No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Januar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 1]

                    Die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen des Hauswirths Renzow in Rodenberg ist erloschen.
                 Schönberg, den 9. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Nr. 34 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1892 enthält
        II. Abtheilung.

Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Formulare zu den nach den Gesetzen über die Krankenversicherung und die eingeschriebenen Hülfskassen zu liefernden Uebersichten und Rechnungsabschlüsse.


        Nr. 35 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
        II. Abtheilung.

Bekanntmachung, betreffend das Viehseuchen=Uebereinkommen mit Oesterreich=Ungarn.
      III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


        Nr.   1. des "Offenen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
          I. Abtheilung.

(1.) Verordnung, betreffend die Ermittelung des Ernteertrages sowie der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung.
        II. Abtheilung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der Königlich Preußischen Arznei=Taxe für das Jahr 1893.
(3.) Bekanntmachung, betreffend den Postauftrags=Verkehr mit Schweden.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Beförderung von Postanweisungen nach Bassa (Buchanan), Harper (Robertsport), Monrovia und Sinoe in Liberia.
(5.) Bekanntmachung, betreffend den Versand von Postpacketen nach Costa Rica.
      III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Der Kaiser ist am 11. Jan. Morgens 8 Uhr von Sigmaringen nach Karlsruhe abgereist und traf von dort Vormittags unerwartet in Strasburg ein und ließ sofort die Garnison alarmiren.
S. M. der Kaiser ist am Montag Nachmittag in Sigmaringen eingetroffen und daselbst von dem Fürsten von Hohenzollern, dem Thronfolger von Rumänien und den übrigen Mitgliedern des Fürstenhauses am Bahnhofe auf das herzlichste empfangen worden. Zwei Stunden zuvor war der König von Rumänien in Sigmaringen angekommen. Die Ziviltrauung des rumänischen Kronprinzen mit der Prinzessin Mary von Edinburg fand Dienstag Nachmittag zwei Uhr statt. Die kirchliche Trauung 2 Stunden später; sie wurde nur nach katholischem Ritus durch den Erzabt von Beuron vorgenommen. Der König von Württemberg hatte sich am Montag früh nach Ulm begeben, um dort den Kaiser auf seiner Durchreise nach Sigmaringen zu begrüßen. Der König, der sich zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Herzogs Albrecht von Württemberg nach Wien begeben wird, gedenkt von dort nach Berlin zu fahren, um dem Kaiser zum Geburtstag persönlich seine Glückwünsche darzubringen.
Das Krönungs= und Ordensfest wird am 15. Jan. im königl. Schloß zu Berlin gefeiert, um 11 Uhr ist Gala=Tafel im Weißen Saale.
Die Militär=Commission des Reichstages trat am 11. Januar Abends zu ihrer ersten Sitzung zusammen.
Bei der Parolenausgabe am Neujahrstage hat der Kaiser den Major v. Arnim vom 4. Garde=Reg. z. F. unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst=Lieutnant zum Flügeladjutanten ernannt. Diese Auszeichnung erscheint aus dem Grunde bemerkenswert, weil unter Leitung des genannten Offiziers bei dem 1. Bataillon des 4. Garderegiments der bekanntlich wohlgelungene Versuch mit der zweijährigen Dienstzeit gemacht worden ist.
Von Kopenhagener Blättern wird bestätigt, daß der König von Dänemark am 22. d. M. nach Berlin abreisen und bis zum 27. d. M. daselbst verweilen wird.
Dienstag waren die parlamentarischen Ferien zu Ende, der Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus nahmen gleichzeitig ihre Arbeiten wieder auf. Das öffentliche Interesse wird nach wie vor von der Militärvorlage beherrscht, um die nun wieder der Kampf auf parlamentarischem Schlachtfeld beginnen wird. Zunächst wird aus Anlaß der bekannten Neujahrs=Aeußerung des Kaisers noch immer das Thema von der Statthaftigkeit militärischer Opposition gegen die Vorlage erörtert. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat sich neuerdings über die Frage in einem längeren offiziösen Artikel geäußert, worin den Konservativen, von denen diese Opposition hauptsächlich ausgeht, eine barsche Vorlesung darüber gehalten wird, daß bei ihnen die unbedingte Unterordnung in militärischen Dingen nicht mehr zu finden sei. Im Grunde genommen hat man zu dieser Schärfe gar keine Ursache, denn, wie der konservative "Reichsbote" versichert, sind es nur die Bedenken wegen der Einführung der zweijährigen Dienstzeit, welche die konservative Partei mit ihrer Zustimmung zögern lassen.
Für den russischen Thronfolger hat sich schon wieder einmal eine Braut gefunden. Der Pariser "Figaro" meldet die bevorstehende Verlobung des Zarewitsch mit der Prinzessin Marguerite v. Orleans, der Tochter des Herzogs Chartres. Der Papst habe den Uebertritt zum orthodoxen Glauben genehmigt. Eine Schwester der Prinzessin Marguerite, die Prinzessin Marie ist mit dem Prinzen Waldemar von Dänemark verheiratet und somit die Schwägerin der Kaiserin von Rußland.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 2]

Dem Pariser Gaulois zufolge hatte Blondin ausgesagt, er habe 1886 und 1888 je eine halbe Million Franks von der Panama=Gesellschaft erhalten und diese vollständig an Baihaut ausgezahlt. Baihaut leugnet, während Fontane diese Aussage Blondins bestätigt. Einzelne Morgenblätter sprechen sich entschieden dagegen aus, einen der beschuldigten früheren Minister vor den Staatsgerichtshof zu bringen. Petite Republique meint, es wäre dies eine Parodie auf die Gerechtigkeit, man solle nur bedenken: Gouvier von Constant, Baihaut von Hébrard gerichtet. Die Commission stellt fest, daß Reinach behufs Vertheilung sieben Millionen von der Panama=Gesellschaft erhielt, und die Buchhaltung überdies einen Check von 300 000, einen Check von 500 000, einen Check von 750 000 Franks und eine ganze Anzahl anonymer Bons aufweist. Man befindet sich also einer runden Summe von zwölf Millionen gegenüber. Nimmt man an, daß die Bestecher die Hälfte als Provision behielten, so bleiben noch immer sechs Millionen. Da nun einflußreiche Deputirte sich mit 20 000 bis 26 000 Franks begnügten, so gelangt man durch eine einfache Division zur angegebenen Ziffer von 172 bestochener Parlamentarier.


Schönberg. Nach einer Tanzmusik in Rabensdorf am Sonntag wurden Knechte aus Torisdorf angegriffen und drei davon mit Messern und Steinen so arg zugerichtet, daß der eine nach Schönberg transportirt werden mußte, um ärztliche Hülfe in Anspruch zu nehmen; die beiden andern Knechte liegen schwer verletzt in Torisdorf. Gesellen und Lehrburschen von hier sind im Verdacht der Thäterschaft inhaftirt.
Schönberg. Der Prorector Dr. Juling von hier beging am 9. Januar in aller Stille den Tag, an welchem er vor 25 Jahren sein Lehramt begann.
Schönberg. Dem Vogt zu Hof Menzendorf wurden am 8. d. Morgens im Dunkeln, als er seine Wohnung, die er auf kurze Zeit verlassen hatte, betreten wollte, beim Oeffnen der Haustür ein Daumen und ein Zeigefinger abgeschossen. In dem Verdachte, den Schuß auf ihn abgefeuert zu haben, steht ein dortiger Tagelöhner, mit dem er verfeindet ist und der ihm schon früher gedroht hat. Dieser Tagelöhner ist verhaftet und in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß eingeliefert.
- Der Kaiser hat gelegentlich des Weihnachtsfestes auch die junge Königin Wilhelmine der Niederlande durch ein Geschenk erfreut. Dasselbe hat in 48 größeren Figuren bestanden, welche die bis ins Kleinste genaue Uniformirung der Gardekürassiere, resp. des 1. Garde=Regiments zu Fuß trugen.
- "Potztausend, kann man denn hier keinen Schritt und Tritt mehr machen, ohne daß die Polizei dabei sein muß? Machen Sie, daß Sie nach Hause kommen!" Mit dieser unwilligen Aeußerung begrüßte der Kaiser neulich zwei Schutzleute, welche vor der Kaserne des Leib=Garde=Husaren=Regiments angestellt waren, ohne daß sein Besuch vorher angemeldet wäre.
- Am Montag feierte der berühmte Kieler Chirurg, Friedrich v. Esmarch, seinen 70. Geburtstag.
- Die in Leipzig erscheinende "Illustrierte Zeitung" hat mit der jetzt erschienenen Nummer ihren 100. Band begonnen. Dieser Nummer ist die am 1. Juli 1843 erschienene Nr. 1 in getreuer Nachbildung beigelegt.
- In Posen wurde ein Feldwebel der dortigen Garnison verhaftet. Derselbe unterschlug 800 Mk., die an Soldaten adressiert waren, bez. an die Soldaten gerichteten Pakete (hauptsächlich die Weihnachtspakete) öffnete dieselben und nahm die Geldbeträge heraus.
- In Köln spielte ein Metzgerbursche in einer Wirthschaft mit einer Granate. In dem Glauben, daß das Geschoß nicht geladen sei, steckte er eine brennende Cigarre in dasselbe. Die Granate explodierte und zertrümmerte sämtliche Fensterscheiben, Flaschen und Gläser. 7 Personen wurden verwundet, besonders schwer der Metzgerbursche und der Wirth.
- Im Alter von 102 Jahren starb in Sworowo, Kreis Rawitsch, der Auszügler Stefan Zyto.
- In Manchester sind die Blattern ausgebrochen und zwar nimmt die Epidemie einen beunruhigenden Umfang an. Der Stadtrath hat beschlossen, ein besonderes Barackenhospital in einer Vorstadt zu errichten.
- In London hat es in der dritten Dezemberwoche 1892 nach den statistischen Erhebungen internierte Armee 61 585, auf freiem Fuß befindliche 35 383 gegebene für dieselbe Zeit des Jahres 1891 gelten die Ziffern 59 681, bezw. 33 791.
- Der ungarische Finanzminister Wekerle schloß am Freitag mit der Rothschild=Gruppe den Conversionsvertrag ab. Die Gruppe übernimmt zum Kurse von 91 über 500 Millionen Kronentitres der neuen aus Kronen lautenden Rente. Die Subskription wird noch in diesem Monat stattfinden. Die ungarische Creditbank erhielt an den ungarischen Geschäften eine Betheiligung von 12 Prozent, die übrigen ungarischen Banken und deren Consortien sind mit 25 Prozent betheiligt. Dieser Vertrag sichert dem ungarischen Staate ein jährl. Zinsenersparniß von 3,7 Millionen Gulden. Kapitalisirt entspricht dies eine Summe von 93,4 Millionen Gulden, also genau dem Betrage, dessen Ungarn für seinen Theil zur Durchführung der Valutareform bedarf.
- Im Kopenhagener Volkstheater fingen die Kleider von sieben Ballet=Tänzerinnen Feuer. Das eine der jungen Mädchen starb im Hospital, wohin es gebracht worden war, während die Uebrigen sich in der Besserung befinden.
- Nach Meldungen aus St. Petersburg mußte infolge kolossaler Schneeverwehungen der Verkehr auf den Bahnen Moskau=Kursk, Nikolajeff und der Baltischen Bahn vollständig eingestellt werden.
- Der Papst hat am Sonntag anläßlich seines Bischofsjubiläums 500 Kinder des Adels und der Bürgerschaft unter Begleitung ihrer Eltern empfangen. Die Kinder trugen Hymnen vor. Der Papst beschenkte jedes Kind mit einer Medaille und erteilte der Versammlung den Segen.


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Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Schulzen H. Oldörp zu Lockwisch gehörigen und daselbst sub Nr. I belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 21. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 21. März 1893
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalen und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 21. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Ansicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg belegenen Grundstücke des Fuhrmanns Mathias Köster allhier, als:

1. Das vor der Siemzerstraße sub Nr. 143 belegene Wohnhaus c. p. und
2. die an der Moorstraße zwischen Caließ und Dan. Grevesmühl belegene neue Wiese, Parcele Nr. 3 und 4,
- welche Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 28. Februar 1893
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hierdurch aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken owohl gegen den jetzigen, als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von oer Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. December 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. Januar 1893.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 7.

Am Sonnabend den 14. Jan. Morg. 10 Uhr sollen nachstehende Holzsortimente an Ort u. Stelle bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden:

Im Forstorte Steinort
am Ratzeburger See

  7 Rmtr. zäheschen Kluft und Olm.
93 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
50 Rmtr. buchen Olm.
30 Fuder buchen Pollholz.
  3 Rmtr. ellern Kluft.
  1 Fuder ellern Wadelholz III. Cl.
Käufer versammeln sich bei der Holzwärterei Römnitz.
Schönberg i. M., den 5. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 8.

Am Dienstag den 17. Januar Morg. 10 Uhr soll beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus den Palinger und Lauer Tannen.

  44 Rmtr. kiefern Kluft.
365 Rmtr. kiefern Knüppel.
112 Rmtr. kiefern Rodestämme.
    3 Fuder kiefern Schleetholz.
    6 Fuder kiefern Hopfenstangen pp.
Schönberg i. M. den 5. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Schutzbezirk Woitendorf,

am Montag den 16. Januar 1893 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

    6 Stück eichen Drümme zu Bau= und Nutzholz (mit Rinde.)
    6 Stück buchen Nutzholz=Drümme.
  50 Rmtr. buchen Kluftholz I. Kl.
100 Rmtr. buchen Kluftholz II. Kl.
  20 Rmtr. buchen Knüppelholz I. Kl.
100 Rmtr. buchen Ausschußholz.
495 Rmtr. buchen Buschholz.
    1 eschen Drumm.
351 Rmtr. birken Stangenholz III. Kl.
180 Rmtr. ellern Stangenholz II. Kl.
  60 Stück fichten Rundhölzer zu Bauholz.
    9 Rmtr. fichten Ausschuß.
  30 Rmtr. fichten Rodestämme.
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärtergehöft.
Vitense, den 6. Januar 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag den 22. Januar d. J.
von 8 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 7. Januar 1893.                          
                                                    Das Directorium.


Hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich mich in Carlow als Hebamme niedergelassen habe, und da ich mich auf ein gutes Prüfungszeugniß berufen kann, empfehle mich in vorkommenden Fällen ganz ergebenst mit der Zusicherung sorgsamster, freundlicher Diensteleistung.

                                                    Frau Emma Holst,
                                                    geb. Robrahn.

Wohnhaft bei Ww. Busch, Carlow.


Vieh-Versicherungs-Gesellschaft
a. G. Plau i. M.

Allen Interessenten hierdurch zur gefl. Mittheilung, daß wir mit Neujahr noch keine Nachprämien zu erheben brauchen.

                                                    Die Direction.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 16. bis 28. d. M., statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner.


1 bis 3000 Mark

werden als erste Hypothek zum Antoni=Termin gesucht.
Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Geldgesuch.

Gesucht werden noch zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen u. städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld: 12 000 M. als erste Hypothek in eine Landstelle, 3 Posten von 5000 Mark, sowie verschiedene kleinere Posten zur Hypothek oder gegen anderweitige Sicherheit durch

                                                    J. P. Maass,
                                                    vor der Marien=Straße Nr. 46.


Suche zu Ostern dieses Jahres einen
Lehrling.
                                                    Georg Bernhöft.
                                                    Tischlermeister.


Ein neuer                          
Einspänner-Schlitten
für 2 Personen steht preiswürdig zu verkaufen bei
                                                    P. Ehmke,
                                                    Stellmachermeister.


25 Fuder Ellernholz
hat abzugeben                                                    A. Ahrendt,
                                                                              Gr. Siemz.


Erbsen,
welche gut zu brechen, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 4]

Optische Brillen gut u. billig bei H. Brüchmann.


Gesucht zu Ostern
ein Kindermädchen
von                                                    Frau Actuar Breuel.
                                                           Schönberg.


Briefmarken und Couverts
der Jahrgänge 1850-65 kauft
                                                    H. Sauer, Anclam
                                                    in Pommern.


Spehr's Hotel.
Sonnabend, den 14. Januar
Populärer Vortrag
für Damen und Herren
des
Schriftstellers Dr. Albert Kordesch aus Laibach.
~~~~~~~

Programm:
I.
                 Land und Leute, Sitten und Gebräuche in den Donaufürstenthümern, eigene Erlebnisse von Dr. A. Kordesch.
II.
                 Treu bis in den Tod, eine historische Erzählung von Dr. A. Kordesch.
III.
                 Brasilianische Zustände, meine eigenen Erlebnisse während der Revolution von Dr. A. Kordesch.

Anfang 8 Uhr Abends.
Entrée à Person 60 Pfennig.
Zwischen jedem Theile tritt ein kleine Pause ein.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag d. 15. Januar 1893
Nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.

          Tagesordnung:
1. Beschluß über die Feier des Geburtstages Se. Majestät des Kaisers.
2. Bericht über die Sitzung am 11. December in Neustrelitz und Beschlußfassung diese Angelegenheit betreffend.
3. Geschäftsbericht und Mittheilung über den Vermögensstand des Vereins, Kassenrevision.
4. Beschlußfassung, betreffend die Abänderung des §. 29 der Vereinsstatuten.
5. Besprechung und Beschluß über einen, Mittfasten d. J. abzuhaltenden Vereinsball mit oder ohne Theateraufführung.
6. Vorstandswahl gemäß §. 14 der Vereinsstatuten.
7. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Sämmtliche Mitglieder des Arbeitgebervereins für das Fürstenthum Ratzeburg werden zu einer

außerordentlichen General-Versammlung
am Mittwoch den 18. Januar d. J. Vormittags 11 Uhr

im Gastwirth Boye'schen Locale hierdurch ergebenst eingeladen.
          Berathungsgegenstand:

Beschlußfassung über die sofortige Einrichtung eines Nachweisungs=Bureaus für Dienst= und Arbeitsuchende.

                                                    Der Vorstand.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlung
am Dienstag den 17. Januar Abends 8 Uhr
im Boye'schen Locale.
Vortrag des Gewerbeschuldirektors Lange-Lübeck über:
"Die Zukunft des Handwerks und der Kleinindustrie".
Gäste werden hiermit freundlichst geladen.
                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag den 15. Januar
Ausspielen von geräucherten

Mettwürsten auf meinem Billard.
Anfang 3 Uhr.

Ausschank von Bockbier,
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    J. Böckmann,
                                                    Gastwirth.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 15. Januar 1893
Tanzmusik.


Gefunden

auf der Chaussee am Israelsdorfer Holz eine Pflugschaar, die der sich ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionskosten abholen kann beim Vogt Brockmüller auf Bauhof Schönberg.


Am 6. Januar a. c. verloren beim Schlittenfahren ein

Damenhut

(rother Sammet mit schwarzen Federn) auf der Chaussè von Schönberg nach Schlutup. Gegen gute Belohnung abzuliefern bei Herrn Rentier R. Dreyer, Oldesloe, Salinenstr.


Am Montag den 9. d. M. Abends 5 1/2 Uhr entschlief nach langen, schweren Leiden unsere liebe Mutter, die Altentheilerin

Ww. Ollrogge
aus Gr. Bünsdorf.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen
                                                    J. Ollrogge E. Sager.

Die Beerdigung findet am Freitag den 13. d. M. Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Heute Morgen 10 Uhr starb nach kurzer Krankheit unser Onkel und Bruder

Hans Ollrogge

im 80. Lebensjahre, was wir seinen Verwandten und Bekannten hiedurch anzeigen.
Schönberg, den 12. Januar 1893.

                                                    J. Oldörp und Frau.
                                                    Anna Oldörp geb. Ollrogge.

Beerdigung Dienstag Nachm. 2 Uhr auf dem alten Kirchhof.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. Januar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 55-57 M., Sauen 42-52 M., Kälber 85-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 2.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. Januar 1893.


- Der Minister der öffentlichen Arbeiten in Preußen hat angeordnet, daß für eine Anzahl bisher gebräuchlicher Fremdausdrücke im Eisenbahnwesen für den amtlichen Verkehr in Zukunft einheitliche deutsche Bezeichnungen zur Anwendung kommen sollen. So soll es heißen: Vollspurbahn statt Bahn mit normaler Spurweite, Nebeneisenbahn oder Nebenbahn statt Bahn untergeordneter Bedeutung (Sekundärbahn), Grundstellung statt Normalstellung (der Weichen), Merkzeichen statt Markierzeichen, Uebergänge in Schienenhöhe statt Niveauübergänge, Schranke statt Barriere, Bahnsteig statt Perron, Umgrenzung des lichten Raumes statt Normalprofil des lichten Raumes, Sonderzüge statt Extrazüge, Gefahrsignal statt Allarmsignal, Signalarm statt Telegraphenarm oder Signalflügel, Signalmast statt Telegraph. Außerdem wird in den amtlichen Erlassen des Eisenbahnministeriums schon seit längerer Zeit regelmäßig das Wort Abtheilung statt des früher gebräuchlichen Ausdrucks Kupé angewandt. An Stelle der bisherigen Schreibweise "Geleis" endlich soll die Form "Gleis" treten.
- Unter den Hochzeitsgeschenken, welche für die Prinzessin Marie von Edinburgh in Sigmaringen eingetroffen sind, erregt ein ebenso kostbarer als künstlerisch ausgeführter Brotkorb Aufsehen, den die Exkaiserin Eugenie gesandt hat. - Die Gabe der Königin von England besteht in einem echten indischen Shawl, einer Menge irischer Leinwand und schottischer Spitzen, sowie in einem werthvollen Brillantschmuck.
- Eine Aenderung der Poststunden an Sonntagen ist in Sicht. Der "Kaufmänn. Presse" zufolge beabsichtigt die Postverwaltung nämlich zur weiteren Ausführung des Gesetzes über die Sonntagsruhe und Aenderung der Dienststunden der Postanstalten an den Sonn= und Feiertagen einzuführen. Danach sollen die Schalterfenster für den Verkehr mit dem Publikum geöffnet sein im Sommer von 7-9 Uhr vormittags, im Winter von 8 bis 9 Uhr vormittags und stets von 11-1 Uhr mittags, während in den Abendstunden die Schalter vollständig geschlossen bleiben sollen. Hierüber läßt die Postbehörde soeben Erhebungen anstellen. Durch die geplante Neueinrichtung könnte besonders der Telegraphendienst möglicherweise eine Beeinträchtigung erleiden. Vielleicht gelingt es aber, diese Bedenken etwa dadurch zu beseitigen, daß es den Postämtern ermöglicht wird, durch ohnehin im innern Dienst beschäftigte Beamte Telegramme zu jeder Zeit anzunehmen und zu befördern.
- Ein erschütternder Vorgang hat sich am Sonntag in der Nähe von Potsdam zugetragen Der 16jährige Sohn des Gutsbesitzers H., ein Gymnasiast, hat sich von seinem kleineren Bruder erschießen lassen. Auf seinem Stuhle sitzend, richtete er selbst die Mündung des Gewehres nach seinem Herzen und ließ dann den sechsjährigen Bruder das Gewehr abdrücken. Er war auf der Stelle todt. Elterliche, nur zu gerechtfertigte Ermahnungen haben anscheinend den entsetzlichen Entschluß in ihm zur Reife gebracht.
- Jeder Arzt weiß, welcher Mangel an guten und gebildeten Krankenpflegerinnen nicht allein in außergewöhnlichen Zeiten besonderer Heimsuchungen, sondern auch schon in normalen Tagen allenthalben besteht. Aus dem Viktoriakrankenhaus für Krankenpflege zu Berlin, welches unter dem Protektorat der Kaiserin Friedrich steht, und einen Weltruf sich erworben hat - wie u. A. auch die Thätigkeit der Schwestern im Auslande beweist - hat sich nun eine Anzahl erprobter und erfahrener Schwestern zur Begründung einer eigenen Schwestern=Station für Privatkrankenflege abgezweigt. Diese Schwestern=Station befindet sich Berlin W., Nettelbeckstraße 20, und hat jetzt ihre Thätigkeit begonnen. Anfragen und Wünsche sind nach dortzurichten. Auch außerhalb Berlins wird Pflege übernommen.
- Der neubegründete Schneeschuhlaufclub hat das Tempelhofer Feld als sein Uebungsterrain auserwählt. Man hofft, daß der interessante Sport sich in Berlin bald einbürgern wird.
- Eine neue Art von Gigerln hat der jetzige Winter in Berlin gezeitigt, die "Eisgigerl". Sie zeichnen sich durch eine besondere eissportliche Kleidung aus: spitze, womöglich recht weit hinaufreichende, oft mit Pelz oder Krimmer besetzte Schnürstiefel, wollene, tüchtig auswattirte Wadenstrümpfe, Kniehosen, kurzes Jacket, Krimmer oder Pelzmütze und dito Kragen, das ist die Kleidung der neuen Gigerln. Selbstverständlich besitzen sie die neusten und elegantesten Sport=Kunstlauf=Schlittschuhe, mit denen sie die unmöglichsten Figuren auszuüben versuchen, was dem Laien vielleicht Bewunderung, dem Kenner aber Grauen einflößt. Einige andere Gigerln sieht man in weiten, englischen, aufgekrempelten Hosen, weit ausgeschnittenem Rock und Weste und dem unvermeidlichen Cylinder die Eisbahnen unsicher machen. Letztere sehen noch weit komischer aus, als die "Eissportgigerln".
- Bei den "höheren Töchtern". In einem der ersten, im Westen Berlins gelegenen "Institut für junge Damen", - wie die neueste Lesart für die bisherige private höheren Töchterschule lautet - ereignete sich jüngst bei Gelegenheit des Geschichtsunterrichts der zweiten Klasse folgender ergötzliche Vorfall. Der Lehrer, ein schon älterer erfahrener Herr, hat den Aufstand der Tiroler im Jahre 1809 zu seinem Vortrage gewählt und seinen aufmerksamen Zöglingen soeben in schwungvollen Worten die Heldengestalt des kühnen Sandwirths Andreas Hofer vor die Seele geführt, dabei erwähnend, daß sich auch die zeitgenössische Dichtung des tiroler Nationalhelden bemächtigt habe. Er führt dabei das Lied an, "Als der Sandwirth von Passeyer" und fragt seine sehr aufmerksamen Zuhörerinnen, ob das Lied der einen oder anderen vielleicht bekannt sei. Da erhebt sich ein niedlicher Backfisch von 13 Jahren, das Töchterchen eines hohen Marineoffiziers, und erklärt: "Ja wohl, Herr . . . ich kenne das Lied, Papa singt es öfter." "Singt es?" fragt verwundert der Lehrer die Tochter des Seehelden, "nun bitte, tragen Sie einmal vor." - Und das junge Dämchen stellt sich in Positur, schaut stolz um sich und beginnt:
            "Als der Sandwirth von Passeyer
            Insbruck hatte eingenommen
            Ließ er sich ein Dutzend Eier
            Und ein Dutzend Schnäpse kommen
Der Lehrer sperrt bei dieser Parodie Mund und Ohren auf und die übrigen Schülerinnen wissen nicht, was für Gesichter sie dazu machen sollen, aber die kleine graziöse Deklamateuse fährt unentwegt fort
            Machte darauf eine Mischung
            Schlürft sie mit Behagen ein - -
Hier verließ sie ihr Gedächtniß; sie sinnt einen Moment nach, dann schreit sie, jubelnd, daß sie ihn gefunden, den Schluß dem starr blickenden Lehrer entgegen
    - - - Seitdem nennt man diese Mischung
    In ganz Deutschland Knickebein!"
Das verlegene Gesicht des Lehrers, den Jubel der übrigen "jungen Damen" zu beschreiben, ist unmöglich, ich weiß nur, daß mein eigenes Töchterchen, daß dem Vorgange mit beigewohnt, mit hochrothem Gesicht und glänzenden Augen mir denselben erzählte und die beiden Strophen des Liedes, dessen ich mich aus meiner "Blüthezeit" sehr wohl erinnere, mit unnachahmlicher Grazie wiedergab. Sie hat dabei ein Talent zum Auswendiglernen entwickelt, das mir bisher an ihr fremd war.
- Die Stadtverordneten Magdeburgs haben 10 000 Mark zur Gewährung von Frühstück an arme Schulkinder bewilligt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 4 Seite 6]

- Ein Held von 1870. In dem Dörfchen Forsthart in Niederbayern lebt, wie die "Allgemeine Zeitung" einem Blatte dortiger Gegend entnimmt, trotz seiner vielen und schweren Verwundungen bis zum heutigen Tag noch der Mann, welchem es gelungen ist, in der Schlacht bei Wörth den ersten feindlichen Adler zu erbeuten. Derselbe hatte aber damals nicht den Muth, aus den Reihen des aufgestellten Regiments auszutreten, als der betreffende Regimentskommandeur denjenigen Mann, der diesen Adler erobert hatte, aufforderte, falls er noch am Leben sei, herauszutreten und den wohlverdienten Lohn in Empfang zu nehmen; es waren nämlich 8000 Gulden daraufgesetzt. Auf stetes Drängen seiner Freunde wandte er sich nun mit einem Bittgesuch an das Kriegsministerium und dieses ordnete eine Untersuchung durch das kgl. Bezirksamt Vilshofen an.
- Eine gesegnete Familie. Daß die brasilianische Erde fruchtbar und die Volksvermehrung in Brasilien eine ziemlich schnell fortschreitende ist, gehört zu den bekannten Thatsachen. Aber eine Vermehrung, wie sie die Familie Schneider in Bom Jardin aufzuweisen vermag, übersteigt alles bisher Dagewesene und verdiente historisch festgestellt und auf der Chicagoer Weltausstellung mit der goldenen Medaille prämiirt zu werden. Die Nachkommenschaft des im Jahre 1829 eingewanderten Peter Schneider aus Neu=Vorweiler bei Saarlouis beläuft sich heute auf die stattliche Zahl 682 (Sechshundert zweiundachtzig) lebende Personen. Aus einem einzigen Ehepaare sind in der Zeit von 7 Jahrzehnten so viele geworden, daß sie für sich allein eine ansehnliche Kolonie bilden.
- Eine außergewöhnlich strenge Kälte läßt die Einstellung des Schiffverkehrs in Schleswigs Häfen befürchten. Nordseehäfen und die Schlei sind bereits vollständig gesperrt.
- In Pinneberg wurde vor einigen Tagen das Kriegerdenkmal gepfändet, nachdem schon der Platz vor dem Rathhause zum Standorte ausersehen und behufs Aufstellung des Monumentes bestens hergerichtet war, auch das Denkmal bereits an Ort und Stelle geschafft war; nur die Aufstellung und feierliche Enthüllung stand noch bevor. Als Grund der Pfändung wird angegeben, daß zwischen dem Lieferanten des Denkmals und den betheiligten Pinneberger Kreisen, also muthmaßlich dem Denkmalskomité. Differenzen betreffs der Geldfrage entstanden sind. Sobald Ersterer sein Geld erhalten hat, wird das Denkmal wieder freigegeben werden. Jedenfalls wird das versiegelte Denkmal eine eigenartige Erinnerung bleiben.
- In Bruch bei Recklinghausen lieferten sich zwei Trupps Italiener und Deutsche eine förmliche Schlacht. Ein deutscher Bergarbeiter wurde erstochen, vier sind schwer verletzt und drei Passanten leicht verwundet. Die Italiener, von denen sechs Theilnehmer verhaftet sind, hatten auf Neckereien hin den Kampf begonnen.
- In Frankfurt starb hochbetagt eine Frau, deren Namen vor Jahrzehnten in Berlin und fast täglich in den Inseratenspalten der Zeitungen zu finden und in Aller Munde war: Marianne Grimmert, die erste "Spezialistin" in der Kunst der Beseitigung der Hühneraugen und ihrer Pein.
- Die städtische Sparkasse in Mannheim ist in der Lage, aus ihren vorjährigen Ueberschüssen dem Budget der Stadt die Summe von 92 400 M. überweisen zu können, was für die städtischen Finanzen sehr erfreulich ist. Die Sparkasse konnte im Vorjahre Nichts an die Stadtkasse abführen, da sie die Ueberschüsse aus dem Jahre 1891 zur Deckung von Cursverlusten für in ihrem Besitze befindliche Werthpapiere brauchte.
- Die schönsten Waldungen im bayerischen Wald verfallen zur Zeit der Abholzung. Ganze Komplexe von Waldungen sind dem Verkaufe unterstellt. So etablirt sich nahe bei Waldkirchen bei Bernhardtsberg eine Dampfsäge, welche den umstehenden Bäumen den Garaus machen wird. Die bewaldeten Höhen werden bald nackt emporstarren. Den Bauern mag wohl aus dem Holzverkaufe viel Geld zufließen, allein die Zukunft wird lehren, daß der Schaden größer ist als der Nutzen.
- Der Dampfer "Teutonic" überbringt weitere Einzelheiten über die gefahrvolle Fahrt des Norddeutschen Lloyddampfers "Saale" aus Southampton nach New=York. Die "Saale" war zwölf Tage unterwegs und die Passagiere waren die ganze Zeit auf die Cajüten angewiesen. Das Deck war mit einer fußdicken Eiskruste überzogen und die Mannschaften waren mehrfach über 36 Stunden im Dienst auf dem eisigen Deck gewesen; verschiedene waren zu Fall gekommen und verletzt worden. Kapitän Ringk erklärte, daß der Sturm und Kälte so heftig gewesen wären, wie er sie niemals zuvor erlebt habe.
- Tolle Fahrt eines Viergespanns. Eine tolle Fahrt hat kürzlich in Hirschberg i. Schl. ein Viergespann der Grafen Matuschka mit deren Wagen gemacht. Die Herren waren Freitag früh, als noch dichte Finsternis herrschte, im Viergespann von Schloß Bechau, Kreis Neisse, aufgebrochen und zum Bahnhof Borsdorf kutschiert, um mit dem Frühzuge eine Reise anzutreten. Der Kutscher war den Herren beim Einsteigen behilflich gewesen und hatte ihnen ihr Gepäck in das Kupee gereicht. Als er sich zu seinem Gespann zurückbegab, waren - so erzählt der "Hirschb. Anz." - Wagen und Pferde verschwunden. Die Spuren der Wagenräder führten vom Bahnhofe nicht auf die Landstraße, sondern querfeldein, durch einen breiten Wassergraben hindurch und dann über Sturzäcker, Wiesen und Felder hinweg in der Richtung nach Friedewalde zu. Die Pferde waren mutmaßlich vor dem Geräusch des heranbrausenden Eisenbahnzuges gescheut und hatten in wilder Flucht das Weite gesucht. Vor Friedewalde führt die Eisenbahn durch einen Hohlweg hindurch, der ungefähr die Höhe eines Zimmers hat und an den Rädern steil abfällt. Diesen Abhang rasten die Pferde mit dem Wagen herunter, kamen unverletzt auf dem Bahndamm an, machten auf demselben Kehrt und eilten zwischen den Schienen nach Borsdorf zurück. Ein an der Strecke stationierter Bahnwärter sah die beiden Laternen des Wagens auf der Bahnstrecke auf sich zu kommen, er glaubte eine Lokomotive nahe und gab, weil dieselbe nicht vorschriftsmäßig angemeldet war, das Haltesignal. Wie erschrack er aber, als, wie die wilde Jagd, das Gespann an ihm vorbeibrauste und im Dunkel der Nacht verschwand. Erst kurz vor Borsdorf gelang es einem Bahnmeister, der mit einer Anzahl Arbeiter auf der Strecke Schienen auswechselte, die dampfenden Rosse anzuhalten und sie mit dem Wagen sicher nach Borsdorf hereinzuführen. Damit hatte die tolle Fahrt ihr Ende erreicht. Das Wunderbarste ist, daß weder dem Wagen, noch einem der vier Pferde auch nur der kleinste Unfall zugestoßen ist.
- Eine niedliche Geschichte kann aus Rheinhessen erzählt werden. Eine größere Hochzeit wurde durch Anwesenheit eines reichen amerikanischen Onkels verherrlicht. Aus bestimmten Gründen wollte man den alten Herrn in den sehr vorgerückten Abendstunden nicht allein zu seinem Gasthaus zurückkehren lassen, weshalb der junge Ehemann mit der angenehmen Aufgabe betraut wurde, den Onkel zu begleiten. Leider hatte der Kutscher bereits ein oder auch mehrere Gläschen über den Durst getrunken, so daß er auf seinem erhabenen Sitz einschlief. Auch Neffe und Onkel in der Equipage ruhten bald in Morpheus Armen und die führerlosen Pferde nahmen ihren Weg statt ins Gasthaus zum heimatlichen Stall. Beim Herannnahen des Fuhrwerks öffnete die Kutscherfrau schnell das Thor, versorgte die Pferde und hatte große Mühe, den Gatten vom Kutscherbock herab und ins warme Bett zu bringen. Unterdessen warteten die junge Frau und die Hochzeitsgäste mit großer Ungeduld auf die Rückkehr des jungen Ehegemahls; Stunde um Stunde verrann, Niemand kam. Voll dunkler Ahnungen schickte man ins Hotel, fragte in anderen Wirthschaften nach, ließ bei dem Kutscher nachfragen; Niemand konnte über den Verbleib der Gesuchten Auskunft geben. Endlich gegen Tagesanbruch entdeckte man die schmerzlich Vermißten, selig schlafend, in den Polstern der geschlossenen Kutsche zur großen Freude der Hochzeitsgäste und zur noch größeren der jungen Ehefrau, die vorher nur mühsam die Thränen hatte zurückhalten können.
- Die Stadt Konstanz beschloß die Aufhebung des Schulgeldes; nunmehr haben sich sämmtliche größere Städte Badens für die Aufhebung des Schulgeldes der Volksschulen entschieden.


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