No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. September
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 1]

               Bei Gelegenheit der in diesem Jahre in Berlin stattfindenden großen akademischen Kunst=Ausstellung beabsichtigt der Senat der Königlichen Akademie der Künste in Berlin eine Lotterie von ausgestellten Gemälden, Bildwerken, Aquarellen, Kupferstichen, Radirungen, sowie von Photographien und Medaillen zu veranstalten. Auf bezüglichen Antrag hat die unterzeichnete Großherzogliche Landesregierung die Genehmigung zum Vertriebe von Loosen dieser Lotterie im hiesigen Lande ertheilt.
            Neustrelitz, den 12. September 1887.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
v. Arnim.


Die Kaiserzusammenkunft ist also doch ausgefallen. Die Stettiner haben es zwar nicht glauben wollen und Abend für Abend sich mit dem Gedanken zur Ruhe gelegt, der kommende Tag werde den Besuch des Zaren bringen, aber es hat alles nichts geholfen: Alexander III. ist nicht gekommen, um seinen greisen Großoheim zu besuchen. Und wenn er nun gekommen wäre! Praktische Folgen für Europa hätte die Reise nicht gehabt, es wäre lediglich ein Verwandtenbesuch gewesen.
Prinz Wilhelm führte bei der Parade in Stettin die Königsgrenadiere, Graf Moltke sein Colberger Regiment dem Kaiser vor. Es ist überhaupt Thatsache, daß der Prinz in militärischen Kreisen hoch verehrt wird. Die Verehrung gründet sich hauptsächlich auf die große Fähigkeit des Prinzen, mit Leichtigkeit die schwierigsten Aufgaben auf dem Gebiete militärischer Operationen zu lösen. Von eingeweihten Personen wird versichert, der Prinz entwickle Feldherrntalente, welche an den Geist des großen Friedrich erinnerten und jeden Militär mit Bewunderung, jeden deutschen Mann mit Stolz und Beruhigung erfüllen müßten. Als Moltke bei der Parade sein Regiment dem Kaiser vorführte, empfing ihn das Publikum mit stürmischem Jubel, und als er dann einschwenkte, um dem Kaiser zu salutiren, erhob sich dieser, reichte ihm die Hand und dankte dem bewährten Feldherrn in wärmsten Worten. Das Publikum jubelte beiden nochmals stürmisch zu.
Die persönliche Besprechung der beiden leitenden Minister Deutschlands und Oesterreichs, Bismarck's und Kalnoky's in Friedrichsruh, ist ein gutes Zeichen. Trotz aller offiziösen Erklärungen in der Berliner N. A. Z. hatte sich in Oesterreich und anderen Ländern das Mißtrauen festgesetzt, daß der deutsche Kanzler das Interesse und Bündniß Rußlands mehr suche als das Oesterreichs. Diesem Verdacht tritt die Zusammenkunft in Friedrichsruh entgegen. Sie zeigt, daß in Sachen Bulgariens und der Erhaltung des Friedens beide gemeinsame Ziele verfolgen, wenn auch die diplomatischen Wege manchmal anscheinend auseinander gehen. Und diese Ueberzeugung wirkt ungemein beruhigend.
Am 1. Oktober, also in 14 Tagen, tritt das neue Branntweinsteuergesetz in Kraft. Jeder Detaillist darf an diesem Tage 120 Liter, jeder Privatmann 30 Liter ohne Nachsteuer besitzen. Alles Uebrige wird nachversteuert.
Die "Post" kommt auf die angeregte Frage der Verlängerung der Reichstagslegislaturperioden zu sprechen und meint, daß jetzt der geeignete Moment sei, aus den dreijährigen Wahlperioden fünfjährige zu machen.
Es verlautet aus Sofia, die deutsche Regierung habe bei der Pforte die Erlaubniß nachgesucht, daß mehrere Kriegsschiffe die Dardanellen passiren dürfen, da sie von der bulgarischen Regierung wegen mehrerer, dem deutschen Konsul Löper in Rustschuk zugefügten Beleidigungen keine genügende Satisfaktion erhielt.
Samoa, wo gewichtige deutsche Interessen spielen, war seit einigen Jahren im öffentlichen Interesse untergetaucht. Die jetzige Besetzung durch 500 Matrosen der deutschen Flotte weckt das Interesse wieder auf. Diese Landungstruppen sollen allem Anschein nach den König Malietoa absetzen. Er hat, wie die offiziösen Zeitungen melden, Räubereien auf den deutschen Plantagen begangen und deutsche Reichsangehörige, welche den Geburtstag Kaiser Wilhelms feierten, mißhandelt. Er soll überhaupt ein nichtswürdiger Patron sein, der für einige Dollars zu allem zu haben ist, und so unanständig in seinem Privatleben, daß er von seinen Landsleuten verachtet wird.
Der soeben verstorbene General v. Werder war einer der verdientesten Heerführer im Kriege von 1870/71. Er hat Straßburg belagert und zur Uebergabe gebracht. Sein größtes Verdienst aber hat er sich erworben, als er im Winter 1871 den französischen General Bourbaki bei Belfort, der nach Süddeutschland hereinbrechen wollte, zurückschlug. Für diese That schickte ihm Kaiser Wilhelm folgende Depesche aus Versailles, die sein Ruhmestitel ist. "Ihre heldenmüthige, dreitägige, siegreiche Vertheidigung Ihrer Position, eine belagerte Festung im Rücken, ist eine der größten Waffenthaten aller Zeiten. Ich spreche Ihnen für Ihre Führung, den tapferen Truppen für ihre Hingebung und Ausdauer meinen königlichen Dank, meine höchste Anerkennung aus und verleihe Ihnen das Großkreuz des rothen Adlerordens mit Schwertern als Beweis dieser Anerkennung. Ihr dankbarer König Wilhelm." Bei seiner Pensionirung erhielt er den Grafentitel.
Ein Manifest des Grafen von Paris gipfelt in der Erklärung, daß die Monarchie sich durch ein Plebiscit neu sanctioniren lassen werde. Die Monarchie des Grafen von Paris soll also eine Mischung der Prinzipien des Königthums mit den demokratischen Grundsätzen des Kaiserreichs sein; sie will

[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 2]

das historische Recht mit dem allgemeinen Stimmrecht versöhnen. Die Monarchische Presse begrüßt das Manifest jubelnd als eine große That. Cassagnac ruft, daß nunmehr Monarchie und Kaiserreich eins seien. Die republikanischen Blätter bezeichnen das Manifest als eine offene Kriegserklärung des Orleanismus, wogegen jetzt die Gesammtheit der Republikaner Front machen müsse.
In Frankreich sind die größten Staats=Geheimnisse billig zu haben. Der bekannte Mobilisirungsplan wurde dem "Figaro" von dem Journalisten Aubanel für 250 Franks verrathen und verkauft. Das hat die amtliche Untersuchung ergeben, aber nicht, wer dem Journalisten den Plan zugesteckt hat.
Es war zu prophezeien, daß die Franzosen durch eine halbwegs gelungene Mobilmachung, wie sie in Toulouse stattgefunden hat, übermüthig werden würden. Schon sagt die "Republique française": "Frankreich ist von heute an bereit und ganz anders bereit als 1870, die gelungene Mobilmachung gestattet die edelsten Hoffnungen." Schlecht sollen die Cavallerie= und Artilleriepferde die Manöver bestanden haben, sie haben weder Kraft, noch Wiederstandsfähigkeit gezeigt und waren nach Märschen von 15 Kilometern wund und lahm. Die Pariser Zeitungen sagen: Kein Deutscher ist den Manövern gefolgt, der deutsche Generalstab wird jedenfalls von fremden Journalisten unterrichtet.
Neunhundert jüdische Familien, die gegenwärtig in der russischen Stadt Kamenez Podolsk leben, aber nicht das Recht besitzen, sich dauernd daselbst aufzuhalten, sollen bis Ende dieses Jahres ausgewiesen werden. Die Ausweisung hat bereits begonnen.
Déroulède versuchte bei dem Zaren in Fredensborg eine Audienz zu erlangen. Es ist ihm aber nicht gelungen, er wurde abgewiesen und ist nun von Kopenhagen nach Havre abgereist. Von Erfolgen seiner Reise nach Rußland kann er allerdings seinen Landsleuten nicht viel erzählen.


- Das neue deutsche Repetir= oder Magazingewehr besteht jetzt seine erste taktische Probe bei den Feldmanövern und bereitet dabei mancherlei Ueberraschungen. So berichtet man von den preußischen Manövern dieser Tage. Eine Batterie protzte an einer Waldlisière gegenüber zwei in Deckung liegenden Kompagnien Gardeschützen ab. Aber ehe ihr erster Schuß fiel, wurde sie zwei Minuten lang von einem furchtbaren Magazinfeuer überschüttet, aus dem im Ernstfalle kein Mann und kein Pferd lebend herausgekommen wäre. Aber nach der bisherigen Ueberlieferung spielt die Artillerie die erste Geige und so knallte die Batterie ruhig weiter. Das Rollen des Magazinfeuers aber hatte den kommandirenden General v. Pape herbeigeführt. Der übersah kaum die Situation, als er an den Batteriechef herantrat und ihn fragte, wie er Sich die Situation vorstelle. "Exzellenz, ich glaubte, ich hätte den Feind vernichtet." "Im Gegentheil, von Ihnen wäre im Ernstfalle nichts mehr übrig, und nun machen Sie schleunigst, daß Sie fortkommen!" Das Beispiel zeigt, daß auf gewisse Distanzen, in obigem Falle z. B. 500 Schritt, die Artillerie dem Magazingewehr weichen muß.
- In Berlin hat einer der ältesten Graveure das ganze Vater Unser auf eine Stanze von der Größe eines Silbernen Zwanzigpfennigstückes gravirt. Die königliche Münzdirektion hat davon Medaillen, die auf der Vorderseite das Bild des Kaisers und auf der Rückseite das Gebet zeigen, in Gold und Silber geprägt.
- Die am Dienstag in Nürnberg eröffnete Gustav=Adolf=Feier fand lebhafteste Betheiligung und weist die Präsenzliste gegen 1000 Theilnehmer auf. Im Rathhaussaale fand die Begrüßung statt, worauf Professor Fricke aus Leipzig Namens der Versammlung dankte.
- Die Generalversammlung des Gustav=Adolf=Vereins in Nürnberg hat unter lebhafter Theilnahme der Nürnberger einen sehr guten Verlauf genommen. Gepredigt haben in dem Festgottesdienste die Herren Pastor Dr. Hölscher aus Leipzig über 1. Johannis 4, 16-21: "Die Losung des Vereins: Bleibet in der Liebe", und Oberconsistorial=Präsident Dr. v. Stählin aus München über Römer 8, 31-32: "Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Unser Kampf= und Siegeslied." Beide Predigten sind gedruckt worden. Unterstützungsgesuche liegen vor zum Bau von 314 Kirchen, 142 Schulen, 110 Pfarrhäusern. Seit der Gründung des Gustav=Adolf=Vereins 1832 sind Unterstützungen gewährt worden 21 158 000 Mk. an 3324 Gemeinden; 1398 Kirchen und Bethäuser, 691 Schulhäuser, 450 Pfarrhäuser und Waisen= und Diaconissenhäuser wurden erbaut; Reiseprediger wurden 21 unterhalten. Solche und andere Thaten und Zahlen führen eine beredte Sprache. Die Gemeinde Ramsau in Steiermark erhielt die Hauptgabe von 18 000 Mk., Hayingen extra 6000 Mk. Nächste Versammlung in Halle.
- Festgeschenke hat in diesem Jahr der Gustav=Adolf=Verein 112 erhalten, darunter sehr werthvolle an drei Kirchenglocken, Altarbildern, Leuchtern, Kreuzen, Decken, Taufbecken und Abendmahlsgeräthen, Kanzelbibeln und mehreren Harmoniums. Viele dieser Gaben sind für bestimmte Gemeinden und alle in Nürnberg ausgestellt.
- In München wettete ein junger Goldarbeitergehilfe mit mehreren Genossen, er werde zwei ganze Cigarren ohne Schaden verzehren und führte die unsinnige Wette auch aus. Derselbe ist nunmehr in Folge hiervon lebensgefährlich erkrankt, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
- Im Westerwald ist am 14. September der erste Schnee gefallen. Der Westerwald hat nur 4 schneefreie Monate gehabt.
- In Wien stürze ein junger Offizier des Hoch= und Deutschmeister=Regiments, Lieutenant Hobza, von einem durchgehenden Pferde kopfüber zu Boden und blieb auf der Stelle todt. Ein Kamerad desselben, Lieutenant v. Deak, fing das scheue Pferd auf und bestieg dasselbe; doch wurde er ebenfalls abgeworfen und schwer verwundet.
- Stanley lebt doch noch! Ein in Brüssel eingetroffener Privatbrief Stanley's, welcher das Datum vom 2. Juli trägt, meldet einen günstigen Stand der Expedition.
- Dr. Morell Mackenzie wurde am 8. d. in Balmoral von der Königin Viktoria zum Ritter geschlagen, "in Anerkennung seiner werthvollen Dienste, die er dem deutsche Kronprinzen geleistet habe."
- In Exeter entdecken die Arbeiter fortgesetzt menschliche Ueberreste und es scheint, daß die Katastrophe bereits über 200 Opfer gefordert hat.
- In Smoryoni (Gouvernement Wilna) ist die sibirische Pest ausgebrochen.
- Damenskat. In einem Frankfurter Blatt befand sich ein Inserat, durch welches zu einem Damenskat eine distinguierte Dame gesucht wird. Sonach scheint also auch in die Damenwelt das edle Spiel seinen Einzug gehalten zu haben.
- Die Tafel war aufgehoben, die Gäste standen lebhaft plaudernd im Salon, als eine Dame plötzlich empfand, daß eines ihrer unnennbaren Kleidungsstücke sich von ihr trennte. Sie ergriff den Arm ihrer Nachbarin und sichtlich bestürzt bat sie, mit ihr hinaus zu gehen. Aller Augen folgten nicht ohne Besorgniß und die Wirthin ersuchte ihren gerade anwesenden Hausarzt seine Hilfe anzubieten. Der Medizinalrath beeilte sich, dem Wunsche zu entsprechen, kehrte jedoch sofort zurück. Auf die ihn bestürmenden Fragen erwiderte er lächelnd: "Nichts, gar nichts! Es ist nur eine Krisis . . . im Anzuge."


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg belegene Ackerbürgerstelle c. p. der Frau Holldorff, Marie geb. Spehr, allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung in dem auf

Dienstag, den 1. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anstehenden Liquidations=Termin peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige

[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 3]

Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. August 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub. No. 81 belegene Wohnhaus c. p. der unverehelichten Catharina Lenschow von hier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 3. December d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. September 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Abkündigung.

Die am 22. September d. Js., Vormittags 10 Uhr zu Hammer - Vogtei Mannhagen - angekündigte Auktion, betr. den Verkauf von Mauersteinen, findet nicht statt.

                                                    Studier, Kammer=Exekutor.


Auction.

Am Montag, den 26. d. Mts., Morgens 10 Uhr, sollen im Hause des Herrn Gastwirth Boye gegen sofortige Bezahlung verkauft werden:

An fast neuen Mobilen 1 Sopha, 1 Kommode, 1 Spiegelschrank, 1 Tisch, 1 Lehnstuhl, 4 Rohrstühle, 1 Spiegel, 1 Bettstelle, 1 Kleiderschrank; außerdem 1 alte Kommode, 2 Uhren, Bett= und Leinenzeug, Küchengeräth u. s. w.

                                                    D. Hempel.


Wegzugshalber sollen am 29. d. M. Nachmittags 1 Uhr im Kruggehöfte zu Gr. Mist folgende Sachen öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

1 Koffer, 2 Laden, 3 Schränke, 1 Ruhebank, eine 2schläfrige Bettstelle, 1 Backtrog, 1 Hackbrett, 1 Schnitzelbank, 3 Kübel, etwas Zimmergeschirr, 1 eiserner Ofen, 2 Kessel (groß und mittel Sorte) sowie andere Küchengeräthe und was sich sonst noch vorfindet.
Gr. Mist im September 1887.


Zu dem am Sonntag, den 25. d. M. stattfindenden

Concert

mit nachfolgender Grosser Tanzmusik ausgeführt von der Wittfoth'schen Capelle ladet ergebenst ein
          Carlow i/M.

W. Creutzfeldt.                           W. Wittfoth.

NB. Entree für Concert 30 Pfennig. Anfang 5 1/2 Uhr. Tanz bis über Mitternacht hinaus.


Außerordentlich billig gegen Baarzahlung:

3 nußb. Zimmer=Einrichtungen:

I, Sopha u. 4 Stühle mit reinwollenem Bezug, 1 Sophatisch, 1 Spiegelschrank, 1 Pfeilerspiegel, 1 Theeschrank, 1 Nähtisch, sowie 2 Korblehnstühle, 2 Bilder und 1 Sophateppich,

für 300 Mark.

II, 1 Causeuse (Sopha), 2 Lehnstühle u. 4 Stühle mit reinwollenem Bezug, Sophatisch, Theeschrank, Pfeilerschrank mit Spiegel u. Nähtisch

für 400 Mark.

III, 1 Causeuse (Sopha), 4 Fautenille's, 2 Lehnsessel und 1 Doppelportiére in Plüsch, Sophatisch, Vertikow, (Theeschrank) und großer Trümeaux mit Marmorplatte

für 600 Mark.

- Zu besehen täglich! - Verpackung für Eisenbahnbeförderung geschieht umsonst! -

Lübeck, Carl Meyer, Fleischhauerstr. 40/42.

NB. Auch alle sonstigen Mobilien jeder Art gegen Cassa besonders billig.


Diäten-Verein für Geschworene beider Mecklenburg.

Anmeldungen zum Eintritt und Beiträge nimmt bis zum 31. Oktober entgegen.

                                                    L. Spehr.


Anzeige.

Vom 1. October d. J. an nehme ich Flachs zu den früheren Bedingungen zum Braken und Schwingen in meiner Flachs=Fabrik entgegen.

                                                    Frau Amtmann Drevs.
Bauhof, Schönberg,                                                    
Fürstenthum Ratzeburg.                                                    


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flach und tief, empfehle zu dem außergewöhnlich billigen Preise von nur 10 Pfennig pro Stück.

                                                    J. F. Eckmann.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Saatroggen,
völlig rein, pro 200 Pfd. 12 Mark.                                                    
                                                    W. Bade, Ollndorf.


Wegen Raummangels ist ein größerer birken polirter Schreibsecretair preiswürdig zu verkaufen bei

                                                    A. Krüger.


Zum 1. November eine ordentliche, im Kochen, Plätten und allen häuslichen Arbeiten erfahrene Mamsell, sowie ein Mädchen, welches mit der Wäsche und Hausarbeit guten Bescheid weiß.

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Gesucht zum 1. November ein ordentliches, tüchtiges Dienstmädchen

                                                    Frau Consul Klingström.
                                                    Lübeck, Mengstraße 30.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 4]

Nachdem ich vor dem Königlichen Polizei=Präsidium in Berlin meine Prüfung als Heilgehülfe bestanden habe, empfehle ich mich dem geehrten Publikum zu allen in mein Fach schlagenden Verrichtungen, als:

Aderlaß, Schröpfen, Klostiergeben, Zahnausziehen,
Anlegen von Verbänden bei Brüchen u. Verrenkungen u. s. w.,
sowie zur Massage

angelegentlichst.
Schönberg, 12. September 1887.

W. Maack, geprüfter Heilgehülfe.


Vielfach Prämiirt.                                                                               Vielfach Prämiirt.

Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Specialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien, sowie auf Grund eingehendster Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen.

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Bützow i. M. Wilh. Schmidt.
Demmin i. M. F. Zlotowski.
Doberan i. M. Otto Redelstorff.
Friedland i. M. Fr. Körner.
Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
Gnoyen B. Sperling.
Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann.
       Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
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       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
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J. Ludw. D. Petersen
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                                                    Achtungsvoll
                                                    J. W. Hundt,
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                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Statt besonderer Meldung.

Heute Morgen 1 1/2 Uhr starb nach langen Leiden unsere liebe Mutter, Schwieger= und Großmutter, die Maurer=Wittwe

Catharina Lenschow geb. Eckmann

in ihrem 81Sten Lebensjahre.
Dieses zeigen hiemit allen Verwandten und Bekannten an

                                                    Die trauenden Hinterbliebenen.

Schönberg, den 19. September 1887.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 21. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, statt.


Heute Mittag um 1 Uhr entschlief sanft zu einem besseren Leben meine liebe Frau, Helene geb. Liebenow.
Schönberg, den 18. September 1887.

                                                    Amtsrichter Dr. Hahn.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 21. September.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. September 1887.


- Zu dem Geigen= und Bogenfabrikanten Riechers in Berlin, welcher einer der besten Kenner alter Instrumente ist, kam dieser Tage ein junger Musiker, wies eine verstaubte Geige vor und erzählte, er habe das Ding in Stettin für 40 Mark gekauft. Was der alte Kasten wohl werth sei, wollte er wissen. Riechers betrachtete "das Ding" von allen Seiten, prüfte den Klang und sagte dann zitternd vor Erregung: "Wissen Sie, Glückspilz, was Sie da für 40 Mark erhandelt haben? Eine echte Amati. Wenn Sie dieselbe wieder verkaufen wollen, so zahle ich Ihnen sofort 4000 Mark dafür." Dem ahnungslosen Besitzer des Instrumentes kam diese Eröffnung so unerwartet, daß er sprachlos in einen Stuhl sank. Nach einer Weile erst fand er die Kraft, seiner Freude Luft zu machen. Der Stettiner Verkäufer der Geige wird weniger erfreut sein, wenn er hört, was er für 40 Mark fortgegeben hat.
- Ueber die Einrichtung der Feldbäckereien, welche während der diesjährigen deutschen Manöver in Anwendung kommen, berichtet die "Ostpr. Ztg." Folgendes: Jede Feldbäckerei ist in Sektionen getheilt, von denen jede fünf Oefen mit sich führt. Die Hauptbestandtheile derselben bilden starkes Wellblech. Aus dem Erdboden wird eine angemessene, nicht tiefe Fläche ausgehoben, welche mit gebrannten Ziegeln belegt wird, die, wo es angängig ist, ein Unterlager von feinem Sand erhalten. Diese Ziegelfläche ist der eigentliche Herd; sie wird geheizt, auf ihr backen die Brote. Ueber der Ziegelfläche erhebt sich der eiserne, aus zwei zu einander gepaßten Theilen bestehende Ofen aus Wellblech. Die Eisentheile werden zur besseren Festhaltung der Hitze mit Erde beschüttet. Je 5 Oefen haben einen eisernen Kessel, der einen eisernen Fuß zur Feuerung besitzt. In diesem Kessel wird das zum Anteigen erforderliche Wasser gekocht. Anteigbecken, Wassereimer und sonstige Geräthschaften, aus gutem Holz gefertigt, sind in ausreichender Zahl vorhanden. Neben den Oefen erheben sich vierseitige Zellen, die zur Kühlung des fertigen Brotes bestimmt sind, das auf schmalen Brettergerüsten lagert, wie man sie in jeder gewöhnlichen Bäckerei findet. Die Herstellung der Brote erfolgt nur in Tagesportion für zwei Mann; täglich kommt frisches Brot zur Verausgabung. Arbeitet die Sektion mit ihren fünf Oefen bei Tage und bei Nacht, was vorkommt, und wobei die Mannschaft sich ablöst, so können in 24 Stunden 4000 Stück Brote hergestellt werden, eine Anzahl, die genügt, um 8000 Mann für einen Tag mit Brot zu versorgen.
- Bei den Manövern in Ostpreußen leistete die Kavallerie=Division einen Vorbeimarsch in Eskadrons im Galopp, der die Bewunderung aller Kavalleristen erregte und entlockte, wie die "Kreuztg." erzählt, dadurch dem Prinzen Albrecht von Preußen die sehr treffenden Worte: Die preußische Kavallerie sei ein "Reitervolk in Waffen."
- Die Husaren=Offiziere in Cassel haben zum Steigbügeltrunk ein prachtvolles Trinkgeschirr von ihrem Chef, dem Herzoge von Aosta, erhalten. Es trinkt sich gut daraus und hat 15 000 Franks gekostet.
- Im warmen Wasser in Wiesbaden heilt Dr. Schliemann seinen Rheumatismus. Das ist der hochverdiente Mann, der seit Jahrzehnten im Boden im Morgen= und Abendlande gewühlt hat, um die seltensten Schätze des klassischen Alterthums zu heben und ans Licht zu fördern.
- Eines sehr günstigen Budgetabschlusses können sich die Bayern erfreuen. Aus München wird berichtet, daß 10 Millionen an Ueberschüssen aus den letzten Jahren verfüglich sind. Davon sollen 400 000 Mk. für Gründung eines Fonds zum Ankauf von Bildern ausgeworfen worden sein.
- München trägt sich mit großartigen Plänen, die, wenn sie zur Ausführung gelangen sollten, nach verschiedenen Richtungen hin vom größten Werthe sein würden. Man hat jetzt herausgefunden, daß die gewaltige, bisher beinahe gar nicht ausgenutzte Wasserkraft der mit starkem Gefälle durch München fließenden Isar bei richtiger Verwerthung etwa 4000 Pferdekräfte liefern könnte und daß sich die betreffenden Anlagen einschließlich der Motoren auf bloß 450 Mk. für die Pferdekraft stellen würden. Nach Anrechnung von 1200 Pferdekräften zu Zwecken der elektrischen Straßenbeleuchtung würde der Rest zu etwa 40 Mk. jährlich für jede Pferdekraft an das Kleingewerbe verpachtet werden können.
- Aus Weimar wird gemeldet, daß bei einer Auktion von Simmenthaler Zuchtvieh auf dem "Koch'schen Gute" für einen zweijährigen Bullen der enorme Preis von 1150 Mk. bezahlt worden ist. Färsen erzielten Preise von 500-700 Mk.
- Der Schnelldampfer des norddeutschen Lloyd "Adler", hat zu seiner letzten Reise zwischen New=York und Southampton nur 7 Tage und 4 Stunden gebraucht. Die durchlaufene Strecke beträgt 3058 Meilen. Es ist dies die schnellste Fahrt, die bisher zwischen New=York und Southampton gemacht worden ist.
- Die Cholera nimmt in Messina wieder zu; die wohlhabenderen Familien flüchten. Auch nach Reggio und weiter nach Calabrien ist die Seuche bereits verschleppt. Die Bevölkerung widersetzt sich vielfach den Anordnungen der Aerzte, ja sogar der Priester, die den Sterbenden die letzte Oelung ertheilen wollen. Auch aus Rom wird gemeldet, daß jetzt täglich ungefähr 20 Cholerafälle vorkommen.
- Die außerordentliche Hitze dauert in ganz Italien, insbesondere im Süden, noch immer fort. Seit vier Monaten ist, abgesehen von kleinen Regenschauern, kein erquickender Regen gefallen, was auf die Erzeugnisse der Landwirthschaft einen höchst nachtheiligen Einfluß gehabt hat; namentlich fehlt es an Futter. Auch die Weinlese wird, falls nicht bald Regen eintritt, traurig ausfallen, da die Trauben an den Stöcken austrocknen.
- In den Salons der feineren Gesellschaft Brüssels bildet gegenwärtig ein pikanter Fall das Gesprächsthema: Die streng religiöse Gemahlin des Spitzenfabrikanten Guizet begab sich vor einigen Wochen zur Kur in ein Bad. Ihr Gatte, der unter einer äußerst unleidlichen Bevormundung stand, benutzte die Abwesenheit der Herrin, um einen Theil der lauen Sommernächte im "Flandrische Cafee" bei Spiel, Musik und Tanz zuzubringen. Als er Mitte August wieder einmal, dort erschien, traute er seinen Augen kaum, denn mit dem Rücken zu ihm gekehrt saß eine Dame, in der Creme=Spitzentoilette seiner Gemahlin, auf der Rücklehne des Stuhles lag ihr mattblau, seidener Staubmantel, den er so wohl kannte. Während Guizet zaudernd dastand, erhob sich die Dame, und er erkannte nunmehr die Kammerfrau seiner Gattin. Erbittert ob des ausgestandenen Schreckens trat er auf die Kammerfrau zu und fragte, mit welchem Recht sie die Garderobe ihrer Herrin spazieren führe. Frech antwortete das Mädchen: "Ich glaube, Madame wird es eher verschmerzen, ihre Kleider hier zu wissen, als ihren Gemahl." Die Bemerkung war treffend und Monsieur Guizet entschloß sich, einen Vertrag auf gegenseitige Verschwiegenheit abzuschließen. Als Madame Guizet aus dem Badeort heimkehrte, bemerkte sie zu ihrem Erstaunen, daß ihre Kammerfrau dem Herrn etwas burschikos begegne. Sie beschloß, dieselbe zu interpelliren, zog aber schnell den blaßblauen Staubmantel an, um sich in der Kirche Muth für die Sache zu holen. Als sie verschleiert über den Konkordiaplatz huschte, erhielt sie einen ziemlich heftigen Schlag auf die Schulter und ein junger Mann rief ihr zu: "Warum sieht man Dich nicht mehr, lustiges Rothkehlchen?" Zitternd sagte Madame: "Sie täuschen sich, ich kenne Sie nicht." Der Student hob eine Ecke

[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 6]

des Mantels empor und meinte: "Deine Hülle hat ein besseres Gedächtniß als Du, sieh' die Lücke, die meine Cigarre damals hineingebrannt." Frau Guizet eilte statt in die Kirche zu Gericht und klagte gegen die Kammerfrau, die ihrerseits nicht ermangelte, den Herrn zu denunziren. Die Kammerfrau Hortense Lambert erhielt sechs Monate Arbeitshaus diktirt. Der leichtfertige Gatte, gegen welchen das Gericht nicht vorgehen kann, wurde vermuthlich der häuslichen Züchtigung überantwortet.
- Verkaufte Europäer. In New=Orleans starb am 14. August im Alter von 81 Jahren Joseph Klar, einer der letzten von einer Anzahl europäischer Einwanderer, welche im Jahre 1818 dort an den Meistbietenden verkauft wurden, um ihre Passage zu bezahlen. Manche von diesen Leuten blieben lange Jahre in Sklaverei und verheiratheten sich mit Negersklaven; aber einige stiegen zu hohem Ansehen und Wohlstand, wie Christian Roselius, der für 50 Dollar an einen Zeitungsherausgeber verkauft wurde und später für einen der bedeutendsten Advokaten von New=Orleans galt und große Reichthümer hinterlies.
- Geflügelmästung. Eine englische Fachschrift giebt den folgenden Rathschlag zur Fütterung des Mastgeflügels: Das am leichtesten verdauliche Futter und dabei nur wenig Korn sollte dem Geflügel gereicht werden; Buchweizenmehl ist am meisten vorzuziehen, da die Franzosen der Verwendung desselben ihre großen Erfolge in der Geflügelmästung zuschreiben. Das nächstbeste Futter ist Mais= und Gerstenmehl zu gleichen Theilen, womöglich mit Milch gemischt. Auch Gersten= und Hafermehl abwechselnd gereicht, mit Milch und regelmäßig mit etwas Fett vermischt, giebt vortreffliche Resultate. Klein gehacktes Grünfutter sollte täglich frisch gefüttert werden. Die Hühner müssen ihre Nahrung in völlig reinen Gefäßen erhalten und zwar früh Morgens und Nachmittags, und sollen die Futternäpfe nach der letzten Mahlzeit an jedem Tage entfernt werden. Zur besseren Verdauung des Futters muß etwas Kieß ausgestreut werden. Selbstverständlich ist ein genügender Vorrath von frischem Wasser. Wenn sich Ungeziefer bei dem Geflügel zeigt, so wird dasselbe durch Einreibung von pulverisiertem Schwefel auf der Haut leicht entfernt. Der Prozeß der Mästung kann in zehn Tagen vollendet werden, wenn die Vögel im Dunkeln gehalten werden; bei Tageslicht dauert derselbe doppelt so lange. Das Fleisch der unter Zulassung des Lichts gemästeten Hühner ist jedoch vorzüglicher als dasjenige der ersteren. Sobald die Hühner in richtigem Futterzustande sind, sollen sie geschlachtet werden, da sie sonst rasch ihr Fleisch verlieren, anfangen zu fiebern und unlustig zum Fressen werden. - Nach der Entfernung des Geflügels aus dem Stall muß derselbe mit Kalkwasser ausgespült und getrocknet werden, bevor andere Hühner in denselben gesetzt werden. Die zum Schlachten bestimmten Vögel sollen zehn bis zwölf Stunden vor ihrer Tödtung ohne Futter und Wasser bleiben; sie werden sich dann besser halten, da die Gährung des Futters in dem Kropfe und in den Eingeweiden oft bewirkt, daß sie bei warmem Wetter grün werden. Das Rupfen der Federn soll geschehen, so lange die Vögel warm sind, welche dann einen Augenblick in warmes Wasser getaucht werden. In eiligen Fällen können dieselben vor dem Rupfen eine halbe Minute lang in kochendes Wasser gelegt werden, um die Haut zu erweichen, sodaß die Kiele der Federn sich sehr leicht ausziehen lassen.


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 7]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1887 Nr. 73 Seite 8]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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