No. 34
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Mai
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 1]

        Nr. 6 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
        I. Abtheilung:

(3.) Verordnung zur Ausführung des § 8 des Reichsgesetzes vom 11. Juli 1887, betreffend die Unfallversicherung der bei Bauten beschäftigten Personen.
        II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Verwaltung der in Neustrelitz und Friedland errichteten Amtsstellen für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
(2.) Bekanntmachung, betr. den Beginn der Arbeiten zur Vervollständigung der Landesvermessung.
(3.) Bekanntmachung, betr. den Oelser Sterbekassen=Verein.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Tarifermäßigung für Telegramme nach Australien.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Beförderung von Postpacketen nach und aus Deutsch=Neu=Guinea.


Als Kaiser Wilhelm am vergangenen Sonnabend Nachmittag auf die Kunde von dem Ableben Moltkes von Eisenach nach Berlin geeilt war, begab er sich, wie man weiß, unmittelbar vom Bahnhof nach dem Generalstabsgebäude, wo er vor dem Bette Moltke's schmerzerfüllt niederkniete. Als sich der Kaiser erhob, sprach er, zu Moltke's Antlitz gewendet, einige Worte, welche nur die Näherstehenden deutlicher vernehmen konnten. "Der Kopf eines Imperators" - das waren die Worte, welche der Kaiser gleichsam als letzten Gruß an seinen todten Feldmarschall gerichtet hatte.
Ueber die Aufbahrung und Beisetzung des Grafen Moltke melden die Berliner Zeitungen folgendes: Die Leiche des verewigten Generalfeldmarschalls war in großer Generalsuniform im Saale des Generalstabsgebäudes, demselben, in welchem vor wenigen Monaten die Feier des 90. Geburtstages des Grafen begangen wurde, aufgebahrt. Officiere hielten an den Saalthüren Wache, neben dem Sarge Posten in Gala von der Garde und dem Regiment des Verstorbenen. Nicht eine Spur entstellender Wirkung des Todes weist der ruhig und friedlich schlummernde Kopf auf. Die feinen Züge erscheinen im Tode verschönt, noch edler als im Leben, feierliches Schweigen herrschte im ganzen Raum, langsam durchschreitete der Zug der Trauernden, die ihn wohl alle im Leben gekannt haben, die Aufbahrung und trat durch das Ostportal ins Freie, wo noch immer die Menge harrte auf den Augenblick, wo auch dem größeren Publikum einige Stunden Zutritt zur Leiche gestattet werden sollte. - Kranzspenden aus allen Richtungen der Windrose trafen ein und ununterbrochen seit der frühen Morgenstunde floß der Strom von Herren und Damen, Blumenspenden überbringend, der Familie Beileid aussprechend, in aufgelegte Bücher sich eintragend. Am Dienstag Vormittag ist eine Trauerfeier in Gegenwart des Kaisers und aller deutschen commandirenden Generale abgehalten und alsdann unter den einem Generalfeldmarschall zukommenden Ehren der Sarg nach der Bahn übergeführt worden, um schließlich nach der stillen Gruft zu Kreisau an der Seite der Gräfin Moltke, dem letzten Willen des Feldmarschalls entsprechend, beigesetzt zu werden. Die Grabkapelle auf dem Gute Kreisau liegt auf einem Hügel zwischen Cypressen und Tannen und macht einem feierlich ernsten Eindruck. Hier schläft seit 23 Jahren die Gräfin Maria von Moltke, die am Weihnachtsabend 1868 nach einer überaus glücklichen, wenngleich kinderlosen Ehe starb. In der Grabkapelle, zu welcher einige Stufen emporführen, stehen zwei blumenbedeckte Särge, auf welche bläuliches Licht fällt. Der eine Sarg birgt die sterbliche Hülle der Gemahlin des Feldmarschalls, der andere die der Schwester Moltkes, der Frau v. Burt. Eine Nachbildung des Thorwalden'schen Christus schmückt die Kapelle, welche Moltkes biblisches Lieblingswort enthält: "Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung."
Ueber fünfhundert Lorbeerkränze, zum Theil von Höfen und Fürstlichkeiten, sind von außerhalb angekündigt, aber noch nicht eingetroffen. Sie werden im Laufe des heutigen Tages (Mittwoch) vermuthlich in Berlin sein und alsbald nach Kreisau geschafft werden.
Die irdische Hülle des verstorbenen General=Feldmarschalls Grafen von Moltke ist am 28. April Mittags in feierlichem Zuge, in welchem der Kaiser und der König von Sachsen neben dem Neffen des Verstorbenen unmittelbar hinter dem Sarge einherschritten, nach dem Lehrten Bahnhofe übergeführt, von wo ein Extrazug die Leiche zur Beisetzung nach Kreisau in Schlesien bringen wird. Am Abend vorher um 8 Uhr hatte im Trauerhause am offenen Sarge eine Leichenfeier stattgefunden, an welcher die Familienangehörigen des Entschlafenen theilnahmen. Am folgenden Morgen wurde der Sarg geschlossen, der große Feldherr liegt darin in einem schlichten weißen Gewande. Um 10 Uhr fand im großen Saale des Generalstabsgebäudes die officielle Trauerfeier statt, zu der die höchsten militärischen und civilen Körperschaften erschienen waren, gegen 12 Uhr war diese Feier beendet und der Sarg wurde in einem mit 6 Pferden bespannten Wagen nach dem Lehrter Bahnhofe übergeführt in Begleitung einer großartigen militärischen Escorte und gefolgt von den erschienenen Fürstlichkeiten, den Abgesandten fremder Fürsten, den Botschaftern, dem Reichskanzler und den Abgesandten der ersten deutschen Körperschaften u. s. w.
Am 29. April Morgens 7 1/2 Uhr wurden die sterblichen Ueberreste des Grafen Moltke vom Lehrter Bahnhofe, wo dieselben die letzte Nacht geruht hatten, mittelst Extrazuges von 9 Wagen nach Kreisau abgelassen, wo derselbe um 2 Uhr Nachmittags mit zahlreichem Trauergefolge eintraf. An der Gruft hielt Pastor Gräditz die Leichenrede über die Stelle aus den Römerbriefen, welche ein Lieblingsspruch des Verstorbenen gewesen ist: Liebe thut dem Nächsten nicht Böses, so ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. Die Feier, welche nach einer halben Stunde beendet war, wurde durch Gesang eingeleitet und geschlossen.
Fürst Bismarck hat unmittelbar auf die ihm seitens der Moltkeschen Familie zugegangene Nachricht von dem Ableben des Feldmarschalls folgendes Te=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 2]

legramm entsendet: "Mit tiefer Betrübniß erhalte ich Ihre telegraphische Mittheilung von dem unersetzlichen Verlust, welchen unser Vaterland erlitten hat. Ich empfinde denselben besonders schmerzlich, nachdem es mir vergönnt gewesen ist, Jahrzehnte hindurch mich nicht nur an der ruhmreichen Mitwirkung des Feldmarschalls im Dienst zu erfreuen, sondern auch an seiner stets gleichen Liebenswürdigkeit bei den nahe befreundeten Beziehungen, in denen ich mit ihm zu stehen die Ehre hatte, v. Bismarck." Im Auftrage des Fürsten v. Bismarck wurde ein mächtiger, kostbarer Kranz am Sarge Moltkes niedergelegt. Dieser Kranz war, wie wir hinzufügen können, aus weißem Flieder und hellen Rosen gewunden; die Schleife, die ihn schmückte, trug die Inschrift: "Vom Fürsten Bismarck."
Aus der Rede des Feldpropstes Richter heben wir noch ein Citat hervor. Der Feldpropst erwähnte einen Brief, den Moltke vor elf Jahren an einen Hofprediger geschrieben. Derselbe sagt: "Ich stehe nahe am Ende meiner Lebenswege. Aber welcher ganz andere Maßstab wird in einer künftigen Welt an unser irdisches Wirken gelegt werden. Nicht der Glanz des Erfolges, sondern die Lauterkeit des Strebens und das treue Beharren in der Pflicht, auch da wo das Ergebniß kaum in die äußere Erscheinung trat, wird den Werth eines Menschenlebens entscheiden. Welche merkwürdige Umrangirung von hoch und niedrig wird bei der großen Musterung vor sich gehen. Wissen wir doch selbst nicht, was wir uns, was wir anderen oder einem höheren Willen zuzuschreiben haben. Es wird gut sein, in äußerer Beziehung nicht zu viel in Rechnung zu stellen."
Der Kaiser hat dem Major von Moltke seine Ernennung zum Flügeladjutanten und die Verleihung des Kronenordens dritter Classe mitgetheilt. Auf Anordnung des Kaisers war der Neffe und Fideicommiß=Erbe des Feldmarschalls, jetzige Graf von Moltke, hinter dem Sarge zwischen dem Kaiser und dem Könige von Sachsen hergeschritten.
Der Bundesrath stimmte dem Antrag des Reichskanzlers zu, betreffend die Chicagoer Weltausstellung die Einladung anzunehmen, für die deutsche Abtheilung einen Reichskommissar zu ernennen und den erforderlichen Geldbetrag im Etat festzusetzen.
Der Uebertritt der Großfürstin Sergei, geb. Prinzessin von Hessen=Darmstadt, zur orthodoxen Kirche ist am Sonnabend Mittag in Petersburg im Beisein des Kaisers, der Kaiserin und sämmtlicher Familienmitglieder erfolgt. Bei der kirchlichen Handlung haben die Metropoliten von Petersburg und Moskau und der kaiserliche Beichtvater Janischew zusammengewirkt.
Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, der Aeltere, ist am Sonnabend in der Krim seinen Leiden erlegen. Großfürst Nikolai war als dritter Sohn des Kaisers Nikolai I. am 8. August 1831 geboren. Er wurde 1865 Generalinspektor der Kavallerie, Oberkommandant des Militärbezirks Petersburg und kommandirender General des Gardekorps, sowie Präsident der Centralkommission für Organisation und Ausbildung der Truppen. Alle diese Würden sind ihm weniger wegen seiner militärischen Befähigung als in Folge des glücklichen Umstandes zu Theil geworden, daß er zwei vortreffliche Gehülfen hatte: von Tideböhl und Totleben, zwei deutsche Balten. Beim Ausbruch des russisch=türkischen Krieges erhielt der Großfürst Nikolai den Oberbefehl über die Donau=Armee, die er bald durch sein übereiltes, siegesgewisses Vorgehen in eine üble Lage brachte. Im Jahr 1880 veröffentlichte er eine Broschüre, um sein Verhalten während des Krieges gegen die Türkei zu rechtfertigen, dieselbe wurde jedoch vom Kriegsminister erfolgreich widerlegt, und der Großfürst fiel in Ungnade. Eine politische Rolle hat Großfürst Nikolai nie gespielt, dagegen hat er durch seine galanten Abenteuer viel von sich reden gemacht.
Die Regierung in Italien erklärte in den Kammern, daß bisher kein Grund vorliege, daß die bekannte Pulverexplosion durch ein Verbrechen veranlaßt worden sei. Die Sachverständigen glaubten an einen Zufall. Bezüglich des 1. Mai betonte die Regierung, daß sie alle gesetzlichen Schritte entschieden unterdrücken werde. Die Stadt Rom, sowie die durch die Pulverexplosion geschädigten Privatleute wollen den Staat wegen Schadenersatz belangen.


Anzeigen.

Die dem minderjährigen Anerben Wilhelm Holst zu Pogetz gehörige, daselbst sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. mit sämmtlichem Zubehör, dem gesammten Wirthschaftsinventar, den vorhandenen Vorräthen und den bestellten Saaten soll auf 12 hintereinanderfolgende Jahre, nämlich von Johannis d. J. bis Johannis 1903 zur ordnungsmäßigen hauswirtschaftlichen Nutzung verpachtet werden. Nachdem den Vormündern, Hauswirth Jochen Robrahn zu Pogetz und Schulzen Heinrich Heitmann zu Klocksdorf, unter der Hand bereits Pachtgebote bis zu 1600 Mark jährlich gemacht worden sind, ist ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 6. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor Gericht allhier angesetzt, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken hiermit eingeladen werden, daß die Bedingungen auf der hiesigen Gerichtsregistratur II eingesehen werden können und die Besichtigung der Stelle nach zuvoriger Meldung bei den Vormündern freisteht.
Schönberg, den 29. April 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel.


Wider den flüchtig gewordenen Knecht Magnus Anderson aus Harderup in Schweden, geboren am 22. April 1866, welcher dringend verdächtig erscheint, am 13. d. M. dem Pächter Sick in Schlagsdorf um 3 M. betrogen zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg abzuliefern.
Schönberg, den 27. April 1891.

                                                    Der Amtsanwalt.
                                                    H. Fölsch.


Zur Deckung der letzten Wege=Besserungskosten und der Ausgaben für das Schneeschaufeln im vergangenen Winter vernothwendigt sich ein Beitrag von 30 Pfennig (Mecklenburg). für 100 [] Ruthen Ackerfläche.
Unsere landbesitzenden Mitbürger werden ersucht, solchen Beitrag am

Sonnabend den 2. Mai 1891

Nachmittags 5 Uhr im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 27. April 1891.

Die Städtische Wege=Commission.


Die von mir auf Sonnabend, den 2. Mai d. Js. angekündigte Zwangsversteigerung in Lindow findet nicht statt.
Schönberg, den 30. April 1891.

                                                    C. Pustier, Landreiter.


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[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 3]
Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Schönberg.

Am Sonntag, den 3. Mai d. J. Nachm. 2 Uhr ordentliche Versammlung im Vereinslocal.
                          Tagesordnung:
           1) Rechnungsablage,
           2) Wahl eines Delegirten zum Delegirtentage in Hagenow,
           3) Vorstandswahl,
           4) Innere Vereinsangelegenheiten.
Alle Kameraden werden ersucht, ihren Militärpaß mitzubringen.

                                                    Der Vorstand.


Feierabendschule.

Am Dienstag, den 5. Mai, Abends 8 Uhr findet eine außerordentliche Generalversammlung im Boye'schen Locale statt, wozu die Mitglieder des Schulvereins (alle Mitglieder der Innungen) zu zahlreicher Betheiligung dringend eingeladen werden.

Tagesordnung:
Abänderungen einiger Punkte der Statuten.
                                                    Der Vorstand
                                                    I. A.: H. Retelstorf.


Die Mitglieder der
Selmsdorfer Todtenlade
werden ersucht, zur Generalversammlung
am Dienstag, den 19. Mai 1891

Alle zu erscheinen, da andere Bestimmungen getroffen werden müssen.

Anfang Vormittags 8 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Thierschau
und
Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen
und Geräthe, Producte und industrieller
Landeserzeugnisse in Ratzeburg am
Donnerstag den 18. Juni 1891.
veranstaltet vom
St. Georgsberger landwirthschaftlichen Verein.


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Heute Morgen 1/2 3 Uhr entschlief sanft zu einem besseren Erwachen unsere liebe kleine

Sophie

im Alter von 7 Jahren 6 Monaten.

                                                    Dies zeigen an die tiefbetrübten Eltern
                                                    Joh. Krüger u. Frau.

Schönberg, den 30. April 1891.
Die Beerdigung findet Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 3. Mai.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
   Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 18.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 4]

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Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. Mai 1891.


- Neustrelitz. Auf dem im Großherzogl. Schloßgarten befindlichen sogenannten Kaninchenberge ist man gegenwärtig mit den Vorarbeiten zu dem dort zu errichtenden Tempel beschäftigt, welcher die Statuen der Königinnen Luise von Preußen und Friederike von Hanover, Töchter des Herzogs, nachmaligen ersten Großherzogs Carl von Mecklenburg=Strelitz, aufnehmen soll. Der Tempel wird in griechischem Style ausgeführt werden.
- Neustrelitz. In Vertretung S. K. H. des Großherzogs hat S. K. H. der Erbgroßherzog sich am 28. April früh zu den Trauerfeierlichkeiten des Grafen Moltke nach Berlin begeben, von wo er Abends wieder zurückkehrte.
- Schönberg. Am 29. April fand hieselbst die diesjährige Frühjahrsversammlung der Ratzeburger Synode im Hause des an Stelle des verstorbenen Propsten Rußwurm zu Domhof=Ratzeburg mit dessen Geschäften einstweilen beauftragten Pastor prim. Kaempffer statt. Die bei diesen Versammlungen übliche größere Synodalarbeit war diesmal von dem Pastor Rußwurm=Ziethen geliefert.
- Schönberg. Der am Dienstag hier abgehaltene Frühjahrsmarkt war nur sehr schwach von Verkaufsbuden besucht, von denen die Schuh= und Kuchenbuden die bei Weitem größte Zahl ausmachten.
- Eine Gans des Büdners Heinrich Leetz in Schlagsdorf hat in diesem Frühjahre nicht weniger als 40 Eier gelegt, also reichlich doppelt so viel, als in der Regel von einer Gans gelegt werden. Auch im vergangenen Jahre zeichnete sie sich aus, indem sie 36 Eier legte, während die Zahl der Eier 1889 26 betrug.
- Zu dem am 26. April in Mölln abgehaltenen Frühjahrsviehmarkt waren 300 Stück Rindvieh, 63 Pferde und ca. 100 Wagen mit Ferkeln am Patz. Starken kosteten 210-240 Mk. pro Stück und ging der Handel mit denselben flott. Der Preis der Kühe war zwischen 150-180 Mk., für Bullen wurden ebenfalls 150-180 Mk. bezahlt. Der Pferdehandel ging nur flau, die Preise derselben waren hoch. Ferkel kosteten 8-12 Mk. pro Stück, Zugänger waren billig, 16-40 Mk. pro Thier. Im Ganzen war der Markt gegen frühere Jahre gut besucht und recht lebhaft.
- Die diesjährigen Schießübungen des Holsteinschen Feld=Artillerie=Regiments Nr. 24 beginnen nach der "M. L." auf dem Schießplatz bei Lockstedt am 29. Mai.
Dem jungen Grafen Otto von Bothmer, welcher mit seiner Braut Elisabeth Edle von der Planitz und deren Eltern am 25. April nach seiner kürzlich erfolgten Verlobung bei seinen Eltern auf Schloß Bothmer eintraf, wurde von den Bewohnern von Klütz und der sonstigen Graf v. Bothmer'schen Besitzungen ein festlicher Empfang bereitet. Die berittenen Hauswirthe empfingen das Brautpaar auf der Grevesmühlen=Klützer Chaussee, an welcher mehrere Ehrenpforten erbaut waren. Auf dem Schloßhofe, wo die erwachsenen Bewohner der Bothmer'schen Besitzungen mit den festlich geschmückten Schulkindern Aufstellung genommen hatten, trat zuerst eine mit einer breiten blauen Schärpe geschmückte Schülerin an den Wagen und überreichte im Namen der Schulkinder mit kurzen Worten in gebundener Rede der Braut ein sehr schönes Bouquet. Darauf brachte Pastor Reitz aus Klütz die Glückwünsche der Bewohner, insbesondere der Bewohner des Fleckens Klütz zum Ausdruck und schloß mit einem dreimaligen Hoch auf das Brautpaar. Am Abend wurde diesem ein prachtvoller Fackelzug dargebracht. Am Abend des folgenden Tags ließ Graf L. v. Bothmer auf Bothmer in seinem Schloßpark, der für alle Schaulustigen geöffnet war, ein Brillantfeuerwerk abbrennen.
- Aus der letzten Stunde Moltkes wird noch folgendes mitgetheilt: "Es ist interessant, daß selbst in dem traulichen Kreise der Familie Moltke der nie Besiegte auch als Sieger Abschied genommen hat. Seine letzte Whistpartie endete für ihn mit einem "großen Schlemm", also der höchsten Gewinn=Partie. Danach erhob sich Moltke und, mit den Zeigefingern übereinander streichend, äußerte er voll scherzhaften Siegesbewußtseins: "Etsch, Etsch!! Wat segt hei nu tau süne Süpers?" Dies war eine Lieblings=Redensart von Moltke. Sie bezog sich auf eine bekannte Episode aus der Schlacht bei Leuthen: Friedrich der Große hatte die Mannschaft eines Regiments kurz vor der Schlacht gescholten und sie als Säufer bezeichnet. Nach gewonnener Schlacht, als das Regiment mit eroberten Standarten an dem König vorüber zog, hoben die Soldaten ihre Beutestücke in die Höhe und riefen: "Wat segt hei nu tau füne Süpers?"
- Aus dem Eheleben Moltke's werden der Neuen freien Presse seitens einer Dame nachstehende Mittheilungen gemacht: Frau v. Moltke betete im wahrsten Sinne des Wortes ihren Gemahl an. Den Intimen des Hauses pflegte sie häufig zu zeigen, was sie ihr "italienisches Costüm" nannte. Das waren grauleinene Blousen und große Schürzen, die Frau v. Moltke in jener Zeit anschaffte, als sie mit ihrem Gatten in Rom weilte. Moltke war übrigens nicht im Stande die italienische Kost zu verdauen, und so übernahm es seine Gattin, alle Gerichte für ihn selbst zu bereiten. Frau v. Moltke mußte lange leiden, ehe der Tod sie erlöste. Zwei Tage vor ihrem Hinscheiden ließ Frau v. Moltke die berliner Kunststickerin Hopfner an ihr Lager rufen und übergab ihr eine angefangene Schlummerrolle, die sie dem Gemahl zum Geburtstage sticken wollte. Sie hieß die Frau die Arbeit vollenden und diese dann Moltke an dem bestimmten Tage zuzuschicken. Als nun der Feldherr das Geschenk der Todten empfing, war er so gerührt, daß er laut schluchzend zu Boden sank. Frau v. Moltke war oftmals untröstlich, daß sie ihrem Gatten keine Erben geschenkt habe. Moltke aber beruhigte sie liebreich scherzend, indem er sagte, die preußische Armee sei groß genug und es schädige sie nicht, wenn es um einen Krieger weniger gäbe.
- Als Graf Moltke in den letzten Jahren als Geschenk für Kaiser Wilhelm seine Büste verfertigen ließ, betheuerte der Bildhauer, daß er noch niemals so große Ohren gesehen, wie jene des Feldmarschalls. Moltke lachte bei dieser Eröffnung laut auf und meinte: "Da sieht man, wie meine Umgebung zu schmeicheln liebt, bis nun hat mir noch Niemand diesen groben Schönheitsfehler zum Vorwurf gemacht."
- Der Schillerpreis, den, wie schon gemeldet, Theodor Fontane und Klaus Groth erhalten haben, beträgt für jeden 3000 Mk.
- Eine interessante Erinnerung aus dem Leben des verstorbenen Generals von Goeben theilt das illustrirte Familienblatt "Das Buch für Alle" mit. Zu Ende der dreißiger Jahre hatte Goeben als preußischer Lieutenant sich beurlauben lassen, um in Spanien in die carlistische Armee einzutreten. Dort hatte er es bis zum Oberlieutenant gebracht. Im Jahre 1840, nach Niederwerfung des carlistischen Aufstandes, mußte er, aller Mittel bar, aus Spanien zu Fuß nach Deutschland wandern. Es ging ihm damals so traurig, daß er den letzten Monat auf dieser Reise die Nächte unter freiem Himmel zubringen und sich von unreifem Obste ernähren mußte. In Rheinhessen schloß er sich einem Handwerksburschen, einem Bäckergesellen, an. Dem sagte er, daß er sich, müde des steten Schlafens unter freiem Himmel, in Darmstadt als subsistenzlos festnehmen lassen wolle, um nur einmal wieder ein Obdach zu bekommen. Und richtig! In Darmstadt angekommen, meldete er sich auf der Polizei als obdachslos in der Hoffnung, eingesperrt zu werden und Gefangenenkost zu erhalten. Allein er täuschte sich, denn man fand, daß seine Papiere in Ordnung waren, und konnte ihn deshalb nicht einsperren. Hun=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 34 Seite 6]

grig, ermattet und verzweifelnd mußte der Aermste weiterwandern. Da bemerkte ihn sein wackerer Reisegefährte, der Bäckergeselle, und schenkte ihm 12 Kreuzer, die ihm ein Unterkommen auf der Herberge ermöglichten. "Das war mein erster Besuch in Darmstadt," erzählte der General später dem Prinzen Heinrich von Hessen. "Das zweite Mal, im Jahre 1849, wurde ich in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prinzen von Preußen in Hofequipage vom Bahnhofe abgeholt und das dritte Mal, im Jahre 1866, rückte ich als General an der Spitze meiner Truppen in die Stadt ein."
- Eine nicht uninteressante Drucksache ist, dem "Posener Tageblatt" zufolge, zufällig unter alten Schriftstücken bei einer Dame in Rawitsch aufgefunden worden. Es ist das Schulprogramm des Gymnasiums zum grauen Kloster in Berlin vom Jahre 1832, herausgegeben vom damaligen Director Georg Gustav Samuel Koepke. Fürst Bismarck war von 1830 bis 1832 Schüler dieser Anstalt, und in dem genannten Schulprogramm ist er unter den Abiturienten aufgeführt. Unter Nummer 93 der im Laufe des Jahres abgegangenen Schüler unter den Ostern=Abiturienten heißt es dort: Leopold Eduard Otto von Bismarck, 16 3/4 Jahre alt, aus Schönhausen in der Altmarck gebürtig, Sohn eines Gutsbesitzers auf Kniephoff in Hinterpommern, evangelischen Glaubens, zwei Jahre von Großsecunda an auf dem Gymnasium, 1 1/2 Jahre in Prima. Er wird mit dem Zeugniß Nr. Zwei in Bonn, Genf und Berlin Jura und Cameralia studiren.
- Ueber 64 Millionen Mark gehen in Preußen alljährlich unwiederbringlich verloren als Gesammtschaden von Bränden. Die Zahl der verzeichneten Schadenbrände vorigen Jahres war 19 284; es wurden davon 22 471 Besitzungen betroffen. Der Gesammtschaden vertheilt sich in runden Ziffern folgendermaßen: Berlin 2 1/2 Millionen, Städte über 20 000 Einwohner 8 Millionen, kleinere Städte 11 Millionen, Landgemeinden 35 Millionen, Gutsbezirke 7 1/2 Millionen. Nach Gegenstandsgruppen kommen von dem Gesammtschaden 33 1/2 Millionen auf Immobilien, 9 Millionen auf landwirthschaftliche Produkte, 6 Millionen auf Hausgeräthe, 5 Millionen auf fertige Waaren, nahezu 5 Millionen auf Arbeitsmaschinen, 4 Millionen auf gewerbliche Rohstoffe, der Rest auf anhängende Motoren, Vieh, Brennmaterial und nicht genannte Mobilien.
- Die diesjährige Maifeier soll bekanntlich der Sozialdemokratie eine große Ausstandskasse schaffen, indem die Arbeiter, welche am 1. Mai arbeiten, ein Drittel oder Viertel ihres Tagelohnes an die Generalstreikkommission in Hamburg abführen. Diese hat zu solchem Zweck Marken anfertigen lassen, aber die Marken finden keine Abnahme, die "Genossen" verhalten sich dieser Sammlung gegenüber sehr ablehnend. Es werden schon dringende Aufforderungen laut, zuzulangen.
- Von der maßlosen Begehrlichkeit mancher Arbeiter legt folgender Vorgang beredtes Zeugniß ab. Die Cigarrenmacher der Firma A. R. Jedicke und Sohn in Trachau, einem Vorort von Dresden, stellten die Forderung auf, daß ihnen der Lohn auch für diejenigen 27 Stück Cigarren ausgezahlt werde, die ihnen der Geschäftsinhaber jede Woche unentgeltlich liefert. Da dieses unverschämte Verlangen, welches zuerst von den jugendlichen Arbeitern gestellt wurde, natürlich abgewiesen werden mußte, so haben 80 Arbeiter die Arbeit niedergelegt.
- Im Großherzogtum Baden sind die für den 3. Mai geplanten Umzüge der Sozialisten verboten worden. Ein gleiches Verbot hat die Polizeibehörde in Dresden erlassen.
- Der vor einigen Tagen von Bremerhaven nach Brasilien expedierte Lloydampfer "Frankfurt" hatte 900 russische Auswanderer an Bord. Ein zweiter Dampfer "Baltimore" ging ebenfalls mit Hunderten russischer Auswanderer nach Rio de Janeiro ab.
- Das Reichs=Postamt hat die neueren Telegramm=Aufgabe=Formulare, welche in jeder Telegramm=Aufgabestelle zum Gebrauch für das Publikum ausliegen und auch käuflich zu erhalten sind, mit einer zweckmäßigen Neuerung versehen lassen. Auf den neuen Formularen sind nämlich die amtlichen abgekürzten Bezeichnungen für "Antwort bezahlt", "Empfangsanzeige" etc. angegeben. Dieselben lauten:
                              D = Dringend,
                            RP = Antwort bezahlt,
                         RPD = Dringende Antwort bezahlt,
                            TC = Vergleichung bezahlt,
                            CR = Empfangsanzeige bezahlt,
                            FS = Nachsenden,
                            RO = Offen zu bestellen,
                            XP = Eilbote bezahlt.
Werden die Abkürzungen vom Auftraggeber angewendet, so zählen dieselben nur je ein Taxwort, sonst sind so viel Taxworte zu bezahlen, als der betreffende Ausdruck enthält. - Da diese Abkürzungen u. s. w. im Publikum noch nicht genügend bekannt sind, so wird die Vervollständigung der Formulare den Aufgebern von Telegrammen wesentliche Dienste leisten.
- Ein Arzt in Lissa wurde auf ein benachbartes Dorf geholt, wo ein Landmann mit seinem Sohne schwer krank darnieder lagen. Dem Vater war leider nicht mehr zu helfen; er starb, während der Sohn noch zu Bett liegt. Der Grund zu der Erkrankung der Beiden war folgender: Dem Bauern war eine Kuh erkrankt, und wandte er sich an einen Schäfer, der im Rufe eines "klugen Mannes" steht, damit dieser die Kuh heilen sollte. Der kluge Mann ließ sich für seinen zu ertheilenden Rath zunächst 10 Mk. zahlen; dann meinte er, die Kuh sei behext. Um das Verhexen zu heben, sollten die männlichen Mitglieder der Familie um die Mitternachtszeit sich mit entblößtem Körper auf einen Ameisenhaufen setzen. Der Bauer und sein erwachsener Sohn waren auch abergläubisch genug, diesen Unsinn zu glauben, und begaben sich nach dem eine halbe Meile von ihrem Dorfe entfernten Wald, wo sie um 12 Uhr Nachts sich nach Vorschrift des klugen Mannes auf einen Ameisenhaufen setzten. Während sie so dasaßen, raschelte es neben ihnen, wahrscheinlich hatten sie irgend ein Thier aus dem Schlafe geweckte beide erschraken heftig und meinten, es sei der Böse aus der Kuh, der sie necke. In unbeschreiblicher Hast liefen sie, ohne erst die Kleider in Ordnung gebracht zu haben, athemlos nach Hause, wo sie beide infolge der ausgestandenen Angst und Erkältung so schwer erkrankten, daß den Vater der Tod ereilte. Der noch zu Bett liegende Sohn erzählte dem Arzt, daß die Ameisen ihn ganz gewaltig gebissen hätten.
- Daß Soldaten Lynchjustiz üben, dürfte selbst in den Ver. Staaten von Amerika neu sein. Solches ist aber soeben im Staate Washington geschehen. 150 Soldaten erbrachen das Gefängniß in Wallawalla und erschossen einen Gefangenen, welcher einen ihrer Kameraden namens Miller ermordet hatte. Die Gefängnißwärter feuerten auf die Soldaten und töteten mehrere derselben.
- The Queens Plum-Pudding. Sie nehmen 1 Pfund Malaga=Traubenrosinen, 1 1/4 Pfund Corinthen, 3/4 Pfund Sultanrosinen, 1 1/2 Pfund gestoßenen weißen Zucker von bester Qualität, 1 1/2 Pfund geriebenes altes Weißbrot, 12 Eier, 1 1/2 Pfund feingehacktes Rindermark, 4 Loth kleingeschnittenes Citronat, 4 Loth candirte Pomeranzenschale, die sehr sein gehackte Schale einer großen Citrone, 1 Loth geriebene Muscatnuß, 1 Loth gestoßenen Zimmt, 1/2 Loth gestoßene bittere Mandeln und eine große Tasse Cognac von sehr guter Qualität. Sie entfernen die Steine aus den großen Rosinen und zerschneiden sie in zwei Theile, verlesen die Corinthen, waschen sie und trocknen sie ab, worauf Sie Alles gehörig vermischen und zuletzt die zu Schaum gequirlten Eier, durch ein Sieb passirt, sowie den Cognac hinzufügen. Darauf lassen Sie den Pudding in einer Form, die Sie von innen mit Butter bestreichen und über diese wieder geriebene Semmel streuen, ungefähr sieben Stunden in wenig gesalzenem Wasser auf schwachem Feuer kochen. Sie serviren den Pudding recht heiß mit kleinen Mandelstücken befleckt und mit einer kalten Sauce, die Sie folgendermaßen herstellen: Sie schlagen 1/4 Pfund kalte frische Butter zu Schaum und fügen unter fortwährendem Umrühren nach und nach 1/2 Pfund gestoßenen Zucker, ein Weinglas Sherry und ein Liqueurglas guten Cognacs hinzu. Dieser Pudding ist mit das beste Erzeugniß englischer Kochkunst.


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