No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juli
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 50 Seite 1]

- Zwischen den Cabinetten der beiden deutschen Großmächte herrscht leider wieder die größte Mißstimmung, und zwar lediglich veranlaßt durch die Verhandlungen wegen der Schleswig=Holsteinischen Angelegenheit, in welcher die beiden Regierungen sich auf so entschieden entgegengesetzte Standpunkte stellen, daß eine Ausgleichung nicht zu erwarten ist. Den bekannten preuß. Forderungen gegenüber weist man jetzt auf eine Aeußerung des Kaisers von Oesterreich hin, daß, so lange er regiere, die österreichische Regierung die Gründung eines von Preußen abhängiger Staates niemals zulassen werde. Die Punkte, auf welche Oesterreich bei Regulirung des Verhältnisses Preußens zu den Herzogthümern eingehen würde, sollen folgende sein:
Ausschließlich preußische Besatzung in Kiel und Rendsburg, Militair= und Marine=Vertrag, Eintritt der Herzogthümer in den Zollverein. Die Ueberlassung der Endpunkte des Nord=Ostsee=Canals an Preußen zur Besetzung und Befestigung ist nicht mit einbegriffen.
- Graf von Nostitz, Blüchers Adjutant und Retter in der Schlacht bei Ligny, lebt noch; zum Andenken an die Schlacht bei Waterloo hat ihm der König jetzt die Auszeichnung verliehen, das eiserne Kreuz in sein Wappen aufnehmen zu dürfen. Nur zwei Männer vor ihm genossen dieselbe Ehre: Blücher und Hardenberg.
- Der Krieg hat den nordamerikanischen Staaten die runde Summe von 3 Milliarden Dollars Schulden hinterlassen. Die Verluste an Menschenleben belaufen sich nach jüngst vom Kriegsminister veröffentlichtem Berichte auf Seite des Nordens auf 325 Todte und 1,100,000 Verwundete. Der Verlust des Südens ist noch nicht genau ermittelt: der Gesammtverlust des Südens und Nordens beträgt sicher gegen 3 Mill. Menschen. Die Noth im Süden ist ungeheuer, in Virginien werden 200,000 Menschen von der Regierung ernährt, in Richmond allein 11,000 Speiseportionen täglich vertheilt.
- Der Magistrat in Parchim hat für erforderlich erachtet, alle dort sowohl von Schlachtern wie von Privaten geschlachteten Schweine in Bezug auf Trichinen durch eine geeignete Persönlichkeit untersuchen zu lassen. Die Kosten der dazu erforderlichen Apparate, welche sich außer dem Porto auf 13 Thlr. belaufen, sind aus der Kämmereikasse bewilligt worden.
- Californien gewinnt zunehmend an Wichtigkeit und hat im vorigen Jahre außer 55,202,423 Golddollars an edlen Metallen für 7,794,956 Golddollars an Erzeugnissen der Industrie und für 5,707,569 Golddollars an Bodenprodukten - einschließlich 1,528,963 Golddollars für Quecksilber u. 1,094,660 Golddollars für Kupfererz - ausgeführt.
- In Baiern lebt ein Pensions=Großmogul. Graf T. wurde im Jahre 1818 mit seinem vollen Gehalte von 30,000 fl. pensionirt; er lebt heute noch und hat in diesen 47 Jahren 1,410,000 fl. als Pension bezogen.
- In Berlin sind Strohflechtschulen eingerichtet worden, um der immer mehr um sich greifenden Verwilderung der Jugend vorzubeugen.
- Am ersten Markttage sieht ein Bummler, Schwindler und anderweitig bekanntes Subject in Schwerin einen Bauern auf einem Pferde reiten, welches ihm gefällt oder nicht gefällt - jedenfalls entwirft er gleich seinen Operations=Plan. "Wo dühr is dei Brun?" "150 Dahler." "Kumm hier man up'n Hof, ik will'n mi mal neger anseihn." Auf dem Hofe angekommen, wird der Bauer umringt und überredet abzusteigen. Das Pferd wird genau gemustert und gefällt anscheinend dem Kaufliebhaber. Darauf sagt er zu dem Bauern: "Segg för wo veel willst du em laten?" "120 Dahler", erwidert der Bauer. "Na, veel wil'k di nich afhandeln, hunnert un achtein Dahler; wilst du, denn slag in!" Der Bauer schlägt zu, das Pferd wird sofort von den Freunden abgesattelt; der Käufer zieht 2 Thaler aus der Tasche und giebt sie dem Bauern. "Nee," sagt dieser, "ik möt mien ganz Geld hebben, süs kriegst du dit Pierd nich." "Wat," schreit die ganze Bande, "du hest 120 förret, 118 hett hei di afhandelt, also kriegst du man twei Dahler för dat Pierd - wi sünd all Tügen!" Der Bauer, ganz verblüfft über die Frechheit, weiß sich nicht zu rathen, bis ihn einer der Anwesenden an den Arm faßt, und ihm "as Fründ" räth, wenn er sein Pferd wieder haben wolle, solle er dem Käufer 10 Thaler Reugeld bieten. Hierzu läßt sich der Bauer bereden, erhält sein Pferd wieder, und die saubere Gesellschaft zieht mit dem Verdienste ab.
- Im October v. J. kam eine junge, auffallend hübsche Dame in einem bayerischen Städtchen am Inn an; Städtchen und Leben gefielen ihr, sie blieb da. Bald war Fräulein Luise (eigentlich war sie eine polnische Gräfin, wie man sich zuflüsterte) die Seele und der Schmuck aller Honoratioren=Gesellschaften, namentlich auf den Bällen und in den Kaffeekränzchen. Ihre Schönheit, namentlich ihre hohe prächtige Figur von 6 Fuß entzückte die jungen Herren und dem Glücklichsten gelang es, ihr Herz und ihre Hand zu erobern. Der Verlobung folgte Fest auf Fest, bis ein unglücklicher Zufall die Braut in einen - Mann verwandelte. Fräulein Luise war ein geborner Schwindler, seines Zeichens ein Metzgergeselle und Kellner. Er entfloh.
- Einem Brauer in Wien ist das Kunststück gelungen, sich zu jenem Thiere zu erheben, das ein Faß im Leibe trägt. Er wettete, er werde auf einem Sitze einen Eimer bayerisch Bier trinken; Nachmittag 3 Uhr begann er sein edles Werk und Morgens 1 Uhr hatte er es vollendet und den Preis,

[ => Original lesen: 1865 Nr. 50 Seite 2]

10 Eimer ungarischen Wein, gewonnen. Es rührte ihn nicht einmal der Schlag.
- In Isenburg hat der Seiltänzer Renz, durch bengalisches Feuer geblendet, seinen 5 1/2 jährigen Sohn vom Seile herabfallen lassen. Das Kind war auf der Stelle todt.


Zwei Silvesterabende.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 50 Seite 3]

Zwei Silvesterabende.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Verkaufsanzeigen.

Am Freitag den 7. Juli, Morgens 9 Uhr, sollen auf der Oldenburgischen Hofstelle zu Carlow öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

5 Pferde und ein 2jähriges und ein Säugefüllen, 7 Kühe, ferner 3 Bauwagen, 2 schottische Eggen, 4 eiserne Eggen, 5 Bausielen, 2 eiserne Pflüge und was sich sonst vorfindet.
Struck, Landreiter.


Auctions=Anzeige.
Wegen Aufgabe des Geschäfts und der Ackerwirthschaft des Herrn Senators, Tabacksfabrikanten Dreyer hieselbst werde ich auftragsmäßig vor dessen Hause am Donnerstag, den 6. d. Mts. und am folgenden Tage, jedesmal von Morgens 9 Uhr an, öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkaufen:

2 Pferde, 4 Kühe, instrumenta rustica, 1 viersitzige Fensterchaise, 1 Stuhl=, 2 Bauwagen, 1 Schlitten, 4 Stand Leute= und andere Betten, 1 Sopha, Tische, Stühle, 1 Comode, Schränke, Bettstellen, Spiegel, Silberzeug, Leinenzeug, darunter eine Partie noch ungebrachtes feines flächsen, 1 Bolzen feiner Leinwand, Haus= und Küchengeräte; 60 Mille verschiedener Sorten Cigarren, einige Tausend Pfund verschiedener Sorten Taback, eine Quantität Feuerschwamm und rohen Taback und was sich sonst noch findet,
wozu ich Kaufliebhaber mit dem Bemerken einlade, daß das Vieh und die Tabacks= und Cigarrenvorräthe am ersten Auctionstage von Morgens 11 Uhr an zum Aufgebot kommen werden.
Rehna, den 1. Juli 1865.
C. Bruse, Stadtsecretair.


Am Sonntag, den 9. d. Mts., Nachmittags von 2 Uhr an, sollen im hiesigen Kruge in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 tann. Bettstellen, 2 Koffer, 1 Eßschrank, 1 Uhr, 1 Küben, 2 große Kessel, 1 aufgemachtes Bett, Bettlaken, Leinen, Flachs, 24 Säcke, Speck, Holz, Frauenkleidungsstücke und allerlei Haus= und Küchengeräthe.
Carlow, den 2. Juli 1865.
Struck, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Unser diesjähriger Königschuß
wird am 10. und 11. Juli stattfinden, und vorbinden wir hiemit noch die Anzeige, daß um vielfachen Wünschen entgegen zu kommen, nach den Silbergewinnen auch mit eignen Büchsen geschossen werden darf, zu welchem Zwecke ein eigner Scheibenstand hergerichtet wird, und daß dies Gewinnschießen ebenfalls am 10. beginnt.
Die Tombola wird am 11. Juli Nachmittags gezogen.
Freunde des geselligen Vergnügens und namentlich unsere Landleute bitten wir um recht zahlreichen Besuch.
Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 50 Seite 4]

Das Königschießen, verbunden mit
zweitägigem großem Volksfest,
zu Grevesmühlen
findet in diesem Jahre statt
am Montag, den 10., und am Dienstag, den 11. Juli
sowie das Gewinnschießen um lauter Silberzeug, woran sich jeder Fremde betheiligen kann,
am Mittwoch, den 12. Juli.
Es wird auswärtiges und hiesiges Publicum freundlichst eingeladen, an diesem, jetzt zum ersten Male vereinigten Feste recht zahlreich Theil zu nehmen, und aus dem Programm vorläufig mitgetheilt, daß am ersten Tage
Abends nach dem Einmarsch der Schützenzunft großes brillantes Feuerwerk und Harmonie,
am zweiten Tage
von Nachmittags 5 Uhr an die allgemeinen Volksbelustigungen, als: Sacklaufen, Stangenklettern etc., Unterhaltungsmusik und Tanzmusik im Freien, sowie Abends große brillante Illumination und Harmonie
veranstaltet sind.
Grevesmühlen, 21. Juni.
Das Comite.


Mit Wahrheit bescheinige ich, daß der approbirte weiße B.=Syrup von G. A. W. Mayer in Breslau (Niederlage bei Jos. Balk in Rötz) mir bei meinem Brustleiden sehr gute Dienste geleistet, und kann daher denselben jeden Brustleidenden bestens empfehlen.
Rötz i. d. Oberpfalz, d. 19. März 1865.
(Siegel der Stadt Rötz.)
Klub, Bürgermeister.
Für Schönberg und Umgegend ist dem Buchbinder C. Sievers im Sattler Bohnhoff'schen Hause die alleinige Niederlage übergeben.


110,000 Thaler Preußisch Courant als höchster Gewinn!
Nur 2 Thaler Pr. Crt. kostet ein Original-Staats-Antheil-Loos
zu den schon am 12. Juli a. c. beginnenden Ziehungen der von der hohen hiesigen Regierung garantirten
Neuest. großen Prämien=Verloosung.
Das ganze Grundkapital wird binnen 4 Monaten mittelst Gewinn=Ziehungen zurückbezahlt.
Alle Nummern ohne Ausnahme werden gezogen.
Unter 14800 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von Thlr. 110,000 85,000, 80,000, 70,000, 56,000, 60,000, 50,000, 30000, 25000, 20000, 15000 etc. etc. welche unbedingt gewonnen werden müssen.
Bestellungen unter Beifügung des Betrags oder gegen Postnachnahme werden sofort prompt ausgeführt und ein Exemplar des Planes gratis beigefügt. Nach stattgehabter Ziehung erhält jeder Theilnehmer die amtliche Liste und Gewinne baar überschickt.
Da voraussichtlich die Aufträge in großem Maßstabe einlaufen, so beliebe man sich baldigst direct zu wenden an
L. Steindecker-Schlesinger, Bank= und Wechsel=Geschäft in Frankfurt am Main.


Ich habe noch einige sehr schöne Wiesebäume und Leiterbalken zu Erntewagen abzugeben.
Schönberg.
Chr. Egert.


L. Puls
Lübeck obere Hüxstraße 310.
empfiehlt dem geehrten Publicum ein vollständig assortirtes Lager von
wollenen u. baumwollnen Strumpfgarnen prima Nähgarnen, allen zur Schneiderei gehörenden Artikeln,
Crinolinen u. Corsetts
unter Zusicherung reellster und billigster Bedienung.
NB. Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.


Von Mittwoch, den 5. Juli an, wird der Fuhrweg von Gr. Siemz bis Torriesdorf wegen Neubau einer Brücke für Fuhrwerk nicht zu passiren sein.
Hauswirth Freitag
Hauswirth Bohnhoff in Gr. Siemz.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Juni.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
30.
1.
2.
3.
31.89
31.56
34.43
37.97
8.0
10.5
10.2
10.4
14.8
15.0
13.9
14.0
ONO
SW
N
W
1
1
1
1
trübe.
wolkig.
-
-

Am 30 Juni und 1. Juli 75 und 36 Kubz. Regen auf 1 Quadratfuß.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)52 - 66Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)50 - 54Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)34 - 38Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)32 - 36Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)44 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 46Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 46Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 18Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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