No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Mai
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 1]

Mit den bei der Großherzogl. Hauptkasse hieselbst im Johannis=Termine cr. fällig werdenden Zahlungen werde ich am 4. Juni beginnen.
Schönberg, den 28. Mai 1891.

                                                    G. Grapow.


Ersparniß= & Vorschuß=Anstalt.

Zur Auszahlung der zu Johannis d. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

am Sonntag, den 7. Juni d. J.,
Morgens von 8-10 Uhr,
und
am Montag, den 8. Juni d. J.,
bis
Donnerstag, den 11. Juni d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 27. Mai 1891.                                                    
                                                    Das Directorium.


Bekanntmachung.
Die Mitglieder des                                                    
Möbel-Versicherungs-Vereins
werden gebeten, ihren einfachen Beitrag bis zum 1. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
                                                    Der Vorstand.


Gesucht zu Johannis d. J. für eine gute Landstelle hiesigen Fürstenthums 4100 M. in Posten von 1750 M., 1400 M. und 950 M. gegen sichere Hypothek. Näheres bei

                                                    Wilh. Heincke-Schönberg.


Waise mit großem Vermögen sucht einen Mann mit guter Existenz. Offerten erbeten G. A. postlagernd Berlin Zimmer=Straße.


Heirath! Waise mit 160,000 Mark sucht einen Mann mit guter Existenz. Offerteil erbeten G. A. postlagernd Berlin Zimmer=Straße.


Aus einer schwimmenden Sendung:

Ia. böhmische Stückbraunkohlen

offerire ich selbe bei Entnahme eines Waggons mit M. 124.- pr. 10 000 Ko. comptant frei bis Bahnhof hier. Dieselben fuhrenweise loose frei vor die Hausthür billigstens und ersuche um baldige Aufträge, da Preise anziehen, sobald das Elbwasser fällt.

Steinkohlen & Harbker Braunkohlenbriketts

billigstens.

                                                    F. Heitmann.


Einige gut besetzte
Krainer Bienenstöcke
sind billig zu verkaufen, zu 15 M. pr. Stock                          
                                                    bei Gastwirth Sterly.
                                                    Selmsdorf.


Anhaltend bewährt sich unsere Glücksdevise:
Wo gewinnt man jedes Mal?
Bei Mindus & Marienthal!

Erst am 4. November konnten wir unseren Kunden

das große Loos mit
200,000 Mk.

auszahlen, und vorhergehend 3 mal die Prämie in Beträgen von 300,000 M., 240,000 M., 180,000 M. etc. Solche Erfolge hat kein anderes Geschäft aufzuweisen!
Wer also dem Glücke die Hand bieten will, thue es zu der am 10. Juni stattfindenden ersten Ziehung der

300. Hamburger Verloosung,

in welcher schon der Haupttreffer von 50,000 M. zu erlangen ist und zwar für einen ganz geringen Einsatz, denn

1 Ganzes Loos kostet nur 6 M.
1/2 Loos nur 3 M. und
1/4 Loos nur 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).

Wir versenden diese Originalloose unter Beifügung des amtlichen Verloosungsplanes unter Nachnahme nach allen Orten, erbitten aber Aufträge recht bald, spätestens bis zum 8. Juni, da nur noch geringen Loosevorrath zu begeben haben.

Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure.
Hamburg.


Alte, gut erhaltene                          
Bienenwohnungen
verkauft                                                    J. Wegner.


Umsonst erhält jeder Stellensuchende sofort gute dauernde Stelle. Verlangen Sie die Liste der Offenen Stellen. General=Stellen=Anzeiger Berlin 12.


Großer Verdienst

oder Nebenverdienst von 3-4000 Mark jährlich für gewandte Personen jeden Standes (auch Frauen) und an allen Orten durch den Verkauf von im ganzen Deutschen Reiche gesetzlich gestatteter und zu spielen erlaubter einzelner Staatsloose gegen Monatszahlung. Dieselben haben jährlich 6 Ziehungen mit Haupttreffer von 3x600 000 und 3x300 000 Fr. monatlicher Einzahlung von 5 Mk.
Offerten sind an die Administration "Controleur" Konstanz einzureichen.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 2]

Sortiment Versandhaus Hildesheim Norddeutsches Versand-Haus
Hildesheim.
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Verpackung stets frei. Umtausch gestattet, oder Betrag bedingungslos zurückgezahlt.


Geschäfts=Eröffnung

Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hierselbst Siemzerstrasse Nr. 177, schräg gegenüber der Wallstraße eine

Colonialwaaren-,
Glas-, Porzellan-, Steingut-, Taback- und Cigarren-Handlung

eröffnet habe. Ich werde stets bemüht sein, durch streng reelle, gewissenhafte und prompte Bedienung mir das Vertrauen meiner geehrten Kunden zu erwerben und bitte ich mein Unternehmen gütigst Unterstützen zu wollen.
Schönberg, im Mai 1891.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                            J. A. Siebenmark.


Lotterie der internationalen Ausstellung in Berlin.
1. Ziehung am 16. u. 17. Juni 1891.
2. Ziehung vom 20.-23. October 1891.
7310 Gewinne im Werthe von 300 000 Mk.

Original-Loose, für beide Ziehungen gültig, a 1 M. (11 Loose für 10 M.) empfiehlt und versendet das General-Debit

Carl Heintze,
Berlin W., Unter den Linden 3.
Jeder, Bestellung, welche auf Postanweisung erbitte, sind für Porto und zwei Gewinnlisten 30 Pf. (für Einschreiben 20 Pfg. extra) beizufügen.

[Tabelle der Gewinne siehe im Abbild der Originalseite]


Am Sonntag, den 7. und Montag, den 8. Juni 1891 soll beim Gastwirth Böttcher in Rieps ein

Scheiben-Schiessen

stattfinden, wozu ich recht freundlich einlade.

Der Satz von drei Schüssen kostet 1 Mk.
Büchsen werden frei geliefert.
Auf 1 Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn.
                                                    W. Dencker, Tischlermeister.
                                                    Schlagsdorf.


Am 31. Mai d. Js. findet beim Gastwirth Oldenburg zu Lockwisch ein

Ring-Reiten

statt, wozu wir hindurch freundlichst einladen.

                                                    Die Knechte der Dorfschaft
                                                    Lockwisch.


Zum Schiefer- und Dachdecken,
sowie zum Theeren und Repariren
unter Garantie empfiehlt sich                                                    
L. Schramm, Klempner.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 3]

Thierschau und Gewerbe-Ausstellung
des
Landwirtschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
zu Schönberg, am 12. Juni 1891.

A. Bestimmungen.

1. Die Concurrenz zur Thierschau ist eine freie und bezieht sich auf Pferde und Kühe.
2. Alle die Thierschau betreffenden Angelegenheiten werden von der Festcommitte besorgt; die Prämirung geschieht von den dazu erwählten Preisrichtern.
3. Sämtliche Anmeldungen von Vieh zur Thierschau sind spätestens bis 6. Juni d. J. an den Vereinsecretair J. H. Böckmann zu richten, spätere Anmeldungen finden nur dann Berücksichtigung, wenn noch Raum vorhanden ist.
4. Das Eintrittsgeld zur Thierschau und der Ausstellung beträgt für Erwachsene à 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Kinder à 20 Pfennig (Mecklenburg).; freien Eintritt haben nur Vereinsmitglieder bei Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte.
5. An Standgeld für Vieh von Nichtmitgliedern wird bei Zuführung desselben erhoben:
      a. für Pferde 3 M. pr. Haupt
      b. für Bollen, Kühe, Starken. 2 M. pr. Haupt
6. Jeder Aussteller hat sich den Anordnungen der Festcommite zu fügen.
7. Die zur Thierschau bestimmten Thiere müssen am 12. Juni spätestens Morgens 8 Uhr auf dem Thierschauplatze eintreffen, dürfen aber ohne besondere Erlaubniß des Vorstandes vor Schluß derselben nicht weggeführt werden.
8. Die Hengste werden auf dem dazu bestimmten Platze frei umhergeführt.
9. Standkarten und Einlaßkarten sind vorher bei den Herren Gastwirth J. Boye und Kaufmann W. Wieschendorf, sowie am Thierschautage auf dem Festplatze zu haben.

B. Prämirung.

Die Prämirung geschieht bei freier Concurrenz
      a. durch Geldprämien,
      b. durch Ehrenprämien, deren Zahl die Sectionsvorstände nach bestem Ermessen zu bestimmen haben.
Besitzer von mehr als 10 Last Acker, sowie Viehhändler, haben nur auf Ehrenprämien Anspruch.
Die nachstehend für Mutterstuten aufgeführten Geldprämien verstehen sich für Mutterstuten mit Füllen oder solche, bei denen die Trächtigkeit durch Deckschein nachgewiesen wird.
Prämien kommen in dem Falle nicht zur Vertheilung, wenn die Thiere den an sie zu stellenden Anforderungen nach Ansicht der Preisrichter nicht genügen.
Kein Thier darf unter mehr als einer Abtheilung prämirt werden.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

D. Gewerbe=Ausstellung.

Alle zur Ausstellung bestimmten Gegenstände sind spätestens bis zum 12. Juni, Morgens 7 Uhr, in das Ausstellungslocal einzuliefern und müssen mit dem Namen des Ausstellers und dem Verkaufspreise versehen sein. Für die Sicherheit der Sachen wird keinerlei Garantie übernommen, obwohl ein Wächter zur Beaufsichtigung derselben angestellt wird.
Am 12. Juni cr., Nachmittags findet eine Verloosung von in der Ausstellung angekauften Gewerbegegenständen statt und sind Loose à 50 Pfennige schon jetzt zu haben.
Schönberg, im Mai 1891.

Der Vorstand.
A. Ahrendt-Gr. Siemz.                           H. Lenschow-Gr. Bünsdorf.
J. H. Böckmann.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 4]

Thierschau in Schönberg
am Freitag, den 12. Juni 1891.
-----------------
Programm:

Morgens 8 1/2 Uhr: Versammlung der Mitglieder im Vereinslocale.
Morgens 9 Uhr: Ausmarsch nach dem Ausstellungsplatze.
Morgens 9 1/2 Uhr: Eröffnung der Thierschau und Ausstellung.
Nachm. 12 1/2 Uhr: Vertheilung der Prämien auf dem Festplatze; darnach Einmarsch in die Stadt bis zum Vereinslocale.
Nachm. 2 Uhr: Allgemeines Festessen im Locale des Herrn J. Boye. Couvert 3 M. à Person. (Anmeldungen zur Theilnahme am Festessen wolle man bis zum 10. Juni an Herrn Gastwirth J. Boye richten.)
Nachm. 5 Uhr: Verloosung der aus der Gewerbe=Ausstellung angekauften Gegenstände vor dem Hause des Herrn Kaufmann Franz Lundwall.
Nachm. 7 Uhr: Beginn des Festballes im Boye'schen großen Saale. Nichtmitglieder können eingeführt werden von Mitgliedern gegen 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). Entrée à Person. Damen zahlen kein Entrée.
Morgens vor dem Ausmarsche, ferner während der Tafel und Nachmittags bei der Verloosung concertirt vor resp. im Boye'schen Hause die hiesige Vereinscapelle und desgleichen auf dem Festplatze von Morgens 10 - 1 Uhr.
Schönberg, im Mai 1891.

Der Vorstand
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe
für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. A.: J. H. Böckmann, Vereinssecretair.


Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnuß, daß unser diesjähriger

Königschuß

am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Juli stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 Pfg. sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, im Mai 1891.

Kapitain und Aelteste der Schützenzunft.
C. Schultze.           F. Baer.           J. Greiff.


Umstände halber findet die
Thierschau
nebst Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen & Industrie=Gegenstände
sowie Rennen in Ratzeburg
am Donnerstag, den 25. Juni 1891 statt.
                                                    Das Central-Comité.


Am Sonntag, den 31. d. Mts. findet beim Schützenplatze ein

Ring-Reiten

statt, mit nachfolgendem Tanz im Köster'schen Saale. Anfang des Ringreitens Nachmittags 1 1/2 Uhr.


Zu dem am 7. und 8. Juni bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen lade ich hiermit freundlichst ein.
1 Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.                                                     Gastwirths=Wittwe Grevsmühl.
                                                    Zarnewenz.


Zudem am 31. Mai und 1. Juni bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

ladet freundlichst ein

Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am 1. Juni: Ball.


Statt besonderer Anzeige.

Dienstag Morgen 8 1/2 Uhr entschlief mein geliebter Gatte, der

Lehrer H. Rosenblum
in Grieben.
                                                    Marie Rosenblum geb. Tretow.

Die Beerdigung findet Montag um 1 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 31. Mai.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
  Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 22.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Mai 1891.


Kaiser Wilhelm wird am 29. ds. Mts. Morgens wieder in Berlin eintreffen und am selben Tage die große Frühjahrsparade über die Berliner Garnison auf dem Tempelhofer Felde abhalten. Nächsten Tages findet die Parade in Potsdam statt.
Auf seinem letzten Jagdausfluge in Ostpreußen traf der Kaiser, wie die Kreuzztg, berichtet, den Feldpropst Dr. Richter aus Berlin, der auf einer Dienstreise begriffen war und unter dem Publikum an der Straße stand. Der Monarch erkannte den Geistlichen sofort, grüßte freundlich und verfaßte während des nächsten Aufenthaltes ein paar allerliebste, launige Verse, durch welche der Feldpropst zur kaiserlichen Tafel geladen wurde.
Der Kaiserstein, welcher zur Erinnerung an die feierliche Uebergabe am 10. August ds. Js. als Denkmal auf dem Helgoländer Oberland errichtet werden soll, wird, wie man aus Hamburg meldet, in Altona aus rothem schwedischen Marmor angefertigt und bildet einen Obelisk von 4 Meter Höhe. Die Inschrift, welche vom Kaiser selbst bestimmt wird, wird in den nächsten Tagen erwartet.
Wie dem Hamb. Korr. mitgetheilt wird, wird der Staatssekretär im Reichsamt des Auswärtigen, v. Marschall, den Kaiser auf der Reise nach Holland und England begleiten. Außer dem gewöhnlichen Gefolge des Kaisers und der Kaiserin werden sonst keine Personen an der Fahrt theilnehmen.
Aus Charlottenburg wird gemeldet, daß das Elend der am Bahnhof daselbst lagernden russischen Auswanderer ein grenzenloses sei. Täglich treffen außer zahlreichen Juden auch etwa 100 Christen ein, die zwar freiwillig Rußland verlassen haben, aber gleich den übrigen sich in der drückendsten Not befinden.
Vom Reichskanzleramt sind, wie die "Allgemeine Fleischerzeitung" erfährt, die städtischen Behörden veranlaßt worden, Erhebungen über den Viehauftrieb und die Viehpreise anzustellen und dem Reichskanzler darüber zu berichten. Man irrt wohl nicht, wenn man diese Umfrage in Verbindung bringt mit Erwägungen über Erweiterung der Vieheinfuhr und eventueller Herabsetzung der Viehzölle.
Der Weltkongreß in Wien beschloß am Montag, Australien und dessen Colonien vom 1. October ab in den Weltpostverein aufzunehmen. Die Mitglieder des Congresses wurden vom Kaiser Franz Josef zur Tafel geladen.
Die Prager Studenten haben zu der Büberei, die sie in der Prager Ausstellung an einem harmlosen Berliner verübt haben, durch den Empfang einer Deputation französischer Studenten ein wirksames Gegenstück geschaffen. Ungefähr 2000 Personen waren am Sonnabend am Bahnhof versammelt und brüllten: "Vive la France!", dann wurden Reden mit den unvermeidlichen Ausfällen gegen den gemeinsamen Feind, den Germanismus, gehalten und schließlich geleitete die Volksmenge die Franzosen im Triumpfzug durch die lebhaftesten Straßen nach ihrem Quartier. Die Herrlichkeit nahm erst ein Ende, als die Polizei die Demonstrationslustigen auseinander jagte.
Großes Aufsehen erregt in Frankreich der angebliche Verkauf des Geheimnisses der Melinit=Fabrikation an die englische Gesellschaft Armstrong. Der Thäter, ein Officier, namens Tripponet, wurde mit mehreren Mitschuldigen verhaftet, ebenso nachträglich aber auch der Erfinder des Sprengstoffes, namens Turbin, weil er die Zusammensetzung des dem Staate verkauften Melinit veröffentlicht habe. Der Kriegsminister erklärte, daß diese Veröffentlichung der französischen Wehrkraft nicht nachtheilig sei. Boulanger legte bekanntlich großes Gewicht auf das Melinit. Die späteren Kriegsminister haben sich wenig darum gekümmert.
Da die französische Regierung nicht gestattet hat, daß die irdischen Ueberreste des Prinzen Jerome Napoleon in Frankreich bestattet werden, hat König Humbert den Auftrag gegeben, daß das Grab des Prinzen in der Superga endgiltig mit einem Marmorstein, mit Bronce=Ornamenten geschmückt, verschlossen werde. Auf dem Stein wird folgende Inschrift zu lesen sein: "Napoleon Charles Josef Paul, Sohn des Königs Jerome, König von Westfalen, und der Catherine, geb. königliche Prinzessin von Württemberg, geb. zu Triest am 9. September 1822, gestorben zu Rom am 17. März 1891." - Kossuth und General Türr werden sich, wie aus Turin berichtet wird, demnächst nach der Superga begeben, um im Namen der in Italien wohnenden ungarischen Emigranten eine eiserne Krone am Grabe des Prinzen Napoleon zu hinterlegen. Diese Krone wird folgende Inschrift tragen: "Dem Prinzen Napoleon, die dankbaren Ungarn 1891." Ein anderer Kranz aus künstlichen Blumen wird im Namen der Kaiserin Eugenie hinterlegt werden.
In Bezug auf das Attentat gegen den Großfürsten=Thronfolger und die Rolle, welche der Reisegefährte des letzteren, Prinz Georg von Griechenland, in dieser Angelegenheit spielte, werden noch folgende Details mitgetheilt: Sobald der Sachverhalt in Petersburg bekannt geworden war, begab sich die gesammte kaiserliche Familie zur Großfürstin Alexandra, der Tochter des Königs von Griechenland und Gemahlin des Großfürsten Paul Alexandrowitsch, um dieselbe zu der That ihres Bruders, des Prinzen Georg, zu beglückwünschen. Der Prinz, welcher den russischen Thronfolger in Wladiwostock verlassen sollte, um über Suez nach Griechenland zurückzukehren, hat vom König Georg auf den dringend ausgesprochenen Wunsch des Czaren nunmehr die Erlaubniß erhalten, den Großfürsten auf einer Reise durch Sibirien zu begleiten und sich mit demselben nach Petersburg und Moskau zu begeben, wo dem Prinzen zu Ehren außerordentliche Festlichkeiten seitens der kaiserlichen Familie veranstaltet werden sollen. Aus allen russischen Provinzen sind dem Prinzen Georg Dankadressen seitens der Behörden zugegangen, und auf Befehl des Czaren wird zur Erinnerung an die muthige Handlungsweise des griechischen Prinzen eine Medaille geschlagen werden.
Aus Anlaß der Ankunft des Thronfolgers Nikolaus in Sibirien bewilligte der Czar verschiedene Strafmilderungen und Begnadigungen für Verbannte.
Aus einem längeren Petersburger Briefe ergiebt sich unzweifelhaft, daß die Austreibung der Juden aus Moskau auf den persönlichen Befehl des Czaren geschieht. Der Moskauer Generalgouverneur, Fürst Dolgorukow, wurde vorher Knall und Fan entlassen. Hierauf begannen die Ausweisungen. Viele Juden wollten nun ihren Glauben wechseln. Die Prüfungen waren aber so streng, daß sie kaum zu bestehen waren. Wer sie doch bestand, hatte noch drei Jahre unter kirchlicher Aufsicht zu leben, bevor er als Christ anerkannt wurde. Der Czar erhielt Hunderte von Bittgesuchen; ohne weiteres warf er sie zerrissen unter den Tisch.
Aus Warschau wurden in den letzten Tagen 413 deutsche Reichsangehörige ausgewiesen.
Die Festtage in Bukarest zur Feier des 25jährigen Regierungs=Jubiläums des Königs Karl nehmen einen glänzenden Verlauf. Aus allen Theilen des Landes strömt die Bevölkerung in die reich geschmückte Stadt, um dem Königspaar seine Huldigungen darzubringen. Am Freitag Morgen hat eine große Truppenparade, darauf Empfang des diplomatischen Korps, der gesetzgebenden Körperschaften und der Behörden und abends ein Galadiner stattgefunden. Die Stadt war glänzend illuminirt. Als bleibende Erinnerung an das 25jährige Regierungsjubiläum hat das Königliche Paar aus seinen eigenen Mitteln dem Kultusminister 200 000 Franken in 5 proz. rumänischer Anleihe überwiesen zur Errichtung einer "Universitätsstiftung Karl I." Es soll damit den Studierenden ein Gesellschaftshaus

[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 6]

geschaffen werden, das mit einer stets zugänglichen Bibliothek ausgestattet sein soll, wo sie ihrem Wissenseifer genügen können.
Das griechische Kronprinzenpaar reiste nach Deutschland. Die Kronprinzessin betritt zum erstenmal nach ihrem Glaubenswechsel jetzt den Boden der alten Heimath.
Seitens der mexikanischen Regierung wird eine Neuinformirung der Infanterie geplant. Die mexikanische Gesandtschaft in Berlin hat sich nun von der deutschen Heeresverwaltung ein Muster unserer Infanterie=Uniformen erbeten, und es sind seitens des preußischen Kriegsministeriums eine Paradeausrüstung sowie eine vollständige feldmarschmäßige Ausrüstung des zweiten Garde=Regiments zu Fuß der Gesandtschaft übermittelt worden. Die Uniform= und Ausrüstungsstücke werden demnächst nach Mexiko abgehen; sollten sich dieselben als praktisch für die mexikanischen Fußtruppen erweisen, so wird eine Uniformirung derselben nach deutschem Muster eintreten.
Der Spezialberichterstatter des "Berliner Tageblatt" in Ostafrika berichtet Weiteres über Ehrungen, die dem Major v. Wißmann bei seinem Weggang von Afrika zu Theil geworden sind. So wurde er am Tag vor seiner Abreise von dem Sultan von Sansibar, der dem Major die höchste Klasse seines Ordens vom Strahlenden Stern verliehen hat, in Audienz empfangen. Der Orden wird an überhandbreitem carmoisinrothem Atlasband quer über die Brust getragen. Zur Verabschiedung hatte sich die gesammte englische, französische und deutsche Kolonie auf dem Dampfer eingefunden. Die Musik von S. M. Kreuzer "Schwalbe" spielte, als der Postdampfer vorüberfuhr, "Muß i denn, muß i denn zum Städtle hinaus". Sämmtliche Kriegsfahrzeuge fremder Nationen grüßten mit der Flagge.
Reichskommissar Major von Wißmann traf mit seinem Adjutanten Bumiller Montag Mittag aus Wien in Berlin ein und ist im Hotel Kaiserhof abgestiegen.


- Neustrelitz, 24. Mai. Heute Mittag 1 Uhr war die hiesige Batterie zur Parade vor Sr. K. H. den Großherzog befohlen. Die Batterie führte auf dem kleinen Paradeplatze am erbgroßherzoglichen Palais einen dreimaligen Parademarsch vor II. KK. HH. dem Großherzoge aus. Darnach machte die Schloßwache einen Parademarsch. Das Hautboistencorps spielte darauf mehrere Musikstücke. Während des Concerts ließ Se. K. H. der Großherzog sich die Einjährig freiwilligen der Batterie durch den Batteriechef vorstellen.
- Schönberg. Vom 1. Juni d. J. ab werden die Züge zu nachstehenden Zeiten von hier abgefertigt werden: 1) Richtung Kleinen 7.32, 10.13 Vm., 12.51 Mitt., 5.21 Nachm., 8.36 Abd. - 2) Richtung Lübeck 9.49 Vm., 12.02 Mitt., 3.10 Nachm., 7.11 Abn., 11.37 Nachts. - In dem Postengange treten folgende Veränderungen ein: Das 2. Privat=Personenfuhrwerk nach Rehna wird um 3 Uhr 15 Min., das 3. um 8 Uhr 45 Min. vom Bahnhofe abgefertigt werden; letzteres trifft in der Stadt um 6 Uhr 45 Min. Abends ein. - Das 2. Privat=Personenfuhrwerk nach Dassow wird bereits um 8 Uhr 45 Min. Abends vom Bahnhof abgefertigt werden.
- Schönberg. Der Lehrerverein Süd=Ratzeburg hielt am Sonnabend, den 23. d. M. in Schlag=Resdorf seine Frühjahrs=Versammlung ab. Obgleich das Wetter recht günstig war, waren doch nur 8 Mitglieder anwesend. Nach Eröffnung durch den Vorsitzenden hielt der Lehrer Warnke=Ziethen Vortrag über die Reform des Geschichtsunterrichts in der Volksschule. Nach recht lebhafter Debatte wurden die vom Referenten aufgestellten Thesen angenommen. Nächste Versammlung am 19. September.
- Schönberg. Der Lehrer=Verein Nord=Ratzeburg hielt am 23. d. M. beim Gastwirth Fahrenkrug in Lüdersdorf seine Frühjahrsversammlung ab, die von 17 Mitgliedern und 1 Gast besucht war. Nachdem der Vorsitzende, Lehrer Saß=Palingen, die Versammlung mit einer kurzen Ansprache eröffnet hatte, erhielt Lehrer Ollmann=Sabow das Wort zu seinem Vortrage über das Thema: "Wie erzieht die Schule zum Gehorsam?" Die nächste Versammlung ist am 21. Juli in Schönberg und hat Lehrer Schriever=Gr. Siemz einen Vertrag zugesagt.
- Der Realschullehrer Haberland in Neustrelitz ist, gutem Vernehmen nach, von Sr. K. H. dem Großherzoge zum Aichamtsdirigenten ernannt worden und wird dieses Amt neben seinem Schulamte verwalten. Er erhält dafür 600 M. jährlich. Aichamtsdirigent Rönbeck, der vor einiger Zeit gestorben ist, stand dem Aichamte eine Reihe von Jahren vor und bezog 2400 Mk.
- Das Verzeichniß der Lehranstalten, welche nach § 90 der Wehrordnung zur Ausstellung von Zeugnissen über die Befähigung für den einjährig=freiwilligen Militärdienst berechtigt sind, ist der Nr. 21. des "Centralblattes für das Deutsche Reich" in einem Anhange beigefügt. Zu den Lehranstalten, bei welchen der einjährige erfolgreiche Besuch der zweiten Classe zur Darlegung der Befähigung genügt, gehören in Mecklenburg die Gymnasien zu Doberan, Güstrow, Parchim (verbunden mit Real=Progymnasium), Rostock, Schwerin, Waren, Wismar (verbunden mit Realschule), Friedland, Neubrandenburg und Neustrelitz, die Realgymnasien zu Bützow, Güstrow (in diesem beginnt der Unterricht im Latein erst mit der Untertertia), Ludwigslust, Malchin, Rostock und Schwerin; zu den Lehranstalten, bei welchen der einjährige erfolgreiche Besuch der ersten (obersten) Classe zur Darlegung der Befähigung nöthig ist, die Realschule der großen Stadtschule zu Wismar (ohne obligatorischen Unterricht im Latein), die Realschule zu Neustrelitz, das Realprogymnasium (verbunden mit dem Gymnasium) zu Parchim und die Realschule zu Schönberg; zu den Lehranstalten, bei welchen das Bestehen der Entlassungsprüfung zur Darlegung der Befähigung gefordert wird, das Real=Progymnasium zu Grabow und die höhere Bürgerschule (ohne obligatorischen Unterricht im Latein) zu Rostock.
- Das Koch'sche Heilmittel. Die neueste Ausgabe der Deutschen Medicinischen Wochenschrift bringt die Mittheilung: "Wie wir zuverlässig erfahre, ist Robert Koch seit seiner Rückkehr hauptsächlich damit beschäftigt, den in dem Tuberkulin enthaltenen wirksamen Stoff zu isoliren und derart chemisch zu charakterisiren, daß eine Prüfung seiner Beschaffenheit in ähnlicher Weise wie bei anderen Arzneistoffen ermöglicht wird. Sobald diese Arbeiten zu einem brauchbaren Ergebnisse gelangt sind, was schon für die nächsten Monate zu erwarten steht, wird Koch sowohl darüber wie über die Einzelheiten des Verfahrens zur Herstellung des Heilmittels eine umfassende Veröffentlichung bewirken, indem alsdann einer solchen Bedenken nicht mehr entgegenstehen."
- Das Kochsche Institut für Ansteckungskrankheiten in Berlin, zwischen der alten Charitè und der Stadtbahn, ist im Werden soweit vorgeschritten, daß der Eröffnung desselben zum Juli entgegengesehen werden kann.
- Die Nachricht, daß der königliche Leibkutscher Menzel, welchem der Unfall mit der Troika in Potsdam passierte, in Berlin erkrankt darnieder liege, ist unrichtig. Menzel befindet sich wohl und munter in Potsdam, er hat nur vierzehn Tage Urlaub erhalten, um seine durch den Unfall hervorgerufene Nervosität zu beschwichtigen. Gleich nach dem Unfall hat Menzel nämlich seinen Vorgesetzten erklärt, daß er das russische Gespann nicht wieder fahren würde, weil ihm die Verantwortung zu groß sei. Als darauf vom Ober=Hofmarschall=Amt telephonisch die Antwort eintraf, daß Menzel keine Bestimmung darüber zustände, erklärte derselbe, daß er dann lieber seinen Dienst aufgeben würde. Das Fahren nach russischer Art ist nämlich besonders schwer, weil dazu große Muskelkräfte gehören und die Zügel in beiden Händen gehalten werden müssen, wodurch ein unausgesetztes Steifhalten der Arme bedingt wird. Wahrscheinlich wird aber der Kaiser, wie schon erwähnt, mit der Troika nicht mehr fahren, denn darauf deutet auch die Aeußerung des Monarchen, als er nach dem Unfall das Gespann verließ. Nach Aussagen von Ohrenzeugen sagte nämlich der Kaiser: "Na, damit wären wir auch wieder einmal fertig!"
- Eine große Fleischererei=Ausstellung soll im nächsten März im Landes=Ausstellungs=Palast in

[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 7]

Berlin stattfinden und 14 Tage dauern. Es wird darin alles enthalten sein, was irgendwie zum Schlächtereigewerbe gehört. Ein großes Ausstellungscomité wird sich in den nächsten Tagen bilden.
- Ein Riesensandsteinblock wurde am Sonnabend auf dem Bauplatz des neuen Reichstagsgebäudes in Berlin eingeliefert. Das Ungetüm hat einen Rauminhalt von 12 Kubikmetern und ein Gewicht von etwa 540 Centnern.
- Die ersten Früchte der vom Kaiser in der Schulkonferenz vertretenen Reform liegen nun in Gestalt von drei Lehrbüchern vor, welche zunächst für die Lehranstalten bestimmt sind, die der Kaiser als direct unter ihm stehend bezeichnete, die Kadettenhäuser. Die Schulbücher behandeln 1) den Geschichtsunterricht, 2) die Sagenkunde, 3) die Heimathkunde. Der Geschichtsunterricht für die Sexta umfaßt die vaterländische Geschichte: der Hohenzollern Thaten und Leben in den letzten fünfhundert Jahren, von Kaiser Wilhelm II. zurückschreitend bis auf den ersten Kurfürsten: für die Quinta: Lebensbilder aus der deutschen Geschichte von 1415 bis auf die Karolinger. Der erste ist chronologisch rückwärts schreitend vollständig, der zweite befaßt sich dagegen nur mit Lebensbildern. Damit der Leser diese kennen lerne, sollen sie hier folgen: Rudolf von Habsburg, Albrecht II. von Habsburg, die Schweizer Eidgenossenschaft, Ludwig der Baier und Friedrich der Schöne, Karl IV. von Luxemburg, Sigismund, Johann Huß, Konrad III., Friedrich I., Albrecht der Bär, Friedrich II., Konradin, Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV., Heinrich I., Otto I., Bonifatius der Apostel der Deutschen, Karl der Große, das Mönchswesen, das Ritterthum, das Städtewesen. Der Lehrstoff für die Quarta soll die Geschichte der europäischen Reiche seit dem Zeitalter der Entdeckungen behandeln und im Sommer erscheinen. Aus der Sagenkunde haben folgende Stoffe Aufnahme gefunden: Göttersagen: die Welten und ihre Bewohner, Wodan-Odin, Donar-Thor, Zin-Tyr, Feyer, Balder, die Götterdämmerung. Thierfabeln: Reinicke Fuchs, die zwölf Brüder, Aschenputtel, Tischlein deck dich, Goldelse und Knüppel aus dem Sack. Heldensagen: Sigmund und die Niflungen, Friethjof der Starke, Wieland der Schmied, König Rother, König Ortrud, Wolfdietrich, König Laurin, Hildebrand und Hadubrand, Parzival, Lohengrin, Tannhäuser. Kleinere Sagen: die vier Haymonskinder, die Schöne Melusine, die Pfalzgräfin Genoveva, der Rattenfänger von Hameln. Die Heimathskunde, für die Sexta bestimmt, enthält: Wesen der Heimathskunde und ihr Werth für den Unterricht überhaupt. Umfang der Heimathskunde und die Gruppirung des Inhalts, Gestaltung des Unterrichts. Dieser wesentlich neue Theil im Lehrplan soll mehr ein Anschauungsunterricht sein und mehr vom Classen= als Fachlehrer ertheilt werden, besonders in Gottes freier Natur. Er beginnt mit dem Nächstliegenden, dem Zurechtfinden auf dem eigenen Horizont, und schreitet von Stufe zu Stufe weiter bis zur Globuslehre.
- Der Postdampfer "Kaiser", der siebente und letzte Dampfer der deutsch=ostafrikanischen Linie, machte am Sonntag mit der Reichsprüfungs=Commission seine Probefahrt von Hamburg nach Cuxhaven, die glänzend ausfiel. Ende dieser Woche wird der "Kaiser" nach Ostafrika abfahren.
- Vom Oberrhein laufen fortwährend Berichte ein, welche melden, daß in den letzten Tagen niedergegangene Gewitter großen Schaden an den Weinbergen angerichtet haben.
- Infolge der anhaltenden Regengüsse der letzten Tage, namentlich im badischen Oberlande, wächst der Rhein stark. Aus dem Schwarzwalde kommt starker Zufluß durch Schneewasser, sodaß die Fischer Hochwasser befürchten.
- Beim Kugelsuchen erschossen wurde ein 12jähriger Knabe während eines am dritten Feiertag vom Kriegerverein in Willmersdorf bei Lübbenau veranstalteten Schießen.
- Im Saarkohlen=Revier machen die Streik=Agitatoren noch schlechtere Erfahrungen als in Westfalen. Von den 30 000 Bergleuten im Saargebiet stellten auf die Aufforderung zum Streik nur 1800 die Thätigkeit ein. Der Ausstand wird auch wohl in dieser Woche schon wieder einschlafen, da auch das Organ der Bergarbeiter den Streik für unzeitgemäß erklärte und zur Rückkehr zur Arbeit aufforderte.
- Eine Versammlung gemaßregelter Bergleute in Bochum beschloß, die Regierung zu ersuchen, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß ihnen die Existenz garantirt werde.
- Es wird jetzt daran erinnert, daß das Bonner Korps "Borussia", dasselbe Korps ist, für das "alte Herren" vor 1 1/2 Jahren in öffentlichen Blättern "gekeilt" haben mit der Motivirung, daß das Leben in dem Korps jetzt weniger kostspielig sei, da die Borussen ein eigenes Korpshaus hätten. Mit einem jährlichen Wechsel von 5400 Mk. (das macht, die Ferien abgerechnet, auf den Tag 25 Mk.) könne ein Borusse seinen Verpflichtungen schon gerecht werden.
- Einige wißbegierige sächsische Herren haben am 15. Januar d. J. aus Leisnig mehrere mit ihren Adressen versehene Postkarten im Umschlag an den deutschen Postvorsteher in Kamerun mit der Bitte um Rücksendung abgeschickt. Mit dem Poststempel 1. April 1891 Kamerun gelangten diese Karten am 18. d. Mts. wieder in Leisnig an. Die Hin= und Herbeförderung beanspruchte demnach 122 Tage. Die eine der zurückgesandten Karten enthielt folgende allgemein interessante Schilderung: "Deutsche und andere Weiße lebten im Schutzgebiet in 1890 - außer der Besatzung der Kriegsschiffe - 137, davon 53 in Kamerun, darunter 4 Frauen (3 von Missionären, 1 eines Plantagenbesitzers). Wir leben hier von Ziegen, Hühnern, Coko, Reis, importirten Kartoffeln und europäischen Konserven. Frische Gemüse, als Gurken, Bohnen, Kohl, werden gepflanzt aus Samen, der von Erfurt kommt. Drei Negerkneipen sind im Anfangsstadium, eine bezieht Bier direkt von Deutschland. Sonst giebt's keine Restaurants. Das Trinken über den Durst ist hier überhaupt sehr nachtheilig, gesundheitlich wie pekuniär. Alles wird durch Transport und Verlust der hier werthlosen Flaschen sehr theuer. Mit 350 Mark monatlich inkl. Kleidung kann man auskommen. Wir Beamten haben eine besondere Speiseanstalt, "die Messe"; Koch und Bedienung: Schwarze. Letztes Mal war alles Bier erfroren. Zeitvertreib brauchen wir nicht, wir arbeiten sehr angestrengt. Vegetation üppig, Land sehr fruchtbar. Kamerun unstreitig besser als Ostafrika; wird sich später zeigen."
- In Ulm hantirte ein Offiziersbursche in der Wohnung seines Herrn am Fenster mit dessen Revolver so ungeschickt, daß plötzlich der Schuß losging und eine auf der Straße vorübergehende Magd stürzte schwer getroffen zu Boden.
- Die Herren Philologen, die in diesen Tagen in München zum 41. Kongreß versammelt gewesen sind, haben nicht nur gelehrte Vorträge gehalten und gehört, sondern sie haben auch bestens für ihre Unterhaltung gesorgt. Sie haben u. A. eine flotte Kneipzeitung herausgegeben aus der die Pennäler nicht Alles zu erfahren brauchen, ans der aber Einiges auch weiteren Kreisen vermittelt werden darf, z. B. nachstehende Parodie auf den kleinen Hydriot, in welcher der Verfasser eine seine Beobachtung des Münchener Lebens bekundet:
      Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein,
      Da nahm mich schon mein Vater ins Hofbräuhaus hinein;
      Da lehrte er mich führen den Krug zum durst'gen Mund
      Und drein die Nase tauchen bis nieder auf den Grund.
      Ein Silberstückchen gab er mir sechsmal in die Hand,
      Sechsmal d'rum Bier zu holen, bis ich es recht verstand.
      Er selber lehrte trefflich mit freudigem Gesicht,
      Wie man die Krüge schwenket und mit dem Brande ficht.
      Oft, wie's der Vater machte, hielt ich die Maß zur Hand,
      Bis alles wie im Tanze vor meinen Augen schwand.
      Bemerken mußt' ich jedes Hinausgeworfenen Fluch,
      Der Gäste körn'ge Sprüche und manchen guten Zug.
      Und kam es auch zu Hieben oft in des Kampfes Wut
      Und zischten dann die Stöcke herab auf manchem Hut,
      Dann sah der Vater prüfend mir in das Angesicht -
      Ich saß bei meinem Kruge und rüttelte mich nicht.
      Da sprach er - und die Nase ward ihm wie Blut so rot -
      "Glück auf zu deinem Kruge, du kleiner Schwerenot!"
      Und heute gab der Vater mir einen eigenen Krug
      Und weihte mich zum Trinker nach altem Münch'ner Fug.
      Er maß mich mit dem Blicke vom Kopf bis zu den Zeh'n,
      Mir war's, als that sein Auge mir in die Leber seh'n.
      Ich hielt den Krug gen Himmel und sah ihn sicher an.
      Und dünkte mich zur Stunde nicht schlechter, als ein Mann.
      Da sprach er - und die Nase ward ihm wie Blut so rot -:
      "Glück auf zu deinem Kruge, dich plagt nie Wassernoth!"

- Der deutsche Kriegerbund umfaßt nach den

[ => Original lesen: 1891 Nr. 41 Seite 8]

auf dem Abgeordnetentag in Halle gemachten Mittheilungen jetzt 504 655 Mitglieder in 6010 Vereinen. Für das Denkmal, welches der Bund Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser errichten will, sind erst 415 000 Mk. zusammengekommen. Die Kosten betragen aber 700 000 Mk. Das Vermögen des Kriegerbundes hat sich seit dem letzten Jahre um 30 438 Mk. gesteigert und beläuft sich jetzt auf 539 856 Mk.
- Einzelne Gegenden von Niederösterreich sind fürchterlich von der Maikäferplage heimgesucht. Bäume und Sträucher sind rein abgenagt.
- Der in der Schweiz verstorbene Rentier Heinrich Schmilinsky setzte seine Vaterstadt Hamburg als Universalerbin seines Vermögens von ca. 5 000 000 M. für Wohlthätigkeitszwecke ein.
- Im vorigen Jahr hat die Schweiz 321 285 Doppelzentner frisches Obst im Werth von nahezu drei Millionen Franken ausgeführt und ist von den Obstbäumen an den Staatsstraßen des Königreichs Sachsen die Summe von 150 623 Mk. 55 Pfg. für verkauftes Obst vereinnahmt worden. Trotz solcher guten Beispiele werden doch noch vielfach seitens der Gemeinden die Straßen mit geringwerthigen Waldbäumen bepflanzt.
- Angesichts der starken Concurrenz französischer, englischer und deutscher Kohlen, welche jetzt in großen Massen zu billigeren Preisen als die belgischen Kohlen in Brüssel eintreffen, gehen die Preise der belgischen Kohlen immer mehr zurück und dürften Kürzungen der Löhne als unvermeidlich erscheinen. Eine Anzahl der größten Etablissements des Landes hat bereits bedeutende Verträge zur Lieferung ausländischer Kohlen abgeschlossen.
- In Trier war ein sechsjähriger Knabe in der Schule von einem Mitschüler mit dem Finger ins Auge gestoßen. Das Auge schwoll bald an. Die Aerzte stellten eine Blutvergiftung fest, welche durch den unter den Nägeln des verletzenden Fingers verborgenen Schmutz entstanden sei. Unter großen Schmerzen erlag das Kind bald der Vergiftung.
- Mit einem Drachen verwechselten, wie man aus Rom schreibt, mehrere Landleute den Ballon des Kapitän Speltoroni, welcher am 11. d. M. in Quarto, unweit Portici niederging. Um den Lindwurm unschädlich zu machen, gaben sie mehrere Schüsse ab, welche zum Glück nicht die Insassen, darunter der französische Konsul aus Neapel, sondern nur den Ballon verletzten. Die Leute hatten noch nie einen Luftballon gesehen.
- Die Kronprinzessin Sophie von Griechenland ist bei ihrer Taufe von dem Metropoliten Athens nicht als Protestantin, sondern als Katholikin angesprochen worden, und das nicht etwa infolge eines Irrthums, sondern weil das einfach so geschehen mußte. Die griechisch-katholische Kirche hat nämlich keine Formeln für diejenigen, welche aus dem Protestantismus zu ihr übertreten, da die bei diesen feierlichen Gelegenheiten geheiligten Formeln vor Jahrhunderten verfaßt worden sind, zu einer Zeit, wo die Welt die Reformation noch nicht kannte. So erklärt es sich, daß der Metropolit die Kronprinzessin fragte: "Bist Du, o Mensch, bereit, die päpstlichen Dogmen abzuschwören? Scheidest Du mit voller Ueberzeugung aus der lateinischen Kirche?" und so in diesem Sinn noch drei oder vier Fragen, welche alle auf eine frühere vermeintliche Zugehörigkeit zur römischen Kirche sich bezogen.
- Aus Afrika ist ein Gesangverein, aus 20 eingebornen Negern bestehend, auf dem Weg nach London begriffen, um seine Leistungen mit denen europäischer Vereine im Wettbewerb zu messen.
- 493 Pfund wiegt ein Ehepaar, welches kürzlich in Jovo Hochzeit gemacht hat. Der Mann aber hat in dieser Ehe ein sehr bedeutendes Uebergewicht, denn er allein wiegt 408 Pfund, während die Frau nur 85 Pfund mit sich herumträgt. Einen Vorzug hat die Ehe jedenfalls - die Frau braucht keinen Sonnenschirm. Wenn sie spazieren geht, genügt der Schatten ihres Mannes vollkommen, um sie gegen die Strahlen der Sonne zu schützen.
- Reinerträge bei feldmäßig betriebenem Gemüsebau. Nach einer kleinen Schrift von Steffech "Der gärtnerische Ackerbau als Hilfe für die Landwirthschaft" können von 1 Morgen Land folgende Reinerträge erzielt werden: Bei Anbau mit Weißkohl, Kraut etc. 210 Mk., - Kohlrüben 210-240 Mk., - Wirsingkohl 240 Mk., - Blumenkohl 390 M., - rote Moorrüben und Karotten 240-300 Mk., - Zwiebeln 195-210 Mk., - grüne Bohnen 240 bis 300 Mk., - Gurken 270-330 Mk., - Spargel 300-500 Mk. Vergleicht man damit den verhältnißmäßig geringen Nutzen, welchen der Anbau anderer Kulturpflanzen abwirft, so wäre es nur zu wünschen, wenn die angegebenen Zahlen die Landwirthe veranlassen möchten, der Gemüsekultur etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
- Achtet auf die Rosenstämme. Besitzer und Liebhaber von Rosen mögen sorgfältig ihre Stämme revidieren, da in diesem Jahre der ärgste Feind der Rosen, die Raupe des Rosenwicklers, massenhaft auftritt. Es giebt zur Vertilgung des höchst schädlichen Fressers kein anderes Mittel, als daß man alle zusammen gesponnenen Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger zerdrückt und zu diesem Zwecke die Rosen häufig durchsieht. Wer sich jetzt dieser Mühe nicht oft unterziehen will, wird durch die Vernichtungsarbeit der Raupe seine Freude und Hoffnung auf Rosen in diesem Jahre aufgeben müssen.
- Wie verscheucht man die Saatkrähen? Raben und Krähen sind wohl in mancher Beziehung recht nützliche Thiere, aber bei der Getreideaussaat machen sie doch manchen Schaden, weil sie die emporkeimenden Pflanzen ausziehen und die Samen abpicken. Gegen diesen Schaden hat Chassant ein Mittel angegeben, welches stets geholfen hat. Man tötet einige dieser Vögel und legt sie mit ausgebreiteten Flügeln flach auf das Ackerfeld, das man schützen will. Die Krähen werden sich auf diesem Felde nicht niederlassen. Anfangs erscheinen sie mit großem Geschrei, ohne herabzukommen, und verlassen bald die betr. Stelle.
- Salz als Mittel gegen Hundestaupe. Englische Hundezüchter versichern, daß eine starke Gabe Kochsalz - die Quantität ist ziemlich gleichgültig - bei Eintritt der Staupe ein unfehlbares Mittel sei. Man soll eine Pille aus Fett und Salz eingeben, worauf ein gelindes Erbrechen erfolgt, welches die baldige Genesung des Hundes bewirkt.
- Ein gutes Herz. Erzieherin: "Was würdest Du thun, Lieschen, wenn jetzt ein hungriger alter Mann hereinkäme und uns essen sähe?" - Lieschen: "Ich würde ihm Ihren Kuchen geben."


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