No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Oktober
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 80 Seite 1]

Soll unsere Schönberger Kirche geheizt werden?

Diese Frage wird gegenwärtig in unserm Kirchspiel verhandelt. Die mit dem Kirchenvorstande am 6. d. Mts. versammelt gewesenen Vertreter der Dorfschaften haben es übernommen, zunächst sich zu erkundigen, ob die Landbevölkerung unsers Kirchspiels die Kirchenheizung für wünschenswert halte und geneigt sei, die Einrichtung einer solchen im Verein mit der Stadt durch freiwillige Beiträge zu ermöglichen.
Es wird an der Zeit sein, die Angelegenheit in aller Kürze öffentlich zu erörtern, um dieselbe der allseitigen Ueberlegung in Stadt und Land zu empfehlen.
Ist es ein Bedürfniß, daß die Kirche im Winter erwärmt werde? Man hat dies bezweifelt und hat sich darauf berufen, daß bisher die Kirche nicht geheizt gewesen sei und niemand Schaden davon genommen habe; ja es ist sagt geworden, daß durch die Kälte kaum jemand sich abhalten lasse, den Gottesdienst zu besuchen.
Es wäre sehr erfreulich, wenn Letzteres sich auch nur von allen gesunden Gemeindemitgliedern sagen ließe. Wenn es so wäre, wie es sein könnte, wenn allsonntäglich die Plätze in der Kirche wirklich besetzt wären, so möchte die Frage der Kirchenheizung weniger veranlaßt sein. Aber es ist doch eine Thatsache, die so mancher Sonntag im Winter bestätigt, daß größere Kälte den entschiedensten Einfluß auf den Kirchenbesuch hat und diesen sichtlich verringert.
Und sollen wir nicht auch an diejenigen denken, denen allerlei körperliche Leiden, als Rheumatismus, Brustleiden u. a., es verbieten in einer kalten Kirche zu sitzen? Es dürfte deren in unserer Gemeinde nicht wenige geben. Auch solche giebt es, die nicht gerade an bestimmten Gebrechen leiden, die sich aber doch so schwächlich fühlen, daß sie den Besuch der Kirche im kalten Winter nicht wagen zu dürfen glauben.
Ist aber die Kälte für diese Kränklichen und Schwachen ein wirkliches Hindernis, an den Gottesdiensten theilzunehmen, und ist dieselbe für viele andere wenigstens lästig und verringert die Neigung zum Kirchenbesuch, ist es dann nicht Pflicht, dies Hindernis, wenn es geschehen kann, aus dem Wege zu räumen? Ist es nicht Pflicht, mitzuhelfen, daß Gottes Wort wieder mehr gehört werde?
Es kann nicht zweifelhaft sein: ein Bedürfniß für unsere Gemeinde ist die Kirchenheizung in der That.
Sie ist als solches auch unter uns vielfach empfunden. Zeugnis dafür sind die lebhaften Wünsche nach Heizung unserer Kirche, die von verschiedenen Seiten ausgesprochen sind. Eben diese Wünsche haben den Anlaß gegeben, der Sache näher zu treten. Es schien das um so mehr geboten, als schon früher einmal die Kirchenheizung mit vielseitiger Zustimmung angeregt gewesen ist und damals sich große Opferwilligkeit für diesen Zweck gezeigt hat.
Die Frage kann nur noch die sein: läßt sich die Kirchenheizung zweckmäßig und ohne zu große Geldmittel einrichten und werden nicht die jährlichen Kosten zu erheblich?
Es genügt, als Antwort folgende Thatsachen anzuführen.
Man hat in neuerer Zeit mit dem besten Erfolge die Füll=Oefen für Coaks aus der Fabrik von Leprince & Siveke zu Herford in Westfalen zur Kirchenheizung angewandt. Nach einer Anfrage bei den Fabrikanten würden sich die Vorrichtungen zur genügenden Erwärmung unserer Kirche mit einer Summe von höchstens 300 Thalern herstellen lassen und würden zur jedesmaligen Heizung weniger als 2 Centner Coaks erforderlich sein. Der Preis bester westfälischer Coaks endlich würde sich laut zuverlässiger Erkundigung bei Garrigues & Rubin in Lübeck für die Wagenladung von 200 Centnern franko Lübeck auf 180 M., franko Schönberg auf kaum 200 M., für 1 Centner also auf 1 Mark stellen, und würde demnach die Heizung den Winter hindurch mit ungefähr 25 Thalern zu bestreiten sein.
Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, mag aber, um Mißverständnisse zu verhüten, schließlich noch gesagt werden, daß bei den geringen jährlichen Kosten niemand aufgefordert zu werden braucht, sich zu einem dauernden Beitrage zu verpflichten: denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daß in unserer opferwilligen Gemeinde, wie die einmalige Summe von 300 Thalern, so auch die jährlichen Kosten von etwa 25 Thalern durch freiwillige Gaben aufgebracht werden.
Soll angesichts so mäßiger Kosten die Heizung unserer Kirche noch länger unterlassen werden? Will unsere Gemeinde sich nicht die große Wohlthat gönnen und verschaffen, deren so viele Gemeinden in ihren geheizten Kirchen sich erfreuen?
Möge diese Frage jeder bei sich erwägen und mögen für dies die ganze Kirchengemeinde angehende Werk sich die Herzen willig und die Hände offen zeigen. Gottes Segen wird nicht fehlen.
Schönberg, im Oktober 1880.

Kämpffer.          Langbein.


Politische Rundschau.

Deutschland. Prinz Heinrich wird nach seiner Rückkehr nach Kiel die für ihn im dortigen Schlosse eingerichtete Wohnung definitiv beziehen.
Prinz Heinrich, der künftige Admiral, hat sein See=Lieutenants=Examen vortrefflich bestanden, obgleich ihm nichts geschenkt wurde. Er beantwortete die meisten Fragen rasch und genau. Seine zweijährige Reise um die Welt war eine gute Schule. seine Schiffsgefährten rühmen ihm nach, er sei immer ein guter Kammerad gewesen, habe nie den Prinzen herausgekehrt und lachen könne er so frisch und herzlich, wie nur gute Menschen.
Zeitungsberichten zufolge soll dem Bundesrath die von Preußen angeregte Frage wegen Verhängung des kleinen Belagerungszustandes in Leipzig und Hamburg vorgelegt werden.
Italien. Der Papst hat am 10. d. M. den König und die Königin von Griechenland in einer Privataudienz empfangen. Die beiden Majestäten besuchten das Grab Victor Emanuel's um Kränze darauf niederzulegen. Alsdann reisten der König und die Königin nach Neapel, um sich sodann in Otranto einzuschiffen.
Frankreich. Im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist der internationale Post=Congreß eröffnet worden. Alle europäischen Mächte sind vertreten und die Zahl der Delegirten beläuft sich

[ => Original lesen: 1880 Nr. 80 Seite 2]

einschließlich derjenigen von Aegypten und Brittisch=Indien auf etwa sechzig. - Gambetta hatte eine zweistündige Unterredung mit dem Fürsten Gortschakow, der gleichfalls am Genfer See weilt.
Großbritannien. Einhundert Mitglieder des Irischen Grundbesitzer=Vereins haben dem Vicekönig von Irland, Earl Cowper, im Beisein des Staatssekretärs für Irland, Mr. Forster, im Dubliner Schlosse ihre Aufwartung gemacht. Nachdem die Herren Sr. Exellenz ihre Ansichten über den Zustand des Landes unterbreitet und auf die Räthlichkeit zur Ergreifung von Vorsichtsmaßregeln hingewiesen hatten und einer der Redner die Regierung zu fragen wünschte, ob sie den Schutz ihres Lebens übernehme oder ob vorausgesetzt werde, daß sie dies selber thun würden, - erwiederte der Vicekönig, daß er mit ihren Besorgnissen und Schwierigkeiten vollkommen sympathisire und diejenigen Personen welche die Landbevölkerung zu Morden und anderen Ausschreitungen anreizen, tief verachte. Die ganze Angelegenheit läge jedoch mehr in den Händen des Cabinets als in den seinigen, weshalb er die Deputation an Mr. Forster verweisen müsse. Letzterer drückte gleichfalls den Herren seine Sympathie aus und bemerkte, daß die Regierung Alles thun würde und bereits gethan habe, um die Gesetze aufrecht zu erhalten. - Die Verlegenheit des englischen Kabinets den irischen Vorgängen gegenüber kommt übrigens jetzt in einer sehr eklatanten Weise zu Tage. Das Kabinet soll die Absicht haben, die Garnisonen in Irland zu vermehren, aber die oberste Militairbehörde erklärt, daß es derzeit zu diesem Zwecke an Truppen mangele. Erst gegen Ende des Jahres würden mehrere Battaillone für den Dienst in Irland verfügbar sein.
Türkei. Die wichtigste Nachricht des Tages ist, daß der türkische Ministerrath die sofortige bedingungslose Uebergabe von Dulcigno beschlossen hat und diesen Beschluß mittelst Note zur Kenntniß der Botschafter bringen wird. Es ist dieser Erfolg den Bemühungen der Botschafter Deutschlands und Frankreichs zu danken, welche am Sonnabend nochmals den Versuch gemacht hatten, den Sultan zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Es fragt sich nun nur noch, ob sich die Albanesen diesem Entschluß des Sultans fügen werden, was sehr unwahrscheinlich ist. Indeß dürften die Mächte es jetzt Montenegro allein überlassen, sich in den Besitz des Fleckens zu setzen.


Die amerikanische Schweineschlachterei.

Die Zahl der Schweine in den Vereinigten Staaten wird auf 35 Millionen angegeben. Die enormen Maisernten welche das hauptsächlichste Schweinefutter liefern, waren die Ursache, daß sich die Schweine in den letzten Jahren um durchschnittlich 1 1/2 Millionen das Jahr vermehrten und in der That beruht auch die Schweinezucht wesentlich auf dem Ertrage der Maisfelder.
Nur wenige Schweine werden von den Farmern selbst geschlachtet und eingesalzen; bei weitem die meisten wandern in die großen Schlächtereien, zu den "Packern". Diese Industrie ist erst 25 Jahre alt und wurde früher nur im Winter betrieben, jetzt aber, wo Eis leicht und überall zu haben ist, werden wenigstens 5 Millionen Schweine auch im Sommer geschlachtet und "verpackt." Während im Jahre 1876 die Zahl der verpackten Schweine noch 10 1/4 Millionen betrug, stieg dieselbe 1879 bereits auf 14 1/4 Millionen, wozu noch 200,000 in Canada geschlachtete Schweine kommen, alle zusammen etwa im Gewichte von 25 Millionen Centner. Die Hauptsitze der Schweineschlächterei sind die großen Städte des Westens, Chicago, Cincinnati, St. Louis, Milwaukee, Louiswille und Indianapolis; auf Chicago allein fällt ein Drittel aller geschlachteten Schweine, deren Zahl dort im vergangenen Jahre 5 Millionen betrug. Dort sind 25 Etablissements in diesem Geschäftszweige beschäftigt, darunter das Haus Armour und Co. das größte das 1879 allein 1 Million Schweine schlachtete und verpackte. Im Sommer werden dort an einem Tage oft 10,000, im Winter aber 20,000 Schweine geschlachtet, und an manchen Tagen versendet dieses Haus auf den direkt bis in sein Riesen=Etablissement reichenden Eisenbahnsträngen 40,000 Centner Schweinefleisch. Das Etablissement von Armour u. Co. bedeckt 14 Acres Land und besteht aus vierstöckigen Gebäuden, die fortwährend zunehmen. In ihnen werden im Sommer 2000, im Winter 3500 Arbeiter beschäftigt, welche große Zahl nothwendig ist, um die ganze Arbeit, vom Schlachten bis zum Versenden, an einem Tage vollenden zu können.
Die Schweine holt sich der "Packer" vom Markte. In Chicago werden oft 60,000 bis 80,000 fette Schweine an einem Tage angetrieben, welche vor der Zukaufsstelle genau gewogen werden. Sind die Schweine gekauft, werden sie direkt über die sogenannte "Seufzerbrücke" nach dem dritten Stock eines Gebäudes getrieben, wo das Schlachten beginnt. Jedes Thier erhält, ehe es in den Schlachtraum befördert wird, eiserne Ringe um die Hinterfüße. Ein von einer eisernen Welle herabhängender Hacken wird in diese Ringe gelegt, der das Schwein aufhebt und daß an den Hinterfüßen hängende Thier in den Schlachtraum befördert, wo der Fleischer ihm mit einen kurzen Messer die Halsarterien öffnet und das Blut in einen Kanal ablaufen läßt. Das todte Schwein noch immer an seinen Ringen hängend, wird dann weiter befördert und gelangt in ein großes Faß mit siedendem Wasser, wo es mit 9 oder 10 anderen drei Minuten bleibt, um alsdann von einer eisernen Stange gefaßt und auf eine Tafel gelegt zu werden. Diese tactmäßig in einander greifenden Arbeiten werden durch Dampfkraft vollführt, ebenso die nun folgende Entfernung der Haare. Es und 48 in verschiedenen Stellungen angebrachte Messer, die das Schwein in wenigen Minuten ganz rein schaben und die Borsten sauber auf einen Haufen legen. Ströme von Wasser werden fortwährend über das Thier ausgegossen, um alle Reste von Haaren oder Schmutz zu entfernen. Wiederum wird nun das enthaarte Schwein, diesmal an der Nase, durch Dampf gehoben und nach einer Bank geschoben, wo es geöffnet wird. Lungen, Herz und Leber werden zur Wustbereitung zur Seite gelegt. Auf der nächsten Bank wird der Kopf abgehauen. Sein Inhalt, Gehirn, Augen u. s. w. kommen in den Fettbehälter und die Zunge wird zum Präserviren besonders aufbewahrt. Der enthauptete Körper wandert nun zum Abkühlen in die Eiskammer, nachdem es nun der Länge nach getheilt ist. Die ganze Zeit, welche man braucht, um ein Schwein zu ergreifen, zu schlachten, zu enthaaren, zu zerhauen und in den Kühlraum zu bringen, dauert 15 Minuten. Im Kühlraum, in dem die Schweine bataillonsweise neben einander liegen, herrscht eine Temperatur von -4 Gr. R., und große durch Dampf getriebene Leinwandflügel erhalten einen beständigen Luftzug. Nachdem hier die erste Abkühlung erfolgt, kommen die Schweine, immer an der Welle fortgleitend, in die 400 Fuß lange und 200 Fuß breite Eiskammer, wo eine 20 Fuß starke Eislage eine Temperatur von - 2 Gr. R. erzeugt. In diesem Raume bleiben die Körper 30 Stunden. Damit hört die Maschinenthätigkeit auf und die steifen Körper kommen unter die Behandlung von Menschenhänden. Die Schweinehälften werden auf eine Bank vor die Zerleger gebracht und mit einem mächtigen Beilhiebe trennen die mit diesem Geschäfte betrauten Fleischer erst die Schinken, dann die Schultern mit den Vorderbeinen ab, so daß eine, rechteckige SpeckSeite übrig bleibt. Diese Beilführer die um keines Haares Breite fehlschlagen, sind lauter Enakskinder von gewaltiger Muskelkraft. Die etwa 56 Pfund im Durchschnitt wiegenden Speckseiten werden nun eingesalzen, in Haufen von 20 Stück aufeinander gestapelt und, nachdem sie drei Wochen gelegen zu 10 Stück in lange Kisten verpackt, um verschickt zu werden.
Das Räuchern der Schinken bietet kein besonderes Interesse, wohl aber die ebenfalls großartig betriebene Wurstfabrikation. Die Abfälle der Schinken, das Fleisch der Beine, Herz, Leber, Lungen bilden das Rohmaterial, das durch dampfgetriebenen Schneidemaschinen zerkleinert wird. Frankfurter Blut= und Leberwurst, Bologneser und Lyoner Würste werden hier breitet und auch die Sülzen fabricirt man aus dem Kopffleische unter Zusatz von Gewürzen recht schmackhaft. Sie kommen in Blechbüchsen in den Handel.
Nebenprodukte dieser großartigen Schlächterei sind das Fett, das in der besseren Qualität als Nahrungsmittel dient, in der geringeren als Schmiere,

[ => Original lesen: 1880 Nr. 80 Seite 3]

und das Blut. Letzteres wird getrocknet und in die Zuckerraffinerieen und Düngerfabriken verkauft, wo es wegen seines starken Stickstoffgehaltes gesucht ist. Die Knochen kommen ebenfalls, nachdem ihnen das Fett entzogen ist, in die Düngerfabriken. Alles findet seine Verwendung.


Schönberg. In der Untersuchungssache gegen die 66jährige Kaufmannswittwe Schultze aus Grevesmühlen und die 51jährige Hauswirthin Woisin aus Kleinfeld wegen Giftmordversuchs resp. der Beihülfe, begangen an dem Ehemann der letzteren, den Hauswirth Woisin zu Kleinfeldt, hat das Schwurgericht in Güstrow am 12. Oktober nach fast zwölfstündiger Verhandlung die beiden Angeklagten zu je 12jähriger Zuchthausstrafe, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurtheilt.
- Franz Gerstorfer und Anton Blanger sind Bauern in Gurten; sie waren immer getreue Nachbarn und desgleichen, bis jüngst einmal Streit ausbrach und Gerstofer den Blanger so arg verschimpfte und dessen Bäuerin sogar mit einer "Watschen" traktirte, daß bittere Feindschaft ausbrach und Blanger den Gerstorfer verklagte. G. kam 2 Tage ins Loch. In derselben Nacht aber fiel die Sündfluth vom Himmel, die halb Mähren unter Wasser setzte und auch das Dörfchen Gurten. Blanger rettete sich und die seinen mit knapper Noth auf einen nahen Hügel und dankte seinen Schöpfer. Da fällt ihm Weib und Kind des Nachbarn ein, der im Loch sitzt. Haben sie sich gerettet? Er ruft und schreit hinüber; keine Antwort. Mit eigener furchtbarer Lebensgefahr bricht er sich Bahn bis zum Häuschen der Nachbarin. Des Nachbarn Weib und Kind haben sich ins Dachstübchen geflüchtet, er klettert hinauf: "Nachbarin, weil ich Ursache bin, daß dein Mann in dieser Unglücksnacht dir nicht helfen kann, will ichs probiren. Gib mir geschwind dein Mädchen!" Er faßt's und setzt's sich auf den Rücken und zum andermal bricht er sich Bahn bis zum Hügel. Nun die Bäuerin noch, Niemand darf sterben meinetwegen, sagt er, und macht zum drittenmal den Todesgang diesmal mit noch zwei muthigen Männern, die ihn nicht im Stiche lassen wollen. Die Bäuerin sitzt auf dem Dache, sie reichen eine lange Stange hinauf. "Halt fest, wir halten!" Sie faßt sich ein Herz und mit der Stange unterm Arm und mit beiden Händen sich haltend springt sie in die Fluth. Auch sie bringen die drei wackern Männer mühsam ans Land. Wie sie auf die Kniee stürzt und ihren Feind segnet, bricht ihr Häuslein zusammen, die Fluthen tragens fort. Anton Blanger aber sagte: "Dieweil halt' dein Mann im Loch steckt und nicht gekonnt hat." (Die Geschichte vom bravsten aller Männer ist extra dem Kaiser nach Wien geschrieben worden.)
- In München hat eine Dame, Fräulein v. Laupthäus, das Ludwigs=Gymnasium mit dem Zeugniß Nr. 1 verlassen und wird Medizin studiren.


Anzeigen.

Am Mittwoch den 20. October d. J., Nachmittags 3 Uhr, soll der in 23 Parcelen getheilte Acker auf dem Rübenkamp öffentlich meistbietend auf 10 auf einander folgende Jahre verpachtet werden.
Pachtliebhaber wollen sich am genannten Tage, zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle einfinden.
Schönberg, den 13. October 1880.

Der Magistrat.


Oeffentliche Versteigerung.

Am Dienstag den 19. October cr. sollen die nachstehenden im Schulkathen in Mahlzow untergebrachten Gegenstände als:

1 Chatoulle, 1 Spiegel, 1 mahagoni Eckschrank, 1 Lehnstuhl, 1 Kommode, 1 Wanduhr, 1 Küchenschrank, 1 Garderobe, 1 Koffer, 1 Tisch, etwas Heu und Stroh, 8 Hühner und die auf 20 []Rth. Gartenland gepflanzten Kartoffeln
an Ort und Stelle öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am heutigen Tage ein

Colonial-, Kurzwaaren- und Porzellan-Geschäft

eröffnet habe und bitte um geneigten Zuspruch.

Ergebenst           
J. Burmeister.      


Zur Feier des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs
Festcommers
am Sonntag den 17. October
Abends 7 Uhr.
                          W. Wischendorf.


Einladung zum
Concert und Ball
am 17. October 1880
zur Feier des Geburtstages
Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs.
Anfang 6 Uhr Abends.
Menzendorf.                                                     P. Koos.


Hauptversammlung des Imkervereins:
Sonntag, den 17. October.


H. Wittmack, Lübeck,
Sandstr. 928 gegenüber "Hôtel St. Hamburg"
Special=Geschäft:
Thee, Chocoladen, Cakes, Honigkuchen, Früchte und Delicatessen.
Preiscourante gratis gerne zu Diensten.


25 originelle Scherzkarten versendet gegen 50 Pfg. in Marken.
Gotthilf Koch, Berlin S. W.


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Lübeck, gr. Burgstraße 717.


Glück auf nach Hamburg!
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den daran Theilnehmenden zufallen müssen, worunter sich die Haupttreffer von Mk. 400,000, spec. 250,000, 150,000, 100,000, 60,000 50,000, 2 à 40,000, 2 à 30,000, 5 á 25,000, 2 à 20,000, 12 à 15,000, 24 à 10,000 und viele von 8000, 6000, 5000 etc. etc. befinden.
Die Gewinnziehung der 1. Classe findet in kurzer Zeit statt und empfehle hierzu:
      Ganze Original=Loose M. 6,
      halbe Original=Loose M. 3,
      viertel Original=Loose M. 1 1/2.
Jeder, auch der kleinste Auftrag wird sofort gegen Einsendung des Betrages, am besten pr. Postanweisung, pr. eingeschriebenen Brief in Banknoten, Coupons oder Briefmarken, mit der größten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von mir die mit dem Staatswappen versehenen Original=Loose selbst in Händen. Falls gewünscht, kann auch der Betrag gegen Nachnahme erhoben werden. Den Bestellungen werden die amtlichen Pläne kostenfrei beigefügt und übersende den werthen Auftraggebern sofort nach geschehener Ziehung die amtlichen Gewinnlisten sowie Gewinngelder.
Ich bitte, da die Betheiligung stets sehr groß ist, mir die Bestellungen umgehend, jedenfalls aber bis zum

30. October d. J.

zugehen zu lassen und wird es mein Bestreben sein, jeden, auch den kleinsten Auftrag bestens auszuführen.

J. Dammann,
Haupt=Collecteur, etablirt 1851,
Hamburg, Zeughausmarkt 43.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 80 Seite 4]

Zur Feier des Geburtstags
Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Großer Festcommers
am Sonntag den 17. October abends 6 Uhr
in Spehr's Hôtel.
Um recht zahlreiche Betheiligung wird freundlichst gebeten.


Da unsere Gesellschaft in diesem Jahre nur einen sehr geringen Hagelschaden zu vergüten hat, vernothwendigt sich auch nur der statutenmäßige Beitrag zum Reservefonds von 25 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Montag, den 1. November d. J., Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.

Schönberg, den 14. October 1880. Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg
As. Wigger.                           Wilh. Heincke.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo September 1880.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im Oktober 1880.

Mecklenburgische Lebensversicherung und Spar-Bank.
Aug. Kirchner, Director.                                                    C. L. F. Soltau, General-Agent.


Am Sonntag den 17. October
Erlanger Bier
vom Faß
Abendessen à la Carte.
                                                    Aug. Spehr.


Kösters Salon.
Zur Feier des Geburtstages
Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs,
Sonntag den 17. October
Große Tanzmusik.


Zwei Zucht gute Ferkeln sind zu verkaufen bei Lockwisch.                                                     A. Rußwurm.


Das diesjährige Böttcherquartal findet am Montag den 18. Oct., 10 1/2 Uhr Vormittags, statt.
Die Aelterleute.     


Ich beabsichtige 1 gut erhaltenes Fortepiano, Sopha, Tische, Stühle, Bettstellen, Häcksellade, Kessel, Fahnenstange mit Fahne u. s. w. unter der Hand preiswürdig zu verkaufen.

Johanna Creutzfeldt.     
Sabowerstraße.         


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 18. bis 30. October, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

J. Wegner.     


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 17. October.
Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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