[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 1] Der Reichstag hat am 19. März, nach den Beisetzungsfeierlichkeiten seine erste Plenarsitzung wieder gehalten. Das Haus war auf allen Seiten dicht besetzt, ebenso waren die sämtlichen Tribünen überfüllt. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhielt das Wort der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, welcher, nachdem die Mitglieder sich von ihren Sitzen erhoben hatten, folgende Allerhöchste Botschaft verlas:
Wir Friedrich von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen thun kund und fügen hiermit zu wissen: Durch den nach Gottes Rathschluß erfolgten Hintritt Unseres geliebten Herrn Vaters ist mit der preußischen Krone die Deutsche Kaiserwürde auf Uns übergegangen. Wir haben die mit derselben verbundenen Rechte und Pflichten mit dem Entschluß übernommen, die Reichsverfassung unverbrüchlich zu beobachten und aufrecht zu erhalten und demgemäß die verfassungsmäßigen Rechte der einzelnen Bundesstaaten und des Reichstages gewissenhaft zu achten und zu wahren. Im Bewußtsein der mit der kaiserlichen Würde Uns überkommenen hohen Aufgabe werden Wir nach dem Vorbild Unseres unvergeßlichen Herrn Vaters jederzeit darauf bedacht sein, in Gemeinschaft mit den Uns verbündeten Fürsten und freien Städten, unter der verfassungsmäßigen Mitwirkung des Reichstages Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Ordnung im Vaterland zu schirmen, die Ehre des Reiches zu wahren, den Frieden nach außen und im Innern zu erhalten und die Wohlfahrt des Volks zu pflegen. Durch die einmütige Bereitwilligkeit, mit welcher der Reichstag den auf die Fortbildung der vaterländischen Wehrkraft behufs Sicherstellung des Reiches gerichteten Vorschlägen der verbündeten Regierungen zugestimmt hat, ist des Hochseligen Kaisers Majestät noch in den letzten Tagen seines Lebens hoch erfreut und gestärkt worden. Ihm ist es nicht mehr vergönnt gewesen, dem Reichstag Seinen Kaiserlichen Dank für die Beschlüsse auszudrücken. Umsomehr ist es Uns Bedürfniß, dieses Vermächtniß des in Gott ruhenden Kaiserlichen Herrn dem Reichstage zu übermitteln und dem Letzteren auch Unseren Dank und Unsere Anerkennung für die bei diesem Anlaß aufs Neue bewiesene patriotische Hingebung und die bewährte Vaterlandsliebe des gesammten Volks und seiner Vertreter legen Wir die Zukunft des Reiches in Gottes Hand.
Gegeben Charlottenburg, den 15. März 1888.
(L. S.) Friedrich.
von Bismarck.
Präsident v. Wedell=Piesdorf bemerkte im Anschluß hieran, daß der Reichstag es für angezeigt halten dürfte, die Allerhöchste Botschaft durch eine Adresse zu beantworten und stellte den Antrag, dem Haus Morgen einen solchen Entwurf zu unterbreiten (Zustimmung). Ferner theilte der Präsident mit, daß die nachgesuchten Audienzen wegen der augenblicklichen Inanspruchnahme der kaiserlichen Herrschaften noch nicht hätten bewilligt werden können. Nach einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser, in das das Haus begeistert einstimmte, sprach dann noch der Präsident den außerdeutschen parlamentarischen Körperschaften für die Antheilnahme an der Trauer über das Hinscheiden Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm den Dank des Reichstages aus und schloß mit dem Wunsch, daß die Erinnerung an den Monarchen, den Deutschland so tief betrauert, dazu beitragen möge, daß sich die Völker die Hände zum Frieden reichen. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck erklärt dann noch, daß es ihm zur Befriedigung gereichen werde, den Regierungen der Staaten, deren Volksvertretungen Deutschland ihre Theilnahme ausgesprochen haben, den Dank des Reichstags zu übermitteln und hob dabei gleichzeitig hervor, wie allgemein und ausgedehnt die Antheilnahme an dem Hinscheiden des hochseligen Kaisers gewesen sei. Der Reichskanzler schilderte sodann, wie nicht nur die Deutschen überall im Ausland auf dem ganzen Erdenrund in Depeschen ihrer Trauer Ausdruck gegeben, sondern wie auch fast alle zivilisierten Staaten das Gleiche gethan hatten und Kränze am Sarg des Kaisers hatten niederlegen lassen. Man habe schon früher Leichenbegängnisse großer Fürsten gesehen, aber so hoch gefürstet sei noch kein Monarch, daß bei seinem Hintritt alle Völker der Erde getrauert hatten. Er werde diesen Ausdruck des Dankes mit dem der verbündeten Regierungen gern den fremden Regierungen übermitteln (Beifall).
Kaiser Friedrich widmet sich angestrengt den Staatsgeschäften, die Aerzte empfehlen ihm mehr Ruhe und Enthaltung. Sein Schlaf ist ziemlich gut, auch sein Appetit, er nimmt feste und flüssige Nahrung, nur den Mangel an Bewegung empfindet er schwer. Der Hals zeigt keine äußere Spur der Krankheit und kein Zeichen von Verfall. Alle fürstlichen Gäste freuten sich über das gute Aussehen des Kaisers und seine straffe Haltung. Man sagt, eine Operation vom Mund aus stehe bevor, um die abgestorbenen Knorpelreste im Hals zu entfernen. Deshalb sei Bergmann berufen worden und werde von jetzt an von Zeit zu Zeit immer wieder zum Kaiser berufen werden. Am Montag hat Kaiser Friedrich seit seiner Rückkehr aus Italien den verhältnismäßig besten Tag gehabt.
Es bestätigt sich, daß Kaiser Friedrich die Proklamation an sein Volk und den Erlaß an den Reichskanzler aus San Remo fertig mitgebracht und auf der Fahrt von Leipzig nach Berlin dem Fürsten Bismarck zur Durchsicht übergeben und daß der Kanzler nur die Abänderung eines Wortes erbeten hat. Der Kaiser hatte nämlich den Fürsten Bismarck den "vielbewährten ersten Mitarbeiter" des verstorbenen Kaisers genannt; Bismarck bat nun, statt "Mitarbeiter" "Diener" zu setzen. Der
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 2]Kaiser drückte dem Kanzler gerührt die Hand und willfahrte seinem Wunsch.
Der Sarg des hochseligen Kaisers ist bereits im Dom zu Berlin fest verschlossen worden. Um Mitternacht vom Donnerstag zum Freitag waren nach dem Gebet und Segen der Kronprinz Wilhelm, Prinz Heinrich und der Großherzog von Baden mit einigen anderen Personen im Dom zurückgeblieben und in deren Anwesenheit haben die Kammerdiener die Leiche des Kaisers in den grauen Militärmantel eingeschlagen, noch einiges Haar vom Haupt des Entschlafenen abgeschnitten und das ehrwürdige Haupt des Todten dann wieder mit der Feldmütze bedeckt.
Hierauf haben Handwerker den Zinksarg verlötet. Erst als dies geschehen war, haben die obengenannten Prinzen den Dom verlassen.
Einen überwältigenden Eindruck hat bei dem Trauerzug von Berlin nach Charlottenburg das Brandenburger Thor, der Stolz Berlins, gemacht, von dem genialen Schinkel gebaut. Auf der Höhe des dreigetheilten Thores prangt die Viktoria, den Siegeswagen mit der Quadriga (Viergespann) lenkend, von Rauchs Meisterhand geschaffen. Durch dieses Thor war Kaiser Wilhelm dreimal mit seinem siegreichen Heere in Berlin eingezogen, reich an denkwürdigen Erinnerungen. In Preußens trübster Zeit hatte der erste Napoleon die Siegesgöttin und die Quadriga nach Paris entführt, aber die Preußen holten sie sich im Triumph wieder zurück. Am 16. März war es vollständig in Flor gehüllt, ein mächtiger Lorbeerkranz rief von der Höhe dem Kaiser, der zum letztenmal durch dieses Thor im Sarge zog, zu: "Der Herr segne Deinen Eingang!" und unterhalb der Quadriga war auf breitem Banner zu lesen: "Vale senex imperator!" (Lebewohl, greiser Kaiser). Jedes Auge füllte sich mit Thränen. Im Mausoleum in Charlottenburg legte jeder General zum Abschied von seinem Kaiser, der sie in so vielen Schlachten zum Sieg geführt, noch einmal die Hand auf den Sarg.
Das Befinden des Kronprinzen Wilhelm ist z. Z., wie man aus Berlin mittheilt, kein günstiges. Die Aufregung der letzte Tage haben den Kronprinzen hart mitgenommen und eine Verschlimmerung seines Ohrenleidens hervorgerufen. Prof. v. Bergmann hat die spezielle Behandlung des Kronprinzen übernommen.
Der deutsche Kaiser bezieht als solcher keine Zivilliste, als deutscher Kaiser bezieht der König von Preußen vom Reich nicht einen Pfennig. Das Reich stellt ihm lediglich zu Gnadenbewilligungen eine Dispositionssumme zur Verfügung, die er nicht im eigenen Nutzen verwendet. Als König von Preußen bezieht der Kaiser ein Jahreseinkommen von 12 219 296 Mk. Dasselbe ist im Etat unter zwei Posten aufgeführt; der erste spricht von einer dem Kronfideikommißfond angewiesenen Rente von 7 719 296 Mk., der zweite führt unter der Ueberschrift "Dotation" an erster Stelle an: "Zuschuß zur Rente des Kronfideikommißfonds 4 500 000 Mk." Diese 12 219 296 Mk. dienen zugleich zur Aufbringung des Haushaltes der ganzen königlichen Familie, der königlichen und sämmtlichen prinzlichen Hofstaaten. Eine staatliche Dotierung irgend eines anderen Mitgliedes des Königshauses als des Königs selbst giebt es nicht, keine Wittwengelder, keine Apanagen u. s. w. Die Apanagen der preußischen Prinzen zu bestimmen, ist Privatsache des Königs.
Minister von Maybach hat den Schwarzen Adlerorden auf den ausdrücklichen Wunsch des Fürsten Bismarck erhalten. Kaiser Wilhelm wollte dem Minister den Orden zum 22. März verleihen. In der betreffen Ordre des Kaisers soll es deshalb auch heißen: "Einen Befehl des verstorbenen Kaisers Vollziehend etc."
General v. Schlotheim, der Kommandierende des XI. Armeekorps, hat von S. M. dem Kaiser den hohen Orden vom Schwarzen Adler erhalten. General v. Loë, VIII. Armeekorps und General v. Albedyll, der Chef des Militärkabinetts, sind mit dem Großkreuz des rothen Adlerordens ausgezeichnet worden.
Kronprinz Rudolf von Oestereich überbrachte ein Handschreiben des Kaisers Franz Joseph an den Kaiser Friedrich, welches eine erneute und ausführliche Beileidskundgebung und innigste Freundschaftsbezeugungen enthält.
Von einer Verlobung des Kronprinzen von Italien mit der Prinzessin Sophie von Preußen, dritten Tochter des Kaisers, war gelegentlich der Anwesenheit des Kronprinzen bei den Trauerfeierlichkeiten in Berlin wieder die Rede. Vorläufig ist wohl an eine Verwirklichung der Nachricht nicht zu denken, denn der Kronprinz ist erst 19, die Prinzessin 17 Jahre alt.
Der Reichskanzler hat auf die Klagen der beiden Präsidenten des Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses, daß die Mitglieder beider Körperschaften bei dem Versuch, in den Dom zur Leiche des Kaisers Wilhelm zu gelangen, Unannehmlichkeiten von Seiten der Polizei und des Publikums ausgesetzt waren, eine strenge Untersuchung angeordnet.
Die zweite Session der laufenden Legislaturperiode des Reichstages ist am 20. geschlossen worden, zehn Tage später als ursprünglich in Aussicht genommen war. Am Tage vor seinem Ableben noch hatte Kaiser Wilhelm zitternder Hand die Ordre unterzeichnet, welche den Reichskanzler Fürsten Bismarck ermächtigte, am 10. März die Session des Reichstages zu schließen. Der am 9. März Vormittags eingetretene Tod nahm dieser Ordre die Kraft und machte sie zu einer denkwürdigen Urkunde des Pflichteifers und der Willensfestigkeit Kaiser Wilhelms. An dem Tage, an welchem der Schluß der Session erfolgen sollte, herrschte bereits Kaiser Friedrich über Deutschland und nur in seinem Namen und nur auf sein Geheiß konnte die Schließung der Reichstags=Session erfolgen. Kaiser Friedrich hat diese Schließung erst 10 Tage später angeordnet, nicht weil der Reichstag noch Arbeiten erledigen sollte, - denn das Pensum war aufgearbeitet - sondern weil Kaiser Friedrich den Wunsch hatte, durch eine Botschaft an den Reichstag diesem seine Thronbesteigung mitzutheilen und ihm die Grundsätze bekannt zu geben, nach denen er zu regieren beabsichtige. Dies ist am 19. geschehen, am 20. hat der Reichstag darauf die Antwort ertheilt und somit stand dem Schluß der Session nichts mehr im Wege.
Die amtliche Ausgabe des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches ist erschienen. Auch der erste Band der Motive, den allgemeinen Theil enthaltend, ist bereits erschienen.
- Nachklänge von den Berliner Trauertagen. Die sonst sehr wenig einigen Berliner Blätter sind jetzt von der Norddeutschen Allgemeinen bis zur radikalen Volkszeitung ausnahmslos desselben Sinnes in der ungünstigen Beurtheilung der polizeilichen Maßnahmen und der Polizeipräsident von Richthofen bekommt sehr wenig schmeichelhafte Worte zu hören. Die harten Absperrungsmaßnahmen haben in den betroffenen Gegenden nicht nur alle Geschäfte brachgelegt, die Bewohner selbst am Einkauf der nöthigen Lebensmittel gehindert, allen nothwendigen Geschäftsverkehr total gestört, sondern sind so weit gegangen, daß Aerzte mit Mühe und Noth den Zutritt zu Patienten erkämpfen mußten. Und was das Schlimmste: Die Absperrung hat Skandalscenen doch nicht verhindert. Als die Abgeordneten am Mittwoch spätabend und die Berliner Behörden am Donnerstag abend zum Dome zugelassen wurden, hatten sie mit allerlei Gesindel zu kämpfen, wurden gestoßen und gedrängt und zu guterletzt einem Theil von ihnen die Thür vor der Nase zugeschlagen. Fürst Bismarck hat die Untersuchung dieser ungemein fatalen Geschichten selbst in die Hand genommen. Am Freitag Vormittag wurden die Linden derartig abgesperrt, daß selbst Fremde, welche für theures Geld sich Fenster gemiethet, keinen Zutritt mehr erhielten, sie sahen also nichts, und mancher hatte auch noch hundert Mark umsonst ausgegeben. Von der Gewährung von Passierkarten an die Berichterstatter war auch nicht entfernt die Rede, auch den Vertretern anerkannter Regierungsorgane sind die Karten rundweg verweigert. Die Blätter erkennen die entgegenkommende Haltung einzelner Polizeibeamten willig an, sagen aber gerade
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 3]heraus, die Schuld treffe den Polizeipräsidenten v. Richthofen, welcher sich seiner Aufgabe in diesem Falle nicht gewachsen gezeigt.
- Der Verlauf der Trauertage in Berlin hat auch eine ganze Zahl von Unfällen im Gefolge gehabt, in dem Gedränge, welches während der Paradeausstellung vor dem Dome herrschte, sind bekanntermaßen eine ganze Zahl von Frauen leicht verletzt. Am Beisetzungstage stürzten drei Offiziere so schwer mit den Pferden, daß sie sich nicht vom Platze bewegen konnten und zu Wagen in ihre Wohnung geschafft werden mußten. Zwei Arbeiter bei den Dekorationsarbeiten wurden durch herabfallende Trauerstangen niedergeschlagen, ein Schutzmann durch Andrängen an einen Laternenpfahl empfindlich gequetscht. Am meisten Unfälle ereigneten sich aber im Thiergarten. Von den Baumgästen stürzten wohl ein Dutzend herab und zogen sich Rippenbrüche oder leichtere Verletzungen zu. Auch beim Einsturz der "fliegenden Tribünen" sind verschiedene geringere Verletzungen vorgekommen. Noch am Sonnabend herrschte in der Trauerstraße ein solches Menschengewühl, daß der Verkehr zeitweilig gesperrt war. Sonntag herrschte starker Schneefall, welcher den Andrang etwas minderte.
Anzeigen.
Wegen des Gründonnerstages wird der auf diesen Tag fallende Schweinemarkt nicht abgehalten.
Ratzeburg, d. 8. März 1888.
Hornbostel.
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Carlow, den 15. März 1888.
Struck, Landreiter.
Aufruf!
Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß alle Diejenigen, welche Forderungen an den verstorbene Hauswirth Heinrich Dierck in Sahmkow haben, sowie alle Diejengen, welche den H. Dierck noch schuldig sind, sich binnen vier Wochen bei uns zu melden haben.
Die Vormundschaft der
Heinrich Dierck'schen Erben:
Hauswirth Hans Joachim Holst.
Hauswirth Joachim Wienck.
Carlow, den 15. März 1888.
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 4]Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
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Ratzeburg, gr. Wallstr. 215a.
Für die vielen Beweise der Liebe und Theilnahme und für die reiche Kranzspende bei der Beerdigung unseres lieben Vaters und Großvaters, des Maurermeisters J. Spolert, sagen ihren tiefgefühlten Dank
die tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Domhof Ratzeburg, d. 18. März.
Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 23. März.
Vormittags (10 Uhr) Passionspredigt: Pastor Kämpffer.
Sonntag, den 25. März.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittags 2 Uhr: Prüfung der Confirmanden Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 12.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 5]Beilage
zu Nr. 24 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. März 1888.
Die letzte Parade. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in ihrer Sonntagsnummer folgenden Artikel: Nachdem die Stadt Berlin ihrem geliebten Kaiser beim Durchzug des Sarges durch das Brandenburger Thor ihren letzten feierlichen Gruß dargebracht hatte: "Vale senex Imperator! und an der Siegessäule die Reichsinsignien vom Trauerzug abgelöst worden waren, um nach dem Königsschloß zurückgeleitet zu werden, nahmen die Reihen der Garde die sterbliche Hülle ihres ruhmgekrönten Führers und Kriegsherrn in ihre Mitte auf. Die Armee, durch das eine Korps vertreten, dem es am öftesten vergönnt gewesen war, den Kaiser zu schauen, und das seinem Soldatenherzen am nächsten gestanden hatte, die Garde, der unmittelbare Schirm und Schutz des Herrschers in den Stunden der Gefahr und sein Stolz und seine Freude in den Jahren der Ruhe und des Friedens, sie sollte dem Unvergeßlichen, Verewigten zum letzten Mal die Honneurs erweisen dürfen. Neben der Chaussee nach Charlottenburg, rechts und links vom Weg, standen sämmtliche Truppentheile des Garde=Korps, regimenter= und bataillonsweise aufgestellt. Langsam, in feierlicher Stille, nur durch kaum vernehmbares Kommando, gedämpften Trommelschlag und die klagende Weise des Trauermarsches unterbrochen, nahm der todte Kaiser zwischen zwei salutierenden Paradeaufstellungen seine letzte Heerschau ab. Die Laiche begleitend ritten, sich ablösend, die Kommandeure der Truppentheile, zwischen denen der Zug sich fortbewegte und hinter dem Sarg die zum Militärkabinet weiland S. M. gehörenden Offiziere. So, in der Ordnung, in welcher der Monarch, als er noch unter den Lebenden weilte, so manche Parade abgenommen hatte, näherte sich der Zug der letzten Ruhestätte des todten Kaisers; und dort blieb der Sarg zurück, während die trauernden Truppen in ihre Quartiere zurückzogen. Die Augen, in die die Soldaten der Garde so oft in Ehrfurcht, Vertrauen und Liebe geschaut, sie sind für immer geschlossen und keines Menschen Blick wird sich je wieder zu ihnen erheben; aber das Andenken des greisen Heldenkaisers lebt in ihren Herzen unvergänglich fort.
Von den nach Berlin gekommenen Deputationen haben diejenigen der Deutschen Moskaus und St. Petersburgs, die beide auf schwarzen Sammetkissen massiv silberne Lorbeerkränze überbracht haben, besondere Auszeichnung erfahren. Sie sind zunächst vom Grafen Moltke, dann vom Kronprinzen Wilhelm und Prinzen Albrecht und schließlich auch noch vom Reichskanzler empfangen worden und haben selbst im Mausoleum zu Charlottenburg ihre Kränze auf den Sarg Kaiser Wilhelms niederlegen dürfen. Auch Kaiser Friedrich hat die Absicht gehabt, sie zu empfangen, vermochte dies aber in Folge der vielen anderen Besuche und Geschäfte, die seiner warteten, nicht zu thun.
Die fürstlichen Gäste sind am Sonnabend und Sonntag von Berlin zumeist wieder abgereist. Ehe sie Berlin verlassen haben, sind sie noch einmal von der Kaiserin=Königin Augusta und zum größten Theil auch noch vom Kaiser empfangen worden. Besonders in Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Kaisers haben sie sämmtlich ihre Abreise beschleunigt.
Als die Leipziger am 18. März Morgens aufwachten, war die Stadt mit sozialistischen Flugblättern überschwemmt. 20 Verbreiter wurden sofort verhaftet. Sollte es eine Erinnerung an den 18. März 1848 sein?
Der russische Vorschlag, den Prinzen Ferdinand mit Hilfe der Pforte aus Bulgarien zu entfernen, da seine dortige Anwesenheit ungesetzlich sei, soll jetzt von sämmtlichen Großmächten gebilligt worden sein, aber freilich unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß dadurch keine europäischen Verwickelungen entstehen würden.
Der König der Belgier hat den Präsidenten Carnot, der in nächster Zeit die nördlichen Departements Frankreichs zu besuchen gedenkt, eingeladen, nach Brüssel zu kommen. Präsident Carnot hat diese Einladung dankend angenommen und den König gleichzeitig ersucht, seinerseits nach dem Norden Frankreichs zu kommen.
General Warnet ist an Stelle Boulangers zum Kommandanten des XIII. Korps in Clermont=Ferrand ernannt worden. Boulanger hat bereits in einem Tagesbefehl Abschied von seinem Korps genommen, er kehrt dann nach Paris zurück, wo der Kriegsminister ihm gestattet hat, Wohnung zu nehmen. Es werden vielfach Stimmen laut, die Regierung solle ihn ganz kassieren, damit er sich wählen lassen könne, dann wolle man ihn in der Kammer schon unschädlich machen. Das radikale Wahlkomite, welches sich für Boulanger gebildet hat, scheint nicht besonders glücklich zu sein; aus Bordeaux hat es bereits eine Absage bezüglich einer Kandidatur Boulangers erhalten. Es gewinnt den Anschein, als würde die Regierung mit Herrn Boulanger fertig werden.
General Boulanger ist von Clermont nach Paris zurückgereist, das heißt auf dem Rückzug. Die Pariser haben sich sehr zurückgehalten, die kommunistischen Arbeiter haben sich sogar gegen ihn erklärt und ein neues antiboulangistisches Lied in ihren Versammlungen gesungen.
- Schönberg. Die diesjährigen Frühjahrscontrolversammlungen für den Bezirk des Fürstenthums Ratzeburg werden am 4. und 5. April in Schönberg resp. Schlagsdorf abgehalten werden.
- Schönberg. Nach einer Veröffentlichung des Kriegsministeriums in Berlin sind im Jahre 1887 acht Beschwerden über mangelhafte Beschaffenheit der an die Truppen gelieferten Naturalien erhoben worden, von denen vier begründet befunden sind. Im Bereiche des V. Armeecorps sind zwei Beschwerden erhoben, aber unbegründet befunden worden, beim VI. Armeecorps wurden drei begründete, beim VIII. Armeecorps eine unbegründete, beim IX. Armeecorps eine begründete und beim XI. Armeecorps eine unbegründete Beschwerde erhoben. In den vier Fällen, in welchen die Ausstellungen als gerechtfertigt anerkannt wurden, hat theils ein Ersatz in gutem Natural, theils eine Geldabfindung sofort stattgefunden. In drei Fällen sind Geldstrafen gegen die betreffenden Lieferanten verhängt, während einem Lieferanten wegen wiederholter Verletzung seiner contractlichen Verpflichtungen die Lieferung entzogen werden mußte.
- Das Schneetreiben der letzten Tage hat auf allen Mecklenburgischen Bahnen sowie für die Fahrpostkursen erhebliche Betriebsstörungen zur Folge gehabt. Die Friedrich=Franz=Bahn mußte den Betrieb auf der Linie Lübeck=Straßburg i. U. und Neubrandenburg=Straßburg, einstellen. Die Linien Hagenow=Schwerin=Wismar und Kleinen=Rostock wurden nur noch durch ununterbrochenes Arbeiten der zahlreich aufgebotenen Schneeschaufler offen gehalten. Die Lloydbahn, Die Güstrow=Plauer=, Gnoien=Teterower=, Wismar=Karower=, sowie die Mecklenb. Südbahn sind bis auf Weiteres durch Schneemassen gesperrt. Auch die Züge der Berlin=Hamburger Bahn sind auf der Strecke Berlin=Hagenow während der Nacht im Schnee stecken geblieben.
- Ausstellung der Blumenspenden für Kaiser Wilhelm. Im Ahnensaal des Hohenzollern=Museum werden vom Dienstag ab bis auf Weiteres täglich von 10 bis 3 Uhr die dem hochseligen Kaiser gewidmeten Blumenspenden öffentlich zur Ausstellung
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 6]gelangen, um auch dem größeren Publikum Gelegenheit zu geben, die letzten herrlichen Zeichen inniger Liebe und treuer Dankbarkeit in Ruhe bewundern zu können. Der mächtige, langgestreckte Saal ist vollständig schwarz ausgeschlagen, nur das Bild Kaiser Wilhelms an der westlichen Schmalwand ist unverhüllt geblieben. In den drei mittleren Fensternischen stehen die Kolossalbüsten des Großen Kurfürsten, des Großen Königs und des Großen Kaisers. Zur Ausstellung gelangt sind insgesammt 1650 Blumenspenden. Inmitten des Saales erhebt sich ein mächtiger Obelisk, an dessen vorderer Seite das aus Blumen gebildete Malteser=Kreuz prangt, welches der Malteserorden dem Kaiser auf's Grab gelegt hatte. Gekrönt wird der Obelisk mit einer Krone aus Veilchen und Rosen. Zu Füßen des Kaiserbildes liegt der aus Rüdersheim eingesandte Kranz aus vergoldeten Eichenblättern vom Niederwald geflochten. An der nördlichen Langwand haben vor Allem die Kränze der Deutschen im Auslande Platz gefunden. Hier sieht man den Edelweißkranz der Deutschen in Meran, den zwei Meter großen aus Parmaveilchen geflochtenen Kranz der Deutschen in Nizza. Die herrliche Kranzspende aus St. Remo, die Kränze aus dem Kapland, aus Natal, aus der südafrikanischen Republik und Kalkutta. Inmitten der östlichen Schmalwand prangt der aus den herrlichen Porzellanblumen gebildete Kranz der Deutschen in Paris, der bestimmt ist, dauernd dem Hohenzollern=Museum einverleibt zu werden. Darunter erblickt man den gleichfalls mit herrlichen Porzellanblumen geschmückten Kranz der Deutschen aus Luxemburg. In den Fensternischen sind vorwiegend die Kränze der Armee placirt worden. Den langgestreckten Mittelraum des Saales nehmen zwei Tafeln ein, auf welchen die Kissen und Kronen niedergelegt sind. Hier haben auch die 5 silbernen Kränze Platz gefunden, welche "Deutschlands trauernde Söhne in Holland", die "deutsche Kolonie in Kiew", das 6. Bayerische Infanterie=Regiment, der Kriegerverein zu Glauchau und die Vereine in Greiz dem Kaiser gewidmet. Auch ein eisernes Kreuz ist hier zu sehen. Die Arbeiter von Lauchhammer haben es mit kunstgeübter Hand geschmiedet. Zu Füßen der Kaiserbüste ruht der große Kranz der Stadt Mühlhausen in Elsaß. Zu Seiten der Büste sind die Kränze aufgehängt, welche von den Badeorten, in denen der Kaiser zu weilen pflegte, von Ems, Wiesbaden, Reichenhall u. s. w. eingeschickt waren. Wohl die schmuckloseste, aber gerade um deswillen vielleicht herzlichste Gabe war jenes mit lila Strumpfwolle zusammengebundenes Buchsbaumkreuz der armen westpreußischen Gemeinde Kujan, und das denn auch den Ehrenplatz neben den silbernen Kränzen gefunden hat.
- Die Kosten der Ausschmückung der Trauerstraße Unter den Linden, für welche die städtischen Behörden Berlins keine bestimmte Summe festgesetzt hatten, betragen in runder Summe 500 000 Mark.
- Als Kaiser Wilhelm die Regentschaft für seinen erkrankten Bruder, Friedrich Wilhelm IV., führte, kam auf Schloß Babelsberg eine runde Holzkiste an, wie man sie zur Versendung von Torten und Kränzen benutzt. Der Prinz=Regent verbot, sie zu öffnen, befahl vielmehr, sie in seinem Arbeitszimmer unberührt stehen zu lassen. So steht sie heute noch, verschnürt, versiegelt, gebräunt von der Luft, nach fast 30 Jahren. Vergessen konnte sie der inzwischen zum König und Kaiser gewordene Herrscher nicht haben, denn er hatte sie, sobald er an seinem Arbeitstisch saß, unmittelbar vor Augen.
- Als dem kleinen Prinzen Wilhelm, dem Sohn des jetzigen Kronprinzen, mitgetheilt wurde, daß sein Urgroßvater todt sei, fragte er, was das sei, und was nun aus dem Urgroßvater würde. Man sagte ihm, daß sein Leib im Sarg ruhe, und daß seine Seele in den Himmel zu Gott gehe und dort einen neuen Leib bekomme. Da fragte der kleine Prinz, "aber nicht wahr, seinen Säbel nimmt der Urgroßvater doch mit in den Himmel?"
- Die Baseler haben alles wieder gut gemacht. Am Tag der Beisetzung Kaiser Wilhelms hat in der dortigen Münsterkirche ein Abendgottesdienst stattgefunden, der so besucht war, daß die Kirche die Menschenmenge nicht zu fassen vermochte. Pfarrer Zimmermann pries die Verdienste des verewigten Kaisers und beklagte in warm empfundenen Worten den Verlust, welchen Deutschland erlitten habe. Gebet und Gesangsvorträge schlossen die Feier. Auch im Elsaß und in Lothringen ist der Freitag ein Tag der allgemeinen Trauer gewesen. Besonders hat die Bevölkerung von Metz eine ungeheuchelte tiefe Trauer zur Schau getragen.
- Die Preise, welche "Unter den Linden" für Fenster und Zimmer gezahlt wurden, gehen ins unglaubliche. Für die Zeit des kaiserlichen Leichenzuges sind einzelne Zimmer mit 2000 Mark bezahlt worden. Für Fenster wurden bis zu 500 Mark bezahlt. Der Invalidendank nahm 30 Mark für einen Stuhl auf dem Balkon beim Café Bauer.
- Wie man aus Köln schreibt, tritt dort die Gefahr einer Ueberschwemmung, wie man sie 1882/83 erlebte, mit jeder Stunde näher vor Augen. Immer höher wälzt der Rhein seine schmuziggelben, vom Märzsturm gepeitschten Wogen dahin; auf weite Strecken hat er bereits sein Bett verlassen und niedriges Flachland, wie die Werftstraßen der Städte unter Wasser gesetzt. Die Schiffahrt stockt fast ganz; auf den Werften werden die dort lagernden Güter schleunigst geborgen, Dämme und andere Schutzvorrichtungen verstärkt.
- Aus fast allen deutschen Flußgebieten, aber auch aus Böhmen, Galizien, Ungarn und Spanien liefen Nachrichten über bedrohliche Ueberschwemmungen vor. In Folge des Eisgangs auf der Oder hat sich der westliche Pfeiler der Eisenbahnbrücke bei Küstrin gesenkt.
- Das Hochwasser wächst in allen Stromgebieten, besonders aus Ungarn kommen erschreckende Nachricht. Maros und Theiß steigen sehr schnell. Die Eisenbahnbrücke der Arad=Czanaderbahn ist beschädigt; der Eisstoß hat sich in Bewegung gesetzt. Auf der Strecke Temesvar=Freidorf=Utoin ist der Verkehr eingestellt. Die linksseitigen Dämme der Bega sind an zwei Stellen gewaltsam durchschnitten worden, von den Thätern sind mehrere verhaftet.
- Bei Ujvidek wollte eine auf 16 Wagen untergebrachte Hochzeits=Gesellschaft über die Donau setzen, das Eis erwies sich aber als zu schwach und der ganze Zug brach ein, um spurlos in den Wellen zu verschwinden. Unter den Ertrunkenen befanden sich zwei Geistliche.
- Wiederum hat eine gewaltige Lawine bei Isella auf der Südseite des Simplon 30 Gebäude mit fortgerissen, hat die Simplonstraße auf eine Länge von 300 Meter mit einer bis 40 Meter hohen Schneemasse bedeckt und muß mittels eines Tunnels durchbohrt werden.
- Wiederholt haben wir des beispiellosen Aufwandes gedacht, welchen die amerikanischen Millionäre zu treiben belieben. Unter ihnen spielt bekanntlich der Silberfürst Mackay eine große Rolle, der Besitzer ausgedehnte Minen in Nevada, dessen Frau ständig in Paris lebt, wo sie alles an Pracht zu überbieten strebt. So wurde von uns erst neuerdings erwähnt, daß die Dame sich einen Mantel aus den Federn des Paradiesvogel anfertigen lassen will und deshalb mehrere Jäger nach Nord=Guinea geschickt hat, die dort den seltenen Vogel ausrotten sollen. Dieser Tage hat nun Herr Mackay in Paris einen großen Ball gegeben, zu dem er, da sein Haus nicht groß genug war, im Garten während weniger Nächte mit Hilfe von Hunderten von Arbeitern unter Aufwendung mehrerer Hunderttausend Franks einen Tanzpalast errichten ließ, dessen Wände mit rothem Sammet und Spiegeln bedeckt waren. Ueberall strotzte es von Marmor und Gold, und daß auch eingelegter Boden nicht fehlte, versteht sich von selbst. In diesem Palast wurden den Gästen frische Erdbeeren gereicht, die aus allen südlichen Ländern herbeigeschafft waren, sowie Störe aus Rußland, Vogelnester aus Indien und Schinken von Wildschweinen aus den Wäldern Ungarns. Die Knallbonbons enthielten prachtvolle seidene Shawls, Taschentücher etc., sämtlich mit einem echten Schmuck versehen, auf welchem das amerikanische
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 7]Wappen ziselirt war, ein kleiner Scherz, der 150 000 Fr. kostete.
- Die Verwendung der Knochen. Die Knochen und Fleischabfälle der Küche werden meist zur Fütterung der Hunde benutzt. Diese Verwendung ist ja auch an sich ganz richtig, doch ist es in Wirthschaften, in denen Hühner gehalten werden, vortheilhafter, die feineren und zarteren Knochen zur Fütterung der Hühner zu verwerthen. Zu dem Zweck werden sie, wie die "Hausfrauen=Zeitung" räth, mit einem Hammer auf einer harten Unterlage zu einer breiartigen Masse zerkleinert, die den Hühnern gegeben wird. Nur muß darauf geachtet werden, daß keine größeren Stücke und Knochensplitter in der den Hühnern zu verabreichenden Masse einhalten sind, weil an diesen die Thiere sich Kehle und Schlund verletzen können. Im Uebrigen ist der Knochenbrei den Hühnern sehr dienlich, es wird ihnen auf diese Weise nicht nur Fett und Fleisch verabreicht, deren sie bedürfen, sondern auch Kalk in zusagender Form, den sie zur Bildung der Eierschalen gebrauchen. Es wird durch die Verfütterung des Knochenbreies an die Hühner der Unsitte des Federnausreißens und der des Auffressens der Eier im hohen Grad vorgebeugt.
- Rizinusöl einzunehmen. Dasselbe läßt sich nach Fleury leicht einnehmen, wenn man die zu nehmende Quantität in gut moussierendes Bier einquirlt. Der dadurch entstehende Schaum enthält die ganze Menge des Oeles. Ein auf diese Art eingenommenes Oel belästigt den Magen nicht und es kommt Erbrechen äußerst selten vor.
- Ein vorzügliches Mittel gegen Brandwunden besteht aus 100 Gr. Kalkwasser, 100 Gr. Leinöl und 5 Gr. Karbolsäure. Durch tüchtiges Schütteln entsteht eine flüssige Salbe, welche in keinem Haushalt fehlen sollte und bei Brandwunden alsbald angewendet werden kann. Die Schmerzen werden nach mehrmaligem Anstreichen verschwinden, und es wird in kurzer Zeit eine Heilung der Brandwunden eintreten. - Ein anderes, gleichfalls sehr wirksames einfaches Mittel ist folgendes: Man bestreicht die verbrannte Stelle mit Salat= oder Leinöl und streut dann fein gepulvertes Salz oder doppeltkohlensaures Natron darauf. Die günstige Wirkung tritt in der Regel schon nach einigen Minuten ein; der Schmerz läßt nach und es bilden sich keine Blasen. Bei größeren Verbrühungen hat dieses Mittel ganz besonders sich bewährt.
- Aus der Kinderstube. Die kleine Bertha will der Katze durchaus Trauben in den Mund stopfen und sagt zu dem unwilligen Hausthier: "Du mußt essen; magst du die Trauben nicht jetzt, so bekommst du sie morgen wieder." Die Mama: "Quäle die Katze nicht; Katzen essen keine Trauben." Bertha: "So? Ich esse auch keinen Spinat, und doch kriege ich ihn immer wieder!"
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 24 Seite 8]
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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