No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Mai
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 1]

Der Kaiser soll an den Papst ein höfliches Schreiben gerichtet haben als Antwort auf ein vom Papst in Berlin eingelaufenes Glückwunschtelegramm nach Annahme der Kirchenvorlage im Abgeordnetenhaus. Der Kaiser dankte in dem Schreiben dem Papst für seine kluge und versöhnliche Mitwirkung und sprach den Wunsch aus, daß der kirchliche Friede nunmehr erhalten bleibe.
Ein Dankschreiben des Papstes an den Kaiser und Fürsten Bismarck ist in Erwiderung auf die Anzeige von der erfolgten Annahme des kirchenpolitischen Gesetzes im Landtage aus Rom abgegangen.
Der Reichstag hat den Nachtrags=Etat mit einer einzigen unwesentlichen Kürzung in zweiter Lesung angenommen.
Es wird ausdrücklich betont, daß die Budgetkommission des Reichstages die großen Forderungen des Nachtragsetats nach den vertraulichen Mittheilungen des Kriegsministers einstimmig angenommen hat. Auch Centrum und Freisinnige waren dafür.
Branntwein und Zucker sollen die außerordentlich in Anspruch genommene Reichskasse füllen. Der Ertrag der neuen Branntweinsteuer wird insgesammt auf 143 400 000 Mark veranschlagt, was nach Abzug des bisherigen Reinertrages eine künftige Mehreinnahme von 96 400 000 Mark ergeben wird, wenn der Reichstag die Vorlage annimmt. Die neue Zuckersteuer=Vorlage liegt dem Reichstag noch nicht vor.
Wie man aus Berlin meldet, ist dem Reichstage die Branntweinsteuervorlage zugegangen. - Ueber dieselbe, deren Annahme im Bundesrath einstimmig erfolgte, verlautet weiter, daß das der geringeren Steuer von 50 Mk. pro Hektoliter unterliegende Quantum der Spiritusproduktion ziemlich niedrig gegriffen sein soll, wenigstens erheblich niedriger, als die Produktion der letzten Jahre. Man will dadurch eine Einschränkung der Produktion und Erhöhung des Spirituspreises bewirken. Auch verlautet, daß einige Jahre keine Brennereikonzessionen ertheilt werden sollen.
Ueber die neue Branntweinsteuervorlage wird mitgetheilt, daß der Hauptgedanke in folgendem besteht: Ein bestimmtes, nach dem Konsum in Norddeutschland bemessenes Quantum der Spiritusproduktion soll einer Konsumsteuer von 50 Mark pro Hektoliter unterliegen. Die über dieses Quantum hinausgehende Produktion soll mit 70 Mark pro Hektoliter besteuert werden. Den süddeutschen Staaten ist gegenüber der Konkurrenz der norddeutschen Brennereien dadurch ein Vortheil zugesichert, daß der Steuersatz für das die geringere Steuer zahlende Quantum niedriger begriffen ist.
In den amtlichen Motiven zur neuen Gewerbevorlage wird von der Reichsregierung sehr deutlich gesagt, daß kein Grund vorliege, zur Bildung von Zwangsinnungen überzugehen. Es heißt nämlich darin: "Die Bildung und Wirksamkeit der Innungen darf mit der gesunden, freien Bewegung auf dem Gebiete der gewerblichen Thätigkeit nicht in grundsätzlichen Widerspruch treten.
Den Französlingen in Elsaß kommt es wunderlich vor, daß die Reichsbehörden den bekannten seidenen Handschuh ausgezogen haben und Männer in Straßburg, Mühlhausen u. s. w. ausweisen, an die Herr v. Manteuffel nie eine Hand gelegt hätte. Sie zerreißen damit viele, auch mit Hülfe Schnäbele's sein gesponnene Fäden zwischen Elsaß=Lothringen und Frankreich, die dem Frieden nicht zu gut kamen. Den Ministern in Paris muß man übrigens nachsagen, daß sie sich klug und ehrlich benehmen; sie haben die Zeitung "Revanche" wegen ihres Hetzartikels: "Nieder mit Deutschland" vor das Zuchtpolizeigericht gestellt und den deutschen Botschafterpalast lassen sie stark bewachen. Schlimm freilich, daß es nöthig ist.
Der Plan der Einführung der allgemeinen Militärpflicht gewinnt auch in Spanien mehr und mehr Anhänger im Lande. Man erkennt, daß darin wirklich ein Mittel liegt, den inneren Unruhen ein Ende zu machen.
Fürst Alexander von Bulgarien hat von Darmstadt aus an jeden Offizier seines ersten Infanterie=Regiments in Sofia seine Photographie mit seiner eigenhändigem Unterschrift übersenden lassen, welches Geschenk als Erwiderung auf das von dem Offizierkorps an den Fürsten übersandte Album gilt.


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Seiden=Etamine u. seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Daß an Stelle des Hauswirths Tews zu Wahlsdorf der Hauswirth Heinrich Freitag zu Herrnburg zum Districtstaxanten für die Vogtei Rupensdorf ernannt und als solcher am heutigen Tage beeidigt worden ist, wird den Eingesessenen der Vogtei Rupensdorf zur Nachricht hiedurch bekannt gemacht.
Schönberg, den 5. Mai 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nr. 38 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlermeisters Ernst Rindfleisch allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden

[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 2]

daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung in dem auf

Sonnabend, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anstehenden Liquidations=Termin peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 4. Mai 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die Grundstücke des 20. Juni Arbeitsmanns und Kiepenmachers zu Herrnburg, als:

1. die auf der Hamburger Feldmark auf dem sogenannten Kreuzkamp am Lübecker Wege belegene Ackerparcele in Größe von 120 []Ruthen mit inzwischen darauf erbauetem Wohnhause, Werkstätte und Stall
und
2. die auf der Hamburger Feldmark auf dem sogenannten Kreuzkamp am Lübecker Wege hinter der Sandgrube belegene Ackerparcele in Größe von 120 []Ruthen,
welche Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 20. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. April 1887.

Großherzoglich Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, der Ehefrau des Schlossermeisters Wascher, Dorothea geb. Wagner hieselbst gehörigen, an der Siemzer=Straße zu Schönberg sub Nr. 112 belegenen Wohnhauses c. p., der auf dem s. g. Ochsenberge zwischen den Brüggemann'schen und Kleinod'schen Grundstücken angeblich 3 Scheffel Aussaat großen Wiese, sowie des an der Wallstraße hieselbst belegenen Gartens mit Scheune, steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an.
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittags 11 Uhr,

2. Der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 17. Juni 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die Grundstücke, an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 17. Mai 1887,
Vormittag 11 Uhr,

angesetzt.
Der Schuldnerin und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termin zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 16. Februar 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung wird nachfolgende

Bekanntmachung,
den Ankauf von Remonten pro 1887 betr.

Zum Ankaufe von Remonten im Alter von drei und ausnahmsweise vier Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden und zwar am
                          25. Juni in Schönberg,
                          ------------------------------
Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören, oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue, starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und einen Kopfhalter von Leder oder Hanf mit 2 mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütung mitzugeben.
Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren oder übermäßig zu verkürzen.
Berlin, den 5. März 1887.

Königl. Preußisches Kriegsministerium, Remontirungs=Abtheilung.
(gez.) Frhr. von Troschke.

hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.

Schönberg, den 25. April 1887.

Der Magistrat.


Gartenmöbel,
als Bänke, Tische und Stühle, empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 3]

Während der Markttage:
Musikalische Vorträge
der Gesellschaft Kamm aus Altona, wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    Johs. Krüger.


Zu dem am 15. und 16. Mai ds. Js. stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen ladet ergebenst ein                                                    
Carlow.                                                     J. Krellenberg.

NB. Büchsen und Blei werden von mir geliefert.


Tanz- u. Anstands-Unterricht

Unterzeichneter wird am Mittwoch, den 11. Mai einen Cursus für Kinder eröffnen. Anfang 5 Uhr.
Mehrfach dazu aufgefordert wird in nächster Zeit auch ein Cursus für erwachsene Damen und Herren beginnen. Unterrichts=Lokal bei Herrn J. Boye, woselbst auch Anmeldungen entgegengenommen werden.
Um zahlreiche Betheiligung bittend, zeichne

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Johs. Dohrmann.


Todes= Anzeige.

Heute entschlief sanft nach langen Leiden in Folge einer Brustkrankheit unser Schwager

Theodor Vick

im fast vollendeten 46. Lebensjahre.
Die Beerdigung findet statt, am Donnerstag, den 12. d. M. Nachmittags 3 Uhr.
Schönberg u. Kl. Siemz, den 8. Mai 1887.

C. J. W. Burmeister.
G. Volckmann.


Die Apotheke zu Schönberg

empfiehlt ihr Lager natürlicher und künstlicher Mineralbrunnen, sowie Badeingredienzien zu Preisen der Brunnenhandlungen; nicht vorräthige Mineralwässer etc. werden schnellstens und ohne Aufschlag für Fracht pp. besorgt.


In meinem Hause, Marienstraße 46, habe ich auf soliden Grundsätzen ein

Nachweisungs=Bureau
für Dienst-Gebende und Dienst-Suchende

errichtet und bitte bei Bedarfs=Fällen um wohlwollende Beachtung durch Ertheilung von Aufträgen.

                                                    J. P. Maass.

Schönberg, den 27. April 1887.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Zu sogleich
wird                                                    
ein tüchtiges Stubenmädchen
gesucht auf Hof=Rünz.                                                    


Grossartige Gewinngelegenheit
bietet die neue, vom Staate vollständig garantirte 292te Hamburger Lotterie!
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empfehlen für die 1. Ziehung:                          
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Viertel à 1 M. 50 Pfennig,

welche wir nach allen Gegenden unter Nachnahme versenden und sofort nach Ziehung unaufgefordert amtliche Gewinnliste folgen lassen.
Wir machen darauf aufmerksam, daß ganz bedeutende Treffer zur Entscheidung gelangen, als schon in 1ster Ziehung 50,000, in 2ter 60,000 M., in 3ter 70,000 M., in 4ter 75,000 M., in 5ter 80,000, in 6ter 100,000 und in 7ter   evtl. 500,000 Mark.  speciell 300,000, 200,000, 100,000, 70,000 50,000, 30,000, 5 à 20,000, 20 à 10,000, 50 à 5000 M. M. etc. etc.
Bei so günstiger Gewinngelegenheit ist die Betheiligung Jedem angelegentlichst zu empfehlen. Es wird unser Bestreben bleiben, das uns seit 18 Jahren geschenkte Vertrauen, uns auch ferner durch reellste Bedienung zu erhalten.
Aufträge erbitten uns bis spätestens zum 15. Mai!

Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure,
Hamburg.


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

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für Herren, Damen und Kinder

besuchen werde.

Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


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in großer Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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                                                    J. H. Freitag.


Abhanden gekommen auf dem Wege von Kl. Bünsdorf nach Schönberg

ein kleiner gelbbrauner Hund,

mit kurzen Ohren und ganz kurzem Schwanz. Dem Wiederbringer eine Belohnung.

Schönberg.                                                     F. C. Wolgast.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 4]

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Saison-Kleiderstoffe jeden Genres,
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Gottschalk & Alifeld,
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Sonnabends bleibt unser Geschäft geschlossen, wird Abends geöffnet.


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Die Hagel-Versicherungs=Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafte Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre haben wir einen Sicherheitsfond von

20,200 Mark.

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg, im April 1887.

Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.


Stadt Lübeck.
Am 1. Markttage:
Gesang-Vorträge,
große Tanzmusik
mit stark besetztem Orchester, à Tanz 5 Pfennig.
Restauration à la Càrte, Krebssuppe etc.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Unter hohem Protectorat Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen.

2te Marienburger Geld-Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 9., 10. und 11. Juni.
Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.         
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.

      

3372 Gesammtgewinne:
375 000 Mark
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      1 à 30 000 Mark.
      1 à 15 000 Mark.
      2 à   6 000 Mark.
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    50 à      600 Mark.
  100 à      300 Mark.
  200 à      150 Mark.
1000 à        60 Mark.
1000 à        30 Mark.
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Tapeten und Borden
in den neuesten Mustern, in großer Auswahl empfiehlt                          
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Danksagung.

Allen Denen, welche meinen theuren Mann und unsern lieben Vater zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten und seinen Sarg so liebevoll mit Kränzen schmückten, sagen wir unsern tiefgefühlten Dank.
Grieben, den 9. Mai 1887.

                                                    M. Lenschow geb. Lenschow
                                                    und Kinder.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Mai 1887.


- In der Nacht auf Mittwoch ist im Dorfe Grammelin bei Hagenow im dortigen Pfarrhause ein Einbruch verübt worden. Die Diebe haben eine große Menge Werthsachen und gegen 900 Mark baares Geld entwendet. Unter den Werthsachen sollen sich die der Kirche gehörigen Trauringe befunden haben. Es steht anzunehmen, daß die Einbrecher recht genau in der Häuslichkeit des Pastors Bescheid gewußt haben.
- Nach kaiserlicher Bestimmung sind bei den Infanterie=Regimentern zu 4 Bataillonen, soweit dieselben nicht Füsilier=Regimenter sind, sowie bei den Infanterie=Regimentern Nr. 135-138 die Mannschaften sämmtlicher Bataillone "Musketiere" zu benennen.
- Die neuen Zwanzigpfennigstücke traten am Sonnabend in Berlin in den öffentlichen Verkehr.
- Die Gewitter in den Lüften scheinen mit den Gewittern in den Tiefen d. h. mit den Erdrevolutionen zusammenzuhängen. Erstere treten jetzt in Mitteleuropa, letztere im Süden fast täglich auf. Nicht nur in Griechenland, auch in Italien, bei Forli, hat's neuerdings wieder Erdstöße gegeben, dieselben sind jedoch, wie Falb richtig prophezeit hat, nur schwach und richten Gott sei dank kein größeres Unheil an.
- Wieviel ist jeder Körpertheil werth bei der Unfallversicherung? Eine Berufsgenossenschaft hat folgende Berechnung aufgestellt: bei Verlust beider Augen oder Arme oder Hände, Beine oder Füße sind 100 pCt. Erwerbsunfähigkeit, Verlust der rechten Hand 60 pCt., eines Fußes 50 pCt., der linken Hand 40 pCt., des rechten Daumens 33 1/3 pCt., eines Auges 22 pCt., des linken Daumens oder rechten Zeigefingers 14 pCt., des linken Zeigefingers 8 pCt.
- Einem schändlichen Verbrechen ist man in Münster in Westfalen auf die Spur gekommen. Dort fand man zufällig in einem Garten, der einem Schlossermeister Vanderbank gehört, die verstümmelte Leiche eines erwachsenen Mädchens. Der Kopf und die obere Hälfte des Körpers fehlen. Der Eigenthümer des Grundstücks, der sofort verhaftet wurde, ist 30 Jahre alt und stand bisher in gutem Ruf. Er behauptet, die Leiche auf dem Kirchhof ausgegraben, zu medizinischen Zwecken benutzt und dann in seinem Garten wieder verscharrt zu haben.
- Ein Gastwirth in Belzig wird von jetzt an immer neben seinem Hauptbuch die Bibel liegen haben, und das wird seinen Gästen sehr zu gute kommen. Er hat gewettet, daß er die ganze Bibel, altes und neues Testament, in zwei Jahren abschreiben werde und zwar bis auf Komma und Punkt fehlerlos. Ein einiger Irrthum bringt ihn um den Preis der Wette, nämlich um 3000 Mark. Hoffentlich profitirt er mehr dabei als das Geld.
- Die Stadt Metz wird wie eine ungetreue Schöne bewacht. Am Mittwoch rückte das dortige 12. Sächsische Fußartillerie=Regiment zur Schießübung aus, sofort aber zog zum anderen Thor das für gewöhnlich in Mainz stehende 3. Brandenburgische Fußartillerie=Regiment dafür ein. Früher hat man solche Vorsichtsmaßregeln nicht beobachtet.
- In Nürnberg hatten sich 4 auf's höchste beleidigte Schneider, nämlich ein Meister und seine drei Gesellen vor dem Schöffengerichte zu verantworten, weil die Gehülfen zwei junge Personen durchprügelten, wobei der Meister sein Personal anfeuerte. Der Meister gab an, daß die Angegriffenen durch öfteres "Meckern" beim Vorübergehen vor der Werkstätte den Zorn der Schneider erregt hatten. Das Urtheil lautete für den Meister auf 20 Mark Geldstrafe, für zwei Gehülfen auf je 5 Mark und für einen Gehülfen auf 10 Mark.
- Das Tollste und Scheußlichste hat ein arbeitsscheuer junger Pinselmacher in Nürnberg fertig gebracht. Er legte sich genau so auf die Schienen der Eisenbahn, daß ihm der Arm abfahren werden mußte. Und so kam es auch. Der Arm hing nur noch an einer Faser und so zeigte er sich der Polizei. Er wollte dauernd arbeitsunfähig werden.
- Einen Hektoliter Zigarrenspitzen lieferte dieser Tage in Regensburg ein eifriger Sammler, der Brauereibesitzer Schöpperl, an die dortige Taubstummenanstalt, zu deren Gunsten solche gesammelt waren, ab.
- Die ABC=Bücher mit Fibeln gehören nicht nur zu den verbreitetsten, sondern auch zu den menschenfreundlichsten Büchern; denn da aller Anfang schwer ist namentlich auch beim Lesenlernen, so suchen zahlreiche Menschenfreunde der Jugend diese Mühe zu erleichtern. Das verbreitetste Buchstabierbuch soll das des Engländers Webster sein, fast so verbreitet wie die Bibel.
- Am Dienstag Nachmittag dreieinhalb Uhr zog ein furchtbares Hagelunwetter von Westen nach Osten über Warschau und zerschlug nach ungefährer Schätzung etwa eine halbe Million Fensterscheiben. Die Hagelstücke waren von ungewöhnlicher Größe. Auch die Provinz ist von dem Unwetter heimgesucht worden. Die Frau eines Bahnwärters bei Skierniewice, die auf der Bahnstrecke mit ihrem Kinde im Arm vom Unwetter überrascht wurde, soll durch die herabfallenden Eisstücke schwer beschädigt, ihr Kind getödtet worden sein.
- In der Schweiz stimmt das ganze Volk selbst nächstens über das Schnapsmonopol ab. Man darf gespannt sein.
- Im Allgäu, namentlich im Immenstädter Gebiet, werden den Sennälplern 106 Mark für 1000 Liter Milch bezahlt, es ist aber auch die reine Buttermilch. Wenn aber die Sommergäste kommen, namentlich die Berliner, die alles wie zu Hause haben wollen, so bekommen sie ihr Berliner Blau vorgesetzt.
- Der Dichter Victor Hugo, bekanntlich derjenige unter den französischen Poeten, welcher politisch der radikalste war, hat dem Landfrieden in seinem Vaterlande doch nicht recht getraut. Er war so klug, sein Geld in England anzulegen. Sein Vermögen beträgt 92 126 Pfund Sterling.
- Die Königin=Regentin hat in Madrid eine große Truppenbesichtigung abgehalten. Ein Zeitungs=Bericht darüber sagt: Es standen 16 000 Mann in Parade. Die Menge der Zuschauer war sehr groß, da wohl zwei Drittel der Bevölkerung von Madrid hinausgezogen waren, um das militärische Schauspiel anzusehen. Die Königin, die im schwarzen Reitkleid erschienen war, ritt ein wunderschönes Pferd. Zahlreiche Generale und Militärbevollmächtigte waren zugegen. Es war ein glänzendes Schauspiel und seit der Anwesenheit des deutschen Kronprinzen hat kaum ein solches Fest stattgefunden.
- Rom hat es nicht zu bereuen, daß die Geistlichen und Mönche nicht mehr unter sich allein sind, sondern auch ein Stück Weltlichkeit darunter gekommen ist. Im Anfang des Jahrhunderts oder etwas früher zählte die Stadt 117,000 Einwohner, von den Tausenden von fremden abgesehen, und jetzt, wo sie die Hauptstadt Italiens geworden ist, mehr als 300,000.
- Der Komponist Rossini ruht jetzt in seinem Vaterland. Er ist in Paris gestorben und war dort auf dem Père Lachaise beigesetzt worden, seine Landsleute aber wollten nicht, daß der große Ton=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 6]

dichter in fremder Erde schlummere, holten deshalb seine Leiche und haben diese jetzt in feierlicher Weise im Pantheon in Florenz beigesetzt.
- In Sandiano bei Palermo überfielen Bauernhorden eine aus neun Personen bestehende, der Hexerei angeschuldigte Zigeunerfamilie und tödteten alle bis auf ein Kind.
-In New=York streiken die Todtengräber, sie werden per Grab bezahlt und klagen über Mangel an Arbeit. Aber keiner von der Million New=Yorker will aus Mitleiden für sie sterben
- Königin Natalie von Serbien reist. Sie hat sich von ihrem Gemahl nicht halten lassen, sie will nach der Krim, also auf russischen Boden. Die ganze Geschichte, so sagt man jetzt, sei eine russische Intrigue und eben deshalb will der König durchaus nicht zugeben, daß seine Gemahlin den Thronfolger mitnehme. Erst war ein Besuch der österreichischen Kaiserin in Herkulesbad geplant, aber Frau Natalie scheint sich mehr nach Rußland hingezogen zu fühlen.
- Man entführe keine Christenmädchen! Türken haben dies in Kandia gethan und in Folge dessen herrscht dort große Aufregung. Der Generalgouverneur ließ sofort mehrere verdächtige Türken verhaften, worauf 2 Christen ermordet wurden. Darauf schlachteten Christen einen Türken ab und zur Vergeltung diese wieder einen Christen. Jetzt befürchtet man, daß ein allgemeines Schlachten folgen werde und deshalb haben die Konsuln der Mächte nach Kriegsschiffen telegraphirt, von denen ein französisches, die "Victorieuse", auch bereits eingetroffen ist. Kandia ist von 5 türkischen Bataillonen besetzt, weitere Truppen werden aus Saloniki erwartet. Auch italienische und türkische Schiffe werden dort alsbald eintreffen.
- Gewisse Frauen in Odessa wollen die interessante Entdeckung gemacht haben, daß in neuerer Zeit die Zahl der Geburten von Knaben die der Mädchen bei weitem überwiegt, und daraus schließen sie und andere, daß ein großer Krieg bevorstehe. Die Natur sorge in ihrem geheimnißvollen Walten schon jetzt dafür, daß der durch den Krieg zu erwartende Verlust an Männern durch zahlreichere Geburten von Knaben in Zukunft gedeckt werde. Mag dem sein, wie ihm wolle, jene Frauen haben jedenfalls ihren Gewinn dabei, denn es ist eine alte Erfahrung, daß in den meisten Familien die Geburt eines Knaben mehr Freude erregt, als die eines Mädchens und daß demgemäß die Hand des Vaters freigebiger zu sein pflegt.
- Das Anspannen der Fohlen. Durch eine zu frühe "Ingebrauchnahme," besonders Anspannen, werden eine Unzahl junger Pferde verdorben. Es liegt wie ein Fluch auf der Gebrauchs= oder vielmehr Bauernpferdezucht, daß man die Pferde unter dem Vorwand: "sie müssen früh eingeübt werden," schon arbeiten läßt, bevor sich ihr Körper "gesetzt" hat, bevor er die geringste Kraft besitzt, welche er recht nöthig zur eigenen Erhaltung und Ausbildung gebraucht, und bevor auch nur die jungen Thiere die schlimmsten Zahnwechselperioden überstanden haben. Wenn das Anspannen bei einem sachgemäßen Einüben für die künftige Arbeit bliebe, so möchte man, zu seinem Privatvergnügen, 1= bis 2jährige Pferde vor seinem Wagen laufen haben; aber wie lange dauert es gewöhnlich, bis auch das Einüben oder Einfahren in ein wirkliches Arbeitenlassen, in eine Anstrengung der jungen Thiere ausartet? Nach 1/4 oder 1/2 Jahren gewöhnlich schon müssen sie gelegentlich ziehen wie ausgewachsene Pferde, erhalten nebenbei ihre Portion Hiebe und Stöße, ebensogut wie diese. Und sichere Folgen sind: verdorbene, schiefe Knochen, überhaupt aber Fehler in dem ganzen Bau und Wesen. Das schönstgebaute 2-3jährige Pferd wird durchweg in der Hand eines rohen und ungeübten Menschen, der es "einfahren oder einarbeiten" soll, schon in dem ersten Jahr zu einem krüppelhaften Thier, zu einein Thier ohne Luft und Kraft, dessen Anlagen zum Guten nicht ausgebildet worden, sondern in Anlagen zu allerhand Fehlern verwandelt worden sind. Gerade die edelsten Fohlen werden durch die zu frühe Tagesbrauchnahme am leichtesten verdorben, weil sie sich, ihrem hitzigeren Temperament nach, am gründlichsten zu Ueberanstrengungen bringen, resp. ruiniren lassen. Das Uebel des zu frühen Anspannens der jungen Pferde herrscht übrigens schon von alten Zeiten her in Deutschland; denn schon im Anfang des 17. Jahrhunderts forderte der Oekonom Liese die Grundherren auf, ihren Untergebenen oder Colonen "es zu verbieten, Pferde, welche noch nicht dreijährig seien, ins Geschirr zu setzen". Die Erfahrung lehrt, daß ein in der Jugend, und wenigstens bis ins fünfte Jahr, gehörig geschontes und nicht zu früh zur Arbeit gebrauchtes Pferd 25-30 Jahr alt werden und bis dahin Dienste leisten kann, wohingegen ein zu früh gebrauchtes, schon mit 12-15 Jahren, wenn nicht schon mit 9, 10 Jahren, völlig abgenutzt ist. In welchem Alter soll man die jungen Pferde in Gebrauch nehmen? Meiner Ansicht nach, die sich auf vielfache Beobachtungen und Versuche stützt, dürfen sie vor dem 3. bis 4. Jahr, je nach der Rasse, niemals ernstlich mitarbeiten, können aber schon, wenn sie 2 Jahre alt sind, ab und zu mit angespannt werden, "mit vor dem Wagen laufen", nicht um zu arbeiten, sondern um sich an Geschirr, Wagen u. s. w. zu gewöhnen. Volle Arbeit kann man bei einem Pferd erst verlangen, wenn von frühreifer Rasse und robust, mit 5 Jahren, wenn von Rassen mit entgegengesetzten Eigenschaften und fein, mit 6-7 Jahren.
- Auch die Maibowle hat ihre Geschichte. Schon Rembertus Dodonäus, der berühmte Botaniker und spätere Leibarzt Kaiser Maximilian II., erwähnte vor mehr als 300 Jahren der deutschen Sitte, Waldmeister in den Wein zu thun, "um das Herz froh und die Leber gesund zu machen." Auch der liebenswürdige alte Herbalist John erzählte dasselbe von deutschen Gebräuchen und daß man das liebliche Kraut deshalb Leberkräutlein und "Hertzfreydt." So will es also scheinen, daß vor länger denn 300 Jahren (Dodoens oder Dodonäus starb im Jahr 1585) auch schon sicherlich in Berlin, das damals zwar nur seine Einwohner nach Tausenden zählte, die Sitte bekannt gewesen sei, leichtem weißem Wein eine "Blume" zu geben, Freunden einer guten Maibowle sei hierbei übrigens gerathen, das Kraut nie vor dem Gebrauch zu waschen, sondern welk werden zu lassen und dann nur auf kurze Zeit in den Wein zu legen, kein Wasser zu der Bowle, wohl aber ein gutes Glas Sherry und einen "soupçon" Cognac und wenig Zucker zu nehmen wie auch die Bowle nur kurze Zeit auf Eis zu stellen. Das Wort Waldmeister ist neueren Ursprungs. Mäsch und Mösch, wie noch in Mecklenburg, hieß das Kraut und das früher und vielleicht noch jetzt in Rheinsberg gefeierte anmuthende "Möschefest", von welchem Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg erzählt, hat seinen Namen hiervon. Allgemein war früher und nicht nur in Deutschland die Sitte, kleine Kränze von dem Kraut in den Kirchen aufzuhängen; auch das Rheinsberger Möschefest leitet seinen Ursprung wohl daher ab.
- Die Lotterieen würden schlechte Geschäfte machen, wenn die Spieler gute Rechner wären. Ein Rechenkünstler stellt über Gewinne in der preußischen Lotterie folgende Wahrscheinlichkeitsrechnung auf. Wenn Jemand ein Viertelloos spielt, so hat er Aussicht, daß das Loos in 43 Halbjahren einmal mit 500 Mark herauskommt. Den günstigsten Fall angenommen, daß er so viele Freiloose bekommt, daß er nur die Hälfte zu bezahlen hat, so wendet er auf 21 1/2 mal 42 Mk. = 903 Mk., hat aber nur Aussicht, ein Viertel von 500 Mk. = 125 Mk. zu gewinnen. Bei höheren Gewinnen stellt sich die Sache noch ungünstiger. So hat man in 66 Halbjahren einmal Aussicht auf 1500 Mark. Unter den gleichen Bedingungen wie oben bezahlt man dabei 1386 Mk. und hat Aussicht auf 375 Mk. Auf 5000 Mk. gewinne man erst in 717 Halbjahren ein gewisses Anrecht. Man bekäme danach auf

[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 7]

sein Viertelchen 1250 Mk., hätte aber das zweifelhafte Vergnügen, schon in nur 66 Halbjahren 1386 Mk. Beiträge bezahlt zu haben. 10 000 Mk. winken dem Glücklichen aber erst in 1403 Halbjahren. Hier gab der Rechenkünstler seine Rechnung verzweifelt auf. Die 15 4/5 Prozente für den Staat und für den Einnehmer hatte er noch dazu ganz außer Anschlag gelassen; er schloß aber mit dem wehmütigen Stoßseufzer, daß eine Stadt bei 1400 Loosen jährlich 470 400 Mk. an die Lotterie bezahle, und überließ es einem Anderen, zu berechnen, wie wenig sie Aussicht habe, sie wiederzubekommen.
- Das beste Mittel gegen die Gefahr des Ertrinkens bildet unstreitig eine soeben erschienene Broschüre: "Wie hat sich ein Nichtschwimmer in Lebensgefahr zu benehmen?" Die Sache ist sehr einfach. Fällt man in's Wasser, so braucht man nur Seite 19 dieses gemeinnützigen Schriftchens aufzuschlagen, dort sind die Arm= und Fußbewegungen genau angegeben. Man macht dieselben, schwimmt und ist gerettet. (Preis 5 Mk.)
- Beim medizinischen Examen. Professor: Wann wiegt der Mensch am meisten? Student: Wenn er Jemand auf die Hühneraugen tritt.


                                            Klapphorn.
                          Zwei Eckensteher in Berlin
                          Besahen sich 'ne Nähmaschin';
                          Der eine sprach: "Ick gloobe
                          Det Ding hier ist von Howe;"
                          Der andre sprach: "Die Dinger,
                          Sind merschtendeels von Singer."


Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 36 Seite 8]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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