No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. September
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 1]

           Nr. 17 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
           II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung wegen Abänderung der Ausführungs=Vorschriften zu dem Gesetze, betr. die Erhebung von Reichsstempelabgaben.
(2.) Bekanntmachung zur Publikation der Bekanntmachungen des Königlich Preußischen Kriegs=Ministeriums, betreffend die Bewilligung von Wittwen= und Waisengeld für Hinterbliebene von Angehörigen der preußischen Armee und der in die preußische Verwaltung übernommenen Militär=Contingente in Folge der rückwirkenden Kraft des Reichsgesetzes vom 17. Juni 1887 - und die Festsetzung der Wittwen= und Waisengeldbeiträge der pensionirten Offiziere, Aerzte und Beamten.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Juli 1887.
           III. Abtheilung: Dienst= etc. Angelegenheiten.
           Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben nach dem Austritt der Landgerichtsräthe von Witzendorf und von Düring aus der Großherzoglichen Commission für das Heimathswesen den Landgerichtsrath Gundlach zum Vorsitzenden und ersten Mitgliede, sowie die Landgerichtsräthe Bossart und Brückner zum zweiten bzw. dritten Mitgliede dieser Commission vom 1. October d. J. an zu ernennen geruht.
           Neustrelitz, den 29. August 1887.


Prinz Ludwig von Bayern ist Montag Mittag nach großer Verabschiedung vom Marine=Offizierkorps von Wilhelmshaven nach Beendigung der Seemanöver nach Bremen gereist. Der Chef der Admiralität, General v. Caprivi, und zahlreiche Offiziere, erhalten bayrische Orden. Prinz Ludwig zollte der deutschen Kriegsmarine das größte Lob.
25 Jahre werden es am 23. September d. J., seit Fürst Bismarck, damals der "Junker Bismarck", oder "tolle Bismarck" genannt, vom König Wilhelm zum Präsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt wurde. Es war damals unter dem erbitterten Kampf mit dem Abgeordnetenhaus über die "Reorganisation" und Vermehrung des Heeres, des Königs "eigenstes Werk", das kein anderer Minister durchführen konnte oder wollte. Denke Jeder einmal zurück! Welche Fülle großartiger Kämpfe und Ereignisse, die ganz Deutschland und Europa umgeschaffen und eine neue Gestalt gegeben haben, von der Neubildung des Heeres an durch die Kriege gegen Dänemark und Oesterreich hindurch bis zum Siege über Frankreich, der Zurückgewinnung des alten deutschen Elsasses und Schaffung des deutschen Reiches umfassen die 25 Jahre!
Die Norddeutsche allgemeine Zeitung hört, daß der Reichskanzler von der Kissinger Kur guten Erfolg erwartet, vor der Hand machte sich die ermattende Wirkung der Bäder geltend, sodaß der Kanzler genöthigt gewesen sei, die Einladung zu den Festlichkeiten abzulehnen, welche in Königsberg und (Stettin anläßlich der Manöver von den Provinziallandtagen und den städt. Verwaltungen veranstaltet werden würden.
Die Zeitungen haben zwar hundert Augen wie der alte Argus, aber viele wichtige und interessante Dinge sehen sie doch nicht und tappen im Dunkeln. Dazu gehören vor allen Dingen die Sachverständigen militärischen Berichte über die jüngsten österreichischen Manöver bei Olmütz und die französische Probemobilmachung bei Toulouse. Den achttägigen österreichischen Manövern hat bekanntlich auf die vertrauensvolle Einladung des Kaisers Franz Joseph kein Geringerer als der preußische Generalstabschef und Stellvertreter des alten Moltke Graf Waldersee beigewohnt. Er hat alles sehen dürfen und können, was anderen Augen verborgen bleibt und hat diese Gelegenheit sicher auf's Beste benutzt und dem Kaiser Wilhelm bereits Bericht erstattet. Oesterreich ist unser Verbündeter und das Urtheil eines Mannes wie Graf Waldersee über die Tüchtigkeit und Vertrauenswürdigkeit des österreichischen Heeres außerordentlich wichtig. Man weiß zwar, daß dieses Heer in seiner Organisation und Ausbildung große Fortschritte gemacht hat, aber Mancher erinnert sich doch noch der Aeußerung des alten Moltke im deutschen Reichstag, als er über Oesterreich interpellirt wurde, daß jeder große Staat in ernsten Tagen sich auf seine eigene Kraft verlassen müsse. Auch in Toulouse wird es an scharfen sachverständigen deutschen Augen nicht gefehlt haben, obgleich nicht eines von den Franzosen entdeckt worden ist.
In militärischen Kreisen verlautet, daß die deutsche Armeeverwaltung eine Erhöhung einzelner Offiziergehälter beantragen wird. Die Premierlieutenants sollen das Gehalt der Hauptleute 2. Klasse, diese das Gehalt der Hauptleute 1. Klasse erhalten.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung bezeichnet die Nachricht von einer beabsichtigten Erhöhung einzelner Officiersgehälter als eine Reportercombination.
Die Nachricht der Straßburger Post, daß Fürst Hohenlohe, der Statthalter der Reichslande, in einer hochwichtigen Mission nach Petersburg gehen werde und gewissermaßen zur Einholung der Instructionen den Reichskanzler in Kissingen besucht habe, ist völlig unbegründet. Fürst Hohenlohe reist allerdings nach Rußland, aber wenigstens vorläufig nicht nach Petersburg, sondern nach Werki, dem Schlosse seines kürzlich verstorbenen Schwagers, des Fürsten Peter von Sayn=Wittgenstein=Berleburg, dessen russische Besitzungen an die Fürstin Hohenlohe, die einzige vollbürtige Schwester des Verstorbenen, gefallen sind. Die Regulirung der Verhältnisse werden noch schwieriger dadurch, daß auf die Fürstin Hohenlohe der Fremden=Ukas Anwendung finden müßte, wenn es nicht gelänge, sie durch einen neuen Ukas von der Folge des ersteren zu befreien. Lediglich, um eine Regelung dieser Verhältnisse zu versuchen, hat der Statthalter sich entschlossen, nach Rußland zu reisen; wahrscheinlich hat der Besuch in Kissingen u. A. auch den Zweck gehabt, mit dem Reichskanzler über diese Angelegenheit Rücksprache zu nehmen, da Fürst Hohenlohe wohl der Ver=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 2]

mittelung des Auswärtigen Amtes in Petersburg bedürfen wird.
Der Plan der Erhöhung der deutschen Getreidezölle soll vertagt worden sein, da die verbündeten Regierungen den bezüglichen preußischen Antrag nicht gerade günstig aufgenommen haben.
Die bayerische Staatsregierung wird den Malzaufschlag mit 6 Mark per Hektoliter vorschlagen. Der Antrag auf Bewilligung eines außerordentlichen Zuschusses für die Hofhaltung des Prinzregenten wird erfolgen, wenn über die Höhe der Summe zwischen Ministerium und Kammern eine Verständigung erfolgt ist, jedenfalls wird die Forderung mehr als 100 000 Mk. betragen.
Kaiser Franz Josef traf am Sonntag zur Beiwohnung der ungarischen Manöver in Töke=Terebes ein. Zu Ehren des Geburtstag des Kaisers von Rußland fand große Hoftafel statt; während derselben erhob sich der Kaiser und brachte einen Toast auf die Gesundheit des Zaren aus, worauf die Militärkapelle die russische Nationalhymne anstimmte.
Das nächstjährige Defizit Ungarns für 1888 beträgt 15 bis 17 Millionen Gulden gegen 32 Millionen in diesem Jahre.
Die Holländer gehen schlecht mit den Sozialisten um. Wie jüngst in Amsterdam versammelten sich auch in Utrecht die untersten Klassen und stürmten und verwüsteten das Wirthshaus, in welchem die Sozialisten tagten. Sie zerrissen die gefundenen Schriften und warfen die Bierfässer ins Wasser.
Nach dem "Soleil" hätte die französische Mobilmachungsprobe folgende Ergebnisse geliefert: 1. Ausrüstung, Bewaffnung, Kriegsgeräth und Vorräthe sind, wie sie sein sollen. 2. Die Mannschaften können wenigstens vierundzwanzig Stunden früher marschfertig sein, also schneller, als die Weisungen vorausgesehen haben. 3. Das Requiriren der Pferde muß schneller vor sich gehen. Auch in deutschen militärischen Kreisen scheint bei aller Berücksichtigung des großen Unterschiedes zwischen Spiel und Ernst das Urtheil über die Leistungen des Gegners im Allgemeinen nicht ungünstig zu lauten.
Die indirekten Steuern ergaben in Frankreich im Monat August 2 Millionen Franks weniger als der Voranschlag besagt und 4 Millionen Franks weniger als im gleichen Monat des Vorjahrs.
Die französische Finanznoth wird immer drückender, so daß die Aufnahme einer dreiprocentigen Anleihe von 600 bis 700 Millionen Franken in Aussicht genommen werden mußte.
In Bulgarien ist der Belagerungszustand aufgehoben worden, sofort ist aber auch das erste Oppositionsblatt "Tirnowska Konstitutia", das Organ Karavelow's, erschienen. Dasselbe greift die Regierung und den Fürsten Ferdinand aufs heftigste an, nennt sein Kommen eine gesetzwidrige Handlung und ihn einen Fürsten nicht von Gottes, sondern von Stambulow's Gnaden, und fordert ihn zum Verlassen des bulgarischen Bodens auf.
Prinz Ferdinand hat seine aus Wien mitgebrachte Umgebung wechseln müssen, weil sie nicht bulgarisch genug war.
- Fürst Bismarck hat in diesem Jahr, wie bekannt, auf der Bismarck=Waage in Bad Kissingen 207 Pfund gewogen, gerade so viel wie im vorigen Jahr. Sein Gewicht betrug im Jahr 1874 ebenfalls 207 Pfund; 1876 betrug es 219, 1877: 230, 1878: 243, 1879: 247, 1880: 237, 1881: 232, 1883: 202, 1885: 205, 1886: 207 Pfund. Er fällt also gegenwärtig gerade so schwer ins Gewicht, wie vor 13 Jahren; inzwischen hatte er allerdings 40 Pfund gewonnen, aber mit Hülfe Schweningers wieder verloren.
- In Berlin wurde am Montag der Attaché der chinesischen Gesandschaft Kingen Then von einem Pferdebahnwagen überfahren und mußte in das Elisabth=Krankenhaus gebracht werden, wo ihm das rechte Bein bis zum Knie abgenommen wurde.
- Man gehe nicht unter langweilige Leute; denn das Gähnen ist nicht nur unhöflich, sondern auch gefährlich. Eine Frau in Berlin gähnte so herzhaft, daß sie sich die Kinnlade verrenkte und große Schmerzen erduldete, als ihr ein Operateur die Kinnlade wieder einrenkte.
- In Leipzig ist am 8. ds. das neue für den Bedarf einer halben Million Menschen berechnete Wasserwerk bei Naunhof eröffnet worden. Dasselbe ist bestimmt, täglich eine Menge von 30 000 Cbm. Wasser zu liefern.
- Vor einigen Tagen wurde in Breslau einem Schlesier eine Anzahl Eisensplitter aus der Stirne gezogen, die derselbe am 16. August 1870 in der Schlacht von Mars la Tour, also vor 17 Jahre, durch einen Granatschuß in den Kopf erhalten hatte.
- In Detmold soll die zwangsweise Anlegung von Blitzableitern durchgeführt werden. Die Kosten betragen für jedes Haus 150 Mk. und glaubt man mit einer Anleihe von 127 000 Mk. auskommen zu können. Der Hausbesitzer soll die Kosten mit 4 pCt. verzinsen, 5 pCt. amortisiren und mit 1 pCt. die Reparaturen, also in Summa 15 Mk. bezahlen.
- Auch das Mainzer Stadttheater hat jetzt sein vertieftes Orchester. Die Proben betreffs der Klangwirkung fielen vorzüglich aus.
- Will der Sultan schlanker werden? oder sollens seine Frauen werden? Dr. Schweninger ist nach Constantinopel gereist, um ihm Rath und Hülfe zu leisten.


Farbige Seidenstoffe v. Mk. 1,55 bis 12,55 p. Met. (ca. 2000 versch. Farb. u. Dess.) - Atlasse, Faille Française, "Monopol", Foulards, Grenadines, Surah, Sat. merv., Damaste, Brocatelle, Steppdecken- u. Fahnenstoffe, Ripse, Taffete etc. - vers. roben und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Der Verleger des "Berliner Tageblatts" hat mit dem Grafen Ferdinand von Lesseps einen Vertrag über das alleinige Verlagsrecht der Memoiren des Grafen von Lesseps in deutscher Sprache abgeschlossen. Graf Lesseps theilt noch bei seinen Lebzeiten die Denkwürdigkeiten seiner Laufbahn als Diplomat, Ingenieur und Weltbürger der Oeffentlichkeit mit und es ist bemerkenswerth, daß dieser bedeutende Kosmopolit, den Kaiser Wilhelm, wie erinnerlich, bei seiner letzten Anwesenheit in der deutschen Reichshauptstadt so besonders ausgezeichnet hat, durch die Vermittelung des "Berliner Tageblatts" dem deutschen Publikum die Bekenntnisse seines, vielbewegten Lebens zu übergeben beschloß. Das "Berliner Tageblatt" ist die einzige in deutscher Sprache erscheinende Zeitung, in deren Spalten dieses hochinteressante Memoiren=Werk publizirt werden darf. Ferner dürfte die Nachricht allgemein interessiren, daß Paul Lindau nach Niederlegung seiner Stellung als Dramaturg am Deutschen Theater für das "Berliner Tageblatt" als ständiger Theater=Kritiker gewonnen worden ist.
Die sonstigen Vorzüge, durch welche sich das "Berliner Tageblatt" besonders auszeichnet und denen es seine große Verbreitung verdankt, bestehen in Folgendem: Täglich zweimaliges Erscheinen als Abend= und Morgen=Ausgabe. - Gänzlich unabhängige, freisinnige politische Haltung. - Spezial=Korrespondenten an allen wichtigen Plätzen, daher rascheste und zuverlässigste Nachrichten; bei bedeutenden Ereignissen umfassende Special=Telegramme. - Ausführliche Kammerberichte des Abgeordneten= und Herrenhauses, sowie des Reichstags.
Die "Handels=Zeitung" des "Berliner Tageblatt" hat durch ihren reichen und frischen Inhalt, welcher nicht allein den Effekten= und den Produkten=Börsen, sondern auch dem gesammten Waarenhandel gewidmet ist, in der kaufmännischen und industriellen Welt großen Anklang gefunden. Die einzelnen Handels= und Industrie=Zweige finden periodisch in selbstständigen Artikeln anerkannter Fachautoritäten sachgemäße unparteiische Beurtheilung. Ueber Metalle, Kali, Tabak, Baumwolle, Wolle, Seide, Zucker, Butter, Schmalz etc. erscheinen regelmäßig Originalberichte. Vollständiger Courszettel der Berliner Börse. - Ziehungslisten der preußischen Lotterie, sowie eine besondere Effekten=Verloosungsliste. Graphische Wetterkarte nach telegraphischen Mittheilungen der deutschen Seewarte. Militärische und Sport=Nachrichten. - Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. - Ordens=Verleihungen. - Reichhaltige und wohlgesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. - Interessante Gerichtsverhandlungen. - Theater, Literatur, Kunst und Wissenschaft werden im Feuilleton des "B. T" im ausgedehntem Maße gepflegt; außerdem erscheinen in demselben die Romane und Novellen der ersten Autoren. Das nächste Quartal bringt folgende hochinteressante Werke: George Ohnet: "Sie will es". Richard Voss: "Lala". Außerdem empfangen die Abonnenten des "Berliner Tageblatt" vier werthvolle Separat=Beiblätter: das illustrirte Witzblatt "Ulk", das belletristische Sonntagsblatt "Deutsche Lesehalle", das feuilletonistische Beiblatt "Zeitgeist" und die "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft zu dem enorm billigen Abonnementspreise von nur 5 Mark 25 Pf. für das Vierteljahr. Man beliebe das Abonnement bei dem nächstgelegenen Postamt schleunigst anzumelden, damit die Zusendung des Blattes vom 1. Oktober ab pünktlich erfolge.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg an der Herrnburg=Lübecker Straße sub No. 42 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Schuhmachers Kietzmann, Dorothea geb. Krieger, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 3. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. Juli 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1888/89 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 9. September 1887.

Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
I. V.
H. Spieckermann.


Zwangsversteigerung.

Donnerstag, den 22. September d. J. Vormittags 10 Uhr werde ich zu Hammer - Vogtei Mannhagen -

10 Tausend Mauersteine

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern. Versammlung der Käufer im Kruge daselbst.

                                                    Studier, Kammer=Exekutor.


Torf=Auction.

Am Montag, den 19. September cr., Vormittags 10 Uhr, werde ich auf dem Born=Moor

ca. 100 Mille guten Formtorf

unter vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkaufen.

                                                    von Wenckstern.


Die
Kuh Ausschußkühe

von den Gütern Demern, Kl. Rünz, Löwitz,, Bülow, Strohkirchen u. Hof=Nesow sollen

am Freitag, den 7. October
Mittags 12 Uhr

in Rehna vor dem Schützhause öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.


Wegzugshalber sollen am 29. d. M. Nachmittags 1 Uhr im Kruggehöfte zu Gr. Mist folgende Sachen öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

1 Koffer, 2 Laden, 3 Schränke, 1 Ruhebank, eine 2schläfrige Bettstelle, 1 Backtrog, 1 Hackbrett, 1 Schnitzelbank, 3 Kübel, etwas Zimmergeschirr, 1 eiserner Ofen, 2 Kessel (groß und mittel Sorte) sowie andere Küchengeräthe und was sich sonst noch vorfindet.
Gr. Mist im September 1887.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 18. September, Nachmittags 4 Uhr
im Vereinslokale.

                  Tagesordnung.
        1. Bericht über das Sedanfest.
        2. Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs.
        3. Wichtige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Stadt Lübeck
Gr. Erntefest
am Sonntag, den 18. d. Mts. Entree für Herren 75 Pfennig., wofür Erfrischung und freier Tanz. Damen frei. Anfang 6 Uhr.
Zu demselben ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Anzeige.

Vom 1. October d. J. an nehme ich Flachs zu den früheren Bedingungen zum Braken und Schwingen in meiner Flachs=Fabrik entgegen.

                                                    Frau Amtmann Drevs.
Bauhof, Schönberg,                                                    
Fürstenthum Ratzeburg.                                                    


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Frischen Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


Saatroggen,
völlig rein, pro 200 Pfd. 12 Mark.                                                    
                                                    W. Bade, Ollndorf.


Wegen Raummangels ist ein größerer birken polirter Schreibsecretair preiswürdig zu verkaufen bei

                                                    A. Krüger.


Nach absolvirtem Cursus in der Zahntechnik empfehle ich mich zum

Einsetzen künstlicher Zähne und ganzer Gebisse,
sowie auch zum Zähnereinigen, Plombiren, Nervtödten und
Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung.
Schönberg i. Mecklb., 14. September 1887.                                                    
                                                    W. Maack, Zahntechniker.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 4]

Schuhwaaren
Sehr große Auswahl!

Eigener Fabrik wie auch Importwaaren, empfehle dem geehrten Publikum zu nachstehend verzeichneten äußerst billigen Preisen:
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Damen=Roßlederzugstiefel m. Randsohlen M. 7,-.
Damen=Morgenschuhe (Cordonet) M. 2,75.
Damen=Morgenschuhe, abgesteppte Lasting von M. 3,25.
Herren=Morgenschuhe (Cordonet) M. 4,-.
Kinderstiefel von M. -,50 an.

Desgleichen eine sehr große Auswahl in
Filzwaaren

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                                                    Achtungsvoll
                                                    J. W. Hundt,
                                                    Schuhmachermeister.


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J. Ludw. D. Petersen
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Dampfwaschkessel
dauerhaft gearbeitet mit kupfernem Boden
u. s. w., u. s. w.


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Barometer und Thermometer.
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Große Auswahl
von
fertigen Herrengarderoben
zu den billigsten Preisen.

Da ich persönlich auf der Frankfurter Messe Einkäufe gemacht habe, bin ich im Stande, die Sachen äußerst billig abzugeben.
Schönberg, im September 1887.

H. J. Lange, Schneidermeister.

NB. Bei comptanter Zahlung 4 pCt. Rabatt.


Gesucht von einem Landmann zu Michaelis d. J. ein Knabe von 14-16 Jahren, der pflügen kann, sowie einen dritten Knecht, der alle vorkommenden Arbeiten kennt.

Näheres zu erfahren bei                                                    
                                                    F. Lundwall.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


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Natürliches doppelt kohlensaures Mineralwasser
Bestes erfrischendes Tafelgetränk.
Grösster Export nach allen Ländern der Erde.
Vergleichende Analyse:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorräthig in allen Hôtels, Restaurants etc.
sowie in den besseren passenden Geschäften.
Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
                                                    Die Versandt-Direction des
                                                    Heisteiner Mineralbrunnens
                                                    Max Ritter Coblenz.


Suche zu Michaelis d. J.                                                    
einen Großknecht,
der auch Säcke zu tragen hat. Lohn nach Uebereinkunft.                                                    
                                                    W. Wieschendorff,
                                                    Pogetz bei Carlow.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 18. September.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 72der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16 September 1887.


- In Koblenz sind jetzt die aus Italien stammenden Brüder Toggi zu sehen, welche, zusammengewachsen, zwei Köpfe, vier Arme, einen doppelten Oberleib mit zwei Beinen aufweiten. "Beide" Knaben ließen sich bei ihrer Ankunft in Koblenz Kaffee und Kuchen gut schmecken. Am Mittag aß "Jeder" einen Teller Suppe, eine Portion Kalbsbraten und trank ein Glas Bier dazu. Jedes dieser zusammengewachsenen Kinder hat seine eigene Willensmeinung, was schon öfter dazu führte, daß sie miteinander in Uneinigkeit geriethen. Die Kinder sind zehn Jahre alt. Ihr Geburtsort war Lolona in Italien.
- In Chemnitz wird der Zinsfuß für Sparkasseneinlagen demnächst von 3 auf 2 1/2 Proz. herabgesetzt werden.
- Ganz Aachen war neulich auf den Beinen und reckte die Hälse in die Höhe; denn hoch oben schwebte ein mächtiger Luftballon und ließ zahllose Zettel regnen, welche die Waaren eines Fabrikanten in Vervieres anpriesen. Das ist die neueste Art von Reklame, auf welche sogar die Amerikaner eifersüchtig sind.
- Reiche Jagdbeute machten die Grundheimer am Rhein. Sie erlegten im August nicht weniger als 1025 Hamster und 31,930 Mäuse.
- Auf die Frage wie lange kann ein Pferd diensttüchtig bleiben? ist aus Deutsch=Lissa folgende Antwort eingegangen. "Als ich im Jahr 1849 in der 2. Schwadron 3. Dragoner=Regiments (Königin) in Bromberg diente, hatten wir einen Rappen "Alfred", welcher mindestens 40 Jahre alt und - obwohl derselbe zumeist zu Fouragediensten gebraucht wurde - doch noch diensttauglich war; ja, zuweilen wurde er auch noch geritten. Das Pferd ist nie krank gewesen. "Alfred" war der Liebling der Offiziere und der Mannschaften, und zwar vorzüglich deshalb, weil er abgerichtet war, kein Papier in seiner Nähe zu dulden; er riß es jedem aus der Hand und jagte einst über den Exerzierplatz, um einer Infanterie=Ordonnanz einen großen Dienstbrief streitig zu machen.
- In Braunschweig hat eine dort ausgebrochene Trichinosis mehr und mehr an Umfang zugenommen. Die Zahl der Erkrankten wird bis jetzt auf 120 bis 130 angegeben. Bis jetzt sind glücklicherweise sämmtliche Fälle derart, daß voraussichtlich kein Todesfall vorkommen wird. Die erkrankten haben alle in der ersten Hälfte des August rohes Fleisch oder frische Mettwurst von ein= und demselben Schlachter bezogen und genossen.
- In Wilhelmshaven stieß sich ein Kaufmann beim Kegelschieben Holzsplitter unter die Fingernägel; nach kurzer Vernachlässigung der Wunde unterwarf er sich zwei Operationen, verlor aber das Leben an Genickstarre.
- Dem Rohproduktenhändler Ziliack in Connewitz bei Leipzig wurde am 1. d. das dreißigste Kind geboren.
- Auf dem Eisenbahn=Transport von Gumbinnen bis Insterburg erstickten in einem Güterwagen in dem sie alle zusammengepfercht waren, von 27 Füllen 15 Stück. Auch die am Leben geblieben jungen Pferde befanden sich in einem sehr erschöpften Zustande. Der Schaden der Pferdekäufer ist ein sehr bedeutender.
- Eine hübsche Schmugglergeschichte erzählt die deutsche "St. Petersburger Zeitung." Vor kurzem stieg auf der Station Mlawa eine aus Preußen kommende, dem Anschein nach den besseren Ständen angehörende Dame aus, gefolgt von einer Amme mit einem Kind. Das in warme Tücher gehüllte Kind lag in weichen Kissen. Der Aufforderung Folge leistend, ihr Gepäck untersuchen zu lassen, bat die Dame die betreffenden Zollbeamten, da das Kind erkrankt sei und sie ihre Reise schnell fortsetzen müsse, um in der nächsten Stadt einen Arzt zu Rathe ziehen zu können, die Untersuchung zu beschleunigen. Nach Beendigung derselben wollte sich eben die Dame vom Bahnhof entfernen, als es einem Zollbeamten auffiel, daß die Amme das sich still verhaltene Kind fortwährend auf den Armen wiegte. Die Bemerkung des Beamten, sie solle doch das kranke Kind nicht aufwecken, versetzte die Amme in sichtliche Verlegenheit, worauf der Beamte das Kind näher in Augenschein nahm und anfänglich erschrak, als er das todtenbleiche Antlitz desselben erblickte; bei näherer Untersuchung ergab es sich aber, daß das vermeintlich kranke Kind nichts weiter als ein auf einen etwa zwei Fuß langen Stock gesetzter Wachskopf war, dessen Körper sich mit theuer verzollbaren Spitzen im Werth von 10,000 Rubeln umwickelt zeigte.
- In Messina ist die Cholera verstärkt wieder ausgebrochen; seit 24 Stunden kamen 100 Fälle vor, darunter viele mit tödtlichem Ausgange.
- Ein französischer Chemiker Chetail soll ein Mittel zur ganz sicheren Ausrottung der Reblaus erfunden haben, das schon mit großem Erfolge angewendet ist. Bei der auch in Deutschland herrschenden Reblausplage kann man auf Näheres gespannt sein.
- Die Stubenfliege und der Tuberkel=Bacillus. In einem der französischen Akademie der Wissenschaften vorgelegten Bericht der Doktoren Spillmann und Haushalter zeigen die beiden Aerzte, wie die Stubenfliege die Koch'schen Tuberkelbacillen aus dem Auswurf Tuberkulöser aufnimmt und sodann weiter verbreitet. Die genannten Aerzte fingen die Fliegen, die sich eine zeitlang bei den Spuckschalen der Tuberkulosen aufgehalten hatten, und setzten sie lebend unter eine Glasglocke. Man sah an der Innenwand der Glasglocke viele kleine, grauliche Flecke, die Exkremente dieser Thierchen. Die Flecke sowohl als der Inhalt des Bauches der meisten Fliegen ließen bei der mikroskopischen Untersuchung Tuberkel=Bacillen in Masse erkennen. Aber auch der Auswurf, den man von den Fenstern oder den Mauern eines Spitalzimmers abkratzte, zeigten denselben Bacillus. Eine Fliege hat ein gar kurzes Leben; sie stirbt, trocknet ein und geht in Staub über; die Bacillen werden also wieder frei, die Keime der Tuberkulose werden überallhin verbreitet. Es empfiehlt sich deshalb, den Tuberkulosen nur solche Spuckschalen zu geben, die mit einem Deckel geschlossen werden können, und deren gefährlichen Inhalt durch heißes Wasser oder fünfprozentige Karbolsäurelösung unwirksam zu machen.
- Meere und Wälder, d. h. Seebäder und Luftkurorte in Deutschland, Holland und Belgien streiten sich, wer mehr Gäste und Liebhaber in diesem Jahr angezogen habe. Die einen rühmen sich des stärkenden Ozons, die anderen des kräftigen Meersalzes. Beide waren außerordentlich besucht.
- Der Direktor einer Wiener Fabrik, welcher mit Besuchen von Geschäftsreisenden sehr überhäuft wird, verfiel auf folgendes originelle Mittel, um sich der ihm zugedachten Heimsucher auf die einfachste und kürzeste Weise zu entledigen. Jeder Fremde, der zum Direktor will, muß sich zuerst beim Portier melden; von diesem wird er dann in ein kleines Zimmer geführt und höflichst gebeten, Platz zu nehmen. Alsdann drückt der Portier auf einen Knopf, und mittelst Fahrstuhles fährt der Fremde mitten in das Comptoir des Directors. Da nun der Fahrstuhl ringsherum mit einem Gitter versehen ist, kann der Besucher in das Comptoir nicht eintreten, muß vielmehr von seinem Platze aus mit dem Director unterhandeln. Stellt sich nun heraus, daß der Fremde ein Geschäftsreisender ist, so zuckt der Director einfach die Schultern, bedauert, keinen Bedarf zu haben, drückt an den Knopf, und noch ehe der Reisende "Empfehle mich!" gestammelt, sitzt er schon wieder in der Portierstube.
- Vom jüngsten Kavallerie=Exerzieren auf dem Bornstedter Feld erzählt die "Kr.=Ztg." folgendes Vorkommniß: Das Gebiet war bekanntlich erweitert und die Grenzen durch Pfähle mit Strohbüschen

[ => Original lesen: 1887 Nr. 72 Seite 6]

sogenannte "Wiepen", abgegrenzt worden. Bei einer der militärischen Evolutionen erschien dem Kommandeur des Garde=Husaren=Regiments, Obersten Prinz Wilhelm, eine dieser Wiepen hinderlich. Er sah davor einen Bauern aus Bornstedt stehen, der so sein Grundstück zu hüten schien. Der Prinz ritt an ihn heran mit der Aufforderung, die Wiepe wegzunehmen. "Nee", sagte der Bauer, "die Wiepe bleibt stehen." Auf diese Weigerung machte der Prinz Kehrt. Dann ritt einer der Adjutanten oder Ordonnanz=Offiziere zu dem Bauern und forderte in etwas strengerem Ton, als der Prinz es gethan, ihn auf, die Wiepe wegzunehmen. "Ne", wieder holte der Bauer, "die Wiepe bleibt stehen." "Wissen Sie denn auch, wer der Offizier war?" "Ne", sagte der Bauer. "Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm war es!" Darauf nahm der Bauer, obwohl der Prinz in der Entfernung war, sehr ehrerbietig die Mütze ab und sagte: "Ju'n Morgen ooch! Die Wiepe bleibt stehen!" Prinz Wilhelm begnügte sich mit diesem Bescheid und ließ die Wiepe unangetastet, obgleich sie sehr hinderlich war. Vielleicht dachte der Prinz daran, daß seinem Urahn, dem großen Friedrich, einst mit dem Müller von Sanssouci Aehnliches widerfahren war.
- Aus der Schule. Ein Lehrer, welcher das Thema "Die alten Deutschen" behandelt, stellt nach beendetem Vortrag u. A. auch die Frage an seine Kinder: ,,Was für Haare hatten die alten Deutschen?" Ein Knabe antwortete darauf: "Die alten Deutschen hatten graue Haare." - "Welches sind die Zähne, die zuletzt kommen?" fragt ein Lehrer in seiner Klasse. "Die falschen!" antwortete ein Junge auf der letzten Bank.
- Engländer in der Schweiz. Sagen Sie, Schiffsmann, ist es bei diesem Unwetter auf der See nicht gefährlich? Ich könnte leicht ertrinken. Schiffer: Na, und wenn auch, das Schönste haben Sie ja doch gesehen.
- Schwerer Auftrag. "Hast Du Geld, Johann?" "Nein, Euer Gnaden, Herr Baron." - "Fatal, dann mußt Du meinen neuen Ueberzieher versetzen!" - "Zu Befehl, Herr Baron! Aber ich muß ihn erst auslösen."


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)


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