No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. März
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 1]

Bekanntmachung
wegen Ausreichung neuer Zinsscheine - Reihe II Nr. 1 bis 8 nebst Anweisungen zur Abhebung der Reihe III - zur Deutschen Reichsanleihe von 1879.
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      Die Zinsscheine - Reihe II Nr. 1 bis 8 - zur deutschen Reichsanleihe von 1879 für die vier Jahre vom 1. April 1883 bis 31. März 1887 nebst Anweisungen zur Abhebung der Reihe III werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92 unten rechts, vom 5. März d. J. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der Kassenrevisionstage ausgereicht werden.
      Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden.
      Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Talons mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar mit einer Empfangsbescheinigung versehen sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
      In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Talons nicht einlassen.
      Wer die Zinsscheine durch eine der oben genannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Talons mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichnis wird mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
      Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Talons abhanden gekommen sind, in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.

Berlin, den 12. Februar 1883.                          
Reichsschuldenverwaltung.
Sydow.       Hering.       Merleker.       Michelly.


Gegen den unten beschriebenen Kuhknecht Johann Franz Peter Reibe aus Tewswoos bei Dömitz, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen dringenden Verdachtes des Vergehens gegen §. 242 des Str.-G.=B. verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und mir alsbaldige Mittheilung zu machen.
Schönberg den 24. Februar 1883.

Der Großherzogliche Amtsanwalt.
H. Bossart.

Beschreibung.

Alter: 30 Jahre (geb. 20. Juni 1852).
Nase: dick.
Haare: schwarz.
Bart: Schnurr= und Backenbart: schwarz.
Augen: braun.
Kleidung: schwarze Beinkleider (von Bradzeug), grauer Tuchrock mit schwarzen Punkten, grau wollene Weste.


Zwangsversteigerung.

Montag den 5. März cr. Vormittags 10 Uhr sollen im Pfandlocal hieselbst gute Mannskleidungsstücke (wobei 2 Winterüberzieher und 1 Frack) und 1 Cilinderuhr öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 1. März 1883.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       

Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 2. März 1883.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Sonnabend den 10. März Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. aus den Bahlen.

ca. 36 Rmt. buchen Kluft I., II. u. Knüppel
ca.   5 Fuder buchen Pollholz.

[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 2]

2. aus den Garnseerholze.

ca. 130 Rmt. buchen Kluft I., II. und Knüppel
          9 Fuder buchen Pollholz.

3. aus dem Garnseerholze und Bahlen.

ca. 200 Stück fichten Stangen I. und II. Cl.

ca. 100 Stück fichten Leiterbäume
ca. 150 Stück fichten Hopfenstangen

das Holz liegt zur Ansicht bereit vom 7. d. M. an.
Schönberg, den 1. März 1883.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction

im Vitenser Forste, Revier Cordshäger Holz, am Mittwoch den 7. März 1883 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

eichen Bau= und Nutzholz=Drümme mit Rinde
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz desgl.
geringeres eichen Durchforstungsholz zu Flecht= und Schröpelzäunen tauglich
buchen KluftholzDer Vorstand des Gewerbe-Vereins.
buchen Knüppelholz
buchen Zweigholz
fichten Bauholz=Drümme
fichten Fachschleete
Versammlung Morgens 9 Uhr auf der Hauptkreuzschneiße im Cordshäger Holz.
Rehna den 27. Februar 1883.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Am Sonntag den 4. März d. J. Nachmittags 4 Uhr wird der Schlachtermeister Hennings durch mich seinen hinter dem Gehöfte des Ackerbürgers J. Burmeister belegenen und in 10 Parcelen getheilten Acker, sowie auch einige Parcelen seines Köppenmors an Ort und Stelle verpachten lassen, wozu Pachtliebhaber eingeladen werden.
Schönberg, den 26. Februar 1883.

C. Buschow,                  
Privatschreiber.       


Auf Beschluß des hiesigen Gewerbe=Vereins findet Dienstag den 27. März cr. im Vereinslokale eine Ausstellung von Lehrlings=Arbeiten statt. Sämmtliche Meister des Fürstenthums werden daher hierdurch aufgefordert, ihre im letzten Jahre der Ausbildung stehenden Lehrlinge zu veranlassen, diese Ausstellung zu beschicken und sind Anmeldungen beim Vorstand des Vereins, welcher zu jeder darauf bezüglichen Auskunft bereit ist, bis zum Palmsonntag d. Js. zu machen.

Der Vorstand des Gewerbe-Vereins.       


Instrumente aus der                          
Kgl. Sächs. Hof-Pianoforte-Fabrik
von
Julius Blüthner
mit ersten Preisen gekrönt auf den Ausstellungen in Merseburg, Paris, Chemnitz, Cassel, Wien, Philadelphia, Pueblas, Sydney, Melbourne etc.
liefert zu Original-Fabrikpreisen unter fünfjähriger Garantie                          
(Pianinos von 720 Mark an)
F. W. Kaibel in Lübeck.
Grösstes Lager von                          
Flügeln und Pianinos
Alleinige Vertreter (für Lübeck und Umgegend) der Weltfirmen:                          
Bechstein, Blüthner, Ibach Sohn, Kaps etc.


Am Sonntag den 11. März findet Nachmittags 3 Uhr die Verloosung der Gewinne für die Orgelbau=Lotterie statt, beim Gastwirth Herrn Tretow in Demern. Die Gewinne sind am Donnerstag und Freitag, den 8.-9. März auf dem Hofe Demern zur Ansicht ausgestellt.

E. Wicke.       


Seit einiger Zeit wird auf meiner Weidekoppel neben dem Fußsteige, der von Kronskamp nach Molzahn führt, nicht allein gegangen sondern auch mit Karren etc. gefahren. Ich verbiete dies hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

                                                    Hauswirth Oldenburg,
                                                    Kl. Molzahn.


Drathschutzgitter.

Um den vielen Anfechtungen entgegen zu treten, bekommt jeder Consument sofort bei Bestellung auf

das Ferd. Schultz'sche Patent Drathgitter

einen gedruckten Garantieschein auf 50 Jahre.
Bezugnehmend bringe ich obige Gitter in gütige Erinnerung zum

Preise von 12 Mark an
und können für schon gelieferte Gitter, die Garantiescheine nachträglich in Empfang genommen werden.

                                                    F. E. Wascher,
                                                    Schlossermeister.


Gesucht zu Ostern
ein erstes Mädchen welches auch melken kann.
Maurinmühle.                                                    
                                                    Wieschendorff.


Mecklenburgische Bank in Schwerin.

Die Bank vergütet für Einlagen gegen
Spareinlagebücher 4 p. Ct.
gegen Schuldverschreibungen der Bank
bei 6monatlicher Kündigung oder auf 6 Monate fest 4 p. Ct.
bei 3monatlicher Kündigung oder auf 3 Monate fest 3 1/2 p. Ct.
bei 14tägiger Kündigung 3 1/4 p. Ct.
bei kürzerer jedoch mindestens 4tägiger Kündigung 3 p. Ct.
im Baar-Contocorrent 3 p. Ct.
Die Zinsen werden bei den auf Kündigung stehenden Capitalien am 1. Januar und 1. Juli fällig, und nach Fälligkeit jeder Zeit, die Julizinsen auch schon im Johannistermine gezahlt.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit, zum Zinssatze von zur Zeit 5 % und discontirt Wechsel auf Reichsbankplätze zur Zeiz zu 4 %.

Die Direction
Steiner.                  Frels.


Das Gute siegt doch!

Mag es gewissen Personen auch noch so unangenehm sein, daß der Anker=Pain=Expeller eine immer größere Verbreitung findet - das Publikum urtheilt eben selbst, es weiß auch ohne Bevormundung und trotz "wohlgemeinter (!!) Warnungen" das Gute zu erkennen. Es sagt sich und mit Recht, daß ein Mittel, welches wie der Anker=Pain=Expeller, dreizehn Jahre lang allen Anfeindungen erfolgreich widerstand, gut sein muß. Die im Wismarer Kalender für 1883 enthaltenen, gegen dieses bewährte Hausmittel gerichteten Angriffe des Prof. Dr. Uffelmann finden in unserm "Offenen Brief" eine ebenso interessante Beleuchtung wie schlagende Widerlegung und können wir daher die Lectüre desselben Allen empfehlen, welche vom Pain=Expeller gehört haben oder sich dafür interessiren. Wir versenden den Brief gratis und franco.

F. Ad. Richter u. Cie., Rudolstadt.


Heute Abend Anstich von
Spatenbräu.
                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 3]

Gemüse- u. Blumen-Samen
in garantirt keimfähiger, bester Waare sowie durchgewinterte                          
Sommerkohlpflanzen
empfiehlt
Schönberg                                                     H. Upahl,
vor der Marienstraße.                                                    Handelsgärtner.


Zu Michaelis 1883
ist meine Paterre und obere Wohnung ganz oder getheilt zu vermiethen
                          
                                                    Frau Marie Klatt.


Gesucht

wird zu Ostern ein Knabe, welcher die Schule verläßt, zum Hüten. Näheres in der Expedition d. Blattes.


Suche zu sofort oder zu Ostern
einen gewandten zuverlässigen
Hausknecht.
                                                    W. Maass.


CHOCOLADEN und CHOCOLADEN-DESSERT,
nach französischem und schweizer System fabricirt, durch feinsten Geschmack und großen Cacaogehalt sich auszeichnend.
Leicht lösliche entölte Cacaos, 100 Tassen per Pfund.
B. SPRENGEL & Co.
HANNOVER.
Specialitäten:
Leicht lösliche Malzextract=Puder=Chocolade,
bestes blutbildendes, nahrhaftestes, angenehmst schmeckendes Gesundheits=Getränk für Gesunde und Kranke jeder Altersclasse, 50 große Tassen aus 1 Pfund, durch Aufgießen kochenden Wassers zu bereiten; desgleichen Eisen-Anthracit-Chocolade, nach Oberstabsarzt 1. Cl. Dr. med. Dyes bewährtes Mittel gegen chronischen Magen-Katarrh, Magenkrampf, Bleichsucht und Blutarmuth. - Beide Specilalitäten von fast allen Aerzten, welche dieselben kennen lernten, verordnet.
Niederlage in Schönberg beim Bäckermeister Wolgast Siemzerstraße.


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Ich erlaube mir ergebenst anzuzeigen, daß ich von jetzt an Särge im Vorrath habe, in allen verschiedenen Größen und bitte bei vorkommenden Fällen um geneigte Abnahme.
Schlagsdorf den 15. Februar 1883.

                                                          H. Fick,
                                                              Tischlermeister.


Sparherde

neuester Einrichtung setzt zu billigsten Preise= unter voller Garantie

Ratzeburg.                                                     W. Baetcke.

N. B. Große Auswahl von selbstfabricirten Kachelöfen, von den einfachsten bis zu den feinsten weißen und Majolik=Oefen. Eiserne Sparherde, eiserne Oefen zu Fabrikpreisen.


Nähmaschine     Billigste Preise für
Prima deutsche
Nähmaschinen,
Nähutensilien,
Kurz, Galanterie- & Spielwaaren etc.
bei
Glocksien & Evers,
Lübeck.
Versand der Waaren frachtfrei.


Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


Paul Schumburg, Lübeck, Mühlenstr. 916.
Fabrik und Lager von
Möbeln, Spiegeln,
Polsterwaaren u. Möbelstoffen

von den einfachsten bis zu den feinsten Sachen in größter Auswahl bei solider Ausführung unter Garantie und billigsten Preisen.


Durch große Einkäufe in Berlin, Frankfurt und größeren Fabrikplätzen ist unser Waarenlager mit allen Neuheiten auf's Reichhaltigste sortirt und bieten wir dem geehrten Publikum große Auswahl in guten Waaren zu außergewöhnlich billigen Ppreisen.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Gebrüder Burchard.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 4]

Die Verlegung unseres Geschäftes nach dem Nachbarhause Nr. 93 erlauben wir uns ergebenst anzuzeigen.

Gebrüder Burchard.


Die Steinhauerei und Marmorwaaren-Fabrik
von
Herrn Bernhard Büschel, Malchin

hat mir ihre Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen. Zeichnungen zur correcten Ausführung von Grabkreuzen und Grabmonumenten jeder beliebigen Form und Größe in Sandstein, Marmor ober Granit liegen bei mir zur gefälligen Auswahl.

                                                   Ergebenst
                                                    C. Schwedt.


Ich fahre mit meinem Omnibus am Mittwoch den 7. März zum Ratzeburger Viehmarkt, von Neue=Welt ab 1/2 8 Uhr Vormittags.

Carlow.                                                     Oldenburg,
                                                                      Omnibusführer.


Mehrere starke Balken,
40 Fuß lang, hat billig zu verkaufen                          
                                                    Wilh. Heincke.


Eine kleine Wohnung
ist zu vermiethen.                                    
Wasserstraße 63.


Honig
vorzüglich schön in Geschmack, empfiehlt                          
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


Tapeten, Borden
empfiehlt                                         
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


Ein Schmiedelehrling
wird zu Ostern gesucht von                                                    
                                                    F. Heick,
Stove.                                                     Schmiedemeister.


Zu Römnitz wird Ostern
1 Tagelöhner=Familie
gesucht.                                                    


Größte Auswahl
in
Gußeisernen Grabkreuzen,
in bunter und schlichter Form von 3 Mk. an empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


Verzinktes Drathgeflecht
in verschiedenen Maschenweiten
empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


30 bis 40 Mille trocknen Torf
hat noch preiswürdig zu verkaufen
                                                    Heinr. Schrep Wwe.


Gesucht zu sofort oder zu Ostern
ein kräftiges Mädchen
zu häuslichen Arbeiten von                          
                                                    Wilhelmine Wieschendorf.


Zu Ostern

werden noch 2 Mädchen gesucht in der Nähe Schönberg. Näheres in der Exp. d. Bl.


Gesucht zu sofort oder Ostern
ein tüchtiger Pferdeknecht.
Lockwisch.                                                     Russwurm.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 4. März.

     Vormittagskirche: Lehrer Nahmmacher.
     Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
          Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 1. März 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. März 1883.


Das Kapitel der Kindererziehung.
(Schluß.)

Die jetzige Generation hält das Dienen für entehrend. Lerne gehorchen, lerne befehlen! Diese Lehre sollte als Norm für alle gelten, die jetzt am Scheidewege der Kinderjahre stehen und den Kopf voll hochfliegender Ideen nicht beugen wollen. Die Eltern aber sollten wohl erwägen, ob es nicht besser sei, ihre Kinder von vornherein vor bitteren Enttäuschungen zu bewahren, sie vollkommen ihrem Stande, ihren Mitteln angemessen zur Arbeit, zu vernünftigem Streben anzuhalten, als künstlich auf eine Höhe zu treiben, auf der sie sich nicht behaupten können. Verhältnisse, die der Harmonie entbehren, sind niemals von Dauer. Ist aber von Seite der Eltern die über ihre Kräfte gehende Schulbildung bis hierher ausgeführt worden, so mögen sie jetzt nicht versäumen, durch ruhiges, friedfertiges Verhalten, durch gutes Beispiel Gefallen an der bescheidenen Häuslichkeit zu erwecken, ihre Kinder aufmerksam zu machen, daß das Gelernte kein Grund zum Prahlen und Wichtigthun, zur Unterschätzung positiver Arbeit, sondern eine unter Sorgen und Entbehrungen gemachte Kapitalanlage sei, die neue Zinsen tragen müsse. Dankbar, segnend denkt der gefühlvolle Mensch noch im spätesten Alter an die sorgsame Elternliebe zurück, die ihn ohne Aufsehen, aber treu und sicher auf den rechten Pfad lenkte. Nur aus der Arbeit erwächst die wahre Selbstständigkeit. Was man, um ihren Besitz zu erringen, gelernt hat, das kann kein Mensch nehmen, und wenn der liebe Herrgott Gesundheit und ein bescheidenes Gemüth bescheert, so läßt sich der Lebensweg getrost vollenden. Die Redensart, daß das Leben nur werth des Sterbens sei, wird hinfällig sobald Zufriedenheit im Herzen wohnt, der sich im Gemüth des Weibes Demuth zugesellen soll. Ich meine damit nicht jene Unterwürfigkeit, die den Menschen erniedrigt, sondern erhebt. Die wahre Demuth ist kein unbewußtes Beugen vor Allem, was dem eigenen Wissen und Können überlegen scheint, sondern ein Anschmiegen an alles Edle, Schöne, Wahre; sie ist das Bedürfniß, eigene Interessen unterzuordnen, um andere zu fördern, sie ist die Blüthe der Selbsterkenntniß.


Politische Rundschau.

Der Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem Papste wird fortgesetzt, ja, der Kaiser hat auch den bekannten letzten Brief des Papstes beantwortet. Das hat der Cultusminister v. Goßler in der preußischen Kammer mitgeteilt. Den Inhalt des kaiserlichen Briefes kennt man noch nicht. Dagegen ist die Note des päpstlichen Staatssecretärs Jacobini an den preußischen Gesandten v. Schlözer in Rom in der N. A. Z. veröffentlicht worden. Sie erklärt, daß der Papst den Bischöfen Anweisung ertheilen werde, von der Anstellung Geistlicher der Regierung Anzeige zu machen, aber erst dann, wenn Regierung und Landtag unter Aenderung der Maigesetze die Ausübung des geistlichen Amtes und die Erziehung der jungen Geistlichen (Seminaristen) ganz frei gegeben haben würden. Im Uebrigen rühmt die Note die versöhnliche Gesinnung des Kaisers und die Mäßigung des Papstes. Das ist alles.
Ein glückliches Ereigniß in Preußen ist die Steuerreform, über welche sich Regierung und Abgeordnetenhaus geeinigt haben. Die Licenzsteuern auf Bier, Branntwein, Tabak etc. sind aufgegeben, die zwei untersten Stufen der Klassensteuer (die so viele ärgerliche und nutzlose Executionen nöthig machen) sind aufgehoben und damit alle Leute bis zu 900 M. Einkommen von direkter Steuer ganz befreit. Damit aber der Ausfall an Steuern ersetzt werde, wird die Klassen= und Einkommen=Steuer derart geregelt, daß die Steuersätze mit Steigerung nach oben anders als seither abgestuft, die geringere Leistungsfähigkeit besonders berücksichtigt, die Veranlagung gerechter und dem wirklichen Einkommen mehr entsprechend und endlich eine höhere Besteuerung des Einkommens aus Capitalvermögen eingeführt wird.
Durch Dekret der Regierung in Paris vom 25. Februar werden die Prinzen von Orleans: 1) der General Herzog von Aumale, 2) der Oberst Herzog von Chartres, 3) der Capitän Herzog von Alençon ihrer Stellungen in der Armee enthoben und zur Disposition gestellt, ihre militärischen Grade behalten sie. Prinz Napoleon ist nicht erwähnt, obwohl er den ganzen Spektakel herbeigeführt und seinen Bauch verloren hat und man oft hört, Leute mit dickem Bauch seien viel ungefährlicher als Leute ohne Bauch aber mit spitzer Nase. - In dem neuen Ministerium sind Ferry, der Präsident, Challemel=Lacour, der Minister des Aeußern, Waldeck=Rousseau, der Minister des Innern und Thibaudin, der Kriegsminister vom verlorenen Ehrenwort, die Hauptleute. Die Freunde nennen es das starke Ministerium, die Gegner das Ministerium Gambetta ohne Gambetta. Soll das heißen ohne Kopf?


Ein interessantes Erkenntniß, das auch in engeren Kreisen von Bedeutung sein dürfte, ist in neuerer Zeit vom höchsten einheimischen Gerichtshof, dem Oberlandesgericht zu Rostock, gefällt worden. Dasselbe bezieht sich auf die Bedeutung der in den meisten mecklenburgischen Schulordnungen enthaltenen Bestimmungen, nach welcher die Schulpflicht der Kinder, "bis zur Confirmation" dauert, und auf den Einfluß des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung auf genannte Bestimmung der Schulordnungen.
Nach dem die untere Instanz in einem concreten Fall, mit Rücksicht darauf, daß durch das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 der Taufzwang beseitigt ist und demnach die Confirmation nicht mehr wie früher die Regel bildet, entschieden hatte, daß nunmehr an Stelle der Confirmation dasjenige Alter, mit welchem den gesetzlichen Bestimmungen gemäß die Confirmation hätte stattfinden können, also durchschnittlich das 14. Lebensjahr, als das Ende der Schulpflicht anzusehen sei, ist vom Oberlandesgericht diese Entscheidung als eine rechtsirrthümliche verworfen worden.
In den Entscheidungsgründen wird etwa das Nachstehende ausgeführt:
Ein bestimmtes Alter, durch welches allein das einzelne Kind unbedingt und schlechthin zur Confirmation befähigt und berechtigt würde, kennen die Gesetze nicht. Es giebt gesetzlich nur ein gewisses Alter, vor dessen Erreichung kein Kind zur Ablegung desjenigen Bekenntnisses und Gelübdes reif erachtet wird, worin eben die Handlung der Confirmation besteht. Neben dem gesetzlichen Minimalalter ist auch ein gewisser Grad geistiger Ausbildung, sittlicher Reife und religiösen Verständnisses erforderlich, ohne welchen der Act der Confirmation nicht mit dem ihm gebürenden Ernste und Bewußtsein von seiner Bedeutung würdig vollzogen werden kann. Daher hat das 14. Lebensjahr nur die Bedeutung, daß das Kind durch die Schule und den Religionsunterricht so weit gefördert werden kann und regelmäßig gefördert sein wird, um zur Confirmation zugelassen werden zu können. Die Aufgabe der Schule, in deren Schulordnung hervorgehoben wird, daß sie ihre Zöglinge nicht nur zu tüchtigen Gliedern des Bürgerstandes sondern auch zu würdigen christlichen Gemeindegliedern bilden helfe, ist daher eine doppelte, sie geht dahin, die Kinder für ihre Mitgliedschaft als selbstständige Genossen der christlichen Gemeinde und für ihren Eintritt in das bürgerliche Leben vorzubereiten; beide Aufgaben gehen parallel, bedingen sich gegenseitig und endigen mit demselben Zeitpunkt, nämlich mit dem Zeitpunkt der Confirmation. Dieser letztere Zeitpunkt und nicht etwa ein bestimmtes Lebensalter ist daher als das Ende der Schulpflichtigkeit anerkannt und festzuhalten.
Das Erkenntnis führt dann weiter aus, daß der Angeklagte, der Vater des die Schule versäumenden und noch nicht confirmirten Kindes die kirchliche Pflicht habe, sein Kind confirmiren zu lassen, da er selbst nicht aus der Landeskirche ausgetreten sei und sein Kind auch habe taufen lassen. Seine Angabe, daß er noch zu keinem festen Entschluß gekommen sei, ob er sein Kind überall confirmiren lassen wolle, sei daher völlig unbeachtlich.
Durch das Civilstandsgesetz vom 6. Februar 1875 würden die Bestimmungen der Schulordnung nicht berührt.


Schönberg. In der am letzten Montage stattgehabten Hauptversammlung des hiesigen Gewerbevereins konnte wiederum ein erfreulicher Zuwachs von Mitgliedern constatirt werden. Aus den Verhandlungen heben wir besonders den Beschluß hervor, den Anschluß des Vereins an den allgemeinen Verband mecklenburgischer Gewerbevereine zu beantragen, woraus für denselben jedenfalls sehr wesentliche Vortheile, wie unentgeltliche Benutzung

[ => Original lesen: 1883 Nr. 18 Seite 6]

von Modellen, Zeichnungen etc. entspringen Ein weiterer Beschluß, der auch in weiteren Kreisen Interesse erwecken dürfte, betraf die Veranstaltung einer allgemeinen Ausstellung von Lehrlingsarbeiten am Tage nach dem Osterfeste dieses Jahres, und zwar von selbstständigen Arbeiten solcher Handwerkslehrlinge des Fürstentums, die im letzten Jahre ihrer Ausbildung stehen, einerlei ob ihre Meister Mitglieder des Vereins sind oder nicht. An die Verhandlungen selbst schloß sich ein anderthalbstündiger Vortrag des Herrn Amtsrichters Dr. Hahn, welcher sich als Thema einen Ueberblick über die Geschichte der Zünfte gestellt hatte. Die Anwesenden folgten den interessanten und lehrreichen Ausführungen mit gespannter Aufmerksamkeit und erhoben sich am Schluß als Zeichen dankbarer Anerkennung ehrerbietig von ihren Sitzen.
- Am kaiserlichen Hofe in Berlin findet in diesen Tagen eine Reihe glanzvoller Feste statt. Viele deutsche Fürsten und Fürstinnen und der Kronprinz Rudolf von Oesterreich, der Prinz von Wales, der Herzog von Genua, Graf und Gräfin von Flandern, Herzog von Edinburg und Gemahlin etc. wohnen ihnen als Gäste bei. Diese Feste sind ein Ersatz für die durch den Tod des Prinzen Carl unterbrochene Feier der Silbernen Hochzeit des Kronprinzen=Paares und geben den Berlinern viel zu bewundern und zu verdienen.
- Das Arbeitszimmer Richard Wagners in Venedig wird wie folgt geschildert: 600 Meter kostbaren Seiden= und Atlasgewebes von matter grüner und blauer, vorherschend aber rosa Farbe schufen, in künstlerischer Anordnung über die höheren und niederen Holzgerüste gebreitet, Richard Wagners Arbeitszimmer zu einem phantastisch feenhaften Raume um. Aus Rosa=Atlas und Gaze gefertigte Rosen halfen die willkürlichen Gestaltungen der Seidenstoffe zu einer ganzen Figur abschließen. Sechsfache Gardinen vom dunkelsten Blau angefangen, überdeckt von helleren Nuancen, hielten einen Theil des Tageslichts von den nach englischem Systeme construirten Fenstern ab. Ein breites, niederes Lager nach antiker Art, überhangen mit kostbaren Stücken Zeuges, nahm die Mitte des Zimmers ein; den mit Teppich bedeckten Boden deckten zumeist Thierfelle. Ein durchdringender, nervenbetäubender Wohlgeruch füllt die Luft dieses Zimmers. Hier arbeitete Richard Wagner, den Rücken dem Fenster zugekehrt, den Blick nach dem bühnenartig märchenhaften Chaos von Gaze und Seide.
- Cincinnati, 24. Febr. Der Ohio ist hier bereits eine Meile breit, 6000 Familien sind obdachlos. Noch größer ist die Noth in der Nachbarstadt Lawrenceburg an der Mündung der Miami. Der Boden steht dort 4 Fuß unter Wasser; jede Verbindung von hier ist durch gewaltige schwimmende Holzmassen unterbrochen. Die Höhe des Wasserstandes von 1832 ist bereits um 3 Zoll überschritten.
- 800 Corpsstudenten und "alte Herren" aus ganz Deutschland haben am 25. Februar einen Festcommers in Berlin gehalten. Unten im Saale sangen und tranken und salamandirten sie und oben auf den Gallerien saßen die Damen und sahen nicht in den Schoß. Der älteste Bursch zählte 110 Semester. Mit dem "Landesvater" und dem Durchstechen der Mützen endete der Commers.
- Ein harmloser Carnevals=Scherz ist im strengen Militairdienst strafbar, wenn die Uniform mißbraucht wird. Das sollte das Füselier=Bataillon in Homburg v. d. Höhe erfahren. Der Füselier Berger, Offiziersbursche und Spaßmacher ging am Fastnachtstage in der vollständigen Uniform seines Lieutenants durch die Kaserne, inspicirte alle Posten und zuletzt auch noch als Lieutenant eine Bierwirthschaft. Berger bekam vier Wochen scharfen Arrest, der wachthabende Unteroffizier 2 Monate, und ein Füselier, der die Wache verließ und B. begleitete, 6 Wochen Festung. Der Thorposten erhielt wegen Nichtverhaftung des Spaßmachers 16 Tage Arrest, zwei andere Posten, zwei Stubenälteste und ein Unteroffizier "du jour" 5 bis 7 und 10 Tage Arrest und ein Sergeant, weil er den B. im Gasthaus "zum Löwen" nicht arretirte 5 Tage Arrest. Diese Unterlassungssünden wurden zusammen mit 151 Tagen Freiheitsentziehung geahndet, während der Urheber wegen Angetrunkenheit mit 4 Wochen scharfen Arrest davon kam. Die Spaßmacher mußten daraus lernen, daß mit der Uniform weder Spaß gemacht, noch derselbe von den Posten geduldet werden darf.


Die Audienz.
[Humoreske von Dr. Paul Mitzschke nach geschichtlichen Quellen]
[Schluß folgt.]


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