No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. August
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 1]

Bekanntmachung,
betreffend die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Betriebe.

             Alle Unternehmer von unfallversicherungspflichtigen Betrieben, welche diese Betriebe bisher der unterzeichneten Landvogtei nicht angemeldet haben, werden hiedurch aufgefordert, solche Anmeldung nunmehr binnen 3 Tagen bei Vermeidung der gesetzlich angedrohten Strafe im Betrage bis zu 100 M. zu beschaffen.
             Die Anmeldung hat nach dem hierunter abgedruckten Formular zu geschehen und ist in zweifacher Ausfertigung einzureichen.

Anmeldung
auf Grund des § 35 des Unfallversicherungsgesetzes.

Staat: Mecklenburg=Strelitz.
Verwaltungsbezirk: Fürstenthum Ratzeburg.
Ort:


Name des Unternehmers (Firma). |
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Gegenstand des Betriebes. |
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Art des Betriebes. |
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Zahl der versicherten Personen. |
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Berufsgenossenschaft welcher der Betrieb angehört. |
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Tag der Eröffnung des Betriebes resp. Beginn der Versicherungspflicht.
(Falls es sich um einen nach dem Inkrafttreten des Gesetzes neu begonnenen oder versicherungspflichtig gewordenen Betrieb handelt.)
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Bemerkungen.

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          Ort, Datum.

Unterschrift des zur Anmeldung Verpflichteten.         

            Die Anmeldungspflicht erstreckt sich auf alle Betriebe, welche im § 1. des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884, (Reichsgesetzblatt S. 69) in der Bekanntmachung vom 22. Januar 1885 (R. G. Bl. No. 5) und in dem Reichsgesetz über die Ausdehnung der Unfall= und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885 (R. G. Bl. No. 19) bezeichnet sind. Zu diesem gehören:

a. Bergwerke, Salinen, Aufbereitungsanstalten, Steinbrüche, Gräbereien (Gruben), Werften, Bauhöfe, Fabriken aller Art und Hüttenwerke.
b. alle Betriebe, in welchen Dampfkessel oder durch elementare Kraft (Wind, Wasser, Dampf, Gas, heiße Luft etc.) bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen.
c. Betriebe, in welchen Explosivstoffe oder explodirende Gegenstände gewerbsmäßig erzeugt werden.
d. jeder Gewerbebetrieb, welcher sich auf die Ausführung von Maurer=, Zimmer=, Dachdecker=, Steinhauer=, Brunnen= oder Schornsteinfegerarbeiten erstreckt.
e. Betriebe, welche sich auf die Ausführung von Tüncher=, Verputzer=, (Weißbinder=), Gypser=, Stuckateur=, Maler=, (Anstreicher=), Glaser=, Klempner= und Lackiererarbeiten bei Bauten, sowie auf die Anbringung, Abnahme, Verlegung und Reparatur von Blitzableitern erstrecken.
f. der gesammte Betrieb der Post=, Telegraphen= und Eisenbahnverwaltungen, sowie sämmtliche Betriebe der Marine= und Heeresverwaltungen, und zwar einschließlich der Bauten, welche von diesen Verwaltungen für eigene Rechnung ausgeführt werden.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 2]

g. der Baggereibetrieb, der gewerbsmäßige Fuhrwerks=, Binnenschiffahrts=, Flößerei=, Prahm= und Fährbetrieb, sowie der Gewerbebetrieb des Schiffsziehens (Treidelei), der gewerbsmäßige Speditions=, Speicher= und Kellereibetrieb, der Gewerbebetrieb, der Güterpacker, Güterlader, Schaffer, Bracker, Wäger, Messer, Schauer und Stauer.
            Als Fabriken im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes gelten alle diejenigen Betriebe, in welchen die Bearbeitung oder Verarbeitung von Gegenständen gewerbsmäßig aufgeführt wird und in welchem zu diesem Zwecke mindestens zehn Arbeiter regelmäßig beschäftigt werden.
            Anzumelden sind daher die sub a., b., c., d., e., f. und g. aufgeführten Betriebe, wenn in denselben der Unternehmer auch nur 1 Person beschäftigt, alle übrigen Gewerbe sind versicherungspflichtig und anzumelden, wenn in denselben vom Unternehmer regelmäßig zehn Arbeiter beschäftigt werden.
            Schönberg, den 10. August 1885.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Fölsch.

Koeppen.         


          Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

1. im Impfdistrikt Zarnewenz:

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf, Teschow am

Donnerstag, den 20. August d. Js.,
Nachmittags 4 Uhr,

im Kruge zu Zarnewenz und in demselben Lokale Revision sämmtlicher Impflinge am

Donnerstag, den 27. August d. Js.,
Nachmittags 4 Uhr.

2. im Impfdistrikt Rieps:

bestehend aus den Ortschaften:

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf,
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf am

Donnerstag, den 20. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

im Kruge zu Rieps und in demselben Lokale Revision sämmtlicher Impflinge am

Donnerstag, den 27. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.

3. im Impfdistrikt Herrnburg:

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen, Wahrsow (Hof und Dorf),
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow am

Freitag, den 21. August d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

in dem Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge am

Freitag, den 28. August d. Js.,
Nachmittags 5 Uhr.

4. im Impfdistrikt Schönberg:

bestehend aus den Ortschaften:

Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld am

Donnerstag, den 27. August d. Js.,
Morgens 9 Uhr,

im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge am

Donnerstag, den 3. September d. Js.,
Morgens 9 Uhr.

5. im Impfdistrikt Selmsdorf:

bestehend aus den Ortschaften:

Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowiek, Hohemeile und Lauen,
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf am

Donnerstag, den 27. August d. Js.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,


[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 3]

im Lokale des Gastwirths Michaelsen in Selmsdorf und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge am

Donnerstag, den 3. September d. Js.
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

6. im Impfdistrikt Petersberg:

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf, Westerbeck,
          Impfung der im Jahre 1884 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf am

Freitag, den 28. August d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr,

im Kruge zu Petersberg und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge am

Freitag, den 4. September d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr.

          Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
          Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.

          Schönberg, den 13. August 1885.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Fölsch.


          In Anlaß der in diesem Jahre im hiesigen Fürstenthum stattfindenden Manöver wird den Ortsvorstehern der interessirten Ortschaften hiedurch aufgegeben, dafür Sorge zu tragen, daß etwa vorhandene mangelhafte Brücken und Wegweiser noch vor Beginn der am 21. d. Mts. stattfindenden Brigade=Uebungen wieder hergestellt werden.
          Schönberg, den 15. August 1885.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Fölsch.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Sabowerstraße sub Nr. 16 belegene Wohnhaus c. p. der Wittwe Bruhn, Caroline geb. Freitag, allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 31. August d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Juni 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1886/87 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 17. August 1885.

Großherz. Mecklenb. Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der Zeit vom 1. October 1885 bis 31. März 1886 soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 22. August cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 12. August 1885.

Der Magistrat.


Scheibenschießen Scheibenschießen.

Zu dem am Sonntag und Montag, d. 23. u. 24. August d. J. stattfindenden Scheibenschießen lade ich meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch freundlichst ein.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 1 Mark kostet fällt nur ein Gewinn.

Am Montag Tanzmusik.
                                                    W. Creutzfeldt, Carlow.


Ratzeburger Dampfschifffahrt.
Dampfschiff Auguste fährt jeden Mittwoch und Sonnabend morgens
von Rothenhusen 7 1/2 Uhr nach Lübeck
von Nüdlenhorst 8 Uhr nach Lübeck
                          retour Nachmittags 3 1/2 Uhr.

Aug. Stapelfeldt,
Schiffsdisponent.


Nätherinnen
bei dauernder Arbeit werden verlangt bei                          
                                                    B. Gartz.


2 Ziegen

sind Umständehalber billig zu verkaufen. Wo? erfährt man in der Expedition der Anzeigen.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 4]

Sedanfeier in Ratzeburg.

Zu der am 2. September stattfindenden

15. nationalen Erinnerungsfeier
ladet das unterzeichnete Festcomitè alle Vaterlandsfreunde ganz ergebenst ein.
Die Hauptfestlichkeiten sind:
Festgottesdienst (10 1/2 Uhr), Festmusik und Gesangvorträge auf dem Markt (11 1/2 Uhr), Festzug vom Palmberge aus (2 Uhr), Festrede auf dem Markt, Konzert auf dem Schützenhof, gemeinsamer Gesang, Belustigungen, Scherztombola, glänzende Illumination, Fackelzug, besonders großartiges Feuerwerk, Freudenfeuer und freie Tanzmusik an 4 Stellen bis 2 Uhr Nachts.
Entree 50 Pfg.

Das hierfür verabreichte Festzeichen muß deutlich sichtbar getragen werden. Die Kriegsdenkmünze von 1870=1871 berechtigt zum unentgeltlichen Eintritt. Loose zur reichhaltig mit Gewinnen ausgestatteten Fest=Tombola bei den Kaufleuten und Wirthen der Stadt zu 50 Pfennig (Mecklenburg).
Der Abendzug nach Lübeck wird am Sedantage auch in Sarau und Blankensee anhalten.

                                                    Das Ratzeburger Sedan-Comite.


Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.
Dipositair für Lübeck Herren Grevsmühl & Riesland.
Dipositair für Wismar Herren Gebrüder Frahm Nachfolger.

Vielfach prämiirt.


Schutzmarke Gemahlener Peru Guano Die
Füllhorn-Marke
bietet allein Garantie für echten
Ohlendorff'schen Peru-Guano.
Man achte genau auf die Aufschrift der Säcke u. Plombe
und hüte sich vor den im Handel erschienenen Nachahmungen.
Hamburg u. Emmerich a./Rh.
Schutzmarke Aufgeschlossener Peru Guano
Anglo-Continentale (vorm. Ohlendorff'sche) Guano-Werke.
Erste Fabrikanten des aufgeschlossenen Peru-Guano.


Eine Parthie 4schaariger

Pflüge

mit neuesten Verbesserungen habe wieder vorräthig und empfehle dieselben zur geneigten Abnahme

Schönberg i. M.                                                     J. Oldenburg.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Zum 1. October finden                          
2 kleine Mädchen,

welche die Schule in Lübeck besuchen sollen, in einer gebildeten Familie freundliche Aufnahme. Offerten sub M. S. befördert Fräul. Dorette Gusmann in Lübeck.


Zu der am Sonntag, den 23. August bei mir stattfindenden

Tanzmusik

lade ich hiedurch ergebenst ein. Anfang Abends 6 Uhr.

Gastwirth Kaven, Pogetz.         


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. August.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. August 1885.


In Varzin beim Reichskanzler ist's wieder still geworden. Graf Kalnoky ist nach Wien zurückgereist, auch der preußische Gesandte beim Vatikan, von Schlözer, hat Abschied genommen und Bleichröder ist auch wieder fort. Was verhandelt worden ist, bleibt nach wie vor Geheimniß. Wenn nur Bleichröder nichts ausplaudert!
Freundlicher und herzlicher sind kaum jemals Gäste in Berlin willkommen geheißen worden als die 200 Wiener Sänger. Sie haben ganz Berlin mit ihrem Singen erobert.
Die Wiener haben auch vor dem Kaiser in Babelsberg gesungen und zwar nur heitere Lieder wie der Kaiser ausdrücklich gewünscht hat, z. B. Muttersprache von Herbeck, Diaendl tief drunt im Thal, Frühlingslandschaft von Otto und die "Post" mit dem Piston=Solo von Toms.
525 Staatsanwälte gibt's im Deutschen Reich. Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle bewahrt die kindlich reine Seele!
Auf Herausgabe empfangener Parteidiäten sind nicht nur Abgeordnete der deutschfreisinnigen Partei vom preußischen Fiskus verklagt worden. Auch sozialdemokratische Abgeordnete, und zwar zunächst die Herren Hasenclever und Heine haben derartige Klagezuschriften erhalten.
Es geschehen Wunder! Die Franzosen haben am vergangenen Sonntag eine große patriotische Festlichkeit abgehalten und dabei nicht gegen Deutschland gehetzt. Ja, es ist sogar Thatsache, daß die Regierung der bekannten Herrn Déronlède, Dichter und Führer der "Patrioten=Liga" das Reden und das Hetzen, denn das ist für diesen Herr gleichbedeutend, verboten hat. In Le Mans wurde ein Denkmal für General Chanzy, bekannt aus dem Loire=Feldzug enthüllt, der Kriegsminister, der Minister des Innern u. a. m. sprachen, keiner aber keiner hetzte gegen Deutschland. Bei den Französinnen pflegt der Verstand, wenn er überhaupt kommt, mit dem 20sten Jahre sich fühlbar zu machen. Bei den Franzosen kommt er noch später; die jetzigen französischen Minister aber scheinen doch nunmehr alt genug geworden zu sein, um verständig zu werden.
- Die Astronomen feiern einen Triumpf. Sie hatten s. Z. ausgerechnet, daß der Tuttlesche Komet in 14 Jahren wieder am Himmel auftauchen müsse. Er ist wirklich pünktlich wieder da, aber in sehr durchsichtigem Incognito, d. h. als ganz schwaches Licht im Sternbild der Zwillinge.
- Eine neue Art der Bluteinführung in einen geschwächten menschlichen Körper macht großes Aufsehen unter den Aerzten. Früher war es üblich, die Bluteinflößung - die Transfusion derartig vorzunehmen, daß man das fremde Blut, nachdem es von dem ihm beigemengten freien Eiweisstoff, dem Fibrin, befreit war, unmittelbar in die eröffnete Zufuhrader, die Vene (man wählte am liebsten die mittlere Vorderarmvene), einspritzte. Dies Verfahren war umständlich und unter Umständen mit den größten Gefahren verbunden. Da schlug Professor v. Ziemssen, der berühmte Münchener Kliniker, vor, das fremde defibrinirte Blut nicht mehr in die Ader selbst, sondern in das Ueberhaut=Zellgewebe einzuspritzen, gerade so, wie man manche Arzneistoffe, z. B. Morphiumlösungen, einflößt. Der Versuch gelang über alles Erwarten, und Professor v. Ziemssen heilte auf diese Weise zu wiederholten Malen Fälle von schwerer Blutlosigkeit von sogenannter "perniziöser Anämie". Andere Aerzte folgten diesem Beispiel, und die Beweise für die Brauchbarkeit und die Ungefährlichkeit dieser Bluterneuerungsmethode häuften sich mehr und mehr. Die Wirkung war in allen so behandelten Fällen eine bewundernswerth rasche und sichere. Unter dem Einfluß des eingespritzten fremden Blutes besserte sich die gesammte Blutmischung des erkrankten Körpers. Alle Zufälle, mit denen die an Blutarmuth Leidenden geplagt werden, wie Ohnmachten, Herzklopfen, Erbrechen, Ohrensausen, hörten auf und Eßlust und Schlaf stellen sich ein. Während und nach der Bluteinflößung werden die Betreffenden leicht massirt, um die Vertheilung des fremden Blutes zu beschleunigen. Die Bedeutung dieser Methode dürfte ebenso sehr von den Klinikern wie von den Chirurgen gewürdigt werden.
- Der erste bayerische Bierzug, aus 16 Wagen bestehend, ist am 11. August aus München abgegangen; er enthielt Bier vom Spaten, Hackerbräu, Pschorr, Franziskaner, Zacherl, Münchnerkindl, Bürgerl. Brauhaus und Löwenbräu; die größten Sendungen gehen nach Paris und Havre.
- Kongresse. Der Spätsommer ist die Zeit der Kongresse. Auch heuer tagen Sattlermeister, Naturforscher, Lehrer, Gastwirthe und wer und was sich sonst noch an "Ständen" zusammengefunden und Interessen zu vertreten hat. In Villach hat der deutsche und der österreichische Alpenverein augenblicklich seine 12. Generalversammlung. Dieselbe hat nicht weniger als 22 000 M. für Wege und Hüttenbauten bewilligt. - In Stettin dagegen findet gegenwärtig die 26. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure statt.
- Der Winter rückt schon ein und der Herbst hat dem Kalender nach noch nicht einmal begonnen. Im schönen Schottland sind seit einigen Tagen die Spitzen der höchsten Berge, des Ben Newis und Ben Lawers, mit dem winterlichen Weiß bedeckt. Die Vergnügungsreisenden flüchten in Massen aus Schottland, denn unter solchen klimatischen Verhältnissen hört das Reisen auf, ein Vergnügen zu sein.
- Aus Kalau. In einer Restauration läßt ein Gast den Wirth rufen: "Man sagt mir, Ihre Fräulein Tochter koche selbst; ist das wahr?" - "Allerdings, mein Herr." - "Dann habe ich die Ehre, sie um ihre Hand zu bitten." - "Wie, mein Herr, so weit treiben Sie die Feinschmeckerei?" - Der Gast zieht aus seiner Brieftasche eine Locke vom goldigsten Blond und sagt mit vibrirender Stimme: "Sehen Sie, dieses Blond ist meine Leidenschaft. Seit einem Monat sammle ich alle Haare, die ich hier im Essen finde!"
- Aus der Sommerfrische. Anna: "Sie nur einmal, Emma, in wie auffallender Weise sich Fräulein v. Schminkwitz, die doch mindestens ihre 34 Jahre alt ist, von dem Fähnrich v. Degen den Hof machen läßt." Emma: "Jawohl, ich sehe es und ich weiß auch, warum sie es thut." Anna: Nun, warum denn?" Emma: "Sie braucht eine Nachkur".


Durch Leid geläutert.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1885 Nr. 65 Seite 6]

Durch Leid geläutert.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Lübecker Knochenmehl-Fabrik.
S. Wm. Willhöfft.

Empfehle den Herren Landwirthen zur Herbstsaatbestellung meine anerkannt

guten Fabrikate

zu den billigsten Preisen. Den Verkauf habe ich wiederum Herrn W. Boye in Schönberg übertragen.


Rennen
zu Ratzeburg,
am 2. September, Nachmittags 2 Uhr.
1. Hinderniß-Rennen.

Herrenreiten. Ehrenpreise dem ersten, zweiten und dritten Pferde. Zu reiten in Uniform, Farben oder rothem Rock. Für Reitpferde aller Länder. Normalgewicht 82 1/2 Kg. Für Vollblutpferde und Pferde, die in Trainer's Hand gewesen, 7 1/2 Kg. extra. Einsatz Mk. 5,00. Ganz Reugeld. Distance ca. 2000 Meter. Drei Pferde oder kein Rennen.

2. Trabreiten.

Freie Konkurrenz. Einsatz Mark 3,00. Ganz Reugeld, Distance ca. 2000 Meter, 1. Preis 70 M. 2. Preis 20 Mk. Drei Pferde oder kein Rennen.

3. Ponny-Rennen.

Freie Konkurrenz. Einsatz Mark 1,00. Reiter über 17 Jahr sind ausgeschlossen. 1. Preis 20 M. 2. Preis 10 M. Distance ca. 2000 Meter. Drei Pferde oder kein Rennen.

4. Flachrennen.

Herrenreiten. Zu reiten in Uniform, Farben oder rothem Rock. Für Reitpferde aller Länder. Normalgewicht 82 1/2 Kg. Für Vollblutpferde und Pferde, die in Trainer's Hand gewesen, 7 1/2 Kg. extra. Einsatz Mk. 5,00. Ganz Reugeld. Distance ca. 2000 Meter. Drei Pferde oder kein Rennen.

5. Einspännig-Trabfahren.

Freie Konkurrenz. Einsatz Mk. 3,00. Ganz Reugeld, 1. Preis 50 Mk. 2. Preis 20 Mk. Drei Wagen oder kein Fahren.
Anmeldungen nimmt bis zum 28. August mit beigefügtem Einsatze Herr Inspector Rautenberg=Ratzeburg entgegen. Die Entscheidungen des Komitees sind für alle sich an diesem Rennen betheiligenden endgültig. Nennungen am Pfosten.
Rennen 1 und 4 mit dreifachem, Rennen 2, 3 und 5 mit doppeltem Einsatze zulässig.

Das Renn=Komitee.
Baurath v. Binzer, Senator Vollmar-Ratzeburg, Domainen=Pächter Stamer-Mechow, Kaufmann Spehr-Ratzeburg, Kaufmann Stein-Ratzeburg, Baukondukteur Graaf-Ratzeburg, Brauerei=Inspector Rautenberg-Ratzeburg.


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ZVDD