No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Juli
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das dritte Bataillon des 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76

am 26. d. M. und am 1. und 2. k. Mts.

Schießübungen mit scharfen Patronen auf der Palinger Heide abhalten wird.
            Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch eine Postenkette abgesperrt bezw. durch Warnungstafeln deutlich gemacht werden wird, hiemit bei Strafe verboten. Den Anordnungen der das Terrain absperrenden Posten ist unbedingt Folge zu geben.
            Schönberg, den 10. Juli 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.


Kaiser Wilhelm traf am Sonnabend auf der Yacht "Kaiseradler", von den Lofoten kommend, in Bodö ein und unternahm am Sonntag auf einem norwegischen Privatdampfer einen Ausflug nach Saltenström, von wo er nachmittags an Bord des "Kaiseradler" zurückkehrte. Sonntag abend hat der Kaiser die Reise noch Tromsoe fortgesetzt.
Die Manöverflotte erhielt den Befehl, am 21. Juli von der Außenrede der Jahde nach Christiansund zu segeln, um dort den Kaiser zu erwarten und auf der Rückfahrt zu begleiten. Die bezüglichen Zeitdispositionen ergeben, daß eine frühere Beendigung der Nordlandsreise des Kaisers nicht beabsichtigt ist, es vielmehr bei dem ursprünglich in Aussicht genommenen Termine verbleibt.
Der preußische Staatsanzeiger veröffentlicht einen königlichen Erlaß, wodurch der Ausschuß zur Vorbereitung der Reform des höheren Unterrichtswesens nach beendigten Arbeiten aufgelöst und den Mitgliedern die volle Anerkennung und der wärmste Dank des Königs ausgesprochen wird.
Die von den Bundesrathsausschüssen beratenen Bestimmungen über den Verkehr mit Sprengstoffen beziehen sich den "Berl. Pol. Nachr." zufolge erstens auf die Versendung von Sprengstoffen auf Land= und Wasserwegen, sodann auf den Handel mit Sprengstoffen, drittens auf die Aufbewahrung und Verausgabung von Sprengstoffen innerhalb des Betriebes von Bergwerken, Steinbrüchen, Bauten u. gewerblichen Anlagen, sowie schließlich auf die Lagerung von Sprengstoffen. Zu den Sprengstoffen im Sinn der Bestimmungen gehören nicht die im Heer= und der Marine vorgeschriebenen nichtsprengkräftigen Zündungen, die für Feuerwaffen benutzten Zündhütchen, Zündspiegel und Patronen für Feuerwaffen und Zündschnüre.
Die Reichskommission für das Bürgerliche Gesetzbuch hat ihre Beratungen am 6. Juli bis zum 10. Oktober vertagt.
Am Montag wurde im ungarischen Abgeordnetenhause die Berathung der Valutavorlage begonnen Abg. Hegedues berichtete über die Verhandlungen des Ausschusses und führte aus, daß ein Zurück gehen zum Silber unmöglich, die Goldwährung allein möglich sei. Sie schütze den Staatshaushalt vor Schwankungen. Die Hauptsache sei baldige Wiederaufnahme der Baarzahlungen, wozu Ungarn noch 200 000 Mill. Goldkronen bedürfe, welche eine jährliche Belastung von 9 Mill. Kronen verursachen würden.
Die österreichische Regierung hat sechzehn deutschnationale Studentenverbindungen aufgelöst. Als mittelbare Anlaß oder Vorwand werden die neulichen Kundgebungen für den Fürsten Bismarck bezeichnet.
Aus Bad Kissingen wird geschrieben: Ueber 600 Württemberger, Herren und Damen aus Heilbronn, Stuttgart und Ulm, meist der deutschen Partei angehörig, langten am Sonntag mittag mittelst Extrazug hier an. Um 2 Uhr fand bei der oberen Saline eine Huldigung für Bismarck statt Der Fürst, von stürmischen Hochs begrüßt, erwiderte die verschiedenen Ansprachen dahin, daß ihm die erneuten Huldigungen bewiesen, daß die Mehrheit seiner Landsleute mit den Angriffen auf ihn nicht einverstanden sei. Er danke den Frauen für ihr Erscheinen; das zeige, daß die Einheitsidee tief eingedrungen sei. Wenn wir einig blieben, bildeten wir einen harten schweren Klotz inmitten Europas, den niemand anfasse ohne sich die Finger zu zerquetschen. Friedenserhaltung sei unsere erste Pflicht, deren Erfüllung auch nach Osten hin möglich sei wenn die Diplomatie geschickt sei. Der Fürst brachte ein Hoch auf den König von Württemberg, sein Heer und seine Reichstreue aus. Nach der Rede entstand ein kolossaler Jubel; stürmische Huldigungen wurden dem Fürsten wiederholt dargebracht. Abends kehrten die Theilnehmer mittelst Sonderzuges nach ihrer Heimat zurück. - Die Jenenser Deputation, geführt von Professor Haertel, war am Montag bei Bismarck zum Mittagessen eingeladen.
Der Wirthshausstreit, den der dortige französische Generalkonsul Jaquot vom Zaune brach, wird zu keinerlei diplomatischen Erörterungen führen. Jaquot ist abberufen. Der französische Minister des Auswärtigen, Ribot, soll erklärt haben, daß er den Zwischenfall für bedeutungslos halte und daß eine friedliche Beilegung als sicher anzunehmen sei. Nach einer Meldung des Pariser "Temps" verlangte Ribot von dem Berliner Botschafter einen detaillierten Bericht über die Leipziger Affaire. Demzufolge beschied Herbette den Konsul Jaquot nach Berlin und entsandte ein Mitglied der Botschaft nach Leipzig behufs einer Enquette. Unter allen Umständen bleibt

[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 2]

der auffällige Vorgang für die gespannten Beziehungen Deutschlands zu Frankreich beachtenswerth. Denn es hängt schließlich doch vorwiegend von dem willkürlichen Ermessen der französischen Regierung ab, ob, wann und wie sie ähnliche Zwischenfälle inszenieren und je nach Gefallen gutheißen oder dementieren will.
Der Zar hat mit seiner Familie am Sonntag an Bord des "Polarstern" die Rückreise von Kopenhagen nach Petersburg angetreten.
Wie zweifelhaft die Ernteaussichten im Süden Rußlands sich gestalten, geht aus den Ergänzungs=Darlehen hervor, die das Ministerium für die Gouvernements Worontsch, Tula, Charkow, Chersson, Kursk, Poltawa, Rjäsan, Ssaratow, Kiew und Podolien in Aussicht nimmt. Das Ministerium sucht darum nach, von sich aus diese Darlehen aus den Ueberschüssen der für andere Gouvernements angewiesenen Verpflegungsdarlehen anweisen zu dürfen, da im Sommer keine ständigen Sitzungen des Ministerkomites stattfinden, die Entscheidung solcher Darlehnsgesuche gleichwohl aber keinen Aufschub erleidet.
Das schöne Land Argentinien erklärt sich für bankerott. Nach einer Meldung des Standard aus Buenos=Aires hat sich der neugewählte Präsident Pena seinem Correspondenten gegenüber dahin ausgesprochen, eine vollständige Erfüllung der Schuldverpflichtungen halte er für unmöglich; da ein Arrangement wünschenswerth wäre, so würde die Ernennung einer unparteiischen Commission zur Prüfung der finanziellen Hilfskräfte Argentiniens eine wirksame Unterstützung bilden; er hoffe, mit Zustimmung des Auslandes in richtigem Verhältniß die Zahlungen bewirken zu können.
Ueber den Ausbruch des Aetna wird aus Cantia gemeldet: In der Nacht zum Sonntag hat der Lavaerguß beunruhigende Dimensionen angenommen. Der Strom theilte sich in zwei Arme, von denen einer gegen Nicolosi, der andere gegen Belpasto vordrang. Ersterer ist von Nicolosi nur noch 6 Klm. entfernt. Da die Bevölkerung die Einwirkung des Erdbebens auf die Kathedrale befürchtete, so wurde die Messe im Freien gelesen. Zur Zeit sind fünf Krateröffnungen in Thätigkeit. Die Erd=Erschütterungen dauern fort; das unterirdische Getöse gleicht einem furchtbaren Sturm. In einer Ortschaft der Umgegend sind 12 Häuser und ein Theil der Kirche eingestürzt. Der auf den Feldern angerichtete Schaden ist bedeutend.


- Eine schwimmende Villa hat sich der russische Fürst Barjatynski erbauen lassen. Dieselbe hat das Aeußere eines großen Barkschiffes mit einem kunstvoll gearbeiteten Verdeck und zahlreichen aufs eleganteste und bequemste eingerichteten Kajüten, welche in ihrem Comfort in nichts die Vorzüge eines auf festem Boden stehenden Hauses vermissen lassen. Die Villa befindet sich augenblicklich an der finnländischen Küste, kann aber auch nach anderen Gegenden gebracht werden, zu welchem Zwecke ihr ein großer Dampfkutter beigegeben ist.
- Die Hauptregeln der Pferdefütterung. Von einem erfahrenen Landwirth werden die folgenden Vorschriften über das Füttern der Pferde aufgestellt. 1. Füttere reichlich im ersten Lebensjahre. Die Füllen nehmen in diesem Jahr an Körpergewicht und Höhe ebensoviel zu, als in den übrigen Entwickelungsjahren zusammengenommen. Wenn die zum Wachsthum nöthigen Stoffe nicht geboten werden, leidet die Entwickelung. Versäumnisse in dieser Zeit lassen sich nicht wieder gut machen. - 2. Füttere öfters und regelmäßig, um Verdauungsstörungen zu verhüten. Der Pferdemagen ist verhältnißmäßig klein; er faßt beim mittelgroßen Reitpferd nicht viel mehr, als der Magen eines großen Hundes Namentlich müssen die Füllen öfters gefüttert werden. -3. Füttere nicht nur kräftig während des starken Gebrauchs, sondern auch längere Zeit vor demselben. - 4. Füttere nicht stark unmittelbar vor starker und rascher Arbeit. Das Pferd arbeitet wohl mit dem Futter des Tages zuvor, aber nicht mit dem Futter des Tages. "Das Morgenfutter findet man im Mist, das Abendfutter im Kreuz, in den Muskeln der Pferde, darum gebe man das Kraftfutter in der Hauptsache, also etwa zu 2/3 des Abends nach der Arbeit. Es wird dann während der nächtlichen Ruhe gut verdaut und assimiliert. Mangelhaft ist die Verdauung, wenn das Pferd nach Aufnahme von Kraftfutter gleich zu starker und schneller Arbeit herangezogen wird - 5. Je raschere Arbeit verlangt wird, desto konzentrierter muß das Futter sein. - 6. Für edle Reit= und Kutschpferde muß Hafer das Hauptfutter bilden. -7. An langsame Schrittpferde kann man vorteilhaft voluminösere Futtermittel, Wurzelgewächse und auch mancherlei Fabrikabfälle füttern. - 8. Sehr bewährt haben sich als Futter für sämtliche Dienstleistungen: Pferdebohnen, Erdnußkuchen, Malzkeime und getrocknete Biertreber. In der vielfach beliebten Maisfütterung können wir bei verhältnismäßig hohen Preisen dieses Futtermittels einen Vorteil nicht erblicken. Auch bei der Fütterung des edlen Pferdes kann ein Teil des Hafers durch diese billigeren Futtermittel ersetzt werden. Wir haben seit vielen Jahren die Haferration durch Erdnußkuchen bester Qualität ersetzt. - 9. Grünfutter muß stets vor dem Kraftfutter und letzteres auch nicht gemischt mit ersterem verabreicht werden. Ebenso muß das Getränk stets vor dem Kraftfutter gereicht werden; größere Mengen Wassers nach Aufnahme von Hafer würde eine Fortspülung des Hafers nach dem Dünndarm zur Folge haben. - 10. Für Pferde mit normalem, gutem Gebiß sind unter der Voraussetzung, daß die Nahrung gesund ist, Zubereitungen der Futtermittel nicht nur unnötig, sondern meistens nachtheilig. Besonders sei gewarnt vor Naßfüttern, Einweichen oder gar Dämpfen und Kochen des Futters und vor dem Schroten des Hafers.

Anzeigen.

Der Korbmacher Paul Heinrich Ernst Oldenburg, geb. 24. October 1868 zu Gr. Mist, zuletzt daselbst, wird beschuldigt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen § 140 Abs. 1 No. 1 Str.=G.=B.
Derselbe wird auf

Dienstag, den 27. September 1892.
Vormittags 9 Uhr

vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg i. Mecklb. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 24. Juni 1892.

Der Erste Staatsanwalt.
                                                    Beglaubigt:
                                                    Renter, Protokollführer.


Es wird hiermit gemeinkundig gemacht, daß auf Grund des Rescripts Hoher Großherzoglicher Landes=Regierung vom 24. Juni d. J. der Aktuar Breuel hier ermächtigt ist, bis auf Weiteres Wechselproteste im hiesigen Gerichtsbezirke aufzunehmen.
Schönberg, den 2. Juli 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militairdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 8. Juli 1892.

Großherzogl. Mecklb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 3]
Eisenbahn    Großherzogliche Mecklenburgische Friedrich=Franz=Eisenbahn
Sonderfahrt
nach Lübeck
zu ermäßigten Preisen.
In Veranlassung des Lübecker Volksfestes werden am
Sonntag, den 17. Juli 1892.
folgende Sonderzüge abgefertigt:
A. Vorm. 6.50 ab Schwerin an 11.57 Abds.
Vorm. 7.20 ab Kleinen an 11.27 Abds.
Vorm. 7.36 ab Bobitz an 11.06 Abds.
Vorm. 7.44 ab Plüschow an 10.54 Abds.
Vorm. 8.00 ab Grevesmühlen an 10.40 Abds.
Vorm. 8.13 ab Grieben an 10.27 Abds.
Vorm. 8.30 ab Schönberg an 10.06 Abds.
Vorm. 8.40 ab Lüdersdorf an 9.52 Abds.
Vorm. 9.00 an Lübeck ab 9.36 Abds.
B. Vorm. 6.40 ab Wismar an 11.59 Abds.
Vorm. 7.02 an Kleinen ab 11.40 Abds.

Von Kleinen bis Lübeck und umgekehrt benutzen die Reisenden aus Wismar die Sonderzüge unter A.
Auf den vorgenannten Stationen und Haltestellen werden am 17. d. Mts. Fahrkarten zur Fahrt nach Lübeck und zurück in II. und III. Wagenclasse zum einfachen Fahrpreise ausgegeben.
Diese Fahrkarten berechtigen am 17. d. Mts. sowohl für die Hinfahrt, wie für die Rückfahrt nur zur Benutzung der Sonderzüge, am 18. d. M. aber für die Rückfahrt zur Benutzung aller fahrplanmäßigen Züge, soweit solche auf den betreffenden Stationen halten.
Gepäck wird auf diese Fahrkarten zu ermäßigtem Preise nicht befördert.
Schwerin, den 11. Juli 1892.

Großherzogliche General-Direction.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 24. Juli d. Js. Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
                          Tagesordnung:
        1. Antrag auf Abänderung des § 28 der Vereinsstatuten.
        2. Berathung über die Feier des diesjährigen Sedanfestes.
        3. Beschlußfassung über die Feier des Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
        4. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Eine mir am 28. v. Mts. an Kolik verendete werthvolle Stute, versichert bei der

Norddeutschen Vieh=Versicherungs=Gesellschaft zu Schwerin

ist mir von dieser Gesellschaft in kürzester Frist und in coulantester Weise entschädigt worden, was ich hiermit dankend anerkenne und aus welchem Grunde ich genannte Gesellschaft allen Viehbesitzern aufs Angelegentlichste empfehlen kann.
Heiligenhagen, den 3. Juli 1892.

                                                    H. Hallier,
                                                    Erbpächter.


Morgenthau-Parfüm
von der Parfümerie Union, Berlin
ist lieblich und zart, erfrischend, belebend und der beliebteste Wohlgeruch der Haute-volèe
Flasche Mk. 1,00 und 1,50 zu haben bei                          
                                                    C. Schwedt.


Denaturirtes Viehsalz
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Die Imkervereine

von Gadebusch, Grevesmühlen, Rehna u. Schönberg werden am Sonntag, den 17. d. M., nachmittags 3 Uhr in Rehna beim Gastwirth Körner eine Versammlung halten. Die Bienenzüchter aus Schönberg, welche daran theil nehmen wollen, werden ersucht, sich beim Vorstande des hiesigen Imkervereins zu melden.

                                                    I. A. J. Wegner.


Wer gut schlafen will entferne die lästigen Federbetten bei eintretender Hitze und kaufe sich von den berühmten Normal=Schlafdecken à 3 1/2 Mk. (sonst 8-9 M.) ein oder zwei Decken, dann schläft man gut.

                          Deckenniederlage von Herrmann
                          Stettin, Breitestr. 61.


Pferd Sommer-Pferdedecken
aus leinenem Drill, vorn zum Zuschnallen à 5 M., leichtere à 4 M. Fliegen-Netzdecken f. Pferde à 6 M. Kopf u. Hals bedeckend.

Fertige Ernte=Pläne 15 Fuß, 20 Fuß, 25 Fuß lang.
---------------------------------------------------------
10-12 Fuß breit         à 10 M.   15 M.   21 M.,

2 Ctr.=Getreide=Säcke a 90 Pfg.
                                                    H. Herrmann, Deckenfabrik, Stettin.


Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.


ff. Matjes Hering
                                             empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachf.


Gusstahl-Sensen,

ganz aus feinstem engl. Gußstahl gearbeitet, empfehlen sich am besten dadurch, daß der Absatz davon von Jahr zu Jahr größer wird.
Halte auch in diesem Jahre große Auswahl davon auf Lager und leiste für jede Sense vollständig

Garantie.
Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg.


Eine Parterre=Wohnung
habe ich noch zu Michaelis zu vermiethen.                                                    
                                                    M. H. Ollrogge,
                                                    Klempnermeister.


Zwei freundliche, in hiesiger Stadt zur ebener Erde belegene

Zimmer

sind an einen einzelnen Herrn sogleich oder zu Michaelis d. J. mit Aufwartung und event. auch mit Möbeln zu vermiethen.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Schönberg den 11. Juli 1892.


   Allerneuestes Fleckenreinigungs-Mittel I.   

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Garantirt echt!

Gebrauchsanweisung liegt bei. Versand per Nachnahme à Flasche Mk. 3,20, bei vorheriger Einsendung franko.

Vertreter werden an allen Plätzen gesucht. Wiederverkäufer erhalten hohen Rabatt. Nur echt mit dem Zeichen H. G.

                                                    H. Geus,
                                                    Wald, Rheinland.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 29. und 31. Juli 1892.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Zweite Münsterbau
Geld-Lotterie
zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.

Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus

Carl Heintze, Berlin W.,
Unter den Linden 3.

übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
        Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.

Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.

Baar ohne Abzug.
1 Gew. a 50000 = 50000 M.
1 " a 20000 = 20000 "
1 " a 10000 = 10000 "
1 " a 5000 = 5000 "
10 " a 1000 = 10000 "
20 " a 500 = 10000 "
100 " a 200 = 20000 "
200 " a 100 = 20000 "
400 " a 50 = 20000 "
2500 " a 20 = 50000 "
50 Ausserdem mindestens
Kunstwerthe von
= 45000 "
-----------------------------------------------
3284 Gewinne = 260000 M.


Eine Wohnung von drei durcheinander gehenden Zimmern, Küche, Keller nebst Waschküche, und Stall und Gartenland ist zu Michaelis d. J. zu vermiethen bei

                                                    H. Hein.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


Mache hierdurch bekannt, dass an Sonntagen nach wie vor mein Atelier

zu photographischen Aufnahmen

geöffnet ist.

                                                    Heinr. Albrecht, Photograph
                                                    Schönberg i. M.


Hiermit mache ich den geehrten Damen die ergebene Mittheilung, daß ich mit dem heutigen Tage einen Unterrichtskursus in Smyrna=Teppich=Knüpferei errichte.
Von mir angefertigte Arbeiten liegen zur gefälligen Ansicht bereit.

                                                    Frau Helene Pustir,
                                                    geb. Schwedt.


Für die uns bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Vaters, des Tischlermeisters Heinrich Brockmüller, sagen ihren tiefgefühltesten Dank
Schönberg, den 14. Juli 1892.

                                                    Die Hinterbliebenen.


Durch die Geburt eines gesunden Sohnes sind hocherfreut

                                                    W. Brey und Frau,
                                                    geb. F. Otto.


Durch die glückliche Geburt eines gesunden kräftigen Mädchens wurden hocherfreut

Albert Gimpel & Frau Johanna
                          geb. Nickelsburg.


Danksagung.

Für die vielen Beweise aufrichtiger Theilnahme an den herben Verlust unseres geliebten Mannes und Vaters sprechen wir hiermit unsern tiefgefühlten Dank aus.
Lüdersdorf, den 14. Juli 1892.

                          Elsabe Oldenburg geb. Burmeister.
                          Heinrich Oldenburg.


Heute Nachmittag 12 1/2 Uhr ist unsere liebe Mutter und Grossmutter

Frau Pastor Fischer
geb. Zimmermann

im 93. Lebensjahre sanft in dem Herrn entschlafen.
Woldegk, den 11. Juli 1892

Im Namen der Hinterbliebenen
                                                    Präpositus Fischer.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 17. Juli

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
      Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 29.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 55 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Juli 1892.


- Neustrelitz. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin werden Donnerstag Vormittag aus London zurückerwartet.
- Ein amtliches Schreiben des Directors der Dampfschiffahrtsgesellschaft auf dem Genfer See an das eidgenössische Post= und Eisenbahndepartement bezeichnet die Zahl der bei dem Unglück in Ouchy sofort oder nachträglich ums Leben gekommenen, meist aus Engländern und Franzosen bestehenden Passagieren, mit 26. Die Ursachen der furchtbaren Kesselexplosion sind noch unermittelt. Heizer und Maschinenmeister des Dampfers stellen in Abrede, daß der Kessel überheizt gewesen sei. Nach der Uhr des Dampfkessels war der Druck 5 3/4 Atmosphären, während der Kessel auf einen Dampfdruck von 8 Atmosphären geprüft war. In Genf werden anscheinend gut unterrichtete Stimmen laut, welche eine furchtbare Anklage gegen die Dampfer=Gesellschaft, aber auch gegen die enthalten, welchen die Kessel=Inspection oblag. Der Kessel soll bereits seit einiger Zeit Risse gezeigt haben, so daß seine demnächstige Reparatur beschlossene Sache war. Die Drucksteigerung beim Halten in Ouchy hatte nun jedenfalls genügt, um einen Riß im Kessel entstehen zu lassen. Der herausströmende Dampf riß die Kesselwand weiter auf und die Explosion erfolgte. Der obere Theil des Dampfbehälters, welches das Deck überragte, wurde in den Salon 1. Klasse auf den Oberdeck geworfen, wobei zwei Personen durch die abgesprengten Theile getötet wurden. In einem Augenblick war der Raum voll Dampf und heißem Wasser, wodurch alle Anwesenden verbrüht wurden. Einem Berichte der "Basler Nachrichten" über den Unglücksfall entnehmen wir noch folgende Einzelheiten: Am Sonnabend um 12 Uhr und 5 Minuten nachmittags war das Dampfboot "Montblanc" in Ouchy angelangt. Vierundzwanzig Passagiere waren bereits ausgestiegen und etwa 120 Personen warteten auf dem Landungssteg um sich einzuschiffen. In diesem Augenblicke fand eine ungeheure Explosion statt; das Dach des Dampfkessels flog, getrieben von einem gewaltigen Ausbruch des Dampfes, wie eine Kanonenkugel durch die ganze Länge des Salons erster Classe, schlug zwei Löcher in die Wände und fiel in den See. Auf den Bänken saßen mehrere Gruppen Reisender, die ihre Mahlzeit einnahmen. Alle, die sich in diesem Saal befanden, sind entweder tot oder schwer verletzt, die Einen von den Bruchstücken getroffen, die anderen vom Dampfe verbrüht. Die Passagiere auf dem Verdeck blieben verschont, ebenso die Heizer. Die Wirkung des Dampfes war entsetzlich. Der Boden ist mit einer dichten Schicht Trümmer bedeckt und man findet mitten unter dem zerbrochenen Geschirr und Speisen Leichentheile. Man fand Theile eines karrirten Rockes, der vermuthlich einem Engländer gehörte, dessen Körper ins Wasser gefallen ist. Ein Mann der Schiffsbedienung sprang in den See, um Kühlung seiner Brandwunden zu suchen; er starb, bevor man ihn herauszog. Von 16 Opfern, die ins Spital gebracht wurden, war um 5 Uhr nachmittags noch eines am Leben, Frl. Genevieve Poupardin, acht Jahre alt, die bei der Katastrophe Mutter und Schwester verloren hat; ihr Vater blieb wie durch ein Wunder verschont. Die Maschine des verunglückten Schiffes hatte 120 Pferdekräfte, es war 64 Meter lang. Kommandant war Kapitän Meinniez von Genf.
- Die Hinrichtung des Anarchistenführers Ravachol hat am Montag morgen 4 Uhr auf dem Gefängnißplatze in Montbrison stattgefunden. Die Hinrichtungsvorbereitungen wurden des Scheines halber an drei Plätzen vorgenommen. Schließlich wurde dann in der Nacht in einem Gäßchen an der Hinterseite des Gefängnisses die Guillotine aufgestellt. Die angrenzenden Straßen waren zur Vorsicht durch Truppen abgesperrt. Als die Gefängnißbeamten Ravachol eine halbe Stunde vor seinem Tode weckten, bekundete derselbe große Rohheit und wies jeden Beistand eines Geistlichen ab. Der Deliquent wurde in einem Wagen bis zur Richtstätte geschafft, und während der Fahrt sang er ein Lied mit einem derben gotteslästerlichen Refrain nach der Melodie der Carmagnole. Nachdem er vom Wagen abgestiegen war, versuchte er zu sprechen. Der Scharfrichter und dessen Gehilfen erfaßten ihn, Ravachol wehrte sich gegen sie und rief aus: "Ich habe etwas zu sagen!" Trommelwirbel übertönte seine Worte, und noch unter der Guillotine stieß Ravachol den Ruf aus: "Es lebe die Anarchie!" welchen Ruf das niederfallende Messer abschnitt. (Nach einem anderen Bericht vollzog der Henker die Hinrichtung unter dem Ruf: "Es lebe die Republik!" In den Nebenstraßen befand sich eine aufgeregte Menge, doch ereignete sich kein Zwischenfall.)
- Vergiftung einer ganzen Familie. Ein in der Friedrichstraße 160 in Berlin wohnender Fabrikant C. besuchte mit Frau und Kindern am Sonntag eine in der Sommerfrische nahe Berlin wohnende verheiratete Schwester und verbrachte daselbst den Tag. Unmittelbar nach eingenommenem Abendbrot, bei welchem außer anderem auch Gänseleberpastete mit frischem Petersilienkraut serviert wurde, trat die Familie B. in bester Stimmung den Heimweg an. Unmittelbar nach der Ankunft stellten sich bei allen Theilnehmern der Partie heftige Magen= und Kopfschmerzen, krampfartige Anfälle, Durchfall und Erbrechen ein, so daß man einen Arzt zur Hilfe rufen lassen mußte. Dieser stellte fest, daß die Erkrankungen durch den Genuß von Schierlingskraut herbeigeführt wurden. Nach Anwendung der geeigneten Gegenmittel ist es gelungen, die Gefahr für das Leben zu beseitigen. In der Familie der Gastgeberin haben sich die gleichen Vergiftungssymptome gezeigt, doch ist auch hier durch schnelle ärztliche Hilfe größerem Unglück vorgebeugt worden. Mehrere Kinder dieser Familie befinden sich augenblicklich noch in einer sehr üblen Verfassung. Die Verwechselung des Schierlingskrautes mit der Petersilie dürfte durch die Unkenntnis des Dienstmädchens herbeigeführt worden sein; dasselbe war in den Garten geschickt, um das erforderliche Kraut zu schneiden, muß dabei aber an den gefährlichen Eindringling in das Gartengehege geraten sein und somit die Katastrophe herbeigeführt haben.
- Die lebhaftesten Beschwerden über die Sonntagsruhe kommen jetzt aus Westdeutschland, und zwar besonders von Seiten des Kleinhandels in der Stadt sowohl wie auf dem Lande. Wie die Köln. Ztg. mittheilt, ist der Einnahmeausfall so groß, daß bei einem Fortbestehen der strengen Bestimmungen die Existenz von zahlreichen Familien geradezu untergraben würde. Die Annahme, daß die Gelegenheitskäufe früher oder später doch erfolgen würden, hat sich nicht bestätigt, viele Einkäufe unterbleiben einfach.
- Für die Geldbriefträger ist eine neue Bestimmung, betreffend die Aushändigung von Werthsendungen an Fremde ohne Legitimation in Gasthöfen, getroffen worden. Danach sind die Briefträger ermächtigt, Sendungen mit Wertangabe bis 400 Mark und Postanweisung an unbekannte Personen in Gasthöfen auch dann, wenn diese Personen genügende Anweisepapiere nicht vorlegen können, zu bestellen, sofern der Wirth Bürgschaft übernimmt, mit dem Zusatze als "Bürge" die Quittung mit vollzieht, und sofern bezüglich der Bürgschafts=(Zahlungs=) Fähigkeit des Wirthes Zweifel nicht bestehen.
- Wie man aus Zwickau i. S. meldet, flog am Sonnabend mittag das auf der Bockwaer Flur gelegene Pulverhaus, in welchem auch Dynamit lagerte, in die Luft. Das angrenzende Buschwerk und die Felder sind im Umfange von ca. 20 Meter versengt und haben arg gelitten. Verletzt wurde niemand. Die Ursache der Explosion ist bis jetzt noch unbekannt.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 55 Seite 6]

- Eine gut bewaffnete Räuberschar überfiel unweit Bagoweczensk (Sybirien) eine Kosaken=Eskorte, welche einen nach Petersburg bestimmten Goldtransport zu geleiten hatte. Die Kosaken wurden sämtlich schwer verwundet, und die Räuber schleppten alle mit Gold gefüllten Säcke mit sich fort. Das geraubte Gold (16 Pud) war aus der sogenannten Niemannschen Goldwäscherei aus Ostsybirien.
- Die Berichte über den Zustand der von der Cholera heimgesuchten russischen Städte enthalten fast unglaubliche, aber nur zu wahre Einzelheiten. Baku, Astrachan, Erivan etc. sind eine einzige Kloake und dei Unrat hat sich daselbst seit Jahren so angehäuft, daß es geradezu unmöglich ist, ihn Sofort wegzuräumen. Das niedere Volk verkommt in der widerlichen Unreinigkeit seiner armseligen Behausung und nährt sich von ungesunden und oft sogar verdorbenen Nahrungsmitteln.
- In Hamburg brannte am Montag um 5 Uhr das Hauptgebäude der Aktiengesellschaft "Vereinigte Glashüttenwerke Ottensen", in welchem sich 400 000 Zentner geschmolzenes Glas im Ofen befanden, gänzlich nieder. Der Schaden ist bedeutend.
- Eine Musikgesellschaft aus Isenheim im Ober=Elsaß machte am Sonntag einen Ausflug nach Benfeld im Unter=Elsaß, woselbst abends eine Bootfahrt auf zwei zusammengekoppelten Booten auf der Ill veranstaltet wurde. Auf der Rückfahrt, Abends gegen 6 Uhr schlug nun eins der vollbesetzten Boote in der Nähe der Stadt um und von den Insassen fanden 12 Personen, darunter mehrere Familienväter, ihren Tod in den Wellen.
- Einem vor Kurzem erlassenen Befehle zufolge sollen, wie der L. A. hört die Soldaten von jetzt an die Bärte wachsen lassen und zwar bis zum Manöver ohne Ausnahme, da es wahrend desselben nicht immer ausführbar ist, daß die Mannschaften rasiert zum Dienste erscheinen, wie es bisher Vorschrift war. Nach Beendigung der Herbstübungen müssen diejenigen, welche einen starken Bartwuchs haben, den Vollbart behalten, während für die übrigen nach wie vor die alte Vorschrift gilt.
- Der homöopathische Arzt Dr. Deventer in Berlin ist gestorben. Er hatte eine fast über ganz Deutschland verbreitete Praxis.
- In Arnsberg wurde vor einigen Tagen der Gärtner Johann Wagebach aus Weidenau an der Sieg zum Tode verurtheilt, weil er zwei Förster erschossen und einen dritten Förster zu töten versucht hatte.
- Die Stadt Stuttgart veranstaltete am Dienstag zu Ehren des Königs und der Königin im Stadtgarten ein schönes Fest, das erste, das die Residenz dem Königspaar seit der Thronbesteigung dargeboten hat. Gegen 3000 Personen nahmen daran theil. Abends erstrahlte der herrliche Garten in feenhafter Beleuchtung. Während des Festbanketts trank der König auf das Gedeihen Stuttgarts.
- Ein vorlauter Junge hatte den Arbeiter Fleischmann in Berlin dadurch geärgert, daß er dessen Wohnungsklingel zog und dann fortlief. Fleischmann ergriff nun den Jungen und theerte ihm das Gesicht vollständig ein. Das Befinden des Knaben giebt zu schweren Besorgnissen Anlaß, namentlich sind die Augen sehr gefährdet.
- Die Bauern von Willmersdorf bei Berlin werden zum Jahreswechsel fünf Millionen Mark für verkaufte Ländereien einstreichen. Und das ist nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Mal, wo ihnen enorme Geldsummen durch Landverkauf zufallen, denn die Willmersdorfer Feldmark ist groß, obgleich schon viel von derselben verkauft wurde. Nach den Steuerlisten gehört Wilmersdorf zu den Millionärdörfern.
- Lebhafte Bewegung gegen die neuen Bestimmungen über die Sonntagsruhe werden aus verschiedenen Städten, besonders Großstädten, berichtet. Der Einnahmeausfall für eine Anzahl von Geschäftsleuten ist seit dem Inkrafttreten der Sonntagsruhe so empfindlich, daß um Abänderung des neuen Gesetzes dahin petitionirt werden soll, wenigstens den Geschäftsinhabern den Verkauf an den Nachmittagen und Abenden der Sonntage zu gestatten.
- In den städtischen Viehställen am Jonas zu Hamburg ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen. Durch thierärztliche Untersuchung wurde festgestellt, daß bisher 130 Schafe und 60 Rinder von der Seuche befallen sind. Um dem weiteren Umsichgreifen der Seuche vorzubeugen, sind die Besitzer der in den Stallungen befindlichen Thiere aufgefordert worden, dieselben bis Abends fortzunehmen. Das zurückgebliebene Vieh wird dann sofort getödtet und eine Desinficirung der entleerten Ställe vorgenommen werden.
- In Paris ist Pasteur an der choleraartigen Epidemie erkrankt, sein Zustand ist bedenklich.
- Erschossen hat sich in Monaco der russische Graf Wuaninki, nachdem er 2 Millionen Francs am Spieltisch verloren hatte.
- In Lissabon überreichten der päpstliche Nuntius und der Marquis von Sacchetti der Königin die ihr vom Papste zuerkannte goldene Tugendrose unter vielen feierlichen Ceremonien. Der Marquis von Sacchetti erhielt den Christusorden.
- Vor etwa 10 Tagen kam in London der Premierminister der Kolonie Britisch=Kolumbia, Herr John Robson, an. Bei einer Ausfahrt wurde ihm ein Finger in den Thüren einer Drosche eingeklemmt. Er suchte, obwohl die Verletzung ganz unbedeutend schien, sofort ärztliche Hilfe nach; es stellte sich aber Blutvergiftung ein und zuerst wurde ihm der Finger, dann die Hand und zuletzt der Arm abgenommen. Trotz sorgfältiger Pflege starb er nach kurzer Zeit.
- Ein vormals oft genannter Mann, der frühere Oberpräsident von Schleswig=Holstein, von Scheel=Plessen, ist am Donnerstag im Alter von 81 Jahren in Italien gestorben.
- Schon wieder ist eine sozialdemokratische Gründung verkracht: die kaum ein Jahr altgewordene Genossenschaftsbrauerei in Hamburg. Die "Genossen" schritten dieser Tage zur Liquidation, da die Betheiligung eine ungenügende ist und nachdem Zwistigkeiten im Vorstand vorgekommen sind, die zur Ausschließung des Vorsitzenden geführt hat. Der Verlust der Genossenschafter dürfte nicht unerheblich sein.
- In Dresden schoß ein wegen Ueberschreitung des Urlaubs von der Seite seiner Geliebten weg verhafteter Soldat des 139. Regiments auf den verhaftenden Unteroffizier und dann auf sich selbst.
- In Risa beschlossen die städtischen Behörden, daß künftig im Werk= und Arbeitshause körperliche Züchtigungen nur noch an männlichen, in korrektioneller Behandlung stehender Personen vorgenommen werden sollen.
- Achttausend sechshundert und sechs Bergleute sind in den letzten 50 Jahren dem westfälischen Bergbau zum Opfer gefallen, d. h. es sind eine große Anzahl Arbeiter bei der Arbeit tödlich verletzt worden, so daß sie spätestens nach 24 Stunden starben.
- Durch einen furchtbaren Brand in der Stadt Zarnow (Gouvernement Radom) wurden gegen 180 Häuser, eine Kirche und das Gerichtsgebäude eingeäschert. Der Schaden ist sehr bedeutend.
- Das Heinzesche Ehepaar in Berlin hat gegen das Urtheil des Schwurgerichts das Rechtsmittel der Revision eingelegt.
- Am Freitag Abend sind zwei Drittel der Stadt St. Johns auf Neufundland durch Feuer zerstört worden. Der Schaden wird auf 80 Mill. Mark (4 Millionen Pfund) geschätzt.
- In Worms wurde am Montag durch eine Benzinexplosion ein Spezereiladen demolirt, wobei Frau und Kind des Besitzers lebensgefährliche Brandwunden davontrugen. Das Kind eines Nachbarn wurde bei dem Unfall getötet.
- Nordischer Eiffelturm. In Kopenhagen hat sich eine Gesellschaft gebildet, um auf einem Hügel bei dem Zoologien Garten einen Eiffelturm zu errichten. Von der Stelle, wo er angelegt werden soll, hat man eine prachtvolle Aussicht über die Stadt und die Umgegend mit dem Sund. Der Turm soll ausschließlich von Eisen und Stahl gebaut werden, ganz nach dem Muster des Pariser; er soll aber 500 Meter hoch werden und Platz für 4000 Personen bieten, ferner soll er elektrisch erleuchtet werden und Restaurants, Cafés u. Theater enthalten.


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