No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. September
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 1]

Da zufolge einer Bekanntmachung des Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in der Stadt Schwerin die Rinderpest ausgebrochen ist, so wird - nach § 6 der Instruction zu dem Bundesgesetze vom 7. April d. J., Maaßregeln gegen die Rinderpest betreffend - die Einfuhr aller Arten von Vieh (einschließlich der Pferde und des Federviehs), aller vom Rinde stammenden tierischen Theile in frischem oder trockenem Zustande (mit Ausnahme von Butter, Milch und Käse), von Dünger, Rauchfutter, Stroh und anderen Streumaterialien, gebrauchtem Stallgeräthe, Geschirren und Lederzeugen, von unbearbeiteter (bez. keiner Fabrikwäsche unterworfener) Wolle, Haaren und auch Borsten, von gebrauchten Kleidungsstücken für den Handel aus dem Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin in das Fürstenthum Ratzeburg von der Großherzoglichen Landvogtei - auf Anordnung Hoher Großherzoglicher Landes-Regierung zu Neustrelitz - hiemit bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 500 Taler (Mecklenburg) verboten.
Fleischer, Viehhändler und deren Personal, so wie andere Personen, deren Beschäftigung eine Berührung mit Vieh mit sich bringt, desgleichen Aufkäufer und Productenhändler dürfen, vom Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin aus die Grenze nur bei Rabensdorf und Schwanbeck überschreiten und müssen sich an diesen Orten einer von den betreffenden Ortspolizeibehörden anzuordnenden Desinfection unterwerfen.
Jeder, der zuverlässige Kunde davon erlangt, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist oder daß auch nur der Verdacht einer solchen Krankheit vorliegt, hat ohne Verzug der Ortspolizeibehörde Anzeige davon zu erstatten. Die Unterlassung schleunigster Anzeige hat für den Viehbesitzer selbst, welcher sich dieselbe zu Schulden kommen läßt, jedenfalls den Verlust des Anspruches auf Entschädigung für die ihm gefallenen oder getödteten Thiere - siehe § 3 des oben angeführten Bundesgesetzes - zur Folge.
Schönberg, den 11. September 1870.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.


Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der einberufenen Reserve- und Landwehrleute des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung besagter Gelder am Donnerstag den 22. September d. J., Vormittags 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessors von Oertzen stattfindet, und haben sich die Unterstützungsberechtigten pünktlich daselbst einzufinden.
Schönberg, den 6. September 1870.

Das Kreis-Commissariat für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen. G. W. Wicke. H. Burmeister.


Auf Grund einer durch das Großherzogliche Militair-Collegium zu Neustrelitz mir zugegangenen Anregung des Generalarztes des 9. Armee-Corps zu Schleswig ersuche ich alle Diejenigen, welche bereit sind, Reconvalescenten aus den Lazarethen bei sich aufzunehmen, ihre hierauf gerichteten Anerbietungen binnen spätestens acht Tagen an das Großherzogliche Militair-Collegium zu Neustrelitz oder an mich gelangen zu lassen. Den Offerten ist eine Bescheinigung des Vorstandes eines vom Staate anerkannten Pflegevereins oder der Ortsbehörden beizufügen, daß die betreffende Persönlichkeit vollständige Garantie für die ordnungsmäßige Pflege des oder der Aufzunehmendem gewährt. Es wird zweckmäßig sein, wenn im Domanio die Großherzoglichen Aemter und in den Städten die Magistrate die Anerbietungen ihres Verwaltungsbezirks sammeln und zusammengestellt einsenden.
Feldberg, den 5. September 1870.

Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
von Oertzen.



[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 2]

- Neustrelitz, 12. Sept. Ueber Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog sind fortwährend hier günstige Nachrichten eingetroffen, und befand sich derselbe nach einem gestern hier angelangten Telegramm in Boursoult in südwestlicher Richtung von der Festung Sedan auf dem Marsche nach Paris. Der Marsch nach Sedan hatte in der letzten Woche des August lange und beschwerliche Märsche und Strapazen im Gefolge. Die Schlacht bei Sedan und alle ihre interessanten Zwischenfälle hat der Erbgroßherzog mitgemacht und unversehrt überstanden, nachdem derselbe am Morgen vom Kronprinzen von Preußen zum 11. Armee-Corps abgeschickt worden war, welches zuerst die Maas zu überschreiten hatte, um Meldung über diesen Uebergang und das Vorrücken des Corps zu machen, und ward leider bald darauf der Commandeur desselben, General v. Gersdorff, schwer verwundet. Als der Erbgroßherzog mit seiner Meldung zum Kronprinzen zurückeilte, fand er bereits den König bei demselben, und war auch zugegen, als der französische General Reilly den Brief Kaiser Napoleons in Betreff dessen Ergebung überbrachte. Am folgenden Tage beritt der Erbgroßherzog das Schlachtfeld, welches einen furchtbaren Anblick gewährt haben soll, und als er später einen Jugendbekannten, Lieutenant v. Graevenitz, beim 4. Garde-Gren.-Reg. (Königin Augusta) aufsuchte und dem Regiment die erste Kunde von der Gefangennahme überbrachte, ward er von den jubelnden Soldaten fast vom Pferde gehoben. Später begab sich der Erbgroßherzog in das Innere der Festung und das Gewühl der Tausende von gefangenen Franzosen, und sah dann den langen Zug der glänzenden kaiserlichen Equipagen, mit welchen der gefangene Napoleon vorüberzog, geführt von 1 Schwadron schwarzer Husaren, alle auf Schimmeln beritten, einen überaus interessanten Eindruck gewährend. Die Nacht vor der Schlacht hatte der Erbgroßherzog mit dem Oberst v. Gagern und seinen sämmtlichen Leuten und Pferden zusammen auf einer Scheundiele zugebracht und war bei den vielen forcirten Ritten, die oft 14 Stunden lang währten, während 5 Tagen kaum warme Kost zu erlangen gewesen. Vor dem Weitermarsche nach Süden hatte Se. K. H. noch die Freude, den jungen Grafen Cuno Moltke, den Sohn des Kaufmanns Rust hieselbst und des Gestütsdieners Schwarz bei ihren Regimentern aufsuchen zu können und wohlbehalten anzutreffen. (N. Z.)
- Neustrelitz, 12. Sept. Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin als Patronin des Mecklenburg-Strelitz'schen Landesvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger ist der Herr Hofbuchhändler Barnewitz vorgestern abgereist, um diejenigen Sachen, welche der Landesverein unsern Truppen übersendet, als Bevollmächtigter zu überbringen, sowie Gelder, Briefe und Packete von Angehörigen unserer Soldaten an diese zu befördern. Die specielle Leitung und Ueberführung der Gaben, welche in einer starken Frachtladung 120 Centner Kleidungsstücke, Wäsche, Lebensmittel und Erfrischungen bestehen, hat der Herr Kornhändler Röhl übernommen und ist derselbe gestern damit abgereist, um sie über Neubrandenburg, Berlin etc. an ihren Bestimmungsort zu bringen. (N. Z.)
- Telegramm des Königs an die Königin. Rheims, 10. Sept. 10 Uhr Abends. Traurige Nachricht aus Laon, wo die Citadelle gestern nach Capitulation und nach Einmarsch unserer Besatzung in die Luft gesprengt ward. 50 Mann todt und 300 Mobilgarden, viele Verstümmelte. Wilhelm von Mecklenburg verwundet. Unbedingt Verrath liegt vor. gez. Wilhelm.
- "Nach Paris!" - dieser Ruf wird seit der Trauerkunde von Laon bei unsern Soldaten ein Beigeschmack von Ingrimm erhalten. "Unsere Soldaten marschiren nicht mehr, sie laufen wie die Ameisen" - schrieb kürzlich Jemand aus dem Felde. Wenn es auf ihren Eifer und ihren Drang, die feindliche Hauptstadt zu Gesicht zu bekommen, allein ankäme, würden sie jetzt das Tempo vielleicht noch beschleunigen und, gleichsam wie im Frühjahr 1814, einen Jubelwettlauf nach dem Ziele anstellen.
- Am 12. September sind die ersten deutschen Truppen vor Paris angekommen.
- In Berlin nimmt man mit Bestimmtheit an, daß in dem diplomatischen Stabe des Hauptquartiers schon Vorarbeiten zu den Friedensvorschlägen begonnen hätten. Der 'N. Fr. Presse' wird darüber aus Berlin geschrieben, der Friede mit Frankreich, den die preußische Diplomatie im Auge habe, sei folgender: Nach der Eroberung von Paris erlasse der König von Preußen eine Erklärung an die Franzosen, daß der republikanische Ausschuß für Deutschland nicht existire, da derselbe ohne staatsrechtliche Anerkennung dastehe. Der Gewaltinhaber, noch neuerdings als solcher durch das Plebiscit befestigt, sei der Kaiser Louis Napoleon III. Mit diesem sei bereits der Friede geschlossen. Der Kaiser ziehe in Gegenwart der deutschen Sieger an der Spitze der französischen Heere in Paris ein und übernehme wieder die Zügel der Regierung. Die ländliche Bevölkerung Frankreichs, sage sich die preußische Diplomatie, und die besitzende Klasse, welche Furcht vor der socialen Republik habe, würden diesem fait accompli zujauchzen, und Deutschland werde mit diesem Ausgange des Krieges, da der abgeschlossene Friede volle Garantie gegen Frankreich biete, zufrieden sein. Diese Nachricht, sagt die 'N. Fr. Presse', stimme mit Aeußerungen, welche dem Grafen Bismarck zugeschrieben werden, überein, und würden auch den Tendenzen der Berliner maßgebenden Kreisen entsprechen.
- Graf Bismarck hat einen Bericht an den König von Preußen über die Verhandlungen der Capitulation von Sedan gesandt, an der er auf Befehl des Königs Theil nahm. In diesem interessanten Berichte heißt es, nachdem über die Art der Capitulation das Nöthige gesagt ist, u. A.: "In der Berührung der politischen Situation nahm ich meinerseits keine Initiative, der Kaiser nur insoweit, daß er das Unglück des Krieges beklage, und erklärte, daß er selbst den Krieg nicht gewollt habe, durch den Druck der öffentlichen Meinung aber dazu genöthigt worden sei."
- Aus München geht der 'Augsb. Abendztg.' die wichtige Mittheilung zu, daß der Ministerrath beschlossen habe, die Initiative in der deutschen Frage zu ergreifen und Unterhandlungen wegen Beitritt Bayerns zum Norddeutschen Bunde einzuleiten.
- In Nizza, der von Italien an Frankreich abgetretenen italienischen Provinz, ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Menge schrie: "Wir sind Italiener!" Es ist eine Deputation an Garibaldi abgesandt mit der Bitte, zu kommen und die italienische Republik zu proclamiren.


Anzeige.

Das alte Scheunen- und Stallgebäude auf dem Gehöfte des ersten Beamten hieselbst soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu Termin auf Sonnabend den 17. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst angesetzt ist und Kaufliebhaber eingeladen werden.
Die Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht.
Schönberg, den 12. September 1870.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über das zu Mannhagen am Möllner Wege belegene Wohnhaus c. p. des Krämers Johann August Wilhelm Schulze daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstag den 18. Oktober 1870, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, 30. Juli 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Anmeldung und Bescheinigung von Erbansprüchen an den Nachlaß des am 24. November 1797 zu Kleinfeldt, hiesigen Fürstenthums, verstorbenen Hirten Heinrich Meyer giebt das

[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 3]

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 8. September d. J. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiemit zu Recht den Bescheid:
daß der in dem Erbschaftsproclama, betreffend den Nachlaß des am 24. November 1797 verstorbenen Hirten Heinrich Meyer zu Kleinfeldt, hiesigen Fürstenthums, d. d. 23. Juni d. J. angedrohete Nachtheil wider alle Erbinteressenten, welche weder im Liquidationstermine am 8. d. Mts. noch bis jetzt ihre Erbrechte an dem obigen Nachlasse angemeldet haben, hiedurch vollstreckt wird. Demgemäß werden diejenigen Erben des Heinrich Meyer in Kleinfeldt, welche sich bis jetzt als solche gemeldet und legitimirt haben, für die rechten Erben angenommen, es wird ihnen als solchen der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden, und sind die sich etwa nach der Präclusion noch meldenden näheren oder gleich nahen Erben schuldig, alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 9. September 1870.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Auf Antrag des hiesigen Advokaten Dris. jur. Robert Peacock für die Arbeitsleute Hans Heinrich Mull und Jochen Mull zu Panten als alleinige Erben des weiland Schneiders Hans Matthias Mull zu Panten wird hindurch zur öffentlichen Kunde gebracht, daß der auf den Namen von Hans Matthias Murr (rectius Mull) in Panten ausgestellte und in den Büchern der Stadtcasse zu Lübeck unter den anerkannten noch nicht eingelösten Staatsschulden der freien und Hansestadt Lübeck aufgeführte Stadtcassenbrief über Crt. ] 574 termino Weihnachten mit 2 1/2 %, Loos Nr. 1669 bei der kürzlich in Panten stattgehabten großen Feuersbrunst muthmaßlich verbrannt ist, und werden alle diejenigen, welche außer den implorantischen Erben an diesen Stadtcassenbrief über Crt. ] 574, Loos Nro. 1669, Rechte und Ansprüche zu haben, oder der beantragten Mortification desselben widersprechen zu können vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, diese Ansprüche, beziehungsweise Widersprüche binnen doppelter sächsischer Frist vom Datum dieses Proclams angerechnet, also spätestens am 20. October 1870 im hiesigen Gerichte - Auswärtige durch einen hier wohnhaften gehörig legitimirten Bevollmächtigten - geltend zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen und Widersprüchen ausgeschlossen, der gedachte Stadtcassenbrief für kraftlos erklärt, und die Stadtcasse, resp. Schuldentilgungs-Commission zu Lübeck ermächtigt und angewiesen werden soll, den implorantischen Erben einen neuen mit dem muthmaßlich verbrannten gleichlautenden Stadtcassenbrief auszustellen.
Lübeck, den 22. Juli 1870.
Das Stadt- und Landgericht.
Zur Beglaubigung
In Vertretung Dr. Faber.


Bekanntmachung.
Die Zahlung noch einer Armensteuer zum halben Beitrag vernothwendigt sich und werden daher Zahlungspflichtige des Schönberger Armendistricts aufgefordert, an die resp. Armenvorsteher ihre Beiträge fördersamst zu bezahlen.
Schönberg, den 12. Sept. 1870.
Die Armenbehörde.


Landes-Verein
zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Angehörigen.
Mit der schon sehr sehr fühlbaren Herbstwitterung mehren sich die Leiden und Entbehrungen unserer Krieger in den Bivouacs auf freiem, kalten Felde. Von allen Seiten ist man daher bemüht, ihnen Erwärmung und Erquickung dorthin zu schaffen und Krankheiten möglichst vorzubeugen. Auch unser Landesverein in Neustrelitz hat ein Vorstands-Mitglied mit Hülfsgegenständen nach dem Schlachtfelde bei Metz abgesandt.
Dankenswerthe Gaben sind überhaupt und auch diesem Verein bisher zugegangen; aber vieles thut noch Noth. Gewiß Wenige der Geber haben sich dieserhalb bisher Entbehrungen aufzuerlegen. Welche Entbehrungen und Leiden aber haben unsere Soldaten für uns zu ertragen! Wie fast ganz Deutschland, so ist auch das Fürstenthum Ratzeburg durch die muthige Aufopferung der Krieger im ungestörten Besitze seines Hab und Guts geblieben und von den Schrecknissen des verheerenden Krieges befreit. Lassen Sie uns also weiter helfen!
An den Landesverein sind vorläufig 220 Thlr. abgesandt. Fortsetzung des speciellen Einnahme-Verzeichnisses wird demnächst erfolgen.
Fernere Gaben nehmen jederzeit gern entgegen Agnes Gräfin Eyben. G. W. Wicke. G. Grapow.


Ich empfehle mein Lager von Gußeisenwaaren, als: Keller-, Stall- und Dachfenster, Oefen, Ofenthüren, Röhren, Rosten, Sparherdplatten, Ringe und Bratöfen, und emaillirtes Kochgeschirr.
C. Schwedt.


Die Unterzeichneten, alleinige Concessionaire für den Import des Peruanischen Guano in Europa, beehren sich, den landwirtschaftlichen Kreisen die Anzeige zu machen, dass sie das General-Depôt von Peruanischem Guano unter der Norddeutschen Bank in Hamburg, errichtet, und Herrn Anton Möbius, als ihren Agenten, mit dem Verkauf des gedachten Artikels für ihre Rechnung betraut haben.
Paris, August 1870.
Dreyfus frères & Cie.
Peruanischer Guano.
General-Depôt unter der Norddeutschen Bank in Hamburg.
Auf obige Anzeige Bezug nehmend, erlaube ich mir, hiemit zur allgemeinen Kenntniss zu bringen, dass die Preise des Peruanischen Guano wie folgt sind:
Bco. Mark (Lübeck) 182 - pr. 2000 Pfund Brutto Hamburger Gewicht, oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 60.000 Pfund oder darüber,
Bco. Mark (Lübeck) 196 - pr. 2000 Pfund Brutto Hamburger Gewicht, oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 2000 Pfund bis 60.000 Pfund,
in Säcken, zahlbar pr. Compant, ohne Vergütung von Tara, Gutgewicht, Abschlag oder Decort.
Zu weiterer Auskunftsertheilung stehe gerne bereit.
Hamburg, August 1870.
Anton Möbius, Agent der Herren Dreyfus frères & Cie. Paris.


Düng-Gyps, Vieh- und Futter-Salz, nach Anwendung außerordentlich lohnend bei H. L. Haukohl, Sandstraße 1003, Lübeck.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 4]

Schöne große Grafensteiner, schöne große irische Langäpfel ohne Wurm und ohne Flecke kauft J. F. Nawitzki in Lübeck.
Da ich in kurzer Zeit eine größere Sendung zu machen habe, erbitte mir Proben per Post.


Gegen Husten und Heiserkeit.
Daß mich der Hoffmann'sche weiße Brust-Syrup binnen 8 Tagen, nachdem ich 1 1/2 Flasche gebraucht hatte, vollständig von einer dreivierteljährigen Heiserkeit befreit hat, attestire ich hiermit und empfehle den Dr. Hoffmann'schen Brust-Syrup allen ähnlich Leidenden.
Garrenreuth bei Oelsnitz, den 15. Jan. 1864. F. U. Kirst, Einnehmer.
Für Schönberg hält Lager in Flaschen à 1 Thlr., 24 ßl. und 12 ßl. Herr Aug. Spehr.


Specialität für Patent-Futterschneid-Maschinen.
Unser Absatz, welcher schon vor einem Jahr 900 Stück jährlich betrug, hat sich seitdem verdoppelt, wodurch es uns möglich ist, unsere Verkaufspreise zu ermäßigen, ohne die bekannte Güte und Solidität unserer Maschinen zu beeinträchtigen. Folgendes sind unsere neue Preise:
Thlr. 28 für die beliebte Maschine für 20 à 30 Stück Vieh und Pferde, 2 Schnittlängen ohne Wechselräder, ganz von Eisen.
Thlr. 39 für eine größere Maschine, 3 Schnittlängen.
Thlr. 49 1/6 für die größte Maschine für Handbetrieb.
Franco jeder Eisenbahnstation, Garantie 3 Jahre, Probezeit 14 Tage.
Abbildungen und Beschreibungen werden auf Wunsch gesandt.
Heinrich Lanz in Mannheim.


Wasch-Crystall von Littlewood in London empfiehlt zu billigstem Preise Aug. Spehr.
Schönberg, den 23. Sept. 1870.


Empfehlende Erinnerung.
Dr. Borchardt's aromat.-medic.- Kräuterseife (à 6 Sgr)
Dr. S. de Boutemard's arom. Zahn-Pasta (à 6 u. 12 Sgr.)
Dr. Hartung's Chinarinden-Oel (in Flaschen à 10 Sgr.)
Dr. Koch's krystall. Kräuter-Bonbons gegen Husten, Heiserkeit etc. (à 10 u. 5 Sgr.)
Dr. Hartung's Kräuter-Pomade (in Tiegeln à 10 Sgr.)
Apotheker Sperati's Italienische Honig-Seife (à 2 1/2 und 5 Sgr.)
Professor Dr. Linde's Vegetabil. Stangen-Pomade (à 7 1/2 Sgr.)
Schon ein kleiner Versuch genügt, um die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit dieser gemeinnützigen Artikel zu erlangen, und werden selbe in bekannter Güte stets ächt verkauft bei J. P. Bade in Schönberg.


Ueber meine beiden Koppeln, genannt "Krögel" und "Wulfsberg", wird seit längerer Zeit gefahren und gegangen, was ich hiedurch bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbiete.
Hauswirth Godknecht in Teschow.


Fahnen! Illuminations-Sachen!
Bonner Fahnenfabrik Bonn.


Am Sonnabend den 17. d. M. werden auf dem Menzendorfer Hoffelde Rappschoten verbrannt.
Langermann.


Das Quartal der Rademacherzunft findet am Montag den 26. October Nachmittags 1 Uhr statt, und werden sämmtliche Landmeister aufgefordert, sich einzufinden.
Schönberg.
Die Aelterleute.


Angesichts der ernsten Gefahr durch die Rinderpest, die uns schon so sehr nahe ist, wollte ich nicht unterlassen, bei meinen Mitinteressenten der Schönberger Viehversicherung die Frage zu stellen, ob es vielleicht nicht besser wäre, unsere gegenseitigen Verbindlichkeiten hinsichtlich dieser Viehversicherung sofort aufzuheben.
Sollten die Statuten eine sofortige Aufhebung der Versicherung nicht erlauben, könnte ja eine Generalversammlung berufen und darüber abgestimmt werden.
Schlagsdorf, den 13. Sept. 1870.
H. Siebenmarck.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag den 18. September.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
Sept.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
13.
14.
15.
35.40
30.67
37.45
7.2
8.2
6.8
12.7
11.8
10.5
WSW
W
NNW
1
1
1
bedeckt.
zieml. heit.
wolkig.

Am 13., 14. und 15. auf 1 []' 41, 28 und 8 Cubikz. Reg.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.28 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste10 - 11Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 - 10 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen9 1/2 - 10Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat30 - 30Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat17 1/2 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. September 1870.


- Als die Capitulation von Sedan unterzeichnet war, und dem Könige auf der Höhe über Douchery überbracht wurde, befahl der König die Vorlesung derselben vor den versammelten Fürsten, zu denen auch der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha und der Prinz Wilhelm von Württemberg gekommen waren, und der Generaladjutant Generallieutenant v. Trescow las die sämmtlichen Bedingungen dieser Capitulation vor. Als die Vorlesung dieses merkwürdigen Actenstückes beendet war, sprach der König, besonders an die anwesenden Fürsten gewendet, aber an alle Anwesenden gerichtet: 'Sie wissen nun, meine Herren, welch' großes geschichtliches Ereigniß sich zugetragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Thaten der vereinigten Armeen, denen ich mich gerade bei dieser Gelegenheit gedrungen fühle, meinen königlichen Dank auszusprechen, um so mehr, als diese großen Erfolge wohl geeignet sind, den Kitt noch fester zu gestalten, der die Fürsten des norddeutschen Bundes und meine anderen Verbündeten - deren fürstliche Mitglieder ich in diesem großem Momente so zahlreich um mich versammelt sehe - mit uns verbündet, so daß wir hoffen dürfen, einer glücklichen Zukunft entgegen zu gehen. Allerdings ist unsere Aufgabe mit Dem, was sich unter unseren Augen vollzieht, noch nicht vollendet; denn wir wissen nicht, wie das übrige Frankreich es aufnehmen und beurtheilen wird. Darum müssen wir schlagfertig bleiben; aber schon jetzt meinen Dank Jedem, der ein Blatt zum Lorbeer- und Ruhmeskranze unseres Vaterlandes hinzugefügt.' Als der König seine Verbündeten erwähnte, richtete er Seine Augen besonders auf den Prinzen Luitpold von Bayern und Wilhelm von Württemberg, denen der König später auch die Hand reichte. Man kann sich leicht denken, welche Wirkung die Worte des Königs in diesem Augenblicke und in dieser Umgebung hervorbrachten. - Während des Ruhetags am 3. Sept. hatte der König in Vendresse alle höheren Offiziere seines Hauptquartiers zur Tafel geladen, bei welcher die Regimentsmusik des König-Grenadierregiments Nr. 7 musicirte. Da die königliche Tafel während der Campagne sehr einfach ist und nur gewöhnlicher Tischwein getrunken werden darf, so befahl der König aus Veranlassung der gestrigen, glorreichen Erlebnisse Champagner zu serviren und brachte die folgende Gesundheit aus: "Wir müssen heut aus, Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee trinken. - Sie, Kriegsminister v. Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General v. Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht. Lassen Sie uns also auf das Wohl der Armee, der drei von mir Genannten und jedes Einzelnen unter den Anwesenden trinken, der nach seinen Kräften zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat.
- Einem Berichte Hans Wachenhusens über die Schlacht bei Sedan in der 'Köln. Ztg.' entnehmen wir folgende Stelle: 'Um dem Gefechte so nahe wie möglich zu sein, eilte ich vorwärts zum Dorfe Bazeilles und beobachtete von dort unser Artilleriefeuer. Die Bayern und die Sachsen waren hier engagirt, zunächst die ersteren. Man hatte das Dorf zwischen Bazailles und Sedan bereits genommen und ging zum Sturm auf die letztere Festung. Es war etwa um 3 Uhr Nachmittags. Keine Secunde hatte das beiderseitige Artilleriefeuer geschwiegen. Während ich die Dorfstraße passirte, fielen plötzlich ein halbes Dutzend Schüsse aus einem Hause auf uns herab. Die bayerischen Soldaten stürmten sofort das Haus, ohne die Frevler zu finden. 'Sie haben schon aus mehreren Häusern auf uns geschossen; steckt das Nest in Brand!' hieß es. In der nächsten Minute schlug auch schon die Flamme aus dem Hause, gleich darauf brannte das gegenüberstehende. Die Soldaten liefen in der Straße zusammen. 'Sie schießen aus allen Häusern auf uns!' schrieen sie, 'Feuer hinein!' und abermals loderte die Flamme an mehreren Ecken. Als ich am Abend um 6 Uhr aus dem Gefecht bei Bazailles zurückkehrte, stand das ganze große Dorf in hellen Flammen. Alles war ein Feuermeer geworden. Die Straße war wieder passirbar; einzelne Häuser kamen eben erst in Brand, andere waren halb verzehrt, aus wieder andern leuchtete die rothe verkohlende Gluth. Es war ein furchtbarer Anblick! Und man denke: selbst jetzt noch wurden Schüsse auf unsere Soldaten gefeuert. Selbst jetzt noch mußte von den wüthend gewordenen Soldaten die Brandfackel in einzelne Häuser geworfen werden, und eben da ich dies in Remilly schreibe, leuchtet diese entsetzliche Fackel über den Fluß herüber. Von dem Fanatismus der Bevölkerung in dieser Gegend habe ich hier die ärgsten Proben gesehen. In dem Dorfe vor Sedan wurde nicht nur aus den Fenstern der Häuser, auch von der Kirche herab, sogar aus den Kellern auf uns geschossen. Selbst Weiber hatten Gewehre in den Händen und gaben Feuer auf uns. Ein Dutzend Häuser habe ich selbst stürmen gesehen; ich war Zeuge, wie man die Patrone beim Genick herausholte und sie auf der Stelle füsilirte."
- In Sedan, das nun weltberühmt geworden ist, liegt ein Regiment das 11. Armee-Corps als Garnison. Alles starrte von Leichen, Blut und Schmutz in der kleinen Stadt, in der vorher Mac Mahons Armee sammt Tausenden von Verwundeten zusammengepreßt waren. Die Deutschen wurden als Erlöser gefeiert. In den Straßen wurden hochlodernde Feuer angezündet, um die pestartigen Dünste zu vertreiben und Hacke und Schaufel hatten tagelang zu arbeiten. Gott sei Lob! Daß sie da sind, riefen die Bürger den Deutschen zu, - endlich sind wir von diesen Bestien erlöst, die 5 Tage lang plünderten und alle erdenkbare Unzucht trieben; es gab kein Commando, keine Disciplin mehr. Die Soldaten trieben sich zum Theil viehisch betrunken umher. - Viele deutsche Offiziere fingen sich prächtige arabische Pferde ein, die herrenlos herumliefen; Niemand hatte Futter für sie. Einem Weimarischen Offizier fiel ein herrlicher Berberhengst zu.
- Eine Verordnung des Polizeipräfecten von Paris, Kératry, verfügt, daß fortan die Theater geschlossen bleiben, da das Vaterland in Trauer sei und die Theatervorstellungen im Widerspruche mit der allgemeinen Haltung der Pariser Bevölkerung stehen, sowie auch, weil in den jetzigen schwierigen Umständen alle Kräfte der Verteidigung des Vaterlandes gewidmet sein müssen.
- Die französischen Journale, überbieten sich in Aufhetzerei; das Tollste bringt das "Petit-Journ." in nachstehendem Artikel: 'Wir werden aus allem Waffen machen, alles tödten; wir werden morden, würgen, aus den Fenstern und Kellerlöchern schießen. Wenn wir keine Gewehre mehr haben, nehmen wir Mistgabeln, Säbel oder Piken, einerlei wie; es handelt sich nur darum zu tödten. Die Frauen werden das Charpiezupfen sein lassen und später nach den Verwundeten sehen; jetzt gilt's dem Feinde zuerst. Statt des Verbandzeuges werden sie Pflastersteine zur Hand nehmen. Die mögen sie auf die Eindringlinge niederschleudern. Auch die Weiber müssen Krieg führen, ihre Scheeren müssen zu Mordwerkzeugen dienen; statt der Kugeln mögen sie Vitriol und siedendes Oel auf die Feinde schütten. Das ist der wahre Krieg, den wir verlangen und den wir segnen. Frankreich, das durch diese abscheuliche Invasion entehrt ist, muß in dem Blute germanischer Fürsten eine neue Jungfräulichkeit finden!" Thomas Grimm nennt sich der grimmige Mann, der diesen Artikel unterzeichnet hat, und der mit seiner Großmäuligkeit jedenfalls schleunigst in ein Mauseloch kriechen wird, sobald nur das erste

[ => Original lesen: 1870 Nr. 73 Seite 6]

Fähnlein unserer Ulanen sich vor den Mauern von Paris zeigt.
- Das Scheitern der vor einigen Wochen mit Belgien und Luxemburg angeknüpften Verhandlungen wegen der Durchführung von Verwundeten-Transporten durch das neutrale Gebiet übt bereits seine fühlbaren und beklagenswerthen Folgen; es steht fest, daß viele Verwundete, deren Rettung möglich gewesen wäre, durch den langen Transport gestorben sind. Man denkt daran, im Interesse der Menschlichkeit diese Verhandlungen zu erneuern, zumal da eine schnelle Evacuirung der Lazarethe in der Nähe der Schlachtfelder dringend erforderlich ist.
- Der interessanteste französische Gefangene nächst Napoleon, der General Wimpffen, ist in Stuttgart eingetroffen, wo er sich in dem ersten Hotel der Stadt einquartiert hat.
- Es ist befohlen worden, daß jedem durch Rheims (Hauptfabrikort für moussirende Weine) marschirenden Soldaten eine Flasche Champagner verabreicht wird.
- Ein Korrespondent der 'Times' schreibt: Man muß eine Schlacht mit angesehen haben, um zu wissen, mit welcher Ausdauer die Pferde ihrem Regimente folgen, so lange sie noch ein Bein haben, um sich nachzuschleppen. Ich sah Pferde, die offenbar von Sergeanten geritten worden waren, ihre Stelle hinter der Schwadron einnehmen, die Schwenkungen mitmachten, halten und avanciren, nicht anders, als ob sie den Reiter noch auf dem Rücken hätten, und während das Blut an ihnen herunterströmte. Es sind inderthat wenige von den treuen Thieren vorhanden, die nicht einige ehrenvolle Narben aufzuweisen haben.
- Die Wirkungen der Chassepotgewehre in den Händen unsrer Soldaten practich zu erproben, hat man das 35. Regiment seine Zündnadelgewehre mit Chassepots vertauschen lassen, damit sie dieselben gegen die Franzosen gebrauchen.
- Von römischer Seite sollen in jüngster Zeit in Wien Versuche gemacht worden sein, Schutz für das gefährdete Patrimonium Petri zu suchen; es heißt aber, man habe sich eine gründliche Enttäuschung geholt.
- Etwa ein Dritttheil der Pferde, welche Napoleon nach Wilhelmshöhe mitgebracht hat sind daselbst verkauft worden, wie es heißt, zu sehr billigen preisen. Ein Theil des Dienstpersonals ist in Folge dessen entlassen, und hat, mit den nöthigen Legitimationspapieren versehen, die Stadt verlassen.
- Dem Briefe eines Stettiners vom pommerschen Füsilier-Regiment Nr. 34 aus dem Lager von Straßburg vom 6. Sept. entnimmt die 'N. St. Ztg.': Gestern war ein Parlamentär hier und verlangte Waffenstillstand. Nachdem er abschläglich beschieden worden, kehrte er mit der Erklärung zurück, daß der Commandant bei Gewährung freien Abzuges mit den Waffen in der Hand die Festung räumen wolle. General v. Werder antwortete, daß er die Uebergabe der Festung mit Mannschaften und Waffen verlange. Wenn dem nicht entsprochen würde, würde das Bombardement fortgesetzt werden.
- Der "Daily news" hat ein Herr aus der Umgebung der Kaiserin Eugenie anvertraut, daß dieselbe wüthend über die Ergebung des Kaisers gewesen. Sie habe laut gerufen: Er ist ein Feigling; er hätte nie lebendig in die Hände seiner Feinde fallen dürfen! - Da wird die Gardinenpredigt beim demnächstigen Wiedersehen schlimm ausfallen.
- In Dieppe ist ein Secretär mit der ganzen Privatcorrespondenz Napoleons, die nach London gebracht werden sollte, erwischt worden. Da harren viele Geheimnisse Lebender der Enthüllung.
- Ein frommer Bruder Kapuziner besuchte die Verwundeten und Sterbenden in dem Lager von Metz und spendete ihnen seinen Segen. Ein Husarenoffizier lud ihn ein, ein Glas Wein mit ihm zu trinken und bat sich seine Sandalen aus. Der fromme Bruder konnte ihm die Bitte nicht abschlagen und mußte zusehen, wie der Husar aus den Doppelsohlen der Sandalen drei Brieflein hervorholte, eines an Mac Mahon, eines an Palikao in Paris und ein drittes an Trochu. Bazaine hatte sie geschrieben und der Kapuziner war ein verkleideter Spion. Er wird nach Spandau gebracht werden.
- Moltke ist wie der alte Blücher ein Mecklenburger. Seine stolzen Mitbürger in Parchim haben ihm an seinem Geburtshause, in dem jetzt der Bürgermeister wohnt, eine Gedenktafel errichtet.
- Es ist dafür gesorgt, daß uns die Herren Neutralen nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen. Die Italiener und theilweise auch die Oesterreicher haben alle Hände voll daheim zu thun und die Engländer bekommen auch zu thun und zwar in Indien, wo ein Aufstand ausgebrochen sein soll. So wird aus Constantinopel berichtet.
- Dem am Planufer in Berlin wohnhaften Rentier L. war beim Beginn des Krieges der jüngste Sohn, ein 15jähriger Bursche Namens Richard, der in einer Posamentirfabrik in der Lehre stand, heimlich ausgerückt, um sich nach dem Kriegsschauplatz durchzuschmuggeln. Lange Zeit blieben die betrübten Eltern ohne Nachricht von dem Deserteur, bis endlich am Freitag die erste Kunde von ihm mittelst Feldpostbrief einlief. Der Brief lautet: 'Liebe Eltern! damit Ihr Euch nicht zu sehr ängstigt, schreibe ich Euch, damit Ihr wenigstens wißt, wo ich bin. Ich habe mich dem Musikcorps des Kaiser-Franz-Grenadier-Regiments angeschlossen und stehe unter dem speciellen Schutz des Herrn H. Saro. Am Freitag den 18. August hatten wir eine große Schlacht bei St. Privat de la Montagne gehabt. Ich bin bis jetzt gesund und munter, und wenn Ihr mir verzeihen wollt, so würdet Ihr mich recht erfreuen. Ich bin so mitgelaufen und habe mir den Krieg doch nicht so hart vorgestellt. Ich muß aber jetzt aushalten, da ich doch nicht allein zurück kann. Liebe Eltern, ich bitte Euch recht herzlich, seid mir nicht böse, denn. ich muß meinen Fehler schwer büßen. Den einen Tag werde ich gewiß nie vergessen! Die Truppen rückten heran, Herr Musikdirector H. Saro ließ den Avancirmarsch blasen und dann kehrte er um; als er einige Schritte von dannen war, zerschlug eine Kanonenkugel die Pauke. Ich wollte nun, da die Kugeln um mich herum gräßlich pfiffen, mit bangem Herzen auch umkehren, als plötzlich der Herr Obristlieutenant von Bentivegni mich mit barschem Ton anschrie: Kerl, wo will er hin? Ich erwiederte mit thränenden Augen: Zurück, weil mir meine Hose am linken Fuße durchschossen war. Es nützte aber nichts, ich mußte weiter vor, und mußte nun mit einem Messer das Zeug der Verwundeten lösen, um deren Wunden blos zu legen. Als die Schlacht beendet war, wurde ich von dem Herrn Obristlieutenant mit einem Thaler belohnt. Und mein ganzes Hergehen wurde aufgeschrieben. Liebe Eltern, ich schreibe Euch wieder, so bald ich Zeit habe. Es grüßt Euch nochmals Euer Sohn Richard. Für Kleidung ist gesorgt. Ich bin sehr gut angestellt bei dem Herrn Obristlieutenant von Bentivegni.'
- Die Frau eines Berliner Restaurateurs hat, wie von dortigen Blättern mitgetheilt wird, von zurückgekehrten Verwundeten des Kaiser-Franz-Grenadier-Regiments die Nachricht erhalten, ihr Mann, der bei Beginn des Krieges als Markedenter ausgezogen, sei wegen Beraubung verwundeter und gefallener Soldaten nach dem Urtheil eines preußischen Kriegsgerichts erschossen worden.
- Neustrelitz, 13. Sept. Dem Staatsminister von Hammerstein Excell. ist gestern Abend ein Telegramm zugegangen, wonach am Sonnabend dieser Woche 200 französische Gefangene hier eintreffen und in der Caserne internirt werden sollen. (M. A)
- Nach einer Depesche des Commandanten von Straßburg nach Paris vom 9. September soll sich die Situation in Folge des unablässigen furchtbaren Bombardementes wesentlich verschlimmert haben. Am Morgen des genannten Tages habe die Garnison einen Ausfall gemacht, der bedeutende Opfer gekostet hat und resultatlos geblieben sei. Auch Toul soll durch heftiges Bombardement stark gelitten haben.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD