No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Mai
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 1]

- In Berlin hat am Freitag Vormittag in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin Friedrich die Eröffnung der internationalen Kunstausstellung stattgefunden. Der Kaiser hat am Schluß der Eröffnungsfeier auf seine Mutter, die Protektorin der Ausstellung, ein Hoch ausgebracht.
Die Trauerfeier für Moltke ist, darin stimmen alle Nachrichten überein, eine in jeder Hinsicht großartige, des gefeierten Todten und der Nation gleich würdige gewesen. Die eigentliche Leichenfeier hat einen rein kirchlichen Character gehabt. Der Kaiser hat, von Rührung übermannt, thränenden Auges am Sarg des großen Feldherrn gestanden. Tiefen Eindruck hat die durch Gedankenreichthum und edle Sprachform hervorragende Trauerrede des Feldpropsten Richter gemacht. Der Geistliche sagte darin u. a. "Halten wir sein Gedächtniß hoch, sein Vermächtniß heilig für alle Zeit! Was, hochverehrte Trauerversammlung, war das innerste Geheimniß dieses gottbegnadeten Lebens, das Geheimniß dieser wunderbaren Kraft bis ins 91. Jahr? War's Natur oder war's Gnade? War's sein reicher und tiefer Geist oder die stählerne Energie seines Willens? War's die große Arbeit oder der große Erfolg seines Lebens? War es die Selbstzucht oder die Selbstlosigkeit seines Wesens? So möchten wir fragen, gleich als ob man einen Edelstein nach allen Seiten hin im Lichte sich wiederspiegeln läßt, und er war ein seltener Edelstein. So waren alle Kräfte seines Lebens getragen und harmonisch zusammengehalten von der einen großen Gotteskraft in ihm. Was der Feldmarschall Moltke gethan hat als Schlachtendenker und Schlachtenlenker, mit Schwert und Feder, mit Rath und That, als seiner Könige treuester Diener, als Bürger, als Soldat und als Gelehrter, - das steht unauslöschlich geschrieben in den Tafeln der Geschichte, das bezeugen hier die Kränze auf seinem Sarg, deren jeder einzelne seine besondere Geschichte hat, seine Sprache redet, stumm und doch so beredt, gleich wie er, der "große Schweiger". Er war ein Mann, nicht mehr und nicht weniger, aber er war ein Mann, wie wir seines Gleichen niemals wiedersehen werden. Er war ein Mann und ein Character. Darin liegen die starken Wurzeln der Gottesfurcht: Maßhalten in der Maßlosigkeit der Erfolge, schlicht und bescheiden bleiben auch auf der Höhe des Ruhms, triumphieren und doch schweigen, das kann nur einer, dessen Kraft nicht in dieser Erde wurzelt. Nun war der große Schweiger auf seinem Todtenbett zum letzten Mal ein Triumphator, auch über den letzten Gang. So soll der Todte noch der Führer seiner Armee bleiben. Das war das Große dieses Mannes, daß er nicht einsam stand auf der Höhe seines Ruhmes, sondern daß er es verstanden hat, sein eigenstes Leben einzuprägen der Armee, der Nation, er, einer der größten Bildner des Volkes, er lebt in der Armee, in der Nation, als der verkörperte Geist der Weisheit, der Kraft, der Zucht, des Maßhaltens - erst wägen, dann wagen -, als der Geist auch des Hasses wider alles Niedrige und Gemeine, als der Geist selbstloser Pflichterfüllung und Mannestreue bis in den Tod.
Der Erbe der Herrschaft Kreisau und des Grafentitels ist des Feldmarschalls ältester Neffe, Major Wilhelm v. Moltke, den der Kaiser am Dienstag zum Flügel=Adjutanten ernannt hat.
Kaiser Wilhelm befahl dem Infanterie=Regiment Nr. 38 den Namen des verewigten Feldmarschalls beizulegen. Da das 11. (Colberger) Regiment, dessen Chef der Heimgegangene war, schon den Namen "Gneisenau" trägt, so konnte ihm ein zweiter nicht beigelegt werden. Daher wird dasjenige Regiment ihn tragen, welches in der Nähe von Creisau, in Schweidnitz, in Garnison steht und mit dem der Feldmarschall persönliche Beziehungen unterhielt.
- Fürst Bismarck hat die Erklärung abgegeben, daß er das im neuzehnten hannöverschen Wahlkreise ihm übertragene Reichstagsmandat annehmen werde.
Alterspräsident des Reichstages ist jetzt, nachdem Graf Moltke gestorben, dessen Fraktionsgenosse Frhr. v. Tettau, Vertreter des ostpreußischen Wahlkreises Heiligenbeil=Preuß. Eylau. Derselbe ist am 26. Januar 1810 geboren. Diesem stehen im Alter am nächsten die Centrums=Abgeordneten Reichensperger und Diaden, deren Geburtsjahr gleichfalls das Jahr 1810 ist. Im Reichstage hat Graf Moltke das Amt des Alterspräsidenten seit dem 17. November 1881, dem denkwürdigen Tage der kaiserlichen Botschaft, faktisch innegehabt, "von Rechtswegen" indessen erst seit den Septennatswahlen von 1887, denn sowohl 1880, wie 1884 zählte der Reichstag den um einen Monat älteren Mühlhausener Großindustriellen Dollfus zu seinen Mitgliedern. Dollfus aber hat die ihm durch sein Alter verliehene Würde nicht in Anspruch genommen.
Ende nächster Woche werden die parlamentarischen Pfingstferien beginnen. Der Reichstag möchte es zwar fertig bringen, daß die Session vor Pfingsten geschlossen würde, aber es ist fraglich, ob er bis dahin seine dringenden Arbeiten, die Erledigung der Gesetze über den Abeiterschutz, die Zucker= und Brantweinsteuer und den Nachtragsetat, beenden wird. Das Abgeordnetenhaus hat vornehmlich noch den Etat und die Sperrgeldervorlage neben einer großen Zahl minder belangreicher Gegenstände zu erledigen. Da beide Häuser bereits seit Herbst vorigen Jahres ohne erhebliche Unterbrechung tagen und in diesen langen Monaten eine außerordentliche Fülle von Arbeit geleistet haben, so wäre den Herren Abgeordneten endlich eine ungestörte Sommerfrische von Herzen zu gönnen.
Nach der neuesten Militär=Rangliste hat die Zahl der bürgerlichen Generale im letzten Jahre ziemlich erheblich zugenommen. Nur adelige Offiziere haben im preußischen Armeekontingent im ganzen 24 Regimenter, nämlich das 1. Garde=Regiment, das 2. und 4. Garde=Regiment, das Regiment der Gardes du Corps, das Garde=Kürassier=Regiment, beide Garde=Dragoner=Regimenter, die 3 Garde=Ulanen=Regimenter, das 1. 2. 4. 6. Kürassier=Regiment, das 2. 3. 17. 18. 19. Dragoner=Regiment, das 7. Husaren=Regiment, und das 5. 10. 13. 15. Ulanen=Regiment. Im Vorjahre waren 23, 1889 nur 19 Regimenter mit ausschließlich adligen Offizieren vorhanden.
Das deutsche Manövergeschwader wird in die=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 2]

sem Jahre aus 11 schweren Schiffen unter dem Kommando des Admirals Deinhard bestehen. Dasselbe zählt im ganzen gegen 100 schwere Geschütze.
Als Kosten für die Betheiligung des Deutschen Reiches an der Chicagoer Weltausstellung verlangt der dem Bundesrath zugegangene Nachtragsetat 100 000 Mk. Dieser Betrag ist jedoch nur für die vorbereitenden Schritte bestimmt, die Gesammtkosten sind auf eine Million Mark veranschlagt.
Bekanntlich müssen die Arbeiter, die am 1. Januar noch nicht 70 Jahre alt waren, erst den Ablauf eines Beitragsjahres abwarten, ehe sie Anspruch auf Altersrente haben. Jetzt wird im Reichstag ein Antrag vorbereitet, der ihnen diesen Anspruch sichern soll von dem Tag an, an welchem sie das siebzigste Jahr zurücklegen.
Zu den großen Herbstmanövern im Waldviertel trifft Kaiser Wilhelm am 4. September in Schloß Schwarzenau ein, wo auch Kaiser Franz Josef und König Albert von Sachsen wohnen werden. Der Besitzer des Schlosses, Baron Widmann, läßt dasselbe vollkommen neu herrichten. Für Caprivi und Kalnoky ist Schloß Meires bei Waidhofen bestimmt. Die großen Flottenmanöver in Anwesenheit des Kaisers von Oesterreich beginnen im Juli.
Die französische Regierung will zum Herbst die Getreidezölle auf die Hälfte - von 4 auf 2 Mark - herabsetzen. Es geschieht das vornehmlich zur Anbahnung eines regeren Handelsverkehrs mit Rußland.
Einer großen Anzahl französischer Generale behagt das Leben in Paris besser als das in der Provinz. Sie halten sich deshalb den größten Theil des Jahres in Paris auf, lassen sich die dienstlichen Papiere zur Unterschrift nachsenden und überlassen im Uebrigen ihren Generalstabsoffizieren die Leitung der Truppen. Im Interesse der Disziplin hat der Kriegsminister denselben jetzt die für den Urlaub bestehenden Vorschriften ins Gedächtniß gerufen.
Die Maifeier ist, soweit die bis jetzt vorliegenden Berichte ihren Verlauf übersehen lassen, nirgends über den Rahmen eines harmlosen Vergnügens hinausgetreten, obschon in Belgien, Frankreich und Oesterreich die Arbeiter in größerer Zahl an der Feier theilgenommen haben. Die Arbeiterviertel von Paris boten das gewöhnliche Werktagsbild; Mittags versammelten sich die Delegierten aus der Provinz und die Pariser Sozialisten in Gruppen, um nach der Kammer zu ziehen und ihre Bittschriften zu überreichen. In Clichy haben drei betrunkene Arbeiter einige Revolverschüsse abgefeuert und zwei Schutzleute verwundet, damit ist aber auch die Liste der aufregenden Zwischenfälle abgeschlossen. In den belgischen Fabrikstädten haben Umzüge mit Musik und roten Fahnen stattgefunden, aber auch dort ist es ohne Ruhestörung abgegangen. Der Kaiser von Oesterreich und der König von Italien haben in ihren Hauptstädten während der Arbeiterkundgebungen Spazierfahrten gemacht und sind überall von den Arbeitern mit sympathischen Zurufen begrüßt worden. In Berlin ist im Lauf des Vormittags überhaupt nichts von dem "Arbeiterfeiertag" zu bemerken gewesen. So werden auch diesmal leere Geldbeutel und Katzenjammer die einzigen Spuren des großen Tages sein.
An dem Besuche des Kaisers von Rußland beim Berliner Kaiserhofe ist nicht mehr zu zweifeln, da jetzt dem Czar für die Dauer seines Aufenthaltes, der im Laufe des Monats August in Aussicht genommen ist, Schloß Babelsberg bei Potsdam zur Verfügung gestellt worden ist.
Eine aus Petersburg eingehende Meldung bestätigt, daß die in den November ds. Js. fallende Feier der silbernen Hochzeit des russischen Kaiserpaares nicht, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, in Petersburg, sondern in Dänemark, wo die Majestäten um jene Zeit weilen dürften, begangen werden soll.
Der Königin Natalie wird jetzt die amtliche Aufforderung, Serbien zu verlassen, zugehen. Gleichzeitig erhielt seitens der Regierung ein Major mit 24 Mann den Befehl, die Königin 8 Tage nach der Zustellung der Ausweisungsordre über die Grenze zu schaffen. Da die Dienerschaft der Königin bewaffnet worden ist und Widerstand befürchtet wird, hat der Kommandoführende Vollmacht erhalten, jeden Widerstand mit Waffengewalt niederzuhalten.
Aus Irland findet eine Massenauswanderung nach Amerika statt; in der vorigen Woche schifften sich 2206 Irländer in Queenstown dorthin ein.


- Schönberg. Am 29. April hielt der Gartenbau=Verein hieselbst im Maaß'schen Locale eine Versammlung ab, welche recht gut besucht war. In derselben sprach der Lehrer Schaer über die Pflege der Obstbäume, behandelte in seinem Vortrage hauptsächlich die Krankheiten der Bäume und die Mittel zur Vorbeugung und Heilung derselben. Der Versammlung wurden bei diesem Vortrage Pilze, welche bei Birnbäumen den Grind oder Schorf hervorrufen, unter ein Mikroskop gebracht, vorgezeigt, auch lag eine Baumscharre zur Reinigung der Bäume von Moos und abgestorbener Rinde vor. Als ein gutes Mittel zur Heilung von Baumwunden wurde Creolin empfohlen und ein Fläschchen dieses Mittels vorgezeigt. Gegen Feinde der Obstbäume wurde u. a. die Anlegung von Baumringen empfohlen und eine Blechbüchse eines angeblich ganz vorzüglichen Baumleims herumgereicht. Hieran schloß sich ein Vortrag des Hauswirths Oldenburg=Niendorf über Düngung der Kartoffeln, in dem namentlich die Anwendung künstlichen Düngers und die beste Zusammensetzung desselben zur Erzielung hoher Erträge behandelt wurde. Dr. Knauff hatte eine Sammlung von Kohl= und Baumweißlingen mitgebracht, sprach über die Schädlichkeit dieser Schmetterlinge und legte die Vertilgung derselben dringend ans Herz, wobei er betonte, daß die Vertilgung der demnächst auftretenden ersten Brut von ganz ungemeinem Nutzen sei. Zum Beitritt hatten sich zwei Personen gemeldet, welche aufgenommen wurden. - Der landwirthschaftliche Verein für das Fürstenthum Ratzeburg hat den Anschluß an den Gartenbau=Verein beschlossen.
- Schönberg. Am 1. Mai erhängte sich in seiner Kammer der Holländerknecht M. zu Hof Lockwisch, nachdem er noch vorher das Melken der Kühe besorgt hat. M. soll nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sein.
- In Lübeck traten etwa 50 Herren aller Berufsklassen zusammenbehufs Bildung eines Comitès für die Errichtung eines Moltke=Denkmals.
- Während bei dem alljährlich zur Ergänzung des Heeres stattfindenden Aushebungsgeschäft größtentheils ein Ueberfluß an Mannschaften vorhanden ist, wird der in diesem Jahr zur Ausmusterung gelangende Jahrgang 1871, mit Rücksicht auf die Kriegsjahre 1870/71, nach allen bis jetzt gemachten Wahrnehmungen ein solches Resultat nicht liefern. In einzelnen Rekrutirungsbezirken sollen die Anmeldungen zur Stammrolle in so geringer Anzahl erfolgt sein, daß nicht einmal die Zahl der unbedingt aufzubringenden Mannschaften vorhanden ist und Ueberweisungen aus andren Bezirken sich nötig machen. Ebenso muß ein starkes Zurückgreifen auf ältere Jahrgänge erfolgen. Alle dem Jahrgang 1871 angehörenden jungen Leute, die irgend tauglich sind, dürften sich deshalb darauf gefaßt machen, den bunten Rock zu tragen.
Freifrau v. Manteuffel, die Wittwe des früheren preußischen Ministerpräsidenten ist, 85 Jahre alt, gestorben.


Anzeigen.

Die dem minderjährigen Anerben Wilhelm Holst zu Pogetz gehörige, daselbst sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. mit sämmtlichem Zubehör, dem gesammten Wirthschaftsinventar, den vorhandenen Vorräthen und den bestellten Saaten soll auf 12 hintereinanderfolgende Jahre, nämlich von Johannis d. J. bis Johannis 1903 zur ordnungsmäßigen hauswirtschaftlichen Nutzung verpachtet werden. Nachdem den Vormündern, Hauswirth Jochen Robrahn zu Pogetz und Schulzen Heinrich Heitmann zu Klocksdorf, unter der Hand bereits Pachtgebote bis zu 1600 Mark jährlich gemacht worden sind, ist ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 6. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor Gericht allhier angesetzt, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken hiermit eingeladen werden, daß die Bedingungen auf der hiesigen Gerichtsregistratur II eingesehen werden können und die Besich=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 3]

tigung der Stelle nach zuvoriger Meldung bei den Vormündern freisteht.
Schönberg, den 29. April 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel.


Auf den Antrag des Hauswirths H. Siebenmark in Falkenhagen werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über die ad Fol. VIII der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die früher der Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff, jetzt ihm gehörenden, zu Schönberg belegenen Grundstücke, als: das an der Siemzer Straße sub Nr. 89 belegene Wohnhaus c. p. und das im Schlauencamp am Retelsdorfer Wege belegene Ackerstück von 213 []R. Größe für den Hauswirth Johann Wigger in Gr. Bünsdorf und dem Hauswirth Joachim Bohnhoff in Kl. Bünsdorf in Höhe von 6900 M. unter dem am 20. Mai 1882 eingetragene Cautionsforderung annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 18. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 2. Mai 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Bekanntmachung.

Der am 4. März 1866 zu Heilige Land im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz geborene Schuhmacher Johann Heinrich Friedrich Schäper welcher vom 3. November 1887 bis 18. September 1889 bei der 11. Compagnie 1. Thüringischen Infanterie=Regiments Nr. 31 gedient hat, soll als Disposition=Urlauber zur Wiedereinstellung gelangen.
Der p. Schäper hat sich durch fortwährendes, nicht erlaubtes Wechseln seines Aufenthaltsortes der Aushändigung eines Gestellungsbefehls entzogen.
Sämmtliche Behörden werden demnach ergebenst ersucht, den Genannten im Betretungsfalle festzunehmen und ihn zwecks Zuführung zum Infanterie=Regiment No. 31 bei der nächsten Militair=Behörde abzuliefern.
Potsdam, den 30. April 1891.

Königliches Bezirks=Commando.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Sonnabend, den 9. Mts., Vormittags 10 Uhr sollen im Kruge zu Petersberg

2 Sopha und 1 Sophatisch

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 4. Mai 1891.

                                                    C. Pustier, Landreiter.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 8. Mai d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen in Schlagsdorf

2 Kühe

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Krüger Hecht in Schlagsdorf.
Schönberg, den 4. Mai 1891.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Bestellungen auf                                                    
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Schönberg, im April.

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Ziehung 20. Mai 1891.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 4]

Die Vaterländische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
in Elberfeld

mit einem vollbegebenem Grundkapitale von 3 Millionen Mark empfiehlt sich den Herren Landwirthen zur Uebernahme von Versicherungen auf Bodenerzeugnisse jeder Art gegen Hagelschaden zu billigen, festen, jede Nachnahme ausschließenden Prämien. Bei einem Eintritt auf mehrere Jahre wird ein entsprechender Rabatt bewilligt.
Die unterzeichnete General=Agentur sowie die Vertreter der Gesellschaft in Mecklenburg=Schwerin und =Strelitz geben bereitwilligst weitere Auskunft und sind zur Aufnahme von Versicherungsanträgen gerne erbötig.

In Gadebusch: Herr G. Quaalmann.                                                    In Rehna: Herm. Gammelin.
In Grevesmühlen: Herr C. C. G. Brockmüller.                                              In Schönberg: Herr Wilh. Boye.
Schwerin i/M. im Mai 1891.                                                    
                                                                              E. Mohl, Generalagent.


Feierabendschule.

Am Dienstag, den 5. Mai, Abends 8 Uhr findet eine außerordentliche Generalversammlung im Boye'schen Locale statt, wozu die Mitglieder des Schulvereins (alle Mitglieder der Innungen) zu zahlreicher Betheiligung dringend eingeladen werden.

Tagesordnung:
Abänderungen einiger Punkte der Statuten.
                                                    Der Vorstand
                                                    I. A.: H. Retelstorf.


Möbelversicherungs-Verein
für das Fürstenthum Ratzeburg.
3. Generalversammlung
am Sonntag, den 10. Mai d. J., Nachmittags 1 Uhr, beim Gastwirth Jabs in Schlag=Resdorf.

Tagesordnung: 1. Rechnungsablage. 2. Wahl der Kreisvorsteher zu Schlagsdorf und Lankow. 3. Verschiedenes.
Um recht zahlreichen Besuch der Mitglieder wird dringend gebeten.

                                                    Der Vorstand.


Die Mitglieder der
Selmsdorfer Todtenlade
werden ersucht, zur Generalversammlung
am Dienstag, den 19. Mai 1891

Alle zu erscheinen, da andere Bestimmungen getroffen werden müssen.

Anfang Vormittags 8 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Thierschau
und
Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen
und Geräthe, Producte und industrieller
Landeserzeugnisse in Ratzeburg am
Donnerstag den 18. Juni 1891.
veranstaltet vom
St. Georgsberger landwirthschaftlichen Verein.


Holsteiner Käse
in feinster Waare, in Broden à Pfd. 19 Pfg., ausgewogen à Pfd. 22 Pfg.
Lübecker Braunbier
auf Gebinden und Flaschen à Gebinde Mk. 1,20.
ff. Doppel Malz-Bier
à Flasche 12 Pfg.
Hell u. dunkel Lager-Bier
bei Abnahme von 10 Flaschen 90 Pfg.
empfiehlt                                                                              
                                                    Max C. Sass.


Maler-Farben
Leinöl, Firniß u. Carbolineum,
sowie Fußbodenlack, Hutlack
und verschied. helle und dunkle Lacke.
Bronce
in allen Farben empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


 
zu Mk. 2, 2,50, 3, 4,50, 5,50, 6,50, 8, 10, 12, 15, 18, 20, 25, 30
in guter Qualität empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Düngerkalk
M. 125.- pr. 1000 Ko. frei bis Bahnhof hier, sowie
gebrannt. Kalk in Stücken
empfiehlt lose billigstens                                                                                                         F. Heitmann.


Wegen Verkleinerung des Lager verkaufe ich eine große Auswahl

Grabkreuze
zu Einkaufspreisen.                                                    
                                                    C. Schwedt.


Herzlichen Dank allen denen, die unsere liebe heimgegangene Tochter die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg mit Kränzen geschmückt haben.

                                                    Joh. Krüger und Familie.


Danksagung.

Für die vielen Beweise der Theilnahme an dem Begräbniß unseres lieben Entschlafenen, sowie auch für die Kranzspenden, besonders dem Herrn Pastor Kaempffer für seine trostreichen Worte am Grabe sagen ihren tiefgefühlten Dank.

                                                    Familie Lenschow.


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt (7. Mai).

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Mai 1891.


- Regierungsseits soll, wie einige Berliner Blätter berichten, als Termin für einen allgemeinen Bußtag im deutschen Reiche, wie auf der Eisenacher Conferenz vorgeschlagen, der letzte Freitag vor dem Advent in Aussicht genommen sein.
- Die von dem Standesamt VII in Berlin über Moltke's Tod aufgenommene Urkunde ist von Herrn Carl Lücke in Berlin, einem eifrigen Forscher in der märkischen Geschichte, der "Nordd. P." abschriftlich mitgetheilt. Sie lautet: "Sterbe=Urkunde Nr. 1441. Berlin, 25. April 1891. Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannte Major im Großen Generalstabe Helmuth von Moltke, wohnhaft zu Berlin, Königsplatz 6, und zeigte an, daß der Generalfeldmarschall Hellmuth Graf von Moltke, 90 Jahre alt, evangelischer Religion, wohnhaft zu Berlin, Königsplatz 6, geboren zu Parchim in Mecklenburg, verheirathet gewesen mit der hier verstorbenen Maria, geborenen von Burt, Sohn des zu Wandsbek verstorbenen Generals Victer von Moltke und dessen zu Schleswig verstorbenen Ehefrau Henriette, geborenen Paschen, zu Berlin, Königsplatz 6, am vierundzwanzigsten April des Jahres tausend acht hundert neunzig und eins, Nachmittags um neun drei viertel Uhr, verstorben sei. Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben Helmuth von Moltke. Der Standesbeamte. Knörke.
- Die vom Professor Anton v. Werner aufgenommene Kreidezeichnung "Moltke auf dem Sterbebett" ist jetzt in Dresden vervielfältigt und vom Kunstverlag von Paul Bette in Berlin in den Handel gebracht worden.
- Ein eigenartiger Zufall hat es gewollt, daß Graf Moltke an einem Freitag aus dem Leben geschieden ist, nachdem bereits Kaiser Wilhelm an einem Freitag (9. März 1888) und Kaiser Friedrich gleichfalls an einem Freitag (15. Juni 1888) heimgegangen sind.
- Die deutsche Burschenschaft hat dem dahingeschiedenen Generalfeldmarschall Graf Moltke einen sehr schönen Lorbeerkranz gewidmet, dessen prächtige schwarz=rot=goldene Schleife die Aufschrift zeigt: "Dem Mitgründer des deutschen Reiches, dem Grafen v. Moltke. Die deutsche Burschenschaft."
- Dem Grafen Moltke ist bekanntlich zu seinem 90. Geburtstage sein in Parchim belegenes Geburtshaus zum Geschenk gemacht worden. Das Haus ist auf Veranlassung des Verstorbenen zu einem Wohnsitze für Mitglieder seiner Familie hergerichtet worden und wird, wie man aus Parchim schreibt, am 1. October d. J. von 3 Gräfinnen v. Moltke bezogen werden.
- "Jubelfeste sind goldene Nägel zum Sarge," dieses Wort hat sich wiederum beim Ableben Moltkes erfüllt, dessen 90jähriger Geburtstag noch vor einem halben Jahr überall gefeiert wurde, wo Deutsche wohnen. Auch Kaiser Wilhelm hat nicht lange nach seinem 90jährigen Geburtstag das Zeitliche gesegnet. Und vor 30 Jahren war es Ernst Moritz Arndt, der, betrauert von dem ganzen damals noch bundesstaatlichen Deutschland, seinem hohen Alter den schuldigen Tribut brachte, nachdem kurz vorher sein 90. Geburtstag von allen Vaterlandsfreunden auf's Glänzendste gefeiert worden war.
- Professor v. Treischke, der sich einer Augenoperation unterzogen hat, hat am 4. Mai seine Vorlesungen in Berlin wieder begonnen.
- Für das Bismarck=Denkmal sind weitere 35,700 Mark bei dem Berliner Central=Comite eingegangen, so daß der Fonds jetzt eine Höhe von 949,000 Mark erreicht hat.
- Von dem gewaltigen Verkehr welcher sich während des Tages in Berlin entwickelt, geben, die Zahlen ein annähernd Bild, welche im März d. J. an einigen wichtigen Punkten festgestellt worden sind. Diese Daten erstrecken sich auf den Verkehr an einem einzigen Tage in der Zeit von sechs Uhr früh bis zehn Uhr Abends. Danach passirten die bekannte Ecke der Friedrichsstraße und Unter den Linden 120,016 Fußgänger und 13,479 Wagen der verschiedensten Gattung; die Königstraße unter der Stadtbahn 100,807 Fußgänger und 10,016 Wagen; die Chausseestraße, Ecke Invalidenstraße, 82,995 Fußgänger und 13,449 Wagen, darunter allein 5893 Lastfuhrwerke; den Potsdamer Platz 87,266 Fußgänger und 17,344 Wagen, darunter 3147 Pferdebahnwagen und 5499 Droschken; die Leipziger Straße zwischen Leipziger Platz und Wilhelmstraße 60,234 Fußgänger und 11,345 Wagen; die Leipziger Straße zwischen Kommandantenstraße und Spittelmarkt 78,300 Fußgänger und 7861 Wagen. Die Oranienbrücke passirten an einem Tage 83,954 Fußgänger und 5702 Wagen, die Bellealliancebrücke 91,152 Fußgänger und 9984 Wagen, die Königstraße, Ecke Spandauerstraße 84,975 Fußgänger und 9984 Wagen, die Alexanderstraße, Ecke Holzmarktstraße 91,530 Fußgänger und 8823 Wagen, die Rosenthalerstraße 86,668 Fußgänger und 5950 Wagen, die Große Frankfurterstraße 88,689 Fußgänger und 6697 Wagen. - Durch das Brandenburger Thor gingen an diesem einen Tage 43,070 Fußgänger, dazu kamen 8026 Wagen, darunter 1723 Privat=Personen=Fuhrwerk.
- Vom Oberlandstallmeister Grafen Lehndorf sind für den in England gezogenen Vollbluthengst St. Gatien 240 000 Mk. bezahlt worden. Das Pferd ist für das Hauptgestüt Graditz bestimmt.
- Wegen Mordversuchs wurde in Hamburg eine Frau verhaftet, die wiederholt versucht hatte, ihren zehnjährigen Sohn zu töten. Sie warf ihm mehrmals eine Schlinge um den Hals und suchte ihn an einer Dachsparre aufzuhängen. Einmal riß der Strick, der Knabe fiel ohnmächtig herab; später wurde die Frau durch hinzukommende Menschen an ihrem verbrecherischen Vorhaben gehindert. Ihre Ehe mußte wegen Unverträglichkeit gelöst werden.
- Der neue Hamburger Schnelldampfer "Fürst Bismarck" hat seine Probefahrt mit glänzendem Erfolg zurückgelegt. Das Schiff erzielte eine Geschwindigkeit von annähernd 21 Knoten mit 16,400 Pferdekräften.
- In Luisenlund bei Eckernförde fand am Mittwoch nachmittag die Trauung der Prinzessin Luise von Schleswig=Holstein=Glücksburg mit dem Fürsten von Waldeck statt. Pastor Nissen vollzog den Trauakt. Der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen und zahlreiche Fürstlichkeiten wohnten der Feier bei.
- Der Ausstand im rheinisch=westfälischen Kohlenrevier ist im Erlöschen. Am 1. Mai sind überall mehr, auf den meisten Zechen alle Arbeiter angefahren und am Montag werden voraussichtlich nur noch die Bergleute bei der Arbeit fehlen, welche wegen wiederholten Kontraktbruchs endgültig entlassen worden sind. Die Zahl derer, die ihre Willkür auf diese Weise zu büßen haben, wird auf mehrere Hundert angegeben, vor allem sind es die Krupp'schen Zechen, welche die von ihnen in Aussicht gestellten Maßregeln strikt durchführen.
- Vom Schwurgericht in Braunschweig ist ein Soldat des 92. Regiments, der durch 12 Brandstiftungen Braunschweig eine Zeit lang in Schrecken versetzt hatte, zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.
- Die drei Einbrecher, die am 23. Februar den May'schen Juvelierladen in Braunschweig geplündert haben, sind jetzt vom dortigen Landgericht zu 8, 7 und 2 1/2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Die geraubten Werthsachen sind fast alle wieder zur Stelle geschafft worden.
- Vor einigen Tagen waren im Reichstag auf dem Tisch des Hauses Sonneberger Spielwaaren aufgestellt. Der freisinnige Abgeordnete Samhammer hatte sie mitgebracht, um die Bedeutung des Gesetzes über die Gebrauchsmuster vor Augen zu führen. Da sah man z. B. ein Wickelkind, welches die Füße bewegen konnte, einen quietschenden Piepmatz auf einer Stange sitzend, wovon das Dutzend nur 45 Pfennige

[ => Original lesen: 1891 Nr. 35 Seite 6]

kostet, und einen Matrosen, der an einer Schnur hing. Zog man an der Schnur, so kletterte er an derselben empor. Die Sonneberger Erzeugnisse erregten bei den Abgeordneten großes Interesse und das Quietschen des Piepmatzes soll wiederholt in die Reden hineingetönt haben.
- Ein Attentat auf einen Hochzeitszug wurde in Oldenburg auf der Stückhauser Chaussee verübt. Als das neuvermählte Paar mit den Begleitern von der Kirche nach dem elterlichen Hause fahren wollte, gab der Haussohn Büsing vor der Hausthür seines Vaters auf die vorüberfahrende Gesellschaft drei Schüsse aus einem Gewehr ab. Unter lautem Aufschrei fielen die Brautführerin und der Führer des Bräutigams stark verwundet in den Wagen zurück. Das Brautpaar hingegen war zwar auch verwundet, konnte aber den Weg zum Hochzeitshause zu Fuß zurücklegen, während die beiden anderen Verwundeten sofort nach Ovelgönne zu einem Arzt geschafft werden mußten. Derselbe stellte namentlich bei der Brautführerin eine so gefährliche Verwundung fest, daß wenig Hoffnung auf Genesung vorhanden sein soll. Man nimmt allgemein an, daß Eifersucht den B. zu dieser ruchlosen That getrieben hat.
- Beim Niederreißen eines Hauses in Deutsch=Redingen (Lothringen), fand man die Leichen zweier deutscher Soldaten eingemauert. An der noch erhaltenen vollen Uniform mit Helm und Seitengewehr, die anscheinend einem Hauptmann und einem Gefreiten angehörten, glaubt man den grausigen Fund dahin erklären zu können, daß man es mit zwei heimlich Erschlagenen aus dem Kriegsjahre 1870 zu thun hat, welche auf diese Weise bei Seite geschafft worden sind.
- Zwei Freunde, Einjährig=Freiwillige, bewohnten in der kleinen Garnisonstadt X. gemeinsam ein kleines Parterrezimmer und hatten von ihrem Fenster aus öfter Gelegenheit, zu beobachten, wie vor der gegenüberliegenden Villa eines dortigen Großindustriellen ein Soldat in feinem Mantel auf und ab spazierte, wie sich dann plötzlich die fast immer herabgelassene Jalousie eines der Fenster öffnete, eine zierliche Mädchenhand sichtbar wurde und dem wartenden Marsdiener ein Packetchen reichte, womit sich dieser dann eiligst entfernte. Sie beschlossen, an einem der nächsten Tage sich selbst in den Besitz der "kalten Küche" zu setzen, die dort drüben alltäglich hinausgereicht wurde, und so marschierte denn bald nach gefaßtem Entschluß der eine der beiden Freunde auf und ab und nahm das Packetchen, das pünktlich wie immer erschien, in Empfang. Freudevoll und schon im Vorgenuß der geahnten Leckerbissen schwelgend, stürmte er nach der gemeinsamen Bude, enthüllte mit zitternden Händen das Päckchen, und siehe da, es enthielt ein Paar zierliche Damenstiefelchen und einen kleinen Zettel: "Lieber Fritz, ich hoffe, daß Du mir die Schuhe bis morgen Abend frisch besohlen kannst". Fritz war Oeconomiehandwerker.
- Nach der letzten Volkszählung giebt es im Deutschen Reich 1,900,000 Wittwen. Von diesen leben nur 8600 lediglich von eigenem Vermögen oder von ihnen gesetzlich zustehenden Pensionen. Von einem bestimmten Beruf leben 850,000. Den 1,600,000 stehen 7,700,000 verheirathete Frauen gegenüber.
- Deutsche Sinnsprüche. Ein guter Trunk macht Alte jung. - Das Leben ist bald dahin, eh' man versteht den Sinn. - Besser arm und gesund, denn reich und ungesund. - Der Mensch kann arzneien, Gott giebt das Gedeihen.
- Der berühmte Chirurg Hofrat Prof. Billroth in Wien ist an einer Herzverfettung sehr gefährlich erkrankt und giebt infolge dessen sein Lehramt und seine Praxis gänzlich auf.
- Die Volkszählung in Frankreich hat einen Zuwachs von nur 50 000 Seelen seit der letzten Zählung ergeben.
- Für den 1. Mai wurden in Paris die Gewehrhändler polizeilich aufgefordert, ihre Vorräthe an Munition in Sicherheit zu bringen und ihre Läden zu schließen. Ebenso erging an die Händler mit alten Chassepots, Bajonetten und dergl. die Aufforderung, diese Waffen in sicheren Gewahrsam zu bringen.
- In Belgien wurden schon vor längerer Zeit durch directe Versuche festgesetzt, daß jede geographische Meile eines Schienengeleises durch jeden darüber hinrollenden Eisenbahnzug unter normalen Betriebsverhältnissen im Durchschnitt 1 Kilogr. im Gewicht verliert. Nachdem nun gegenwärtig über 60 000 geographische Meilen Schienengeleise auf der Erde liegen und man etwa zehn Züge als durchschnittliche tägliche Frequenz der Bahnen annehmen kann, berechnet sich die tägliche Abnutzung des Eisenbahnmaschinenmaterials auf der ganzen Erde auf etwa 600 000 Kilogramm.
- In Triest wurde die Ausstellung des heiligen Rockes in diesem Sommer beschlossen, nachdem hochstehende kirchliche Kreise sich dafür ausgesprochen hatten. Außer dem religiösen Moment fällt für Trier auch das materielle bei dieser Frage sehr ins Gewicht, da sicherlich Millionen von Pilgern nach dort wallfahrten. Zahlte man doch im Jahre 1844 ihrer nicht weniger als 1 050 000.
- Aus Odessa wird gemeldet, daß die Südwestbahn 200 Wagen für den Transport von Verwundeten bestellte.
- Ueber den Raubmord im Postamt zu Arad wird weiter berichtet, daß der Verdacht der Thäterschaft sich auf den Vorgesetzten des Ermordeten, den Postsekretär Franz Fodor gelenkt hat. In der Wohnung desselben wurde blutige Wäsche vorgefunden, und außerdem wurden noch verschiedene andere Umstände ermittelt, welche den Fodor so schwer belasteten, daß seine Verhaftung erfolgte.
- Verkehrtheit der Witterungsverhältnisse. Während wir in Westeuropa einen der härtesten Winter zu ertragen hatten, wird von Island gemeldet, daß dort der Winter ausnahmsweise milde verlaufen sei. Schnee und Eis haben in diesem Winter in Island gänzlich gefehlt. Nur die Nebel waren ziemlich häufig und ab und zu hat es geregnet. Die Thatsache ist um so interessanter, als auch in dem bei uns so schweren Winter 1879-1880 Island sich in gleichem Maße einer äußerst milden Witterung zu erfreuen hatte.
- Am Freitag Morgen ist die über Portlane Road in Norwood südlich von London führende Bahnbrücke eingestürzt, als ein von Brighton kommender Zug erst theilweise hinüber war. Mehrere Personen haben Verletzungen erlitten.
- Bei der Abendaufführung von Meyerbeers "Prophet" im italienischen Opernhaus zu London stürzte ein Theil der Kerkerdecoration herab, während Madame Richard als "Fides" gerade sang. Die Sängerin entging der Gefahr nur mit knapper Noth. Die massive Dekoration fiel mit Donnergekrach auf die Rampenlichter. Viele stürzten nach dem Ausgang, als eine Stimme auf der Galerie "Feuer" rief. Die Geistesgegenwart einiger Bühnenpersonen wendete jedoch eine wirkliche Feuersgefahr ab, indem sie die betreffenden Decorationsstücke eiligst von den Rampenlichtern entfernten.
- Die Nutzbarkeit der Kraft der Meereswellen. Ein praktischer Kopf in New=Jersey hat sich an die Ausbeutung der im "Spiel der Wellen" liegenden geradezu ungeheuren Arbeitskraft gemacht und eine Wasserhebungsmaschine eingerichtet, die durch die Kraft der Wogen getrieben wird, deren Betriebskosten also gleich Null sind. Eine Art Turm, etwa 13 Meter hoch, ist ins Meer hinausgebaut. Der obere Teil desselben wird durch einen Wasserbehälter eingenommen. Von diesem Turm läuft meerwärts eine 7 Meter breite Plattform, die auf paarweise gestellten, fest ins Meer gerammten Stützen ruht. Zwischen jedem Stützenpaar ist eine horizontale Axe gelagert, um die sich eine Bretterwand drehen kann, welche bei Ebbe 0,6 Meter, bei Flut 2 Meter eintaucht. Entsprechend der Anzahl der Stützenpaare giebt es auch eine Anzahl solcher Bretterwände. Diese werden nun durch die anstoßenden Wellen in Schwingungen versetzt, die ihrerseits durch geeignete Ueberragungen die Hin= und Herbewegung eines Pumpenkolbens und das schließliche Aufsteigen des Wassers in ein Sammelgefäß veranlassen. Entsprechend der Druckhöhe und der Wassermenge kann man das Wasser im Sammelgefäß zur Arbeitsleistung, wie auch zum Sprengen, Löschen etc. verwenden.
- Bibelfest. "Der Schnaps ist Euer ärgster Feind!" sagt der Pfarrer zum Bauer Jörg und dieser erwidert: "In der Bibel steht geschrieben, daß man seinen Feind lieben soll." - "Richtig, lieber Jörg, aber wo steht denn gerieben, daß Ihr ihn verschlucken sollt?"


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