No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. März
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Dem Grafen Eulenberg hat der Kaiser den erbetenem Abschied bewilligt. Bezüglich der Nachfolge wird in erster Linie jetzt der jetzige Cultusminister von Puttkammer genannt. Der Finanzminister Bitter wird das Provisorium übernehmen.
Der Briefwechsel des Deutschen Kaisers mit dem englischen Prinzgemahl Albert in England (aus den Jahren 1854-1861) wird nächstens veröffentlicht werden.
Zwischen Landwehr und stehendem Heere hat in den bisher geführten Kriegen ein Unterschied in der Verwendung nicht stattgefunden; künftighin wird auch der jetzt noch bestehende äußere Unterschied in der Bekleidung wegfallen; durch kaiserliche Kabinetssordre vom 20. Januar wird nämlich auch für die Landwehr statt der bisherigen Kopfbedeckung der Helm des stehenden Heeres eingeführt und nur das Landwehrkreuz als einziges Erkennungszeichen beibehalten. Für die Maßregel spricht einerseits die erprobte Zweckmäßigkeit des Helmes, der auch in anderen Heeren Eingang gefunden, andererseits die im Kriege 1870 erkannte Nothwendigkeit, daß nicht schon aus der Ferne Landwehr und Linientruppen für den Feind unterscheidbar seien.
Wie verlautet, haben die Regierungen Bayerns und Badens den prinzipiellen Widerspruch gegen das Wehrsteuerprojekt, den sie in der vorige Session im Bundesrath geltend machten, fallen lassen, so das angenommen wird, es werde die Vorlage mit beträchtlicher Majorität vom Bundesrath, wenn auch mit einigen Modificationen, angenommen werden.
Der Reichstag hat am 24. Februar die Berathung des Etats für 1881/82 angetreten. Die Mehreinnahme aus Zöllen und Tabaksteuer werden auf 26 Millionen, die Einnahmen aus den Matricularbeiträgen auf 24 1/2 Mill. veranschlagt. Die fortdauernden Ausgaben erhöhen sich gegen das Vorjahr um 22 Millionen, wobei die Armee mit 17 Millionen betheiligt ist. Die einmaligen Ausgaben sind um 6 Millionen reducirt, wobei 23 Mill. zur einmaligen Heeres=Neuformation nicht eingerechnet sind. Die dauernden Einnahmen erhöhen sich um acht Millionen. Schatzsecretär Scholz empfiehlt unveränderte Annahme des Etats.
Der Abg. Richter ist da in seinem Element, wie der Fisch im Wasser. Er kritisirt den Etat und auch den Reichskanzler Bismarck und bedauert es, daß alles in Preußen und im Reiche sich auf die zwei Augen Bismarcks zuspitze und daß Schwanken des persönlichen Regiments Verwirrung im Parlamente und bei den Parteien erzeuge. Sofort steht Bismarck auf und entgegnet mit seltener Ruhe (aber auch hie und da mit Ironie) in der Hauptsache Folgendes:
Bei meinen 66 Lebensjahren und 20 Amtsjahren ist an mir nicht mehr viel zu verbessern, man muß mich aufbrauchen, wie ich bin, oder mich beseitigen (was aber schwer gelingen wird, setzte er hinzu). Kein Land kann mit gleicher Ruhe und Sicherheit wie Deutschland in die Zukunft blicken. Die Reichsverfassung kennt nur einen Reichskanzler als verantwortlichen Minister, der aber nicht nur dem Reichstage, sondern vor allem dem Kaiser verantwortlich ist. Ein schüchterner und zaghafter Reichskanzler, der auf jeden Wink des Reichstags lauscht und keine eigene Meinung hat und solche bei den Parteien holt, ist überflüssig. Ich bin dazu nicht gemacht. Mit den Ressorts=Chefs lebe ich stets im Einverständniß und wird dies einmal gestört, so habe ich stets gesagt: wir beide zusammen können nicht mehr im Amte bleiben. (Ungeh. Heiterk.) Den Vorwurf, daß ich meine Ansichten oft geändert habe, muß ich zurückweisen. Ich gehöre nicht zu Denjenigen, die da sagen, ich werde nichts lernen; und wenn mir Jemand sagt: vor 20 Jahren waren Sie mit mir gleicher Meinung, und heute haben Sie eine andere, so sage ich ihm: heute vor 20 Jahren war ich so klug wie Sie heute sind; heute bin ich klüger; denn ich habe gelernt. Ein Mensch, der nichts lernt, bleibt zurück und wird reaktionär. - Mein einziger Leitstern, meine erste Frage war und ist immer: was frommt dem Vaterland, was dem Heile und Ruhm der deutschen Nation, ihrer Selbstständigkeit nach außen und ihrer Ruhe und Wohlfahrt im Innern? Ob das durch eine conservative, eine liberale oder dictatorische Richtung erreicht werden kann, ist mir erst zweite Frage. Ich greife zu dem Einen oder Andern, wie es dem Ziele frommt. Von der Erreichung des Hauptzieles aber bin ich niemals abgewichen.
Frankreich. Mit dem Listenscrutinium, dessen Einführung als künftiges Wahlverfahren für die französische Deputirtenkammer beantragt ist und jetzt in dieser Commission zur Begutachtung vorliegt, hat es folgende Bewandtniß. Die Wahlberechtigten wählen nicht nach Wahlbezirken je einen Deputirten, sondern nach Arrondissements der Größe derselben entsprechend je 4-20. Da nun die meisten Wähler nicht so viel geeignete Personen kennen, als sie aufschreiben müssen, so stellen die verschiedenen Parteien (Republikaner und Monarchisten) durch ihre großen Wahlcomités in Paris Listen auf mit einem bekannten Namen an der Spitze, der gewissermaßen für die Gesinnung der übrigen als Bürge einsteht. So kann eine allgemein bekannte Persönlichkeit wie Gambetta 30 Mal und öfter als Listenführer erscheinen. Da dies gewissermaßen eine Volksstimme ist für das Vertrauen, dessen er genießt, so ist erklärlich, daß er zur Förderung seiner Machtstellung ganz besonders dieses Wahlverfahren durchzusetzen wünscht.
In Frankreich ist die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches, Schinken etc. verboten worden. - Die Einfuhrzölle von fremdem Vieh werden erhöht, für jede Kuh auf 20 Franks, für jeden Ochsen auf 30 Franks und für jeden Hammel auf 3 Franks.


Schönberg. Zu unserem Referat über die Sitzung der Strafkammer des hiesigen Amtsgerichts

[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 2]

vom Mittwoch den 23. Februar haben wir berichtigend zu bemerken, daß in der letzten zur Verhandlung stehenden Strafsache, wider den Schlachter B. wegen Körperverletzung, es nicht der Stiefsohn sondern der leibliche Sohn war, der von seinem Vater die übermäßigen Züchtigungen zu erdulden hatte.
Schönberg. Für Herrn Dr. Wunder, welcher zu Ostern d. J. eine Stelle an der höheren Töchterschule zu Erfurt übernehmen wird, ist als Lehrer der neueren Sprachen an hiesiger Realschule Herr Pleines, bis dahin Lehrer an der Realschule I. O. in Malchin, berufen worden.
- Der Kronprinz Friedrich Wilhelm ging am Sonntag mit seinem Adjutanten die Behrenstraße entlang, als ihn ein kleiner 8jähriger Bengel anging, ihm einige Bilder abzukaufen. Es waren oder sollten vielmehr die Portraits des jungen Brautpaares sein. Zwar kosten die bunten Bilder incl. Rahmen nur 10 Pfennig (Mecklenburg)., aber sie sind auch danach. Der Kronprinz besah sich die Kunstwerke näher und lachte, gleichzeitig die Hände zusammenschlagend, hell auf. Nachdem er sich von seinem Staunen über die "frappante Unähnlichkeit" erholt hatte, fragte er den Jungen nach dem Preise. "Ich habe aber kein Geld bei mir", fuhr der Kronprinz fort. "Trage ein paar Bilder nach dem Palais und sage, sie sollen sie Dir bezahlen. Ich schicke Dich!"
- "Ick wer mir hüten, da schmeißen sie mir ja raus!" lautete dreist und gottesfürchtig die Antwort des Jungen, und damit trollte er sich. - "Junge", sagt eben ein Vorübergehender, "weißt Du denn, wer eben mit Dir gesprochen hat?" - "Na ob", entgegnete der Kleine vergnügt lachend, "det war der Kronprinz!"
- Das Brautkleid der Prinzessin Victoria Augusta zu Schleswig Holstein besteht aus weißem Atlas en tablier, abwechselnd mit Silberspitzen und Honnetonspitzen, einem Geschenk der Königin von England, besetzt und mit Sträußen von Myrthen und Orangen besteckt. Die Schleppe, fünf Meter lang, ist von Silberbrokat, an den Rändern mit reicher Silberstickerei und mit Guirlanden von Myrthen und Orangen geschmückt.
- Die Nassauer haben dem Prinzen Wilhelm flüssiges Gold zur Hochzeit geschickt: 1150 Flaschen des edelsten Weins, auch zwei silberne Pokale, damit er den Wein trinken kann. Die feinsten Weinzungen (z. B. "unser Braun") haben wochenlang geprüft und endlich das Beste behalten. Für die Hochzeitsreise des Lesers und der Leserin nach dem Rhein setzen wir die Namen der Lieferanten und der Weine her: Math. Müller in Eltville (1868er Hattenheimer Auslese), Karl Wagner Wittwe zu Oestrich (1868er Oestericher Auslese), Dilthey, Sahl u. Co. zu Rüdesheim (1868er Rüdesheimer Berg=Auslese), 1870er Rüdesheimer Auslese, 1875er Rüdesheimer Berg - Roseneck -), Fürstlich Metternichsche Verwaltung zu Schloß Johannisberg (1868er Schloß Johannisberger Auslese), E. Mozen zu Wiesbaden (1862er Marcobrunner Kabinet=Auslese), Söhnlein (Rheingauer Schaumweinfabrik) zu Schierstein (1868er Steinberger Auslese), Jakob Bertram zu Wiesbaden (1857er Steinberger Kabinet), Hein. Espenschied zu Coblenz (1868er Rüdesheimer Berg - Riesling Auslese), G. Kröschel in Hochheim (1868er Hochheimer Dom=Dechanei) und Jul. Keßler zu Wiesbaden (1858er Hochheimer Dom=Dechanei).
- Die Handbibliothek, welche die Berliner Buchhändler dem Fürstlichen Brautpaare zum Hochzeitsgeschenke machen, besteht aus 500 Bänden: Shakespeare, Schiller, Göthe, Jean Paul, Kant, Schopenhauer, Strauß, G. Freytag, Spielhagen, Freiligrath, Fritz Reuter, Brehm, Treitschke etc. Die 500 Halbfranzbände sind in der Buchbinderei von I. K. Herzog in Leipzig hergestellt worden und ein Muster von Geschmack.
- Auf den deutschen Eisenbahnen (excl. Bayern) fanden im December 12 Entgleisungen und 2 Zusammenstöße auf freier Bahn und 41 Entgleisungen und 46 Zusammenstöße in Stationen, sowie 174 sonstige Unfälle statt. Dabei verunglückten 204 Personen, 101 Eisenbahnfahrzeuge wurden erheblich, 174 unerheblich beschädigt. Von den 12,814,718 Reisenden wurden 4 getödtet, 3 verletzt; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst 24 getödtet und 93 verletzt; von Post=, Steuer= etc. Beamten 1 getödtet, 8 verletzt; von fremden Personen 18 getödtet und 18 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 8 getödtet, 2 verletzt.
- Als Wrangel in Schleswig Oberbefehlshaber der Truppen war, wurde ihm bekanntlich Prinz Friedrich Karl zur Seite gestellt, welcher thatsächlich das Kommando führte, während Wrangel nur den Namen eines Oberbefehlshabers führte. Nach dem Sturm auf Düppel sandte der König von Preußen ein Glückwunschtelegramm an den Prinzen, welches mit den Worten begann: "Nächst dem Herrn der Heerschaaren danke ich Dir diesen Sieg." Als die Depesche verlesen wurde, machte Wrangel ein sehr langes Gesicht und sagte: "Majestät erwähnt mir nicht?" - "Gewiß", unterbrach ihn der Prinz. "Wer anders ist denn der Herr der Heerschaaren, als Sie, der Oberbefehlshaber des Heeres." Wrangel war zufrieden.
- Eine lustige Jagdepisode wird von der ersten Jagd der Oesterreichischen Kaiserin in Combermere=Abbey erzählt. Wie jedem Sportsmann bekannt sein dürfte, steht es, einer alten Englischen Jagdsitte gemäß, jedem Bürger in England frei, bei den dort sehr oft von der Aristokratie veranstalteten Parforce=Jagden mitzureiten. Von dieser Erlaubniß machen denn auch die dieser Art Sport huldigenden Engländer sehr gern Gebrauch, und es fehlt demgemäß bei den Parforce=Jagden nie an ungeladenen Gästen. Ein solcher hatte sich nun auch zu der jüngst bei Combermere=Abbey stattgefundenen ersten Jagd der Kaiserin eingefunden. Die Jagdgesellschaft befand sich bereits zu Pferde und die Piqueure bliesen mit einer Fanfare die Jagd an, während der Oberpiqeur des Moments harrte, um mit einem "Hui! Hui!" die aus voller Kehle Hals gebende Meute zu entlassen - da gesellte sich im letzten Moment noch ein "Ungeladener" der Jagdgesellschaft bei. Es war dies ein baumlanger, spindeldürrer in vorschriftsmäßiges Jagdkostüm, rothen Rock und weiße Hosen gekleidete Mann. Nur der übermäßig hohe Cylinder auf den von flachsblonden Haaren umrahmten Haupte paßte nicht ganz für den Gentleman. Was aber das Bemerkenswertheste war, der Reiter, dessen fürchterlich magere Beine fast den Boden berührten, ritt - einen Esel. Wie sich wohl denken läßt, erhob sich beim Auftauchen dieses höchst sonderbaren, in den Annalen der Parforcejagd=Geschichte noch nicht dagewesenen Parforce=Reiters ein schallendes Gelächter, und ehe der Reiter es sich versah, machte der durch solch ungewohnten Empfang wahrscheinlich in seinem Ehrgefühle tief verletzte "Graue" Kehrt, warf durch einen Seitensprung seinen Herrn und Meister in eine Pfütze und rannte Spornstreichs in entgegengesetzter Richtung mit erhobenem Schwanze davon.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Carlow belegene Kruggehöft c. p. des Krügers Wilhelm Creutzfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Mai d. Js.
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit geladen, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 11. Februar 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 24.

Am Mittwoch den 2. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krützmann in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistb. verkauft werden.

a. aus dem Garnseerholze.

  18 eichen Wagendeichsel
    3 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
    4 Fuder eichen starkes Durchforstungsholz
    1 buchen Nutzholzblock
  76 Rmt. buchen Olm
  34 Fuder buchen Durchforst= und Zweigholz
  10 Rmt. Kastanien Knüppel
114 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.

b. aus dem Bahlen.

    1 Fuder eichen starkes Durchforstungsholz
  23 Rmt. buchen Olm
  25 Fuder buchen Zweigholz
  96 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel.
Schönberg den 23. Februar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Holz=Auction Nr. 25.

Am Donnerstag den 3. März Morgens 10 Uhr soll beim Gastwirth Reimer zu Schlagsdorf nachstehendes Holz meistbietend verkauft werden.

a. aus dem Mechower Holze.

         42 Stück eichen Wagendeichseln 11 Fuder eichen starkes Durchforstholz
         60 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
         17 Fuder buchen Zweigholz
           3 Rmt. ellern Knüppel.

b. aus dem Seebruch.

           3 eichen Nutzholzblöcke
           7 Rmt. eichen Knüppel
ca. 12 Fuder eichen und buchen Zweigholz
         47 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel

c. aus dem Thandorfer Zuschlag.

ca. 20 Rmt. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg den 23. Februar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Holz=Auction Nr. 26.

Am Sonnabend den 5. März Morgens 9 Uhr sollen in Kösters Hotel hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage meistbietend verkauft werden.

  25 Stück eichen Deichseln
100 Rmt. eichen Knüppel
    2 Rmt. eichen Kluft
  35 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz
  94 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
    6 Fuder buchen Zweigholz
    2 Rmt. birken Kluft und Knüppel
ca. 30 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
Schönberg den 23 Februar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Holz=Auction Nr. 27.

Am Montag den 7. März Morgens 9 Uhr soll in Kösters Hotel hieselbst Fuderholz aus den Rupensdorfer Holze verkauft werden.

       2 Fuder starkes eichen Durchforstholz
     48 Fuder starkes buchen Durchforstholz
ca. 40 Fuder buchen Zweigholz
       6 Fud. birken Wadelholz im Müschenbruch
ca. 10 Fud. weiden Wadelholz f. Kiepenmacher.
Ein Rest dieses Holzes wird mit Ende dieser Woche erst fertig.
Schönberg den 28. Februar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.       


Heute Vormittag 11 Uhr wurde meine geliebte Frau, Isa geb. von Oertzen, von einem Mädchen leicht und glücklich entbunden, was ich hierdurch statt jeder besonderen Meldung anzuzeigen mir gestatte.
Mirow, 26. Februar 1881.

C. v. Oertzen,               
Drost und Kammerherr.       


Annoncen

für die Eisenbahn=Zeitung, Mecklenburgische Zeitung, Rostocker und Lübecker Zeitung, überhaupt für alle Zeitungen und Zeitschriften des In= und Auslandes besorgt zu Originalpreisen

Wilh. Heincke.       


Zwei tafelförmige

Klaviere,

wovon eins fast neu, sind preiswürdig zu verkaufen. Näheres durch

Wilh. Heincke.       


Nächste Woche trifft eine Ladung der beliebten

Daber'schen Eßkartoffeln

ein, die ich ab Bahnhof billigstens empfehle.
Um rechtzeitige Aufträge bittet

Aug. Spehr.       


Gemüse u. Blumensamen

in den gangbarsten und besten Arten, vorzüglich frische keimfähige Waare, empfiehlt

H. Upahl,           
Handelsgärtner.       

Schönberg im März 1881.


Viehwaschpulver

bestes und billigstes Mittel zur Vertreibung des Ungeziefers beim Rindvieh, über dessen Wirksamkeit zahlreiche Anerkennungen vorliegen, empfiehlt

die Apotheke zu Schönberg          
und deren bekannte Niederlagen.       


Gesucht wird

ein Lehrling
unter günstigen Bedingungen zu Ostern d. J.
bei                                                                 H. Bremer,
Schmiedemeister.                                                         Schönberg.


Hiermit zur Anzeige, daß ich meinen eleganten hellbraunen Hengst noch zum Decken bereit halte.
Deckgeld 10 M. und 1 M. für den Knecht.

                                                    Hauswirth
                                                    Hans Redelstorf,
                                                    Rieps.


Mein hannöverscher Fuchshengst steht von jetzt an zum Decken bereit.

Deckgeld à Stute 12 M.
Pogetz.                                                     Robrahn.


Für Zahnleidende!

Zur Einsetzung künstlicher Zähne wie zu allen Zahnoperationen, empfiehlt sich

Aug. Eduard Spelling,
Approbirter Zahnarzt.
Lübeck den 10. Februar 1881.


Technicum Mittweida.
(Sachsen.) - Höhere Fachschule für Maschinen-Ingenieure und Werkmeister. Vorunterricht frei.
Aufnahmen: Mitte April u. October.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 4]

Das beste Kindermehl ist                          
Hofmann's Kindermehl.

Von ärztlichen Autoritäten anerkannt und empfohlen, wurde dieses Kindermehl rasch beliebt, und wird andern Fabrikaten vorgezogen. Viele Dankesschreiben sind eingelaufen.
Zu beziehen in Lübeck durch:

H. L. Haukohl,
T. Buhrmann,
J. H. Karsten Nachf.,
F. W. Schopen,
J. F. Iwe,
J. Stammler,
Johs. Locknitz,
    J. H. Lenschau,
Jacob Söhren Nachf.,
Franz Schwedt,
H. Amborn,
W. Christeinicke,
Hermann Pingel,
   Vertreter: P. J. Ehlers,
    Ferd. Schreiber,
Rohde & Baltzer,
W. Bahrdt,
F. C. Rönnfeldt,
W. Meyer,
W. Wack,
Lübeck, Alfstr. 54.


Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Herrn Fenchelhonig=Fabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Hettstädt im Januar 1880.       

Zu Anfang dieses Monats litt meine Frau an einem Halsübel und Kehlkopf=Verschleimung, so daß sie fast gar nicht mehr essen konnte, durch den Gebrauch des Fenchelhonigs*), welcher zwar erst angewendet wurde, als alle anderen Mittel fruchtlos waren, ist meine Frau in einigen Tagen wiederhergestellt u. s. w.

Chr. Günther, Zimmermann.       

*) Man hüte sich vor den zahlreichen Nachpfuschungen und beachte, daß der echte Fenchelhonig an Siegel, Facsimile, sowie die im Glase eingebrannte Firma von L. W. Egers in Breslau kenntlich und in Schönberg allein nur echt zu haben ist beim Buchbinder C. Sievers.


Heute
Doppel=Eiche vom Faß.
                                                    Aug. Spehr.


Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie
Ziehung am 30. März 1881.

Wiederum kommen bei dieser allgemein beliebten Lotterie 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt, sowie seiner Schirrung, ferner 60 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen werthvollen Gewinnen zur Verloosung, zu obiger Ziehung versendet der Unterzeichnete Loose:
              1 Orginal=Loos für 4 Mark
            12 Original-Loose für 45 Mark
incl. Porto gegen Einsendung des Betrages oder Postnachnahme.
Bestellungen wolle man baldigst machen um alle Wünsche befriedigen zu können, jeder Theilnehmer erhält die Gewinnliste franco übersandt, größere Gewinne werden durch Telegramm angezeigt.

D. F. Seipp              
in Frankfurt a. Main.       


Die von mir verloosten Gegenstände sind auf nachstehende Nummern gefallen:

1. 1 Ueberzieher Nr. 47
2. 1 Winterrock Nr. 133
3. 1 Winterhose Nr. 144
4. 1 dito Nr. 176
5. 1 Weste Nr. 9
6. 1 dito Nr. 146
Schönberg den 24. Februar 1881.

Heuer, Schneider.       


Gute Eßkartoffeln
hat zu verkaufen                                                    
                                                                              Handelsmann Fanger,
                                                                              Schönberg.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. März 1881.


Zum Schutz der Auswanderer.

Die zum Schutz der deutschen Einwanderer gegründete "Deutsche Gesellschaft der Stadt New=York" veröffentlicht in ihrem Jahresbericht für 1879 u. A. Folgendes:
- - "Es möchte hier am Platze sein, über das gewisse Thun und Treiben einer gewissen Klasse von Passage=Agenten, die über ganz Deutschland verbreitet ist, ein ernstes Wort zu sagen. So wenig wir Verhaltungsmaßregeln, die der freien und nach reiflicher Erwägung beschlossenen Auswanderung hemmend entgegentreten, billigen würden, so sehr befürworten wir, das strenge Gesetze gegen solche erlassen werden sollten, die, ihres eigenen Nutzens wegen, Leute durch falsche Berichte zur Auswanderung zu verleiten bemüht sind.
Eine weitere, nicht minder schwere Anklage, die wir gegen diese Agenten erheben müssen, ist die Beförderung deutscher Einwanderer über England oder Frankreich. Wir haben diesen Uebelstand fast in jedem unserer Jahresberichte erwähnt und glauben wesentlich dazu beigetragen zu haben, die deutsche Auswanderung über nicht deutsche Häfen zu verringern, fühlen uns aber um so mehr dazu verpflichtet, immer wieder unsere Warnung zu erneuern, als auch im verflossenen Jahre viele berechtigte Klagen über die Behandlung und Verpflegung deutscher Auswanderer auf englischen und französischen Dampfern von der Einwanderer=Commission in Castle Garden erhoben wurden. Die großen Vorzüge der Bremer und Hamburger Dampfer durch ihre Seetüchtigkeit, musterhafte Führung durch bewährte Offiziere mit tüchtige Mannschaft, ihre Schnelligkeit, Beobachtung der Sicherheit in erster Linie, und gute nahrhafte Beköstigung der Zwischendecks=Passagiere, sind allgemein bekannt. Der deutsche Auswanderer ist die Kost auf englischen und französischen Dampfern nicht gewohnt, seine Klagen kann er, der fremden Sprache nicht mächtig, nicht anbringen, seine Bitten bleiben aus demselben Grunde unberücksichtigt, und schließlich muß er, will er sich den rohen Späßen und Verspottungen seiner Mitpassagiere und der Schiffsmannschaft nicht aussetzen, Alles geduldig über sich ergehen lassen, bis er bei seiner Ankunft hier bei der Einwanderer=Commission seine Klagen erhebt. Wie begründet solche dann auch sein mögen, so ist es ihm doch leider in den meisten Fällen nicht möglich, überführende Beweise zu bringen, da die gesammte Schiffsmannschaft Alles in Abrede stellt, und schließlich wird der Mangel an Verständniß als alleiniger Grund für alle Beschwerden vorgeschoben. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß es nur wenigen Deutschen einfallen würde, ihre Reise über England oder mit einem französischen Dampfer zu machen, wenn nicht deutsche Agenten ihres eigenen Vortheils wegen ihre arglosen und leichtgläubigen Landsleute dazu bestimmen würden. Diese Agenten, die aus irgend einem Grunde von den deutschen Dampfschiffsgesellschaften keine Anstellungen erhalten können, verschaffen sich leicht Agenturen für ausländische Compagnien, die, wohl wissend, daß sie mit den deutschen Dampfern nicht concurriren können, durch Bewährung höherer Commission an den Agenten und Berechnung billigerer Preise für den Auswanderer, das unmöglich scheinende möglich machen: deutsche Auswanderer für ihre Linien gewinnen.
Die Reise über Calais, Hull oder Vlissingen, auf einem Dampfer nach England, Umladung der Passagiere und deren Gepäck auf die Eisenbahn, Ausladung in Liverpool und dann Einschiffung auf den Dampfer nach New=York können wir nur als eine höchst "indirekte Beförderung" bezeichnen. Von der Auswanderung über Antwerpen müssen wir einstweilen abrathen, bis es der dortigen Behörde gelingt, dem Treiben des dortigen Agenten C. Henry Strauß Einhalt zu thun, gegen den wir schon früher wiederholt gravirende Anklagen erhoben haben, und gegen den auch im vergangenen Jahre häufig Beschwerden geführt wurden, die leider nur von den dortigen Behörden geschlichtet werden können. Der Betreffende beschäftigt sich auch mit besonderer Vorliebe mit der "direkten Beförderung", der National=Linie in Liverpool, und müssen wir deutsche Auswanderer auch für die Reise über Antwerpen warnen. Die deutsche Regierung beweist durch die anerkennenswerthe Berücksichtigung, die sie den deutschen Einwanderern hier durch das Kaiserlich Deutsche General=Consulat durch Rath und That zu Theil werden läßt, wie sehr sie für das Wohl und Wehe ihrer früheren Unterthanen jenseits des Oceans bedacht ist, und dürfen wir wohl hoffen, daß sie unsere auf Thatsachen beruhenden Rathschläge durch die Behörden zur Kenntniß des Publikums bringen wird."


- Gelegentlich der diesjährigen Versammlung der vereinigten Schmiedemeister Deutschlands, welche am 27. bis 30. Mai in Hannover tagen wird, findet in den Räumen des "Odeon" daselbst eine Ausstellung von Hülfsmaschinen, Werkzeugen und Materialien für das Schmiedegewerbe, sowie Erzeugnisse des genannten Gewerbes und den verwandten Gewerben, als Schlosser, Nagelschmiede, Feilenhauer, Stellmacher u. s. w. statt, welche vom Local=Comité der Genossenschaft veranstaltet wird. Durch den diesjährigen Schmiedetag mit der erwähnten Ausstellung wird man jedenfalls zu der Ueberzeugung gelangen, daß den Innungen der Gegenwart nach vielen Richtungen hin ein strebsames Feld der Thätigkeit vorbehalten ist.
- Vom Thüringer Walde. Nicht blos an der Tauber im schönen Schwabenland haben die Lerchen ihren Einzug gehalten, sondern sie sind auch bereits seit mehren Tagen auf den Bergen in Mitteldeutschland angekommen und haben zugleich die vielgeschwätzigen Staare mitgebracht. Uebrigens hält der Landmann die Lerche und den Staar durchaus nicht für zuverlässige Frühlingsboten, sondern er sagt mit jenem Handwerksburschen, bei dem im März die 10 Fußzehen neugierig aus den Stiefeln herausschauten, Lerchengesang ist noch Teufelsgesang, aber Kukuksgesang, das ist ein schöner Gesang.
Die Vollstreckung der Todesstrafe im Großherzogthum Baden ist durch neue Vorschriften geregelt worden. Die Hinrichtung hat an dem Orte des Schwurgerichts zu geschehen, welches das Urtheil erlassen hat, doch kann das Justiz=Ministerium auch einen andern Ort bestimmen. Der Urtheilsvollzug hat in der Regel am dritten Tage nach der Verkündigung des Urtheils zu geschehen. Der Staatsanwalt hat das Ganze zu leiten.
Vor der Strafkammer in Karlsruhe kommt dieser Tage ein Prozeß wegen großartigen Unterschleifs in der Großherzogl. Hofkirche, zur Verhandlung. In denselben ist der Küchenmeister, drei Hofköche und ein Lieferant verwickelt. Die ganze Sache soll durch einen ebenfalls nicht ganz unbetheiligten Wildprethändler aus Brodneid zur Anzeige gebracht worden sein. Aus der Untersuchung hat sich bereits ergeben, daß der Lieferant den bezeichneten Küchenbeamten innerhalb dreier Jahre über 20,000 M. an "Provision" gewährt hat.
- Wohl kaum ist ein poetisches Werk so vielfach in fremden Sprachen wieder gegeben worden wie Schillers "Lied von der Glocke". Es sind an Uebersetzungen bekannt: 18 französische, 17 lateinische, 15 englische, 4 italienische, 4 böhmische, 4 polnische, 3 ungarische, 2 russische und je 1 dänische esthnische, hebräische, holländische, lettische, norwegische, plattdeutsche, rumänische, schwedische, slowenische, spanische und wendische.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 17 Seite 6]

- Ueber das furchtbare Unglück auf dem Maskenfeste der Münchener Künstler gehen folgende nähere Nachrichten ein. "In der Saalecke rechts stand eine Eskimohütte, deren Inneres - natürlich eng und beschränkt, durch Thranampeln erleuchtet war. Die Eskimos selbst hatten als Ersatz für Pelze Rupfanzüge gewählt, die mit losem Werg beheftet waren und zwar so, daß dieses Werg die ganze Person vom Kopf bis zum Fuß umhüllte. Die Beschaffenheit dieser Gewandung läßt das gräßliche Unglück ahnen. Einer der Eskimos soll beim Anzünden einer Cigarre der Flamme eines Lichtes zu nahe gekommen sein, das Werg fing Feuer - dieses verbreitet sich blitzschnell über den ganzen Mann - ergreift die Umstehenden - Alles ist im Nu mit Flammen überdeckt. Zwei der Unglücklichen stürzten in den Saal - nicht Menschen sind es, sondern lodernde Feuersäulen, von denen weg die Funken hoch hinaufsprühen; der Eine wälzt sich, um die Gluth zu ersticken, am Boden; der Andere läuft bis zum Schiff bei der Bühne, wo er zusammenbricht; ein Dritter soll ins Freie gelangt und dort noch übler zugerichtet gefunden worden sein. Die Eskimohütte hatte Feuer gefangen, wurde aber im Nu gelöscht; die Feuerwehr hat sich trefflich gehalten, einer ihrer Leute hat nicht unbedeutende Brandwunden an den Händen davongetragen. Die Gäste in den Nebensälen hatten keine Ahnung von dem furchtbaren Ereignisse, und die Versammlung blieb bis zur Morgenstunde eigentlich ungestört." - Von den 12 Verbrannten, die in das Hospital gebracht wurden, sind andern Tages schon 7 von ihren Qualen durch den Tod erlöst worden, die meisten sind im Bade sitzend eingeschlummert. 5 Aerzte, 3 Assistenten und 15 barmherzige Schwestern waren vollauf mit ihnen beschäftigt, obwohl sie bei den Meisten wenig mehr thun konnten, als durch Morphium=Einspritzungen und warme Bäder die Schmerzen lindern. Von den fünf noch lebenden werden höchstens noch 2-3 gerettet werden. Von anderen Personen haben 17 leichtere Brandwunden davon getragen. Nachträglich erscheint es wie ein böses Omen, daß an der Hütte der Eskimos zu lesen war: Heute Abend noch großer Krach, wie noch nicht dagewesen. - Andern Abend hat auf der Unglücksstätte wieder eine Redoute stattgefunden; die Künstler dagegen haben 2 Maskenfeste abgesagt.
- Dem Maskenfeste der Münchener Künstler, das einen so unheilvollen Ausgang genommen hat, lag der Gedanke einer "Kneipreise um die Welt" zu Grunde. Zur Ausführung desselben war in der Mitte des Bühnenraums zunächst das zur Reise einladende Schiff angebracht, und rings um im Saale, auf den oberen Galerien, im innern und selbst im unteren Bühnenraume waren aus aller Herren Länder Landschaften und nationale Bauten in überraschendster Weise hergestellt. Da sah man beispielweise einen chinesischen Pavillon, eine spanische Posada, eine Pfahlbauernhütte, ein Aquarium, eine sächsische Bierkneipe und jene Polarlandschaft mit ihren Eskimos, von denen leider, wie es scheint, einer durch Uebertretung des im Saale überall angeschlagenen Rauchverbotes die gräßliche Katastrophe herbeigeführt hat.
- Ein Brief an Blücher aus dem Jahre 1814. "Allerunüberwindlichster Feldmarschall, General, Herr General Vorwärts, Exellenz, Liebwerthester Herr Blücher! Verzeihen Sie Exellenz liebwerthester Herr Blücher, General Vorwärts, daß ich als unzeitige Geburt es wage an Sie zu schreiben, aber ich kann mir nicht helfen, es ist wegen meinen Traugott, ich bitte sie um alles in der Welt, liebster Herr Blücher Exellenz, Herr General Vorwärts, was ist das für eine infame Confusion mit dem Feldpostamt; ich habe meinen Traugott bei der Garte Jägern, er kennt Ew. Exellenz genau und gut; schon zweymal habe ich ihm Zulage geschickt, aber er hat nichts bekommen, ich bitte Ew. Exellenz demüthigst, corrigiren Sie die Kerls doch einmal nach alter preußischer Manier, Sie verstehen schon wie ichs meine, das wird gewiß helfen, denn es ist um die Schwerenoth zu kriegen, wenn man den Kindern, die für das Vaterland streiten was schickt und sie nichts bekommen. Ew. Exellenz werden den Kerls doch wohl ein Donnerwetter auf den Hals schicken, deshalb hab ich es Ihnen geschrieben, denn ich weiß schon, daß mit den Alten nicht viel zu spaßen ist. Ew. Exellenz unüberwindlicher Feldmarschall, Herr General Vorwärts genannt, liebwerthester Herr Blücher, ich verbleibe Ihr unterthänigster Schornsteinfeger Mathias Keller zu Schweinitz. 1814. - NB. Wenn Sie meinen Traugott sehen, so bitte ihn unbeschwert zu grüßen, aber schenken Sie ihm nichts, denn ich habe ihn immer zur Ordnung angehalten. Na Adje!" Zur Beglaubigung der Aechtheit des obigen Schreibens trägt die Abschrift, nach welcher die "Kref. Zeit." dasselbe veröffentlicht, die nachstehende Bemerkung: "Die Aechtheit dieses Briefes ist von hohen Personen verbürgt worden, und zwar hat ihn der Minister von Ingersleben auf einer Fête, die der Herr Regierungsdirektor von Behlendorff in Stettin gab, öffentlich dort vorgelesen und zugleich hinzugesetzt, daß der Feldmarschall von Blücher diesen Brief dem König zugesandt hätte, um an die Postämter geschärftere Befehle in Hinsicht der infamen Confusion ergehen zu lassen.
- Eine Teufelsgeschichte wird aus dem Kreise Hünefeld berichtet. Bei einer allein wohnenden Wittwe in einem Dorfe, die einige Tage zuvor 3600 M. eingenommen hatte, erschien Nachts 12 Uhr der leibhaftige Teufel und verlangte das Geld. Die Frau sagte, sie habe nur noch 600 M. da sie 3000 M. auf die Sparkasse in Fulda gebracht habe. Es wurden ihr nun die vorhandenen 600 M. abgenommen, die sie willig hergab und bedeutet, sofort am andern Tage die 3000 Mark zu holen, sonst sei es um sie geschehen, der Teufel werde Punkt 12 Uhr in der folgenden Nacht wieder erscheinen. Die Frau wanderte gen Fulda, erfuhr aber zu ihrem größten Schrecken auf der Sparkasse, daß ein so hoher Betrag vorschriftsmäßig gekündigt und dann erst nach drei Monaten ausgezahlt werden könne. Ihre Angst war darob sehr groß und sie entschloß sich, ihr Leid dem Landrathe zu klagen. Derselbe beruhigte sie und rieth ihr, sich ruhig ins Bett zu legen und den Teufel zu erwarten, das übrige werde sich finden. Als derselbe um 12 Uhr wieder erschien, bemerkte ihm die Frau, daß das Geld erst in 3 Monaten beschafft werden könne, womit er zufrieden war. Der Teufel kündigte an, er werde pünktlich wiederkommen und wenn das Geld nicht da wäre, so nehme er sie, die Frau, mit. Plötzlich ertönten aber Stimmen: "Teufel! wir wollen dich mitnehmen" und zwei versteckt gewesene Gendarmen packten ihn fest. Bei näherer Besichtigung war der vermeintliche Teufel ein übelberüchtigtes Subjekt des Dorfes, das sich in eine Rindshaut gesteckt hatte. Die 600 M. fanden sich noch größtentheils vor. Der Bursche wird seine Strafe demnächst empfangen.
- Als Fabrikant Steitz in der Köpnicker Straße in Berlin Nachts 12 Uhr heimkehrte und im Hausflur ein Schwefelholz anzündete, sah er an der Treppe zwei vermummte Kerle stehen. Was wollt Ihr? rief er und feuerte, als sie auf ihn zukamen, einige Schüsse aus seinen Revolver ab. Sie schossen nun 5 bis 6 mal auf ihn und als er zusammenstürzte, entflohen sie mittelst Nachschlüssel durch die Hausthüre. Der Eine, ein berüchtigter Einbrecher, wurde bei der Jagd, die in den Straßen entstand, gefangen. Steitz ist an Stirn, Schulter, Knie und Unterleib schwer verwundet und die Unterleibswunde scheint lebensgefährlich. Steitz hatte mehre Warnungsbriefe erhalten.
- Der Landwirth Albert Bloch in Randegg hat eine Kuh, welche weit und breit die goldene Kuh heißt. Sie hat drei Jahre hintereinander Zwillinge und heute sogar Drillinge geworfen und ist immer munter und wohlauf.
- Auf dem Berliner Markte wurde das Fleisch von 5 Bären zum Verkaufe ausgelegt, die Bärenpelze lagen daneben. Die Berliner bissen aber nicht an, obgleich das Pfund Bärenschinken nur 1 Mark kosten sollte.


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