No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Januar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 1]

Kaiser Wilhelm hat am Donnerstag Abend Karlsruhe wieder verlassen. Ihm zu Ehren hatte am Donnerstag Mittag im Schlosse ein Frühstück stattgefunden. Die Abfahrt erfolgte unter brausenden Hochrufen der trotz der grimmigen Kälte auf dem Bahnhofe versammelten Menge.
Der Kaiser, welcher, wie bereits gemeldet, am Mittwoch Nachmittag bei seiner Ankunft in Straßburg die dortige Garnison alarmieren ließ, kehrte gegen 5 Uhr an der Spitze des 138. Inf.=Regts vom Polygon in die Stadt zurück. Trotz der starken Kälte hatte sich in den Straßen eine dichtgedrängte Volksmenge angesammelt, welche den Kaiser jubelnd begrüßte. Der Kaiser begab sich nach dem Palais des Statthalters, woselbst abends die Frau Fürstin Hohenlohe in Abwesenheit des bei seinem erkrankten Bruder, dem Herzog von Ratibor, weilenden Statthalters zu Ehren des Kaisers ein Abendessen veranstaltete, an dem etwa 25 Personen Theil nahmen. Der Kaiser beauftragte den Staatssekretär von Puttkammer, der Straßburger Bevölkerung für den ihm bei seinem unerwarteten Eintreffen bereiteten herzlichen Empfang seinen herzlichsten Dank aus zusprechen. Der Kaiser, welcher im Hofzuge übernachtete, ist Donnerstag Morgen nach Karlsruhe gereist, wo am Bahnhof der Großherzog und die Prinzen zu seinem Empfang anwesend waren. Die in Aussicht genommene Truppenübung bei Etlingen war wegen des inzwischen eingetretenen Glatteises abgesagt worden.
Die Trauung des Prinzen Thronfolgers von Rumänien mit der Prinzessin Maria von Edinburg fand, wie wir schon kurz meldeten, Dienstag nachmittag 4 Uhr, in der katholischen Kirche in Sigmaringen statt. Den Trauakt vollzog der Ortspfarrer, die Weiherede hielt der Erzabt Placidus vom Kloster Beuron. In dem Trauzuge führte der Kaiser die Herzogin von Edinburg. Um 7 Uhr abends fand im fürstlichen Schlosse ein großes Festmahl statt. Der Fürst von Hohenzollern, der bei demselben den ersten Trinkspruch ausbrachte, dankte zunächst dem Kaiser, der als oberster Chef des Hauses Hohenzollern dem Vermählungsfeste durch sein Erscheinen die höchste Weihe verliehen habe, sprach alsdann den Vertretern der Königin von England, des Kaisers von Rußland und den übrigen Vertretern der fremden Fürstlichkeiten seinen Dank aus und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser und die übrigen hochfürstlichen Vertreter. König Karl von Rumänien betonte hierauf in warmen Worten, wie das rumänische Volk diesen Tag in freudigster Weise feiere. Die Grüße desselben tönten von der Donaumündung herüber nach Sigmaringen. Die Gefühle seines Volkes und zugleich des eigenen Herzens wolle er zum Ausdruck bringen, indem er das Brautpaar hochleben lasse. Der Herzog von Edinburg trank sodann auf das Wohl der Eltern des Bräutigams.
Die Rede des Grafen Caprivi in der Militär=Commission des Reichstages wird in Wiener und Pester Zeitungen äußerst zustimmend besprochen. Man erblickt in der Rede eine hochpolitische Kundgebung. Auch in Paris hat die Rede den tiefsten Eindruck gemacht. Die Blätter protestiren gegen die darin enthaltenen Anspielungen betreffs der Möglichkeit einer Diktatur in Frankreich.
Der Kronprinz von Rußland soll am 21. d. in Berlin eintreffen und wird derselbe am Geburtstage Kaiser Wilhelms noch in Berlin sein.
Die Nothstands=Interpellation der Sozialdemokraten, die am Donnerstag im Reichstag zur Verhandlung gekommen ist, trifft recht merkwürdig mit dem Bergarbeiter=Ausstand zusammen. In ihrer Interpellation wollen die Sozialdemokraten glauben machen, es sei ein großer, allgemeiner Nothstand, eine drückende Arbeitslosigkeit vorhanden, welche das schleunige Eingreifen mit öffentlichen Mitteln erfordere, und gleichzeitig legen Tausende von Arbeitern, die in durchaus befriedigenden Verhältnissen lebten, die Arbeit nieder, indem sie sich und viele andere Arbeiter in Fabriken, die auf große Kohlenvorräte angewiesen sind, brotlos machen. So ist es nachgerade geworden: geht es den Arbeitern gut, so stellen sie aus Uebermuth die Arbeit ein, geht es ihnen schlecht, so rufen sie die allgemeine Mildthätigkeit und die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln an. Nicht des Lebens bittere Noth, welche die Abwehr rechtfertigt, hat diesen Streik hervorgerufen, sondern sozialdemokratische Aufhetzung und Ansprüche, die sich einfach über die wirthschaftlichen Möglichkeiten hinwegsetzen. Dementsprechend muß die Antwort lauten, die den Sozialdemokraten im Reichstag zu Theil wird.
Nach der "Vossischen Zeitung" wird sich das geplante Reichsseuchengesetz auf alle gefährlichen Krankheiten beziehen und die zu ihrer Abwehr und Bekämpfung erforderliche Vorschriften enthalten. Dazu gehören
1. die Regulierung der Anzeigepflicht, 2. Abwehrmaßregeln gegen das Ausland, als Grenzsperren, Beschränkung des Grenzverkehrs durch Einfuhrverbote, Quarantänevorschriften, 3. Schutzmaßregeln im Inlande, als Bekanntmachung der Krankheit, Isolierung der Kranken und Desinfektion, Ausfuhrbeschränkung, Verbot von Märkten, Versammlungen, Schulbesuch etc., Beschränkung einzelner Gewerbebetriebe sowie des Verkehrs mit gewissen Nahrungs= und Genußmitteln, Vorschriften über Beerdigung und Leichenbeförderung, 4. Regelung der Entschädigungspflicht für das aus Anlaß der Seuchengefahr vernichtete oder beschädigte Privateigenthum, 5. Strafbestimmungen.
Prinz Ferdinand von Rumänien erhielt den Schwarzen Adlerorden und der Herzog von Edinburg wird künftig als Admiral à la Suite der Marine geführt.
Mit einem Defizit von etwa 58 Millionen M. schließt der preußische Staatshaushaltsetat für 1893/94 ab, welcher am Donnerstag dem Landtag vorgelegt wird.
Auch in Württemberg ist, wie die Thronrede des Königs zur Eröffnung des Landtages bekundet, die Finanzlage nicht günstig. Eine Erhöhung der

[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 2]

Landessteuer zur Deckung der Mehrausgabe sei notwendig.
Die große Rede, welche Graf Caprivi am Mittwoch in der Militärcommission des Reichstags über die militärische und politische Lage in Europa gehalten hat, gilt allgemein für ein wichtiges Ereigniß, das von allen Blättern, je nach ihrer Parteileitung, lebhaft erörtert wird. Im Allgemeinen gewinnt es nicht den Anschein, als ob sich die Aussichten der Militärvorlage durch die Ausführungen des Reichskanzlers wesentlich geändert hätten. Graf Caprivi hat mit der ihm eigenen Offenheit seine Ansicht dargelegt, daß Deutschland ernsten Gefahren gegenüberstehe und sich in dieser Lage, unbeschadet des Vertrauens zu unseren Bundesgenossen, in erster Reihe auf sich selbst verlassen müsse. Die Bedenken, welche die Militärvorlage in wirthschaftlicher Beziehung hervorruft und die ihr die meisten Gegner geschaffen haben, sind jedoch in keiner Weise entkräftet worden. Auch ist in der Rede des Reichskanzlers an keiner Stelle die Geneigtheit zur Einschränkung der Forderungen hervorgetreten. Die Entschiedenheit, mit der betont wurde, die Regierung lege den größten Werth auf die Annahme der Vorlage, sie könne für den Fortbestand des gegenwärtigen Zustand der Wehrkraft dem Land gegenüber die Verantwortung nicht tragen, läßt vielmehr keinen Zweifel darüber bestehen, daß wir mit der Möglichkeit der äußersten Kraftprobe, der Auflösung des Reichstags, mehr denn je zu rechnen haben.
In Prag tobte seit einiger Zeit wieder ein heftiger Nationalitätenstreit, weil sowohl Deutsche wie Tschechen auf der neu erbauten Kaserne die Aufschrift jede in ihrer Sprache an die erste Stelle gesetzt haben wollten. Dieser Streit ist nun durch den Prager Stadtrath beigelegt worden. Derselbe hat beschlossen, daß die neu erbaute Kaserne ohne jede Aufschrift an die Militärverwaltung übergeben werden soll, weil das Landesverteidigungs=Ministerium darauf bestanden hat, daß die deutsche Aufschrift an erster Stelle der Kaserne anzubringen sei. Das Deutsche ist bekanntlich die Armeesprache.
Zu dem endlosen Kapitel russischer Vergewaltigung in den Ostseeprovinzen wird aus Riga wieder der Erlaß einer Verordnung angemeldet, wonach sämtliche Erziehungs= und Lehranstalten, welche Zöglinge im Alter von über 8 Jahren aufnehmen, in den baltischen Provinzen unter das Ministerium der Volksaufklärung zu stellen sind, beziehungsweise in denselben die russische Unterrichtssprache einzuführen ist, soweit solches nicht bereits geschehen ist.


- Schönberg. Am Donnerstag d. 12. d. Mt. gab Herr Musikdirektor Müller aus Wismar mit seiner Kapelle im Saale des Herrn Boye hierselbst sein II. Abonnements=Konzert, welches gut besucht war. Es ist wohl kein Konzertbesucher unbefriedigt nach Hause gegangen, Herr Hopfe spielte das Solo für Violine sehr brav, und auch alle anderen Nummern des reichhaltigen Programms wurden gut zu Gehör gebracht. Wir hoffen, daß Herr Musikdirektor Müller solche Konzerte im nächsten Winter wiederholt.
- Wegen Landesverraths ist in Oldesloe der Eisenbahnassistent Fuchs durch Berliner Kriminalbeamte verhaftet worden. Er wird beschuldigt, ein Staatsgeheimniß an eine auswärtige Macht preisgegeben zu haben. Die "Kölner Zeitung" meldet darüber: Fuchs soll während seiner Militärzeit als Artillerist zwei Patentzünder entwendet und einen derselben einer ausländischen, wie es heißt, der holländischen Regierung zum Kauf angeboten haben. Die ausländische Regierung setzte von diesem Angebot den deutschen Consul zu Amsterdam in Kenntniß, und dieser berichtete über den Vorfall nach Berlin, was zur Folge hatte, daß mehrere Berliner Kriminalpolizisten nach Oldesloe sich begaben, um den Fuchs des versuchten Landesverraths an Ort und Stelle zu überführen. Durch äußerst geschicktes Manövrieren gelang es den erwähnten Beamten, bei Fuchs, den sie zu sich ins Hotel kommen ließen, den Glauben zu erwecken, daß sie diejenigen Persönlichkeiten seien, mit denen er sich wegen Verkaufs des Zünders in Verbindung gesetzt hatte. Nachdem er auf die an ihn gerichteten Fragen die gewünschte Auskunft gegeben hatte, wurde endlich der Handel abgeschlossen. Die Goldstücke, wie es heißt, 1000 Mark, wurden ihm auf den Tisch gezählt er fertigte eine Quittung aus, unterschrieb dieselbe, und im Begriff, die vor ihm liegende Geldsumme einzustreichen, wurde er plötzlich durch den Ruf: "Sie sind verhaftet!" aus aller Fassung gebracht. Er hatte hierauf auf dem Amtsgericht hieselbst mehrere Verhöre zu bestehen und befindet sich gegenwärtig im Gefängniß hinter Schloß und Riegel.
- Nach Bestimmung des Kaisers wird die Trauung des Prinzen Friedrich Karl von Hessen mit der Prinzessin Margarethe der Generalsuperintendent Dryander vollziehen.
- Herzog Alfred von Edinburg, der am 10. ds. Mts. als Admiral á la suite der deutschen Marine gestellt worden, ist der Bruder des Prinzen von Wales und der Kaiserin Friedrich und 1844 geboren. Außer ihm stehen á la suite der deutschen Marine der Kaiser von Rußland, der König von Schweden und der Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich. Der Herzog von Edinburg bekleidet in der englischen Marine den Rang eines Admirals und Ehrenobersten der Artillerie und Infanterie der königlichen Marine, in der russischen Marine steht er á la suite der 2. Flottenequipage des schwarzen Meeres, in der deutschen Armee ist er seit langen Jahren General und wird á la suite des thüringischen Infanterie=Regiment Nr. 95 geführt. Aus Anlaß der Auszeichnung hatten in Wilhelmshaven die Kriegsschiffe Flaggengala angelegt.
Vor der Strafkammer in Insterburg hatte sich ein Schulknabe wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Er schoß mit einem Tesching nach einer Scheibe; dabei traf eine Kugel eine Frau so unglücklich ins Rückgrat, daß der Tod eintrat. Der Knabe wurde zu einer Woche Gefängnis verurtheilt.
- Ein Theil der Martinischen Pulverfabrik in St. Ingbert, wo gestreikt wurde, ist infolge einer Explosion in die Luft geflogen. Zwei Arbeiter wurden schwer verletzt.
- In Trier wurde in dem Prozesse gegen den Pfarrer Stöck, welcher der Entführung eines Kindes angeklagt ist, sowie gegen die Mutter des Kindes, die Witwe Ludwig, das Urtheil publiziert. Beide Angeklagte wurden freigesprochen, die Kosten wurden der Staatskasse zur Last gelegt.
- Aus der Bukowina wird berichtet, daß dort Wölfe in großer Zahl in die Dörfer kommen und bedeutende Schäden anrichten. In Gurahumora wurde der Arbeiter Wasyl Munteana von Wölfen aufgefressen. Man fand bloß die Stiefel des Unglücklichen vor.
- In Paris gab die plötzliche Ankunft des Kaisers in Straßburg Anlaß zu den unglaublichsten Gerüchten.
- Der Londoner Gerichtshofs welcher sich mit der Abwickelung von Ehescheidungs= und Testaments=Prozessen beschäftigt und dessen Sitzungen, wie bekannt, öffentlich sind, wird in der nächsten Session in über 170 Ehescheidungsprozessen zu entscheiden haben.
- Nach der "Post" werden der König von Sachsen und der König von Dänemark am 22. d. M. in Berlin eintreffen, um an den Vermählungsfeierlichkeiten Theil zu nehmen.
- Ueber den Besuch des Kaisers in Straßburg wird jetzt von dort berichtet: Der Besuch war eine völlige Ueberraschung. Selbst die Herren der kaiserlichen Umgebung erfuhren erst in Appenweier von diesem Plan und sollen nicht wenig erstaunt gewesen sein, als der Zug sich statt nach Karlsruhe in der Richtung nach Straßburg bewegte. Da die Reise gleich von Sigmaringen aus erfolgte, waren auch die Pferde mit dem Zuge befördert, so daß die "Ueberraschung" noch weniger Schwierigkeiten bot. Während der Flügeladjutant Hauptmann von Jacobi, der früher in Straßburg als Student dem Corps der Pfälzer angehört hatte, sogleich mit der Droschke zum Generalcommando fuhr, von wo aus dann der Hauptwache der Befehl zum Allarm zuging, bestieg der Kaiser vor dem Bahnhofe das Pferd und ritt in Begleitung des Flügeladjutanten Major von Scholl und unter der kundigen Führung eines am Bahnhofe zufällig anwesenden Einjährig=Freiwilligen vom sächsischen Infanterie=Regiment

[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 3]

Nr. 105 durch die Stadt an der Hauptwache vorbei, wurde erst dort erkannt, dann aber mit begeisterten Jubelrufen begrüßt. Bei einem kurzen Besuche im Militärlazareth ließ sich der Kaiser das ärztlich= und Beamtenpersonal vorstellen und ritt darauf nach dem Exercierplatz Poligon auf glattem, eisbedecktem Wege. Der commandirende General von Blume hatte sich dort bereits mit dem Stabschef Oberstlieutenant Jonas eingefunden, als der Kaiser mit dem 15. Feld=Artillerie=Regiment, das ihn im Trabe eingeholt hatte, unter Musikklängen anlangte. Dann trafen die Ulanen ein und nach und nach alle Truppen der Garnison in voller Stärke und in kürzester Zeit. Der Kaiser nahm Anlaß, hierüber seine besondere Befriedigung auszusprechen, indem er auf die durch das Glatteis entstandenen Bodenschwierigkeiten besonders hinwies. Nachdem der Vorbeimarsch abgenommen, kehrte der Kaiser an der Spitze des 138. Infanterie=Regiments nach der Stadt zurück. Als der Kaiser um 5 Uhr vor dem Statthalterpalais erschien, wurde daselbst die Kaiserstandarte aufgehißt. Nachdem der Kaiser sich für einige Stunden zurückgezogen hatte, um etwas zu ruhen und die Kleider zu wechseln, erschien er um 7 Uhr 30 Min. im Speisesaal. Um 8 Uhr 40 M. hob der Kaiser die Tafel auf und hielt dann im Nebensaal, wo der Caffee genommen, noch einstündigen Cercle. Der Kaiser zeigte sich überaus munter und heiter. Nach 9 1/2 Uhr begab sich der Kaiser zu Wagen nach dem Bahnhofe, um im Salonwagen zu übernachten. Ein Piquet von 18 Mann unter Führung eines Lieutenants bildete die kaiserliche Wache.


Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Großkäthner Heinrich Lange in Ziethen gehörigen und daselbst sub Nr. VII. belegenen Halbstelle c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf

Dienstag den 7. Februar 1893,
Vormittags 11 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag den 7. März 1893,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Gründe o. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag den 7. Februar 1893,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus. Dem Sequester, dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermin zu erscheinen, so wie innerhalb acht Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 11. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    M. Wienck.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrift sub Nr. 15e belegene Wohnhaus c. p. des Maurergesellen Peter Arndt allhier ein Hypothekenbuch niegergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 14. März 1893,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. Dezember 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Gr. Bünsdorf sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Hansen, Catharina geb. Renzow, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an dieser Vollstelle zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 6. März 1893
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. December 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der zu Lockwisch sub Nr. III belegenen Vollstelle des geisteskranken Hauswirths Heinrich Maack daselbst auf

Dienstag den 17. Januar d. Js.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzte Termin wird hiermit vorläufig wieder ausgesetzt.
Schönberg i/Meckl. den 12. Januar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    E. Breuel, Act.


Gewerbe-Verein.
Die auf Dienstag den 17. Januar Abends 8 Uhr
im Boye'schen Localeangekündigte
Hauptversammlung
in der der Gewerbeschuldirektors Lange aus Lübeck einen Vortrag über:
"Die Zukunft des Handwerks und der Kleinindustrie" halten wird, kann erst am
Dienstag, den 24. d. M.
stattfinden, da Herr Lange behindert ist, früher zu kommen.
Gäste werden hiermit freundlichst geladen.
                                                    Der Vorstand.


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag den 22. Januar d. J.
von 8 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 7. Januar 1893.                          
                                                    Das Directorium.


1 bis 3000 Mark

werden als erste Hypothek zum Antoni=Termin gesucht.
Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


25 - 30 Tausend
guten getrockneten Torf
ist zu verkaufen bei                                                    
                                                    J. Greiff.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 4]

Optische Brillen gut u. billig bei H. Brüchmann.


Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.
Spar- und Kapital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1) gegen Sparbücher der Bank mit 3 1/2 %,
2) gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit 3 1/2, 3 u. 2 %,
3) im Baar=Conto=Corrent mit 2 %
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep, Stadtsecretair.


Sämmtliche Mitglieder des Arbeitgebervereins für das Fürstenthum Ratzeburg werden zu einer

außerordentlichen General-Versammlung
am Mittwoch den 18. Januar d. J. Vormittags 11 Uhr

im Gastwirth Boye'schen Locale hierdurch ergebenst eingeladen.
          Berathungsgegenstand:

Beschlußfassung über die sofortige Einrichtung eines Nachweisungs=Bureaus für Dienst= und Arbeitsuchende.

                                                    Der Vorstand.


Vieh-Versicherungs-Gesellschaft
a. G. Plau i. M.

Allen Interessenten hierdurch zur gefl. Mittheilung, daß wir mit Neujahr noch keine Nachprämien zu erheben brauchen.

                                                    Die Direction.


Hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich mich in Carlow als Hebamme niedergelassen habe, und da ich mich auf ein gutes Prüfungszeugniß berufen kann, empfehle mich in vorkommenden Fällen ganz ergebenst mit der Zusicherung sorgsamster, freundlicher Diensteleistung.

                                                    Frau Emma Holst,
                                                    geb. Robrahn.

Wohnhaft bei Ww. Busch, Carlow.


Geldgesuch.

Gesucht werden noch zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen u. städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld: 12 000 M. als erste Hypothek in eine Landstelle, 3 Posten von 5000 Mark, sowie verschiedene kleinere Posten zur Hypothek oder gegen anderweitige Sicherheit durch

                                                    J. P. Maass,
                                                    vor der Marien=Straße Nr. 46.


Suche zu Ostern dieses Jahres einen
Lehrling.
                                                    Georg Bernhöft.
                                                    Tischlermeister.


Gefunden ist am Sonntag Abend vom Schulhause bis zum Bahnhof eine Taschenuhr. Der rechtmäßige Eigenthümer kann dieselbe gegen Erstattung der Insertionskosten in Empfang nehmen bei

Schönberg.                                                      Otto Greve,
Siemzerstraße Nr. 166.


Ein neuer                          
Einspänner-Schlitten
für 2 Personen steht preiswürdig zu verkaufen bei
                                                    P. Ehmke,
                                                    Stellmachermeister.


25 Fuder Ellernholz
hat abzugeben                                                    A. Ahrendt,
                                                                              Gr. Siemz.


Echte reinwollene Kleiderstoffe

liefert von alten Abfällen von Strümpfen, sowie Jacken, Tuche, Unterzeug u. dergl. von 1-4 Meter, à M. von 65 Pf. bis 1 M. 85 Pf. Herren= und Kinderstoffe von M. 2.70-7.25 per Meter. Auswahl von neuesten u. verschiedensten Mustern bei

Hinterstr. 75.                                                      J. Voss,
Tuchmachermeister.


Erbsen,
welche gut zu brechen, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Wegen Erkrankung der jetzigen suche ich möglichst sofort eine

saubere Köchin,

die schon als solche gedient hat.

Schönberg i. M.                                                      Frau von Oertzen,
geb. von Fabrice.


Gesucht zu Ostern
ein Kindermädchen
von                                                    Frau Actuar Breuel.
                                                           Schönberg.


Briefmarken und Couverts
der Jahrgänge 1850-65 kauft
                                                    H. Sauer, Anclam
                                                    in Pommern.


Die auf Mittwoch den 18. d. Mts. angesetzte Fremden=Vorstellung für die Abonnenten der Abtheilung I (Tannhäuser) ist bis auf weiteres hinausgeschoben.
Schwerin, den 16. Januar 1893.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 55-57 M., Sauen 42-52 M., Kälber 85-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Januar 1893.


- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht folgende Reichsgerichtsentscheidung: Die kaufmännische Empfehlung einer Person als kreditwürdig, obgleich der Empfehlende Umstände kennt, welche ihm selbst und Andern die Kreditwürdigkeit desselben bedenklich zu machen geeignet sind, macht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 19. Oktober 1892, den Empfehlenden durch die Verschweigung dieser Umstände für den durch die unrichtige Empfehlung verursachten Schaden haftbar.
- Als Nachfolger Windscheids ist Professor Hölder von Erlangen nach Leipzig berufen und hat den Ruf angenommen. Sein Nachfolger ist der junge Prof. Kipp aus Kiel.
- Nach dem neusten Jahresbericht des königl. sächsischen Landes=Medicinalkollegiums giebt es in Sachsen unter 654 Aerzten 126 Naturheilkundige.
- Die Vorbereitungen zur Gründung einer Universität in Wales nehmen jetzt eine festere Gestalt an. Es ist im Prinzip entschieden, daß Frauen, sowie Männer zu allen Prüfungen Zutritt haben sollen.
- Das Vermögen des Reichs=Waisenhauses in Lahr beträgt nunmehr 306 805 Mark. An Weinachtsgaben sind in dem letzten Jahr 928,36 Mk. eingegangen. Eine Wohltäterin hat der Anstalt 5000 Mark zugewendet.
- In Paris starb 95jährig der ehemalige Küchenchef André Cazeneuve, der seine Laufbahn als Küchengehilfe und dann als Koch Blüchers begonnen hat.
-In Darmstadt brachten zahlreiche Abgeordnete bei der 2. Kammer einen Gesetzentwurf auf Einführung der fakultativen Feuerbestattung ein.
- Von dem Leib=Grenadier=Regiment in Karlsruhe sind neuerdings 4 Mann an der Genickstarre erkrankt. Man beabsichtigt, wenn der Gesundheitszustand sich nicht bessert, sämtliche Mannschaften zu beurlauben. In den nächsten Tagen trifft eine Militärkommission von Berlin zur Untersuchung der Kaserne ein.
- Die bestdotierte Pfarrstelle des Herzogthums Braunschweig, die in Gr. Dahlum, ist erledigt; das Einkommen derselben beläuft sich auf mehr als 12 000 Mark. Die Stelle ist den braunschweigischen Geistlichen nicht zugänglich, da sie von Hannover (Oberpräsident von Bennigsen) aus besetzt wird.
- Daß sich die leitenden Kreise mit der Frage der Zulassung von Frauen zum ärztlichen Studium beschäftigen, ist aus einem Erlaß des Ministers Dr. Bosse, den dieser an die Regierungen und den Polizeipräsidenten von Berlin gerichtet hat, ersichtlich. In diesem Erlaß heißt es u. A.: "Es ist mir von Interesse, festgestellt zu sehen, ob und in welchem Umfang im dortigen Verwaltungsbezirk die Heilkunst von Frauen gewerblich ausgeübt wird, unter welcher Bezeichnung dies geschieht und welche Erfahrungen bisher an diesen "Aerztinnen" in medizinischer Hinsicht und auf sozialem Gebiet gemacht worden sind."
- In keinem Lande dürfte es weniger Familiennamen geben als in Dänemark; wenn nicht die schon vor Jahrhunderten und seitdem eingewanderten Fremden, hauptsächlich Deutsche, einige Vermehrung gebracht hätten, so gäbe es ihrer nur wenige Dutzend; ein Uebelstand der von den Dänen selber sehr beklagt wird, so daß wiederholt Vorschläge zu einem allgemeinen Namenwechsel gemacht worden sind. Ein sprechendes Beispiel liefert das Kopenhagener Adreßbuch. Es füllt darin der Name Hansen nicht weniger als 34 1/2 Spalten, Petersen 32 Spalten, Jensen 30, Andresen 16, Rasmussen 12, Sörensen 9, Madsen 7 Spalten u. s. w. Briefschreibern nach Kopenhagen ist daher dringend zu empfehlen, die genauste Adresse anzugeben mit Straße, Hausnummer und Treppenzahl, da es vorkommen kann, daß in einem großen Hause 3 oder 4 Familien desselben Namens wohnen.
- Infolge der andauernden Kälte brechen in Ungarn fortgesetzt Raubtiere in die Dörfer ein. In Aspod schleppte ein Wolf ein 4jähriges Kind fort und zerriß dasselbe, ohne daß die Einwohner es zu retten vermochten.
- Der 1892er ist doch ein Teufelskerl! so schreibt man von der Mosel. Den Gasthofsbesitzern bringt er so feste Kunden ins Haus, daß es besonderer Vorkehrungen bedarf, um sie wieder aus dem Hause zu schaffen. Allnächtlich muß ein gastlicher Wirth in Z. seine Kutscher aus den Betten holen, um die Mühseligbeladenen nach ihren Behausungen befördern zu lassen. Und so ist es nicht nur an einem Ort und nicht nur in einem Gasthof. Ein unanfechtbares Zeugniß für die männerüberwindende Kraft des 1892ers aber giebt die nachstehende wortgetreu wiedergegebene amtliche Bekanntmachung: "Um dem voraussichtlich zu erwartenden nächtlichen Unfug in Folge der Wirkung des 92er p. p. mit aller Entschiedenheit entgegen zu treten, wird hiermit die gesetzlich festgesetzte Feierabendstunde 11 Uhr in Erinnerung gebracht. Merl an der Mosel. Der Gemeindevorsteher."
- In einer Herberge in Konitz feierte am 9. Januar ein 78jähriger "reisender Handwerker" sein 60jähriges Wanderjubiläum. Der Mann hat seit seinem 18. Lebensjahre nie gearbeitet, sondern stets bettelnd ganz Deutschland und andere Länder durchzogen. Der "Jubilar," welcher mehrere Sprachen spricht, ist noch sehr rüstig.
- Zwei amerikanische Zweiradfahrer, die Herren Schachtleben und Allen, die jetzt den asiatischen Kontinent auf ihren Maschinen - zum ersten Male in der Geschichte des Zweiradfahrens - durchquert haben, langten im Laufe der Woche von Tientsin kommend in Shanghai an, wo die Abenteurer von dem General=Gouverneur Li Hungtschang in Audienz empfangen wurden, der sich sehr angelegentlich über ihre Reise erkundigte. Die beiden Herren begaben sich von dort nach Nagasaki, um von dort aus nach Tokio per Zweirad zu reisen. Von Japan geht es nach Südamerika, um durch Chile, Argentinien, Brasilien und Central=Amerika wieder nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika bis nach New=York zu gelangen.
- In der Domkirche in Salzburg fand man in der letzten Zeit täglich in der Frühe das "Ewige Licht" ausgebrannt. Man vermutete, daß der Meßner das Oel, anstatt es einzufüllen, für seine Zwecke verwende, und wollte ihn trotz seiner Unschuldsbeteuerungen entlassen. Schließlich prüfte man die Sache doch noch einmal, und der Domdechant setzte sich unbemerkt in einen Stuhl des Presbyteriums. Wie erstaunte er aber, als etwa um 10 Uhr eine gewaltige Ratte an dem Seile, woran die Ampel hängt, herunterkletterte, das Oel im Nu aussoff, und wieder in ihre Dachboden=Residenz zurückkehrte.
- Der Ausbruch des Aetna, der gegen Mitte Juli vorigen Jahres begonnen und mit Ende jenes Monats seinen Höhepunkt bereits überschritten hatte, zeichnete sich, Meldungen aus Sizilien zufolge, vor anderen derartigen Erscheinungen dadurch aus, daß er ungewöhnlich lange Zeit brauchte, um vollständig zur Ruhe zu kommen. In mäßigem Umfange und ohne weiteren Schaden anzurichten währte der Lavaausfluß durch den ganzen Herbst und den Anfang des Winters, bis er am letztverflossenen 29. Dezbr. erlosch. Wo bis dahin das unterirdische Feuer gelodert hatte, breitet sich jetzt ein dichtes, stilles Schneefeld aus, der Vulcan hat sich mit dem alten Jahre wieder zur Ruhe begeben. Die Dauer des Ausbruchs übertrifft mit ihren 173 Tagen alle anderen Ausbrüche dieses Jahrhunderts mit Ausnahme eines einzigen, desjenigen von 1812, der gerade ein halbes Jahr lang währte.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 5 Seite 6]

- In der Bundesstadt Bern (Schweiz) angeschlagene Plakate fordern das Publikum auf, keine französischen Waaren mehr zu kaufen, die französischen Handelsreisenden nicht mehr zu empfangen und mit denjenigen schweizerischen Handelsleuten ihre Verbindungen abzubrechen, die weiterhin französische Erzeugnisse zum Verkauf bringen sollten.
- Der Verkauf des 92er Breitungen Tabaks hat begonnen. Ein großer Tabaksfabrikant aus Westfalen hat bereits ca. 1000 Zentner zum Preise von 24 M. pro Zentner angekauft, wählend die dort. Händler sich noch ruhig verhalten. Man schätzt die gesamte 92er Ernte (aus den Ortschaften Alten=, Frauen= und Herrenbreitungen nebst umliegenden Gehöften) auf ca. 6000 Zentner, was also bei dem bis jetzt erzielten Verkaufspreise von 24 Mark pro Zentner eine Gesammtsumme von ca. 150 000 M. ergeben würde. Der Tabaksbau ist also immer noch lohnend und ernährt bei richtiger sorgfältiger Behandlung seinen Mann.
- Die berliner Weihnachtsbäume. Wie die "Nat.=Ztg." ausgerechnet hat, sind nach Berlin rund 300 000 Weihnachtsbäume gekommen, von denen kaum einer weniger als eine Mark kostete, viele aber mehr. Dazu ebenso viel Dutzend Lichte, die nicht weniger als 50 Pfg. kosten, und mindestens ebenso viel für sonstigen Schmuck. 1 Million Mark sei also das wenigste, was Berlin für die Weihnachtsbäume gebraucht hat.
- Man hat's ja. 14 000 Rbl. für eine Kranken=Visite soll der bekannte Prof. G. A. Sacharjin bekommen haben. Er wurde, wie Kiewer Blätter berichten, aus Moskau mit seinem Assistenten auf ein Gut im Kreise Skwira zu der kranken Frau des Gutsbesitzers Tereschtschenko eingeladen und soll bei freier Reise, Kost, Logis etc. für die Visite 14 000 Rbl. bares Geld erhalten haben. Seinem Assistenten wurden 2000 Rbl. verabfolgt. Daß Herr Tereschtschenko übrigens Geld im Ueberfluß hat, beweist auch schon der Umstand, daß er nach der ärztlichen Visite die Arznei aus Kiew per Extrazug abholen ließ.
- Aus Konstantinopel theilt man mit, daß in der Nacht auf den Freitag Eveddi Pascha in einer dunklen Seitengasse am Hafen tot aufgefunden wurde. Der Unglückliche war augenscheinlich durch Dolchstiche ermordet worden. Sein Geld und seine Werthsachen fehlen. Als des Mordes verdächtig erschienen zwei Circassierinnen, welche man tags zuvor in Begleitung des Pascha erblickt hatte. Es gelang, der beiden auf einem Dampfer habhaft zu werden, welcher im Begriff stand nach Alexandria abzufahren. Die Werthsachen des Ermordeten fand man bei ihnen. Als die Mörderinnen verhaftet werden sollten, entriß sich die eine den Polizisten und sprang ins Meer, wo sie ertrank.
- Für das Hochzeitsmahl in Sigmaringen hatte eine Berliner Kunst=Anstalt die künstlerisch ausgestattete Speisekarte geliefert. Es ist ein großes, in heiteren Farben gehaltene Doppelblatt, Die Außenseite trägt eine portalartige Einrahmung, aus der sich das Schloß Hohenzollern mit seinen alterthümlichen Zinnen auf einer grünen Anhöhe erhebt. Oben ist das hohenzollernsche und rumänische Wappen angebracht, unten links ist das englische Königswappen von Orangenblüten umrahmt; rechts rankt sich ein blühender Myrthenzweig an der Säule empor, und um seine Blätter schlingen sich flatternde Bänder, auf denen zu lesen ist: Ferdinand - Marie - 1893. Die Innenseite enthält nur die Anfangsbuchstaben der Namen des jungen Paares und darunter sind handschriftlich die lukullischen Festgerichte verzeichnet.
- Im Mailänder Gerichtssaale gab es vor 2 Tagen einen heillosen Skandal. Vier Anarchisten sollten, weil sie einen Polizei=Kommissar überfallen hatten, verurtheilt werden. Der Saal war von Anarchisten angefüllt, welche plötzlich gegen die Richter schwere Steine zu werfen begannen. Der Staatsanwalt ward am Kopf gestreift, ein Gerichtsdiener an der Hand verwundet. Ein ungeheuer Tumult erhob sich. Carabinieri verhafteten augenblicklich mehrere Attentäter, der Haupturheber des Attentats ward sofort zu 2 Jahren und 3 Monaten Gefängnis verurtheilt.
- Die Nachkommenschaft der Stuarts ist mit dem am Sonntag nahe bei Rom eingetretenen Tode der Lady Castell Stuart erloschen.
- Aus Victorie (Brit. Columbien) wird berichtet: Nach Empfang der Nachricht, daß 3 weiße Männer und eine indianische Frau in Cap Barry ermordet worden, begab sich eine Anzahl von Bürgern aus Wrangel dorthin. Bei ihrer Ankunft fanden sie das Dorf verlassen, die der That verdächtigen Indianer waren nach den Wäldern geflüchtet. Die Körper der Getödteten waren furchtbar verstümmelt, ihre Köpfe waren vom Rumpfe getrennt und auf Stangen gesteckt, um welche die Indianer wilde Tänze ausgeführt hatten.
- Neue Blitzzüge zwischen Berlin und Köln, die voraussichtlich bis Paris weitergeführt werden sollen, werden seit einigen Tagen erprobt. Die Einrichtung der neuen Züge ist in sofern von den bisherigen abweichend, als ein Durchgang durch alle Wagen hergestellt ist. An den Seiten befinden sich die Abtheilungen 1. und 2. Klasse. Die eine Reihe ist für Raucher, die andere für Nichtraucher bestimmt. Hinter dem ersten Personenwagen liegt die Küche, von wo aus die Mitfahrenden in ihren Abtheilungen auf besonderen Tischen bewirthet werden. Die Schnelligkeit der Züge ist gegen früher gesteigert. Die Fahrt von Berlin bis Köln dauert künftig nur 9 Stunden.
- Durch Wölfe von jedem Außenverkehr abgeschlossen ist bei der strengen Kälte zur Zeit die russische Stadt Tykhrin im Gouvernement Nowgorod. Die hungrigen Bestien umkreisen die Stadt in großen Trupps und dringen nicht selten bis ins Innere derselben vor, alles kleine Getier, Hunde und selbst Kinder mit sich nehmend. Die Bewohner Tikhrins wagen nicht anders als bis an die Zähne bewaffnet vor die Thür zu treten. Der Gouverneur der Provinz hat ein Bataillon Infanterie, eine Sotnie Kosaken und 300 Jäger zur Ausrottung und Verjagung der Raubthiere entsandt.
- Die Gänsezucht kann lohnender sein als jeder andere Zweig der Geflügelzucht. Bei guter Fütterung wird die Gans in den Marschländern 8-9, ja selbst 10-15 Kilo schwer. Nicht Tausende, nein Millionen gehen für ihr Fleisch und ihre Federn ins Ausland, die dem Vaterlande erhalten bleiben könnten. Ihre Züchtung und Mastung würde der einträchlichste Zweig der Geflügelzucht werden, wenn man derselben so viel Beachtung als der Hühnerzucht schenken würde. Man darf nicht denken, Gänsezucht könne nur in wasserreichen Gegenden, besonders in den nördlich gelegenen Ländern betrieben werden; dem ist nicht so. Die Thiere begnügen sich auch mit gewöhnlichen Feldwiesen, Feldern und trockenen Höfen, wenn für das nötige Wasser gesorgt wird.
- Das Spinnrad im englischen Salon. In den Salons der englischen Aristokratie ist das Spinnrad wieder zu Ehren gelangt. Während es meist allerdings nur unter anderen nutzlosen Spielereien als Zierrat prangt, haben sich doch auch viele Damen die Mühe genommen, spinnen zu lernen. Verschiedene der großen Londoner Medeläden sind der Lernbegierde ihrer Kundinnen bereitwilligst entgegengekommen und haben extra Spinnkurse eingerichtet. Man kann jetzt dort manche große Dame eifrig bemüht sehen, das Rädlein schnurren zu lassen, um Flachs oder Wolle in Fäden zu drehen. Im englischen Landhause ist das Spinnen übrigens nie ganz ausgestorben.
- In Arad hat sich ein schönes 20jähriges Mädchen Namens Antonie Hoenisch eine Stunde vor ihrer Trauung vergiftet. Die Selbstmörderin, welche die unselige That mit dem Myrtenkranz auf dem Kopfe vollzogen hat, war in heftiger Leidenschaft zu einem Schauspieler entbrannt.
- Von einem Haufen Säcke begraben wurden vor einigen Tagen 4 Arbeiter und der Pförtner einer Oelmühle zu Marseille, die damit beschäftigt waren, die angekommenen Oelfrüchte in einem Magazin aufzustapeln. Der schlecht aufgeschichtete Stapel kam ins Wanken und stürzte über den fünf Personen zusammen, ehe sie sich dessen versahen. Nach Wegräumung der ca. 200 heruntergestürzten Säcke fand man drei der Verschütteten tot, zwei schwer verwundet.


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