No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. August
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 60 Seite 1]

Die Insel Ischia ist am 28. Juli Abends 9 Uhr von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht worden, das über 5000 Menschen, Fremden und Einheimischen das Leben gekostet hat. Die Insel, eine der schönsten der ganzen Welt, am Eingang des Golfs von Neapel gelegen und ganz und gar vulkanischen Ursprungs, zählt 23,000 Einwohner. Am schwersten sind die Orte Casamicciolo, Forio und Laco Ameno betroffen worden, wo die meisten Häuser eingestürzt sind. Hunderte von Verwundeten sind nach Neapel gebracht worden.
Die Insel wurde durch drei Erdstöße erschüttert, deren erster von furchtbarer Gewalt war. Unmittelbar nach den Erschütterungen, die von unterirdischem Getöse begleitet waren, erhoben sich ungeheure Staubwolken, die alles in Finsterniß hüllten. Ein jäher Schreck betäubte alle Leute. Als die unverletzt Gebliebenen endlich zur Besinnung kamen, zündeten sie, um Hilfe herbeizurufen, Holzspähne an und eilten dann gegen das Meer, wo sie die Fahrzeuge im Sturme nahmen. Die Schilderungen, welche die Ueberlebenden von den Ereignissen geben, erinnern an die Zerstörung Pompejis. Der Anblick, den Casamicciola bietet, ist ein entsetzlicher. Kein Haus blieb von der Katastrophe verschont. Die Straßen, in welchen Hunderte von Todten und Verwundeten liegen, gleichen einem Schlachtfelde. Viele der Ueberlebenden irren, durch die grauenhaften Ereignisse in Wahnsinn versetzt, zwischen den Ruinen umher. Man hört noch immer das Aechzen und Wimmern einzelner Verwundeter, die unter dem Schutte begraben liegen. Als man zur Hülfeleistung herbeieilte, boten die Ueberlebenden, die vor Schreck bleich am ganzen Körper zitterten, mit Blut und Koth bedeckt waren, einen entsetzlichen Anblick. Zahlreiche Familien sind vollständig vernichtet. Unter den Opfern befinden sich viele Personen aus den höheren Gesellschaftskreisen Roms und Neapels.
Wie verlautet, wurden schon an den der Katastrophe vorangegangenen Tagen mehrere von unterirdischem Geräusche begleitete Erdstöße verspürt, und aus den Brunnen schwand das Wasser. Trotz dieser erfahrungsmäßig fast als sicher anzusehenden Vorzeichen eines bevorstehenden Erdbebens unterließen die Bewohner von Casamicciola aus Furcht, die Flucht aller Badegäste und Vergnügungsreisenden herbeizuführen, Vorkehrungen zu treffen.
Ganz Italien steht unter dem erschütternden Eindrucke des fürchterlichen Ereignisses; allenthalben im Lande werden Subskriptionen für die Ueberlebenden auf Ischia eröffnet. Die Beerdigung der Todten verursacht große Schwierigkeiten; der Minister der öffentlichen Arbeiten, Genala, hat, da die Kirchhöfe in Casamicciola, Lacco und Forio bereits überfüllt sind, und die Bergung der Leichen wegen des vorgeschrittenen Verwesungsprozesses lebensgefährlich ist, angeordnet die Leichen mit Kalk überschütten zu lassen. - Sehr lebendig schildert, nach einem Privat=Telegramm der "Vossisch. Ztg." Professor Dr. Dohru, der Direktor des Zoologischen Instituts zu Neapel, den Hereinbruch der Katastrophe. Er erzählt: "Wir saßen auf einem nach den Weinbergen sich öffnenden Altan im Garten, als gegen 9 1/2 Uhr immer stärker werdendes Geräusch sich hören ließ, ähnlich einem Eisenbahnzuge, welcher über eine eiserne Brücke fährt. Der Boden schwankte, ich wurde vom Stuhl geschleudert und als ich mich erholte und mechanisch nach meinem Hute faßte, fand ich mich in Nebel, Staub und Schutt gehüllt - Casamicciola war nicht mehr. In meinem Hotel der Piccola Sentinella brannten im hinteren Theile noch die Petroleumlampen; mittelst einer solchen leuchtete ich nach dem Zimmer meiner Frau, die bei dem ersten Geräusche aus dem Bette gesprungen war. Ich fand sie lebend und unverletzt; wir kampirten in der Nacht im Garten. Vergebens versuchte ich einer unglücklichen Amerikanerin, deren Beine von einem auf sie gestürzten Fels zerschmettert waren, von diesem zu befreien; meine Kräfte reichten nicht; entsetzlich tönten die Hülferufe der Jammernden durch die Nacht. Um 10 1/2 Uhr ging das erste Schiff nach Neapel, um Hilfe zu holen, die prompt eintraf. Die Ausbrüche der Verzweiflung einerseits und dazwischen die Freudenrufe sich Wiederfindender andererseits sind unbeschreiblich. Ich schätze die Verluste auf Tausende von Menschenleben. Nicht blos verschüttet und erschlagen wurden die Umgekommenen, Viele wurden auch von den aus den Erdspalten aufsteigenden Schwefeldämpfen erstickt."
Die letzten Nachrichten über die entsetzliche Katastrophe auf Ischia lassen erst die ganze Größe des Unglücks erkennen. Selbst die Ziffer von 5000 Todten scheint noch hinter der Wirklichkeit zurückzubleiben.
Von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde mehrt sich der Schrecken und das Entsetzen, je mehr Details über das Unglück bekannt werden. Auch der Vesuv befindet sich in gewaltiger Erregung; seit vierundzwanzig Stunden ist der Ausbruch desselben stärker, als seit langer Zeit. Die Zahl der Todten, welche dem Erdbeben zum Opfer gefallen sind, wird jetzt schon auf 5 - 6000 angegeben. Die bis jetzt in Neapel eingebrachten Verwundeten erreichen die Ziffer von 1000. In Casamicciola steht auch nicht ein Haus aufrecht. Am Montag Mittag, also 36 Stunden nach dem Eintritt der Katastrophe wurden noch Verwundete aus den Trümmern gerettet, darunter zehn Kinder. Etwa 1000 Soldaten halten die Sicherheit aufrecht und sind mit den Rettungsarbeiten beschäftigt. Man fürchtete Diebstähle durch die Neapolitanischen Pöbel, da viel Geld und Kostbarkeiten sich unter den Trümmern befinden. Eine Griechische Familie führte beispielweise ein Vermögen von 100,000 Lire in Werthpapieren mit sich, die im Schutt begraben sind. Unter den Todten befinden sich mehrere Deutsche, darunter auch Damen. Einer von ihnen, Namens Albert Becher soll aus Berlin sein, ein anderer war ein Deutscher Botaniker. Die Thaten eines Deutschen Arztes, der zuerst den Verwundeten Hilfe brachte, wurden von allen Neapolitanischen Blättern gepriesen. Unter den Todten befinden sich etwa 1200 Badegäste. Die Besucher des von Holz erbauten Theaters am Meere, wo eine Neapolitanische Truppe Offenbach's Operette "Die Räuber" zur Darstellung brachte, sind sämmtlich gerettet, obwohl die Lichter des Hauses verlöschten und dasselbe in Brand gerieth. Die Wehklagen der lebendig Begrabenen und der Verwundeten erfüllten während der ganzen Nacht nach der Katastrophe die Luft und vermehrten das
[ => Original lesen: 1883 Nr. 60 Seite 2]ungeheure Grausen dieser Nacht. Gestern machte sich der Geruch der verwesenden Leichen in entsetzlicher Weise vom Meere her bemerkbar. Bei den Ausgrabungen starben bereits 5 Soldaten. Die Beerdigung der Leichen auf der Insel macht besondere Schwierigkeiten, weil der felsige Boden die Herstellung von Gräbern außerordentlich erschwert. In allen Italienischen Städten finden Sammlungen statt; überall fordern Placate zu denselben auf. Aus Rom allein sind gestern schon 428,000 Lire ohne die 150,000 vom Gemeinderath notirten hier eingetroffen. Der König, welcher Nachts in Neapel ankam, suchte sofort die Unglücksstätte von Casamicciola auf.


Politische Rundschau.

Die billigste Volksvertretung in Deutschland ist der Reichstag; er kostet jährlich durchschnittlich nur 407,000 M., weil seine Mitglieder keine Diäten erhalten. Das preußische Haus der Abgeordneten kostet 1,200,000 M., das Herrenhaus 168,000, der bayrische Landtag 367,000, der sächsische Landtag 126,000, der württembergische 342,000.
Graf Kalnoky, der österreichische Minister des Auswärtigen, hat vom Kaiser Wilhelm den Schwarzen Adlerorden erhalten, worüber sich die Franzosen u. s. w. sehr ärgern; denn dieser Orden bedeutet keine Sprengung des deutsch=österreichischen Bündnisses.
Die Kissinger finden ihren 69jährigen Fürsten Bismarck, den sie seit einem Jahr nicht gesehen haben, sehr gealtert; die Spuren seiner Krankheit und seiner anstrengenden Arbeiten sind sehr merklich.
Ein Tourist, der seinen lange gehegten Wunsch endlich befriedigte, nach den an Naturschönheiten so reichem Böhmen zu pilgern, schreibt Folgendes: "Wer jetzt das Innere von Böhmen durchreist, glaubt schwerlich, sich in einem Lande zu befinden, welches noch bis 1866 zu Deutschland gerechnet wurde, solche ungemein große Fortschritte hat die Verdrängung alles Deutschthums durch das czechische Element im letzten Jahrzehnt gemacht. Man hört fast nur Czechisch sprechen, sieht nur czechische Inschriften, kaum daß die unteren Beamten der centralböhmischen Eisenbahnen sich herbeilassen deutschen Reisenden auch eine deutsche Antwort zu geben, obgleich sie von früheren Zeiten her fast sämmtlich noch so ziemlich der deutschen Sprache mächtig sind. Die Schule und die Sprache der Behörden, alles wird jetzt mit größter Hast und unter Anwendung aller nur möglichen Mittel fast gewaltsam czechisirt und besonders nach ihrem jüngsten Erfolg kennt der Uebermuth der Czechen kaum noch eine Grenze. Sie glauben sich gegen die verhaßten Deutschen Alles erlauben zu können, und gestalten damit das früher so angenehme Reisen in Böhmen nicht zu einer Erholung, sondern eher mitunter zu einer Höllenqual. Geht die Czechinisirung Böhmens so fort, wie sie jetzt begonnen hat, so läßt sich fast der Zeitpunkt berechnen, wo dieses Land ein vollständig slavisches Reich, welches mit dem übrigen Oesterreich kaum noch durch eine lockere Personal=Union verbunden ist, bilden wird. Besonders auf mich, der ich nun zum dritten Male das hübsche Böhmen nach allen Richtungen zu durchstreifen gesonnen war, hat diese Thatsache einen verblüffenden Eindruck gemacht und sie hat mich auch zur Umkehr bewogen.
Das alte Märchen, daß die Juden zu manchen religiösen Verrichtungen des Christenblutes bedürfen, ist im 13. Jahrhundert zuerst aufgetaucht, aber vielmals widerlegt worden. Im Tisza=Eszlar=Prozesse hat es eine große Rolle gespielt. Der Staatsanwalt und die Vertheidiger wiesen die Grundlosigkeit nach. Als im Jahr 1840 in Wien der Verdacht ausgesprochen wurde, daß vielleicht doch etwas Wahres an dem Märchen sein könnte, schwor der Domprediger der Stephanskirche, Johann Veith, ein getaufter Jude, auf das Kreuz, daß Talmud, noch Bibel irgend eine Stelle enthalten, die auch nur die geringste Billigung des Blutvergießens enthalten.
Auf dem Turntage in Eisenach war man der Meinung, daß das Turnen viel eifriger und erfolgreicher würde betrieben werden, wenn tüchtig ausgebildeten Turnern eine Kürzung der Dienstzeit im Militair vergönnt würde. Man will die Sache zunächst in einer Petition au den Reichstag anregen.
James Carey, der Kronzeuge in dem Dubliner Phönix=Park=Prozeß, ist von dem Geschick ereilt worden, welches ihm die Fenier vorausgesagt hatten. Er ist auf der Fahrt nach Kapstadt, wohin er sich nach seiner Begnadigung vor der Rache seiner Landsleute zu flüchten gedachte, von dem Irländer O'Donnel durch einen Revolverschuß getödtet worden. Der Ermordete starb, ohne noch ein Wort sprechen zu können. Der Mörder ist ein amerikanischer Irländer, in seinem Besitz wurde eine Höllenmaschine gefunden; er leugnet, vor seiner Ankunft in Kapstadt Carey gekannt zu haben.


- Das deutsche Kronprinzenpaar hat der neuen Kirche in Saßnitz auf der Insel Rügen eine Prachtbibel geschenkt und diese mit eigenhändigen Widmungen versehen. Der Kronprinz wählte die Worte 2. Cor. 3, 6. "Der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig." Die Kronprinzessin schrieb Apostelgeschichte 8, 3: "Verstehst Du auch, was Du liesest?"
- Auf seiner Reise nach Kissingen wurde Fürst Bismarck von einem zahlreichen Publikum auf dem Bahnhofe in Göttingen, wie die dortige Freie Presse meldet, jubelnd begrüßt. Indem der Reichskanzler den Blick über die Köpfe der den Zug umgebenden Menschenmenge gleiten ließ, wobei er in nächster Nähe die Mitglieder des Korps "Hannovera" erblickte, welchem der Fürst während seiner Studienzeit in Göttingen angehörte, bemerkte er lächelnd: "Ich sehe da die altbekannte Mütze, die ich auch vor langen Jahren getragen habe." Einem Mitgliede seines alten Korps, dessen Gesicht verschiedene "Schmisse" zierten, rief der Fürst lächelnd die Worte zu: "Eine brillante Quart, Sie haben nicht gut parirt." Dann bemerkte der Kanzler: "Es sind jetzt 50 Jahre, seitdem ich nicht in Göttingen war. Ich habe mich gefreut, beim Vorbeifahren die alten bekannten Orte der Umgegend: Nörten, den Hardenberg, die Plesse und Wende wieder zu sehen. Drüben liegt ja wohl der Hainberg und nicht weit vom Bahnhof "der alte Carcer." Auf eine bezügliche Frage des anwesenden Bürgermeisters Merkel antwortete der Fürst, daß er etwa 4 bis 6 Wochen in Kissingen zu bleiben gedenke, daß er sich lange Zeit sehr leidend gefühlt habe und noch fühle; er wolle froh sein, wenn die Reise nach Kissingen überstanden sei. Mehrere Male lüftete der Fürst im Laufe der Unterhaltung den schwarzen Schlapphut, wobei die obere Partie der Stirn noch deutlich die Spuren der eben erst überstandenen Gelbsucht zeigte. Der Fürst trug eine Brille mit sehr großen Gläsern. Die anwesenden Mitglieder anderer Göttinger Korps bemerkend, deren Farben dem Fürsten noch in bester Erinnerung waren, äußerte derselbe: "Da sehe ich ja auch die Sachsen, Bremenser und Alt=Braunschweiger." Er bedauerte der Einladung seines Korps zu dessen im Jahre 1875 stattgefundenem 50jährigen Stiftungskommers nicht haben folgen zu können und sprach von seinen alten Korpsbrüdern Oldecop, Hunnäus und Wuthmann, von denen er Letzteren in Berlin wiedergesehen habe. Nachdem Bürgermeister Merkel dem Fürsten noch die herzlichsten Wünsche für eine recht glückliche Kur ausgesprochen hatte, und der Zug nach einem Aufenthalt von 15 Minuten sich in Bewegung zu setzen im Begriff war, brachte der Bürgermeister "dem alten Göttinger Studenten, dem Manne, der das deutsche Reich neu aufgerichtet habe und dessen Einheit begründete, dem großen Ehrenbürger unserer Stadt" ein dreifaches patriotisches Hoch aus, in welches die umstehende Menge mit Begeisterung einstimmte, während sich der Fürst vom Sessel erhob und hochaufgerichtet vom Fenster aus durch wiederholte Verbeugungen dem Publikum freundlich dankte.
- Ein höchst interessantes kleines Theeservice hat der Maschinenmeister Hofmann zu Osterfeld angefertigt und dem deutschen Kronprinzen als Geschenk übersandt. Das 32 mm lange und 24 mm breite Theebrett ist aus einem alten preußischen Dreier angefertigt. Der Teekessel ist aus einem deutschen Zweipfennigstück geschlagen, der Deckel aus einem Einpfennigstück, die Milchkanne aus einem Pfennig des Herzogthums S. Meiningen, die Zuckerschale aus einem preußischen Pfennig und einem Heller, die beiden Tassen aus je 2 alten Pfennigen verschiedener Fürstenthümer. Sämmtliche Gegenstände sind so gearbeitet, daß man das be=

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treffende Geldstück am Wappen oder an der Schrift erkennen kann und inwendig verzinnt.
- Anscheinend offiziös wurde einmal vor längerer Zeit bekannt gemacht, daß der Umtausch unbrauchbar gewordener Postanweisungs=Formulare mit eingedrucktem Werthstempel gemäß einer neuen Bestimmung nicht mehr gestattet würde. Nur wo elementare Ereignisse oder ganz besondere Eventualitäten die Beschädigung bis zu einer größeren Anzahl von Formularen, resp. bis zu einer bestimmten Betragshöhe verursacht, da sollte Ersatz geleistet werden. Diese Mittheilung scheint doch nicht so ganz richtig gewesen zu sein, obgleich viele Postanstalten ganz in dem angegebenen Sinne gehandelt und den Umtausch abgelehnt haben. In jüngster Zeit hat nämlich auf eine Reklamation hin die Oberpostdirektion entschieden, daß die Postanstalten anzuweisen seien, die in den Händen des Publikums unbrauchbar gewordenen gestempelten Postanweisungs=Formulare gegen neue giltige Formulare bis auf Weiteres umzutauschen.
- Für den Monat August weissagen unsere Wetterpropheten im allgemeinen ungünstiges d. h. regnerisches, windiges Wetter. Während es in den ersten 6 Tagen noch warm und gewitterhaft sein soll, würde es vom 7. rauher und kälter werden, welche Temperatur besonders in den Tagen vom 11. bis 16. August ihren Höhepunkt erreichen dürfte. Von da an wird es immer windig und regnerisch sein. Dann bessert sich das Wetter immer mehr: erst veränderlich, gegen Schluß des Monats warm und beständig heiterer Himmel. Wollen's abwarten!
- Ein Trost ist uns geblieben, wenn's wieder einmal eine Sündfluth gibt: Die Arche Noah ist gerettet. Sie wurde in einem Gletscher auf dem Berge Ararat entdeckt. Ein Engländer hat sie sofort als echt erkannt und ein großes Gebot gethan. So lautet die neueste telegraphische Depesche.
- Der Fleischer und Fleischbeschauer Hempel in Gera hat einen Rinderschnelltödter erfunden, wodurch Rinder sofort ohne Qualen und ohne Gefahr getödtet werden. Die Erfindung ist allerorts zu empfehlen.


Anzeigen.

Ueber die zu Carlow sub Nr. 8 belegene Käthnerstelle c p. des verschollenen Büdners und Bäckers Joachim Krellenberg soll auf Antrag des bestellten Abwesenheits=Curators, Hauswirths=Anerben Joachim Peter Robrahn zu Carlow, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem qu. Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag den 6. September 1883
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Juni 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Montag den 6. August d. J. Nachmittags 4 1/2 Uhr sollen auf der Feldmark Lüdersdorf

85 Stiege Roggen

in passenden Cavelingen öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Lüdersdorf.
Schönberg, den 2. August 1883.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
General=Versammlung
Sonntag den 12. August
Nachmittags 3 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


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                                                    F. Heitmann.


Reichs-Versicherungs-Bank Bremen.
Brautaussteuer= u. Wehrdienst=Versicherungs=Gesellschaft. a. G.

Obige durch mich vertretene Bank halte zur Versicherung der Kinder im Alter von 1 Monat bis zu 5 Jahren inclusive und zu Beträgen von Mk. 1000 bis Mk. 10,000 Reichw. unter coulanten Bank=Bedingungen den resp. Eltern auf's Angelegentlichste empfohlen, sowie zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft stets bereit bin.
Schönberg im Juni 1883.

Chr. Rieckhoff.       


Technikum Buxtehude bei Hamburg.
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Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


Zu verkaufen                          
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Menzendorf den 28. Juli 1883.           
                                                    J. H. Bielfeld, Holländer.


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Martha Zimmermann.          
Lübeck, Breitestraße 788.       


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[ => Original lesen: 1883 Nr. 60 Seite 4]

- Beste Pflanzzeit: August bis October. -

Die Zeit der Erdbeerpflanzung

rückt heran und wer im künftigen Jahre eine Schüssel ideal gerathene Gartenerdbeeren haben will, darf diese Zeit nicht versäumen und muß im August oder September zur Anlage einer solchen Pflanzung schreiten. Ein Erdbeerbeet darf in keinem Garden, sei er groß oder klein, fehlen, denn er liefert uns die ersten frischen, köstlichen und allbegehrten Früchte des Sommers.
Unser Erdbeeren=Sortiment wird durch neugewonnene Sorten stets ausgedehnter und besser und erregte im verflossenen Sommer die allgemeine Bewunderung der zahlreichen Bescher unseres Etablissements. Diese Sammlung kann nicht genug empfohlen werden. Sie ist gewiß die beste, wenn nicht die einzige gute, welche existirt. Der Vorrath ist von allen Sorten groß, wodurch es uns möglich ist, selbst die umfänglichsten Aufträge aufs Beste auszuführen.
Eine besonders gedruckte Liste unserer nördlichsten Erdbeeren steht Liebhabern gratis und franco zu Diensten. Wird die Wahl uns überlassen, so tragen wir jederzeit Rechnung, daß frühe und späte Sorten entsprechend vertreten seien.
Wir erlassen

1 Sortiment von 12 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 2.-
1 Sortiment von 25 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 4.-
1 Sortiment von 50 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 8.-
1 Sortiment von 100 großfrüchtigen vorzüglichsten Sorten à 2-3 St. M. 12.
1 Sortiment von 12 großfrüchtigen neuesten Sorten à 2-3 St. M. 3.-
100 Erdbeerpflanzen in 10 vorzüglichsten Sorten à 10 St. M. 4.-
250 Erdbeerpflanzen in 25 vorzüglichsten Sorten à 20 St. M. 10.-
100 Erdbeerpflanzen beste großfrüchtige in Rommel M. 2.50
     50 St. Monatserdbeeren in 5 vorzügl. roth= u. weißfrücht. Sorten M. 2
100 St. Monatserdbeeren in 10 vorzügl. roth= u. weißfrücht. Sorten M. 4
30 St. Mochus od. Vierländer=Erdbeeren in 5 Sorten M. 2
40 St. Scharlach=Erdbeeren in 4 S. M. 2
40 St. Chili=Erdbeeren in 4 Sorten M. 2
Ausführliche gedruckte Anweisung der neuesten rationellsten Kulturmethode wird jeder Bestellung gratis beigegeben.
Um recht viele Aufträge bitten

Centrale der praktischen Gartenbau-Gesellschaft in Bayern zu Frauendorf,
Post Vilshofen, Bayern.

Die Zeit der Erdbeerpflanzung


Eisenbahn    Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Am Sonntag den 5. August d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II. und III. Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.

Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Abfahrt von Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.
            ------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 17 Min. Abends
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Abfahrt von Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Abfahrt von Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) berechtigen für die Rückfahrt nicht allein zur Benutzung des Extrazuges Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch der fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzüge am 7. August c.
In Wismar werden am 5. August zu dem 7 Uhr 52 Minuten Morgens abgehenden Zuge ebenfalls Doppelbillets nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 5. und 6. August berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


Zu Michaelis

suche ich ein ordentliches in allen häuslichen Arbeiten erfahrenes Mädchen. Zu sofort oder Michaelis ein tüchtiges Nähmädchen.

                                                    Julie Oldenburg, geb. Dallach.
                                                    Schönberg.


Gesucht

in Schönberg zu Michaelis ein Knecht. Zu melden in der Expedition dieses Blattes.


Empfehle meine in Grevesmühlen, Wismar und kürzlich wieder in Schwerin prämirten

feuerfesten und diebessicheren
Geldschränke
mit Holzuntersatz shon von 130 Mark an.
Rud. Schrep,
Schönberg.                                                     Schlossermeister.


"Wie läßt sich das Wetter vorausbestimmen?"

Einzig nur durch den "Hygrometer", nämlich durch eine vegetabilische Wetteruhr. Dieselbe zeigt bereits 24 Stunden zuvor genau das Wetter an. Allerdings werden solche Wetteruhren an vielen Orten angefertigt, aber nur die vom Vereins=Centrale in Frauendorf, Post Vilshofen in Bayern, versendeten Hygrometer sind die richtigen. - Diese haben die Form einer niedlichen Wanduhr und bilden zugleich einen hübschen und interessanten Zimmerschmuck. Der Preis per Stück ist ungemein billig, nämlich nur 2 M. Dieselbe in elegantem Gehäuse von Holz mit Glasdeckel 4 M.

                                                    Vereins=Centrale Frauendorf,
                                                    Post Vilshofen, Bayern.

Attest.
Verehrl. Vereins-Centrale Frauendorf!                          

   Vor längerer Zeit bestellte ich bei Ihnen zur Probe einen "Hygrometer". Da sich derselbe zu meiner Zufriedenheit bewährte, so wurde ich ersucht, weitere 6 Stück (unter Glas à M. 4) unter Nachnahme zu bestellen.

                          Achtungsvollst zeichnet
                          Frikingen, Post Salem (Baden), 22. Mai 1883.
                                   P. Harder, Hauptlehrer.


Heute Morgen 3 Uhr entschlief sanft auf einer Besuchsreise in Menzendorf

Frau Anna Diestel, geb. Hildebrandt
im 59. Lebensjahre                                                    
                                                    tief betrauert
                                                    von den Hinterbliebenen.
Menzendorf den 2. August 1883.                          

Die Beerdigung findet am Sonntag den 5. August Nachmittags 3 Uhr in Lübsee statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 5. August.

     Frühkirche: Candidat Nahmmacher,
     Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 30. Juli 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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