[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 1] Der Großherzog von Baden, der mit dem Kaiserpaare zusammen in Elsaß=Lothringen war, hat bei dem Kriegerfest in Ueberlingen dem er beiwohnte, eine hochpolitische Rede gehalten. - Der Großherzog betonte zuerst die Nothwendigkeit einer starken militärischen Bereitschaft und fuhr dann wörtlich fort: "Wir müssen auch bereit sein im Innern; das müssen Sie sich vergegenwärtigen, daß es auch einen inneren Feind giebt, der in verstecktem Schleier umhergeht, und der zu bekämpfen ist, wenn es darauf abgesehen ist, die Ordnung zu stören. Da ist es nicht bloß der alten Soldaten, sondern auch der jungen Soldaten Pflicht, einzutreten, denn es gilt hier nicht nur dem Reich, sondern der eignen Familie. Hier wollen wir wachsam sein im heiligsten Sinne des Wortes. Jeder denke daran, die Aufrechterhaltung der festen gegebenen Ordnung als ernsthafte Pflicht auszuüben. Sie werden Ihren Fahneneid Hochhalten, aber ich wende mich an Sie, damit Sie die Mahnung an die Jugend ergehen lassen, auf dem Wege der Ordnung zu bleiben, daß nichts von dem verloren gehe, was mit theuerem Blute erkauft worden ist. Ich habe das Recht, so zu sprechen, denn ich stehe dem Grabe näher als der Wiege."
Aus Berlin schreibt man der Schlesischen Ztg.: "Die Nachricht, daß den Reichstag in der bevorstehenden Session die Errichtung von zwei neuen Generalcommandos- von denen das eine durch Theilung des 15. Corps in den Reichslanden hervorgehen, das andere sich in den Ostmarken befinden soll - beschäftigen werde, kann nach Erkundigungen an wohlunterrichteten Stellen nach ihrem ganzen Inhalte bestätigt werden. Ob und welche weiteren Neuerungen und Ergänzungen unseres Heerwesens zur Berathung in der kommenden Session zu erwarten stehen, entzieht sich einstweilen der öffentlichen Mittheilung."
In Regierungskreisen ist man jetzt mit der Frage beschäftigt, ob es sich empfiehlt, in Deutschland nach dem Vorgang anderer Länder eine einheitliche Zeitrechnung einzuführen. Die süddeutschen Bundesstaaten besitzen bereits jeder für sich eine einheitliche Zeitrechnung; im übrigen Deutschland enthalten die für das Publikum bestimmten Fahrpläne der Eisenbahn=Verwaltungen, die meist nach Berliner Zeit aufgestellt sind. Dieser Zustand ist angeblich für die Pünktlichkeit und Sicherheit des Eisenbahnbetriebes sehr nachtheilig, und für das reisende Publikum bringt der stetige Wechsel in der Zeitrechnung, von einer Station zur andern, ebenfalls Unbequemlichkeiten mit sich.
Der Bezirkspräsident von Oberelsaß hat drei französische Staatsangehörige, den Fabrikanten Ernst Blech und die Arbeiter Clemetz und Humbert aus Markirch, auf Grund des noch zu Recht bestehenden französischen Gesetzes vom 3. Dezember 1849, nach welchem in den Grenzbezirken jedem Ausländer aufgegeben werden kann, das Land zu verlassen, ausgewiesen. Der im Juli aus der Festungshaft entlassene Karl Blech, welcher wegen Landesverrath vom Reichsgericht verurtheilt und ausgewiesen worden war, hatte seinen Aufenthalt in einer Wirthschaft auf französischem Boden, dicht an der deutschen Grenze bei Markirch, genommen, wo derselbe die Besuche seiner Anhänger empfing. Die drei Ausgewiesenen hatten insbesondere unter den Arbeitern vollständige Prozessionen veranstaltet, um dem "Märtyrer" zu huldigen, wobei es wiederholt zu deutschfeindlichen Kundgebungen und Aufreizungen der Bevölkerung von Markirch kam.
Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß der Großfürst Thronfolger am 12. September von dort abreisen, und sich nach Hannover begeben wird, um den Manövern beiwohnen. Nach Beendigung derselben kehrt der Großfürst Thronfolger nach Schloß Fredensborg zurück.
Bekanntlich ist der frühere spanische Botschafter in Berlin, Graf Bonomar, seit längerer Zeit in Anklagezustand versetzt. Das Dunkel, welches bisher den Prozeß umgab, fängt nunmehr an, sich zu lichten. Die Anklage wird auf Berath von Staatsgeheimnissen und unberechtigte Ausübung eines öffentlichen Amtes lauten, außerdem wahrscheinlich noch auf wissentliche Schädigungen der Beziehungen zum Ausland (Deutschland). Der Prozeß findet in öffentlichem, mündlichen Verfahren vor dem obersten Gerichtshof statt und zwar, wie verlautet, bereits Ende September oder Anfang Oktober.
Da die Meldungen von Boulangers bevorstehender Rückkehr nach Paris immer wieder auftauchen, haben alle Grenzbehörden den bestimmten Befehl erhalten, den General bei seinem etwaigen Betreten französischen Bodens ohne alle Umstände festzunehmen und dann weitere Befehle aus Paris abzuwarten.
Prinz Viktor Napoleon erläßt im Figaro eine Erklärung, welche die Wiedererrichtung des Kaiserreiches als das einzige Heilmittel der heutigen Lage Frankreichs bezeichnet. Der Prinz erklärt das Königthum des Grafen von Paris als ganz unmöglich.
Boulanger hat an Tirard ein Schreiben gerichtet, in welchem er erklärt, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, und sich verpflichtet, sich sofort zu stellen, sobald der Gerichtshof constituirt sei. Boulanger fügt noch hinzu, weigere sich Tirard diesem Verlangen nachzukommen, so beweise dies, daß man in höheren Kreisen das unparteiische Votum eines militärischen Gerichtshofes fürchte, er werde dann seine Sache dem obersten Richter unterbreiten, der bei den Wahlen am 22. September das Urtheil sprechen werde.
- Schönberg, Am Freitag, den 6. d. M., Nachmittags, wurde die irdische Hülle des am 1. September verstorbenen Oberlanddrosten Grafen von Eyben, Excellenz bestattet. Es war ein Leichenbegängniß, wie ein solches in unserer Stadt noch nicht vorgekommen, dasselbe legte ein redendes Zeugniß ab von dem Schatz an Liebe und Verehrung, den der Verstorbene sich in der langen Zeit seiner amtlichen Thätigkeit in allen Kreisen der hiesigen Bevölkerung erworben hatte. Die Aufbahrung der Leiche war im Sterbehause, im dem schwarz drapirten Wohnzimmer des Verstorbenen geschehen,
[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 2]wo der Sarg in Mitten zahlloser, theils sehr kostbarer Kränze und Blumenspenden stand. Nachdem Herr Pastor Kaempffer daselbst die Leichenrede gehalten hatte, wurde der Sarg auf den Leichenwagen gehoben und setzte sich dieser alsbald in Bewegung, gefolgt von einem zahllosen Gefolge. S. K. H. der Großherzog hatten Allerhöchst sich durch den Flügeladjutanten Oberst von Pentz vertreten lassen, außerdem waren mehrere Beamte aus dem Herzogthum, mehrere Landräthe und Gutsbesitzer aus dem Großherzogthum Mecklenburg=Schwerin im Zuge vertreten, ferner die sämmtlichen Pastoren des Fürstenthums im Talar, der Kampfgenossenverein, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene war, sowie eine große Anzahl hiesiger Hauswirthe und viele Bürger und Einwohner der Stadt. An dem offenen Gewölbe auf dem neuen Kirchhofe, in welchem die Beisetzung geschehen sollte, hielt Herr Pastor Langbein eine längere Rede, die die Verdienste des Verstorbenen als Mensch und Beamten in kurzen Umrissen schilderte. Mit einem Grabgesang des Gesangvereins Teutonia schloß diese erhebende Leichenfeier.
- Schönberg. Der Kommandeur des IX. Armeekorps, Se. Exc. General von Leszcinski traf am 5. Nachmittags mit dem von Grevesmühlen hierselbst um 5 Uhr 35 Min. einlaufenden Schnellzuge hier ein und nahm in Spehr's Hotel Wohnung. Seine Begleitung nahm in Wieschendorf's Hotel Quartier. Der hohe Vorgesetzte begab sich von hier aus per Wagen wieder auf das Manöverfeld und kehrte Nachmittags nach hier zurück, worauf am Sonnabend die Weiterreise nach Gadebusch erfolgt ist.
- Kaiser Wilhelm hat dem König Humbert zum Namenstage eine herrliche Cigarrentasche übersandt, die auf dem Deckel in feinster Ziselirung ein Sinnbild des Dreibundes trägt: ein springender Löwe überragt die zusammengestellten Wappen von Deutschland, Oesterreich und Italien, welche, von Fahnen umschlungen sich scharf von dem goldenen Hintergrund abheben. Auf der Kehrseite befinden sich die Bildnisse der drei Herrscher alle von sprechender Aehnlichkeit, mit der Inschrift: "Viribus unitis" Die prächtige Arbeit entstammt der Werkstatt eines deutschen Goldarbeiters und wird bei der Feinheit ihrer Ausführung allgemein bewundert.
- Aus Oberschlesien kommen ernste Nachrichten als Folge des Verbots der Schweine=Einfuhr, wodurch eine Art von Nothstand hervorgerufen ist. Der Oberschles. Anz. befürchtet Unruhen, wenn das Verbot noch acht Tage aufrecht erhalten wird. Das Blatt sagt, der Bestand an schlachtreifen Schweinen reiche nur noch wenige Tage. Nachdem der Preis für das Pfund Fleisch an einigen Orten auf 70 Pfennig gestiegen, weigern sich die Fleischer, den Grubenarbeitern weiter zu creditiren, weil deren Lohn für solche Preise nicht ausreiche.
- Für die Schweineeinfuhr in Oberschlesien ist jetzt auf Grund der dringenden Klagen von dort ein milderes Verfahren angeordnet. Eine gänzliche Aufhebung des Verbots wird in absehbarer Zeit erwartet, da noch fortwährend Bittschriften deshalb in Berlin eingehen.
- Den beiden verurtheilten Arme=Lieferanten Wolland und Hagemann ist das von der Berliner Strafkammer ergangen Erkenntniß in der bekannten Strafsache zugestellt worden. Dasselbe füllt über 100 Folioseiten an. Beide Verurtheilte haben durch ihre Vertheidiger, Rechtsanwalt Dr. Sello und Dr. F. Friedmann, das Rechtsmittel der Revision ergriffen, und wird sich binnen kurzem das Reichsgericht mit der Frage beschäftigen, ob die Zahlmeister in der deutschen Arme als Beamte zu brachten sind.
- Die Untersuchungen in der Marinebestechungsangelegenheit scheinen auch zur Entdeckung anderer auf der kaiserlichen Werft in Kiel vorgekommenen "Unregelmäßigkeiten" geführt zu haben. Die "Danz. Ztg." meldet: Der Werkführer F. ist verhaftet. Die Versendung von Kupfer etc. von Kiel nach Wilhelmshaven stand unter seiner Controle. Mehrere Sendungen, ordnungsmäßig verpackt und adressirt wurden auch von der Werft fort und angeblich nach dem Bahnhofe befördert, in Wilhelmshaven aber sind dieselben nie angekommen. Tonnenweise wurde das Kupfer an dem Bahnhofe vorbeigefahren und in einer Kupferschmiede abgeladen. Auch der Empfänger ist verhaftet. Die gerichtliche Untersuchung ist bereits abgeschlossen.
- In Hamburg ist am Dienstag Abend ein gräßlicher Vatermord verübt worden. Ein Arbeiter hat seinem 70jährigen Vater mit einem Zuckermesser den Schädel gespalten und ihm dann noch eine Kugel in die Schläfe gejagt. Der Mörder der betrunken war, ist verhaftet, desgleichen seine Mutter, die der Beihülfe verdächtig ist.
- Die Lohnbewegung ist in Berlin für dieses Jahr vorüber, fast alle Strikes haben für die Arbeiter einen ungünstigen Ausgang genommen. Die stellenweis erreichten Forderungen stehen in keinem Verhältniß zu den während der Striks verloren gegangenen Ausfällen an Lohn.
- Die aus Samoa heimgekehrten Marine=Mannschaften von den verunglückten Schiffen "Adler" und "Eber" sind am Freitag in Bremerhaven an Bord des Reichspostdampfers "Braunschweig" von dem Vize=Admiral Paschen mit einer Ansprache feierlich begrüßt worden. Bei der Landung wurde den Mannschaften von den Kriegervereinen Bremerhavens ein Lorbeerkranz mit einer Gedenkschrift überreicht. Kapitän=Lieutenant Arend dankte im Namen der Mannschaften, welche in der Halle des "Lloyd" reichlich bewirthet wurden und darauf die Weiterreise antraten. In Kiel wird für die abgelösten Mannschaften der "Olga" ebenfalls ein festlicher Empfang seitens der dortigen Bürgerschaft vorbereitet.
- Der Pariser "Figaro" hat es sich nicht versagen können, an seine Mittheilung, daß am 2. September in den Fabriken in Spandau das 10 000. Gewehr fertiggestellt worden sei, eine gemeine Verdächtigung zu knüpfen. Zahlreiche Proben seien mit dem kleinkalibrigen Gewehr angestellt worden, die Kugeln seien mit einer nicht oxydierenden Komposition überzogen, die in den Zügen des Laufes beim Feuern schmelze und längs des Geschosses scharfe Zäckchen bilde. Dadurch würden die Wunden sehr gefährlich. Im großen Generalstab, fügt das saubere Blatt hinzu, sei man über diese Wahrnehmung hoch entzückt!" Das genügt.
- In München ist der Preis für Schweinefleisch, das vor acht Tagen zu 85-90 Pf. verkauft wurde, am Sonnabend auf 74 bis 76 Pf. das Pfund zurückgegangen.
- Wie die "Augsburger Abendzeitung" zuverlässig aus Bayreuth erfährt, beabsichtigt Frau Casima Wagner im nächsten Jahre den "Parsifal" zehnmal aufzuführen. Die Schwierigkeiten wegen Gewinnung der Künstler sollen nahezu gehoben sein.
- Die einzige Tochter des verstorbenen Kronprinzen Rudolf von Österreich, die kleine Erzherzogin Elisabeth feierte am Dienstag ihren siebenten Geburtstag. Das Kind ist seit dem schrecklichen Tode seines Vaters sehr ernst geworden und hat seine frühere Fröhlichkeit fast ganz verloren. Die Erzherzogin erhielt zahlreiche Geschenke, als ihr im Laufe des Tages aber zufällig ein Bild ihres Vaters vor Augen kam, brach sie in Thränen aus.
Anzeigen.
Auf den Antrag des Büdners und Maurergesellen Heinrich Wilms zu Hammer werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad. Fol. I. der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Hammer belegene Büdnerstelle des Antragstellers für die Sparkasse zu Mölln i/L. eingetragene Kapital der 600 Mark annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf
Sonnabend, den 23. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr
anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 7. September 1889.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 3]Auf den Antrag der Ehefrau des Schulzen Möller, Maria geb. Oldenburg, zu Gr. Mist soll über deren daselbst sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 24. September 1889,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnende Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge bis zum 14. September cr. einzuzahlen.
Schönberg, den 29. August 1889.
Die Armenbehörde.
Bekanntmachung.
Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und zur Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I. a. 20 Pf., Cl. I. b. 24 Pf., Cl. II. 32 Pf., Cl. III. 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Schönberg, den 30. August 1889.
Direktion der Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.
Die Beleidigungen, welche ich ungerechtfertigter Weise gegen den Schulzen Herrn Lühr in Lüdersdorf ausgebracht habe, thun mir unendlich leid und muß sie als unwahr hinstellen. Ich nehme dieselben nicht nur zurück, sondern erkläre auch, daß der Schulze Herr Lühr ein rechtschaffener achtungswerther Mann ist.
Lüdersdorf, den 4. September 1889.
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 4]Geschäfts-Eröffnung.
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Der Vorstand.
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Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.
Statt besonderer Meldung.
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Heinrich Thoms
Verlobte.
Mölln, Lbg., den 8. September 1889.
Die vielen Blumenspenden und Beweise der Theilnahme, das große Gefolge aus Stadt und Land, welches meinem theuren Vater die letzte Ehre erwiesen, sind beredte Zeugnisse der Liebe und Verehrung, welche derselbe überall gefunden. Je größer der Verlust, welcher mich betroffen, um so dankbarer bin ich für solche Beweise, und daher meinen Dank dafür öffentlich auszusprechen, ist mir Herzensbedürfniß.
Agnes Gräfin Eyben.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 5]Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. September 1889.
- In diesen Tagen verlobte sich in Schwartau (Großherzogthum Oldenburg) eine ältere Dame mit einem hohen geistlichen Herrn und brachte sich dadurch wieder in Erinnerung - denn die heute noch stattliche Dame spielte eine Rolle im Leben Kaiser Wilhelms I. Im Jahre 1873, damals noch ein junges Mädchen, besuchte sie das Ostseebad Doberan. Auf der Promenade fiel die Dame dem Kaiser auf; er redete sie an, ließ sich Namen, Herkunft, Geburtsort nennen und unterhielt sich nun täglich mit dem schönen Mädchen, von dem er die Augen nicht abwenden konnte. Vor seiner Abreise bat der Kaiser um ihr Bild und gab ihr beim Abschied eine gelbe Rose. Zwölf Jahre später sah er sie wieder. Sie hatte sich wenig verändert und sein treues Gedächtniß erkannte sofort das ihm liebe Gesicht. Er schickte seinen Adjutanten zu ihr mit der Einladung zu dem am folgenden Abend stattfindenden Hofball. In aller Eile beschaffte die bürgerliche Dame sich eine Ballrobe; sie wurde von dem Adjutanten Grafen L. zum Ball abgeholt, wo der Kaiser sie aufs Freundlichste begrüßte und sich lange mit ihr unterhielt. Am nächsten Morgen sandte er ihr zum Andenken einen prachtvollen Brillantschmuck. Frl. St. sah Kaiser Wilhelm nicht wieder, wohl aber nach langer Zeit, nach Kaiser Wilhelms Tod, einen von dessen Adjutanten. Und dieser gab ihr die Erklärung für das Wohlgefallen, das sie bei dem Kaiser erregt: Frl. St. glich auffallend der Jugendliebe Kaiser Wilhelms, der schönen Prinzessin Elise Radziwill. Der Kaiser war tief erregt, als sein Jugendideal ihm im hohen Alter noch einmal frisch und blühend in Frl. St. entgegentrat. Ihr Bild stand bis zu seinem Todestage auf des Kaisers Schreibtisch. Graf L. fand den Kaiser oft in Betrachtung der jungen Dame versunken; er erklärte, die Ähnlichkeit sei wunderbar, und das Bild eine kostbare Erinnerung an die "ewig=unvergessene" Elise Radziwill!
- Die Getreide=Einfuhr nach Deutschland hat in den ersten 7 Monaten dieses Jahres diejenige des Vorjahres sehr erheblich überschritten. Es sind in diesem Abschnitt des Jahres beinahe 2 Millionen Doppelzentner Weizen und 5 Millionen Doppelzentner Roggen, über 600 000 Doppelzentner Gerste und rund 1,5 Millionen Doppelzentner Gerste und 1,3 Millionen Doppelzentner Mais und Reis mehr eingeführt worden, als im gleichen Zeitraum des Jahres 1888. Von dieser Mehreinfuhr entfällt ein sehr beträchtlicher Theil auf die in dem laufendem Etatsjahr liegenden 4 Monate. Im Monat Juli z. B. hat sich die Einfuhr von Weizen mehr als verdreifacht, die von Roggen weit mehr als verdoppelt. An Hafer ist etwas mehr, an Gerste etwas weniger als das Doppelte, an Mais erheblich mehr als das Dreifache der vorjährigen Einfuhr importirt. Der Ausfall der diesjährigen Ernte rechtfertigt die Annahme, daß die Einfuhr von Getreide in den übrigen 8 Monaten des laufenden Etatsjahres mindestens derjenigen des Vorjahres gleich bleiben wird. Denn wenn auch der Westen und Süden Deutschlands sich einer guten Getreideernte erfreut, so ist doch das Gegentheil gerade in denjenigen Theilen Deutschlands der Fall, welche über den eigenen Bedarf produziren und daher bei der Versorgung der Großstädte und Industriedistrikte mit Getreide in erster Linie in Betracht kommen.
- In dem Dorfe Ernstweiler bei Zweibrücken ereignete sich am Montag Nachmittag ein entsetzlicher Unglücksfall. Eine durch Getreide überladene Scheune stürzte unvermuthet ein und riß eine weitere Scheune nebst Stallung mit um. Leider sind dabei auch Menschenleben zu beklagen. Vier Kinder wurden unter den Trümmern begraben, von denen eins todt, zwei andere schwerverletzt und eins leicht verletzt hervorgezogen wurden.
- Auf dem Wege von Luxemburg nach dem Bahnhofe verlor Graf Berthier, ein Enkel des berühmten Marschalls Berthier, die Summe von einer halben Million Franken. Der Graf stellt dem redlichen Finder als Belohnung eine Baarsumme von 20 000 Mark oder nach beliebiger Wahl eine Leibrente von 5 Franken täglich auf Lebenszeit in Aussicht.
- Rebhühner=Schnellzug. Seit Beginn dieses Monats werden jedem Eilzug, der seinen Weg nach der französischen Hauptstadt nimmt, einige Wagen angeschlossen, welche Rebhühner enthalten. Rebhühner gelten nämlich seit langer Zeit zu den ausgesuchtesten Delikatessen an der Seine. Bis zum 1. d. Mts. galt aber das Wildschutzgesetz für diese Hühner, welches in Frankreich so strenge geführt wird, daß während der Schonzeit das mit dem schützenden Interdikt belegte Wild nicht einmal importirt, geschweige denn gehandelt werden darf. Um das Wild schnell und unversehrt an Ort und Stelle zu bringen, erfolgt nun der Transport mit dem Eilzug. Die Hauptbezugsquellen für die Rebhühner bilden einige ungarische und mährische Güter. Interessant ist, daß der Preis der Rebhühner in Paris ähnlichen Schwankungen unterworfen ist, wie irgend ein gangbare Papier der Effektenbörse. Der Preis variiert oft um mehrere Franks. Im Durchschnitt beläuft er sich auf 2,50 bis 3 Franks, steigt aber in der haute saison bis 5 Franks und höher.
- In Antwerpen fand am 6. d. M. in einer unweit des Hafens gelegenen Patronenfabrik eine Dynamit=Explosion statt, bei welcher zahlreiche Personen, namentlich Frauen und Kinder, zu Schaden gekommen sein sollen. Die Dynamit=Explosion fand in einem Depot für Patronen und Pulver statt, welche für den Export bestimmt sind. Die Fabrik beschäftigte 126 Arbeiter und Arbeiterinnen, welche sämmtlich todt sind.
- Nach den letzten Depeschen aus Bagdad hat die Cholera dort seit vergangenem Mittwoch furchtbar überhand genommen. Es fehlen sogar schon die nöthigen Leute, um die Todten zu bestatten. Die Pforte hat schleunigst 12 Aerzte über Alexandrette nach Bagdad geschickt. In London und Paris wird Geld gesammelt, da die Cholera ihre Opfer zumeist unter den ärmeren Klassen fordert.
- Einen recht feuergefährlichen Namen hat ein Anarchist in Cagli seinem neugeborenem Töchterlein beigelegt. Die junge Zukunfts=Petroleuse wurde nämlich unter den drei Vornamen Dinamite Melinite Panllastite ins amtliche Register eingetragen. Weniger blutdürstig war ein Sozialist in Livorno, der seinem Töchterchen den harmlosen Namen "Communarda" gab.
- Die höchste Zeit. Ein Jäger kommt mit zwei prächtigen Rebhühnern nach Hause. "Meiner Treu" sagt die Frau, indem sie daran riecht, "Du hast gut daran gethan, sie heute zu schießen; es war die höchst Zeit!"
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 72 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
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