No. 102
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Dezember
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 1]

            Zur Vermeidung der zur Winterzeit durch Schnee und Glätte erschwerten Passage auf den Bürgersteigen der hiesigen Straßen und um der dadurch den Fußgängern drohenden Gefahr vorzubeugen, wird hierdurch angeordnet:

1. Sämmtliche Hausbesitzer in der Stadt und vor der Stadt sind verpflichtet, das Trottoir, die Bürgersteige und Hauseingänge bei Schneefall von allem Schnee zu reinigen und die Wasserrinnen gehörig aufzueisen, sowie das Trottoir und die Fußsteige mit Sand oder Asche zu bestreuen und dies Bestreuen, so lange der Frost anhält, täglich Morgens bis 9 Uhr zu erneuern.
2. In denjenigen Straßen, wo wegen mangelnder oder ungenügender Breite der Bürgersteige die Fußpassage auf die Fahrbahn angewiesen ist, hat jeder Hausbesitzer einen genügend breiten Weg in der Fahrbahn täglich Morgens bis 9 Uhr mit Sand oder Asche zu bestreuen und zwar so, daß jeder Hausbesitzer die Bahn seines Nachbarn in möglichst gerader Linie fortführt.
3. Das Tragen von mit Flüssigkeiten gefüllten Eimern auf dem Trottoir ist verboten.
Etwaige Contraventionen werden mit Geldstrafe bis zu zehn Mark oder mit Haft bestraft werden.             Schönberg, den 15. December 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.        


Bekanntmachung.

Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1888 stattfindet

am Montag den 7. Januar 1889,
Morgens 10 Uhr
in Wismar

im Alde'schen Gasthofe "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1868 oder früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
            Schönberg, den 20. December 1888.

Der Civilvorsitzende der Ers.=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frh. v. Maltzan.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 2]

- Schönberg. Am Sonnabend fand im Realschulgebäude die öffentliche Weihnachtsbescherung armer Kinder und alter Frauen statt, zu welcher die Beiträge in diesem Jahre so reichlich geflossen waren, daß 80 Kindern und 20 Frauen eine Weihnachtsfreude bereitet werden konnte, die in der Bescherung von Kleidungsstücken, Christstollen und Pfeffernüssen bestand.
- Schönberg. Vor 25 Jahren begann die Execution der Großmächte Preußen und Oesterreich gegen Dänemark mit der Besetzung der damals dänischen Provinzen Lauenburg, Holstein und Schleswig. Im Fürstenthum Ratzeburg erfolgte der Durchmarsch eines Theils der preußischen Truppen und gerade am 1. Weihnachtstage 1863 war dasselbe mit den ersten Einquartierungen belegt. Das Fürstenthum Ratzeburg war damals mit 5200 Köpfen belegt, die unter dem Befehle des Generalmajors v. Canstein standen. Es waren 3800 Mann Infanterie, 4 Schwadronen Husaren, eine 12pfündige und eine Haubitzen=Batterie. Die Infanterie wurde, nachdem sie auf eine Nacht in hiesigen Dörfern einquartiert war, am 2. Weihnachtstage nach Lübeck weiter dirigirt, ebenso eine Schwadron Husaren, während die übrigen 3 Schwadronen theils in Schönberg, theils in den zunächst gelegenen Dörfern logirten. Die Geschütze und Munitionswagen der Batterien waren auf dem hiesigen Baubrink aufgefahren, während die Pferde und Mannschaften bis zum 30. December in Schönberg lagen, und sodann nach Schwartau etc. weiterzogen. Schon damals rühmten die Truppen die Gastlichkeit des Fürstenthums, wo sie eine Aufnahme gefunden, wie nie zuvor.
- Schönberg. In der Nacht vom 1. auf den 2. Weihnachtstag wurden zweien auf der hiesigen Kr.schen Herberge logierenden Handwerksgesellen verschiedene Sachen von ebenfalls darf nächtigenden Reisenden gestohlen; letztere entwichen nach ausgeführtem Diebstahl.
- Schönberg. Am 24. d. Mts. gegen Abend schickte der Pächter H. zu Hof W. einen schon seit längerer Zeit dort in Diensten stehender Hofgänger aus Ostpreußen in das benachbarte Dorf B., um daselbst etwas abzuholen und behändigte ihm zur Begleichung der Rechnung gleichzeitig einen Betrag von 50 M. Der Bote richtete auch seine Bestellung aus, gab das Geld aber nicht ab, sondern suchte unter Mitnahme desselben das Weite.
- Die Petition der Sozialdemokraten an den Reichstag gegen das Alters= und Invaliden=Versorgungs=Gesetz tragen 120 000 Unterschriften. Bei den Wahlen von 1887 wurden jedoch im deutschen Reiche über 750 000 sozialdemokratische Stimmen abgegeben.
- Die Kriegsstärke der Mannschaften der deutschen Marine, mit Ausnahme der Marine=Infanterie, wird in Berücksichtigung des Gesetzes betr. Aenderung der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888, insgesammt etwa 38 700 Mann betragen. Für die Indienststellung aller Schiffe, Fahrzeuge und Torpedoboote der Marine, sowie bei voller Besatzung der Reichskriegshäfen sind etwa 30 000 M. erforderlich.
- Im preußischen Heer sind im Jahr 1888 nicht weniger als 65 Generale und 156 Stabsoffiziere durch den Tod und Pensionirung abgegangen.
- Der berühmte Massagearzt Dr. Mezger ist am Sonnabend mit seiner Familie in Wiesbaden eingetroffen. Beim Betreten seiner Wohnung durch den Aufsichtsrath und die Vorstandsmitglieder des Wiesbadener Bad=Etablissements wurde ihm ein feierlicher Empfang bereitet.
- In Schalke (Westfalen) verunglückte ein Fabrikarbeiter dadurch, daß ihm ein 200 Kilogramm schweres glühendes Packet Eisen auf die Brust fiel. Der Unglückliche verstarb nach kurzer Zeit unter den gräßlichsten Schmerzen.
- In Polen werden die Ausweisungen wieder in großem Stil betrieben; 1000 Deutsche und Oesterreicher haben Ausweisungsbefehle erhalten.
In Serbien kommt es vielleicht doch noch zu einem großen Krach, wenigstens ist man in Wien von Besorgnissen erfüllt und glaubt, daß die Möglichkeit einer Abdankung König Milans nahe gerückt sei. Pester Blätter wissen bereits zu melden, daß der König in seiner Noth in Wien um Hülfe gebeten habe, dort aber abgewiesen worden sei und daß er sich nunmehr nach St. Petersburg gewandt habe, um mit Rußland ein Schutz= und Trutzbündniß abzuschließen. Es soll in der That unter den Radikalen nicht wenige geben, die den König am liebsten kurzer Hand zum Land hinausjagen möchten. Ein anderer Theil der radikalen Partei, die durch die Wahlen zur Skupschtina zur herrschenden geworden ist, scheint etwas weniger gewaltsam verfahren zu wollen, doch sind auch sie offenbar der Ansicht, daß König Milan nach ihrer Pfeife zu tanzen habe und nicht etwa umgekehrt. Ruhigen Zeiten geht Serbien offenbar nicht entgegen.
- Der König von Belgien empfing ein Telegramm aus Sanct Thomas, worin die im englischen Unterhause mitgetheilten Nachrichten über Stanley bestätigt werden. Im Kongostaate, wo man bis jetzt noch Zweifel daran gehegt, beginne man nun an der Wahrheit der Mittheilung zu glauben.
Die "Times" veröffentlicht ein Telegramm aus Sansibar vom 13. December. Nach demselben hat die deutsche Corvette "Leipzig" wiederum ein Sklavenschiff genommen, so daß 140 Sklaven befreit werden konnten. Viele Araber sind gefangen. Der deutsche Generalkonsul errichtet unweit Dar=es=Salam eine große Missionsniederlassung für die befreiten Sklaven.
- Die Kaiserin Eugenie bewegt sich völlig zwanglos in Paris und hat u. a. Einkäufe in den Magazinen der Boulevards gemacht.
- Das Bild der Herzogin von Galliera in den Pariser Blättern veranschaulicht auf einen Blick die großartig edle Menschenfreundin, die mit ihren Millionen nicht gegeizt und mit ihrer Hülfe für zahllose Arme, Bedürftige und gute Anstalten nicht gewartet hat, bis sie todt war, der vielmehr das Hülfebringen ihr Leben hindurch Freude gemacht hat. Das Gesicht der Herzogin, der ganze Ausdruck zeigt viel Geist, Herzensgüte und wohlthuende Ruhe, man vergißt es nicht leicht.


Anzeigen.

In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung der dem Bäcker Ollrogge gehörigen, zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf

Freitag, den 8. Februar 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 5. März 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 8. Februar 1889
Vormittags 10 1/2 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 5. November 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Baeck sub Nr. 23 belegene Büdnerei c. p. des Maurergesellen Carl Stein von dort ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 16. Februar 1889,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzige als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welchen ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Ziethen sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Lange ergeht auf das Liquidations=Protokoll vom 15. October d. J. zufolge des provocantischen Antrags vom 20. December d. J. hierdurch der

      Bescheid:

daß alle diejenigen, welche sich mit ihren dinglichen Ansprüchen an das proclamirte Grundstück bisher nicht gemeldet haben und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommen sind, mit denselben wie hiermit geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.

      Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 24. December 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Steckbrief.

      Wider den flüchtig gewordenen Former Tietze aus Ruhland in Schlesien, welcher dringend verdächtig ist, in der Nacht vom 25./26. d. M. hier in Schönberg 2 M. und einige Pfennige baares Geld, einen auf den Namen Angermeyer lautenden Militairpaß des Garde=Corps in Berlin ein auf denselben Namen lautendes Besitz=Zeugniß in Betreff der Denkmünze für den Feldzug 1870/71, einen auf ebendenselben Namen lautenden, in Ricklingen ausgestellten Arbeitsschein, einen noch neuen schwarzen Tuch=Paletot, ein paar Stiefeletten, zwei auf den Namen Milies in Niendorf und Kirchwerder ausgestellte Arbeitsatteste und einen für Milies in Güstrow ausgestellten Geburtsschein gestohlen zu haben, ist der gerichtliche Haftbefehl erlassen. Ich bitte um Vigilanz event. Festnahme und Benachrichtigung.

    Tietze ist etwa 36 Jahre alt, von mittlerer Statur, hat ein blasses mageres Gesicht, trägt einen schwachen dunklen Voll= und Schnurrbart, hat eine breite Nase und schwarzes Kopfhaar. Er wird voraussichtlich mit einem schwarzen Filzhut mit Trottel daran, dem gestohlenen Tuch=Paletot und den entwandten Stiefeletten bekleidet sein.
      Schönberg i. M., den 27. December 1888.

Der Amtsanwalt.


      Der von mir hinter den Arbeiter Johann Joachim Hans Gierhahn, geb. am 9. Februar 1854 zu Questin, unterm 11. d. M. wegen verübten Betrugs erlassene Steckbrief ist durch dessen Ergreifung erledigt.
      Schönberg, den 25. December 1888.

Der Amtsanwalt.


Steckbrief.

      Gegen den am 24. November 1867 zu Aschersleben geborenen Schuhmachergesellen Wilhelm Friedrich, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil des Großherzogl. Schöffengerichts zu Schönberg vom 24. August 1888 erkannte Freiheitsstrafe von 2 Monaten und 1 Tage vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in die Gefängnißstation zu Strelitz abzuliefern.
      Schönberg i. Meckl., den 21. December 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.


Am 2. Januar 1889, Vormittags 11 Uhr soll beim Gastwirth Kreutzfeld in Carlow

ein dunkelbrauner Wallach
ca. 14 Jahre alt, öffentlich meistbietend und gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.


Stadt Lübeck.
Am Sylvester=Abend und am Neujahrstage
Tanzmusik,
wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Sehr schöne Brech-Erbsen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


gem. Staßfurter Kainit
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Während der Fastzeit                          
Kieler Doppel-Eiche
vom Faß bei                                                    
                                                    J. Boye.


Die Carlshütte=Rendsburg

giebt die Fabrikation von Feuerspritzen auf. Dieselbe hat noch einige

Spritzen

Nr. 2 (größte Nummer) stehen, die ich auf sofortige Bestellung statt 1200 M. für 800 M. abgebe.

Zeichnungen etc. zu Diensten.
Moritz Stein Ratzeburg.
Vertreter der Carlshütte=Rendsburg.


Neu Loreley-Parfüm Neu
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                                                    W. Heitmann, Buchbinder.


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                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Zu Neuhof bei Ratzeburg werden zu Ostern
ein Kuhhirte und zwei Tagelöhner=Familien
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 4]

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Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 6. Januar 1889. Nachmittags 3 Uhr, im Vereinslokale.

       Tagesordnung:
1. Rechnungsablage.
2. Vorstandswahl.
3. Berathung über die Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers.
4. Berathung über eine genügende Feier zur Anlegung des dem Vereine gestifteten Fahnenbandes.
5. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Am Montag, den 7. Jaunar 1889, Nachm. präcise 1 Uhr im Gastwirth Boye'schen Locale

Hauptversammlung der Schuhmacherinnung.

      Tagesordnung:
1. Rechnungsablage.
2. Wahl eines neuen Innungs=Vorstandes.
3. Wahl zweier Prüfungsmeister.
4. Besprechung, betreffend die Fortbildungsschule, ev. Wahl eines Vorstands=Mitgliedes zu derselben.
5. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.

Um zahlreiches Erscheinen ersucht freundlichst                          
                                                    Der Vorstand.

Schönberg, im December 1888.


Am Sylvesterabend:
im Saale des Gastwirth Fahrenkrug
Grosser BALL
der "Lüdersdorfer Schweinegilde"
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    der Vorstand.


Zur
Tanz-Musik
am Sylvester ladet freundlichst ein.                          
Sülsdorf.                                                     J. Wienck.


Glühweinextract,
Rum- und Arrac-Punsch
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Zum Sylvester
empfehle frische Berliner                                                    
Pfannkuchen
von bekannter Güte.                                                        
                                                    L. Jähnig, Conditor.


F. Heitmann, Schönberg,
hält Lager und Alleinverkauf für die Firma                          
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ächt chin. Thee in 1/4 patent. Blechdosen.                          
Ferner empfehle:                          
reines hülsenfreies gekocht. Erbsenmehl.

1/4 Kilo genügt, in 10 Min. für 6 Personen auf die einfachste Weise eine nahrhafte, leichtverdauliche und billige Speise herzustellen.
             Präparirte Hafergrütze,
             Buchweizen- und Gerstgrütze.


Durch die Geburt eines gesunden Knaben wurden hoch erfreut

                                                    J. Eckmann und Frau,
                                                    geb. Smeding.

Hamburg, den 24. December 1888.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 30. December.

        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Abendkirche: fällt aus.
        Sylvester (Abends 6 Uhr): Pastor Kaempffer.

Neujahr.

        Frühkirche: Pastor Langbein.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Amtswoche: Pastor Langbein.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.>


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 102 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. December 1888.


- Weihnachtsspeisen, zum Theil nach uraltem Volksgebrauch, sind die Pfefferkuchen, in alter Zeit Honigkuchen genannt, mit Hindeutung auf Jesaias 7, 14. Die gerühmtesten waren ihrer Zeit die Nürnberger und Baseler Pfefferkuchen und der Verbrauch ein außerordentlicher. Altherkömmlich sind auch in vielen Ländern die Fleischpasteten in Form von Krippen, und hier und da heute noch Wildschweinsköpfe oder auch zahme, wo die wilden fehlen. Unter dem vielerlei eigenthümlichen Weihnachtsbackwerk haben in neuerer Zeit die Weihnachtsstollen alle Concurrenten aus dem Feld geschlagen.
- Ein Liebesbrief auf der Schiefertafel dürfte wohl in Amors vielgestaltiger Correspondenz ein recht seltener Fall sein, und doch wurde am Sonntag in Berlin eine Hochzeit gefeiert, welche ohne diesen Liebesbrief schwerlich zu Stande gekommen sein würde. Ein junger Lehrer, welcher seit etwa vier Jahren an einer dortigen Kommunalschule der Königstadt angestellt ist, hatte vor drei Jahren ein Liebesverhältniß mit der Tochter eines Kupferschmiedemeisters unterhalten. Der Vater hatte seine Einwilligung gegeben und erwartete man allgemein, das Paar bald zum Standesamt gehen zu sehen. Da wurde der Bräutigam zu einer militärischen Uebung nach Frankfurt a. O. eingezogen. Hier empfing er die ersten Liebesbriefe seiner Martha und mit Entsetzen bemerkte er in den zärtlichen Episteln eine so große Unkenntniß der deutschen Sprache, daß er es nicht über das Herz brachte, das junge Mädchen zur Frau zu nehmen. Nachdem er seinen Entschluß mitgetheilt hatte, verweigerte er hartnäckig die Annahme jedes Briefes, der ihre Handschrift trug. Vor etwa sechs Wochen nun kam eines Morgens ein siebenjähriges Mädchen, eine Schülerin des Lehrers, in der Klasse zu ihm und übergab ihm eine vollgeschriebene Schiefertafel. Der Lehrer, in der Meinung, es handle sich um eine Arbeit der Kleinen, begann zu lesen; wie aber erstaunte er, als er in dem Inhalt der Tafel einen reizend und richtig geschriebenen Brief seiner Martha gewahrte, in welchem sie ihm mittheilte, daß sie während der drei Jahre gewissenhaft Unterricht genommen habe, um seiner würdig zu werden. Da er ihre Briefe uneröffnet zurückgesandt hätte, habe sie sich nicht anders zu helfen gewußt, als sich die Schiefertafel einer seiner Schülerinnen zu leihen und dieser das Geständniß anzuvertrauen. Am Sonntag vereinigte sich das junge Paar für's Leben. Die bewußte Schiefertafel aber wird einen Ehrenplatz in dem Heim der Neuvermählten erhalten.
- Stark sind die Prophezeihungen der Fischer an den deutschen Küsten und sie lassen sich nicht irre machen, wenn's auch die Landratten, wie sie sagen, Aberglauben nennen. "Nasser Freitag," behaupten sie, "nasser Sonntag" und fügen hinzu, "das ist Thatsache, kein Aberglaube." "Ich bin," sagte ein Fischer, in meinem Gewerbe grau geworden, aber ich habe nie einen nassen Freitag gesehen, dem nicht ein nasser Sonntag gefolgt wäre. Am Freitag darf man auch nicht auf den Fang ausgehen, so lange Fische im Wasser leben und Menschen sie herausnehmen, ist der Freitag für unser Gewerbe ein unglücklicher Tag gewesen." Ebenso fangen sie keine Unternehmung am Montag an. "Schlechter Montag, schlechte Woche." Wenn einer von der Mannschaft einen Spiegel an Bord des Schiffes zerbricht, so ist alle Hoffnung auf einen guten Fang verloren. Das ist eine alte Erfahrung. "Woher kommt es," fragte ich einen alten Schiffer, daß nichts einen Fischer vermögen wird, am Sonntag irgend eine Reparatur an den Segeln oder am Takelwerk vorzunehmen?" Antwort: "Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß die Sonntagsruhe gehalten werden muß. Die Erfahrung hat uns das gelehrt. Wenn Sie am Sonntag einen Nagel in ein Stück Holz an Ihrem Schiff festklopfen, so nennen wir das die Reise festnageln. Bessert man die Segel aus, so reißt der erste Wind sie wieder fort. Mir selbst sind die Nadeln in der Hand zerbrochen, als ich Sonntags zu nähen versuchte. Damals war ich ein grüner Junge und dachte, es wäre ein Spaß, den Regeln zu trotzen. Jetzt weiß ich es besser."
- Die traurige Lage der Ausgewanderten in fremden Ländern ist zu wiederholten Malen schon geschildert worden, aber gerade in letzter Zeit hat sich in dieser Richtung wieder ein besonders trauriger Fall ereignet. In Rio de Janeiro sind nämlich kürzlich, durch Versprechungen von Auswanderungsagenten verlockt, dreihundert österreichische Einwanderer eingetroffen, die nun an Ort und Stelle einsehen, daß sie getäuscht worden sind, sich in größter Noth befinden und das österreichische Generalkonsulat mit flehentlichen Bitten um Beschaffung der Mittel zur Rückkehr in die Heimath bestürmen. Das Traurigste an der Sache ist, daß in Rio de Janeiro die Ankunft von weiteren tausend österreichischen Einwanderern bereits signalisirt ist, deren Schicksal leider voraussichtlich ein ebenso trauriges sein wird, wie das ihrer früher angekommenen Landsleute. Diese Thatsachen bilden eine grelle Illustration zu den Darstellungen der vielverbreiteten Brochüre: "Provinz von Minat Geraes in Brasilien, Führer des Auswanderers," in welcher mit großem Aufwand von Phantasie das Innere von Brasilien als ein wahres Eldorado für Auswanderungslustige bezeichnet wird, vor welchem aber leichtgläubige Gemüter nicht genug gewarnt werden können.
- Wo wird am meisten getrunken? Die trinkfesteste Stadt im deutschen Reich zu sein, diese Ehre fällt dem Städtchen Pfirt im Ober=Elsaß zu. Bei 502 trinkfrohen Einwohnern besitzt dasselbe nicht weniger als elf Wirthschaften, so daß auf jede derselben 45-46 "Seelen" entfallen. - Die Reichshauptstadt Berlin ist in die vierte Linie gerückt.
- Kein Jägerlatein. Unter dieser Aufschrift erzählen schlesische Blätter folgendes: Bei einer vor einigen Tagen von dem Prinzen Biron von Kurland bei Groß=Wartenberg veranstalteten Herrenjagd ereignete es sich, daß ein vor kurzer Zeit angekaufter zahmer Hirsch fast alle Treiben mit der Treiberkette mitmachte, indem er hinter den Treibern her= und mit ihnen an der Schußlinie auslief: es beunruhigte ihn durchaus nicht, wenn rechts und links von ihm Schüsse fielen. Ein Förster legte ihm, um ihn scheuer zu machen, das Gewehr auf das Geweih und schoß es los, der Hirsch zuckte nicht einmal zusammen, sondern schüttelte nur den Kopf. Das Thier ist zur Erneuerung des Blutes in der Hirschherde angekauft worden.
- Die Allgemeine deutsche Skatordnung, bearbeitet von K. Buhle und abgenommen von den Skatkongressen zu Altenburg, Leipzig und Dresden und dem deutschen Skatverbande, ist soeben bei Theodor Thomas in Leipzig in 2. berichtigter und ergänzter Auflage erschienen. Der Preis des Buches ist 50 Pfennig (Mecklenburg).
- In der Theaterschule. Dramatischer Lehrer: Tonmalerei, meine Herrschaften, Tonmalerei ist die Hauptsache der Rezitation. Das Wort "Nacht" muß ganz anders klingen als das Wort "Tag". Wenn ich "Nacht" sage, so muß das Wort dumpf, dunkel, unheimlich tönen, man muß sozusagen die Nebel und Nachtwolken aufsteigen sehen. Sage ich hingegen "Tag", so muß darin etwas Helles, Freudiges, Sonniges liegen. So auch, wenn ich z. B. den Namen einer Frucht ausspreche: "Trauben"; der Klang dieses Wortes muß etwas Edles, Weiches, Schwellendes, Saftiges enthalten; der Hörer muß sozusagen schon den Geschmack auf der Zunge spüren. Sage ich hingegen "Käse" - Schüler einfallend: "Dann muß es sozusagen schon stinken!"


[ => Original lesen: 1888 Nr. 102 Seite 6]

Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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