[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 1] Zur Vermeidung der zur Winterzeit durch Schnee und Glätte erschwerten Passage auf den Bürgersteigen der hiesigen Straßen und um der dadurch den Fußgängern drohenden Gefahr vorzubeugen, wird hierdurch angeordnet:
1. Sämmtliche Hausbesitzer in der Stadt und vor der Stadt sind verpflichtet, das Trottoir, die Bürgersteige und Hauseingänge bei Schneefall von allem Schnee zu reinigen und die Wasserrinnen gehörig aufzueisen, sowie das Trottoir und die Fußsteige mit Sand oder Asche zu bestreuen und dies Bestreuen, so lange der Frost anhält, täglich Morgens bis 9 Uhr zu erneuern.
2. In denjenigen Straßen, wo wegen mangelnder oder ungenügender Breite der Bürgersteige die Fußpassage auf die Fahrbahn angewiesen ist, hat jeder Hausbesitzer einen genügend breiten Weg in der Fahrbahn täglich Morgens bis 9 Uhr mit Sand oder Asche zu bestreuen und zwar so, daß jeder Hausbesitzer die Bahn seines Nachbarn in möglichst gerader Linie fortführt.
3. Das Tragen von mit Flüssigkeiten gefüllten Eimern auf dem Trottoir ist verboten.
Etwaige Contraventionen werden mit Geldstrafe bis zu zehn Mark oder mit Haft bestraft werden.
Schönberg, den 15. December 1888.
Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
H. Spieckermann.
Schade, der Kaiserpalast in Straßburg ist viel zu beschränkt, um dem Kaiser und seiner Familie auf längere Zeit zum Wohnsitz zu dienen, was den Straßburgern sehr leid thut. Der Kaiser wird ihn nur bei den Manövern und Jagden in den Vogesen und bei Festen als Absteigequartier benutzen können. Kaiser Wilhelm I. hatte bei der Erbauung desselben die größte Sparsamkeit befohlen und verboten, irgend eine Nachforderung zu machen.
Wie mitgetheilt wird, werden sich die Kosten der Artillerieausrüstung für die neu geforderten 28 Kriegsschiffe auf etwa 30 Millionen Mark belaufen. Inbegriffen sind darin die Kosten für Torpedoarmierung.
Die Ostafrika=Vorlage soll während der Ferien des Reichstages ausgearbeitet und der Volksvertretung gleich nach ihrem Wiederzusammentritt unterbreitet werden. Die Grundzüge dürften bereits feststehen. Ein Einvernehmen mit den parlamentarischen Fraktionsführern dürfte wohl bis zur Berathung erzielt werden, so daß das Gesetz mit sicherer Aussicht auf Annahme an den Reichstag gelangen wird.
Das österreichische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag das Wehrgesetz mit 182 gegen 23 Stimmen angenommen. Gegen den Entwurf haben gestimmt: die deutschnationale Vereinigung, die Demokraten, die Antisemiten und die Jungtschechen.
In Italien haben sich Vereine zum Schutz des Friedens durch's ganze Land gebildet. Der Centralausschuß in Mailand fordert in einem Aufruf alle Freunde des Friedens zur Theilnahme auf, Italien vor einem Krieg mit Frankreich zu wahren, jenem Frankreich, "das, als wir unterdrückt und gespalten waren, eines Tages kam, um uns mit seinem Blut Hülfe zu bringen."
Aus Belgrad wird jetzt versichert, daß König Milan bereit sei, mit den Radikalen zu regieren und eine Verfassung auf liberalster Grundlage zu gewähren; dagegen sei er fest entschlossen, sich keinerlei mit dem Wohl des Staates unvereinbare Willkürlichkeiten abtrotzen zu lassen.
König Milan von Serbien scheint mit den Radikalen fertig zu werden. Es wird aus Belgrad berichtet, daß der Verfassungsausschuß den Antrag des Führers der radikalen Partei angenommen habe, den Punkten über die Vorrechte des Königs ohne Weiterungen beizutreten. Gerade von diesen Vorrechten hatten die Radikalen früher nichts wissen wollen.
Einem in London vom Donnerstag eingegangenen Telegramm aus Suakin zufolge nahm General Grenfell mit 4000 Mann englischer und egyptischer Truppen die feindlichen Verschanzungen mit Sturm. Der Verlust auf englischer und egyptischer Seite ist gering, der Feind jedoch verlor mehr als 1000 Mann. Der Sieg ist ein vollständiger und wurde binnen einer halben Stunde errungen; ein Kavallerie=Angriff führte die völlige Niederlage der Feinde herbei, die sich auf Haashen und Tamai zurückzogen, dann aber Halt machten. Die Truppen Grenfells halten die feindlichen Verschanzungen besetzt. - Im englischen Parlament wurde dieser Erfolg, über den die Londoner Blätter laute Freude äußern, vollinhaltlich bestätigt.
- Dem Kaiserlichen Hause in Berlin ist der "Börsen=Zeitung" zufolge für das Jahr 1889 wieder ein freudiges Ereigniß in Aussicht gestellt, das anfangs nur leise angedeutet zu werden pflegt, bis es schließlich mit Kanonenschüssen verkündigt wird.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 2]- Wie man aus Berlin schreibt, sehen jetzt die kaiserlichen Kinder zum erstenmal den Berliner Weihnachtsmarkt. Da früher die Eltern nur vom Beginn des Karnevals an ihre Wohnung im königl. Schlosse inne hatten, so war den Kindern dieses Vergnügen vorenthalten geblieben, bis sie es jetzt in voller Jugendlust genießen können, denn vor ihren Fenstern im königlichen Schloß breitet sich das volle bunt bewegte Bild des Weihnachtsmarktes aus und an den Fenstern der zweiten Etage kann man die lieblichen, frischen, blonden Kinderköpfe sehen und die Freude beobachten, die ihnen das bisher ungewohnte Schauspiel unter ihren Fenstern gewährt.
- Der Oberhofmarschall v. Liebenau begab sich von Berlin nach Straßburg behufs Uebernahme des neuerbauten und jetzt fertig gestellten dortigen Kaiserpalastes.
- Das neue Seitengewehr für die Infanterie=Offiziere, welches dem Kaiser neulich vorgelegt wurde, ähnelt sehr dem Kürassier=Pallasch, ist aber kürzer und leichter. Das Stichblatt zeigt die Form eines Adlers, einer mittelalterlichen Waffe entlehnt. Für die Garde wird der Adler den Gardestern führen. Vorläufig soll das 4. Garde=Regiment z. Z. in Spandau mit der neuen Waffe ausgerüstet werden.
- Gerade zur rechten Zeit für den Weihnachtstisch sind in Berlin die ersten 20=Markstücke mit dem Bildniß Kaiser Wilhelms II. ausgegeben worden. Die Frauen geben ihren Männern zu verstehen, daß sich diese Bilder vortrefflich für den Weihnachtstisch eignen.
- Die Gärtner in Preußen haben nun wieder einen Protektor. König Wilhelm hat, wie sein Großvater und Vater, das Protektorat über ihren Verein zur Beförderung des Gartenbaues übernommen. Ihr höchster Protektor wird freilich immer Der sein und bleiben, der Wind und Wetter macht und Blühen und Gedeihen giebt.
- Das Berliner Haupt=Paket=Postamt hat seine Weihnachtsmannschaften herangezogen. Nicht weniger als 2000 Personen werden zur Aushülfe gebraucht, dazu 200 Kremser und 400 Pferde.
- Die Vertreter der Bürgerschaft der Stadt Hamburg haben aus Anlaß der pünktlichen Fertigstellung der Zollanschlußbauten die Summe von 150 000 Mk. bewilligt, welche zu Ehrensolden für die Baubeamten verwendet werden soll.
- Das Landhaus, welches am Sonntag in Friedrichsruh abgebrannt ist, war ein altes mit Stroh gedecktes Gebäude, und als sehr besuchter Sommervergnügungsort den Hamburgern wohl bekannt. Unter dem Strohdach befanden sich eine Anzahl von Logierzimmern, in welchen u. A. die Sicherheitsbeamten des Fürsten untergebracht waren. Wäre das Feuer in der Nacht ausgebrochen, so wäre wohl kaum eine der dort schlafenden Personen gerettet worden. Fürst Bismarck erschien persönlich auf der Brandstätte und erstieg sogar mit Hülfe seiner Begleiter eine mannshohe Gartenmauer, um sich zu überzeugen, ob nicht etwa noch jemand im Haus zum Retten der Sachen anwesend sei. Während des Brandes hörte man mehrere aufeinanderfolgende Knalle, welche von den geladenen Revolvern der Sicherheitsbeamten herrührten. Bei entgegengesetzter Windrichtung wäre der Pferdestall des Fürsten und dann auch das Fürstenhaus selbst gefährdet gewesen. Ueber die Entstehung des Feuers ist noch nichts bestimmtes ermittelt worden.
- Der berüchtigte Silberdieb Willer und seine Zuhälterin Elisabeth Bergmann sind am Freitag in Frankfurt a. M. vom Landgericht abgeurtheilt worden. Am kürzesten Tag des Jahres ist der Silberdieb, der Publikum und Polizei, ja der ganz Deutschland Monate lang in Aufregung versetzt hat, zur längsten Strafe, nämlich zu 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Polizeiaufsicht verurtheilt worden. Die Bergmann hat 5 Jahre Zuchthaus erhalten. Außerdem hat Willer von früher her noch 10 Jahre Zuchthaus zu verbüßen.
- Bei Bohrungen auf Steinkohlen im Herzogthum Braunschweig sind bei Grasleben 4 Felder mit zusammen 7 400 000 []Meter Flächeninhalt aufgeschlossen und 6 bauwürdige Flöße nachgewiesen worden, deren Reichthum an Kohlen (Schmiedekohlen) man auf 120 Mill. Ctr. berechnet.
- Der Afrikareisende, Premierlieutenant Wißmann, hat sich für die Festtage zu seinen Verwandten nach Lauenburg begeben, nachdem das Emin=Pascha=Komite definitiv die Ausführung der Expedition beschlossen hat. Um Neujahr kehrt derselbe nach Berlin zurück, trifft die letzten Vorbereitungen und bricht dann nach Afrika auf, sofern bis dahin keine Bestätigung der Gefangennahme Emin Paschas eingegangen ist.
- Das Schwurgericht Braunsberg verurtheilte einen 81jährigen, schon 4 mal mit Zuchthaus abgestraften Pferdehändler, welcher mit zwei Komplizen im Jahre 1876 bei Danzig den Pferdehändler Schwarz ermordet hat, zum Tode. Die Mörder wurden erst nach 12 Jahren ermittelt.
- In Schmiedeberg in Schlesien fiel am hellen Tage kurz vor seiner Wohnung ein Fleischerhund einen Grenzaufseher an, sprang an ihm in die Höhe, biß ihm die ganze Oberlippe ab und fraß dieselbe auf.
- Einen gräßlichen Tod fand der Fabrikdirektor Caspar Koetgen in einer Spinnerei zu Aachen. Als sich der Heizer, veranlaßt durch den unregelmäßigen Gang der Maschine, in's Maschinenhaus begab, sah er zu seinem Entsetzen eine blutige kaum noch kenntliche Masse am Boden liegen. Es war die Leiche des Koetgen, der aus irgendeinem Grunde das Maschinenhaus betreten hatte, hier wahrscheinlich vom Schwungrade erfaßt, mehrfach gegen die Decke geschleudert wurde und schließlich grauenhaft verstümmelt zu Boden gefallen war. Wie der Verunglückte in's Getriebe gerathen, wird wohl nie aufgeklärt werden. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder.
- In Crossen ist eine Familie nach dem Genuß von Sauerkraut von förmlicher Blindheit befallen worden. Der Arzt vermuthet, daß eine Giftpflanze (Belladonna) unter das Kraut gerathen sei.
- Dem Auszüger Franz Folnetzek in Klein=Peterwitz bei Ratibor wurde am Mittwoch der Splitter eines Geschützgeschosses, durch welchen er im französischen Feldzuge verwundet worden war und der im Kopfe stecken geblieben war, herausgenommen. Der Mann hat also volle 18 Jahre den Splitter im Kopfe getragen.
- Wie der "Fränkische Kurier" mittheilt, ist der fernere Fortbestand der Münchener (früher Augsburger) "Allgemeinen Zeitung" gefährdet, da die durch den Cotta'schen Verlag gebildete Aktien=Gesellschaft wenig Lust zeigt, dieses Weltblatt zu übernehmen. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß die Allgemeine Zeitung seit Jahren ihre Rechnung mit einem stetig wachsenden Fehlbetrag abschließt, zuletzt sogar mit der respektablen Summe von 35 000 Mk., die Zinsen einer runden Million, welche die Familie Cotta bisher alljährlich geopfert, um den alten Ruf ihres Hauses gewissenhaft zu wahren.
- Der am Montag in München begonnenen Apothekerprüfung hat sich auch eine Klosterfrau unterzogen.
- Am 21. December begann nach dem ewigen Naturgesetz, das älter und sicherer ist, als der 1000=jährige Kalender die Zeit, da die Tage wieder länger, und immer länger und heller werden bis zum 21. Juni. Anfangs freilich unmerklich in Nacht und Nebel, aber dann immer schneller, bis auch der längste Tag den kurzlebigen Menschen zu kurz wird und es ihnen vorkommt, als flögen Tage und Jahre mit uns davon. Aber aufwärts geht's doch!
- Die Krisis der Panama=Anleihe trifft auch viele Elsässer hart, welche Obligationen und Aktien in diesem Unternehmen angelegt haben. Die Münchener Neuesten Nachrichten behaupten, daß Straßburg allein mit 10 Mill. Francs dabei betheiligt ist.
- Welche Verwüstungen die Reblaus in den Weinbergen von Ungarn fortschreitend anrichtet, geht aus folgenden Zahlen hervor. Während im Jahr 1881 50 Infektionsherde entdeckt wurden, stieg die Zahl derselben 1882 auf 79, 1883 auf 127, 1884 auf 237, 1885 388, 1886 auf 582, 1887 auf 811 Herde. 1886 waren 50,000 Morgen, 1887 132,352 Morgen von der Reblaus heimgesucht. Die infizirte Fläche hat sich mithin von 1886 auf 1887 nahezu verdreifacht. Die gesammte mit Wein bebaute Fläche umfaßt z. Z. 740,000 Morgen.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 3]- Eine furchtbare Liebestragödie trug sich am Dienstag in Florenz zu. Ein höherer Offizier fuhr mit der Gräfin Costa in die Umgegend der Stadt und tödtete dort die schöne junge Gräfin durch Stiletstiche und mehrere Revolverschüsse, worauf er sich selbst entleibte.
- Von dem bekannten Italiener Succi kann man sagen, daß er vom Fasten und Hungern lebt. Seit Jahren und jetzt wieder in Madrid giebt er 30tägige Hungerkuren zum Besten, diesmal überwacht von 25 Aerzten. Er genießt nur Brunnenwasser und Karlsbader und Vichyer Mineralwasser, höchstens dann und wann einen Likör. Dick und fett wird er freilich nicht dabei.
- Die verstorbene Herzogin von Galliera soll nach einer Meldung des Pariser "Figaro" der Kaiserin Friedrich 10 Millionen und der Tochter des deutschen Botschafters Grafen Münster 2 Millionen Francs hinterlassen haben.
- Die junge Kaiserin von Rußland und der jetzige König von Griechenland standen sich, als sie noch einfache dänische Königskinder waren, am besten unter ihren Geschwistern. Prinz Georg diente auf der Flotte und wurde sehr streng gehalten. Eines Tages fuhr seine Schwester zu ihm aufs Schiff und rief ihm zu: "Georg, Du bist zum König von Griechenland gewählt worden!" "Na, da bin ich neugierig, was mein gestrenger Commandeur dazu sagen wird!" antwortete lustig der Prinz. Die Geschichte ist ziemlich alt, denn der König hat kürzlich sein Regierungsjubiläum gefeiert, aber hübsch ist sie immer noch.
- In einer geradezu Entsetzen erregenden Weise brachte sich in Szegedin Frau David Abraham, eine Bäuerin, ums Leben. Zuerst übergoß sie sich und ihre Möbel mit Petroleum, dann zündete sie die letzteren an und erhenkte sich schließlich. Als man das Feuer bemerkte, war sie bereits todt. Eifersucht soll der Grund der That gewesen sein.
- In London herrschte wieder einmal so kolossaler Nebel, daß aller Verkehr eingestellt werden mußte. Im Kanal war der Nebel so dicht, daß die Dampfyacht, welche die Königin und die Kaiserin Friedrich nach der Insel Wight befördern sollte, nicht abfahren konnte.
- In Helena Montana, herrscht große Aufregung über die Entdeckung, daß sich unter den Straßen der Stadt Goldlager befinden. Bei dem Legen von Gasröhren ist man auf eine reichhaltige Goldquarz=Ader gestoßen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub Nr. XIV belegene Käthnerstelle c. p. des Käthners Joachim Saß daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Mittwoch, den 16. Januar 1889,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. November 1888.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf zulässig befundenen Antrag der verwittweten Frau Schlachtermeister Hennings Friedericke geb. Hinzpeter allhier werden hiermit Alle und Jede, welche an die nachstehend bezeichneten, angeblich verloren gegangenen Werth=Documente, als:
1. Den über das ad. Fol. 4 c der 2. Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke der Antragstellerin eingetragene Kapital der 32 Thlr. N2/3 zu voll für die Ehefrau des Glasermeisters Bockwoldt, Anna Catharina geb. Hinzpeter, unterm 27. Februar 1837 ausgefertigten Hypothekenschein und
2. Den über das ad. Fol. 6 a der zweiten Hauptabtheilung desselben Hypothekenbuchs eingetragene Kapital der 50 Thlr. N2/3 unterm 29. Januar 1852 für dieselbe Frau Bockwoldt ausgefertigten Hypothekenschein,
deren Beträge bescheinigtermaßen inzwischen zurückgezahlt worden sind, annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hindurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf
Sonnabend, den 1. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr
anberaumten Termine vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung der vorstehend bezeichneten beiden Hypothekenscheine erfolgen wird.
Schönberg, den 6. Juli 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Ersparniß u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom
Donnerstag, den 27. December d. J.
bis
Montag, den 31. December d. J.,
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. December d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 15. December 1888.
Das Directorium.
Am 2. Januar 1889, Vormittags 11 Uhr soll beim Gastwirth Kreutzfeld in Carlow
ein dunkelbrauner Wallach
ca. 14 Jahre alt, öffentlich meistbietend und gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Sehr schöne Brech-Erbsen
empfiehlt
Aug. Spehr.
G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen
Hülsenfreies Reisfuttermehl
24 % Protein und Fett garantirt bei 52 % stickstofffreien Extractstoffen als wirksamstes, gesundestes und billigstes
Kraftfutter
für Milchkühe, Ochsen und Schweine.
Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.
Haushalt-Seife
von Carl John & Co., Berlin N u. Cöln a. Rh.
in vorzüglicher Qualität ist äußerst mild für die Haut, und daher sehr empfehlenswerth.
à Pfund mit 6 und 8 Stück 60 Pfg.
W. Heitmann. Buchbinder.
Die Carlshütte=Rendsburg
giebt die Fabrikation von Feuerspritzen auf. Dieselbe hat noch einige
Spritzen
Nr. 2 (größte Nummer) stehen, die ich auf sofortige Bestellung statt 1200 M. für 800 M. abgebe.
Zeichnungen etc. zu Diensten.
Moritz Stein Ratzeburg.
Vertreter der Carlshütte=Rendsburg.
Zu Neuhof bei Ratzeburg werden zu Ostern
ein Kuhhirte und zwei Tagelöhner=Familien
in Wohnung gesucht.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 4]Conditorei und Marzipan-Fabrik
von
Lübeck, Breitestraße Ecke der Hüxstr. J. G. Niederegger, Lübeck, Breitestraße Ecke der Hüxstr.
empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigen Publikum seine diesjährige reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.
Anker-Cichorien
von Dommerich & Co. in Magdeburg-Buckau.
Anker-Cichorien ist rein
Anker-Cichorien ist mild bitter
Anker-Cichorien ist trocken |
|
Anker-Cichorien ist bekömmlich
Anker-Cichorien ist ergiebig
Anker-Cichorien ist würzig |
Anker-Cichorien
ist überhaupt der beste Kaffee=Zusatz und wesentlich vorzuziehen den vielen anderen, unter der nicht berechtigten Bezeichnung "Kaffee" im Verkehr befindlichen, Cichorien=Sorten. Anker-Cichorien ist zu kaufen, das 125 g Packet zu 10 Pfg. in Schönberg bei H. Brüchmann, J. Kummerow, C. H. Vock und A. Zander, in Selmsdorf bei H. Brinckmann und P. Krellenberg, in Sülsdorf bei J. Wiencke.
Am dritten Weihnachtstage
Grosse TANZMUSIK,
wozu freundlichst einladet
Pogetz. Gastwirth Kaven.
Zur
Tanz-Musik
am 2. Weihnachtstage und Sylvester ladet freundlichst ein.
Sülsdorf. J. Wienck.
Glühweinextract,
Rum- und Arrac-Punsch
empfiehlt
Aug. Spehr.
F. Heitmann, Schönberg,
hält Lager und Alleinverkauf für die Firma
A. Schilling & Co. Shanghai
ächt chin. Thee in 1/4 patent. Blechdosen.
Ferner empfehle:
reines hülsenfreies gekocht. Erbsenmehl.
1/4 Kilo genügt, in 10 Min. für 6 Personen auf die einfachste Weise eine nahrhafte, leichtverdauliche und billige Speise herzustellen.
Präparirte Hafergrütze,
Buchweizen- und Gerstgrütze.
Brillant-Aufbürstfarben.
Verblichene Kleider= und Möbelstoffe lassen sich durch einfaches Ueberbürsten auf das Schönste wiederherstellen. Vorräthig in Flaschen à 1/2 Liter 25 Pfennig bei
H. Brüchmann.
Während der Fastzeit
Kieler Doppel-Eiche
vom Faß bei
J. Boye.
Allen, die meine liebe Frau und unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter das Geleite zu ihrer Ruhestätte gegeben und ihren Sarg so reich mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir hiermit unsern höflichsten Dank.
Rabensdorf, den 21. December 1888.
J. Voss.
Kinder und Kindeskinder.
Kirchliche Nachrichten
1. Weihnachtstag.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
2. Weihnachtstag.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Lehrer Steinführer.
Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 5]Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. December 1888.
Weihnachten!
Es steht dort eine Hütte am Waldesrand allein,
Hell blinken durch die Fenster des Himmels Sternelein.
Rings hüllet weit die Erde ein winterliches Kleid, -
Und tausend Herzen jubeln: o goldne Weihnachtszeit!
Doch dort in jener Hütte, bei wüstem Schneegetreib,
Sitzt thränenvollen Auges ein jung verlass'nes Weib.
Ihr Kind, das einz'ge, theure, - all and'res sie verlor -
Schaut kindlich fromm und fragend zur Mutter jetzt empor:
"O Mutter, gute Mutter, ich möcht so gern mich freu'n,
"Sag, kommt zu uns nicht heute das liebe Christkindlein?
"Wohl sind wir arm und waren schon oft ohn' Brod und Licht,
"Doch kommt zu solchen Menschen der Gottesengel nicht?"
"O doch," spricht bang die Mutter, "er kommt, der heil'ge Christ,"
Indeß sie still in Thränen des Kindes Unschuld küßt.
"Einst kommt der Tag des Lichtes, der Freude, liebes Kind,
"Gott will, daß wir auf Erden in Leid geduldig sind."
Doch kaum hat sie geendet, hüllt heller Lichterschein
Wie Himmelsglanz die Stube der frommen Mutter ein.
Ein Lichterbaum, so herrlich, stand vor der off'nen Thür,
Und sein Gezweig bedeckte gar köstliches Gezier.
Ein Korb mit reichen Gaben ihm noch zur Seite stand, -
Dies alles kam, wie plötzlich vom lieben Gott gesandt. -
Die Mutter unter Thränen den Blick gen Himmel hebt,
Ein heiß Gebet nach oben von ihren Lippen bebt. -
"O Kind, das kommt von Menschen, die fremdes Leid verstehn,
"Und die der güt'ge Schöpfer zum Werkzeug ausersehn!"
So sprach die fromme Mutter und lächelte verklärt:
War doch in ihrer Hütte das Christkind eingekehrt! -
O Glück, o heil'ger Frieden der sel'gen Weihnachtszeit,
Kehr ein in Aller Herzen in ganzer Herrlichkeit!
Wie ist das treue Geben unendlich doch belohnt,
Wenn Himmelsluft und Freude auch in der Hütte wohnt! -
Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 101 Seite 6]Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
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