No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Mai
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 1]

In der Montagssitzung des deutschen Reichstages wurde der Nachtrag zur deutsch=rumänischen Handelskonvention genehmigt, bei welcher es zu einer kurzen Auseinandersetzung über die geplante Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle kam.
Eine Vorlage zur Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle ist wie aus guter Quelle verlautet, in dieser Session nicht mehr zu erwarten.
Wie man aus Berlin schreibt, wurde der bekannte russische General Kaulbars am letzten Donnerstag in zweistündiger Audienz vom Reichskanzler Fürsten Bismarck empfangen.
Fürst Bismarck, dessen Wohlbefinden erfreulicher Weise nichts zu wünschen übrig läßt, beabsichtigt, in etwa drei Wochen, also vor dem Pfingstfeste, Berlin zu verlassen und entweder in Varzin oder Friedrichsruh Aufenthalt zu nehmen.
Im preußischen Kriegsministerium ist wiederum ein Bote abgefaßt, der vertrauliche Mittheilungen von höchster Wichtigkeit abschrieb.
Die neue Felddienstordnung für die deutsche Reichsarmee befindet sich bereits im Druck, nachdem die mit der Aufstellung derselben betraute Kommission ihre Berathungen Ende voriger Woche abgeschlossen und dem Kaiser darüber berichtet hat. Dem etwa zweistündigen Vortrage, welchen die Kommission darüber hielt, brachte der Monarch das regste Interesse entgegen. Die von der Kommission beschlossene Verdeutschung zahlreicher bisher gebrauchter Ausdrücke wurde von dem Kaiser genehmigt, nur bei einzelnen Bezeichnungen, welche infolge vollständiger Einbürgerung sich nur schwer durch einen deutschen Ausdruck genau ersetzen lassen, wurde das früher gebrauchte Wort wiederhergestellt.
Die Matrikularbeiträge, welche von den deutschen Staaten für 1887/88 aufzubringen sind, betragen auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 im Ganzen Mk. 186,452,425. Davon entfallen auf Preußen, mit einer Bevölkerung von 28,318,470, Mark 100,580,169, auf Bayern Mk. 31,423,821, Sachsen Mk. 12,263,341, Württemberg Mk. 11,471,096, Baden Mk. 8,301,051, Hessen Mk. 3,403,001, Mecklenburg=Schwerin Mk. 2,050,986, Sachsen=Weimar Mk. 1,117,603, Mecklenburg=Strelitz Mk. 351,348, Oldenburg Mk. 1,216,032, Braunschweig Mk. 1,319,508, Sachsen=Meiningen Mk. 763,242, Sachsen=Altenburg Mk. 879,123, Schwarzburg=Sondershausen Mk. 261,502, Schwarzburg=Rudolstadt Mk. 297,599, Waldeck Mk. 201,659, Reuß ä. L. Mk. 197,465, Reuß j. L. Mk. 390,963, Schaumburg=Lippe Mk. 131,973, Lippe Mk. 438,172, Lübeck Mk. 239,733, Bremen Mk. 587,266, Hamburg Mk. 1,825,743, Elsaß=Lothringen Mk. 6,459,414.
Das Seminar für orientalische Sprachen in Berlin, dessen Errichtung vom Reichstag genehmigt worden ist, wird im Herbst dieses Jahres ins Leben treten. Geeignete Lehrkräfte sind bereits gewonnen, zum Theil wird mit solchen noch unterhandelt. Die Lehranstalt soll bald den ersten derartigen Einrichtungen in Europa ebenbürtig gemacht werden.
Graf Andrassy ist Hals über Kopf nach Wien gereist, um mit dem Kaiser zu reden, was auf die Enthüllungen der "Norddeutschen Allgemeinen" zu thun sei. Das Blatt des deutschen Reichskanzlers bleibt bei seiner Behauptung, es habe vor dem russisch=türkischen Krieg eine geheime Abmachung zwischen Oesterreich und Rußland wegen Bosnien und der Herzegowina stattgefunden, von der Deutschland nichts gewußt habe. Graf Andrassy stellt dies in Abrede.
- Die französisch=russische Allianz ist fertig. So behauptet das Journal "Paris" und setzt triumphirend hinzu, in Zukunft steht Frankreich nicht mehr allein. Die übrigen pariser Blätter wissen nichts davon und außerhalb Frankreichs schüttelt man die Köpfe und sagt: nur langsam Katkow ist noch nicht Minister.
"Wurst wider Wurst," sagt die "France" und bringt auf die Aeußerung des Reichskanzlers in seiner letzten Note, "daß über französische Spionage in Deutschland noch eine gerichtliche Untersuchung Licht verbreiten werde", nun auch ihrerseits aus dem Schatz ihrer Erfahrungen eine Reihe ihr höchst verdächtig erscheinender Besuche deutscher Reichsangehöriger auf französischem Gebiet. Man höre und staune: Calais, Sitz des Ausschusses für Artillerieexgeneräle, ist von Preußen überschwemmt, die gut organisirt sind. In Béziers wurde ein Preuße, Cirkuskünstler von Beruf, verhaftet; man fand zwar keine Papiere bei ihm, aber er soll mit einem Soldaten des 17. Linienregiments in Beziehung gestanden haben. In Marseille wurde ein Verdächtiger verhaftet, untersucht und erkannt als der deutschen Nationalität und Armee angehörig. Nachdem noch mehrere solcher schönen Fälle aufgeführt worden sind, bittet das Blatt die Abonnenten, durch möglichst zahlreiche Mittheilung persönlicher Erfahrungen seine Liste zu vervollständigen. Treffliche Zeugnisse das gegenüber den Ermittelungen unseres Reichsgerichts!
Der Präsident Grevy unterzeichnete ein Dekret, das den Kriegsminister ermächtigt, der Kammer ein Gesetz bezüglich eines Mobilisationversuches und der Einberufung der Eisenbahnsektion zu unterbreiten. Der Versuch soll im Oktober stattfinden und dazu ein im Westen oder Süden liegendes Armeekorps gewählt werden.
Welche Vorstellungen von der Schlagfertigkeit der deutschen Armee in den Köpfen mancher Franzosen spuken, zeigt ein Reisebericht des Deputirten Laur in der "France." Verzehrt von der Seelenkrankheit des modernen Franzosenthums, von der Sucht, um jeden Preis sich einen Namen zu machen, reist Herr Laur überall hin, wo etwas passirt, um auf eigene Faust "Enquêten" anzustellen, wie er es nennt. So führte ihn denn auch der Fall Schnäbele nach Metz und er giebt nun einen Reisebericht, als habe er zum mindesten halb Deutschland bereist. Er schließt mit folgendem Urtheil: "So müssen wir, ohne etwas zu übertreiben, aussagen, daß Deutschland sehr in Nöthen ist, daß es ein fehlerhaftes Gewehr und Festungen hat, die ihm selbst kein Vertrauen einflößen. Um wirklich bereit zu sein, bedarf es eines anderen Gewehrs, vielleicht sogar einer anderen Artillerie (die seinige ist der unsrigen in der That nicht gewachsen) und endlich

[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 2]

anderer Festungen. Kein Geld und keine Ausrüstung, das ist die Lage. Natürlich ein Grund mehr, um bis auf's Aeußerste unsre militärischen Werkzeuge zu vervollständigen, damit wir auf diese Weise unser Uebergewicht erhalten." Das klingt ja fürchterlich; hoffentlich sehen die Franzosen ein, daß sie von einem so schlecht gerüsteten Volk keinen Angriff zu fürchten haben.
Die pariser Krakehler, fast lauter unreife grüne Burschen und obendrein nicht einmal alle Franzosen, sind vom Polizeigericht bereits abgeurtheilt und zu Strafen von. 6 bis 14 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Die meisten von ihnen werden kaum wissen, wer Richard Wagner war und welche Bedeutung für die Musik sein "Lohengrin" hat, ihnen ist Boulanger, dem sie vor dem Edentheater fortwährend Hochs ausgebracht haben, ein und alles.
Ueberall in Europa, besonders in den großen Städten, in Wien, Berlin, St. Petersburg, Brüssel u. a. rührt und regt es sich unter den Juwelieren. Und warum? Es gilt Gelder flüssig zu machen und nach Paris zu eilen, denn dort werden Krondiamanten und Kronpreziosen verkauft. Aufträge sollen den Juwelieren von Privatpersonen in Menge ertheilt sein, man fürchtet jedoch, daß alle Angebote überboten werden könnten durch die der Familie Orleans. Geld haben die Orleans bekanntlich wie Heu und die französischen Krondiamanten können sie vielleicht auch noch einmal brauchen, damit alles bereit ist, wenn "das Vaterland einmal ruft", man kann's ja nicht wissen!
Die für das Jahr 1889 in Paris geplante Welt=Ausstellung findet, wie schon gemeldet, außerhalb Frankreichs sehr wenig Gegenliebe. Nachdem bereits Deutschland, Oesterreich und Rußland eine offizielle Betheiligung abgelehnt, ist jetzt auch die britische Regierung dem Beispiel der drei Kaisermächte gefolgt. Das ist ein harter Schlag für das in so großartigem Umfang und mit so vielem Pomp geplante Unternehmen.


- Die so häufig eintretende Erscheinung, daß militärpflichtige Burschen an dem Gestellungstage sich berauschen und in den Wirthshäusern sowie auf der Straße sich Gewaltthätigkeiten und gar Verbrechen erlauben, hat kürzlich in Hamburg eine traurige Bestätigung erhalten. Am letzten Gestellungstage wurde nämlich auf St. Pauli der Drechslergeselle Karl Rabe von zwei zum Militärdienst ausgehobenen jungen Leuten angerempelt und im nächsten Augenblick von einem derselben mit einem Dolchmesser erstochen. Der ins Untersuchungsgefängniß abgeführte Thäter, Hausknecht Pagel, entschuldigte seine That mit sinnloser Trunkenheit.
- Wie man aus Kiel meldet, ist nun die Grundsteinlegung der Holtenauer Schleuse (Nordostseekanal) endgiltig auf den 6. Juni festgesetzt worden. Eintreffen werden zur Feier der Kaiser, der Kronprinz und etwa 25 andere Fürstlichkeiten, jedenfalls auch Fürst Bismarck. Das Stadtverordneten=Kollegium in Kiel hat bereits ein Empfangs=Komite gewählt.
- Berlin wurde kürzlich von einer Mückenplage heimgesucht. Noch nie sind diese Thiere in so dichten Schwärmen aufgetreten wie in diesem Jahre. Milliarden Mücken sammelten sich mehrere Tage hindurch in der Nähe der Halleschen= und Potsdamer=Brücken und in den angrenzenden Straßen, der Potsdamer=, Königin Augusta=, Viktoriastraße, dem Schönebergerufer, bis zum Abend hin und erfüllten, rauchsäulenartige Wolken bildend, die Luft. Oft senkten sie sich auch bis zur Straße herunter und wurden dann zu einer Plage für Fußgänger, denen sie Mund, Nase, Augen und Ohren füllten.
- Eine große Berliner Gardinenfirma (en gros) will eine Fabrik (die erste in Berlin) in mechanisch=englischen Gardinen errichten. Der erforderliche große Komplex ist bereits erworben und sollen vorläufig 30 Maschinen in Betrieb gesetzt werden.
- Der älteste Sohn des Prinzen Wilhelm von Preußen hat zu seinem neulichen 5. Geburtstage seine erste Uniform (Garde=Husaren=Regiment) erhalten. Auch unseres Kaisers erste Uniform, die er als 6jähriger Knabe erhielt, war eine Husaren=Uniform, die der Rudorffschen (heute Ziethen=) Husaren. Der kleine Prinz ist in der Uniform sofort photographirt.
- In der Gartenbau=Ausstellung in Dresden wurde der Ehrenpreis der Kaiserin Augusta der englischen Firma Sanders u. Co. für Orchideen verliehen.
- Die vor kurzem in Frankfurt a/M. vorgenommenen Verhaftungen von Anarchisten sollen mit dem früheren Dynamit=Attentat im Kasernenhof und der Ermordung des Polizeirathes Rumpf zusammenhängen. Am meisten belastet soll ein Schneider Piorcowsky sein, der auch wohl vor das Reichsgericht gestellt werden wird.
- Die von uns bereits aus Münster in Westfalen gemeldete Gräuelthat charakterisiert sich als Leichenschändung, nicht als Mord, wie man glaubte. Der verhaftete Schlossermeister Vonderbank hat die bei ihm gefundene Leiche aus dem Kirchhofe ausgegraben, um den Verwesungsprozeß in allen Stadien beobachten zu können; sie rührt von der 27jährigen Tochter eines Eisenbahnwärters her, welche vor 2 Monaten starb und die Vonderbank vorher nicht kannte. Der Verhaftete steht in gutem Rufe, lebt in glücklicher Ehe und macht den Eindruck eines geistig völlig normal veranlagten Menschen. Das ganze Vorkommniß ist so entsetzlich, daß man nicht begreifen kann, wie ein Mensch bei gesundem Verstande eine solche That auszuführen vermag, es drängt sich einem unwillkürlich der Gedanke auf, daß irgend eine krankhafte Idee den Thäter zu dieser abscheulichen Handlung getrieben hat. - Der Leichenraub wird nach dem Strafgesetzbuch mit Gefängniß bis zu zwei Jahren und event. mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft.
- Die Volapükisten haben dieser Tage in Stuttgart eine Versammlung abgehalten. Auch der Leiter der Weltsprachen=Bewegung, Pfarrer Schleyer, hatte sich eingefunden. Derselbe hat die Absicht, auf dem vom 7. bis 9. August d. J. in München abzuhaltenden internationalen Volapükkongreß mit dem Vorschlag der Errichtung einer Weltsprache=Akademie hervorzutreten. Diese Akademie soll den Zweck haben, allgemein gültige Regeln über den Gebrauch des Volapük aufzustellen, um damit wohl der Erfindung den deutschen Stempel aufzudrücken, als auch der im Ausland, insbesondere in Frankreich hervortretenden Neigung, die Weltsprache=Grammatik nach dem Lautsystem und der Wortbildungslehre der einzelnen Sprachen zu modifiziren, entgegenzutreten.
- Ueber den Selbstmord eines Feldwebels in Metz liegt von dort folgender genauerer Bericht vor: der Feldwebel Lobsien der 4. Batterie des Feldartillerieregiments Nr. 31, der sich durch eine Kartätschenladung das Leben nahm, sollte wegen eines Zankes mit einem Untergebenen, der ihn zu Thätlichkeiten hinriß, in Strafe genommen werden. Der sofort amtlich aufgenommene Thatbestand giebt zweifellosen Aufschluß dahin, daß L. sich eine mit 76 Kugeln gefüllte Kartätsche zu verschaffen wußte, mit derselben das vorderste der in einem Geschütz=Schuppen der König Johann=Kaserne verwahrten gezogenen Feldgeschütze lud, sich mit Stricken vor der Mündung der Kanone festband und vermittels eines an die Schlagröhre befestigten Bindestrickes das Geschoß selbst auf sich abfeuerte. Der Anblick, der sich beim Eintritt in das Gewölbe bot, spottet jeder Beschreibung. Auf dem mit Kugeln besäeten Estrich hatten in einer großen Blutlache nur der Unterleib und die Füße des Unglücklichen ihren Zusammenhang bewahrt. Der Kopf und ein Arm waren gänzlich vom Rumpf losgetrennt und lagen weitab. Schon vor 13 Jahren hat in derselben Kaserne ein Kanonier sich in gleicher Weise das Leben genommen.
- In Nürnberg fiel kürzlich ein Hahn ein kleines Kind auf der Straße an und brachte demselben im Gesichte und insbesondere in der Nähe des einen Auges ziemlich bedeutende Verletzungen bei.
- Weiße Hasen werden in der Rheinpfalz von den Jägern viel beobachtet und sorgfältig geschont. Sie gehören zu der Spezies weißer Raben und Hirsche.
- An der Universität zu Wien fanden studentische Demonstrationen gegen den Professor Maasen statt, weil dieser am Sonnabend im Herrenhause heftig gegen Deutschland gesprochen hatte. Beim

[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 3]

Betreten des Hörsaales wurde Maasen mit stürmischen Pereatrufen empfangen, ebenso beim Verlassen.
- Was für Elend und Herzlosigkeit findet sich in der Welt. Dem Gericht in Wien wurde angezeigt, ein Elternpaar lasse sein Kind, ein sechsjähriges Mädchen, verhungern. Das Gericht fand den armen Wurm in der Ecke der Küche liegen, zum Skelett abgemagert, von Ungeziefer angefressen und Stumpfsinnig geworden vor Hunger und Krankheit; es konnte nur noch Laute ausstoßen und durch Geberden zu erkennen geben, daß es hungere; der ganze Körper war mit blutigen Striemen bedeckt. Die Eltern waren der Maurer Geßler und seine Frau. Als der Richter ihnen Vorhaltungen machte, sagte der Vater: "Es war ein verdorbenes Kind, es hat ein Liebesverhältniß mit einem 7jährigen Nachbarkind gehabt." "Schämen Sie sich, so etwas zu behaupten", sagte der Richter und der Vater antwortete: "Nun ja, vielleicht nicht, aber ich, meine Frau und meine anderen Kinder, haben selbst so wenig zu essen und das Mädchen war ein Vielfraß!" "Was haben Sie ihm zu essen gegeben?" "Mehlpapp, aber es hat so viel gefressen, daß es vor lauter Essen krank geworden ist." Richter: "Lüge, die Aerzte haben das Mädchen nahezu verhungert gefunden." Vater: "Verhungert? Ich hab' das Mädel selber dabei erwischt, daß es mit den Säuen aus dem Koben gefressen hat." Richter: "Richtig, das beweist aber, daß es einen unmenschlichen Hunger gehabt hat." Richter zur Mutter: "Haben Sie Religionsunterricht gehabt?" Sie schweigt. "Gehen Sie in die Kirche "O ja!" "Und haben kein Mitleid mit Ihrem Kind?" "Wir hab'n an dem Fratz ka Freud'." Dabei blieben beide. Das Kind wird im Spital verpflegt, die Eltern erhielten eine kurze Freiheitsstrafe mit dem Bemerken, sie wäre kurz, damit die anderen Kinder nicht verhungern müßten.
- König Humbert von Italien hat dem Ausstellungs=Komitee in Venedig eine derbe Lektion ertheilt. Als er mit seiner Gemahlin die Kunstausstellung besuchte, sah er "kein Volk". "Wo sind die Leute?" fragte er die Herren vom Komitee. "Sie sind heute, um die Majestät nicht zu stören, nicht zugelassen worden." "Was? Das bedaure ich sehr, der König gehört zu seinem Volk, wie das Volk zu seinem König." Er verließ sofort die Ausstellung und sagte beim Abschied: "Hoffentlich wird man nicht glauben, daß ich es bin der das Volk scheut. Ich habe gar keinen Grund dazu."
- Aus Paris wird gemeldet, daß die Baronesse Helena von Rothschildt trotz allen Widerspruches ihrer Verwandten ihre Heirath mit dem belgischen Kavallerie=Offizier van Zuylen durchgesetzt hat. Sie meinte kaltblütig zu allen ihr gemachten Vorstellungen: "Es ist doch besser, wenn man in jungen Jahren der Mitgift wegen geheirathet wird, als wenn man trotz des Vermögens alte Jungfer bleibt."
- Professor: Müller, in was theilt man die Winkel ein? Müller: Man theilt sie ein, in rechte Winkel, spitze Winkel und - - - Professor: Nun, und in - Müller (rasch): und in Schlupfwinkel.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub. No. 6 belegene Büdnerstelle c. p. des Webermeisters Jochen Heinrich Hecht daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 21. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einen, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am 10. d. Mts. entschlief nach längerem Leiden unser braver Kamerad Kröpelin in Selmsdorf. Die Beerdigung findet Sonntag, Nachmittags 2 Uhr, in Selmsdorf statt.
Die Kameraden wollen sich möglichst zahlreich am Trauergeleite betheiligen.

                                                    Der Vorstand.


Zu dem am 15. und 16. Mai ds. Js. stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen ladet ergebenst ein                                                    
Carlow.                                                     J. Krellenberg.

NB. Büchsen und Blei werden von mir geliefert.


Am 2. und 3. Pfingsttage d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Mobilien=Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ganz ergebenst hierdurch einlade.

Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am letzten Tage große Tanzmusik.


Tanz- u. Anstands-Unterricht

Unterzeichneter wird am Mittwoch, den 11. Mai einen Cursus für Kinder eröffnen. Anfang 5 Uhr.
Mehrfach dazu aufgefordert wird in nächster Zeit auch ein Cursus für erwachsene Damen und Herren beginnen. Unterrichts=Lokal bei Herrn J. Boye, woselbst auch Anmeldungen entgegengenommen werden.
Um zahlreiche Betheiligung bittend, zeichne

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Johs. Dohrmann.


Wegen Erkrankung meines Mädchens suche sofort ein

kleines kräftiges Mädchen

in die Küche. Persönliche Meldung erwünscht.

                                                    Frau Kaiser.
Stove, den 9. Mai 1887.                                                    


[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 4]

Vom 15. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Bollow in Klocksdorf 1 Pferd 300 M.
  2. Vom Hauswirth Timm in Blüssen 1 Kuh 135 M.
  3. Vom Lehrer Meincke in Lockwisch 1 Kuh 135 M.
  4. Vom Kaufmann Kleinfeldt in Herrnburg 1 Pferd 200 M.
  5. Vom Vogt Kämpf zu Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
  6. Vom Schulzen Dräger in Lauen 1 Kuh 120 M.
  7. Vom Schuhmacher Kleinfeldt hier 1 Kuh 135 M.
  8. Vom Arbeitsmann Kelling zu Selmsdorf. 1 Kuh 135 M.
  9. Vom Hauswirth Oldörp=Petersberg 1 Pferd 500 M.
10. Vom Hauswirth Klatt in Sülsdorf 1 Pferd 250 M.
11. Vom Büdner Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
12. Vom Schmiedemeister Bremer hier 1 Kuh 135 M.
13. Vom Hauswirth Oldenburg=Utecht. 1 Füllen 150 M.
14. Vom Schäfer Schütt=Mechow 1 Kuh 135 M.
15. Vom Hauswirth Bade=Ollndorf 1 Bolle 100 M.
16. Vom Ackerbürger Wulf=Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
17. Vom Hauswirth Freitag=Lübseerhagen 1 Pferd 450 M.
zu deren Deckung ein Beitrag von 80 Pfennig pr. 100 Mark Versicherung erforderlich ist, welcher am

Sonnabend, den 21. Mai d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen ist.
Schönberg, den 11. Mai 1887.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.       Wilh. Heincke.


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Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.         
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.

      

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      1 à 30 000 Mark.
      1 à 15 000 Mark.
      2 à   6 000 Mark.
      5 à   3 000 Mark.
    12 à   1 500 Mark.
    50 à      600 Mark.
  100 à      300 Mark.
  200 à      150 Mark.
1000 à        60 Mark.
1000 à        30 Mark.
1000 à        15 Mark.


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                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. Mai.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. Mai 1887.


Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 37 Seite 6]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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