No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juni
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 1]

Wenn die Erregung über den Beschluß der preußischen Regierung in Sachen der Getreidezölle in den letzten Tagen einer etwas ruhigeren Auffassung Platz gemacht hat, so liegt dies in erster Linie daran, daß sich die Ernteaussichten in fast allen Gegenden entschieden gebessert haben. Namentlich beweisen die neuesten Saatenstandsberichte aus Bayern, daß die in den Frühjahrsmonaten so häufigen trüben Voraussagungen über zu erwartende ungünstige Ernten durch spätere genauere Feststellungen als übertrieben und unrichtig widerlegt werden. Zur Beruhigung hat weiter beigetragen, daß die Erhebungen über noch vorhandene Getreidevorräthe durchaus nicht das von gewisser Seite in Aussicht gestellte ungünstige Ergebniß geliefert haben, und daß außerdem noch beträchtliche Zufuhren aus dem Ausland zu erwarten sind, die im Verein mit den gebesserten Ernteaussichten alsbald dem Steigen der Preise auf den deutschen Getreidemärkten Einhalt thun müssen.
Im Hinblick auf den Beginn der Zeit des gesteigerten Reiseverkehrs hat der Minister der öffentlichen Arbeiten Anlaß genommen, den königlichen Eisenbahn=Direktionen die Sorge für eine prompte Durchführung der Personenzüge, namentlich der durchgehenden Züge, besonders zur Pflicht zu machen.
In aller Stille erfolgte kürzlich die Todeserklärung Johann Orths (Erzherzog Johann von Oesterreich), und wurde sodann die Versicherungssumme für die zu Grunde gegangene "Margaretha" erhoben, auch die Vertheilung des Nachlasses von Johann Orth im Sinne seines Testaments vorgenommen. In diesem Testament hat Johann Orth auch die Verwandten seiner Gattin, die mit ihm den Tod in den Wellen gefunden hat, mit 50,000 Gulden bedacht.
Der frühere Fürst von Bulgarien, Oberst Graf von Hartenau (Prinz Alexander von Battenberg) ist in Graz am Gallenstein schwer erkrankt.
In der franz. Deputiertenkammer brachte die Regierung den Gesetzentwurf betreffend die Altersversicherung der französischen Arbeiter ein. Die Kammer beschloß die Dringlichkeit der Vorlage.
Wenn auch einzelne von aufrichtiger Scham erfüllte russische Blätter es zu leugnen suchen, so bleibt es doch wahr, daß das kaiserliche Manifest, in welchem der Uebertritt der Großfürstin Elisabeth vom Lutherthum zur orthodoxen Kirche dem Volk als ein freudiges Ereigniß verkündigt wird, auf Betreiben der Pobedenoszews durch die Consistorien den lutherischen Pastoren im ganzen Reich mit der Weisung zugegangen ist, das Manifest von der Kanzel zu verlesen und ein Dankgebet daran zu knüpfen. Auf der Weigerung steht unbefristete Verschickung nach Sibirien.
Nach Meldungen aus Petersburg ordnete die Heilige Synode an, daß alle Studenten, ohne Rücksicht auf die Religion, an dem orthodoxen Religionsunterricht theilnehmen müssen. In der Nähe aller Fabriken des Landes müssen für die Arbeiter orthodoxe Kirchen gebaut werden.
Auch in Italien ist jetzt die Einführung eines neuen Repetier=Gewehres beschlossene Sache. Die Kammer hat am Sonnabend trotz der mißlichen Lage der italienischen Finanzen den bezüglichen Gesetzentwurf angenommen und die Regierung wird, um die Herstellung der neuen Waffe zu beschleunigen, demnächst gleich die Mittel für eine viertel Million fordern. Das Urtheil der Sachverständigen über das neue Gewehr lautet übereinstimmend dahin, daß damit die höchste Leistung der modernen Waffentechnik erreicht sei.
In gut unterrichteten rumänischen Kreisen will man wissen, daß Prinz Ferdinand, der voraussichtliche Thronfolger, sich in nächster Zeit mit der Tochter eines eingeborenen rumänischen Fürsten verloben werde. Die Nachricht rief bei den Bojaren und allen national gesinnten Rumänen große Befriedigung hervor.


- Neustrelitz. Der Erbgroßherzog ist am Sonnabend Vormittag von seinem mehrwöchigen Aufenthalt in Kissingen hierher zurückgekehrt.
- In der Nacht vom Sonntag auf Montag, gegen 1 Uhr, ging der dem Arbeitsmann Hansen in Palingen gehörige Stall in Flammen auf. Das Feuer entstand in einer Rohrbekleidung, mit der der Stall versehen war. Das Gebäude war nicht versichert. Mitverbrannt sind sämtliche auf dem Stallboden lagernde Kiepen, ca. 3000 Stück, welche dem Händler Möller in Schönberg gehörten. Dieselben repräsentiren einen Werth von mindestens 500 M. und waren ebenfalls nicht versichert.
- In Ratzeburg hat jetzt die hochgradige Erregung, welche sich der Einwohnerschaft bei der ersten Entdeckung eines Defizits in der Kasse des Ratzeburger Spar= und Vorschuß=Vereins bemächtigte, nachdem der Fehlbetrag auf annähernd 180 000 M. geschätzt wird, ihren Höhepunkt erreicht. Der flüchtige Kassierer, in dessen Amtsthätigkeit jene Veruntreuungen fallen, wurde in Hamburg verhaftet und im Altonaer Gerichtsgefängniß untergebracht. Das große Defizit muß, soweit es nicht durch die etwa vorhandenen Vermögensbestände des Kassiers gedeckt wird, von den schwer getroffenen Aktionären des Vereins, welche für alle Verluste laut Statut solidarisch haftbar sind, aufgebracht werden.
- Schlutup. Wie bekannt, ist nach reichsgerichtlicher Entscheidung der freien und Hansestadt Lübeck das Hoheitsrecht über den Dassower See zuerkannt. Die Fischereinutzung wird jedoch sowohl von den Schlutuper=, Gothmunder= als auch von Dassower=Fischern wahrgenommen. Nicht selten entstehen zwischen den Schlutuper und Dassower Fischern Reibereien, welche darin ihren Grund haben, daß die Dassower die Lübeckische Fischer=Ordnung unbeachtet lassen. Nach der Ordnung dürfen nämlich Fischer ihre Netze bezw. ihre Körbe nicht da setzen, wo durch Zeichen die Besetzung der Plätze von anderen Fischern angedeutet ist. Noch vor kurzer Zeit ist diese Ordnung von Dassower gegenüber den Schlutuper Fischern unbeachtet geblieben, als nämlich zwei Schlutuper ihre Krabbenkörbe an einer vorher bezeichneten Stelle setzen wollten, hatten die Dassower die Plätze bereits eingenommen. Wie ver=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 2]

lautet soll, diese Thatsache der zuständigen Behörde zur Prüfung vorgelegt werden, um für die Dassower eine mit der Lübeckischen übereinstimmende bezw. überhaupt eine Fischereiordnung zu erstreben. In Schlutuper Fischerkreisen ist man auf das Resultat sehr gespannt.
- Ein überaus gräßliches Unglück ereignete sich am Sonntag Nachmittag in Klütz. Als der Wagen des Gutspächters Böbs=Elmenhorst, auf welchem außer dem Kutscher ein Herr v. Wickede saß, die Lübsche Straße passirte, brach plötzlich die vordere Axe des Wagens. Die dadurch scheu gewordenen Pferde rasten nun in vollem Galapp davon, wobei Herr v. W. sowie der Kutscher aus dem Wagen geschleudert wurden. Während Ersterer mit einigen Hautabschürfungen davonkam, erlitt Letzterer schwere Verletzungen am Kopfe, sodaß seine Ueberführung ins Krankenhaus erforderlich wurde. Man zweifelt an seinem Aufkommen. Ob die Ursache des Unfalls der leichten Konstruktion des Wagens oder den im Fahrdamm befindlichen tiefen Schlaglöchern zuzuschreiben ist, wird wohl unaufgeklärt bleiben.
- Einer vor etwa einem Monat erlassenen Verfügung zu Folge gehören neuerdings diejenigen, welche als Einjährig-Freiwillige einen längeren Aufschub als drei Jahre für ihren Eintritt in das Heer genossen haben, der übungspflichtigen Landwehr um den entsprechenden Zeitraum länger an. Infolgedessen wurden in diesen Tagen viele Herren, welche, da sie über 32 Jahre alt sind, mit einer Aufforderung zur Ableistung einer zehntägigen Uebung in der ersten Hälfte des Juni überrascht.
- Cirkusdirektor Carrè traf, fast wieder hergestellt, in Berlin ein, um seine Schadenersatzansprüche an die Eisenbahnverwaltung zu regeln.
- Unglücksfall beim Gewitter. Eine furchtbare Katastrophe hat am 9. d. M. in Berlin das Kaiser Franz Garde=Grenadier=Regiment heimgesucht. Der Blitz hat Morgens früh um acht dreiviertel Uhr in die hinter Tempelhof übende 1. Compagnie des Regiments eingeschlagen und eine grausige Verheerung angerichtet. Die Compagnie war unter Führung des Hauptmanns von Quast früh nach dem Gelände zwischen Tempelhof und Mariendorf abgerückt, um hier Pionierübungen auszuführen. Rechts von der Chaussee wurde Halt gemacht, die Gewehre wurden zusammengesetzt und auf einer Ausdehnung von etwa hundert Meter ein Schützengraben ausgeworfen. Die Uebung war nahezu beendet, man war schon wieder dabei, den Graben zuzuwerfen, strömender Regen ergoß sich über die Mannschaft. Der Hornist Becker stand unweit des Uebungsplatzes mit dem Pferde des Hauptmanns, die nicht beschäftigten Spielleute hatten sich um das Pferd gesammelt, um sich hier etwas gegen den strömenden Regen zu schützen. Hauptmann v. Quast stand zehn Schritt entfernt. Plötzlich ertönte ein mächtiger Krach. Die halbe Compagnie lag betäubt auf der Erde. Nur allmählich legte sich der Schreck, der alle erfaßt, und man übersah die Größe der Katastrophe. Der Blitz hatte die um das Pferd stehende Gruppe getroffen. Das Pferd war noch einmal in die Höhe gesprungen, dann war es todt niedergestürzt. Von den Mannschaften ist der Spielmann Gefreiter Bärs am schwersten verletzt. Der Blitz hatte den Helm getroffen, im Hinterkopf einen Fünfmarkstück großen Theil der Schädeldecke aufgerissen, die Kleider und den Leib an der rechten Seite versengt und hat endlich den einen Stiefel aufgeschlitzt und drei Schritt weit weggeschleudert. Der Unglückliche konnte nur durch künstliche Athmung zum Leben zurückgebracht werden, sein Aufkommen wird bezweifelt. Gleichfalls schwer verletzt ist der Tambour Bremer, der am Unterleib eine gräßliche Verwundung erlitten hat. Er kam unter das Pferd zu liegen und hat auch noch Contusionen erlitten. Der Hornist Becker, der das Pferd gehalten, hat schwere Wunden am Bein davongetragen. Gefreiter Bossen und Spielmann Humbert sind leichter verletzt. Der Hauptmann v. Quast lag lange Zeit bewußtlos, sein erstes Wort galt der Erkundigung nach dem Schicksal der Compagnie. Auch Vice=Feldwebel Steil und Sergeant Kortkamp waren lange besinnungslos. Die übrigen Mannschaften erholten sich schnell von der Betäubung und machten sich sofort an die Bergung der Verwundeten. Inzwischen waren schon die in der Nähe befindlichen Major von Böning und Major von Stellmann nach dem Garnison=Lazareth gesprengt, so daß auch von dort bald Hilfe herbeikam. Die Verletzten wurden in Mäntel gelegt und sorgsam nach dem Lazareth getragen. Dann trat der Rest der Compagnie tief erschüttert den Rückmarsch nach Berlin an.
- Ein ergötzliches Mißverständniß ereignete sich dieser Tage Nachmittags vor der Landwirthschaftlichen Ausstellung in Bremen. Die Equipage, in welcher der Großherzog von Oldenburg zur Ausstellung gefahren war, hielt, der Rückkehr desselben wartend, vor dem Thore. Der Kutscher benutzte diese Pause, um von seinem hohen Sitze aus ebenfalls einen beobachtenden Blick in die Ausstellung zu thun und achtete dabei einige Augenblicke nicht auf sein Gefährt. Während dieser Zeit hatten ein paar dralle, festlich geschmückte Landschönen das schöne Gefährt für würdig gefunden, sie zu einer Tour durch die Stadt aufzunehmen, waren eingestiegen und forderten den Kutscher auf "nu man los to fahren!" Vergeblich protestirte dieser gegen die neuen Fahrgäste und ersuchte sie, wieder auszusteigen. Es bedurfte langer Auseinandersetzungen, bis die Holden zu bewegen waren, unter neckenden Zurufen den Wagen wieder zu verlassen und sich eines gewöhnlichen "Papendieckers" zu bedienen.
- Die Deutsche Landwirtsschaftsgesellschaft wählte in ihrer in Bremen abgehaltenen General=Versammlung Königsberg zum nächstjährigen Versammlungsort.
- Die Ausstellung des heiligen Rockes in Trier wird nach dem nunmehr veröffentlichten Hirtenbrief des Bischofs Korum Ende August beginnen und volle 6 Wochen dauern.


Anzeigen.

Wider den flüchtig gewordenen Knecht Nicolaus Feddern, geboren am 20. December 1866 zu Rehhorst, Kreis Stormarn, welcher dringend verdächtig erscheint, am 13. April 1891 dem Gastwirth Kaehler aus Klocksdorf in Schlagsdorf einen Schirm im Werthe von ca. 4 M. in der Absicht rechtswidriger Zueignung weggenommen zu haben, Vergehen gegen § 242 des St.=G.=B., ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und mich zu benachrichtigen.
Schönberg, den 2. Juni 1891.

Der Amtsanwalt.
H. Fölsch.


Am Sonnabend, den 13. Juni sollen beim Gastwirth Beckmann zu Kl. Molzahn, Nachmittags 2 Uhr, gegen Baarzahlung folgende Gegenstände öffentlich meistbietend verkauft werden.

1 edles einj. Stutfüllen, 1 Stuhlwagen, 2 neue Kutschsielen, 2 Roßzänge, darunter ein ganz neuer, ca. 7-8 Rmt. buchen Kluft= und Knüppelholz.

Die Curaten des Hauswirth Oldenburg.
H. Jabs.                           J. Hecht.


Meistbietender Verkauf einer
Vollstelle.

Montag, den 15. Juni d. J., Nachmittags 2 Uhr, werde ich im Kruge zu Lüdersdorf meine zu Gr. Mist belegene Vollstelle mit vollem und gutem Inventar (15 Kühe, 4 Pferde, 6 Wagen etc.) öffentliche meistbietend verkaufen. Bei annehmbarem Gebot wird der Zuschlag sofort erfolgen und die Uebergabe der Stelle Johannis d. J. stattfinden.
Das beim Zuschlage zu erlegende Angeld von 6000 M. kann auf Befinden - eventl. durch Gestellung von Bürgen - theils oder ganz gestundet werden.
Gr. Mist, den 2. Juni 1891.

                                                    H. F. Ebell.


1 Vollblut-Oxfordschiredown- (5 Jahre alt) und 8 Lammböcke (Kreuzung, fast Vollblut)
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Kaiser-Stove.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 3]

Große Auswahl

in prima Schaaf- u. Pferdescheeren, Hecken u. Rosenscheeren, Bullenringe u. Ketten, echt amerik. Heuforken mit und ohne Stiel, Dungforken, 3- und 4-zinkig, Busch- u. Distelmesser, Spargelmesser, Botanisirspaten u. Wegeschaufeln, Blumenhacken u. Harken, Stich-, Quer- u. Bund-Aexten, Zimmermannsdesseln und Handbeilen, Schmiede-, Schlosser-, Tischler-, Maurer-, Schuster- und Haus-Hämmern, Decimal-, Tafel- und Hausstandswaagen, Vorhang- und Speicherschlösser in 20 verschiedenen Sorten, eis. Bettstellen u. Waschtische mit email. Geschirr, Waschmaschinen "Hansa", Wringmaschinen u. Zeug-Mangeln, email. und gusseis. Patent-Petroleumkochern mit doppelten Patentwalzen 1-, 2-, 3- u. 4flammig, empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Lotterie der internationalen Ausstellung in Berlin.
1. Ziehung am 16. u. 17. Juni 1891.
2. Ziehung vom 20.-23. October 1891.
7310 Gewinne im Werthe von 300 000 Mk.

Original-Loose, für beide Ziehungen gültig, a 1 M. (11 Loose für 10 M.) empfiehlt und versendet das General-Debit

Carl Heintze,
Berlin W., Unter den Linden 3.
Jeder, Bestellung, welche auf Postanweisung erbitte, sind für Porto und zwei Gewinnlisten 30 Pf. (für Einschreiben 20 Pfg. extra) beizufügen.

[Tabelle der Gewinne siehe im Abbild der Originalseite]


Die Entbindung meiner lieben Frau Henny, geb. Bicker von einem gesunden Knaben zeige ich hierdurch ergebenst an.
Schönberg, den 9. Juni 1891.

                                                    Stöcker,
                                                    Hauptmann z. D. und Bezirksoffizier.


Am 9. d. Mts., Abends 8 1/2 Uhr, entschlief nach langen schweren Leiden unsere liebe Tochter

Martha

im 16. Lebensjahre. Dies zeigt allen Theilnehmenden an

                                                    die Familie
                                                    Carl Rahn.

Schönberg, den 12. Juni 1891.
Die Beerdigung findet am Sonntag Nachmittag 3 Uhr statt.


Herzlichen Dank allen Denen, welche unsere liebe Entschlafene zum Grabe geleiteten, und ihren Sarg mit Kränzen schmückten.

                                                    J. Oldörp u. Frau.


Allen Theilnehmenden an unserem schmerzlichen Verluste den besten Dank.
Schönberg i/M., den 11. Juni 1881.

                                                    Th. Sommer u. Frau.


George Cheavin's neue
Patent=Schnellfilter.

Dieselben dienen zum Reinigen von Trinkwasser p. p. für kleine und große Haushalte und empfiehlt

                                                    F. Heitmann.


Zum 24. October suche ich ein                                                    
ordentliches Mädchen.
                                                    Frau Lehrer Richter.


Vorbereitungsanstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung
Kiel, Ringstrasse 55.
Junge Leute werden absolut sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, zahle ich das volle Pensions= und Unterrichtsgeld zurück. Bisher bestanden über 800 meiner Schüler die Prüfung, in Mecklenburg überhaupt alle beim ersten Versuch. Jetzt sind 576 Schüler, aus Mecklenburg allein 32, hier und 50 Lehrer. Große, geräumige Wohnungen, gute Pension, stete Aufsicht und bewährte Lehrer. Kostenfreie Auskunft ertheilt
                                                    J. H. F. Tiedemann, Director.


Sensen und Sicheln
nur Garantiewaare empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.
Wiederverkäufer werden gesucht.


Ich habe ein gutes                                                    
Arbeitspferd
abzugeben.                                                    
Rieps.                                                     Isenhagen.


Zu verkaufen gute                                                    
5 Wochen alte Ferkel
in der Meierei                                                    
                                                    Bauhof Schönberg.


Gesucht mehrere Ammen sogl. u. später für feine Herrschaften. Lohn 120 Thlr. durch Frau A. Puttfarken, Nachw.=Bur. Hamburg, Düsternstraße 5.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 4]

Heinrich Behrens,
Lübeck und Schönberg i. M.
Lübeck: Comtoir: Fleischhauerstr. 43. Lager: an der Dankwartsbrücke.     Schönberg: Sabower-Strasse.
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Duresco=Pappe.

Das fast jährliche Betheeren der Pappdächer, das allerdings zur Dichthaltung derselben erforderlich wird, hat unbedingt eine Beschädigung des Daches zur Folge, da trotz größter Vorsicht ein Durchtreten nicht zu vermeiden ist, hierdurch eine Undichtigkeit entsteht und oft eine sofortige Reparatur zur Folge hat. Ich mache daher auf eine Duresco-Pappe aufmerksam, die durch ihre Biegsamkeit das Betreten des Daches, ohne daß Risse und Löcher entstehen können, gestattet. Außer dieser Eigenschaft besitzt die Duresco-Pappe große Widerstandsfähigkeit gegen Feuer und ist somit das beste und dauerhafteste Bedachungsmaterial der Gegenwart.
Nicht unbemerkt will ich lassen, daß ein Anstrich nur alle 4 bis 5 Jahre zu wiederholen ist und daher große Ersparnisse an Arbeit und Material gegenüber anderer Pappen eintreten.

Vaselin=Dachanstrich.

Der Vaselin-Dachanstrich ist ein bewährtes Material zur Dichthaltung der Pappdächer und zur Isolirung der Grund= und Sockelmauern gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit. Seines großen Fettgehaltes wegen ist er sehr saugfähig, zieht in die alte trockene Pappe tüchtig ein und belebt dieselbe neu. Er bildet auf der Dachpappe sehr lange Zeit eine schützende geschmeidige Schicht und verkittet auf dem Dache die unsichtbaren, schadhaften Stellen. Der Vaselin-Dachanstrich hat noch den Vorzug, daß er bei kalter Witterung das Platzen der Dachpappe verhindert und selbst bei größter Sonnengluth vom Dache nicht läuft. Er ist so präparirt, daß ihn die Sonnengluth sehr langsam aufsaucht und daher eine Erneuerung der Streichung nur alle

4 bis 5 Jahre erfordert.

Ich empfehle diesen Vaselin-Dachanstrich zu recht vielseitiger Anwendung bei alten wie neuen Pappdächern.
Gleichzeitig empfehle ich den geehrten Herrschaften mein Lager von

engl. Schiefer, Cement= wie Zeolith=Pappen, engl. Steinkohlentheer, Asphaltmastix, Goudron, Steinkohlenpech, Epurée, Dachleisten, Zeolithasphalt, Dachlack, Nägel, Carbolineum etc.
Jede Art Dachdeckerarbeit wird prompt und zu soliden Preisen ausgeführt.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                                              H. Behrens.


Am Thierschautage nach dem Einmarsche   Diner   à Couvert 3 Mark in
Spehr's Hôtel.


Concert=Anzeige.

Am Thierschautage, den 12. Juni findet im Boye'schen Garten ein Concert statt, ausgeführt von der Törberschen Capelle aus Gadebusch.


Stadt Lübeck.
Am Thierschautage:                                                    
Tanzmusik
à Tanz 10 Pfg. - Im kleinen Saal:                                                    
Concert

der beliebten Sing=Spielgesellschaft Gottfried Lewertoff aus Hamburg.


Am 14. und 15. Juni
Scheiben-Schiessen
nach werthvollen Gewinnen, wozu freundlichst einladet
Pogetz.                                                     P. Schlatow.
Die Tanzmusik findet am Montag, den 15. statt.


ff. Margarin-Butter
empfiehlt                                                    
Schönberg.                                                     J. A. Siebenmark.


Hochfeiner Medicinal=Tokayer
aus der vom Königl. Ungar. Ackerbau=Ministerium empfohlenen Wein=Agentur zu Erlau (Ungarn) ist zu haben bei: Herr P. Krellenberg in Selmsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 14. Juni.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
  Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 45 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Juni 1891.


= Ein Berliner Blatt schreibt: Vor uns liegt eine bleierne Erinnerungsmünze an die Theuerung von 1846/47. Sie entstammt aus dem elterlichen Hause des Einsenders. Er war damals ein Junge von 10 Jahren und erinnert sich, derzeit manches Maisbrötchen für seine Sparpfennige gekauft zu haben. Auf der Denkmünze, die in Halle gearbeitet ist, sieht man, wie es damals auf den Tisch der Leute ausgesehen hat: leere Teller, kein Brot; die Kinder bitten die Eltern um Brot, die Mutter verhüllt weinend ihr Gesicht, der Vater weiß keinen Rath. Darüber steht: "Unser täglich Brot gieb uns heute!" Und ringsum sind die damaligen Preise angegeben. 1 Scheffel Weizen kostete 5 Thlr. 20 Sgr., Roggen 5 Thlr., Gerste 3 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf., Hafer 2 Thlr. 5 Sgr., Kartoffel 2 Thlr., 1 Pfund rot 2 Sgr., - nach damaligem Gelde sehr, sehr viel.
- Am Sonnabend Abend entlud sich über Koblenz ein furchtbares Gewitter. Bei dieser Gelegenheit that der Blitz einen Meisterschuß. Von der erst seit einigen Tagen stehenden, 26,5 Meter langen Flaggenstange auf dem oberen Ehrenbreitenstein wurde der Flaggenknopf mitten durchgespalten und der obere Theil der Stange zersplittert.
- Am Sonntag Vormittag war in den Ställen der Kürassierkaserne in Breslau Feuer ausgebrochen. Die ins Freie gelangten Pferde stürmten, scheu geworden, in die Stadt, prallten an Fuhrwerke an und rissen Kandelaber um, in Folge dessen viele Pferde gestürzt sind. Die Aufregung in der Stadt war eine furchtbare. Das Feuer selbst ist auf den ersten Stall beschränkt geblieben. - Die Stallwache ließ, der Instruktion gemäß, die Pferde in dem zunächst bedrohten Theile, etwa 60 an der Zahl ins Freie. Die Thiere stürmten in wilder Flucht nach allen Himmelsrichtungen davon. Ein Trupp von einigen 20 Stück nahm seinen Weg nach der eine halbe Stunde entfernten Stadt durch die belebtesten Straßen, woselbst natürlich, da die Pferde zum Theil auf dem Trottoir entlang liefen, ein ziemlicher Schrecken entstand. Augenblicklich werden noch 10 Pferde vermißt, die sich zum Theil in 2-3 Meilen entfernten Ortschaften befinden sollen, 6 sind todt, 40 verletzt. Merkwürdigerweise ist in den belebten Straßen kein größeres Unglück vorgekommen, nur ein überranntes Kind erlitt einen Beinbruch.
- Millionenbauern. In dem unweit Köpenick belegenen Dorfe Rudow fand dieser Tage eine Bauernhochzeit statt. Das junge Paar hat als Morgengabe ihrer Eltern einen Bauerhof erhalten, der einen Werth von über 100 000 Mark haben dürfte. Der Werth des Diadems, das die junge Frau gelegentlich des Kirchganges trug, wurde von Kennern auf 10 000 Mark geschätzt, das Brautkleid war von theuerstem Seidenstoff und die drei Meter lange Schleppe wurde von drei kleinen Mädchen getragen. Die Hochzeitsmahlzeit war im Gasthaus hergerichtet und soll für hundert Gäste über 3000 Mark gekostet haben.
- Der bekannte Millionär Mr. Vanderbilt, einer der reichsten Leute Amerikas, der sich seit kurzer Zeit mit Familie in Dresden aufhält und im Hotel Bellevue die ganze erste Etage bewohnt, richtete sich auf einen längeren dortigen Aufenthalt ein. Zwei seiner Kinder sind in eine Privat=Lehranstalt eingetreten, er selbst hat für sich und seine Familie eine Loge im 1. Range des Hoftheaters belegt und wird u. a. den bevorstehenden Aufführungen des Nibelungen=Ringes beiwohnen.
- In Elbingen (Württemberg) kam der lustige Fall vor, daß in der Kirche zwei Täuflinge verwechselt und den falschen Müttern heimgebracht wurden, doch gelang es bald, das Versehen wieder gut zu machen.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 25]- In Antwerpen schifften sich 50 Juden nach Boma im Congostaat ein; es sind die ersten jüdischen Einwanderer des Congostaates.
- In der durch ihre reichen Kupferminen bekannten Stadt Falun in Schweden explodierte dieser Tage in einem Gebäude eine Eisenkiste mit 26 000 Dynamit=Knallhütchen. Die Folgen waren grauenhaft; der obere Theil des Gebäudes war zerstört und das Dach vollständig fortgeschleudert. Auf einem Dache der Nachbarschaft fand man den kopf=, arm= und beinlosen Körper eines 14jährigen Knaben, der die Kiste zu öffnen versucht und dadurch die Explosion herbeigeführt haben soll.
- Der auf den 6. Juni von Professor Falb angesagte kritische Tag zweiter Ordnung hat sich für Oberitalien durch ein heftiges Erdbeben verhängnißvoll erwiesen, das in der ganzen Provinz Venedig und in Mailand um 2 Uhr 8 Minuten früh verspürt wurde; etwa um die gleiche Zeit fand auch in Verona eine starke Erderschütterung statt, der ein dumpfes Rollen vorausgegangen war. Die Einwohner flohen erschreckt aus den Wohnungen, die Vize=Directorin eines Pensionats ist infolge des Schreckens gestorben. In verschiedenen Häusern stürzten die Rauchfänge ein; in Marcerigo wurden drei Häuser zerstört, wobei drei Personen getödtet wurden; in Tregnago wurden viele Häuser beschädigt, ebenso in Badia=Calavena; an letzterem Ort wurden 17 Personen noch lebend unter den Trümmern hervorgezogen.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 45 Seite 6]

Um 6 Uhr früh erfolgte ein zweiter Erdstoß. In Pavia wurde um 2 Uhr früh ein wellenförmiges Erdbeben wahrgenommen, das etwa 15 Sekunden dauerte.
- Der Japaner Tsuda Sanzo, der das Attentat auf den russischen Thronfolger verübt hat, ist vom höchsten Gerichtshof Japans des Mordversuchs schuldig erklärt und demgemäß zu der äußersten vom Gesetz zulässigen Strafe, zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden.
- Der Stock des griechischen Prinzen Georg, der in der Hand seines Trägers bei dem bekannten Ereigniß in Japan eine so große Rolle spielte, hat seine Vorgeschichte. In den Waldungen, die Poros, das im saronischen Meerbusen belegene See=Arsenal Griechenlands, umgeben, hatte eines Tages der Prinz einen Stamm abgeschnitten, bei dem ihm der Gedanke kam, sich einen Stock daraus verfertigen zu lassen. Zu diesem Zweck übergab er das Holz den Leuten des Arsenals zum Bearbeiten. Es wurde aus dem Stamm das was wir einen Ziegenhainer nennen, so massiv und klobig, und mit einer ungeheuren Krücke, kurzum, ein so wenig prinzliches Stück, daß man mit Schrecken bei Hof von dem Stock des Prinzen Georg sprach. Ihm selbst aber behagte das Stöckchen ungemein, denn es paßte zu seiner kolossalen Figur und seinen wuchtigen Händen. Bei der Abreise des Prinzen Georg wünschte der König, daß der Prinz den Stock, an dessen Tragen er schon immer Anstoß genommen hatte, zu Hause lassen solle. Der Prinz aber war gerade in diesem Moment weniger als je geneigt, von seinem treuen Begleiter sich zu trennen, bestand absolut auf dessen Mitnahme und setzte sie durch. Diesen Zwischenfall erzählte jetzt der König selbst dem Bürgermeister, Herrn Philemon, als dieser anläßlich der Nachrichten aus Kyoto im Palais seine Glückwünsche darbrachte. "Was wäre geschehen, hätte der Prinz, meinem nachmaligen Wunsch nachgebend, den Stock zu Hause gelassen?" schloß der König seine Erzählung. "Majestät! entgegnete darauf der Bürgermeister, "dann hätte der Prinz den Mörder mit seinen Händen gefaßt und erwürgt!"
- Die andauernd kalten Tage, wie sie sich in diesem Sommer zeigen, erregen natürlich das Interesse der Gelehrten in nicht geringerem Maße, wie sie der übrigen Menschheit ungelegen kommen. "Wir haben noch keinen Sommer gehabt", hört man mit Recht klagen, indem man sich gleichzeitig daran erinnert, daß auch derjenige des verflossenen Jahres regnerisch und von wenigen sonnigen Tagen erfüllt gewesen ist. Dadurch wurden denn unsere Naturforscher veranlaßt, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob in dieser abnormen Witterung nur ein Zufall liegt, oder ob vielleicht die Erde in der Gefahr schwebt, von Jahr zu Jahr kälter zu werden. Nun glaubt der englische Gelehrte Wattis, der verdienstvolle Erforscher der isländischen Gletscher und Eiswüsten, in der That, daß sowohl uns Europäern wie auch den Bewohnern Nordamerikas eine merkliche Abkühlung des bisher herrschenden Klimas bevorstehe.
Hören wir seine Theorien einmal genauer an. "Das Rauherwerden des isländischen Klimas", sagt er, "und die dadurch bedingte Verschlechterung der dortigen Culturverhältnisse ist doch eine bekannte Thatsache. Hand in Hand damit geht aber ein beständiges Vorrücken der ungeheuren Gletscher des Landes, wodurch die Kälte, welche an sich bereits herrscht, noch eine immerwährende Steigerung erfährt. Ganz ähnlich wie in Island schieben sich aber auch die Gletscher Grönlands beständig vor, so daß heute viele tausend Quadratmeilen, welche noch in historischer Zeit "grünes Land" waren, mit einem dichten Eisgang besetzt sind. Der Golfstrom, diese mächtige warme Wogenmasse inmitten des eigentlich kalten Oceans, welchem speciell die britischen Inseln, Deutschland und die Skandinavischen Reiche ihr an sich mildes Klima verdanken, empfängt durch die Berührung jener Länder, an welchen er vorbeifließt, selbstverständlich eine kältere Temperatur; andererseits soll er sogar, was noch gefährlicher für unser Klima wäre, durch die Zunahme der Treibeismassen in den letzten Jahren bedenklich nach Süden abgelenkt worden sein." Mag man diese Theorien mit den Gefahren, welche sich daran knüpfen, noch so sehr abzuschwächen versuchen, die Thatsache, daß wir dicht nacheinander nun schon mehrere unverhältnißmäßig kalte Sommer haben, kann eben Niemand in Abrede stellen.
- Ein hervorragendes und sehr löbliches Streben macht sich heutigen Tages in unserem wirthschaftlichen Leben geltend; nämlich selbst die geringsten Abfallstoffe aus Industrie und Landwirthschaft nutzbar zu machen und ihnen einen Verbrauchswert zu verleihen. Ein bedeutsames Beispiel liefert hiervon der zur Zeit massenhaft verwendete Fischguano und das ungleich werthvollere Thomasphosphatmehl. Hinlänglich bekannt ist es, welch' hohe Bedeutung der Heringsfang schon seit vielen Jahren an unseren nordischen Küsten gewonnen hat. Fast noch in keinem Jahr soll übrigens der Heringssegen so groß gewesen sein, wie in diesem, und die Verwerthung dieser Fische soll kaum zu ermöglichen sein. Material kann somit reichlich für jene Fabriken gewonnen werden, die sich damit beschäftigen, Fischreste aller Art einer raschen Trocknung auszusetzen und sie dann weiter zu einer pulverförmigen Masse zu vermahlen. Diese Stoffe wurden bis vor wenigen Jahren einfach dem Meer zurückgegeben, mußten somit als vollständig verloren gelten. Heutigen Tages benutzt man dieses Pulver als ein sehr wirksames Düngermaterial und es ersetzt uns vollständig den Peru=Guano, der nachgerade anfängt, ganz bedeutend abzunehmen. Zur Verwendung des Fischguanos übrigens noch eine recht praktische Notiz. Vor seinem Ausstreuen menge man auf 1/4 ha Land 2 Zentner davon mit der gleichen Menge gut aufgeschlossenen Knochenmehles. Die Wirkung auf die Pflanzenentwickelung ist wahrhaft staunenswerth. Wie bereits hervorgehoben, ist das Thomasphosphatmehl ungleich wichtiger als der Fischguano. Noch vor 6-8 Jahren vollständig unbekannt, übersteigt sein Gebrauch in der Landwirtschaft dermalen Hunderttausende von Zentnern. Auch dies wichtige Düngermaterial, welche besonders die für die Körnerbildung so hochwichtige Phosphorsäure in reichem Maß, nämlich 24-24 Prozent enthält, wird neuerdings aus einem noch minderwertigeren Material, wie die Fischreste sind, hergestellt, nämlich aus den Schlacken, welche bei der Ueberführung des Roheisens zu Stahl gewonnen werden. Die Schlacken blieben noch bis vor wenig Jahren fast vollständig unbenutzt; höchstens verwendete man sie hie und da für Fußwege. Ein findiger Kopf erkannte schließlich auch ihren richtigen Werth; es war der Engländer Thomas, dessen Namen dieses wichtige Düngemittel führt. Die Versuche damit sind noch gar lange nicht abgeschlossen. Fest steht aber bereits, daß es fast bei sämmtlichen Kulturgewächsen das Wachsthum sehr fördert, besonders aber für unsere Wiesen geradezu unschätzbar ist. Auf 1/4 ha rechnet man 3 Centner. Das Thomasphosphatmehl ist schwer löslich und sollte deshalb immer im Herbst zur Verwendung kommen. Ein vorheriges tüchtiges Aufeggen der Wiesen kann nur empfohlen werden.
- Rechtzeitiges und zwar möglichst frühzeitiges Verziehen ist beim Anbau von Runkel= wie Zuckerrüben durchaus für ein schnelles und gutes Gedeihen geboten. Es kann schon erfolgen, wenn die Rübe zwei gut entwickelte Blätter hat und sonst von Insekten und Trockenheit nicht zu leiden hat und die Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Jeder Tag und noch mehr jede Woche Verspätung hat einen geringeren oder größeren Ertragsausfall an Rüben zur Folge.
- Aus der guten alten Zeit. Der Bürgerwehr=Hauptmann hat seine Truppen lange in der Sonnenglut exerzieren lassen. Nach dem Commando "Rührt Euch!" entsteht ein Gemurmel in der Front. Plötzlich tritt der Schneidermeister Phips vor und sagt: "Herr Hauptmann, wenn Sie aber jetzt nich uffhöre, uns zu kujoniere, da kündige mer Ihne de Hypothek."
Wie der Richter aussehen soll. Westfälischen Blättern zufolge befindet sich in Witten im Archiv des Gerichts, wo noch alte Akten von Hexenprozessen befindlich sind, eine sehr alte Handschrift in plattdeutscher Sprache, welche folgende Vorschrift über das Benehmen eines Richters auf dem Richterstuhl enthält: "Wann de Richter op den Richtstaul sitt, dann sall hei sik en Ansein gieven und kieken ut de Ogen as en gleinigen Kater."


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