No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. September
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 72 Seite 1]

Nach Anzeige des stellvertretenden General-Commando's des 9. Armee-Corps in Schleswig ist es zu dessen Kenntniß gekommen, daß an verschiedenen Orten des Corps-Bezirks sich Verwundete und Kranke befinden, welche direct vom Kriegsschauplatze oder aus Lazarethen in die Privatpflege übergegangen und daher ohne jede Controle sind. Es werden daher solche Mannschaften darauf hingewiesen, daß sie verpflichtet sind, sich sofort selbst oder durch Vermittelung der Ortsbehörden bei den Ersatz-Truppentheilen ihrer Regimenter, beziehungsweise Bataillone, falls sie nicht straffällig werden wollen, zu melden haben.
Neustrelitz, den 6. September 1870.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
W. Freiherr von Hammerstein.


Die Getraideernte hat zwar in den letzten acht Tagen bei der fortdauernden trockenen Witterung gute Fortschritte gemacht, ist jedoch durch den heute wieder eingetretenen Regen auf's Neue unterbrochen worden. Daher wird die durch die Bekanntmachung vom 9. August d. J. bewilligte Gestattung der Erndtearbeiten noch auf die Nachmittage der beiden Sonntage des 11. und 18. d. Mts. hierdurch erstreckt.
Neustrelitz, den 8. September 1870.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
W. Freiherr von Hammerstein.


Da zufolge einer Bekanntmachung des Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in der Stadt Schwerin die Rinderpest ausgebrochen ist, so wird - nach § 6 der Instruction zu dem Bundesgesetze vom 7. April d. J., Maaßregeln gegen die Rinderpest betreffend - die Einfuhr aller Arten von Vieh (einschließlich der Pferde und des Federviehs), aller vom Rinde stammenden tierischen Theile in frischem oder trockenem Zustande (mit Ausnahme von Butter, Milch und Käse), von Dünger, Rauchfutter, Stroh und anderen Streumaterialien, gebrauchtem Stallgeräthe, Geschirren und Lederzeugen, von unbearbeiteter (bez. keiner Fabrikwäsche unterworfener) Wolle, Haaren und auch Borsten, von gebrauchten Kleidungsstücken für den Handel aus dem Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin in das Fürstenthum Ratzeburg von der Großherzoglichen Landvogtei - auf Anordnung Hoher Großherzoglicher Landes-Regierung zu Neustrelitz - hiemit bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 500 Taler (Mecklenburg) verboten.
Fleischer, Viehhändler und deren Personal, so wie andere Personen, deren Beschäftigung eine Berührung mit Vieh mit sich bringt, desgleichen Aufkäufer und Productenhändler dürfen, vom Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin aus die Grenze nur bei Rabensdorf und Schwanbeck überschreiten und müssen sich an diesen Orten einer von den betreffenden Ortspolizeibehörden anzuordnenden Desinfection unterwerfen.
Jeder, der zuverlässige Kunde davon erlangt, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist oder daß auch nur der Verdacht einer solchen Krankheit vorliegt, hat ohne Verzug der Ortspolizeibehörde Anzeige davon zu erstatten. Die Unterlassung schleunigster Anzeige hat für den Viehbesitzer selbst, welcher sich dieselbe zu Schulden kommen läßt, jedenfalls den Verlust des Anspruches auf Entschädigung für die ihm gefallenen oder getödteten Thiere - siehe § 3 des oben angeführten Bundesgesetzes - zur Folge.
Schönberg, den 11. September 1870.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.


- Die Franzosen haben sonst Augen, die klug in die Welt hineinsehen, Jules Favre aber, der neue Minister der Republik, hat ein Rundschreiben erlassen, das er mit der Binde vor den Augen geschrieben hat. Er sieht die Lage nicht, wie sie ist. Er sagt: Wir werden keinen fußbreit Landes, keinen Stein unserer Festungen abtreten. Wir besitzen eine entschlossene Armee, wohlausgerüstete Forts, vor allem aber 300,000 Kämpfer, die entschlossen sind, bis auf den letzten Mann auszuhalten. Nach den Forts würde man die Wälle zu erstürmen haben, nach den Wällen die Barricaden. Paris kann sich drei Monate halten und siegen; wenn es unterläge, würde auf seinen Ruf ganz Frankreich sich erheben und die Hauptstadt rächen u. s. w. - Rächer wollen die Franzosen sein? An wem? wofür? Haben sie

[ => Original lesen: 1870 Nr. 72 Seite 2]

nicht ihrem Napoleon jubelnd geholfen, Deutschland frech aus dem Frieden zu reißen und in den furchtbarsten aller Kriege hineinzuzerren? Hat das schnöde beleidigte, nur seiner Haut sich wehrende deutsche Volk, nur weil es gesiegt, die Rache verdient? - Nein, ihr Herren Republikaner, lachende Erben des Napoleon'schen Kaiserthums seid ihr allerdings nicht, aber ihr müßt die Erbschaft antreten cum beneficio inventarii. Ihr könnt den Krieg verlängern, das Blutvergießen mehren, aber ändern könnt ihr nichts. Was ihr Redner nicht wißt, werden euch eure Militärs sagen. Trochu hat euch gesagt, er hat nur 30,000 Gewehre in Paris gefunden, statt der erlogenen Million. Die 90,000 Remington-Gewehre aus Schweden (?) kommen zu spät, die Nationalwerkstätten in Paris mit ihren 100,000 Schlossern und Waffenschmieden werden zu spät errichtet. Den 750,000 deutschen Kriegern, die eure 400,000 alten Schlachtensoldaten in 6 Schlachten niedergeworfen, werden eure ungeübten National- und Mobilgarden nichts anhaben. Ihr erklärt die Preußen für außerhalb des Völkerrechts stehend; das ist schlimm, schlimmer für euch ist's, daß sie vor Paris stehen. Eure Republik mag euch selber mit der Zeit reinigen, jetzt aber muß sie die Erbschaft Napoleons antreten, sie übernimmt eine fatale Concursmasse, aber sie wird zusehen müssen, wie sie den Ausgleich zu Stande bringt.
- Die 'N. Fr. Pr.' sagt, es werde übereinstimmend gemeldet, daß Rußland zur Wiederherstellung des Friedens einen europäischen Congreß vorgeschlagen, Preußen denselben aber abgelehnt habe. Im 'Pesther Lloyd' soll sich schon eine Andeutung über die eigentlichen Motive finden, die das Petersburger Cabinet bestimmt haben, den Zusammentritt eines Congresses anzuregen. Rußland wolle, daß einige "Fragen", die es schon seit längerer Zeit in Bereitschaft habe, gelöst werden möchten. Als nämlich Rußland kürzlich in Constantinopel das Ansinnen einer Abänderung des Vertrages von 1856 gestellt habe, sei von der Pforte geantwortet worden, jener Act sei ein europäischer und könne daher auch nur durch einen europäischen Congreß modificirt werden.
- Folgende franz. Offiziere, welche demnach die Capitulation von Sedan nicht unterzeichnet haben, sind am 7. d. unter militärischer Begleitung in Aachen eingetroffen und im Hotel zum "Großen Monarchen" abgestiegen: General de Wimpffen, General Daram, General Delaizer, General Besson, Colonel Clemeur, Commandeur Perrotin, St. Haouen, de la Nouvelle, d'Olloux, des Grands-Champs.
- Das 'Journal officiel' in Paris theilt folgende Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 7. d. Mts. mit: Die umfangreiche Correspondenz der kaiserlichen Familie mit zahlreichen Personen der Jetztzeit ist an der Grenze in Ergebniß der Sorgfalt des Präfecten der Polizei anzuhalten. Die Correspondenz gehört der Geschichte. Der Minister des Innern setzt in Folge dessen eine Comission ein, welche den Auftrag hat, diese merkwürdigen Schriftstücke zusammenzutragen, zu ordnen und deren Veröffentlichung vorzubereiten.
- Die nächste Nachricht aus Italien wird sein: Die September-Convention ist gewaltsam gebrochen, die Italiener stehen in Rom und der Papst ist daraus vertrieben.
- Die Wilhelms-Höhe bei Kassel, der dermalige Aufenthalt des Mannes, der seit 18 Jahren so entsetzliches Elend in beinahe allen Welttheilen hervorgerufen, und dessen verblendetem Herrscher-Uebermuthe auch wir Deutsche gegenwärtig das Blut so vieler Tausende opfern mußten, ist von einem prachtvollen Hochpark mit schönen Wasserkünsten umgeben. Durch eine Lindenallee gelangt man zum Schlosse, an dessen Seiten prachtvolle Blumenanlagen sind. In der Nähe des Marstalls führen durch den Wald bequeme Wege nach dem neuen Wasserfall, 130 Fuß hoch, 50 Fuß breit, von da links hinein zum Tempel des Merkur, dann auf Waldwegen zum Riesenschloß oder Octogon, auf dem höchsten Punkte der Anlagen, 1312 Fuß über der Fulda. Das Octogon besteht aus 6 kühnen Tonnengewölben, von denen das oberste von 192 gekuppelten, 48 Fuß hohen Säulen getragen wird. Auf der eine herrliche Rundsicht bietenden Platform ist eine 69 Fuß hohe Säule, von welcher die 31 Fuß hohe Nachbildung des farnesischen Herkules ("der große Christoph") aus geschlagenem Kupfer herniederschaut. In seiner Keule haben 9 Personen Platz. Cascaden ziehen sich den Berg hinab. Eine halbe Stunde seit- und abwärts ist die Löwenburg, vom Kurfürsten Wilhelm I. erbaut, der auch da begraben ist, eine Ritterburg mit Burgcapelle, Rüstkammer etc. Vor dem Schlosse Wilhelmshöhe ist ein Teich mit der weltberühmten Fontaine, deren Wasserstrahl 190 Fuß hoch und 12 Fuß stark der höchste in Europa ist. Das Gefolge Napoleons besteht und 16 Cavalieren, worunter die Fürsten Ney und Murat, mehrere Generale und zahlreicher Dienerschaft, 85 Pferde und eine große Anzahl glänzender Equipagen. Die Wohnung ist im ersten Stock. Der preußische General von Boyen hat ihn geleitet. Bewacht wird Napoleon von 2 Compagnien Infanterie und 2 Escadrons Husaren.
- Wir daheim müssen unsern Streitern im Felde Leib und Seele möglichst warm halten, Für die Leiber sind nöthig Leibbinden, Fußlappen, Socken, Unterhosen etc. und alles in Massen für Gesunde und kranke und möglichst schnell. Aus Saarbrücken etc. werden Hülfsschreie laut, die in jeder Zeitung ein Echo finden sollten. Das lange Regenwetter und das Campiren im Freien Tag und Nacht wochenlang hintereinander ist kein Spaß. Viele, viele Tausende mußten, nachdem sie am Tag im Regen gestanden oder marschirt waren, Nachts ohne Heu und Stroh bivouakiren. Sie setzten sich auf den Tornister, hängen den Mantel um und lassen den Regen herunterlaufen. Viele legen sich auf die nasse, aufgeweichte Erde. In manchem Bivouac wurde ein Stück gutes Brod mit 5 - 10 Sgr., ein Schluck Schnaps mit 2 - 3 Sgr. bezahlt. Prächtig hat den armen Soldaten das bairische Bier geschmeckt, das ihnen Berliner Brauer zugeführt haben. Es waren 300 Tonnen in Eis verpackt = 75,000 Seidel; die letzteren hatten die praktischen Leute sogleich mitgebracht. Andere brave Leute brachten Taback und Nordhäuser.
- In Clermont begegnete König Wilhelm zum erstenmal dem bayerischen Grenadierregiment Nr. 6, dessen Inhaber er ist. Er begrüßte jeden einzelnen Offizier in strömendem Regen und sprach dem versammelten Officiercorps seine Freude aus. 'Jetzt, sagte er, hoffe ich Sie einmal kämpfen zu sehen, um mit eigenen Augen Ihre Bravour zu bewundern. (Zwei Tage darauf sah er sie bei Sedan kämpfen und siegen.) Das Regiment, das seit Wochen nicht aus den Kleidern und in kein Bett gekommen und von forcirten Märschen abgehetzt war, zog im strammsten Paradeschritt und hochaufjubelnd an ihm vorüber.
- Faul, alles faul in Frankreich von der Krone bis zur Wurzel. In der Kasse des Kaisers war immer Ebbe und die Militärkasse mußte heimlich ihre goldenen Fluthen in sie strömen lassen. Das machte zuletzt viele Millionen aus, man sagt 60- 100 Mill., halbe Regimenter standen auf dem Papier und mit den Vorräthen für die Armee sah's noch schlimmer aus. Die Mitschuldigen Le Boeuf, Magne und Andere mußten mit dem Kaiser durch Dick und Dünn und in den Krieg gehen auf gut Glück. Der sollte alles mit seinen Eroberungen und Brandschatzungen zudecken. Das Verzögern der Kriegseröffnung soll in der That mit dem Mangel an Munition etc. zusammen gehangen haben. Faul sah's und steht's auch bei der Mehrzahl der Soldaten aus; man frage nur die deutschen Aerzte. Sie versichern, unter 100 Franzosen seien 25 - 50 krank an Wunden, die sie in andern Bataillen als mit den deutschen Soldaten erhalten haben.
- Engl. Zeitungen bringen die Meldung, daß die Kaiserin Eugenie in Hastings angelangt ist.
- Das engl. Thurmschiff 'Capitain' scheiterte in Folge eines Sturmes bei Cap Finistere. Von der Bemannung sind 500 Personen, darunter der Sohn des Marine-Ministers Childers, ertrunken.
- Berichten aus Paris zufolge wird eine theilweise Verlegung der franz. Regierung nach Tours beabsichtigt.
- Marschall Mac Mahon ist nicht todt. Rouher, Persigny, Baroche und Gramont sollen nach England geflohen sein.
- Ein gefangener französischer Offizier hat sich in folgender Weise über unsere Soldaten ausgesprochen: "Wenn wir sie mit unsern Mitrailleusen und Chassepots decimirt hatten, dann glaubten wir, sie würden umkehren. Aber nein, der Rest ging immer vorwärts mit dem Bajonnet ohne einen Schuß zu thun. Ich glaube, wenn nur noch ein Einziger übrig geblieben wäre, er wäre im Laufschritt vorwärts gegangen. Es war ein entsetzli-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 72 Seite 3]

cher Anblick! Das sind keine Menschen, es sind Geister!"
- Als nach der Schlacht bei Sedan die französische Armee und Napoleon kapitulirt hatten, gratulirten die amerikanischen Generale und ein Engländer Bismarck zu dem Siege. O, antwortete er, ich habe nichts mit den Schlachten zu thun , aber ich bin stolz, daß die Bayern, die Sachsen und Württemberger heute nicht nur auf unterer Seite standen, sondern auch einen so großen Antheil an dem Ruhme des Tages haben. Daß sie mit uns und nicht wider uns sind, das ist mein Werk. Die Franzosen werden nun nicht mehr sagen können, daß die Süddeutschen nicht für unser gemeinsames deutsches Vaterland kämpfen.
- Die Fürstin von Rumänien ist am 10. d. von einer Tochter entbunden worden, welche in der Taufe, den Namen Marie empfing.


Anzeige.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lockwisch belegene Erbpachtmühle c. p. des Oelmüllers Adolph Friedrich Capell vom Hammer giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 6. d Mts. abgehaltene Liquidationsprotocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hindurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 6. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl, gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 7. September 1870.
C. L. V. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zum Hammer belegene Erbpachtmühle c. p., früher einem Timmermann gehörig gewesen, und die daselbst belegene Oelmühle c. p., früher einem Kähler gehörig gewesen, des Oelmüllers Adolph Capell zum Hammer giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 6. d. Mts. abgehaltene Liquidationsprotocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 6. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 7. September 1870.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Das alte Scheunen- und Stallgebäude auf dem Gehöfte des ersten Beamten hieselbst soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu Termin auf Sonnabend den 17. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst angesetzt ist und Kaufliebhaber eingeladen werden.
Die Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht.
Schönberg, den 12. September 1870.
Großherzogl. Mecklenb. Domain-Amt.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.
Die Zahlung noch einer Armensteuer zum halben Beitrag vernothwendigt sich und werden daher Zahlungspflichtige des Schönberger Armendistricts aufgefordert, an die resp. Armenvorsteher ihre Beiträge fördersamst zu bezahlen.
Schönberg, den 12. Sept. 1870.
Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.
Nach Mittheilung des stellvertretenden General-Commando's zu Schleswig sind Fälle vorgekommen, daß leichtverwundete nach Orten gekommen sind, wo keine Reserve-Lazarethe sich befinden, es ist sogar constatirt, daß dergleichen Soldaten oder selbst schon Genesene eigenmächtig zu Verwandten in die Heimath gegangen sind.
Da hierdurch entstehende Entziehung des Dienstes unter obwaltenden Verhältnissen leicht als Desertion im Kriege beurtheilt werden kann, so werden die im Fürstenthume Ratzeburg etwa sich aufhaltenden derartigen Soldaten aufgefordert, sich bei dem Bezirksfeldwebel Greve zu melden.
v. Pentz, Oberstlieutenant und Bezirks-Commandeur.


Landes-Verein
zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Angehörigen.
Mit der schon sehr sehr fühlbaren Herbstwitterung mehren sich die Leiden und Entbehrungen unserer Krieger in den Bivouacs auf freiem, kalten Felde. Von allen Seiten ist man daher bemüht, ihnen Erwärmung und Erquickung dorthin zu schaffen und Krankheiten möglichst vorzubeugen. Auch unser Landesverein in Neustrelitz hat ein Vorstands-Mitglied mit Hülfsgegenständen nach dem Schlachtfelde bei Metz abgesandt.
Dankenswerthe Gaben sind überhaupt und auch diesem Verein bisher zugegangen; aber vieles thut noch Noth. Gewiß Wenige der Geber haben sich dieserhalb bisher Entbehrungen aufzuerlegen. Welche Entbehrungen und Leiden aber haben unsere Soldaten für uns zu ertragen! Wie fast ganz Deutschland, so ist auch das Fürstenthum Ratzeburg durch die muthige Aufopferung der Krieger im ungestörten Besitze seines Hab und Guts geblieben und von den Schrecknissen des verheerenden Krieges befreit. Lassen Sie uns also weiter helfen!
An den Landesverein sind vorläufig 220 Thlr. abgesandt. Fortsetzung des speciellen Einnahme-Verzeichnisses wird demnächst erfolgen.
Fernere Gaben nehmen jederzeit gern entgegen Agnes Gräfin Eyben. G. W. Wicke. G. Grapow.


Zu unserer Sammlung sind ferner noch eingegangen:
1) von der Dorfschaft Lankow 5 Thlr. 40 ßl.,
2) aus Kl. Molzahn von einem Altentheiler 1 Thlr.,
3) aus Schwanbeck von N. N. 1 Thlr.,
4) von Herrn Pastor Gerling aus Schlagsdorf 10 Thlr., und
5) aus Schaddingsdorf zwei Betttücher,
daher an baarem Gelde 17 Thlr. 40 ßl.
mit den früher verzeichneten 1168 Thlr. 31 1/2 ßl.
---------------------------------
bisher zusammen 1186 Thlr. 23 1/2 ßl.
über deren Verwendung nächstens Rechnung gelegt werden soll.
Schönberg, den 12. September 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Bürger.


Die diesjährige Umfahrt wird vorgenommen werden:
Donnerstag den 15. Sept. für Gr. Siemz, Lindow, Törpt, Niendorf, Bechelsdorf, B.-Resdorf;
Freitag den 16. Sept. für Kl. Siemz, Petersberg, Ollndorf, Raddingsdorf;
Montag den 19. Sept. für Mahlzow, Kleinfeld, Rupensdorf, Wahlsdorf, Lockwisch.
G. Fischer. Pastor sec.


Wasch-Crystall von Littlewood in London empfiehlt zu billigstem Preise Aug. Spehr.
Schönberg, den 23. Sept. 1870.


Kochbirnen à Faß 4 ß,
Gepflückte Birnen (Beurré gris) à Faß 5 Schilling (Mecklenburg).
Auguste Baumast.


Das Quartal der Schmiede- und Schlossermeister fällt auf Freitag den 30. September, und nimmt Nachmittags 1 Uhr seinen Anfang.
Schönberg.
Die Aelterleute.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 72 Seite 4]

Fabrik künstlicher Düngstoffe von A. Lamek, Wandsbeck, empfiehlt zur bevorstehenden Saatzeit den geehrten Herren Landleuten ihre wohlbekannt und bestrenomirten Düngstoffe von ausgezeichneter Wirksamkeit, als: Blutdünger, Gedämpftes Knochenmehl (garantirt unverfälscht), Superphosphat, unter Zusicherung der reellsten Lieferung.
Preis Crt. Taler (Mecklenburg) 3 pr. Crt. pr. compl. Franco Wandsbecker oder Hamburger Bahnhof.
Die Fabrik und Fabrikate sind von mir unter Controlle der Conroll-Versuchs-Station für den Verkauf von künstlichen Düngstoffen im Großherzogthum Mecklenburg unter Direction des Herrn Gutsbesitzers Bock auf Gr. Weltzien und Herrn Prof. Dr. Schulze in Rostock gestellt.
Niederlage, resp. Agentur bei Herrn L. Flum in Grevismühlen.
Wandsbeck, September 1870.


Bilanz der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin pro ultimo August 1870

Activa. Passiva.
Lebensversicherungs-Prämien und Einlagen 23,331 38 -   144,976 42 -
Spar-Bank-Einlagen 1,250,566 28 -   2,625,278 33 -
Belegungen 3,434,453 42 3   1,728,669 22 -
Konto pro Diverse 370,970 36 6   326,552 20 6
Agenturen-Konto 1,591,188 32 6   1,566,066 33 3
Kasse 1,755,543 30 6   1,677,489 21 3
Fonds, Gewinn- und Verlust-Konto 85,895 3 9   442,916 39 6
---------- ----------- ---- --   ------------ ---- --
Crt. Taler (Mecklenburg) 8,511,950 19 6   8,511,950 19 6
Umsatz und Bestände.1869.
Am Schluß des Jahres
 1870.
Am Schluß des August.
Gesammt-Umsatz 23,267,500 19 -   15,256,729 41 6
Werbendes Kapital 1,785,534 13 -   1,853,378 44 9
Zinstragendes Kapital 1,709,998 36 6   1,750,202 36 3
Lebens-, Sterbekassen- und Leibrenten-Versicherungen 2,001,998 35 -   2,122,7465 28 3

Schwerin, den 6. September 1870.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital-Einlage-, Darlehns- und alle sonstigen Geld-, Inkasso- und Commissions-Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts-Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar-Bank-Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Haupt-Agentur Schönberg.
Carl Bade.


Kornsäcke in Drell und Leinen empfiehlt H. Kallmeyer.
Ratzeburg.


10 Thaler Belohnung
Demjenigen, der mir Diejenigen so nennt, daß ich sie gerichtlich belangen kann, die mir in der Nacht vom 3. zum 4. d. Mts. die Koppelschleete, die zur Einfriedung an der Wahlsdorfer Scheide an der Nachtkoppel des Heinrich Voß von meiner Seite angebunden gewesen, gestohlen haben.
Hof-Wahrsow. W. Hörcher.


Ueber meine beiden Koppeln, genannt "Krögel" und "Wulfsberg", wird seit längerer Zeit gefahren und gegangen, was ich hiedurch bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbiete.
Hauswirth Godknecht in Teschow.


Fahnen! Illuminations-Sachen!
Bonner Fahnenfabrik Bonn.


Mein auf dem Köppenmoor wachendes Heu (ethes Kuhfutter) beabsichtige ich auf dem Stamm zu verkaufen.
Johanna Creutzfeldt, Sabowerstraße.


Meteorologische Beobachtungen.
Sept.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
9.
10.
11.
12.
33.43
31.36
37.65
38.85
7.8
9.5
6.8
4.8
11.8
13.2
12.4
12.4
SSO
SSW
WNW
WSW
1
3
1
0
bedeckt.
zieml. heit.
-
-

Am 9. und 10. auf 1 []' 13 und 18 Cubikz. Reg.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7-8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 1/2 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat27 1/2 - 28Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen27 - 27Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 32.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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