jahres 1892.
(6.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militair zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat December 1892.
(7.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militair zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1893.
(8.) Bekanntmachung, betreffend die Versendung der für die Weltausstellung in Chicago bestimmten Ausstellungsgüter aus Deutschland.


Es ist jetzt allgemeine Ueberzeugung in Reichstagskreisen, sagt die "Nationall. Korresp.", daß die Beratungen der Militärkommission ohne jedes positive Ergebnis verlaufen werden. Das wirklich entscheidende Wort wird sicherlich erst in der zweiten Lesung im Plenum gesprochen werden und diese kann vor Ostern nicht mehr stattfinden. Die Schuld, daß die Sache garnicht von der Stelle rücken will, liegt vornehmlich an der Haltung des Centrums, welches nun einmal nicht zu bewegen ist, aus seiner Taktik herauszugehen. Im Allgemeinen erhält sich auch heute noch die Ansicht, daß es zu einer Verständigung kommen werde. Es wird von einer scherzhaften Wette eines hohen Reichsbeamten mit einem Centrumsmitglied erzählt, wonach der erstere bei einer Reichstagsauflösung verloren haben wollte. Er wird wohl die Kosten der Wette nicht zu tragen haben, aber das "Wann" und "Wie" einer Verständigung steht dermalen noch ganz im Ungewissen.
Auf Verlangen der Militärkommission hat das Bureau des Reichstages die Ausgaben für die Verwaltung des Reichsheeres im Jahre 1879/80 zusammengestellt mit den Ansätzen im neuen Etatsjahr 1893/94. Es handelt sich bei den letzteren Ansätzen noch nicht um die Mehrkosten aus der neuen Militärvorlage. Die beiden erwähnten Jahre sind deshalb einander gegenübergestellt, weil nach dem Jahre 1880 die Erhöhungen der Friedensstärke begonnen haben, und die 1881, 1887 und 1890 erfolgten Heeresverstärkungen zusammengenommen (von 401 659 auf 486 983 Mann) ungefähr gleichkommen der jetzt geplanten neuen Heeresverstärkung (von 486 983 auf 570 877 Mann). Nach der Zusammenstellung ist die Summe der fortdauernden Ausgaben um rund 113 Millionen gewachsen.
Von der königlichen Militärverwaltung soll, wie verlautet, bei Spandau ein militärischen Uebungen dienender, ca. eine Quadratmeile umfassender Lagerplatz angelegt werden. Das Lager soll bei Fort Hahnenberg beim Dorfe Staaken beginnen und die Feldmarken Seeburg, Ferbitz, Döberitz, Priost und Setzkorn ganz resp. teilweise umfassen. Mit der stetig wachsenden Bedeutung Spandaus als Waffenplatz ersten Ranges wenden Gerüchte in Verbindung gebracht, wonach der Sitz der Intendantur des 3. Armeekorps von Berlin nach Spandau verlegt und zu diesem und ähnlichen Zwecken die sogenannte alte Spekte erworben werden soll.
Zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und derjenigen des deutschen Reichs sollen, wie verlautet, gegenwärtig Vorverhandlungen stattfinden, die eine Neuregelung der gegenseitigen Handelsbeziehungen bezwecken.
Die deutsch=spanischen Handelsvertrags=Verhandlungen sind in ein neues Stadium getreten. Der deutsche Botschafter hat am Freitag dem spanischen Minister des Auswärtigen, Vega de Armijo, die in Madrid eingetroffenen deutschen Delegierten vorgestellt, und es steht zu erwarten, daß nunmehr die Verhandlungen lebhaft gefördert werden.
Seit den frühesten Morgenstunden des Sonntags verkündete Glockengeläute von allen Kirchtürmen der ewigen Stadt den Anbruch des Tages, an welchem Papst Leo XIII. den 50. Jahrestag seiner Ernennung zum Bischof gefeiert hat. Schon um 4 Uhr morgens begann der Aufzug der Pilger auf dem Petersplatz. Schlag 6 Uhr wurde die reich dekorirte Basilika von St. Peter geöffnet, die bald überfüllt war, sodaß mehrere Tausende mit Eintrittskarten versehene Personen keinen Einlaß mehr finden konnten. Die Zahl der Andächtigen bei der vom Papst celebrirten Jubiläumsmesse war ungeheuer, sie wird mit Einschluß der italienischen und ausländischen Pilger auf mehr als 60 000 geschätzt. Trotz des Andrangs ist alles in bester Ordnung verlaufen. Abends waren die Peterskirche sowie andere Kirchen, die Klöster und viele Privatgebäude illuminirt. Der König, der im Lauf des Tages seinen gewöhnlichen Spaziergang machte, wurde überall lebhaft begrüßt. Am Sonntag sind über 2000 Glückwunschtelegramme eingetroffen, darunter eines von dem Kaiser von Rußland. Der russische Geschäftsträger Iswolski hat außerdem noch ein eigenhändiges Schreiben des Zaren nebst einem Geschenk desselben überreicht.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 2]

Der angekündigte Protest des Papstes gegen den Gesetzentwurf betr. die Einführung der Civilehe in Italien wird demnächst erfolgen. Ursprünglich hatte der Papst beabsichtigt, seine Einsprache gegen ein solches Gesetz anläßlich der im letzten Konsistorium gehaltenen Allokution zu erheben; nunmehr heißt es aber, daß der heil. Vater, um seiner Kundgebung eine soleinnere Form zu leihen, die erwähnte Frage zum Gegenstand einer Encyklika an die italienischen Bischofe machen werde.
- Schönberg. Nachdem die Landwirthe Mecklenburgs, welche der am Sonnabend in Berlin stattgehabten Versammlung beigewohnt haben, auch dem dort festgesetzten Programm ihre Zustimmung ertheilt haben, laden Interessenten ihre Gesinnungsgenossen zu einer am 27. d. Mts. stattfindenden Versammlung nach Güstrow ein, wo die weitere Organisation zum Anschluß beider Mecklenburg an den Bund berathen werden soll. Die Betheiligung an dem Tage der Landwirthe in Berlin ist von Mecklenburg aus eine zahlreiche gewesen.
- Schönberg. Zu den Empfangsfeierlichkeiten des Kaiserpaares in Neustrelitz haben die hiesige Schützenzunft und die beiden hiesigen Kriegervereine Deputationen mit ihren Vereinsfahnen dorthin gesandt, die am Mittwoch Mittag abgereist sind.
- Schönberg. Unter den Schweinen in der hiesigen Genossenschaftsmeierei ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen und sollen nach uns zugehenden Mittheilungen bereits 90 Ferkel an dieser Krankheit zu Grunde gegangen sein. Auch aus Palingen wird von dem Vorkommen dieser Seuche unter den Schweinen berichtet. Unter dem Rindvieh ist ebenfalls an mehreren Ortschaften des hiesigen Fürstenthums die Maul= und Klauenseuche immer noch nicht erloschen.
- Schönberg. In Sahmkow verunglückte ein Arbeiter, indem er mit einem gefüllten Sack eine Leiter bestieg und diese mit ihm zusammenbrach. Der Fall war so unglücklich, daß er einen Arm so schwer brach, daß seine Ueberführung in das Lübecker Krankenhaus nöthig war, wo wahrscheinlich der Arm amputirt werden wird.
- Neustrelitz. Die Vorbereitungen zum Empfange II. Majestäten des Kaisers und der Kaiserin sind in umfassender Weise getroffen. Auf dem Marktplatze, wo sich eine Anlage befindet, sollen ringsherum 50 Fahnenstangen aufgestellt werden. Diese Fahnenstangen, die die ganze Feststraße zu beiden Seiten flankiren und unter sich durch Guirlanden verbunden sein werden, werden in ihrem Grün und mit den Fahnen in den deutschen und mecklenburgischen Farben geschmückt einen prächtigen Anblick gewähren. Vor der Ehrenpforte an der Strelitzer Straße wird eine Tribüne für 200-300 Zuschauer errichtet werden, die pro Person 2 Mark oder 1,50 Mark zahlen. Bei der Ankunft auf dem Bahnhofe wird das Hautboistenkorps die National=Hymne spielen und der Kaiser wird, nachdem eine Begrüßung zwischen den beiderseitigen hohen Herrschaften stattgefunden haben wird, die Front der beiden Compagnien, die zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin aufgestellt werden, abschreiten. Bei der Ankunft vor der Ehrenpforte wird der Bürgermeister an den Kaiser eine Ansprache richten und eine von den Ehrenjungfrauen, die gleichfalls in der Ehrenpforte Aufstellung nehmen werden, wird die Kaiserin begrüßen und der hohen Frau einen Blumenstrauß überreichen. Darnach werden die Majestäten durch die Feststraße nach dem Schlosse fahren. Die Schützengilde, der sich Deputationen der übrigen Gilden des Landes anschließen werden, die Kriegervereine und die Gewerke werden mit Musikcorps Aufstellung nehmen. Unter den Schülern dürfte die Bürgerschule insbesondere das Augenmerk des Kaisers erregen. Die Bürgerschüler werden nämlich mit ihrem Musikcorps, das die National=Hymne bei der Vorbeifahrt spielen wird, und Fähnchen, gleich denen der Kavallerie, aufmarschieren. Man erwartet die Majestäten bald nach oder vor dem Einlaufen des Mittagszuges von Berlin. Genaues ist darüber noch nicht bestimmt.
- Neustrelitz. Neueren Nachrichten zufolge werden drei Compagnien des hiesigen Bataillons und die hiesige Batterie zur Feier der Ankunft des Kaisers und der Kaiserin vom Erbgroßherzoglichen Palais bis zum Schlosse Spalier bilden.
Vom Bahnhofe bis zum Erbgroßherzoglichen Palais werden eine Compagnie des Bataillons, die auch den Platz vor dem Bahnhof absperren soll, die Kriegervereine, die Schützengilden des Landes, insgesammt in großer Anzahl, die Gewerbe, auch auswärtige, die hiesigen Schulen etc. etc. mit Fahnen und Musikcorps Spalier bilden Die Ansprache an die Kaiserin wird Frl. Nahmmacher, Tochter des hiesigen Pastors N., halten. Die Ehrenjungfrauen, 9 an der Zahl, werden blau, weiß, rosa, die Landesfarben Schleswig=Holsteins, gekleidet sein. Schon jetzt herrscht auf der Feststraße ein lebhafter Verkehr, am Festtage selbst dürfte aus den Städten des Landes hier ein sehr großer Fremdenzufluß zu erwarten sein. Neustrelitz wird alles aufbieten, um den obersten Kriegsherrn, das Oberhaupt des deutschen Reiches und seine hohe Gemahlin auf das würdigste zu empfangen. Es herrscht überall großer Jubel.
- Manöver. Die diesjährige Manöver der 17. Division, zu welche die Truppen der beiden Großherzogthümer gehören, finden dem Vernehmen nach im westlichen Schleswig=Holstein statt. Vermuthlich wird auch in diesem Jahre am Schlusse des Manövers das ganze 9. Armeecorps zusammengezogen; ausgeschlossen ist es weiter nicht, daß bei dieser Gelegenheit, wie im Jahre 1890 in Schleswig=Holstein, die Marine eingreifen wird.
- Nachdem die Signale mit der Stationsglocke auf den Stationen der preußischen Bahnen seit dem 1. Januar d. J. in Wegfall gekommen sind, sollen dieselben vom 1. April d. J. ab auch auf allen Stationen der Großherzoglichen Friedrich Franz=Eisenbahn nicht mehr gegeben werden. Um das Publikum auf diese Aenderung vorzubereiten, werden den Stationen in nächster Zeit rothe Plakate mit einer entsprechenden Bekanntmachung vom betriebstechnischen Bureau zugehen. Diese Plakate sind neben den Fahrkartenschaltern, in den Warteräumen und an sonst geeigneten, vor Regen und Wind geschützten Stellen der Stationen anzubringen. Daneben wird seiner Zeit noch eine Bekanntmachung in den öffentlichen Blättern erlassen werden. Die Aufforderung der Reisenden zum Einsteigen in die Wagen erfolgt vom 1. April ab lediglich durch Abrufen in den Warteräumen, wobei auf größeren Stationen vor dem Abrufen mit einer Handglocke geläutet wird, um die Aufmerksamkeit der Reisenden zu erregen.
- In Hamburg versuchte am Montag nachmittag ein elegant gekleideter Unbekannter einen Goldschmied am Steindamm Gold= und Silbersachen, welche in der Nacht dem Kaufmann Jul. Levinsohn in dem Vororte Eppendorf vermittels Einbruchs gestohlen worden waren, zu verkaufen. Als ein Schutzmann herbeigeholt wurde entfloh der Verkäufer und wurde von einer Menschenmenge verfolgt. Beim Allgemeinen Krankenhause zog er einen Revolver und feuerte einen Schuß auf sich ab, der ihn sofort tötete.
- Am Donnerstag hat in Dresden in feierlichster Weise die Beerdigung des im 99. Lebensjahr verstorbenen kgl. sächsischen General=Majors a. D. Grafen v. Holtzendorff stattgefunden. Im Tode sollte ihm auch bald seine Gemahlin, mit der er im Jahre 1887 das goldene Ehejubiläum begehen konnte, vereint werden. Zu derselben Zeit, da ihr Gemahl bestattet wurde, starb Frau General=Major Ida Gräfin v. Holtzendorff, geb. Freiin v. Werthern=Wiehe, Oberhofmeisterin a. D.
- Der rumänische Thronfolger wurde zum Kommandeur eines Bürger=Bataillons ernannt. Bei der feierlichen Vorstellung des Bataillons, welche am Mittwoch in Bukarest erfolgte, hielt der König eine warme Ansprache an die Mannschaft, alsdann erfolgte der Vorbeimarsch des Bataillons unter dem Kommando des Prinzen. Die Gemahlin des Kronprinzen sah dem militärischen Schauspiel von einem Fenster des Schlosses aus zu.
- Die Vermählung des Prinzen Ferdinand von Coburg mit der Prinzessin Marie von Parma wird nach den Meldungen Wiener Blätter am 10. April in der Villa Pianore bei Viareggio stattfinden. Am Sonnabend ist im Schloß Schwarzau bei Wien in Anwesenheit der Verwandten des Bräutigams und der Braut die Verlobung gefeiert worden.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 3]

Anzeigen.

Im Auftrage Großherzoglicher hoher Kammer sollen zwischen dem Bahnhofe und der Stadt Schönberg mehrere Grundstücke als Bauplätze öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Situation der Bauplätze wird Reflectanten auf desfalsiges Ansuchen gezeigt, und sind die Verkaufsbedingungen auf unserer Registratur einzusehen. Der Licitationstermin wird auf

Dienstag den 28. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei anberaumt und werden Kaufliebhaber hiemit eingeladen.
Schönberg, den 14. Februar 1893.

Großherzogliches Domainenamt der Landvogtei des Fürstenthums=Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrifft sub Nr. 15 da belegene Wohnhaus c. p. des Maurermeisters Adolf Scharenberg hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 8. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hierdurch aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen, als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg am kalten Damm sub Nr. 231 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlermeisters Heinrich Bockwoldt hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 15. Mai 1893
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Februar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg vor der Marienstraße sub Nr. 52 belegene Wohnhaus c. p. des Schlachters Heinrich Beckmann allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 20. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Vitense (Törber Holz)

am Freitag den 3. März 1893 unter den an Ort Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

    6 Rmtr. eichen Kluftholz I. Kl.
  16 Rmtr. eichen Kluftholz II. Kl.
  54 Rmtr. eichen Stangenholz I. Kl. zu Pfahlholz tauglich.
  50 Rmtr. buchen Kluftholz I. Kl.
100 Rmtr. buchen Kluftholz II. Kl.
  60 Rmtr. buchen Ausschuß.
405 Rmtr. buchen Buschholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau im Törber Holz an der Griebener Feldseite.
Vitense, den 22. Februar 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Holzverkauf.

Am Sonnabend, d. 25. Februar Morg. 10 Uhr sollen in der Klein=Bünsdorfer Holzkoppel meistbietend verkauft werden:

        Buchen Kluft.
        Buchen Knüppel
        Eichen Kluft.
        Eichen und buchen Buschholz.
        Eichen Knüppel.
        ca. 40 Stück eichen Nutzholzblöcke.

                                                    Westphal,
                                                    Kl. Bünsdorf.


Eltern, die beabsichtigen, daß Ihre Söhne zu Ostern, in Ratzeburg die Stadt=Schule besuchen sollen, finden in einer Bürgerfamilie gegen mäßiges Kostgeld Unterkunft.

Gefällige Offerten unter H. S. 100 befördert
die Expedition dieses Blattes.


Mitte März komme ich mit
Wollwaaren
nach Schönberg.                                                    
Schwerin.                                                     Frau Degenhardt.


Gartensämereien und Runkelsamen
in bekannter Güte
in frischer und keimfähiger Waare empfiehlt                          
                                                    W. C. Weinrebe.


Klee- und Grassämereien,
Runkelrübensamen,
unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock
empfiehlt in keimfähigster Waare billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Zu Johanni oder Michaelis stehen meine
Parterre-Wohnungen
zu vermiethen.
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Für 10 Mark incl. Stallgeld decken von jetzt ab folgende Hengste:
      1) Figaro, braun, von Figaro und M. Norkit.
      2) Isen, braun, von Isen u. M. Willibald.
      3) Firo, schwerer Fuchs, von Figaro's Sohn.

                                                    L. Hesse, Römnitz.


Eiserne Sackkarren 4 bis 6 Ctr. Tragkraft
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Stuhl-Flechtrohr
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Eisen-verzinnte Eimer
und Blechwannen
zu billigsten Preisen.
                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 4]

Schleifsteine
in verschiedenen Größen
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Empfehle:                                                    
Spann- und Schweifsägen,
Bügelsägen.
Wald- und Wiegensägen,
mit und ohne hinterlochten Zähnen,
Neueste Garten- und Gehölzsäge,
Stechbeitel, Hohlbeitel,
Hobeleisen in allen Nummern billigst.
                                                    C. Schwedt.


Kinder, welche zu Ostern dieses Jahres die hiesige Realschule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme bei

                                                    A. Scharenberg,
                                                    Lübecker=Straße Nr. 12.


Voranzeige.
Sonntag d. 5. März
Nachmittags 2 Uhr
Große einmalige Fremden=Vorstellung.
Die Meistersinger
von Nürnberg.
Große Oper in 4 Acten von Richard Wagner.
Mit vollständig neuen Decorationen, Costümen, Requisiten etc. etc.
Cassenöffnung 1 Uhr.                           Anfang 2 Uhr.
Ende der Vorstellung 6 1/2 Uhr.

Preise der Plätze: (Opernpreise) I. Rang, Loge und Balcon 3,50 M., Parquet 3 M., II. Rang Balcon 1,75 M., II. Rang, Loge und Nummerirtes Parterre 1,50 M.
Billet=Bestellungen sind möglichst schnell mit der Telegramm=Adresse: Stadttheater Lübeck an das Theater=Bureau in Lübeck zu richten. Ein Vorverkauf in den einzelnen Städten findet nicht statt.

Die Direktion des Lübecker Stadttheaters.


Gewerbe-Verein.
Die Hauptversammlung,

die am Mittwoch den 22. d. M. ausfallen mußte, findet am Mittwoch d. 1. März abends 8 Uhr im Boye'schen Gasthofe statt.

Vortrag: "Die Ausbildung der Lehrlinge".
                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein in Carlow.

Am Sonntag den 26. d. Mts. nachmittags um 3 Uhr

allgemeine Versammlung

des Kriegervereins, zu der alle Kameraden freundlichst eingeladen werden.
                Tagesordnung:
    1) Durchberathung und Festsetzung der Vereins=Satzungen.
    2) Vorstandswahl.
    3) Verschiedenes.

                                                    I. A.: Borchert.


Bahnhofsrestauration.
Freitag und Sonntag
Anstich von Bockbier
aus der Brauerei                                                    
Mahn & Ohlerich-Rostock.


Am Freitag, Sonnabend u. Sonntag
Anstich von Rostocker Bockbier.
                                                    W. Maass.


Kirchenkonzert.

Am Sonntag den 26. d. M. wird der Chor der Mädchenschule in der hiesigen Kirche ein

geistliches Konzert

veranstalten unter gütiger Mitwirkung von
      Frau Paula Schmidt, aus Lübeck.
      Herrn Organist Lichtwark, aus Lübeck.
      Herrn Violinisten Ollmann, aus Lübeck.
            und einigen hiesigen Damen und Herren.

Anfang des Konzertes 5 Uhr nachmittags.
Entrée nach Belieben.

Die Einnahme fließt in die Kasse für die Heizung unserer Kirche.
Schönberg, den 16. Februar 1893.

                                                    J. Carlau.


Gefunden wurde am Mittwoch v. W. eine Wagenkette, die der sich ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionskosten zurückhalten kann beim

                                                    Arbeiter P. Freitag
                                                    auf Vock's Hof.


Marie Renzow.
Otto Vehage.
Verlobte.
Hamburg.                                                     Schönberg.


Am Dienstag den 21. d. Mts. Mittags 1 Uhr endete ein sanfter Tod die langen, schweren Leiden meines lieben unvergeßlichen Mannes und meiner Kinder liebevoller Vaters,

des Zimmermannes
Joachim Arndt

in seinem 40. Lebensjahre.
Dies zeigt tiefbetrübten Herzens an

                                                    M. Arndt,
                                                    geb. Maaß.
Sabow, d. 21. Februar 1893.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 25. d. M. Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause in Sabow aus statt.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 24. Februar.
(Collecte für die Alsterdorfer Anstalten bei Hamburg.)

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Krüger.

Sonntag, den 26. Februar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche fällt aus.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 57-58 M., große Schweine 57-58 M., Sauen 47-56 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Februar 1893.


Der Bundestag der deutschen Landwirthe.

Die am Sonnabend im Tivolisaale in Berlin stattgehabte Versammlung der deutschen Landwirthe war dermaßen zahlreich besucht, daß zwei Versammlungen stattfinden mußten, da nicht alle Landwirthe Zutritt erlangen konnten. Die Zahl der in beiden Versammlungen Anwesenden wird auf etwa 8000 geschätzt, doch dürften an diesem Tage gegen 12 000 Landwirthe in Berlin gewesen sein. Es wurde ein Huldigungstelegramm an den Kaiser genehmigt und sodann folgender Beschluß gefaßt: "Die heute hier versammelten Vertreter der Landwirthschaft aus allen Theilen Deutschlands erklären: Wir verlangen, daß die Grundlagen, auf welchen die Stärke des Vaterlandes beruht, unversehrt erhalten bleiben. Von diesem Verlangen beseelt und überzeugt, daß nach Außen nur eine starke Militairmacht uns den Frieden, dessen wir bedürfen, erhalten kann, sind wir zu jedem Opfer bereit, welches hierfür verlangt wird. Wir sind aber von der festen Ueberzeugung durchdrungen, daß die dauernde und sicherste Grundlage für unseres Vaterlandes Größe und Macht in dem Gedeihen der Landwirthschaft beruht. Die Gesetzgebung der letzten Jahren, verbunden mit den abgeschlossenen Handelsverträgen hat aber diese Grundlage so gewaltig erschüttert, daß die Existenzfähigkeit der deutschen Landwirthschaft gefährdet erscheint. Wir erkennen namentlich in der drohenden Gewährung weiterer Einfuhrvergünstigungen an das Ausland eine unerträgliche Schädigung unseres Gewerbes. Wir richten daher an den hohen Reichstag die dringende Bitte: Derselbe wolle weiteren Handelsverträgen, soweit sie eine Herabsetzung der bestehenden Zölle enthalten, unbedingt seine Zustimmung versagen und auf eine Förderung auch der landwirthschaftlichen Ausfuhr Bedacht nehmen, damit die deutsche Landwirthschaft blühen könne zum Segen des gesammten Vaterlandes." - Für den neugegründeten Bund der deutschen Landwirthschaft wurde folgendes Programm aufgestellt: "Die deutsche Landwirthschaft ist das erste und bedeutendste Gewebe, die festeste Stütze des Reichs und der Einzelstaaten. Dieselben zu schützen und zu kräftigen ist unsere erste und ernsteste Aufgabe, weil durch das Blühen und Gedeihen der Landwirthschaft die Wohlfahrt aller anderen Berufszweige gesichert ist. Wir fordern daher: 1) genügenden Zollschutz für die Erzeugnisse der Landwirthschaft und deren Nebengewerbe, 2) deshalb keinerlei Ermäßigung der bestehenden Zolle, keine Handelsverträge mit Rußland und anderen Ländern, welche die Herabsetzung der deutschen landwirthschaftlichen Zölle zur Folge haben, und eine entsprechende Regelung unseres Verhältnisses mit Amerika, 3) Schonung der landwirthschaftlichen, besonders der bäuerlichen Nebengewerbe in steuerlicher Beziehung, 4) Absperrung der Vieheinfuhr aus seuchenverdächtigen Ländern, 5) Einführung der Doppelwährung als wirksamsten Schutz gegen den Rückgang des Preises der landwirthschaftlichen Erzeugnisse, 6) gesetzlich geregelte Vertretung der Landwirthschaft durch Bildung von Landwirthschaftskammern, 7) anderweite Regelung der Gesetzgebung über den Unterstützungswohnsitz, die Freizügigkeit und den Kontraktbruch der Arbeiter, 8) Revision der Arbeiterschutzgesetzgebung, Beseitigung des Markenzwanges und Verbilligung der Verwaltung, 9) schärfere staatliche Beaufsichtigung der Produktenbörse, um eine willkürliche Landwirthschaft und Consum schädigende Preisbildung zu verhindern, 10) Ausbildung des privaten und öffentlichen Rechts, auch der Verschuldungsformen des Grundbesitzes und der Heimstättengesetzgebung auf Grundlage des deutschen Rechtsbewußtseins, damit den Interessen von Grundbesitz und Landwirtschaft besser wie bisher genügt wird, 11) möglichste Entlastung der ländlichen Organe der Selbstverwaltung."


- Aus Wilhelmshaven wird über den Brand des Panzerschiffes "Kronprinz" weiter geschrieben: Der Brand an Bord des Panzerschiffes "Kronprinz" hat doch größeren Umfang angenommen, als sich anfänglich übersehen ließ. Der Schaden beläuft sich auf mindestens 100 000 Mark. Die Ursache des Brandes wird darauf zurückgeführt, daß in einer der Kammer, die zu einem Bureau während der an Bord vorgenommen großen Reparaturarbeiten eingerichtet war, ein Ofen von Arbeitern während der Mittagspause verheizt wurde und durch seine Glut die nahegelegenen Holzwände in Brand setzte. Das Feuer fand in den angrenzenden Schiffskammern reichliche Nahrung und pflanzte sich in außerordentlicher Schnelle fort, sodaß es erst bemerkt wurde, als der dicke Rauch aus den Fenstern quoll. Das ganze Schiff ist völlig ausgebrannt, und das Deck über dem betr. Theile eingestürzt. Die Glut war so mächtig, daß die von ihr erfaßten Metalltheile, Eisen, Messing, Blei, Glas zusammengeschmolzen sind und die eisernen Außenwände des Schiffes so heiß wurden, daß das Wasser der Spritzen verdampfte. Daß man trotzdem in so kurzer Zeit Herr des Feuers wurde, spricht für die vorzügliche Organisation der Feuerwehr und Löschmittel der kaiserl. Werft. Der Kaiser und Prinz Heinrich nahmen am Sonnabend vor ihrer Abreise den Brandschaden in Augenschein. Dieser in unserer Marine vereinzelt dastehende Fall ist um so bedauerlicher, als das Panzerschiff Kronprinz erst im vorigen Jahr mit nicht unbedeutenden Kosten gründlich ausgebessert und mit elektrischer Beleuchtung und Centralheizung versehen worden ist. Der "Kronprinz" ist nächst "Friedrich Karl" das älteste Schiff unserer Marine; er ist infolge seines Alters auch bereits aus der Liste der aktiven Kriegsfahrzeuge gestrichen worden, obwohl ihm noch eine längere Verwendung für Uebungszwecke in Aussicht stand. An eine Aufgabe des Schiffes wird die Marineverwaltung auch jetzt noch nicht denken.
- Auf amtliche Verfügung begann in Berlin der Gerichtschemiker Dr. Bein mit Revisionen der Verkaufsstellen für Weine etc. zunächst in einem westlichen Vororte Berlins. Die daselbst entnommenen Medizinalweine (Tokayerweine) welche für Kinder, Kranke und Rekonvaleszenten bestimmt sind, haben sich bei der im Laboratorium des Herrn Dr. Bein vorgenommenen Untersuchung sämtlich als gefälscht erwiesen. Dieselben sind in den meisten Fällen Gemische von Zuckerwasser und Sprit, hie und da unter Zusatz von Rosinenwein. Gegen die Händler ist das Strafverfahren eingeleitet worden.
- Der Papst celebrierte am Sonntag anläßlich seines Bischofsjubiläums die Messe, welcher mehr als 6000 Personen beiwohnten. Nach der Messe, welche um 11 1/2 Uhr beendigt war, ertheilte der Papst mit lauter Stimme den Segen. Das Aussehen des Papstes ist ein vorzügliches. Sowohl beim Betreten wie beim Verlassen der Kirche wurde der Papst enthusiastisch begrüßt.
- Handarbeiten der Großherzogin von Baden. Man schreibt aus Karlsruhe: Aufmerksamkeit verdient eine kleine schlichte Ausstellung, welche seit zwei Tagen in den Räumen der Karlsruher Frauenvereins=Kunststickereischule zu sehen ist. Ein kleiner Saal birgt 149 Produkte des Frauenfleißes mit den geringsten Mitteln aus verhältnißmäßig einfachem Material hergestellt und doch in zarten Farben und gefälligen Formen ausgeführt. Es sind allerlei Gegenstände des häuslichen Comforts aus verschiedenfarbiger Wolle auf einer sogenannten Bindenstrickmaschine verfertigt. Die hübschen zierlichen und zugleich praktischen Gegenstände sind

[ => Original lesen: 1893 Nr. 16 Seite 6]

Gewinne einer 5000 Loose (à 50 Pfg.) umfassenden Lotterie, deren Erträgniß zur Deckung des Jahresdefizits des Ludwig Wilhelm=Krankenheims bestimmt ist. Die Lotterie ist veranstaltet von der Großherzogin von Baden und alle Gewinne sind ihrer Hände Arbeit, entstanden in der kurzen Frist seit dem November vorigen Jahres.
- Der Papst hat wenige Tage vor seinem Bischofsjubiläum einen schweren Verlust erlitten. Sein Leibarzt, Dr. Ceccarelli, der stets in der Nähe des Papstes geweilt und dessen Lebensweise auf das Sorgfältigste geregelt hat, ist nach kurzer Krankheit gestorben.
- In Wien erfolgte am Sonnabend ohne jede Festlichkeit der erste Spatenstich am Bau der Wiener Stadtbahn.
- Ein schreckliches Verbrechen wurde soeben in Budweis entdeckt. Der Diener Wenzel Bild hat vor mehreren Jahren seine Gattin in einer dunklen feuchten Kammer eingesperrt. Sie wurde zum Skelett abgemagert, in Fetzen gehüllt, auf Stroh liegend, stumpfsinnig, halb blind und taub aufgefunden. Bild, der den natürlichen Tod der Gattin beabsichtigte, damit er wieder heiraten könne, ist dem Gerichte eingeliefert.
- Für die Schneeabfuhr in diesem Winter hat die Berliner Stadtgemeinde bisher nicht weniger als 695 088 Mk. ausgegeben; veranschlagt waren diese Kosten nur auf 288 000 Mk., so daß also über 400 000 Mk. mehr ausgegeben sind.
- Vom Dache eines Gemeindeschulgebäudes zu Berlin stürzte ein Schornsteinfegermeister auf die Straße hinab und blieb schwerverletzt liegen. Im St. Hedwigskrankenhause, wohin der Verunglückte gebracht wurde, wurden Arm= und Schenkelbrüche, eine Gehirnerschütterung und innere Verletzungen festgestellt.
- Man schreibt aus Regensburg: Der Jammer und die Noth der Ueberschwemmten ist unbeschreiblich Väter, Mütter, Kinder, Knechte und Mägde kauerten auf den Dächern der überschwemmten Häuser und warteten auf Hilfe. Die Bewohner der Regensburger Gegend sind schwer heimgesucht. In der Nacht zum Sonnabend hat sich der Eisstoß endlich in Bewegung gesetzt. Weichs, Schnabelweis und Tegernheim ragen wie Inseln aus dem Wasser hervor.
- Bei den Pulvertürmen gegenüber dem Wiener Centralfriedhof hat der Wachtposten einen älteren Soldaten, der auf wiederholten Anruf keine Antwort gegeben hatte, erschossen.
- Das "Deutsche Adelsblatt" hatte eine bevorstehende Verlobung des Reichskanzlers Grafen Caprivi verkündet. Diese Meldung wird soeben als unbegründet bezeichnet.
- Aus Deutsch=Südwest=Afrika ist eine gute Nachricht eingelaufen, insofern als die neueren eingehenden Untersuchungen nahe der Swakop=Mündung ergeben haben, daß die Verhältnisse dort zur Anlegung einer Landungsstelle für große Schiffe günstig sind. Darnach ist Aussicht vorhanden, den Zugang zu unserem Schutzgebiet von der britischen Walfischbai, die bisher als der einzige Hafen in jener Gegend galt, unabhängig zu machen.
- Den jugendlichen Mörder Paul Schmidt in Berlin hat man in einer Isolierzelle des Untersuchungsgefängnisses an Händen und Füßen gefesselt untergebracht. Nur beim Essen wird ihm die Sperrstange weggenommen. Die Voruntersuchung dürfte wenigstens Anfang März beendet sein. Zeugenvernehmungen werden in nur geringem Umfange erforderlich werden, da der Mörder das Geständnis vor dem Untersuchungsrichter voll wiederholt hat.
- In Danzig wurden bei einem vierjährigen Kinde, welches aus der Vorstadt Petershagen ins Stadtlazarett gebracht worden war, Menschenpocken festgestellt.
- In Lyck wurde am Freitag durch den Scharfrichter Fr. W. Reindel aus Magdeburg der Mörder Grusziewski aus Maschinen, der den dortigen Schneider und Holzhauer Ferdinand Hofer überfallen und ermordet hatte, hingerichtet.
- Die Klageschrift des Königs Milan gegen die "Frankfurter Zeitung" ist derselben nunmehr zugegangen. Sie lautet nicht, wie von anderer Seite gemeldet worden ist, auf Verläumdung, sonder lediglich auf Beleidigung.
- Am Sonntag Mittag ist in Berlin der Senior der Weltfirma S. Bleichröder, Gerson von Bleichröder, im Alter von 70 Jahren gestorben. Das von dem Verstorbenen hinterlassene Vermögen wird auf 100 Millionen Mk. geschätzt.
- In Rostock ist der Senator Brunnengräber, langjähriger Vorsitzender des deutschen Apothekevereins, gestorben.
- Einen grausigen Fang hat dieser Tage ein Fischer in Trier, der seine Netze aus der Mosel ziehen wollte, gemacht. Das außergewöhnlich schwere Netz konnte nur mit fremder Hülfe in den Nachen gebracht werden, wo man dann die Leiche eines seit mehreren Tagen vermißten Gefreiten des 20. Inf. Regts. aus den Maschen wickelte.
- Wie vom Rhein gemeldet wird, wurden in den letzten Tagen der verflossenen Woche auf mehreren Stationen viele Waggons Kartoffeln verladen, welche nach Antwerpen befördert und dort für Amerika verschifft werden. Meistens wird die Sorte magnum bonum verlangt. Amerika als Abnehmer unserer landwirthschaftlichen Produkte ist gewiß etwas Neues.
- Geflügelausstellung. Die Besucher der vom 18. - 21. Februar in Regensburg stattfindenden Geflügel= und Vogelausstellung werden vollständig überrascht sein. Die größten Geflügelhändler der Welt, Baily u. Sohn in London, stellen allein schon für mehr als 5000 Mk. Thiere aus, darunter Tauben das Paar zu 250 Mk. Ausländische Hühner werden ebenfalls viele zu sehen sein, und an Hühnern kann man wahre Prachtthiere finden.
- Aus landwirthschaftlichen Kreisen kommen lebhafte Klagen über das geringe Legen der Hühner trotz der milderen Witterung. Von fachmännischer Seite wird diese Erscheinung damit erklärt, daß die Hühner unter der furchtbaren Kälte gelitten und vielfach die Kämme erfroren haben. Die Wirkung dieses Hühnerstreiks zeigt sich in Gestalt von hohen Eierpreisen.
- Blumentopferde zu verbessern. Bekanntlich wird die Topferde leicht sehr fest, dadurch unzulänglich für die Luft und sauer. Infolge dessen mangelt es den Wurzeln an Luft zur Atmung, und die Pflanze kränkelt daran. Gutes Gegenmittel ist außer Beimischung von grobem Sand und einer ca. 2 cm starken Sandbedeckung der Zusatz von geriebenem, getrocknetem Moos und Holzkohlenpulver.
- Schuhwerk wasserdicht zu machen, 1 Liter gekochtes Leinöl, 124 Gramm Hammelfett, 45 Gr. Wachs und 30 Gramm Harz werden über einem Kohlenfeuer unter fleißigem Umrühren zusammen geschmolzen und mit einem Pinsel auf das zuvor gereinigte und getrocknete Schuhwerk warm aufgetragen. Das Leder bleibt dann lange Zeit geschmeidig.
- Die Pariser Damen verrussen gänzlich: jetzt legen sie wirklich russische Tracht an. Zum Neuesten des Neuen gehört, wie der "Vossischen Zeitung" geschrieben wird, ein Oberkleid, das dem Kittel der (von der 1889er Weltausstellung her bekannten) russischen Kellner so ähnlich sieht, wie ein Ei dem andern: Eine sackartige schwarze, bis ans Knie reichende Jacke, die sich unten ein wenig ausbreitet. Die weißen Aermel sind ebenfalls weit, jedoch nicht puffartig, sondern gleichmäßig bauschig. Vor der Hand sind meist nur schwarze Jacken dieser Art zu sehen. Daß zu einem so einfachen, faltenlosen Oberkleid auch das Unterkleid, der Rock mit dem Schoß, ebenfalls alles überflüssige Gebausche und Gefältel vermeiden muß, ist selbstverständlich. Das Russenthum der Pariserinnen könnte daher die nicht unwillkommene Wirkung haben, die weibliche Kleidung zu vereinfachen. Daß auch russische Leinwand= und sonstige Stickereien, Gold= und Bronzewaaren, überhaupt Erzeugnisse russischen Kunstgewerbes in Paris Anklang finden und nachgeahmt werden, ist schon mehrfach berichtet worden. Es dürfte das erste Mal sein, daß Rußland bezüglich des Geschmackes und der Mode einen solch' umfassenden Einfluß übt, wie jetzt.


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