No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Januar
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 4 Seite 1]

Neustrelitz, 8. Januar. In Bezug auf die feierliche Beisetzung weiland Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin Mutter erfahren wir noch Folgendes: Als Vertreter ihrer Höfe oder Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften waren erschienen: Lord Odo Russell, Englischer Botschafter beim Deutschen Reich, Herr von Arapoff, Chargé d'Affaires de Russie beim Deutschen Reich, der Großherzoglich Mecklenburgische Gesandte zum Bundesrath, Geh. Legationsrath von Prollius, der Großherzoglich Hessische Gesandte zum Bundesrath Geh. Rath Neithard, der Großherzoglich Hessische und dienstthuende Kammerherr I. K. H. der Landgräfin Friedrich von Hessen, Prinzessin Anna von Preußen, Major Hugo von Donep, der Oberhofmeister Sr. Hoheit des Herzogs von Nassau, Baron v. Bose, Se. Excellenz der Minister Graf von Bassewitz aus Schwerin, der Geh. Rath von Wickede=Schwerin und der Hofmarschall von Sydow vom Herzoglich Altenburgschen Hofe. - Der Empfang der Hohen Leiche in Wesenberg und Mirow war von Seiten der Einwohner ein höchst rührender und feierlicher, der nur zu gut bewies, wie hoch der Name der Hohen Verewigten im ganzen Mecklenburger Lande gilt. Die Einfahrt zu den beiden Orten, Wesenberg wie Mirow, war dicht mit frischen grünen Tannenzweigen bestreut, aus allen Häusern hingen Trauerfahnen und überall brachte man der Hohen Leiche die ehrfurchtvollste Trauer entgegen. - Um 12 Uhr Mittags erfolgte in Mirow die feierliche Beisetzung. Den Trauerzug eröffnete ein Detachement Husaren zu Pferde; darauf folgten der Stallmeister Schweppe zu Pferde, die Trauermarschälle, Kammerherr von Petersdorff und Kammerherr Drost v. Oertzen=Mirow, mit den Stäben; der Hofprediger Superindent Dr. Ohl, und hinter diesem paarweise die Geistlichen der Landeskirche im Ornate; der Reisemarschall Kammerherr v. Steuber, die Orden der verewigten Fürstin tragend; der Schloßhauptmann von Boddien, die Krone tragend, und der Hausmarschall v. Jagow mit dem Stabe. Dann kam die Fürstliche Leiche auf dem mit sechs schwarz behangenen Pferden bespannten Leichenwagen; die Pferde wurden durch sechs Stalldiener geführt; zu beiden Seiten des Wagens schritten sämmtliche, nicht anderweitig im Dienst befindliche Kammerherren, neben ihnen zehn Lakaien; auf der äußeren Seite gingen 24 Fleckner aus Mirow in Trauermänteln. Der Oberstallmeister von Bülow ritt neben dem rechten Hinterrade des Leichenwagens. Zunächst dem Wagen folgten als Hauptleidtragende Se. K. H. der Großherzog, geführt von Sr. K. H. dem Erbgroßherzoge und Sr. H. der Herzog Georg Alexander; darauf Se. K. und K. H. der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen zwischen Sr. K. H. dem Großherzoge von Mecklenburg=Schwerin und Sr. H. dem Herzoge von Anhalt; Se. K. H. der Erbgroßherzog von Mecklenburg=Schwerin, Se. K. H. der Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen und Se. H. der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Diesen schlossen sich an: das Gefolge der hohen Herrschaften, die zur Condolenz am Hofe anwesenden Gesandten, geführt von den Kammerherren v. Engel und v. Both, die Excellenzen, die Landräthe, die Generale, die Landmarschälle und Landstände, die Mitglieder des Landgerichts und der anderem Gerichte, die anwesenden Offiziere corpsweise, die vorstehend noch nicht erwähnten Großherzoglichen Beamten, die Deputationen und die Domanial=Pächter, die Großherzoglichen Officianten und Kammerdiener, worauf wieder ein Detachement Husaren zu Pferde folgte. Vor der Kirche wurde der Sarg vom Leichenwagen gehoben, in die Kirche getragen und vor dem Altare niedergesetzt. Alle Anwesenden begaben sich auf die für sie bestimmten Plätze, während die Hohen Herrschaften zunächst dem Sarge Platz nahmen und die Hofdamen sowie die anwesenden früheren Hofdamen sich am Kopfende des Sarges aufstellten. Der Superintendent und Hofprediger Dr. Ohl hielt nun die Gedächtnißrede und segnete die Leiche ein, worauf der Sarg von den Kammerherren aufgehoben und unter Vortritt des Hausmarschalls in die Begräbnißstätte getragen wurde. Dieser feierliche Act war von Orgelspiel begleitet. Nur die Hohen Herrschaften folgten in die Gruft. Nach der Rückkehr Höchstderselben wurde vom Präpositus Becker=Mirow der Segen gesprochen, worauf die Hohen Herrschaften sich aus der Kirche in das Schloß begaben. Im oberen Saale desselben fand nun eine Condolenz=Cour statt, nach deren Beendigung die Hohen Herrschaften nebst ihrem Gefolge und vielen andern Theilnehmern an der Trauerfeier sich wieder nach Neustrelitz begaben.       (Nstr. Ztg.)


Politische Rundschau.

Nach in parlamentarischen Kreisen verbreiteten Mittheilungen sollen nunmehr die Vorarbeiten über den deutsch=österreichischen Handelsvertrag wieder lebhafter in Fluß kommen.
Frankreich. Am 9. Januar haben in ganz Frankreich die Gemeinderathswahlen für die nächsten drei Jahre stattgefunden. Es waren in 36,075 Gemeinden 480,000 Munizipalräthe zu wählen. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt sind die Wahlen im Allgemeinen zu Gunsten der gemäßigten Republikaner ausgefallen. Ihre besondere Signatur haben sie durch eine kaum erhoffte Niederlage der kommunistischen Candidaten erhalten. Von den Amnestirten ist keiner gewählt, nur Triuquet ist in die Stichwahl gekommen. Auch in Paris sind die meisten der ausscheidenden Municipalraths=Mitglieder wiedergewählt worden. - Es ist eine Thatsache in Paris, daß alle moralischen Keulenschläge den rothen Umsturzmännern nichts anhaben. Wie hat Gambetta die Karakterlosigkeit Rochefort's entlarvt und doch noch steht er heute mit seinem Troß wüthender Weiber in der Gunst der Massen der Vorstädte.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 4 Seite 2]

Sie wissen, für Thaten ist er nicht zu brauchen, aber er ist und bleibt ihr Pamphletist. Anders Louise Michel. Das Weib hat alles, was Rochefort fehlt. Dieses häßliche Weib übt eine dämonische Gewalt über die Menge aus. Dieses Weib stirbt einst auf der Barricade, ein Gewehr in den Händen, sie ist die gefährlichste Person in der Umsturzpartei. Alles kommt ihr zu gute, ihre beherrschende Stimme, ihre radicalen Ideen, ihre gleichnißreiche Sprache, ihr Blutdurst, ja ihre Häßlichkeit, die es vergessen läßt, daß sie ein Weib ist, und endlich ihr kraftvolles, entschiedenes Auftreten, während ihr einziger Rival - Rochefort - in geräuschvollen Volksversammlungen beinahe ohnmächtig wird.
Oesterreich=Ungarn. Mitten in die Vorbereitungen, welche für die Vermählung des Kronprinzen Rudolf, die in 4 Wochen stattfinden sollte, im ganzen Lande gemacht wurden, kommt die amtliche Nachricht, "daß auf Wunsch des belgischen Königspaares die Vermählung des Kronprinzen Rudolf mit der Prinzessin Stephanie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden ist." Die Ursache dieser Verschiebung dürfte eine mehr physiologische, in dem Zustand der Prinzessin begründete, als eine politische sein. Kronprinz Rudolf begiebt sich demnächst zum Besuche seiner Braut nach Brüssel. Anderweitigen Mittheilungen zufolge findet die Hochzeit wahrscheinlich im April statt.
Rußland. Die nihilistische Propaganda ist noch lange nicht zur Ruhe gebracht. Vor einigen Tagen ertappte der Trompeter eines Garde=Regiments in einer Volkskneipe ein unbekanntes Individuum, das sich bemühte den anwesenden Personen Papierrollen zuzustecken. Der Musikant schöpfte wegen des auffallenden Benehmens der betreffenden Person Verdacht und veranlaßte mit Hülfe des Wirthes deren Verhaftung. Die Papierrolle enthielt eine aufrührerische Proklamation der arbeitenden Mitglieder des "Narodnaja Wolja". Der Thronfolger ließ dem Musikanten danken und traf zugleich Verfügungen, ähnliche Druckschriften in und außerhalb der Kaserne aufzusuchen und abzuliefern. Dieser Fall dürfte schwerlich vereinzelt bleiben.
England. Die Zeitung Times in London entwickelt zum zweitenmal seit Kurzem die Ansicht, daß England seine Colonien aufgeben solle; diese Colonien schadeten ihm mehr als sie nützten. Ob England folgt, wenn Times zum drittenmal ihre Cassandra=Stimme erhebt? Bis jetzt scheint den Geschäftsleuten der Profit aus den Kolonien schwerer zu wiegen als die Times.


Schönberg. Alljährlich, wenn die Freuden des Schlittschuhlaufens beginnen, fangen auch die Sorgen der Eltern an um ihre Kinder, denen erstere die Lust des Eisgehens und die damit verbundene gesunde Bewegung in der reinen frischen Winterluft nicht wohl versagen können und mögen. Jedes treue Mutterherz bangt um seinen Liebling, wenn dieser sich die Erlaubniß zum Eisgehen einholt. Nimmt man die Zeitungen der letzten Tage aus der Nachbarschaft zur Hand, so ist es ein Jammer, mit wie viel Leid oft diese Eisfreuden erkauft werden. So sind in den letzten Tagen in Schwerin 2 Knaben, in Rostock ein Mann, in Eutin 2 Knaben, in Ratzeburg 4 Knaben, in Lübeck 1 Knabe, in Teterow 2 junge Damen auf unhaltbarem Eise verunglückt und ertrunken. Wir sind weit entfernt den Kindern die Eisfreude schmälern zu wollen, aber die Polizei, die Lehrer und Eltern sollen unbarmherzig erst dann das Eis freigeben, wenn dasselbe wirklich Garantie der Tragbarkeit bietet, zweifelhafte Stellen aber durch Baken markiren lassen - Wir wollen bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt lassen, daß der Restaurant Tesch hieselbst auf eigene Kosten einen mit Kork gefüllten Rettungsschlitten anfertigen und auf dem hiesigen Oberteiche aufstellen ließ zur Benutzung bei Unglücksfällen, und daß demselben außerdem eine öffentliche Anerkennung gebührt, weil er auf dem Eise am Kaltendamm, dort wo von den Arbeitern, welche für Eiskellerbesitzer Eis schlugen, bei eingetretener Dunkelheit diese offenen Stellen mit brennenden Laternen markirte.
- Gar nicht ohne ist folgender Aufruf. "Bauersleute, Handwerker, Arbeiter! Unterschreibt nie einen Wechsel! Warum nicht? 1) Ihr könnt eure einmal gegebene Unterschrift nicht wieder zurücknehmen, so gerne ihr es vielleicht thätet. 2) Der Wechsel muß am Verfallstage ohne Weiteres bezahlt werden und zwar an den, welcher denselben in Händen hat. Dieser hat gar nicht zu fragen, ob ihr die Schuld wirklich gemacht habt oder nicht. 3) Seid ihr in der That nicht im Stande zu bezahlen, so folgt sofort der Protest, Wechselklage und Beitreibung, alles mit vielen Kosten verbunden. In wenigen Tagen habt ihr die gerichtliche Exekution zu Hause und was das zu bedeuten hat, braucht wohl nicht erklärt zu werden. 4) Einreden können euch vor dem Bezahlen nicht retten. Es kann auch nichts helfen, daß ihr sagt, ihr wäret gar nichts oder ihr wäret nicht so viel schuldig; auch nicht einmal, daß ihr sagt, ihr hättet nicht so viel unterschrieben. Ihr habt euren Namen unter den Wechsel geschrieben und müßt zahlen so viel als darauf steht. Und wenn euch auch versprochen wäre, der Wechsel solle nicht in Umlauf gesetzt oder er solle am Verfalltage prolongirt werden, so nützt es euch nichts, auf dieses Versprechen euch zu berufen. 5) Wenn ihr eine Schuld habt, versucht alles Mögliche sie zu tilgen; verkauft oder entzieht euch lieber etwas, sollte es euch auch hart ankommen - aber unterschreibt keinen Wechsel dafür. Ihr übergebt euch in den meisten Fällen einem wildfremden Menschen auf Gnade und Ungnade. 6) Sprecht euch über eure Lage aus und fragt ehrliche Leute um Rath; Schulden schänden nicht, wenn sie nicht auf schlechte Weise gemacht sind. Wenn der Wechseleigenthümer auch Wort hält und nicht über eure Geldverlegenheit spricht, am Ende, wenn euch Haus und Hof verkauft wird, wird eure Lage doch aller Welt offenbar. 7) Unterschreibt also keinen Wechsel, stellt aber auch keine nach §. 702 der Civilprozeßordnung vollziehbare Urkunde aus. 8) Sucht Hülfe bei den Sparkassen und Vorschußvereinen. Könnt ihr auf einen einfachen Bürgschaftsschein einen Vorschuß nicht erhalten, so dürft ihr diesen Vereinen ausnahmsweise einen Wechsel ausstellen, weil von ihnen ein Mißbrauch des Wechsels nicht zu befürchten ist. Der landwirthschaftliche Centralverein für den Regierungsbezirk Kassel."
- Ein Stiefkind des decimalen Systems. Keine Neuerung, deren das deutsche Volk auf wirthschaftlichem Gebiete theilhaftig geworden, hat sich so rasch eingebürgert, wie die Einführung des decimalen Systems bei Münze, Maß und Gewicht. Wie in eine andere Welt versetzt kommen wir uns vor, wenn wir versuchen auszurechnen, wie viel Thlr., Sgr. und Pfg. 1 Pfund, 17 Loth und 8 Quentlein kosten, wenn 1 Pfund 1 Thlr. 3 Sgr. 4 Pfg. kostet; und nun gar der Apotheker mit seinen Unzen, Drachmen, Skrupeln und Granen! Zu bedauern ist aber, daß die große Reform nicht auch auf die Temperaturgrade ausgedehnt worden ist. Wie wohl jedem Leser bekannt, werden bei uns zwei Thermometer angewandt, das von Reaumur und das von Celsius. Beide Erfinder bezeichnen den Punkt, bei welchem Wasser aus dem flüssigen in den festen Aggregatzustand übergeht, (gefriert), 0°; derjenigen, bei welchem es aus dem flüssigen in den gasförmigen übergeht, (siedet), bezeichnete Reaumur mit 80, Celsius mit 100°. Beide theilten den einsprechenden Raum, welchen der Quecksilberfaden zwischen diesen beiden Punkten einnimmt, in 80 bezw. 100 gleiche Theile (Grade). Will man daher Reaumursche Grade in Celsiussche Grade umrechnen, so hat man blos ein viertel hinzuzufügen. Aus naheliegenden Gründen verdient die Bezeichnung nach Celsius den Vorzug und hat sich in der wissenschaftlichen Welt längst eingebürgert. Im gewöhnlichen Leben dagegen macht man meist Temperaturbestimmungen nach Réaumur. Das führt zu vielen Mißverständnissen. Ein Arzt hatte neulich ein warmes Bad von 36° verordnet, aus den beabsichtigten 36° Celsius wurden aber 36° Reaumur, was also ein Bad von 45° Celsius ergab und dem Patienten beinahe recht übel bekommen wäre.
- Die Eigenthümlichkeit der Jahreszahl 1881, daß sie sowohl vor= und rückwärts gelesen, als auch auf den Kopf gestellt unverändert bleibt, wird sich erst nach etlichem tausend Jahren in den Jahreszahlen 8008 und 8118 wiederholen. Inzwischen wird aber die Zahl 1961 wenigstens die zweite der ge=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 4 Seite 3]

nannten Eigenthümlichkeiten darbieten, daß sie nämlich auf den Kopf gestellt dieselbe bleibt.
- Nach dem eben erschienenen 2100 Seiten umfassenden Berliner Adreßbuch hat die riesig anwachsende Reichshauptstadt 533 öffentliche Straßen wozu noch 23 Gassen 24 "Ufer" (Fluchten von Armen der Spree durchschnittene Straßen), 6 "Dämme", 4 "Gräben", 2 "Häfen", 2 "Haine". Zahl der Plätze ist 63, von welchen 7 als Märkte bezeichnet sind. Brücken gibt es 47. Unter den öffentlichen Gebäuden sind 3 Schlösser, und 7 Palais. Selbstständige Kirchengebäude gibt es 45, wozu noch die Synagogen und zahlreiche Kapellen kommen. 9 Bahnhöfe erhalten die aus allen Windrosen eintreffenden Fremden, für welche 104 Hotels, 28 Gasthöfe und 35 Hotelgarnis zur Verfügung stehen. Die Zahl der Theater ist auf 22 gewachsen. Ferner hat die Stadt 8 Krankenhäuser, 6 Siechenanstalten, 18 Hospitäler, 18 Kasernen, 7 größere postalische Gebäude nebst 96 Stadtpostanstalten, 140 selbstständige Schulgebäude und 2 Rathhäuser, 5 Logen und 30 Töchterlogen. Milde Stiftungen gibt es 329, Aktiengesellschaften 213, von welchen 36 in Liquidation sich befinden. Man zählt 45 eingetragene Genossenschaften, 21 Bibliotheken, 16 Museen, 19 ärztliche Vereine, 72 Gesang= und Musikvereine, 10 Kunstvereine, 9 Lehrervereine, 27 Stenographen= und 20 Turnvereine, 363 gesellige Vereine und 125 Vereine für Handel, Gewerbe und Landwirthschaft, im Ganzen 711 bescheidene Vereinsbildungen. An Zeitungen bestehen 39 amtliche, 65 politische, 129 für Kunst und Wissenschaft, 141 für Handel. Gewerbe und Landwirthschaft, 22 religiöse und 60 verschiedene. Im Ganzen 454 Zeitungen.
- Im Berner Jura verklebte sich ein angesehener Anwalt eine leichte Schnittwunde am Finger mit einem Stück von einer Postmarke und liegt nun seit 12 Wochen an schmerzhafter Blutvergiftung, die den ganzen Arm ergriffen hat, danieder, so daß eine Operation die einzige mögliche Rettung ist. Jedenfalls liegt Giftstoff im Gummi. Das mahnt zur Vorsicht.
- Ein kolossaler Meeral (conger) wurde vor einiger Zeit von dem Fuhrmann W. Lampe in Buxhave auf dem dortigen Außengroden entdeckt. Lampe bemerkte daselbst einen 5-6 Fuß langen runden Gegenstand von schmutzig bräunlicher Färbung, den er für einen angetriebenen Pfahl hielt und mitzunehmen beschloß. Beim Erfassen desselben wurde er indeß seinen Irrthum gewahr; er tödtete den Aal und nahm ihn behufs Verwerthung des Fettes mit sich, daß seltene Thier wog 52 Pfd. Es war mit einer hohen Fluth auf den Außendeich gekommen und hatte sich daselbst festgelaufen.
- Eine bayrische Bauernfrau hat zum neuen Jahre einen Schatz gehoben. Vor 35 Jahren hatte sie in der Sparkasse in Ansbach 1200 M. eingelegt und in den ersten Tagen dieses Jahres erhob sie das Geld in der Höhe von 3600 M.
- Die Mitgliederzahl der Freimaurer in Deutschland beträgt nach den letzten Verzeichnissen 44,500. Die zahlreichste der 9 Großlogen ist die Große Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln mit 115 Johannis= und 62 schottischen Logen und 14,055 Brüdern. Die Mitgliederzahl der 3 Berliner Großlogen mit 17 Töchterlogen beträgt 3350.
- Ende Januar wird die erste elektrische Eisenbahn auf dem Festlande dem Verkehr übergeben werden und zwar bei Berlin auf der Strecke von der Anhalter Bahn bis zur Kadettenanstalt in Lichterfelde. Es ist eine praktische Versuchsstation.
- Durch die Geistesgegenwart eines Arztes wurde kürzlich ein beabsichtigtes Gaunerstück vereitelt. Vor einigen Tagen fuhr ein Arzt von Nestenbach nach Winterthur. Auf dem Wege bat ihn ein mit einem Schleier bedecktes Frauenzimmer um die Erlaubniß in der Chaise Platz nehmen zu dürfen. Der Arzt bewilligte es, bemerkte aber bald daß, die vermeintliche Dame sehr grobe Hände hatte. Er entleerte nun heimlich sein Portemonnaie in der Tasche und schleuderte es wie zufällig mit dem Taschentuche aus dem Fuhrwerke. Darauf ersuchte er das Frauenzimmer, das Portemonnaie aufzuheben. Der Gauner vermuthete einen guten Fang und stieg ab, worauf der Arzt sofort sein Pferd in Galopp setzte und entkam. In dem zurückgelassenen Körbchen der Dame fand er zwei geladene Revolver.


Anzeigen.

Die große Trockenscheune auf der hiesigen Feldziegelei soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Sonnabende den 22. Januar d. J.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Domainen=Amte an, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen im Termin bekannt gemacht werden, auch auf der Domainen=Amts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 4. Januar 1881.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Auf Antrag des Privatcopiisten Chr. Buschow hieselbst als legitimirten Bevollmächtigten der Erben des am 30. Januar 1857 in Sülsdorf verstorbenen Schullehrers Johann Möller, nämlich:

1. des Kreislehrers Christian Heinrich Gustav Möller in Reval,
2. der beiden nachgelassenen Töchter des am 13. Mai 1880 zu Wilhelmshaven verstorbenen Tischlers Johann Peter Asmus Möller, als:
      a. Anna Marie Caroline Möller,
      b. Emma Johanna Wilhelmine Möller,
3. des Schneiders Wilhelm Joachim Hans Möller in Lübeck und
4. der verehelichten Johanna Wilhelmine Elise Schaeper geb. Möller zu Sülsdorf,
werden alle etwa noch vorhandenen sonstigen Erben des obengenannten Schullehrers J. Möller hiedurch unter dem Nachtheile der Ausschließung von der Erbschaft qu. aufgefordert, in dem vom hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte auf

Dienstag den 1. März 1881,
Vormittags 11 Uhr

angesetzten Termin sich als Erben des obenbezeichneten Erblassers entweder persönlich zu melden, oder sonst in rechtsgenügender Form bis dahin zu legitimiren.
Schönberg, den 10. Januar 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
gez. Dr. jur. E. Hahn,
                          Zur Beglaubigung
                                                    C. Arndt.
L. S.                                                     Amtsgerichts Actuar.


Holz=Auction Nr. 11.

Am Montag den 17. Januar Morgens 9 1/2 Uhr sollen zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. aus dem Bahlen.

5 Rmt. eichen Kluft
54 Rmt. eichen Groß= und Klein=Knüppel.

2. aus dem Schlagbrügger Holz.

1 buchen Nutzholz=Block
22 Rmt. buchen Kluft I. u. II.
35 Rmt. tannen Kluft und Knüppel

3. aus dem Lankower Holze.

8 Rmt. buchen Knüppel
2 Rmt birken Kluft und Knüppel
80 Fuder buchen Durchforstungs= u. Zweigholz
143 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
14 Fuder tannen Durchforstholz von Dachschächt und Bohnenstangenstärke.
Schönberg den 9. Januar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Gesucht
Zum Antoni=Termin c. 1 Posten von 12,000 Mark,
1 Posten von   9,000 Mark,
1 Posten von   4,500 Mark,
1 Posten von   3,000 Mark,
1 Posten von   1,200 Mark,
1 Posten von   1,000 Mark,

Zu sicherer Hypothek. Prozentsatz 4 und 4 1/2.
Näheres bei

                                                    Peter Maass.
Schönberg.                                            Marienstraße.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 4 Seite 4]

Holz=Verkauf.

Am Dienstag, den 18. Januar d. J. sollen im Forstbezirke Schattin des Israelsdorfer Forstrevieres meistbietend verkauft werden:

26 Rmt. entborktes eichen Kluft= und Knüppelholz
30 Rmt. Hainbuchen=, Birken=, Ellern= und Aspen Knüppelholz
6 Haufen Eichen und Weiden Stangen (für Kiepenmacher)
ca. 180 Haufen Eichen und Weichholz Busch (darunter Holz für Kiepenmacher).
Der Verkauf beginnt Vormittags 11 Uhr, in der Nähe der Holzvogts Wohnung zu Schattin.
Israelsdorf, im Januar 1881.

Der Oberförster            
       Stockmann.       


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antoniitermines
vom
17. bis 24. Januar d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 23. Januar d. J.
jedoch nur                                                    
von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg den 5. Januar 1881.
                                                    Das Directorium.


Vom 16. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserm Verein anmeldet:
     1. vom Hauswirth Koltz=Grieben 1 Pferd - 600 Mark
     2. von Wwe. Ollrogge=Menzendorf 1 Kuh - 120 Mark
     3. vom Kaufmann Borchert=Carlow 1 Pferd - 400 Mark
     4. vom Krüger Kohs=Grieben 1 Kuh - 135 Mark
     5. vom Hauswirth Seeler=Sahmkow 1 Pferd - 500 Mark
     6. vom Pförtner Schmöcker=hierselbst 1 Kuh - 135 Mark
     7. vom Hauswirth Wiekfeldt=Ziethen 1 Kuh - 135 Mark
     8. vom Hauswirth Rohbrahn=Kl. Siemz 1 Füllen - 150 Mark
     9. vom Hauswirth Burmeister= Schlagbrügge 1 Pferd - 600 Mark
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Verluste einen Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme am

Montag den 17. Januar d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 6. Januar 1881.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Boye-Rabensdorf.           Wilh. Heincke.


Vom 16. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserm Verein anmeldet:
     1. vom Hauswirth Koltz=Grieben 1 Pferd - 600 Mark
     2. von Wwe. Ollrogge=Menzendorf 1 Kuh - 120 Mark
     3. vom Kaufmann Borchert=Carlow 1 Pferd - 400 Mark
     4. vom Krüger Kohs=Grieben 1 Kuh - 135 Mark
     5. vom Hauswirth Seeler=Sahmkow 1 Pferd - 500 Mark
     6. vom Pförtner Schmöcker=hierselbst 1 Kuh - 135 Mark
     7. vom Hauswirth Wiekfeldt=Ziethen 1 Kuh - 135 Mark
     8. vom Hauswirth Rohbrahn=Kl. Siemz 1 Füllen - 150 Mark
     9. vom Hauswirth Burmeister= Schlagbrügge 1 Pferd - 600 Mark
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Verluste einen Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme am

Montag den 17. Januar d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 6. Januar 1881.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Boye-Rabensdorf.           Wilh. Heincke.


Auf dem Pfarrhofe zu Selmsdorf stehen noch einige Faden

Buchenholz

zum Verkauf.


Die Schulgelderhebung
findet in den nächsten beiden Wochen vom 17.-29. Januar statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

J. Wegner,                
beauftragter Erheber.       


I a. grüne und gelbe
Kocherbsen
sowie
Futterkorn aller Art
                                                    empfiehlt
                                                    H. F. Studemund,
Schönberg,                                            Siemzerstraße.


Von jetzt an fahre ich wöchentlich 3 mal (am Sonntag, Dienstag, Freitag) mit meinem Omnibus von Carlow nach Schönberg.

Oldenburg.       


Ein Knabe,

der Lust hat Bäcker zu werden, kann Ostern bei mir in die Lehre treten.

Schönberg.                                                     J. Dube.
                                                             Bäckermeister.


Spielclub.

Zu dem bei mir am Mittwoch den 12. d. M. und darauf an jedem Mittwoch stattfindenden Spielclub ladet ergebenst ein

Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Reorg. Technikum Buxtehude

(b. Hamburg.) Baugewerk-, Mühlen=, und Maschinenbau-, Tischler=, Maler- u. Architekturschule. Wiss. Meister= u. Dipl.=Prfg. Programme gratis d. d. Dir. Hittenkofer.


Verkauft soll werden.

Ein Kruggehöft mit Höckerei und ca. 4 Scheffel Aussaat guten Ackers nebst schöner Wiese.
Eine Landstelle von ca. 70 Scheffel und eine Landstelle von ca. 190 Scheffel Aussaat. 1 Büdnerei von ca. 7 Scheffel Aussaat schwerer Boden, sowie mehrere Häuser in Schönberg.

Näheres ertheilt                            
P. Maass,               
Makler, Schönberg.       


Am Sonnabend den 15. und Sonntag den 16. Januar wird im Boye'schen Gasthause der bei Schlutup von dortigen Fischern gefangene über 10 Fuß große, ca. 500 Pfund schwere

Delphin

zu Jedermanns Ansicht angestellt sein.

Entree für Erwachsene 20 Pfennig (Mecklenburg)., Kinder 10 Pfennig (Mecklenburg).
Für ganze Schulklassen a Kind 5 Pfennig (Mecklenburg).


25 originelle Scherzkarten versendet gegen 50 Pfg. in Marken.
Gotthilf Koch, Berlin S. W.



Sonntag den 16. Januar.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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