No. 56
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juli
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 56 Seite 1]

   Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon zweiten Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 zu Lübeck resp. am 27. und 28. d. M., sowie am 10. August d. J. auf der Pahlinger Heide Schießübungen abhalten wird. Zur Vermeidung von Unglücksfallen wird das Betreten des mit Militair umstellten Terrains an den gedachten Tagen hiedurch bei Strafe verboten.
   Schönberg, den 19. Juli 1876.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


   Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß unter den Kühen des Schulzen Oldenburg in Gr. Mist die Maulfäule ausgebrochen ist.
   Schönberg, den 17. Juli 1876.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Majestät der Kaiser hat vorgestern die Insel Mainau wieder verlassen, um nach Salzburg zu reisen, wo derselbe von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich empfangen wurde. Beide Kaiser sind den zuvor getroffenen Dispositionen zufolge auch gestern noch in Salzburg geblieben, und unser Kaiser wird wahrscheinlich heute die Reise nach Gastein fortsetzen, wo ein Aufenthalt bis zum 12. August in Aussicht genommen ist.
Se. K. H. der Kronprinz Humbert von Italien und seine Gemahlin, die Frau Kronprinzessin Margarethe sind am Sonntag in Potsdam angekommen und wurden am Montag vom deutschen Kronprinzen begrüßt.
Zu dem Programm der "Deutschen Konservativen" gehen, wie zu erwarten stand, aus den verschiedensten Ständen sehr zahlreiche Beitrittserklärungen ein. Die Zeitungen, welche dasselbe zuerst veröffentlichten, haben in diesen Tagen eine sehr lange Liste von denjenigen Männern gebracht, die dasselbe bis zum Tage der Veröffentlichung bereits unterschrieben hatten; doch werden natürlich weitere derartige Listen nicht veröffentlicht werden. Der Wahlaufruf scheint übrigens in den Reihen der Liberalen sehr verwirrend, ja geradezu konsternierend gewirkt zu haben, und während die meisten liberalen Blätter in losen Schimpfreden und Verdächtigungen sich Luft machen, können es andere nicht verbergen, wie sehr ihnen derselbe imponirt hat. Dagegen hat derselbe andere Blätter, die sich bisher in ziemlich vornehmer Zurückhaltung gefielen, zu offenem Bekenntniß angeregt. So schreiben die "Meckl. Anz.": "Wenn der Liberalismus nur halbwegs das gute Gewissen hätte, mit dem er bei jeder Gelegenheit prahlt, so würde er das Wiederauftreten der konservativen Partei mit Befriedigung begrüßen müssen. Hätte er sich wirklich diejenigen Verdienste um die nationale Entwickelung erworben, die ihm seine Organe reichlich und täglich andichten, dann brauchte er in dem Gegner nichts weiter zu erblicken, als das Gegengewicht, das keine herrschende Partei entbehren kann, ohne in Marasmus zu verfallen. Allein der Liberalismus hat eben kein gutes Gewissen. Er weiß, daß seine Verdienste lediglich formaler Natur sind, und daß die Nation unter seiner Herrschaft wirthschaftlich wie sittlich zurückgegangen ist. Deshalb kann er eine neue Parteibildung nicht als eine Ergänzung seiner eigenen Wirksamkeit, sondern lediglich als eine Anfeindung derselben betrachten . . . Da nun die liberale Partei ihrem Kern und Wesen nach nichts anderes ist, als die Partei des großen Geldkapitals oder der Ausbeutung, so bedeutet die reformatorische Thätigkeit (der Konservativen) allerdings einen "Kampf bis aufs Messer" gegen den Liberalismus.
Frankreich. Wie sich jetzt herausstellt, stammt die von der Frau Marschall=Präsidentin Mac Mahon für die elsässischen Ueberschwemmten gegebene große Summe nicht etwa aus ihren Privatmitteln sondern aus dem von derselben verwalteten Restfonds der französischen National=Subskription für die Opfer der letzten großen Ueberschwemmung im südlichen Frankreich.
Türkei. Während immer noch beide Theile sich neue Siege zuschreiben, scheint nunmehr auch in dem bisher noch schwankenden Rumänien die Mobilmachung beschlossene Sache zu sein.
In dem von Oesterreich für die Kriegführenden geschlossenen Hafen von Kleck hat sich kürzlich trotz ernstlichen österreichischen Einspruches ein türkisches Kriegsschiff an einem auf dem Lande stattfindenden Kampfe zwischen Türken und Insurgenten betheiligt. Es bleibt abzuwarten, was Oesterreich dagegen thun wird.


- Schönberg. Vorgestern fand hier die Feier des diesjährigen Missionsfestes für das Fürstenthum Ratzeburg statt, eine schöne erhebende Feier, die für keinen der Theilnehmer ohne reichen Segen bleiben wird. Trotz des bis gegen 9 Uhr strömenden Regens hatten sich von nah und fern Festgenossen eingefunden, und besonders aus den ländlichen Gemeinden war die Theilnahme eine rege, sodaß die Kirche ziemlich gefüllt war. Der Gottesdienst begann um 10 1/2 Uhr mit dem Eingangsliede: Herr Jesu Christ, Dich zu uns wend. Beim Altardienst verlas der Herr Pastor prim. Kämpffer das 40. Kap. des Proph. Jesaias, jenen großen Prophetischen Missionstext, der mit den Worten anhebt: "Tröstet, tröstet Mein Volk, spricht euer Gott." Darauf bestieg der Herr Probst Rußwurm die Kanzel, um den Missionsbericht über die Mission unserer Kirche im Tamulenlande abzustatten. Derselbe ging von den Eingangsworten des eben ge=

[ => Original lesen: 1876 Nr. 56 Seite 2]

hörten prophetischen Textes aus, indem er darauf hinwies, daß Trost sehr noth thue in dieser schweren Zeit und besonders noth thue im Hinblick auf die traurigen Erfahrungen, welche die Mission unserer Kirche in Ostindien im Tamulenlande betroffen haben. Zu diesen schmerzlichen Erfahrungen gehört der Austritt von vier Missionaren aus unserer Mission, der plötzlich eingetreten ist, ohne daß dieselben sich zuvor irgendwie beschwert oder Abhülfe gefordert hätten, und der sich auch nicht durch die ernstlichen Bemühungen und Vorstellungen des Direktor Hardeland hat verhindern lassen, welcher selber nach Ostindien gereist ist, aber nur hat erreichen können, daß der fünfte, Missionar Schäfer, unserer Mission erhalten worden ist. Andere trübe Erfahrungen sind herbeigeführt durch die Feindschaft der englischen Missionare, die manche Glieder unserer Mission zu sich herüberziehen, sowie durch Krankheiten und Todesfälle, durch die unserer Mission in diesem Jahre schwere Verluste erwachsen sind. Aber trotz aller betrübenden Erfahrungen haben wir doch Grund zu fröhlicher Hoffnung und zum Dank gegen Gott, denn die durch den Austritt jener vier entstandene Lücke wird bald wieder ausgefüllt sein durch frische Kräfte; und auch sonst hat sich Gottes Gnade an unserer Mission herrlich erwiesen. Aus einem kurzen Ueberblick über unsere Mission zog der Herr Redner den Schluß, daß es eine Unwahrheit sei, zu behaupten, die Mission sei erfolglos. Es gelte vielmehr, getrost weiter zu arbeiten; der Herr werde seine Verheißung halten.
Nach dem gemeinsamen Gesang des alten Lutherliedes: Ein feste Burg ist unser Gott, hielt der Herr Superintendent Bard aus Schwerin die Festpredigt. In gewaltig die Herzen der Hörer bewegenden Worten behandelte der Herr Redner im Anschluß an den biblischen Text Apostelgeschichte 16, 9 und 19 als Thema den Ruf der Heidenwelt an uns: "Komm herüber und hilf uns!" und zwar sprach derselbe erstens: von der Noth der Heidenwelt, die ihr jenen Hülferuf auspreßt, und die ein Jeder an seinem eigenen Herzen erkennen könne; dieselbe bestehe in der vierfachen Noth der Rathlosigkeit, der Friedelosigkeit, der Kraftlosigkeit und der Hoffnungslosigkeit; zweitens von der Hülfe, die wir bringen sollen, und die nicht bestehe in Wissenschaft oder Kultur, das heiße einem Verschmachtenden einen Stein statt Brod reichen, sondern allein in der Predigt des Evangeliums von Jesu Christo und drittens, wie wir uns dazu stärken sollen, solcher Rathlosigkeit, Friedelosigkeit, Kraftlosigkeit und Hoffnungslosigkeit abzuhelfen. - Noch unter dem Eindruck dieser tief empfundenen und mächtig ergreifenden Predigt standen die Hörer, als zum Schluß an den Kirchthüren eine Sammlung von Gaben für die Mission veranstaltet wurde, die gewiß reichlich ausgefallen ist.
Nach dem Gottesdienst vereinigte sich ein großer Theil der Festgenossen zu gemeinsamem fröhlichem Mittagsmale; und da nach dem erfrischenden Regen des Morgens bereits während des Gottesdienstes der Himmel sich geklärt und die warme Sonne die Feuchtigkeit aufgetrocknet hatte, so konnten die für den Nachmittag in Aussicht genommenen Vorträge unter freiem Himmel in den freundlichen Anlagen des Boyeschen Gartens stattfinden. Nachdem die Feier hier durch den gemeinsamen Gesang: Ach bleib mit Deiner Gnade, eröffnet war, trug zuerst der Herr Propst Rußwurm aus den Werdauer Blättern einen kurzen Abriß der Lebensgeschichte des berühmten Missionars Livingstone vor. Diese besonders empfohlenen Missionsblätter führen den Titel: "Blätter für Mission, begonnen in Verbindung mit dem evang. luther. Zweigs=Missionsverein zu Werdau (Königreich Sachsen)" u. s. w. und sind zu einem geringen Preise durch die Post zu beziehen.
Um dem so oft gegen die Mission erhobenen Vorwurfe zu begegnen, daß die Erfolge den aufgewandten Mitteln nicht entsprächen und überhaupt kaum nennenswerth seien im Vergleich zu der großen Zahl der Heiden, gab Herr Pastor Ohl aus Selmsdorf einen Ueberblick über die Erfolge der gesammten Missionsthätigkeit der evangelischen Kirche. Es giebt kaum ein Land und ein Volk, in dem die Mission nicht bereits festen Fuß gefaßt hat. Man zählt jetzt anderthalb Millionen bekehrte Christen, wovon 308,000 auf Westindien, 263,000 auf Australien, 124,000 auf Südafrika, 283,000 auf Madagaskar, 318,000 auf Indien kommen. In Indien hat sich in 20 Jahren die Zahl verdreifacht; auf Madagaskar ist die Zahl noch viel stärker gewachsen; in Südafrika ist der dritte Theil der Farbigen bekehrt. Gleicherweise konnte über den sittlichen Stand der Bekehrten trotz großer Schwachheit sehr erfreuliches berichtet werden.
Herr Pastor Langmann aus Herrnburg wies den noch immer aufmerksamen Zuhörern in lebendiger Schilderung an drei Bildern die Erfolge der Heidenmission nach. Das erste derselben zeigte den Stand der Mission bei ihrem ersten Anfang auf Nias, einer kleinen ostindischen Insel westlich von Sumatra; das zweite zeigte die Insel nach zehn Jahren; und das dritte führte uns die Erfolge der Mission auf Sumatra nach zwanzigjähriger Wirksamkeit vor.
Allgemeines fröhliches Aufmerken erregte schließlich noch der Herr Probst durch die Erzählung einer westfälischen Geschichte in plattdeutscher Mundart "von de sülwern Knöp"; und mit einem herzlichen Gebete Schloß die erhebende Feier, die bei allen Theilnehmern aufs neue inniges Interesse für die Sache der Mission erweckt hat und in gesegnetem Andenken bleiben wird.


Neustrelitz, 17. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Mittag nach England abgereist.
- Das lauenburgische Jägerbataillon Nr. 9, welches 10 Jahre hindurch in Ratzeburg in Garnison stand, wird am 1. October nach Hagenau im Elsaß in Garnison kommen; wie es heißt wird Ratzeburg keine Garnison wieder bekommen.
- Prinz Arthur in England, Herzog von Connaught, soll sich brieflich um die Hand einer seiner hannoverischen Cousinen beworben haben. Die Londoner "World" berichtet hierüber: Der betreffende Brief des Herzogs von Connaught war von einem Schreiben der Königin Victoria begleitet, in welchem Ihre Majestät sagte, daß die Heirath, falls der Herzog acceptirt werden sollte, ihr großes Vergnügen bereiten würde und daß sie, im Falle sie stattfinde, hoffe, König Georg und seine Familie würden künftig ihren Wohnsitz in England nehmen. (Der Herzog, der dritte Sohn der Königin Victoria, ist am 1. Mai 1850 geboren.)
- Graf Harry von Arnim hat nun alle seine in Preußen und Deutschland gelegenen Realitäten veräußert, so daß bei seiner etwaigen Verurtheilung durch den Staatsgerichtshof wegen Hoch= und Landesverraths eine Konfiskation seines Vermögens ein Schlag ins Wasser wäre. Das dem Grafen Arnim gehörige Palais an der Ecke Leipziger=Platz und Leipziger=Straße ist für 1.110,000 M. an die Berliner Filiale der Newyorker Lebensversicherungs=Gesellschaft verkauft worden, das nach der Voßstraße gelegene Terrain hat der Sohn desselben, Herr von Arnim=Schlagenthin, gekauft, der sich dort ein elegantes Palais hinzubauen gedenkt. Derselbe hat auch das Gut Nassenheide für sich erstanden. Das dem Grafen Arnim gehörige Grundstück, Ecke Jäger= und Friedrichs=Straße, ist vor längerer Zeit verkauft worden.
- Die Auswanderung, welche früher auf den Nordseeplätzen Bremen, Hamburg und Antwerpen einen sehr bedeutenden Erwerbszweig der Einwohner, namentlich der Expedienten und bestimmter Wirths= und Logirhäuser war, scheint immer mehr als solcher verloren zu gehen. Die Auswanderung des letzten Halbjahrs war so gering, wie seit einem Dezennium nicht zuvor. Im verwichenen Halbjahr wanderten im Ganzen 15,832 Personen über Hamburg aus, dagegen in den fünf vorhergehenden Jahren gleichen Zeitraum resp. 18, 19, 40, 36 und 18 Tausend. In Folge der schärferen Controle von Reichswegen haben mehrere der Expedienten, wie sonst "sehr thätige Wirthe" diesen Geschäftszweig ganz aufgegeben; andere, wie der bekannte Auswanderungs=Expedient Lobedanz für Brasilien hat eine Filiale in Antwerpen errichtet und leitet über dort seine - Schafe, die wo möglich, bitter enttäuscht, über Hamburg wieder heimkehren und der dortigen Behörde zur Last fallen. Am auffallendsten ist der Rückzug der Auswanderer aus Mecklenburg. Früher waren von dorther, in Mitte Sommer, regelmäßige Extrazüge mit Auswanderern via Lübeck

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und marschirten ganze Bataillone mißvergnügter Mecklenburger nach den großen Auswandererhäusern.
- Papst Pius IX. ist für seine Aerzte der dankbarste Patient; er hat bereits seinen sechsten Leibarzt überlebt. Der letzte war Doctor Sartori, den der Schlag auf der Schwelle des päpstlichen Zimmers rührte; sein Patient konnte ihm noch den letzten Segen ertheilen.
- In Bad Sulza warf sich ein junges blühendes Mädchen, man sagt aus unglücklicher Liebe, Nachts auf die Eisenbahnschienen, die Maschine rieß der Unglücklichen einen Arm ab, verwundete sie an Kopf und Brust und warf sie zur Seite. In diesem Zustande schleppte sich das arme Mädchen zur Ilm und sprang da hinein, wurde aber von einem Arbeiter gerettet, sie lebt noch.


Der türkische Schlachtgesang,
wie er früher unter der Fahne des Propheten gesungen wurde, und jetzt die Moslims in ihren Kämpfen gegen die Serben begeistert, lautet in deutscher Uebersetzung etwa folgendermaßen:
   Allah ruft, Allah winkt!
Bis hinauf zum siebten Himmel
Der Giauren Frechheit stinkt.
   Allah ruft, Allah winkt!
Der Giauren Mondanbellen
Bis zu seinem Throne dringt.
   Allah ruft, Allah winkt!
Laßt den Schlachtgesang erdröhnen,
Daß des Balkans Felsen springt.
   Allah ruft, Allah winkt!
Bad' im Serbenblut das Schwert, das
In der starken Hand dir blinkt.
   Allah ruft, Allah winkt!
Lächle selig, wenn im Kampfe
Sich dein Geist dem Leib entringt.
   Allah ruft, Allah winkt!
Alle Wonnen seines Edens
Der Prophet dem Sieger bring.
   Unsre Leiber lasset liegen
Auf des Schlachtfeld ohne Trauern,
Daß sie dann die Pest noch tragen
In die Höhlen der Giauren
   Allah ruft, Allah winkt!


Anzeigen.

Verkaufs=Anzeige.

Am Mittwoch den 2. August d. J., von Morgens 9 Uhr an, werde ich im Gastwirthe Boye'schen Locale hieselbst in öffentlicher Auction meistbietend gegen gleich baare Bezahlung versteigern:

Betten, Matratzen, Leinenzeug, 1 Commode, Stühle, Tische und anderes Haus= und Küchengeräth, Koffer, 1 Petroleumkochapparat, eine größere Parthie Herrenkleider, ferner mehrere Dutzend Hobeln, Stemmeisen, Sägen, Bohrer und anderes Tischlerwerkzeug, auch ein angefangenes Sophagestell und ein angefangener Kleiderschrank, Furnier, Bretter u. s. w., auch event. eine Parthie Frauenkleider, ein Weberseil und was sich sonst noch vorfindet.
Schönberg.

Staffeldt, Landreiter.     


Verkaufs=Anzeige.

Am Sonnabend den 5. August, Vormittags 10 Uhr, sollen im Kruge zu Duvennest in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden

zwei amerikanische Wanduhren;
ferner Nachmittags 2 Uhr auf der Hofstelle der Hauswirthin Wittwe J. P. Oldenburg in Herrnburg:
4 Pferde;
ferner Nachmittags 5 Uhr auf der Hofstelle des Pächters Kibbel zu Lockwisch:
ein Pferd.
Schönberg den 21. Juli 1876.

Staack,               
Cammer=Executor.     


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der ersten resp. zweiten Hebung zur Armensteuer restiren, werden nunmehr zur Zahlung ihrer Beiträge aufgefordert.
Schönberg, den 17. Juli 1876.

Die Armenbehörde.     


Für das meinem lieben Manne erwiesene Grabgeleite und für den Grabgesang allen Theilnehmern meinen innigsten Dank!

Wilhelmine Köhler     
geb. Kletzin.           

Schönberg, den 20. Juli 1876.


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Selters und Sodawasser

von Herrn Eduard Gottschalk, Lübeck, empfiehlt zu Fabrikpreisen

J. Ludw. D. Petersen
in Schönberg.


Die Lübecker Bank vergütet für bei ihr belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung. Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als M. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1876.

Lübecker Bank.     


Ein Buch, welches 60 Auflagen erlebt hat, bedarf keiner weiteren Empfehlung, diese Thatsache ist ja der beste Beweis für seine Güte. Für Kranke, welche sich nur eines bewährten Heilverfahrens zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit bedienen sollten, ist ein solches Werk von doppeltem Werth und eine Garantie dafür, daß es sich nicht darum handelt, an ihren Körpern mit neuen Arzneien herumzuexperimentiren, wie dies noch sehr häufig geschieht. - Von dem berühmten, 500 Seiten starken Buche: "Dr. Airy's Naturheilmethode" ist bereits in 60. Auflage erschienen. Tausende und aber Tausende verdanken der in dem Buche besprochenen Heilmethode ihre Gesundheit, wie die zahlreichen, darin abgedruckten Atteste beweisen. Versäume es daher Niemand, sich dies vorzüglich populär=medicinische, 1 Mark kostende Werk baldigst in der nächsten Buchhandlung zu kaufen oder auch gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pfg. direct von Richters Verlags=Anstalt in Leipzig kommen zu lassen, welch' Letztere auf Verlangen vorher einen 100 Seiten starken Auszug daraus gratis und franco zur Prüfung versendet.


Am Freitag den 21. Juli findet im Boyeschen Gasthause zu Schönberg ein

Scholaren-Ball

statt, wozu ich die geehrten Eltern, meine Schüler, sowie sonstige Einwohner der Stadt und der Umgegend einlade.

Anfang 6 Uhr.
                          W. Landt, Tanzlehrer.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 56 Seite 4]

Feinsten neuen
Sommerfang=Hering

empfing und empfiehlt

Aug. Spehr.     
Schönberg.      


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmtem Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.


Tausende verdanken ihre Heilung von der
Trunksucht

meinem, seit Jahren bewährten, von den berühmtesten Aerzten untersuchten und warm empfohlenen Mittel, mit und ohne Wissen anwendbar. Man wende sich vertrauensvoll an Albert Kraehmer in Dresden, Holbeinstraße 4. - Aerztliche Gutachten gratis und franco.


Zu Michaelis d. J. suche ein Mädchen für häusliche Arbeiten.

F. C. Wolgast.
Schönberg.


Arco Bei einem Fuhrwerk auf der Ratzeburger Chaussee hat sich vor längerer Zeit ein brauner Hühnerhund angefunden, welcher bei mir gegen Erstattung der Kosten in Empfang zu nehmen ist.
Schönberg, den 21. Juli 1876.

F. C. Wolgast.     


Alles unerlaubte Gehen über meine alte Hofstelle, sowie auch über das dahinter gelegene Moor, verbiete ich hiemit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Niendorf, den 13. Juli 1876.

H. Baars.     


Es ist mir in der Nacht vom 18. zum 19. Juli d. J. das Heckloch auf meiner Weidekoppel aufgesperrt. Wer mir den ruchlosen Thäter so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält 30 Mark Belohnung.
Zugleich verbiete ich hiermit das Krautschneiden auf meiner Feldmark.

Schulze Freitag in Wahlsdorf.     


Aufruf!

Ein Hochwasser des Rheins, wie dieses Jahrhundert es noch nicht gesehen, hat im Elsaß unsäglichen Schaden angerichtet. An vielen Stellen sind die schützenden Dämme durchbrochen, fruchtbare Fluren meilenweit unter Wasser gesetzt, große Strecken verwüstet. Viele Ortschaften waren dem Schwall der Fluten preisgegeben; hunderte von Gebäuden sind zerstört und ihre Bewohner obdachlos. Auf Millionen ist der Schade zu schätzen, der an Häusern, Aeckern, Vieh und andrer Habe angerichtet ist. Er ist dadurch so groß geworden, daß die Katastrophe kurz vor der Erndtezeit eintrat.
Zahlreiche Hülfskomites im Elsaß haben sich die Aufgabe gestellt, Unterstützungen für die überschwemmten Rheingemeinden zu sammeln und zu vertheilen, und es sind ihnen aus dem Elsaß selbst, sowie aus Frankreich und dessen Hauptstadt, Beiträge zugeflossen. In der Ueberzeugung, daß es nur eines Hinweises bedarf, um auch die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg zur Bethätigung ihres Mitgefühls mit den nothleidenden Landsleuten im Elsaß und zur Hülfeleistung anzuregen, erklärt die unterzeichnete Expedition sich bereit, Beiträge zur Unterstützung der Ueberschwemmten in Empfang zu nehmen und an den Herrn Oberpräsidenten von Elsaß=Lothringen abzusenden.

Expedition der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.

Schönberg den 4. Juli 1876.

Es gingen ferner bei uns ein: Vom Hauswirth Kock in Rüschenbeck 3 M., vom Hauswirth Krellenberg in Kleinfeldt 3 M.


Erndtehandschuhe

in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei

Emil Jannicke,                  
Handschuhmacher und Bandagist.     


Original Frister & Rossmann
Nähmaschinen

mit Tisch (Wheeler & Wilson System) von Rmk. 75,00 an

Handnähmaschinen

mit Untersatz von Rmk. 25,00 an

Original Singer
Nähmaschinen zum Fabrikpreise
empfiehlt

Carl Haase.     

Ratzeburg 1876.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zum
Königschuß
am 24. und 25. d. M.

laden wir ergebenst ein.
Rehna, den 9. Juli 1876.

Die Aelterleute.
A. Behrmann.        Rodlender.


Unterzeichneter wird am

Sonntag, den 23. Juli und Montag, den 24. Juli,

und zwar am Sonntag Nachmittags 2 Uhr an und am Montag von Morgens 9 Uhr an, ein

Hirschschießen
nach Mobilien,
Hauptgewinn: ein Mahagoni=Sopha,
abgehalten, wozu hiemit freundlichst eingeladen wird.

Ein Satz von 2 Schüssen kostet 75 Pfennige, wofür auch freier Ball.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten.

Gastwirth Grube     
in Herrnburg.         


Am Sonntag, den 23. und Montag, den 24. Juli findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt und lade ich Schießlustige hierzu freundlichst ein. Büchsen u. s. w. werden von mir gehalten, der Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.

Krüger Jabs         
in Schlagresdorf.     


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,15 .
Enten d. St. M2,00 .
Hühner d. St. M1,00 .
Küken d. St. M0,70 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,80 .
Kirschen pr. 500 Gr. M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 56 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 56 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. Juli 1876.


- Sicilianische Blätter melden, daß die dortige Bevölkerung anfängt an den Briganten Lynchjustiz auszuüben.
- Alle Gründer in Berlin athmen auf. Staatsanwalt Tessendorf geht auf 4-8 Wochen auf's Land, in die Schweiz.
- Das Zweimarkstück, das jetzt in Massen zur Ausgabe kommt, ist ein Zugeständniß an Süddeutschland. Es ist um 2 Millimeter Durchmesser kleiner als das süddeutsche Guldenstück, indem es 28 Millimeter zählt, der Gulden 30 Millimeter; es ist auch kleiner als das österreichische Guldenstück. Einer Verwechslung beim Verpacken in Rollen ist also zweckmäßig vorgebeugt. Das Zweimark=Stück ist leichter als der österreichische Gulden, das Silber also feiner. In Bayern erhielt der König das erste Stück. Seitdem werden täglich 34,000 Stück angefertigt.
- Die "K. Z." meldet: Vor einigen Tagen unternahmen zwei Herren, John Duval, Sprachlehrer von London, und ein Lehrer der Kölner Gewerbeschule, in dem Bassin einer an der Rheinau auf dem Rheine liegenden Bade=Anstalt ein Wettschwimmen, wobei es sich darum handelte, wer zuerst das Ende der Schwimmbahn erreichte. Der Engländer, der unter Wasser schwamm, hatte die Distanz größer abgeschwächt, als sie in Wirklichkeit war, und fuhr dadurch bei dem letzten heftigen Stoß mit dem Kopfe zwischen zwei Stäbe des eisernen Abschlußgitters. Diese bogen sich etwas auseinander, ließen den Kopf durch und streckten sich dann wieder, so daß Herr Duval sich nun, an dem Halse von den beiden Eisenstäben festgeklammert, in der schrecklichsten Lage befand. Vergebens versuchte er den Kopf zwischen den Stäben wieder herauszuziehen, vergebens versuchten auch die übrigen Anwesenden, den Gequälten zu befreien. Bereits mußte er, wie Herr Duval selbst erzählte, wider Willen Wasser schlucken, und er dachte nicht anders, als er sei verloren; seine Frau und seine Kinder standen vor seiner Seele. Da, die fürchterliche Tortur hatte bereits zwei Minuten gewährt, ergriff Herr Duval, ein sehr starker Mann, die beiden Eisenstäbe, bog sie mit seiner ganzen, durch Verzweiflung noch bedeutend gesteigerte Kraft auseinander und zog den Kopf, von welchem beide Ohren beinahe abgerissen wurden, aus dem Eisengitter heraus. Ein Arzt war nicht herbeizuschaffen, und so mußte der Gerettete, aus beiden Wunden stark blutend, nach Hause gehen. Dort wurde ihm ärztliche Hilfe zu Theil. Ein heftiges Wundfieber, das sich bald einstellte, hat die kräftige Natur des Engländers glücklich überwunden, so daß derselbe jetzt wieder ausgehen kann.
- Der "K. Z." schreibt man: Am 10. Juli, Mittags 1 Uhr, war Burgdorf, nahe der Stadt Bern, Schauplatz einer eigenthümlichen Katastrophe. Ein junger Bursche, beschäftigt auf der Straße, Ligroin in Strohflaschen abzuziehen und diese in den Keller zu tragen, ließ eine solche fallen; die Flasche zerbrach und das Ligroin ergoß sich auf das Straßenpflaster und in eine vorbeifließende Cloake. Ein Theil der Flüssigkeit wurde wieder aufgefaßt; indessen nur in unbedeutendem Maße, weil bald alles verlaufen und von der Erde aufgesogen war. Da erlaubte sich ein anderer Bursche den Spaß, die noch vorhandenen Spuren anzuzünden, und bald stand die ganze getränkte Fläche in Flammen; aber leider theilte sich das Feuer jetzt auch dem in die Cloake gelaufenen Ligroin mit, das etwa 60 Schritte weiter unten angesammelt, mit furchtbarer Zerstörungskraft explodirte. In einem dort stehenden Hause wurde in der Parterrewohnung, wo sich die Familie gerade beim Mittagessen befand, der Fußboden hoch aufgehoben, an einigen Orten hoch aufgerissen, Thüren, Wände, Ofen, Fenster und sämmtliche Möbel zertrümmert, merkwürdiger Weise jedoch Niemand von den Anwesenden beschädigt. Auch ein Kind, das vor dem Hause auf einem Jauchebehälter stand, wurde mit dessen Deckel in die Luft geschleudert, fiel in den Behälter zurück und wurde von seiner zum Fenster hinausgesprungenen Mutter unverletzt wieder herausgezogen.
- In Montenegro ist es ländlich sittlich, daß die Männer in den Krieg oder auf die Jagd gehen oder auf der Bärenhaut liegen, die Frauen besorgen alles Andere. Der bekannte Schriftsteller Noe, der in Montenegro reist, berichtet: Auf unserer Fußreise von Rjeka und Cettinje trugen fünf junge Frauen unser Gepäck. Meinen Koffer, der so schwer war, das ich ihn kaum heben konnte, trug ein junges Mädchen von 16 Jahren. Keine einzige der Trägerinnen setzte auf dieser Gebirgstour ihre Last auch nur einmal ab, bis wir in Cettinje waren. Sie verlangten für ihre Bemühung zwei Zwanziger (etwa 1 1/2 Franks) und waren unerschöpflich in ihrem Dank, als wir ihnen drei Zwanziger gaben. In Montenegro tragen zwei Frauen so viel wie ein Maulthier und erhalten für ihre Dienste genau ebensoviel als man für die Benutzung eines Maulesels zahlt.
- Am 11. Juli wurde von Duisburger Fischern ein sehr seltener Fang gemacht. Es wurden von denselben unweit dieser Stadt 3 mächtige Störe, im Gewichte von 320, 200 und 100 Pfund, gefangen. Der größere von diesen mißt 8 Fuß in der Länge und in seinem weitesten Umfange circa 3 Fuß. Das Transportiren nach Duisburg war für die Fischer keine leichte Aufgabe, denn wie wir hören, wandten die Fische, trotzdem ihnen ein durch das Maul und von hier durch die Kiemen gezogener Strick, der an einem Kahn befestigt wurde, die größten Anstrengungen an, sich zu befreien. So zogen dieselben, wenngleich die Fahrt stromabwärts ging und die Fischer ruderten, den Kahn zu Berg. Ja, als der eine dieser Störe gefesselt werden sollte (was auf dem Floße geschah) schlug derselbe so um sich, daß ein Mann in den Rhein geschleudert wurde und hierbei an den Beinen bedeutende Verletzungen erhielt.
- Schon seit zwei Tagen marschirt auf der Berlin=Anhaltischen Eisenbahn in der Gegend von Großbeeren ein unabsehbarer Zug von Wanderheuschrecken über die Bahnlinie. So oft die Züge darüber fahren und die Thiere zerquetschen, haben die Bahnwärter ihre Noth, die Schienen von dem ihnen anklebenden Schleim zu reinigen. Man befürchtet in der That, daß ein Zug dadurch zum Stillstand gebracht werden könne. Klagen über die Verheerungen, welche die unheimlichen Gäste anrichten, werden wohl nicht lange ausbleiben.
- Eine neue Erfindung, Pferde mit Gummisohlen zu beschlagen, ist, den "Alt. Nachr." zufolge, in neuerer Zeit vielfach in der Schleswig=Holsteinschen Hufbeschlagschule zur Anwendung gelangt. Durch diesen neuen Beschlag wird das Schärfen der Pferde im Winter bei Glatteis nicht erforderlich gemacht und das Ausgleiten bei anhaltend trockener Witterung im Sommer verhindert. Die Erfindung stammt aus Hannover, und hat bereits eine große Verbreitung, namentlich in England, erfahren.
- Ein Barbier in Henningsdorf zog beim Angeln in der Havel einen Leichnam heraus. Der Todte war nach seiner Uniform ein Sergeant des Garde=Ulanenregiments, noch in voller Ausrüstung, aber Arme und Beine mit Riemen fest zusammengeschnallt, so daß jede Bewegung im Wasser unmöglich war. Am Hals befanden sich mehrere von Messerstichen herrührende Wunden, welche noch blutig waren. Uhr und Geld waren vorhanden, es liegt also eine Rachehandlung vor.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 56 Seite 6]

- Herstellung eines wohlfeilen Eisbehälters. Man schichte an einem möglichst schattigen Orte auf dem bloßen Erdboden, oder wenn man der Reinlichkeit halber will, auf einer etwa 8 Zoll hohen Lage von Moos oder Sägemehl im Winter möglichst große Eisstücke im Kreise aufeinander, setze sie so nahe als möglich aneinander, fülle die entstehenden Fugen mit zerstoßenem Eise und begieße das Ganze mit Wasser. Ist auf diese Weise eine entsprechende Schicht zu einem kompakten Klumpen zusammengefroren, so folgt eine weitere und so bis zu einer Höhe von 9-10 Fuß. Der so gebildete Eiskegel wird in einem 2-3 Fuß dicken Mantel von Waldmoos eingehüllt und über das Ganze ein auf Pfosten ruhendes Strohdach gemacht, welches um etwa 2 Fuß überragt, aber nicht ganz darauf sitzt. Will man Eis entnehmen, so besteigt man den Kegel, und öffnet oben, niemals aber an der Seite, die Moosdecke so lange, bis das gewünschte Quantum losgelöst ist. Das Eis hält sich bei dieser Art der Aufbewahrung ganz vortrefflich von einem Jahr zum andern.
- Von der guten alten Zeit. Es geschieht häufig, daß heute bittere Klagen über die herrschende Liebe zum Putz und über die Modesucht von sehr Vielen nicht ohne Grund geführt werden, man beschuldigt die Gegenwart vorzugsweise fast allgemein des ärgsten Materialismus, dagegen findet oft die gute alte Zeit großes Lob. Ob dieselbe es aber auch immer verdienen mag, steht noch gar sehr in Frage. Ein kleines Beispiel aus Berlins Geschichte möge genügen, um uns darüber wenigstens annähernd einigen Aufschluß zu geben. Die preußische Prinzessin Luise Dorothee Sophie, einzigen Tochter erster Ehe des Kurfürsten, späteren Königs in Preußen Friedrich wurde im Mai 1700 mit dem Erbprinzen von Hessen=Kassel vermählt. Die Feste und Lustbarkeiten bei dieser Gelegenheit dauerten einen vollen Monat lang. Der gemachte Aufwand war außerordentlich, jeder Tag war durch etwas besonderes ausgezeichnet und der folgende Tag mußte gewöhnlich den vorangegangenen durch Ueberraschungen weit überbieten, die kostbarsten Schauspiele wechselten mit einander ab. Sämmtliche Kleidungen der fürstlichen Personen waren aus Frankreich entnommen. Das Kleid der Braut am Tage der Vermählung wog allein wegen des Besatzes mit Diamanten und sonstigen Edelsteinen 1 Centner und an der Schleppe desselben trugen 10 Menschen. Der ganze Schmuck wurde auf eine Million Thaler geschätzt. Am Vermählungstage wurden auf die kurfürstliche Tafel vom Küchenmeister Christian 500 Speisen gesetzt. Außerdem hatte er noch 86 Tafeln zu bedienen. An den ferneren Tagen des ganzen Monats gab es jedes Mal 46 Speisen, welche in 4 Gängen vertheilt waren. Der kaiserliche Sänger Ballerini wurde mit großen Kosten dazu verschrieben und außerdem ließen sich viele fremde Virtuosen hören. Auch prächtige Opern gab man dazu auf dem eigens dazu erbauten und prächtig geschmückten Theater. Kostbare Geschenke wurden reichlich gereicht. Wo findet sich wohl heute ähnlicher Luxus?
- Von den Berliner Schuljungen erzählt die liebenswürdige Schauspielerin Caroline Bauer (jetzt Gräfin): Als unsere wunderschöne Kronprinzessin Elisabeth von Bayern ihren Brauteinzug durch das Brandenburger Thor und die Linden hielt, hatte ganz Berlin sich herangedrängt, sie zu sehen. Besonders unter den Linden stand die Menge Kopf an Kopf. Darauf hatten die industriösen Schusterjungen spekulirt. An jedem Baum stand ein Junge mit einer Leiter und pries mit gellender Stimme die schönsten Aussichtsplätze auf seiner lustigen Naturtribüne an: "Immer 'ran, meine Herren, noch sind die allerpikfeinsten Plätze uf meinem Boom zu haben, das Rufsteijen un 'n Stehplatz man zwe Jute (Groschen), ein nobler Sitzplatz uf'm Ast nach eijner Wahl vier Jute, Damen, Militärpersonen un Kinder unter zehn Jahren die Hälfte. Immer 'ran, meine Herrschaften, noch blüht das Jeschäft, jleich laß' ich Sie die allerneuste und allerschönste Kronprinzeß sehn!" - Das Geschäft blühte wirklich, alle Bäume hingen voll Schaulustiger. Mancher Ast brach und mancher ungeflügelte Vogel purzelte auf die Köpfe der höhnenden Menge herab. Endlich war der Prachtvolle Brautzug vorüber, ihm nach drängten sich die Neugierigen dem Schlosse zu. Auch die glücklichen Inhaber der Baum=Tribüne wollten niedersteigen - aber die Leitern waren fortgezogen. Die Schusterjungen standen dabei mit spöttischen Augen und grinsenden Mäulern. -"Junge, die Leiter heran!" - "Erst Jroschens her, Männecken!" - "Aber Du hast ja Deine Taxe richtig erhalten!" - "Keene Bejriffsvermengelirung nich, Verehrtster. De zwee und de vier Jute waren vor's Rufsteigen und de Steh= und Sitzplätze. Nu haben Se noch jefälligst acht lute vor's Runtersteigen zu berappen. Sonst nie nich! Umsonst is in Berlin nich 'mal der Tod." - Was sollten die Leute oben machen? Sie mußten blechen.
- Gefährliche Hochzeitsreise. Aus Flüelen wird von folgendem Unfall Kenntniß gegeben: Ein auf der Hochzeitsreise befindliches und auf das Dampfschiff wartendes junges Paar lehnte sich gemüthlich an das Geländer der Brücke. Auf einmal gab aber dieses nach und die Beiden stürzten in den tiefen See. Wäre nicht sofort ein flinker Conducteur vom Hotel Adler in Aldorf ihnen schleunigst und mit Erfolg zu Hülfe gekommen. So wären dieselben unrettbar verloren gewesen.
- Ein wunderlicher Heiliger. Im Kölner Justizgebäude spielte sich vor wenigen Tagen folgende tragikomische Scene ab: Aus der Gegend von Bergheim wurde ein Mann unter der Beschuldigung, eine Procession mit einem Revolver bedroht zu haben, gefänglich eingebracht. Auf die Frage, woher er sei, antwortete er: "Aus dem Himmel." Nachdem er angewiesen worden, aufzustehen und sich zu setzen, hob er mit einem reinen und kräftigen Tenor an zu singen: "Zu Mantua in Banden der treue Hofer ruht." Bei der in solchen Fällen stereotypen Frage: "Wie heißen Sie?" legitimirte er sich als Karl August von Augustenburg, was er jedoch bald paralysirte, indem er erklärte, er sei Jesus Christus und gekommen, die Menschheit zu beglücken. Nun sprach er geläufig Französisch, und auf die Frage, ob er schon eine Schlacht mitgemacht, antwortete er: "ich schieße lieber auf einzelne Menschen", worauf er das Lied intonirte: "Ein Schütz bin ich, in des Regenten Sold." Als er das unvermeidliche Protocoll zu unterschreiben ersucht wurde, verließ er wieder seine höhere Mission als Menschenbeglücker und gestaltete sich abermals einfach zu einem irdischen Fürsten, indem er mit fester Hand unterzeichnen: "Karl August von Augustenburg, Herzog von Asturien." Auf dem Instruktions=Amte war man sofort zu der Ueberzeugung gelangt, daß dem Manne die geistigen Fähigkeiten aus den Fugen gerathen; man hob denselben daher nur so lange auf, bis die Verwandten angelangt waren, ihn wieder mit zur Heimath zu nehmen.
- Gastwirth Friese in Schlesien hatte vor Jahren ein hülfloses Reh in seiner Küche großgezogen und dasselbe später im angrenzenden Walde in Freiheit gesetzt. Vor einigen Wochen findet sich dieses Reh wieder bei dem Gastwirth ein und wirft in der Küche zwei Junge, die seitdem sorgsam aufgezogen werden. Zuweilen eilt es in den Wald, kommt aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit mehrere Male des Tages in die Küche, um seinen Mutterpflichten obzuliegen, und läßt sich darin weder durch Gäste, noch den Hofhund stören. Auch des Nachts soll er unter klagenden Tönen zuweilen Einlaß begehrt haben. Doch hielt man es für naturgemäßer, und dabei nicht für culturwidriger, die Säuglinge wie Mutter an eine ununterbrochene Nachtruhe zu gewöhnen.
- Eine Dame in Wesel, die gar zu gern tanzt, forderte auf einem Balle ihren grauköpfigen Mann zu einem Tänzchen auf. Er war galant, tanzte ein halbmal im Saal herum, sank dann zu ihren Füßen nieder und tanzte nie einen Schritt mehr; denn er war todt.


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