No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juni
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 47 Seite 1]

- Den M. Anz. zufolge wird an Stelle des zum Oberhofmeister der zukünftigen Frau Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin berufenen General=Lieutenants v. Sell der Staats=Minister v. Bülow in Neustrelitz demnächst als Gesandter für beide Mecklenburg in Berlin beglaubigt werden und zugleich die Vertretung derselben im Bundesrath übernehmen.
- Der Reichstag nahm am 9. Juni den Telegraphenvertrag mit Luxemburg an. Darauf wurde die Budgetherathung fortgefetzt. Die fortdauernden Ausgaben sämmtlicher Etats wurden genehmigt, ausgenommen die des Marine=Etats, dessen Berathung vertagt wurde, da derselbe umgearbeitet werden soll, um größere Mittel flüssig zu machen. Die außerordentlichen Ausgaben, sowie die Einnahmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern wurden genehmigt. Gegenüber einer Anfrage eines Abgeordneten erklärte Präsident Delbrück, der Anschluß Mecklenburgs an den Zollverein stehe bevor.
- Bei Gelegenheit der Verhandlungen über die Finanzfrage im Reichstage zu Wien fehlte es nicht an solchen, die es gerade heraussagten, es sei besser, wenn Oesterreich jetzt den Bankerott ansage als später, aufzuhalten sei er doch nicht.
- Der Bundesrath hat den Beschluß gefaßt, den Entwurf eines gemeinschaftlichen Strafgesetzbuches und einer gemeinsamen Proceßordnung für die Länder des norddeutschen Bundes ausarbeiten zu lassen.
- Die Böhmen wollen zum 6. Juli eine Deputation nach Constanz schicken, um den Todestag des Johann Huß (starb 1415) an Ort und Stelle zu feiern.
- Die Königin von Portugal ist in Ems eingetroffen und hat das reizend gelegene und prachtvoll eingerichtete Grand Hotel de Darmstadt bezogen.
- Der Sultan hat eine ansehnliche Gabe für die armen Ostpreußen an die Königin von Preußen mit einem Brief eingesandt, der es verdient, daß er im Staatsarchiv aufbewahrt werde. Die Königin hat sofort auch wieder brieflich ihren Dank ausgesprochen.
- Die Wollmärkte haben ihren Anfang genommen und man erzielt für feine und hochfeine Wolle meist die vorigjährigen Preise. In Breslau hatten sich viele Käufer aus den Rheinlanden, aus England und Frankreich eingefunden. Mittelwolle fand nicht viel Begehr.
- Das allgemeine Scheibenschießen in Lübeck soll laut Bekanntmachung des Comité's am 19. und 20. Juli stattfinden. Das Waisenkinderfest ist dies Jahr, wie wir hören, auf einen spätern Termin verlegt, und wird erst am Johannistage, den 24. Juli, gefeiert werden.
- Eine furchtbare Explosion entstand in Dresden in einem Keller an der Ecke der Rhänitzgasse im Hause Nr. 10. Das daselbst befindliche Sulzbergesche kaufmännische Geschäft sollte durch Kauf in andere Hände übergehen, weshalb sich der Kaufmann nebst seinem 9 Jahre alten Sohn zur Feststellung der Inventur mit brennender Lampe in den Lagerraum begab, wo sich neben anderen Stoffen mit Petroleum gefüllte Fässer befanden. Auf jetzt noch nicht ermittelte Art explodirte letzteres oder die mit Zündstoff erfüllte Luft, und zwar so heftig, daß der Knabe, welcher das Licht hielt, nach der Treppe geschleudert wurde, sich an das dortige Geländer anklammerte, von Qualm und Gluth aber erstickt und nach der Katastrophe als schwarzer und verkohlter Leichnam aufgefunden wurde. Der Vater erlitt ebenfalls erhebliche Brandwunden. Durch die Explosion wurden auch viele Fensterscheiben zertrümmert, das Feuer griff um sich und zerstörte einen Theil der Waarenvorräthe, worauf es der herbeigeeilten Löschmannschaft gelang, dem weiteren Umsichgreifen des Elements vorzubeugen. Der Rauch, welcher die inneren Räume des Hauses erfüllte, war so dicht, daß eine Bewohnerin im zweiten Stock nach Hülfe rief und nebst ihrem Kinde von fremder Hand mittelst Leiter von außen herabgeholt werden mußte.
- An einem schönen Maimorgen promenirte der König von Preußen in seinem Park bei Babelsberg. Ein junger Gärtnerbursche kam ihm in den Weg, und von diesem ließ er sich die neuen Gartenanlagen zeigen und unterhielt sich lange mit ihm. Endlich merkte der König, daß der Bursche verlegen wurde, so daß er ihn fragte, was er habe. Ach, sagte dieser, meine Zeit ist gleich um, daß ich in Potsdam zum Dienst eintreffen muß und ich werde nun wohl zu spät kommen. Wenn es weiter nichts ist, sagte der König, da ist zu helfen, ließ sogleich anspannen, fuhr mit dem Burschen nach Potsdam und entschuldigte ihn selbst beim Commando, wenn er sich verspätet haben sollte.
- Am 5. d. Mts., Nachmittags, legten sich in Kempen zwei Knaben im Alter von 12 bis 14 Jahren in der Nähe des Bahnhofes auf die Schienen der Kempen=Venloer Bahn, nicht weil sie lebensmüde waren und den Tod suchten, sondern weil sie einmal probiren wollten, ob der von Venloe kommende Zug ihretwegen anhalten werde. Dem betreffenden Zugführer gelang es, den schon nicht mehr mit voller Kraft fahrenden Zug so zeitig zum Stehen zu bringen, daß die beiden Buben mit heiler Haut davon kamen. Leider vergaß es der Zugführer aus nur zu leicht erklärlichem Schrecken, den beiden Taugenichtsen einen Denkzettel mit auf den Weg zu geben.
- Eines der Dinge, die schwer zu stehlen sind ist gewiß eine Locomotive; dennoch haben jüngst in den Vereinigten Staaten vier junge Wildfänge eine solche gestohlen. Briggs, Murdock, Lake und Connoley, von denen die ersten vierzehn, der letzte erst zwölf Jahre zählte, hatten sich fest vorgenommen, einmal eine Spazierfahrt per Extrazug zu machen. Am 28. April stiegen sie um Mitternacht durch ein Fenster in das Maschinenhaus des Bahnhofs der Eisenbahn von Freehold nach Jamesburg, und heizten in aller Stille die Locomotive "Mammuth". Als Dampf da war, öffneten sie das Einfahrtsthor des Hauses, bestiegen die Maschine, zogen die Hebel und ließen den "Mammuth" frisch hinausbrausen in der Richtung in Jamesbury. Vor allen Kreuzungen und Uebergängen gaben sie ein scharfes Sig=

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nal mit der Pfeife, zum größten Erstaunen der an ihre Posten eilenden Bahnbediensteten. Keiner konnte sich erklären, was diese geheimnißvolle Reise zur nächtlichen Stunde zu bedeuten habe, keinem war irgend etwas bekannt von einem Extrazuge. Kurz vor Jamesburg ging endlich der Maschine das Wasser aus und der Dampf ließ nach; vor dem Feuerraum entstand eine solche Hitze, daß keiner der vier Vergnügungsreisenden mehr stehen bleiben konnte. Die Locomotive wurde also allmählig zum Stehen gebracht und schleunig rannten drei der Maschinisten querfeldein; der junge Briggs aber spürte eine kleine Ermüdung, weßhalb er eine Laterne mitnahm und sich in einen Winkel legte um ein Schläfchen zu machen. Inzwischen war das Verschwinden des "Mammuth" im Bahnhofe zu Freehold bemerkt worden und der Telegraph spielte nach allen Richtungen. Die Maschine wurde bald auf einer Weiche bei Jamesburg aufgefunden, nicht weit davon eine brennende Laterne und daneben der junge Briggs, den Schlaf der Gerechten schlafend. Als der Bahnhofverwalter den Schlingel aufgeweckt hatte, antwortete der in größter Unbefangenheit: "Ich habe die Laterne nicht gestohlen, - gebt mir doch etwas Wisky, es ist elend kalt heute!"
- Ueber eine Hinrichtung in Japan gibt ein englisches Blatt einen interessanten authentischen Bericht. Ein japanesischer Offizier in Hiogo hatte einen französischen Soldaten, weil er sich geweigert, dem Gefolge des japanesischen Prinzen Bizen aus dem Wege zu gehen, mit seinem Säbel verwundet. Die französischen Behörden forderten Genugthuung, und der Offizier wurde zum Tode verurtheilt. Die Hinrichtung fand in imposanter Weise des Abends 10 Uhr in einem zu diesem Behufe prächtig erleuchteten Göttertempel statt. Der Officier war ein Edelmann und bekleidete in der Armee des Prinzen Bizen den Rang eines Obersten. Der japanesischen Etiquette gemäß durften bei der Hinrichtung nur Offiziere, die mit dem Verurtheilten in gleichem militairischen Range standen, gegenwärtig sein. Es wurden aber auch Ausländer zugelassen, und zwar von jeder Legation ein Mitglied. Der Delinquent kniete vor einem kleinen runden Tisch, auf welchem das Familienschwert lag, nieder, und hielt eine lange Rede, in welcher er seine Unschuld auf das Lebhafteste betheuerte und vorgab, nur in Gemäßheit des japanischen Gesetzes und der Landessitte gehandelt zu haben, als er den fremden Soldaten wegen dessen ungebührlichen Benehmens gegen die Suite des Prinzen bestrafte. Hierauf wendete er sich nach allen Seiten des Tempels und begann ein inbrünstiges Gebet, während welchem die ihn umgebenden Japanesen mit ihrem Gesicht auf dem Fußboden lagen; nur die Ausländer blieben aufrecht stehen. Dann erhob sich der Verurtheilte, ergriff das vor ihm liegende Schwert und stieß es sich mit einem lebhaften Ausrufe - halb Freuden=, halb Angstruf - in den Leib, zu gleicher Zeit seinen Hals ausstreckend, um seinen Tod zu beschleunigen, der auch sofort eintrat. In demselben Augenblicke trennte ein hinter ihm stehender Freund, ein japanesischer Oberst, mit einem Schlage das Haupt vom Rumpfe, welches zu seinen Füßen rollte. Die anwesenden Beamten legten das Haupt auf einen goldenen Teller und präsentirten es den Ausländern zur Inspection, gleichzeitig die Frage an dieselben richtend, "ob sie nunmehr zufrieden gestellt seien?"
- In Wien wurde bei der Behörde ein Bittgesuch um Befreiung vom Militair eingereicht, das als komisches Kuriosum der Veröffentlichung werth ist. Das Gesuch lautet: "1. Ich Franz und sie Martha O. . . ., Eheleute mit Tisch und Bett, kümmerliche Sorgen und 7 erzeugte Kinder in der Ehe belastet, wobei bemerkt wird 4 Buben und 3 Mädchen, 38 Jahre als getreue Unterthanen bei den theuern Zeiten in einem fort eheliche Treue gepflogen. 2. Ich als väterlicher Ehemann 57 Jahre lang geboren, dabei immer mühselig und nicht mehr im Stande, meine Arbeitsamkeit zu erzwecken. 3. Und die weibliche Mutter Theresia detto, welche mit obigen 7 Kindern vor Altersschwachheiten zittert, wovon 4 Kinder am Leben sind, 2 Knaben und 2 Mädchen. Wonach bemerkt wird mit zwei liegende Todtenscheine zur Gemäß der Wahrheit, wo erster Sohn Johann als Rentirungsdepartementsbediensteter mit 22jährig entkräfteten Unterleibsorganen bitterlichen Spitaltod für das hohe Vaterland sich nothdürftig unterzogen hat. 4. Im Jahre 1850 haben wir unsern zweiten Sohn Stephan gestorben, welcher als Gemeiner dies irdene Jammerthal mit demokratischen Blessuren fluchwürdiger Weise verlassen hat, wogegen 5. ein fortlaufender Sohn Nr. 3, welcher auf den Namen Zacharias hört und taubstumm ist, wegen heilloser Magenschwäche und kurzsichtigem Athem als tödtlicher Hausgenosse in miserablen Betracht zu ziehen kommt. 6. Nur ist unser bisher letztlicher Sohn Simon, obwohl von Jugend auf mit einem frommen, tugendhaften Lebenswandel angethan, zu berittener Cavallerie numerirt, wo unterschiedliche Zügellosigkeiten losgehen. 7. Daher bitten wir täglich segensreich, daß unseres zwangsweise reitenden Simon nicht zu Schanden werden möge, weil selber als letztes mannbares Erzeugniß in der Wirtschaft unentbehrlich anzusehen ist, und verbleiben in ergebungsvoller Armseligkeit Eines wohlallerhöchsten Rescripts N. N."


Bauernfänger auf Gastrollen.

Vor einiger Zeit theilte die Polizeibehörde aus Magdeburg der Berliner Criminalpolizei telegraphisch mit, daß drei der gefährlichsten dortigen Bauernfänger auf der Reise nach Berlin begriffen seien und mit dem nächsten Zuge auf dem Potsdamer Bahnhofe ankommen würden, ein Commissarius aus Magdeburg mache aber ohne Wissen der Gauner die Reise mit, um ihre Verhaftung in Berlin zu bewirken. Ein Criminal=Commissarius begab sich nun in Begleitung dreier Schutzmänner kurz vor Ankunft des Magdeburger Zuges nach dem Bahnhofe. Die erwarteten Gauner kamen denn auch, nichts Böses ahnend, setzten sich in der Lennéstraße in eine offene Droschke und wiesen den Rosselenker an, sie schleunigst nach der "Stadt Halle" in der Lindenstraße zu fahren, wohin sie ihre Sachen vorausgeschickt hatten. Inzwischen hatten sich der Magdeburger und der hiesige Commissarius verständigt und eilten in vollem Trabe der Droschke nach. Die Gauner, sich verfolgt sehend, spornten den Kutscher zur Eile an, ehe dieselben es sich aber versahen, war der Droschke Halt geboten und die Beamten saßen ihnen zur Seite. Einer derselben versuchte aus der Droschke zu springen, was ihm jedoch nicht gelang. Unter großem Zulauf des Publikums ging die Fahrt nach dem Molkenmarkt, wo der Gefangenen Geld, Uhren, Pretiosen und Reisetaschen in Aufbewahrung genommen wurden. Bei einem derselben fand man eine Brieftasche mit 400 Thalern, die ihm während der Fahrt, wie die Beamten bemerkt hatten, von einem Complicen zugesteckt worden war. Inzwischen wurde ein Schutzmann nach der "Stadt Halle" geschickt, um die von den Bauernfängern dorthin gesandten Sachen zu holen. Dort theilte ihm der Wirth mit, es sei eben ein junger Mann gekommen, die Sachen in Empfang zu nehmen. Der Schutzmann nahm nun nicht bloß die Sachen, sondern auch den jungen Mann mit, und es stellte sich nun heraus, daß der Mitgebrachte der Gefährlichste der Gesellschaft war. Die Gefangenen sind sämmtlich nach Magdeburg zurückbefördert worden. Das Manöver, wegen dessen die Bauernfänger verfolgt wurden, hätte übrigens beinahe ein Menschenleben gekostet. Ein Rentier aus München hatte sich nämlich vorgenommen, die Welt sich anzusehen und zu diesem Zwecke 3000 bayerische Gulden in sein Portefeuille gesteckt. Er kam wohlgemuth in Magdeburg an; auf dem Bahnhof gesellten sich zu ihm zwei feingekleidete Herren in Begleitung zweier scheinbar nobeler Damen, die in Magdeburg fremd zu sein vorgaben und dem guten Bayer den Vorschlag machten, sich ihnen anzuschließen. Er wurde in eine Restauration, eine Bauernfänger=Spelunke, gelockt, deren Wirth ebenfalls verhaftet ist; einer der Herren bestellte Wein, und der Bayer trank fleißig mit. Wie er glaubt, hat man ihm einen Schlaftrunk in den Wein gemischt, denn er schlief schon nach dem dritten Glase, wie er sich später erinnerte, fest ein. Diesen Moment benutzten die Räuber, sie zogen dem Bayer das Portefeuille aus der Tasche, nahmen das Geld heraus und steckten ihm die geleerte Brieftasche wieder ein. Da es inzwischen finster geworden war,

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trugen sie den Besinnungslosen in eine kleine daran stoßende Gasse und setzten ihn auf der Treppe eines Hausflurs nieder. Leute aus dem Hause, die ihn fanden, weckten ihn. Es verging eine halbe Stunde, ehe der "Verschleppte" sich besinnen konnte was mit ihm vorgegangen. Plötzlich greift er nach der Tasche, holt sein Portefeuille hervor, öffnet es und mit einem Schrei eilt er von dannen nach der nahen Brücke. Er stürzt sich in die Elbe, wird jedoch von Fischern gerettet. Die Polizei hofft, ihm einen großen Theil des geraubten Gutes wieder herbeizuschaffen. - Uebrigens wurde ebenfalls vor kurzer Zeit ein russischer Major, welcher sich da zum Vergnügen aufhielt, ebenfalls ein Opfer der Bauernfänger. Er wurde in eine Kneipe gelockt, hier zum Spielen verleitet und ihm eine Geldsumme von 300 Silberrubel abgenommen. Außerdem wurden ihm noch 200 Thaler und ein sehr wertevolles Pistol gestohlen. Als er Polizeibeamte requirierte, hatten die Gauner bereits das Weite gesucht. Nachträglich soll es jedoch gelungen sein, dieselben zur Haft zu bringen.


Anzeigen.

Vorladung.

Auf Antrag Dris. Conrad Plitt für die Vorsteher der Sterbekasse des vormaligen Amts der Schneider Johann Friedrich Kehl und Heinrich Christian Daniel Jess, sowie die außer diesen Beiden in Anlage C. der Acten namentlich aufgeführten Mitglieder dieser Sterbekasse wird

1) zur allgemeinen Kunde gebracht, daß angeblich die Mitglieder der Schneider=Amts=Sterbekasse dahin sich geeinigt haben, eine Reorganisation ihrer Statuten vom 2. August 1853 vorzunehmen und dabei besonders die nach § 10 und 11 derselben für Meisterskinder zu zahlenden Sterbegelder abzulösen,
und werden
2) etwaige Mitglieder der Schneider=Amts=Sterbekasse, deren Namen die im Actuariate dieses Gerichtes zur Einsicht aufliegende Anlage C. der Acten nicht aufweist, und etwaige Meisterskinder, deren Namen die gleichfalls im Actuariate dieses Gerichts zur Einsicht aufliegende Anlage D. der Acten nicht enthält, bezw. die Vormünder oder sonstige Vertreter solcher Meisterskinder, sowie alle diejenigen, welche der beabsichtigten Reorganisation der Statuten widersprechen zu können glauben, aufgefordert und schuldig erkannt, ihre etwaigen Ansprüche, Forderungen oder Widersprüche binnen doppelter sächsischer Frist vom Erlaß dieses Proclams angerechnet, mithin spätestens am 29. Juni 1868 bei dem unterzeichneten Gerichte ordnungsmäßig - Auswärtige durch einen gehörig legitimirten hiesigen Bevollmächtigten - anzumelden und zu rechtfertigen unter dem Rechtsnachtheile, daß nach Ablauf dieser Frist die nicht Angemeldeten mit ihren Ansprüchen, Forderungen und Widersprüchen gänzlich ausgeschlossen und derselben verlustig erklärt werden sollen.
Lübeck, den 30. März 1868.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung.
W. Gädeke Dr. Actuar.


Decretum praeclusivum.

Wider alle Diejenigen, welche sich mit ihren Forderungen und Ansprüchen an die Hinterlassenschaft des verstorbenen hiesigen Bürgers und Hutmachers Wilhelm Kurz, in Gemäßheit Proclams vom 20. April d. J., im gestrigen Professions=Termin nicht gemeldet haben, ist unterm heutigen Tage die Präclusion erkannt.
Ratzeburg, den 6. Juni 1868.
Königlich Herzoglicher Stadthauptmann, Bürgermeister und Rath.
In fidem: Richter, Stadtsecretär.


Verkaufs=Anzeigen.

Am Sonnabend den 20. d. M., Nachmittags 4 Uhr, soll das im Spiegelfelde an der Rottensdorfer Scheide wachsende Getreide, als: 789 Quadrat=Ruthen mit Roggen und 633 Quadrat=Ruthen mit Weizen parcelenweise oder resp. im Ganzen auf dem Halm meistbietend an Ort und Stelle verkauft werden.
Schönberg den 8. Juni 1868.
Der Magistrat.


Verkauf einer Mittelkäthnerstelle in Niendorf a. d. Stecknitz.
Es soll die zu Niendorf a. d. Stecknitz belegene Mittelkäthnerstelle des Hauswirths Mundt (etwa 37 Morgen 82 []Ruthen) am Mittwoch den 1. Juli d. J. ohne Inventar öffentlich meistbietend verkauft werden, und werden Kaufliebhader ersucht, sich alsdann Vormittags 11 Uhr im Hotel "Stadt Hamburg" in Ratzeburg einzufinden.
Die Bedingungen sind 8 Jage vor dem Termin beim Unterzeichneten, sowie beim Bevollmächtigten des Verkäufers, Hufner Heinrich Brügmann in Coberg einzusehen, auch kann die Stelle 14 Tage vor dem Termin besichtigt werden.
Gericht Niendorf a. d. Stecknitz,
Ratzeburg, den 3. Juni 1868.
Sachau.


Verkaufs=Anzeige.
Am Sonnabend den 20. Juni, Vormittags von 10 Uhr an, sollen in Herrnburg im Hause des Hufenpächters Oldenburg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
Betten, Frauenkleidungsstücke, 1 Kleiderschrank, 4 silberne Eßlöffel, 1 gegerbte Kuhhaut, einige Pfund Wolle und was sich sonst noch vorfindet.
Kutzbach, Landreiter.


Auctions=Anzeige.
Zu Hof Strohkirchen bei Rehna sollen am 22. und 23. Juni d. J. in öffentlicher Auction gegen Baarzahlung an den Meistbietenden verkauft werden:

       Wirthschafts=Inventarien,
als: 27. Ackerpferde, Schweine, Instrumenta rustica aller Art, Dresch-, Häcksel= und Säe=Maschinen, Kutsch= und Bausielen, herrschaftliche und andere Wagen, Mobiliar, Haus= und Küchengeräth, auch Betten und was sich sonst noch findet.
Die Auction beginnt an beiden obengenannten Tagen Morgens 9 Uhr, die Versteigerung der Pferde am ersten Auctionstage, den 22. Juni um 12 Uhr Mittags.
Kaufliebhaber werden zum zahlreichen Erscheinen eingeladen, und wird auf mündliche oder frankirte Anfragen genaueren Nachweis über die Verkaufsgegenstände liefern der mit dem Verkauf beauftragte
Amtsprotocollist Neumann in Rehna.
Rehna im Juni 1868.


Am Donnerstag den 18. Juni d. J. sollen im s. g. "Weißen Roß" zu Rehna öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

Mobilien aller Art, Betten, Leinenzeug und Kleidungsstücke, Brau= und Milchengeschirr, kupferne und messingene Kessel, 1 Stuhlwagen, Bauwagen und Ackergeräth aller Art, 1 Bienenschauer auf Abbruch, eine Partie Bienenkörbe etc., eine Partie Mehlsäcke, ein Quantum Nutz= und Brennholz, und was sich sonst noch findet.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wird am 19. Juni fortgesetzt, falls sie am ersten Tage nicht beendet wird.
Kaufliebhaber werden hiezu eingeladen.
Rehna im Juni 1868.
W. Neumann.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 47 Seite 4]

Dem Herrn Wilh. Heincke habe ich den Wiederverkauf meiner künstlichen Mineralwasser für Schönberg und Umgegend übergeben.
Selters, Soda, Brauselimonaden und Fruchtlimonaden sind daselbst frisch zu Fabrikpreisen vorrätig.
Bestellungen auf sämmtliche gangbare Gesundbrunnen werden ebendaselbst entgegengenommen.
Lübeck im Mai 1868.
W. Griese.


Zum Johannis=Termin d. J. sind noch in hiesigen Landstellen gegen beste hypothekarische Sicherheit zu belegen
2 Pöste à 1200 Thlr., 1 zu 2000 Thlr., 2 à 1000 Thlr., 1 zu 500 Thlr., 1 zu 450 Thlr. und 1 zu 250 Thlr.
In städtischen Grundstücken ebenfalls gegen sichere Hypothek:
1 Posten von 1000 Thlr., 1 zu 600 Thlr., 2 à 500 Thlr., 1 zu 400 Thlr. und 2 à 300 Thlr.
Sämmtliche Gelder werden mit 4 % verzinst und ertheilt weitere Auskunft
J. P. Bade.
Schönberg im Juni 1868.


Zum diesjährigen Johannis=Termin kann ich Geld zur größten Sicherheit und zu 4 % jährlicher Zinsen unterbringen und nehme ich Posten von Einhundert Thaler und darüber kostenfrei an, bitte aber, mir Anmeldungen recht bald zu machen.
Schönberg, den 30. April 1868.
Kindler, Advocat.


Elsner's Lederöl entspricht allen Anforderungen, um Leder in jeder Façon, hauptsächlich Pferdegeschirre, Wagenleder, Fußbekleidungen etc. etc. für die Dauer weich und geschmeidig zu erhalten.
Dieses, nach angestellten praktischen Versuchen höchst belobend anerkannte Oel, ist zu haben à Pfd. 15 ßl. bei Aug. Spehr.
Schönberg, den 4. Juni 1868.


Ein sehr gut assortirtes Lager von billigen Tapeten, Borden und Rouleaux empfiehlt C. Schwedt.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassen=Bücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin zu dem jetzt erhöhen Zinsfuße besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 30. Juni bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Gußeiserne Keller= und Stallfenster, Dachfenster, Ofenthüren, Ofenröhren, Grabkreuze, Gartenbänke, Rosten und Ofenplatten und emaillirtes Kochgeschirr empfiehlt C. Schwedt.


Die in neuerer Zeit so beliebt gewordene Reformdinte ist für Schönberg mir zum alleinigen Verkauf übertragen und empfehle solche zu Originalpreisen.
Außerdem halte nach wie vor Anilindinte zu den bekannten Preisen stets vorräthig.
Buchbinder C. Sievers.


Weißer flüssiger Leim von E. Gaudin in Paris.
Dieser Leim, welcher ohne Geruch ist, wird kalt angewendet bei Porcellan, Glas, Marmor, Holz, Kork, Pappendeckel, Papier etc. Vorräthig, pr. Flacon 4 und 8 Sgr. in Schönberg bei J. F. Eckmann.


Von Dienstag den 2. Juni wird die Dorfstraße in Kl. Siemz wegen Dämmung bis auf Weiteres für Fuhrwerk gesperrt sein.
Die Dorfschaft Kl. Siemz.
Schulze Köhler.


Die Vormatt in meinem Galgenmoor ist zu verpachten.
Gastwirtin Krüger.


Am 22. und 23. Juni, beide Tage Nachmittags, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Silbergewinnen stattfinden, wozu ich die geehrten Schießliebhaber hierdurch einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten. - Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 16 Schilling (Mecklenburg) kostet, fällt nur ein Gewinn.
Krüger Müller in Zarnewenz.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: Den 28. Mai. Dem Hauswirth Maaß in Lindow eine Tochter. - Dem Arbeitsm. Peter Schmidt hieselbst ein Sohn. - 29. Mai. Dem Schulzen Borchert zu Raddingsdorf eine Tochter. - 31. Mai. Dem Arbeitsm. Kähler zu Torriesdorf ein Sohn. - 1. Juni. Dem Hauswirth Hans H. Schleuß zu Lockwisch ein Sohn. - 5. Juni. Dem Schlossermeister Ollmann hieselbst ein Sohn. - 10. Juni. Dem Krämer Otto hieselbst ein Sohn.

Gestorben: Den 29. Mai. Catharina Maria Elisabet Freitag, geb. Wigger aus Kl. Siemz, Arbeitsm.=Frau daselbst, 28 J. alt. - 1. Juni. Anna Maria Margareta Alwardt, Arbeitsm.=Tochter vor Schönberg, 5 M. alt. - 4. Juni. Friedrich Retelsdorf. Hauswirthssohn, Zimmergesell zu Olndorf, 21 J. 3 M. alt. - 6. Juni. Engel Margareta Wegner, geb. Vollert aus Pahlingen, Arbeitsm.=Frau hieselbst, 65 J. alt. - Des Schlossermeisters Ollmann Söhnlein, 1 Tag alt. - Friederike M. E. Catharina Callies, Viehverschneiders=Tochter vor Schönberg, 6 M. alt.

Copulirt: Den 29. Mai. Johann Joachim Vitense, geb. zu Carlow, Maurergesell hieselbst, und Dorothea Meyer hieselbst, geb. zu Otterstedt. - Johann Christian Gottlieb Schiller, geb. zu Mertendorf bei Naumburg a. d. Saale, Arbeitsm. zu Lockwisch, und Arbeitsm.=Wittwe Wienk, geb. Stabenow, zu Lockwisch.

Sonntag, den 14. Juni.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Juni
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
9.
10.
11.
38.59
39.60
38.40
6.0
6.0
9.0
13.0
15.5
15.5
WNW
ONO
NNO
1
0
wolkig.
zieml. heiter.
trübe.

Am 9. 20 Cubikz. Regen auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund10 1/2 - 11 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund11 - 11 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß6 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.6 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen25 - 26Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 - 17Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen16 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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