No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. August
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 60 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der 80jährige Kaiser Wilhelm ist der mobilste Mann in seinem Reiche. Von Bad Gastein zurückkehrend wird er vom 13.-16. August der Aufführung der Wagner'schen Nibelungen in Bayreuth, dann in Berlin etc. verschiedenen Truppenmanövern beiwohnen und Ende September (25.-26.) mit dem Kronprinzen Elsaß=Lothringen besuchen. Sein Besuch gilt hauptsächlich den großen Cavallerie=Manövern bei Hagenau. Ob er Straßburg besuchen wird, ist noch zweifelhaft.
Das deutsche Kronprinzliche Paar ist am 1. August in München eingetroffen. Dessen Reise von Holland über Köln längs dem Rheine war ein glänzender Triumphzug. Auch in München wurde es herzlich empfangen.
Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien werden die Reise nach Kopenhagen von Hamburg über Schwerin und Rostock antreten.
Unsere Nachbarstadt Ratzeburg wird doch eine Garnison wieder bekommen und zwar das zweite Bataillon des ersten Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 75, welches bisher in Harburg stand. Das Lauenburgische Jäger=Bataillon wird diesen Namen im Elsaß weiter führen.
Der Oberpräsident der Provinz Schleswig=Holstein ist jetzt in Lauenburg, um die Beamten auf die preuß. Verfassung zu vereidigen.
Türkei. Jede Stunde kann aus Constantinopel die Depesche bringen: Sultan Murad ist todt, es lebe Sultan Hamid! Murad ist nur deshalb noch nicht gestorben, wie's scheint, weil man über die Methode noch nicht einig ist, aber seine Minister haben (nach den jüngsten Depeschen) ihm unverhohlen und einmüthig erklärt, er sei unrettbar und die Einsetzung eines neuen Regenten unaufschiebbar. Murad nahm die Botschaft schweigend auf. Die Regentschaft soll seinem Bruder Hamid bereits übertragen, die öffentliche Verkündigung aber verschoben worden sein, bis Murad - todt ist.
Sultan Murad soll seinen jüngern Bruder Hamid auf den Thron berufen und am 28. Juli bereits abgedankt haben. Es wurde seither schon von den Ministern regiert, als ob er nicht da sei. Sultan Hamid ist 30 und einige Jahre alt und wird "Sklave des Aberglaubens" genannt, was wohl auf seine fanatische Richtung hindeutet.
Die Serben und Montenegriner sollen in den letzten Tagen den Türken mehrere siegreiche Scharmützel geliefert haben. Fürst Milan hat seiner Frau telegraphirt, er habe einen lebendigen Pascha (Osman P.) gefangen genommen, abgesehen von vielen anderen Türken.
Ueber die türkischen Grausamkeiten in Bulgarien wird neuerdings berichtet: Die Beschäftigung der Türken ist die Ausrottung der christlichen Race unter dem Verwande einer Insurrektion. Die begangenen Grausamkeiten überbieten alles, was die Rothhäute erfinden könnten; 121 christliche Dörfer sind zerstört; mehrere tausend Personen wurden massakrirt. Die Ernten verdorren bis auf den Grund in dem entvölkerten Lande. In den Straßen von Adrianopel und Philippopel werden jeden Morgen Unglückliche gehenkt, welche seit zwei Monaten in dem Gefängnisse schmachteten. Bevor man diese armen Teufel nach Philippopel brachte, wurde ein Theil von ihnen durch die Wachen und die Bevölkerung der türkischen Dörfer, welche passirt werden mußten, auf offener Straße massakrirt. Die Anderen wurden zur Untersuchung gezogen und dann gehenkt. Zwölf Galgen sind in Philippopel in Thätigkeit, und in der letzten Woche diskutirten die Behörden ernstlich über die Wiedereinführung der Strafe des Pfählens. Die wenigen Gefangenen, welche man in Freiheit setzt, werden durch Gensdarmen nach Hause geführt und meistens auf dem Marsche ermordet. Die Christenkinder werden im Durchschnitt zu 10 Francs per Stück verkauft. Die kleinen Mädchen werden auf die Märkte nach Konstantinopel geschickt, und Alles das geschieht mit Wissen der Beamten. Die Frauen werden als Sklavinnen nach dem Balkan fortgeschleppt und dort an Kaufleute verhandelt, welche man aus Mekka herbeigerufen hat. Die Beamten vertheilen das Vieh der verwüsteten Gegenden unter einander, sodaß die Gefangenen nicht einmal ein Lösegeld zahlen könnten. Die Baschi=Bozuks schänden die Frauen, verbrennen die Häuser, zerstören die Kirchen, zerhacken die Kinder, kreuzigen und braten die Priester und spießen sie mit Pfählen an die Gebüsche. In diesem Augenblicke treffen unzählige Baschi=Bozuks, aus Asien herbeigerufen, hier ein und nach 14 Tagen wird es von diesen Banditen mehr als 100,000 geben. Die Behörden verweigern den Fremden die Erlaubniß, in das Innere einzudringen.
Schweiz. Aus Bern, 29. Juli, wird der Voss. Z. geschrieben: Die Polizei ist eifrig auf der Suche nach englischen Werbern, die für hohes Handgeld junge Schweizer anwerben, um sie, wie es heißt, den Türken zuzuführen.


- Schönberg. Am Montag und Dienstag feierte die hiesige Schützenzunft ihren diesjährigen Königschuß unter zahlreicher Betheiligung aus Stadt und Land. Mit der Feier des diesjährigen Festes wurde zugleich das neu erbauete Schützenhaus eingeweiht, wodurch das Fest eine um so größere Bedeutung erlangte. Mit dem Bau dieses Hauses ist ein seit vielen Jahren gehegter Wunsch der Mitglieder der Schützenzunft endlich erreicht, zu dessen Erfüllung unser allverehrter Landesherr dadurch sehr wesentlich beigetragen hat, daß Derselbe die zum Bau nöthigen Mauersteine der Zunft schenkte, wodurch überhaupt der Bau ermöglicht wurde, da die geschehene Actienzeichnung mehrere Tausend Mark hinter dem Voranschlag zurückgeblieben war. - Bei dem Frühstückstisch am ersten Königschußtage stimmten alle Anwesenden begeistert ein in das auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog ausgebrachte Hoch, von dem Seine Königliche Hoheit, Allerhöchstwelcher augenblicklich in London weilt, telegraphisch benachrichtigt wurde. Nachmittags traf zu Aller Freude folgende Antwort aus London ein:
            London, den 31. Juli 1876 3 Uhr 7 M.
      Der wohllöblichen Schützenzunft
                  Schönberg, Mecklenburg, Germany.
      Freundlichen Dank für dargebrachte Huldi=

[ => Original lesen: 1876 Nr. 60 Seite 2]

gungen der Loyalität. Erfreuet, Schützenhaus bezogen. Wünsche alles Gute.

Großherzog.          

Vor versammelter Compagnie wurde Abends diese Depesche verlesen und S. K. H. dem Großherzog ein donnerndes Hoch gebracht. - Als diesjähriger Schützenkönig ist Abends der Rademacher W. Badstein proclamirt. Das Fest verlief an beiden Tagen in größter Eintracht und ungetrübter Freude.


- Der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich gefällt es in Feldafing am Starnberger See ausgezeichnet. Sie spaziert, reitet, rudert und schwimmt täglich nach Herzenslust. Ihr Bad nimmt sie regelmäßig Vormittags im See und schwimmt von der Badehütte weit hinaus in die Fluth, nur von ihrem Lieblingshund, einem weißen Neufundländer, begleitet. Die schönen Tage von Aranjuez werden aber bald vorüber sein, da die Abreise bevorsteht.
- Die selbsttätige Goldwaage, eine Erfindung, deren man sich in England schon längere Zeit bedient, ist seit einigen Tagen bei der k. Seehandlung in Berlin aufgestellt. Die Waage scheidet jedes zu leichte Goldstück aus der Masse der Goldstücke aus, die ihr mit einem Male zum Wiegen anvertraut werden. Die Goldstücke werden in eine Art Cylinder gelegt, und die zu leichten kommen auf der andern Seite der Waage heraus.
- In der Centralturnanstalt in Berlin wurden dieser Tage sämmtliche Turnschüler des gegenwärtigen Offiziercursus hinsichtlich ihrer Körperschwere und Hebekraft einer Prüfung unterworfen. Das Resultat war folgendes: Der schwerste Offizier wog 212, der leichteste 112 Pfund. Daß der schwerste auch die größte Hebekraft besaß, bestätigte sich, denn er war im Stande, ein Gewicht von 40 Pfund mit steifem Arm von der Erde aufzuheben.
- Ein Soldatenherz. Am Mittwoch Nachmittag nahm der Major a. D. v. B. auf einer Bank im Berliner Tiergarten Platz, um ein wenig auszuruhen. Der Park ist an dieser Stelle wenig beliebt. Nach einer Weile zog der alte Soldat sein Portemonnaie aus der Tasche, öffnete es und nahm den Uhrschlüssel heraus, um seine Uhr aufzuziehen. Während er noch die geöffnete Geldtasche in der Hand hielt, faßten plötzlich von der Seite her fremde Finger in das Geld, hoben einige Münzen empor und ließen sie in demselben Augenblicke wieder fallen. Der Major war aufgesprungen. Ein kleiner untersetzter Mensch stand ihm gegenüber. Derselbe war leidlich reinlich, aber mehr als arm gekleidet. Mit herabhängenden Armen stand er vor dem, den er berauben wollte, sein ganzer Körper flog convulsivisch und heftig zuckten seine Mundwinkel. Den ersten Blick des Soldaten vermochte er nicht auszuhalten, er sank in die Kniee und hob unter Thränen die Hände flehend zu ihm empor. "Verzeihung," murmelte er, "ich war irre." "Stehen Sie auf," fuhr Herr v. B. ihn an, "wie können Sie sich unterstehen, auf offener Straße Leute anzufallen, schämen Sie sich denn gar nicht? Sie sind jung und stark." Durch den Körper des jungen Mannes ging ein heftiges Zittern. "Der Gedanke an die Meinen" - sagte er düster - "o das Elend ist zu groß, mein Herr, der Mensch braucht zu lange Zeit, bis er zu Ende ist, ich liebe die Meinigen. Ich habe Sie mit meinem Handwerk Jahre lang redlich ernährt, seit lange aber ist's damit vorbei. Alles, alles ist mir abgenommen, nur der Jammer herrscht bei uns. Freunde können nichts mehr geben, überall bin ich abgewiesen, und Jeder meldet uns - nur der Executor war uns treu bis jetzt. Nun kommt auch der nicht mehr. Vergeben Sie mir, mein Herr, ich war der Verzweiflung nahe, als ich eben in Ihr Portemonnaie griff, zum zweiten Male macht ich's nicht, auch um der Meinigen Rettung nicht. Bitte, fügen Sie unserm Elend nicht noch die Schande hinzu." Der alte Major hatte die Beichte aufmerksam angehört. "Kommen Sie mit," sagte er zu dem "Wegelagerer," und Beide gingen die Richtung nach der Chaussee zu. "Wo wohnen Sie denn?" fragte der Major plötzlich. " . . . . Straße No . . . 4 Treppen," lautet sofort die Antwort. Im großen Stern angekommen, winkte Herr v. B. eine Droschke heran und ließ den Mann vor sich einsteigen, dann nahm er selber Platz und beauftragte den Kutscher, nach der oben genannten Wohnung zu fahren. Dabei beobachtete er seinen Begleiter aufmerksam. Dieser rührte sich nicht. Beide stiegen die vier Treppen empor. Hatte der alte Soldat bis hierher noch Zweifel gehegt an der Wahrheit dessen, was der Mensch ihm mitgetheilt, beim Betreten der leeren Stube schwanden sie völlig. Das Herz des Majors, das in mancher schlimmen Lage des Lebens nicht gebebt, ward mächtig bewegt. Außer einigen Strohsäcken und Lappen war beinahe nichts mehr im Zimmer. Zwei kleine Kinder, im Alter von 2 und 3 Jahren, kaum bedeckt durch einige Lumpen und Bilder des Elends, sprangen munter - die unglücklichen Glücklichen - dem Vater entgegen und riefen: "Was mitgebracht?" Vom Fenster her sah eine Frau, auf deren Antlitz der Harm seine unauslöschlichen Züge geschrieben, den Säugling mechanisch hin= und herschwenkend, auf den Gast. Dieser hatte genug gesehen. Er riß ein Stückchen Papier aus seinem Notizbuch und schrieb, eine Visitenkarte daneben legend, darauf: "Melden Sie sich am Freitag beim Fabrikbesitzer B. in der M.straße, er wird Sie beschäftigen." Dann legte der wackere Soldat ein Zwanzigmarkstück auf den Tisch und verließ, kaum Herr seiner Erregung, das Zimmer. "Küßt dem Herrn die Hand!" schrie der Vater laut auf und hielt die Hände vors Gesicht. Die Kleinen rannten nach, laut rufend: "Onkel, Onkel!" - er war bereits auf der Treppe und stieg langsam, seinen Schnurrbart wischend, hinab. Zwischen Mann und Frau mag noch manches Wort zu jener Stunde getauscht worden sein - wir haben's nicht gehört, aber wir wissen, daß der Mann seit Freitag durch die Vermittelung des Wohlthäters Arbeit gefunden hat.


Anzeigen.

Die Beneficialerben des zu Herrnburg verstorbenen Hauswirths P. J. Oldenburg haben die ihnen deferirte Erbschaft mit der Rechtswohlthat des Gesetzes und des Inventars angetreten und unterm 15. d. M. erklärt, daß sie die Oldenburg'sche Verlassenschaft zur prioritätsmäßigen Vertheilung an die Gläubiger des Erblassers dem Gerichte übergeben haben wollten.
Es ist daher, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der formelle Concurs über die Verlassenschaft des Hauswirths P. J. Oldenburg zu Herrnburg eröffnet, und ist mittelst gegenwärtigen Proclams ein Liquidations=Termin auf

Freitag den 13. October cr.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Hauswirth P. J. Oldenburg zu Herrnburg oder dessen Hinterlassenschaft zu haben vermeinen, Zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, mit Ausnahme der von der Meldungspflicht ausgenommenen Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Kapitalpöste und laufenden Zinsen, hiermit peremtorisch geladen werden. Zugleich ist auch ein Termin auf

Mittwoch den 8. November d. J.,
Mittags 12 Uhr,

vor dem hiesigen Justiz=Amte anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und ev. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Oldenburg'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angedrohten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwaige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Special=Vollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduktion hierdurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkte daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwaigen Oldenburg'schen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an die Oldenburg'schen Erben, sondern nur an das unterzeichnete Justiz=Amt oder

[ => Original lesen: 1876 Nr. 60 Seite 3]

an den interimistischen Curator bonorum Krämer Kleinfeldt in Herrnburg, Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 19. Juli 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Die Lübecker Bank vergütet für bei ihr belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung. Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als M. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1876.

Lübecker Bank.     


Eisenbahn
Mecklenburgische Friedrich=Franz=Eisenbahn.

Am Sonntag den 6. August cr. wird ein

Extrazug
Hamburg-Lübeck-Schwerin und zurück

abgefertigt.
Abfahrt von Lübeck 7 Uhr 15 Min. Morg.
Abfahrt von Schönberg 7 Uhr 46 Min. Morg.
Abfahrt von Grevesmühlen 8 Uhr 13 Min. Morg.
Abfahrt von Bobitz 8 Uhr 34 Min. Morg.
Abfahrt von Kleinen 9 Uhr 7 Min. Morg.
Ankunft in Schwerin 9 Uhr 30 Min. Morg.

-------------

Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 7 Min. Abends.
Ankunft in Kleinen 9 Uhr 36 Min. Abends.
Ankunft in Bobitz 9 Uhr 50 Min. Abends.
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 13 Min. Abends.
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 38 Min. Abends.
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 5 Min. Abends.
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg-Lübeck-Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise
ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zu dem Extrazuge Schwerin-Lübeck-Hamburg, sondern auch zu allen fahrplanmäßigen Personenzügen am 6. und 7. August cr. mit Ausschluß der Schnellzüge Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 6. August zu dem um 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen Personenzügen am 6. und 7. August cr. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.     


Inhaber von Tombola=Loosen machen wir auf die den heutigen Anzeigen beiliegende Gewinnliste pro 1876 aufmerksam. - Gewinne, welche nicht bis zum ersten September d. J. abgefordert werden, verfallen zu Gunsten der Schützenkasse.
Schönberg, den 3. August 1876.

Kapitän und Aelterleute der Schützenzunft.     


Etwaige Forderungen an die Schützen= und Tombolakasse, betreffend das diesjährige Fest, bitten wir spätestens binnen 14 Tagen Zwecks Rechnungsabschluß geltend zu machen.
Schönberg, den 3. August 1876.

Kapitän und Aelterleute der Schützenzunft.     


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Eine Parthie
Porcellan=Waaren,

welche beim Verspielen an den Königschußtagen übrig geblieben sind, verkaufe, um damit zu räumen, für den Einkaufspreis und darunter. Schönberg, den 2. August 1876.

H. Ratzeburg.     


Zum Korndreschen

haben wir unsere

Dampf-Dreschmaschine

vor dem Siemzerthore aufgestellt.
Schönberg.

Wilh. Heincke & Greiff.


Erndtehandschuhe

in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei

Emil Jannicke,                  
Handschuhmacher und Bandagist.     


Zwei
Arbeitsleute

finden Beschäftigung bei

Aug. Spehr.
Schönberg.


Gesucht zu Michaelis ein ordentliches Mädchen gegen hohen Lohn.
Schönberg, den 27. Juli 1876.

J. Burmeister,     
Ackerbürger.     


Allen Kranken, welche in möglichst kürzester Zeit durch ein tausendfach bewährtes, rationelles Heilverfahren von ihren Leiden befreit sein möchten, kann die Lektüre des berühmten, bereits in 60. Auflage erschienenen, 500 Seiten starken Buches: "Dr. Airy's Naturheilmethode" nicht dringend genug empfohlen werden. Preis 1 Mark, zu beziehen durch jede Buchhandlung oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pfg. auch direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig. Die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste bürgen dafür, daß Niemand dies illustrirte Werk unbefriedigt aus der Hand legen wird. Thatsachen beweisen!


Aufruf!

Ein Hochwasser des Rheins, wie dieses Jahrhundert es noch nicht gesehen, hat im Elsaß unsäglichen Schaden angerichtet. An vielen Stellen sind die schützenden Dämme durchbrochen, fruchtbare Fluren meilenweit unter Wasser gesetzt, große Strecken verwüstet. Viele Ortschaften waren dem Schwall der Fluten preisgegeben; hunderte von Gebäuden sind zerstört und ihre Bewohner obdachlos. Auf Millionen ist der Schade zu schätzen, der an Häusern, Aeckern, Vieh und andrer Habe angerichtet ist. Er ist dadurch so groß geworden, daß die Katastrophe kurz vor der Erndtezeit eintrat.
Zahlreiche Hülfskomites im Elsaß haben sich die Aufgabe gestellt, Unterstützungen für die überschwemmten Rheingemeinden zu sammeln und zu vertheilen, und es sind ihnen aus dem Elsaß selbst, sowie aus Frankreich und dessen Hauptstadt, Beiträge zugeflossen. In der Ueberzeugung, daß es nur eines Hinweises bedarf, um auch die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg zur Bethätigung ihres Mitgefühls mit den nothleidenden Landsleuten im Elsaß und zur Hülfeleistung anzuregen, erklärt die unterzeichnete Expedition sich bereit, Beiträge zur Unterstützung der Ueberschwemmten in Empfang zu nehmen und an den Herrn Oberpräsidenten von Elsaß=Lothringen abzusenden.

Expedition der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.

Schönberg den 4. Juli 1876.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 60 Seite 4]

Guano der Peruanischen Regierung.

Wir zeigen hiermit an, dass nach Verfügung der Peruanischen Regierung die Preise für den

direct importirten Peru-Guano

ab Lager hier unverändert die folgenden sind:

M. 255. - bei Abnahme von 30,000 Kilo und mehr,
M. 230. - bei Abnahme von unter 30,000 Kilo
pr. 1000 Kilo brutto, inkl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.

Den aufgeschlossenen Peru-Guano

in sofort verwendbarer Pulverform, unter Garantie eines Gehalts in demselben von

8 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff und
9 % leicht löslicher Phosphatsäure,
notiren wir ab Lager hier
M. 285. - bei Abnahme von 30,000 Kilo und mehr,
M. 300. - bei Abnahme von unter 30,000 Kilo

pr. 1000 Kilo brutto, inkl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.
Ueber sonstige Verkaufsbedingungen etc. ertheilen wir auf Anfrage gern Auskunft.
Hamburg 15. Juli 1876.

Ohlendorff & Co.,
alleinige Agenten der Herren Dreyfus Frères & Cin. in Paris (Contrahenten der Peruanischen Regierung)
für den Verkauf des Peruanischen Guano in ganz Deutschland und dem Norden
und ausschliesslich autorisirte Fabrikanten des aufgeschlossenen Peru- Guano für ganz Europa und die Colonien.


Wieder sind von hoher Staats-Regierung
8 Millionen 696 Tausend Reichsmark

dazu bestimmt um in wenigen Monaten durch Verloosung in sechs Abtheilungen vertheilt zu werden.
43,500 Nummern erhalten sicher, im glücklichsten Fall

1 Prämie und Gewinn 450,000 Reichsmark

sonst aber
1 Gewinn à 300,000 Mk.
1 Gewinn à 150,000 Mk.
1 Gewinn à 80,000 Mk.
1 Gewinn à 60,000 Mk.
2 Gewinn à 40,000 Mk.
1 Gewinn à 36,000 Mk.
u. s. w.
6 Gewinne à 30,000 Mk.
1 Gewinn à 24,000 Mk.
1 Gewinn à 20,000 Mk.
1 Gewinn à 18,000 Mk.
11 Gewinne à 15,000 Mk.
2 Gewinne à 12,000 Mk.
u. s. w.
17 Gewinne à 10,000 Mk.
1 Gewinn à 8,000 Mk.
3 Gewinne à 6,000 Mk.
27 Gewinne à 5,000 Mk.
42 Gewinne à 4,000 Mk.
255 Gewinne à 3,000 Mk.
u. s. w.

Für die unparteiische Vertheilung und pünktliche Auszahlung des ganzen Capitals von 8,696,000 Mk. hat der Staat die Garantie übernommen. Die Ziehung der Nummern und Gewinne geschieht durch zwei Weisenknaben unter steter Aufsicht einer dazu eingesetzten obrigkeitlichen Behörde im öffentlichen Saal, wozu der Eintritt einem Jeden frei gestattet ist. Nach geschehener Ziehung werden die Nummern und Gewinne noch Mal auf das Genaueste revidirt, reihenfolgend geordnet und dann die, unter Aufsicht in der Staats=Druckerei gedruckten, amtlich gestempelten Gewinn=Ziehungs=Listen ausgegeben.
Man verwechsele diese Prämien=Verloosung nicht mit den vielen Privat=Lotterien, auch bitte ich, mich nicht etwa mit jenen Loose=Händlern zu verwechseln, vor welchen in den Zeitungen gewarnt wird. Ich stehe mit der hohen Behörde in direkter Verbindung und kann Jeder, der sich an mich wendet, der reellsten und pünktlichsten Bedienung gewiß sein. Auch bei der vor kurzem beendeten Capital=Verloosung hatte ich wieder das Vergnügen, sowohl hier am Platze wie nach entfernten Orten die größten Gewinne auszuzahlen; für meine gewissenhafte Handlungsweise erhielt ich eine Menge Dankschreiben. Meiner strengen Redlichkeit habe ich es auch wohl zu danken, daß meine Loose zum größten Theil im Voraus feste Abnehmer haben.
Man mache daher die Bestellung sofort, zumal schon

am 14. August dieses Jahres die 2. Ziehung beginnt und über die voraus bestimmte Zahl, den Gesetzen nach, keine Loose nachgeliefert werden.
Um Jedem die Betheiligung nach seinen Verhältnissen zu ermöglichen, ist von hoher Regierung der Renovations=Preis für diese 2. Ziehung in humanster Weise

für ein ganzes Original=Loos zu 16 Mark
für ein halbes Original=Loos zu 8 Mark
für ein viertel Original=Loos zu 4 Mark
für ein achtel Original=Loos zu 2 Mark

festgestellt und versende ich zu diesem Preise die mit dem Staatswappen und meinem Namens=Stempel versehenen Loose gegen Einsendung des Betrages der Postanweisung oder Brief, der auf Wunsch auch gegen Postvorschuß, mit amtlichem Prospect oder Plan, nach allen Gegenden. Es werden nur Gewinne gezogen, und sende ich nach der Ziehung die amtlich gestempelte Gewinn=Ziehungs=Liste, sowie die Gewinngelder prompt und verschwiegen.
Gesang=, Turn=, Schützen= und anderen Vereinen, auch Clubs und Spielgesellschaften, kann ich noch mit Partien in beliebiger Theilung dienen, wenn mir die Aufträge baldigst zugehen.
Hiesige Firmen, wie hohe Behörde selbst, können die beste Auskunft über mich ertheilen. Man wende sich nur stets direkt an den

Haupt-Collecteur Carl Hemme in Braunschweig,
Bohlweg, 7. gegenüber dem Herzogl. Residenzschloß.

NB. Wer es unterläßt, dem Glücke ein Fensterchen zu öffnen, hat es oft sich selbst zuzuschreiben, daß er trotz aller Mühen und Arbeiten nie auf den Standpunkt des Wohlergehens gelangt, wohin ihn ein derartiger Versuch so schnell erheben kann.


In der Nacht von Sonntag auf Montag ist auf meiner Wiese ruchloser Weise das Heck aufgemacht, in Folge dessen 4 Starken weggelaufen sind. Ich bitte diejenigen, welche mir über den Verbleib der Thiere Nachricht geben können, um Auskunft

Hauswirth Lohse in Törpt.     


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 6. August.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 75Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


(Hiezu eine Gewinnliste.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 60 Seite 5]

Gewinnliste
zu Nr. 60 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.


 

 

[Die Gewinnliste ist im Original nicht vorhanden.]

 

 

 

 

 


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