No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. März
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 1]

                Dem Comité des Casseler Pferdemarktes in Cassel ist der Vertrieb von 300 Loosen zu einer in Verbindung mit dem daselbst am 28., 29. und 30. Mai d. Js. stattfindenden Pferdemarkte zu veranstaltenden Lotterie nach Maßgabe des preußischer Seits genehmigten Ausspielungsplanes im hiesigen Lande gestattet worden.
              Neustrelitz, den 13. März 1888.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. von Dewitz.


Die Leichenfeier in Berlin.

Kopf an Kopf, schweigend in unabsehbaren Massen steht das Volk, Hoch und Niedrig, in der Trauerstraße unter den Linden bis hinauf zum Dom, bis hinunter weit in den Thiergarten hinein, auch alle Nebenstraßen sind dicht besetzt. Von allen Seiten rücken, es ist noch nicht 11 Uhr, in langen Zügen die Studentenschaft, die Vereine, die Schulen, die Innungen und die Krieger, alle in dunkler Kleidung und mit florumhüllten Fahnen heran und nehmen unter gedämpften Kommandos die ihnen bestimmten Stellungen ein. Vor dem Dom bis fast zum Palais wird der Platz durch die Polizei freigehalten, dorthin ziehen und eilen die Regimenter und Offiziere, um die Leiche ihres geliebten Kaisers in Empfang zu nehmen. Der Eindruck, den die Linden machen, ist ein geradezu überwältigender; diese an und für sich schon schöne, an monumentalen Bauten an ihren beiden Enden überreiche Straße, die so oft den tausendstimmigen Jubel des Volkes gehört hat, wenn der Kaiser sich im Wagen in ihr zeigte oder in seinem Palais an das in der ganzen Welt berühmt gewordene Eckfenster trat, sie liegt heute düster und feierlich, in Schwarz gehüllt, so weit das Auge reicht, nur hie und da von schwermütigem Grün der Tannen unterbrochen. Lange schwarze Trauerfahnen wehen von den Dächern, Trauermonumente erheben sich in Höhe der Häuser an den Straßenübergängen, die ganze Länge der Linden entlang stehen schwarzverhüllte Postamente die durch mächtige schwarze Gehänge mit einander verbunden sind. Von ihnen lodern düstere Pechfeuer in die kalte Winterluft hinauf, die Straßenlaternen, von schwarzem Flor umhangen, versenden flackernde Lichtstrahlen, es ist ein Bild so düster und mächtig, daß keiner ein lautes Wort zu reden wagt. Das ist die Straße des Todes, über die sich der Leichenzug bewegen wird. Nur ein dumpfes Murmeln und Brausen dringt an unser Ohr, es ist als ob ein gewaltiges Meer in der Ferne rauschte; nein, nicht in der Ferne, dicht um uns her, ein Meer von Hundert und aber Hunderttausend von trauernden, leidtragenden Menschen. Das Wetter ist trüb und kalt, kein Sonnenblick fällt vom Himmel herunter, es ist, als ob das leuchtende Tagesgestirn, das den todten Kaiser so oft auf seinen Wegen begleitet und auf ihn herniedergelächelt hat, sich heute ebenfalls hätte verhüllen wollen. Aber trotz der Kälte, trotz des scharfen Windes, der durch die Straßen fegt, an den Trauerdekorationen rüttelt und die schwarzen Fahnen aufbauscht, daß sie in mächtigen Wellen über unsere Köpfe schlagen, ist kein Fenster leer, steht die Menge wie eine gewaltige Mauer, sind sogar alle Dächer besetzt und alle Balkone überfüllt. Nach einer Richtung hin sind alle Blicke gerichtet, einem Ziel strebt alles zu dorthin ziehen die Regimenter, eilen die Hof= und Galaequipagen, kein anderer Verkehr regt sich, die Läden sind geschlossen, wo die Schaufenster offen geblieben sind, fällt das Auge auf Kaiser Wilhelms Büste, die in tiefen Flor gehüllt ist. Diesen Anblick bietet Berlin, die Hauptstadt des Reiches, sein treues Berlin mit seinen lieben Berlinern an dem Tag, an dem Er, der erste deutsche Kaiser, Wilhelm der Siegreiche aus dem Haus der Hohenzollern, zu Grabe getragen ward.
Die zur Trauerfeier geladenen höchsten und hohen Gäste versammelten sich von 11 Uhr ab im Dom, wo schon während der Nacht die große Laufbrücke entfernt worden war, so daß das ganz große Schiff eine leicht geneigte Ebene bildete, an deren tiefstem Punkt der Sarg auf dem Katafalk, überdeckt von Blumen und Blüten, von Offizieren gehütet, sich erhob.
Als sich die Trauerversammlung geordnet hatte, schwieg die Orgel, um 12 Uhr trat die Domgeistlichkeit an das Kopfende des Sarges. Da ging ein Rauschen durch die weiten Hallen des Gotteshauses, die Versammlung erhob sich, dann trat wieder tiefe Stille ein, und die Stimme des Hofpredigers Stöcker ertönte, der den Psalm: "Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren," sprach. Der Domchor sang: "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt", Hofprediger Schrader verlas den Psalm 91. und schloß: "Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben." Und der Domchor antwortete: "Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit." Nun folgte das Eingangsgebet und dann, von der ganzen Gemeinde gesungen, das Lied: "Was Gott thut, das ist wohlgethan." Alsdann ergriff Oberhofprediger Dr. Kögel das Wort zu der Leichenrede, in der er in tiefgefühlten, zum Herzen dringenden Worten ein Lebensbild des dahingegangenen Kaisers entwarf und mit Gebet und Vaterunser schloß. Nun stimmte die Gemeinde das Lieblingslied des Kaisers an: "Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht

[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 2]

von mir." Zum Schluß sangen die Sänger der Singakademie den Vers aus Grauns "Tod Jesu": "Wie herrlich ist die neue Welt." Hierauf sprach Oberhofprediger Dr. Kögel den Segen über die Leiche und über die ganze Versammlung; in Thränen aufgelöst sah man die Trauernden, als in das Vaterunser und in das "Heilig, heilig ist der Herr" des Domchors die Donner der Geschütze und die Salven der Infanterie im Lustgarten ertönten. Zwölf Obersten ergriffen den Sarg und hoben ihn von dem Katafalk, die Glocken aller Kirchen erklangen und der feierliche Zug setzte sich in Bewegung, empfangen und begleitet von dem ehrfurchtsvollen Schweigen der unübersehbaren Menge.
Um ein viertel nach zwölf Uhr flammten Unter den Linden die Feuerbecken auf. Bald darauf schreitet die Leibcompagnie des ersten Garde=Regiments mit den Spitzen Blechmützen vorüber, welche einen Theil der umflorten Fahnen und Standarten nach Charlottenburg, wahrscheinlich nach dem Mausoleum überführt. Den Beschluß macht ein besonders stattlicher Officier, von dessen Helm ein langer Florschleier im Winde weht. Gala=Carossen, auf deren Trittbrettern in Mäntel gehüllte Lakaien mit umflorten Dreimastern stehen und deren Kutscher an beiden Seiten ihrer Hüte lange Trauerschleifen tragen, rollen noch vorüber dem Dome zu. Um halb ein Uhr beginnt die Domglocke zu erschallen, und schnell fallen auch die übrigen Glocken sämmtlicher Kirchen Berlins ein, und über die ganze Stadt hinweg verkündet dieses gewaltige, eherne Klagelied, daß man sich rüstet, Kaiser Wilhelm nach seiner letzten Ruhestätte hinauszuführen. Dumpf dröhnen Gewehrsalven vom Lustgarten her. Berittene Schutzleute sausen im wilden Galopp den Mittelweg entlang, und jetzt dringen auch die ersten Töne der Musik an unser Ohr, der kaiserliche Trauerzug naht. Eine Escadron des Gardehusaren=Regiments eröffnet ihn. Die Trompeter sitzen auf schneeigen Roßen, deren stolze Köpfe von flatternder Mähne umwallt sind. Die Trompeter blasen: "Es ist bestimmt in Gottes Rath", den Lieblings=Choral unseres Kaisers. Schwarze, große Quasten hängen von den Zügeln der Pferde der Officiere herab. Es folgen die Escadronen der Garde=Dragoner und der Garde=Ulanen=Regimenter. Der Escadron des Gardes du Corps=Regiments reitet ein Pauker voraus, der die Klöppel auf die am Sattelknopf hängenden, silbernen, umflorten Pauken fallen läßt. Wunderbar nehmen sich die Prachtgestalten der Gardes du Corps und Kürassiere auf den feurigen Rappen aus. Silbern glitzern die Helme dieser Elite=Truppe. Die Officiere haben Mühe, die wilden prächtigen Thiere, welche sich aufbäumen und gerne dahinstürmen möchten, zu zügeln und in ruhige Gangart zu bringen. Das Trompetercorps des Kürrassierregiments bläst den Choral: "Es ist bestimmt in Gottes Rath" und eines der nächsten Musikcorps stimmte Chopin's Trauermarsch an. So tönen denn die Linden entlang die ergreifenden düstern Klänge von Chorälen und Trauermärschen ineinander. Es nahen die combinirten Bataillone der verschiedenen Infanterie=Regimenter. Die Stäbe der Tambourmajors und auch die Schellenbäume sind völlig schwarz umhüllt. So langsam schreiten die langen Colonnen der Soldaten vorwärts, daß ihr Fuß am Boden zu haften scheint. Vor ihren Reihen werden die umflorten Feldzeichen und Standarten einhergetragen. In wunderbar gleichmäßigem Schritt defiliren die Soldaten des Leib=Grenadier=Regiments mit den düsteren Haarbüschen vorüber. Die Trommler der Bataillone lassen von Zeit zu Zeit einen kurzen dumpfen Wirbel ertönen, welcher eigenthümlich berührt . . . "Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang wie weit noch die Stätte, der Weg wie lang!" Zwölf Geschütze vom ersten und vom zweiten Garde=Feld=Artillerie=Regiment rasseln den Mittelweg entlang; eine Escorte der Gardes du Corps, denen ein Officier langsam voraus reitet, schließt diesen ersten militärischen Theil des Zuges ab.
Ein großer Zwischenraum - dann sehen wir in langer Reihe die Beamten des persönlichen Dienstes unseres entschlummerten Kaisers vorbeiziehen. So wie sie dem Sarge ihres Herrn vorausschritten, als man ihn in der heiligen Stille der Nacht nach dem Dom überführte, so gehen sie auch jetzt auf seinem letzten Wege dem Leichenwagen voraus. Zwei in Mäntel gehüllte Fouriere, an deren Dreimastern lange Trauerflore hinabwallten, eröffnen den Zug. Zwei Marschälle mit umflorten Stäben, dann in langer Reihe die Lakaien, Kammerdiener Castellane und Stall=Bedienten. Eine farbige Unterbrechung in dem düsternen Zug bringt die Schaar der Leib=Pagen. Sie gehen zu zweien, tragen flammend rothe Röcke, umflorte Dreimaster und dunkle Gamaschen. Und jetzt erscheinen die Leibärzte des Kaisers, Dr. Leuthold und Tiemann, in ihre Militärmäntel gehüllt. Eine schwere Erkrankung hat es leider Generalarzt Dr. von Lauer nicht gestattet, seinem Kaiser die letzte Ehre zu erweisen. Zwei Marschälle schreiten der langen Colonne der königlichen Kammerherren und Kammerjunker, welche blaue, reich mit Gold betreßte Röcke tragen, voran. Eine Schaar würdiger Gestalten, in schwarzer, faltiger Toga und runden Barrets, taucht auf - es ist die Hof= und Domgeistlichkeit. Die zwölf Priester kommen in drei Reihen langsam gemessenen Schrittes vorüber. In der ersten Reihe rechts eine hohe, würdige Erscheinung, - der Oberhofprediger Kögel, der einzige, welcher einen seidenen Talar trägt. Eine der interessantesten Gruppen des Zuges zeigt sich jetzt unseren Blicken. Die Minister erscheinen mit den Reichs=Insignien auf Goldbrokat Kissen. In der ersten Reihe sehen wir von Boetticher mit dem Kurhut, dahinter von Friedberg mit dem Reichsinsiegel, Bronsart von Schellendorff mit dem Reichsschwert und in der letzten Reihe die schlanke Gestalt von Puttkamer's im reich mit Gold verbrämten Minister=Frack, des Reiches Scepter auf dem Kißen. Wenn es noch eben, wie das leise Murmeln des Meeres durch die Menge ging, jetzt verstummt es - eine tiefe, gewaltige Stille ringsum. Denn - nunmehr rollt hinter der Gruppe der Hof=Chargen, dem Oberst=Schenk, dem Oberst=Truchseß und dem grünberockten Oberst=Jägermeister der prunkvolle Leichenwagen heran, welcher die sterbliche Hülle Kaiser Wilhelms trägt. Acht kohlschwarze Pferde, in düsteren Atlasdecken mit silbernen Adlern, von acht Stabs=Officieren geführt, neben welchen acht Lakaien einhergehen, ziehen den offenen Wagen. Auf einem schwarzen silberumsäumten Untersatz, welcher in ein wahres Blumenparterre gebettet ist, ruht der purpurne Sarg des großen, vielgeliebten Kaisers. Ein mächtiges goldenes Kreuz und ein goldener Ritter=Helm mit schwarzem Reiherbusch liegen auf dem Sargdeckel. Das Visir des Ritter=Helmes ist herabgelassen. Zu beiden Seiten dieses Purpur=Schreines, in welchem Kaiser Wilhelm zur ewigen Ruhe gebettet wird, leuchten goldene Griffe. Vier Generäle, Ritter des schwarzen Adler=Ordens, tragen die Zipfel des düstern am Wagen herabhängenden Leichentuches. Den kostbaren Baldachin, welcher förmlich über dem Sarge zu schweben scheint, halten an den vergoldeten Stangen zwölf General=Majors. Ein Lambrequin mit goldigen Zacken, auf welchem flache, silberne Adler schimmern, umzieht den Baldachin, dessen Fonds schwarz ist und über welchen hinaus zwölf schwere silberne Adler ragen. Unter den Fittichen dieser stolzen preußischen Aare, die in kühnem Fluge auch nicht vor der glühenden Sonne zurückweichen, wird der in ewige Nacht gesunkene Herrscher zur Gruft der Eltern hinausgetragen. Dem Leichenwagen folgt dem alten Herkommen gemäß das Leibreitpferd des verewigten Kaisers, geführt von einem greisen Diener. Dem General der Infanterie von Pape fällt die Kraftaufgabe zu, das Reichspanier dem Trauerwagen nachzutragen. General=Adjutant General=Lieutenant von Lehndorff und General=Lieutenant Fürst=Radziwil gehen ihm zur Seite. An der Stelle, wo die auf's Höchste gespannte Aufmerksamkeit des großen Publikums, dem Programm gemäß, den Kaiser Friedrich erwartet, erscheint - unsere Leser wußten ja voraus, daß es dem Kaiser durch sein Befinden und die Frosttemperatur nicht gestattet sei, im Zuge seinen Platz einzunehmen - erschien Kronprinz Wilhelm, allein, leicht gesenkten Hauptes dahinschreitend. Soweit unser Blick ihn erwarten, ihn begleiten, ihm nachgehen konnte, blickte der Kronprinz in immer gleicher Richtung vor sich hin, ohne je mit seiner Aufmerksamkeit nach rechts oder links abzuirren.

(Fortsetzung in der Beilage)


[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 3]

Farbig, schwarz und weiß Seiden=Moirée von Mk. 2,65 bis Mk. 10,30 p. Met. (antique und français)
versendet roben= und Stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. März 1888.

Die Armenbehörde.


Die diesjährige öffentliche Prüfung in der Mädchenschule findet am

Freitag, den 23. d. Mts.,
Vormittags von 8-12 3/4 Uhr

statt und ladet zu derselben im Namen des Lehrerkollegiums der Mädchenschule ergebenst ein

H. Kort, Rektor.


<Auctions=Anzeige.

Am Tage nach Ostern, den 3. April d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 Bauwagen mit eisernen Achsen, davon einer mit 2 Gang Rädern und hiervon 1 Gang mit 9 ctm. breiten Reifen, 3 Pflüge, 1 Reißer, 1 Walze, 1 schottische Egge, 1 Häcksellade, 3 Stand zweischl. Betten, 2 Kleiderschränke, 2 Koffer, 1 tann. Komode, 1 Nähmaschine, 3 Bettstellen, weiß woll. Zeug, flächsen und heeden Leinen, gute Manns- und Frauen-Kleidungsstücke Kisten, Tonnen, Bütten und noch verschiedene Sachen.
Carlow, den 15. März 1888.

Struck, Landreiter.        


Aufruf!

Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß alle Diejenigen, welche Forderungen an den verstorbene Hauswirth Heinrich Dierck in Sahmkow haben, sowie alle Diejengen, welche den H. Dierck noch schuldig sind, sich binnen vier Wochen bei uns zu melden haben.

Die Vormundschaft der
Heinrich Dierck'schen Erben:
Hauswirth Hans Joachim Holst.
Hauswirth Joachim Wienck.

Carlow, den 15. März 1888.


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Gleichzeitig erlaube mir ergebenst anzuzeigen, daß ich Herrn Töpfermeister Weinrebe eine Filiale mit Samenhandlung übertragen habe. Auch nimmt derselbe Bestellungen jeglicher Art für mich entgegen.

D. O.       

-----------------

Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich

sämmtliche Samensorten.
                                                    Weinrebe.


Gesucht zu Ostern                                                    
ein Lehrling
der Lust hat die Sattlerei zu erlernen.                                                    
                                                    H. Bockwoldt, Sattler.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 4]

Zur diesjährigen öffentlichen Prüfung der Realschule und Bürgerknabenschule ladet der Unterzeichnete im Namen des Lehrerkollegiums die Eltern unserer Schüler und andere Schulfreunde hierdurch ergebenst ein.
Die Prüfung findet in nachstehender Reihenfolge statt:

Mittwoch, den 21. März. Prüfung der Realschule.

Vormittags.   Nachmittags.
8 Uhr. I. Klasse. Latein. Ringeling.     2 Uhr. III. Klasse. Französisch. Krempien.
Physik. Knauff..     Geographie. Pleines.
9 Uhr. IV. Klasse. Deutsch Schär.     3 Uhr. II. Klasse. Rechnen. Juling.
Geographie. Hempel.     Naturgeschichte. Knauff.
10 Uhr. IV. Klasse. Latein. Krempien.     Entlassung der Abiturienten.
Rechnen, Schär.    
11 Uhr. V. Klasse. Religion, Schulze.    
Deutsch. Kelling.    

Donnerstag, den 22. März. Prüfung der Bürgerschule.

8 Uhr. 4. Klasse. Lesen. Kelling.     Uhr. 2. Klasse. Rechnen. Warncke.
Anschauungsunterricht. Kelling.     Rechnen. Warncke.
9 Uhr. 3. Klasse. Religion. Schulze.     11 Uhr. 1. Klasse. Geographie. Wilhelm.
Deutsch Schulze.     Rechnen. Wilhelm.

Schönberg, den 19. März 1888.                                                    
                                                                              Direktor W. Ringeling.


Die Union,
allgemeine Deutsche Hagelversicherungs=Gesellschaft
zu Weimar
gegründet im Jahre 1853
mit einem Grundkapitale von 9 Millionen Mark,

wovon 5,019 Aktien mit 7,528,500 M. emittirt sind.
Reserven ult. 1887 1,042,488 M.
                          ------------------
Gesammtgarantie=Kapital 8,570,988 M.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß an Stelle des Herrn Organist J. H. Meier, dem

Kaufmann & Hotelbesitzer Herrn August Spehr

in Schönberg

eine Agentur unserer Gesellschaft übertragen worden ist. Schwerin i/M., im März 1888.

                                                    Die General=Agentur:
                                                    Schall & Schwenke.
----------------------------------------

Bezugnehmend auf vorstehende Bekanntmachung zeige ich hierdurch ergebenst an, daß die Union Feldfrüchte zu festen Prämien ohne Nachzahlung versichert. Bei Versicherung auf mehrere Jahre wird ein namhafter Prämien=Rabatt gewährt. Besondere Erleichterungen für kleine Versicherungen. Die Vergütung der Schäden gelangt spätestens binnen Monatsfrist, in der Regel aber früher, zur vollen und baaren Auszahlung.
Weitere Auskunft zu ertheilen bin ich gern bereit und halte mich zur Vermittelung von Versicherungen bestens empfohlen.

August Spehr in Schönberg.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.

Die noch rückständigen Fremden=Abonnements=Vorstellungen können wegen der auf Allerhöchsten Befehl erfolgten Schließung des Theaters erst im Monat April d. J. stattfinden.
Schwerin, den 16. März 1888.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Steinkohlenbriquetts
sofort lieferbar und                                                    
Ia. Westf. Nusskohlen
auf Lieferung empfiehlt                                                    
                                                     F. Heitmann.


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                                                    C. Schwedt.


Gesucht zu sogleich:                                                    
Ein gewandter Hausknecht
bei gutem Lohn.                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Aug. Stapelfeldt's
Warm-Bade-Anstalt,
Wannen=, Sitz=, Douche= und medizinische Bäder,
ist vom 1. März ab geöffnet.

An Werktagen: von 7 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends.
An Sonn= u. Festtagen: von 6 bis 10 Uhr Morgens.

Ratzeburg, gr. Wallstr. 215a.


Heute entschlief nach schweren Leiden mein lieber Vater Heinrich Vitense, tief betrauert von

J. Vitense nebst Frau u. Kindern.        

Schönberg, den 16. März 1888.
Die Beerdigung findet am Dienstag den 20. d. M. Nachmittags 3 Uhr statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. März 1888.


Die Leichenfeier in Berlin.
(Fortsetzung vom Hauptblatt.)

Jetzt gehörte alle concentrirte gespannte Theilnahme, gehörte jedes Auge mit aller Schärfe der Beobachter der Trias von Königen, die dem Kronprinzen in einem Abstand von wenigen Schritten folgten. Die schlanke Erscheinung des Belgierkönigs, das Haupt von einem bauschigen grauen Barte umrahmt, rechts nach der Nordseite der Linden hin, vereinigte zunächst alles Interesse, der König von Sachsen, in der Mitte, ist den Berlinern ja bekannt und vertraut, und der König von Rumänen ist ja so vielen in den Menschenmassen unter den Linden aus den alten Zeiten, da er selbst hier heimisch war, bekannt. Mit den anwesenden deutschen Bundesfürsten folgte nunmehr Prinz Heinrich in seiner Marine=Uniform. In der großen Gruppe von Bundesfürsten, welch' eine Fülle großer historischer Traditionen, wieviel Herrscher von weithinragender Bedeutung und von tiefgreifendem Einfluß auf die Entwickelung der öffentlichen Angelegenheiten in Deutschland. Wieviel Tausende von Augen in Berlin lebender oder vorübergehend weilender Nichtpreußen suchen, finden hier den angestammten Landesherrn. Vergebens das Bemühen, bei den Bundesfürsten zu verweilen. Die Prinzen, die fürstlichen Vertreter der Souveräne ziehen rasch vorüber eh' das suchende Auge die Zielpunkte für sein besonderes Interesse gefunden hat. Die Botschafter schließen sich an und schon durch den fremdartigen Glanz ihrer Paradegewänder fallen die Vertreter der großen Reiche Asiens auf, die Zufall oder die ordnenden Zugveranstalter nebeneinandergestellt hatten. An der rechten Seite, nach der Nordseite der Linden zu, sehen wir den Vertreter Persiens Mirza Neza Khan im vollen Glanze der großen Staatsuniform und der Fülle der Orden, eine Erscheinung von fesselndem Interesse, ein Kopf von feinem Schnitt, Züge voller Beweglichkeit und Leben. Neben ihm sehen wir in dunklen, goldgewirkten, reichgestickten Gewändern den Vertreter Japans, der Gesandte von China schließt sich an, und in den die Reihe abschließenden orientalischen, fezbekleideten Herren vermuthet man die ersten Räthe der türkischen Botschaft. Das Gefolge des Fürsten schließt sich an, die nachgeborenen Prinzen, der Reichskanzler, Moltke, Lauer, sucht man an den ihnen zugewiesenen Plätzen vergebens. "Ein Bischof!" "ein Cardinal!" so hören wir aus den Zuschauermassen rufen. Es ist der Reichsgerichtspräsident Simson in vollem Ornat, den man für den Bischof hält. Die Vertreter der Parlamente, das Ministerium, Reichsbehörden reihen sich an, bis endlich die programmgemäßen Militärabtheilungen den Zug schließen.
Ueber eine Stunde hatte der Vorbeimarsch gedauert, der einen großen Eindruck zurückläßt. Das Gepränge, für prunkgewöhnte, an römischen Pomp gewöhnte Augen sicherlich nicht blendend, ist doch für Berlin, die nüchterne, protestantische Stadt, groß und imponirend genug und wirksam mehr durch die Größe der den Zug bildenden Personen als durch die Pracht der Apparate. Der Zug ist vorüber, die Sperre hat aufgehört, die getrennten Menschenmassen fluthen in einander, ein gewaltiger schwarzer Menschenstrom.
So verließ die Leiche des großen Kaisers seine Hauptstadt. An der Siegesallee löste sich der Zug auf. Der Leichenwagen wurde nur noch von einer Schwadron Garde du Corps und den Hofchargen durch Spalier von Kavallerie und Infanterie, welche sich durch den ganzen Thiergarten bis Charlottenburg erstreckte, und durch viele Tausende, in dichten Reihen stehende Zuschauer eskortiert. An der Grenze Charlottenburgs, am Zollhaus, wurde der Sarg von den Charlottenburger Stadtbehörden empfangen. Still und mit einem kurzen Segen Kögels wurde die Leiche Kaiser Wilhelms im Mausoleum beigesetzt, wohin ein Theil der fürstlichen Herrschaft mitgegangen war, während der andere größere Theil sich hinauf in das Charlottenburger Schloß zu dem Kaiser und der Kaiserin begeben hatte, die den Zug von ihren Fenstern aus hatten vorüberziehen sehen. In einem Wagen begab sich dann die Kaiserin Victoria mit der Frau Großherzogin von Baden nach dem Mausoleum. Dort versammelten sich nun noch einmal sämtliche leidtragenden Fürstlichkeiten. Zuerst nahten die Kaiserin Victoria und die Frau Großherzogin von Baden dem Sarg und knieten in stillem Beten nieder, darauf sämtliche Familienmitglieder und nach ihnen sämtliche fürstliche Leidtragende, im Stillen Abschied nehmend von diesem Sarg und dem Todten, der darin begraben liegt.


Von seinem Sohn, dem Kronprinzen, nahm Kaiser Wilhelm am 13. Juni vorigen Jahres Abschied, als dieser seine Reise nach England antrat, um sich dort der Kur Dr. Mackenzies zu unterwerfen. Vater und Sohn haben einander nicht mehr gesehen.
Die Kaiserin und Königin Augusta wird den Titel Kaiserin=Wittwe oder Kaiserin=Mutter nicht annehmen, sie führt den Titel Kaiserin=Königin Augusta fort.
Die Purpurstandarte des Kaisers Wilhelm, welche so oft dem Volk ein Zeichen der Anwesenheit des theuren Herrschers war, befindet sich nicht mehr auf der Zinne des königlichen Palais in Berlin. An ihrer Stelle weht jetzt daselbst die Purpurstandarte der Kaiserin=Wittwe. Dieselbe trägt oben am Fahnenstock ein kleineres Eisernes Kreuz und in der Mitte ein weißes Wappenschild mit dem schwarzen preußischen Adler, umgeben von dem Gewinde der Ordenskette, die sich in der oberen Mitte zu einer Krone zusammenschließt. Durch die Purpurstandarte des Kaisers zog sich bekanntlich ein großes Eisernes Kreuz mit dem goldenen Adler und an den Ecken der Fahne leuchteten blinkende Kronen.
Berlin ist durch den Tod Kaiser Wilhelms zum Sammelplatz von weit über 100 000 Fremden geworden. Auch ist vielleicht noch niemals eine solche Fülle erlauchter Persönlichkeiten in Berlin versammelt gewesen, wie sie sich am Beisetzungstage daselbst zusammengefunden hat. Außer vielen längere Zeit am Hofe anwesenden fürstlichen Personen führen wir nachstehend als anwesend auf: Der König der Belgier nebst 3 Adjutanten, der König von Sachsen mit dem Prinzen Georg und dem Prinzen Friedrich August von Sachsen, der Großfürst Thronfolger von Rußland, der Großfürst Nicolaus der Aeltere von Rußland, der Großfürst Michael der Aeltere von Rußland, der Herzog von Coimbra, der Großherzog von Oldenburg, der Prinz von Wales, der Kronprinz Rudolf von Oesterreich, der Kronprinz von Griechenland, der Kronprinz von Italien, der Kronprinz von Dänemark, der Prinz Ludwig von Bayern und der Prinz Leopold von Bayern, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Hessen und die Prinzen Alexander, Heinrich und Friedrich Carl von Hessen, der Prinz Wilhelm von Württemberg, der Herzog Albrecht von Württemberg, der Prinz Nicolai von Württemberg, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Mecklenburg=Strelitz, der Herzog von Sachsen=Coburg=Gotha, der Erbgroßherzog von Sachsen, der Prinz Hermann von Sachsen=Weimar, der Prinz Carl von Baden, der Prinz Wilhelm von Baden, der Herzog von Anhalt und der Erbprinz von Anhalt, der Herzog von Sachsen=Altenburg, der Herzog von Sachsen=Meiningen, der Prinz Christian zu Schleswig=Holstein und der Prinz Julius zu Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg, die Fürsten Reuß ä. L. und Reuß j. L., die Fürsten

[ => Original lesen: 1888 Nr. 23 Seite 6]

von Schwarzburg=Sondershausen und Schwarzburg=Rudolstadt, der König von Rumänien.
Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, die mit Kaiser Wilhelm in Gastein gute Freundschaft geschlossen hatte, hat durch ihren Hofgärtner auf den Sarg des Kaisers einen Kranz von wunderbarer Schönheit geschickt. Er ist aus Rosen, Orchideen, Lorbeeren und Palmen mit einer breiten, weißen, goldbefranzten Schleife.
Graf Herbert Bismarck soll sich mit einer Nichte des Marquis of Londonderry, des Vizekönigs von Irland, verlobt haben, doch soll die Verlobung erst später bekannt gegeben werden.
General Boulanger ist 3mal in Paris ohne Urlaub gewesen, am 24. Februar, 2. und 4. März ohne Erlaubnis und gegen den ausdrücklichen Befehl des Kriegsministers, das letzte Mal sogar verkleidet, mit bunten Augengläsern und Lahmheit heuchelnd. Boulanger behauptet, er habe seine kranke Frau besuchen wollen. (Ist die denn nicht in Clermont?) Seine neu gegründete Zeitung "Cocarde", die in Hunderttausenden mit seinem Bild in Oeldruck als Beilage unter die Masse geworfen wird, tritt frech und herausfordernd gegen die Regierung und Kammern auf, "Frankreich sei ihres Geschwätzes müde" (woran etwas Wahres ist). Er scheint es zum Biegen oder Brechen treiben zu wollen. Und der Bruch ist bereits gekommen. Der Kriegsminister hat im Ministerrath seine Absetzung (Nichtaktvität) beantragt und Präsident Carnot hat diesen Antrag genehmigt. Die Aufregung über diese Maßregel ist in Paris groß. Boulanger sagt, er sei das Opfer seiner Feinde, aber das Volk werde sich nicht täuschen lassen. In den Kammern sagt man vielfach, die Absetzung sei ein großer politischer Fehler. Jetzt würde er gefährlich werden.


- Schönberg. Heute, am 20. März ist Frühlings=Anfang unter Kälte und Nordwind, wie er schneidender und heftiger nicht zu denken, in's Land gezogen ist. Während sonst Ende März der Landmann auf's Feld zieht mit Pflug und Hacken, seinen Acker vorzubereiten zur Frühjahrssaat, starrt heute Alles von Eis und Schnee, fußtief ist der Frost in die Erde gedrungen, meterhoch hat der Schnee die Wege verschüttet und damit den Verkehr von Ort zu Ort sehr erschwert und theilweise ganz unmöglich gemacht. Mit geringer Unterbrechung herrscht eine solche Temperatur schon seit Weihnacht. Gewaltige Stürme haben gehaust und uns eine Vorstellung gemacht von den verwüstenden Schneeorkanen, wie sie die russischen Steppen durchbrausen. Empfindlich werden die Folgen sein, die sich bei dieser unerhörten Dauer des Winters allmählich geltend machen. Abgesehen von der allmählich eintretenden Feuerungsnoth in manchen Familien, von dem immer weiter sich hinausziehenden Anfang der Frühjahrsarbeit in Feld und Garten, mehren sich bereits die Nachrichten von Ueberschwemmungen aus den Gegenden der größeren Flußgebiete; während die Mündungen der Flüsse an der Nord= und Ostsee fest vom Eise verstopft sind, und den Abfluß des Wassers hindern, ist in Süddeutschland Thauwetter eingetreten, und hat die gewaltigen dort aufgehäuften Schneemassen flüssig gemacht. Mit bangen Ahnungen schaut man dort in die Zukunft. Alle Voraussetzungen eines gefährlichen Eisganges sind diesmal in kaum jemals dagewesenem Umfange vorhanden.
- Schönberg. Am Freitag Abend fand hier in der Kirche ein Trauergottesdienst zum Gedächtnisse des Kaisers Wilhelm statt, an welchem die Mitglieder des Kampfgenossen=Vereins 1870/71 und des Kriegervereins in corpore theilnahmen.
Für die Drillinge des Arbeitsm. St. zu Selmsdorf sind bis zum 14. März bei der Exp. dieser Zeitung und beim Pastor Horn zu Selmsdorf eingegangen:

a. an Geld:

Apotheker Montag 3 Mk. Gebr. Burchard 5 Mk. A. u. L. Spehr 10 Mk. Bürgermeister Bicker 3 Mk. Sr. Er. Graf Eyben 15 Mk. Hörcher Hof=Wahrsow 3 Mk. Landbaumeister Rickmann 3 Mk. Hauswirth Benin=Teschow 10 Mk. Frl. H. Marung 3 Mk. Frau Oldörp=Schönberg 50 Pf. Gesammelt Stadt London 8 Mk. Ungenannt Schönberg 1 Mk. Frau Schulzin Siebenmark=Schwanbeck 3 Mk. Priester Hinter=Wendorf 3 Mk. Steuerrath Grapow 2 Mk. Lehrer Schär 2 Mk. Cantor Hempel 1 Mk. Frl. Ch. Rettich=Lübeck 12 Mk. Hauswirth Burmeister=Sülsdorf 5 Mr. Hauswirth Oldenburg=Zarnewenz 3 Mk. Summa 95 Mk. 50 Pf.

b. an Sachen: von

Frau Petersen (Kaufmann). Frau Bürgermeister Bicker. Frau Amtsrichter Horn. Frau Buchbinder Hempel. Frau Becker. Frau Zimmermeister Westphal. Fräulein Unterberg. Frau Hörcher Hof=Wahrsow. Frau Oldörp=Schönberg (zweimal). Frau Priester Hinter=Wendorf. Frl. Rettich=Lübeck. Ungenannt Schönberg. Herr Spehr Wein.

Den gütigen Gebern wird hierdurch der herzlichste Dank ausgesprochen.
- Herrenburg, 14. März. Hier wurde am Montag die 76jährige Jungfrau Wittfoht zu Grabe getragen. Dieselbe konditionirte seit ihrem 16. Lebensjahre bei derselben Herrschaft, sie war volle 60 Jahre in demselben Hause fleißig und thätig, gewiß ein seltenes Beispiel von heute kaum noch vorkommender Dienstbotentreue. Die Verstorbene war im ganzen Fürstenthum Ratzeburg bekannt.
- Neustrelitz, 17. März. Se. K. H. der Herzog von Cambridge ist von den Beisetzungsfeierlichkeiten in Berlin hier mit dem Mittagszuge eingetroffen. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog werden heute Abend hierher zurückkehren.
- In Lübeck ist der Fabrikant I. W. Thörenberg, Kassenführer des Irrenhauses, nach Unterschlagung von 45 000 Mk. flüchtig geworden.
- Ein Baumeister in Greifswald blieb ohne gesetzliche Entschuldigung von dem Schwurgericht zurück und wurde zu 100 Mark Geldstrafe verurtheilt. Er kam aber auch das zweite und dritte Mal nicht und hat's schon zu 4-500 Mark Geldstrafe gebracht. Der Präsident sagt, wir greifen immer höher, und der Baumeister, der ein reicher Hartkopf ist, ich komme doch nicht. Man ist nun neugierig, wer's am längsten aushält.
- Der Sarg, in welchem Kaiser Wilhelm im Dom ausgestellt ist und in dem er im Mausoleum in Charlottenburg beigesetzt wird, ist nach dem Vorbild des Sarges Friedrichs des Großen gefertigt. Die weißseidene Polsterung, auf welcher die Leiche des Kaisers ruht, wird zunächst von einem besonders starken und schweren Zinksarg umfangen, welcher in den aus eichenen Bohlen gefertigten Uebersarg eingesetzt ist. Dieser ist mit echtem Purpurseidensammet überzogen, der mit echt vergoldeten Borden mit Eckverzierungen ausgestattet ist. Der Sargdeckel trägt an jeder Längsseite vier von reichen, vergoldeten Ornamenten umgebene Griffe. Am Untertheil des Sarges sind zehn stark vergoldete Griffe mit Adlerköpfen und Kronen, je vier an den Lang=, je einer an den Schmalseiten angebracht, die zusammen ungefähr einen Zentner wiegen. Der Sarg selbst ist 2 Meter 21 Zentimeter lang, 95 Zentimeter hoch und in der Kopfhöhe etwa 1 Meter breit und dürfte insgesammt 10 Zentner wiegen. Die Firma F. O. Kersten in Berlin, die mit der Anfertigung des Sarges betraut worden war, hatte unter Anspannung aller Kräfte Tag und Nacht zu arbeiten, um denselben in der gegebenen Zeit fertig zu stellen.
- Wildbad Gastein, das dem Kaiser Wilhelm so viel verdankte hat einen Kranz von Edelweiß auf seinen Sarg gesandt.
- Unter der Annahme daß stündlich 7000 Personen in den Dom gekommen sind, was jedoch sehr hoch gegriffen erscheint, berechnen Berliner Blätter, daß bis Mittwoch Abend eine Viertelmillion Personen das Antlitz Kaiser Wilhelms noch einmal gesehen haben.
- Einige Jahre vor seinem Tod hielt sich der damals allmächtige Gambetta in einem böhmischen Bad auf und that in einem politischen Gespräch folgende Aeußerung: "Ich würde niemals Deutschland angreifen, so lange Kaiser Wilhelm lebt, denn mit ihm ist jene geheimnisvolle Macht, die man das Glück nennt."
- Der "Kaiserhof" in Berlin hatte schon einige Tage vor der Beisetzung des Kaisers 960 telegraphische Wohnungsbestellungen abweisen müssen. Seine Preise hat der "Kaiserhof" bei dieser Völkerwanderung nicht erhöht.
- Fortgesetzt laufen Nachrichten über Hochwasserschäden ein. In Galizien verursacht das Hochwasser großen Schaden, in manchen Gegenden wurde der gesammte Viehstand weggeschwemmt.


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