No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. März
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 20 Seite 1]

- Das preußische Abgeordnetenhaus ist in die Berathung des Budget eingetreten. Der Abgeordnete Wagener stellte den Antrag, über die Anträge 1-6 der Budgetcommission zur Tagesordnung überzugehen. Forbenbeck bemerkte, das Eingehen auf die Discussion sei ein Schritt zur Verständigung von Seiten des Hauses. Virchow verlangt Regierungsvorschläge im Sinne des Berichts. Reichensperger: Das Haus möge einen mäßigen Gebrauch von seinem Rechte machen. Waldeck: Preußen brauche zur Erweiterung seiner Macht keine Armeereform. Man hofft noch immer, daß eine Vereinbarung zu Stande komme, die Regierung wolle nur nicht eher vorgehen, als bis sie die Gewißheit habe, was sie durchsetzen könne.
- Die Schleswig=Holsteinische Angelegenheit bleibt, wie die Preußische Regierung vorher gewünscht hatte, für's Erste in der bisherigen Lage. Die gemeinsame Verwaltung Preußens und Oesterreichs, welche in vollkommenster Uebereinstimmung der beiderseitigen Regierungen geführt wird, wird bis zur endgültigen Entscheidung über die künftige Regierung der Herzogtümer in Kraft bleiben.
- Marschall Bazine hat die Scharte wieder ausgewetzt, die neulich den Franzosen in Mexiko geschlagen wurde. Er hat Oajaca genommen und die 7000 Mann starke Garnison mußte sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Diaz wurde gefangen genommen und sogleich erschossen.
- Napoleons rechte Hand hat binnen kurzer Zeit vier Finger verloren, die schwer zu ersetzen sind. Es sind ihm vier seiner treusten Diener gestorben, St. Arnaud, Bilault, Mocquard und Morny. Um dem Herzog von Morny noch im Tode eine Auszeichnung zu Theil werden zu lassen, hatte der Kaiser befohlen, das sein Leichenbegängniß aus Staatkosten bestritten werde. Morny war ein Mann von Eisen, aber er trug stets die feinsten Sammthandschuhe, sagen die Franzosen. Sein hinterlassenes Vermögen beträgt 20 Mill. Franks, die Passiva aber sollen doppelt so hoch sein. Man glaubt, der Kaiser werde sich ins Mittel schlagen und die große Zuckerfabrik in Clermont sowie die prachtvollen Gemälde des Verstorbenen an sich kaufen.
- In dem Königreich Italien hat das Jahr 1864 mit einem Deficit von 317 Millionen abgeschlossen. Es sollen nun die Staatseisenbahnen verkauft und eine neue Anleihe von 425 Millionen aufgenommen werden, um damit weiter zu wirthschaften.
- Ein Londoner Handlungshaus hat sich erboten, auf der in diesem Sommer stattfindenden laudwirthschaftlichen Ausstellung 200 Racen Hunde auszustellen, wenn ihnen dafür eine Prämie von 150-250 Pfd. Sterl. gewährt wird.
- Der vielgenannte Wetterprophet Mathieu de la Dô ist in Paris gestorben.
- Der Geschäftsreisende einer Berliner Uhrenfabrik war vor 11 Tagen mit einem Probenlager von 10,000 Thlr. Werth verschwunden, nachdem er Bereits 1200 Thlr. baar unterschlagen hatte. Sein mitschuldiger College wollte folgen, nachdem er vom ersten Nachricht erhalten hatte, daß er in Venedig seiner harre. Der Flüchtige wurde jedoch in Wien ergriffen. Auch der Andere ist in Venedig verhaftet, wo er noch einen großen Theil der Uhren bei sich hatte.
- In den auf den Berliner Begräbnißplätzen eingerichteten Leichenhäusern sind im Jahre 1864 1109 Leichen eingestellt worden. Scheintodte sind bei den eingestellten Leichen nicht ermittelt.
- Die Lübeck=Büchener Eisenbahn wird künftig ihren Kohlenbedarf aus den Kohlenwerken Westphalens befriedigen. Es sollen alle zwei Monate drei Extrazüge mit Steinkohlen aus Westphalen nach Lübeck abgefertigt werden. Auch Private können mit ihren Bedarf sich diesen Zügen anschließen.
Im letzten Jahre hat man auf dem Landgute der Irrenanstalt Rosegg bei Solothurn mit der Anpflanzung von Futtermais einen ersten Versuch gemacht, welcher vollständig gelungen ist. Der dort gepflanzte Futtermais erwies sich als sehr ertragreich, nahrhaft und vorzüglich milchergiebig. Als der anhaltenden Trockenheit wegen das andere Grünfutter gänzlich ausgegangen, stand der Mais im üppigsten Wuchse und leistet jetzt treffliche Dienste. Im künftigen Sommer soll nun ein vielseitiger Versuch mit dieser Futterpflanze vorgenommen werden. Das Departement für Landwirthschaft hat einige Centner Samen angekauft und wird denselben an intelligentere Landwirthe abgeben, am Ende des Sommers haben sie aber über ihre Beobachtungen und Erfolge Bericht zu erstatten. Auf der Rosegg gedenkt der dortige Verwalter eine größere Pflanzung vorzunehmen, so daß dieselbe einen wesentlichen Theil der Sommerfütterung ausmachen soll.
- Mit seinen Freunden saß ein Maler in Berlin beim Glase Wein. Ein Franzose sagte: ihr Deutschen arbeitet zu langsam, meine Landsleute zaubern ein Bild nur so auf die Leinwand hin; aber liederlich, fiel der Maler ein; wir sind auch schnell, aber weniger flüchtig. - Oho! - Gilt's eine Wette? Ich male, während Sie Ihre Cigarre rauchen und höchstens in einer Stunde ein Bild, das sich sehen läßt. Sei's eine Eiche. - Top, es gilt, drei Körbe Champagner, vom Besten. - Fort gings in des Künstlers Werkstatt und alles ward gerüstet. Der Maler setzte sich an die Staffelei, der Franzos brannte seine Regalia an, die Uhr lag auf dem Tisch, die Freunde standen umher. Die Cigarre brannte, der Pinsel flog, der Zeiger rückte vor. Die Cigarre brannte, die Stunde war nicht abgelaufen: hier ist das Bild, mein Herr! Sagte der Maler. Es war eine wundervolle Steineiche in

[ => Original lesen: 1865 Nr. 20 Seite 2]

sonniger Landschaft. Victoria! riefen die Freunde. Parbleu! der Franzos, süperb gemalt! - Behalten Sie das Bild, sagte der Sieger und zeigen Sie's Ihren Landsleuten und sagen: das hat ein Deutscher in einer Stunde gemalt. Der Sieger ist der durch die Naturwahrheit seines prächtigen Baumschlags bekannte Landschaftsmaler Joseph Firmenich.


Ein Medaillon.
[Erzählung]
Zweites Capitel.
Scheiden.

[ => Original lesen: 1865 Nr. 20 Seite 3]

Ein Medaillon.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)


Curatelbestellung.
Der Hauswirth Heinrich Kreutzfeldt zu Niendorf ist als Verschwender unter Curatel gestellt, welches mit dem Bemerken, daß er ohne Einwilligung seiner Curatoren, der Hauswirthe Peters zu Niendorf und Tews zu Bechelsdorf, über sein Vermögen nicht rechtsgültig verfügen kann, hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Schönberg, den 9. März 1865.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Dienstag, 30. Mai 1865.
Thierschau in Mölln und Ausstellung landwirthschaftlicher Geräthe und Producte, verbunden mit einer Ausstellung industrieller Landeserzeugnisse.
Der Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins für das Herzogthum Lauenburg.


Heute wurden durch die Geburt eines gesunden Mädchens erfreut Heinrich Creutzfeldt und Frau.
Greifswald, den 16. März 1865.


! Beethoven's Sonaten !
für Piano in einem Bande. Nr. 1 bis 32 nur 4 Thaler pr. Ct.
! Mozart's Sonaten !
für Piano in einem Bande. Nr. 1 bis 19 nur 2 Thaler pr. Ct.
Guter Notentisch nicht zu verwechseln mit den Stereotyp-Ausgaben!
Abonnements beginnen täglich zu den bekannten billigsten Bedingungen.
F. W. Kaibel's Musikalienhandlung in Lübeck.


Landwirthschaftliche Maschinen.
Vorräthig Dreschmaschinen, Häckselschneide=Maschinen, Säemaschinen, Kornreinigungs=Maschinen der neuesten Art, Buttermaschinen mit Stampfer, neuester Construction; auch werden Bestellungen angenommen auf dergleichen und andere Maschinen, um dieselben ortsgemäß anzulegen.
Drainröhren in allen Sorten, wie früher, vorräthig bei
C. Egert, Zimmermeister.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 20 Seite 4]

Nur 2 Thlr. Pr. Cour.
kostet ein ganzes Original=Loos zur am 5. April dieses Jahres stattfindenden 1. Gewinnziehung der 248. vom Staate garantirten Hamburger Stadt=Lotterie, in welcher ein Capital von
2 Millionen 231,700 Mark Cour.
zur Verloosung kömmt, bestehend in Gewinnen von 200,000 Mark (Lübeck), 100,000 Mark (Lübeck), 50,000 Mark (Lübeck), 30,000 Mark (Lübeck), 20,000 Mark (Lübeck), 15,000 Mark (Lübeck), 10,000 Mark (Lübeck), 8000 Mark (Lübeck), 6000 Mark (Lübeck), 5000 Mark (Lübeck), 4000 Mark (Lübeck), 3000 Mark (Lübeck), 2000 Mark (Lübeck), 1500 Mark (Lübeck), 1200 Mark (Lübeck) , 1000 Mark (Lübeck) etc. et.
Die in allen Theilen für die Interessenten höchst solide und vortheilhafte Einrichtung dieser Lotterie, sowie das besondere Glück, wovon unsere Collecte stets begünstigt wird, welches sich namentlich in den beendigten Lotterien, durch das uns zugefallene "große Loos" und die unzähligen Haupttreffer von 100,000 Mark (Lübeck), 50,000 Mark (Lübeck), 30,000 Mark (Lübeck) 8000 Mark (Lübeck), 7500 Mark (Lübeck), 6250 Mark (Lübeck), 4000 Mark (Lübeck), 3000 Mark (Lübeck), 2500 Mark (Lübeck), 2000 Mark (Lübeck), 1500 Mark (Lübeck), 1000 Mark (Lübeck) etc. kund gegeben hat veranlaßt uns, mit unserer Glücksdevise
"Jetzt blüht das Glück im Weinberge"
versehene Loose, einem resp. Publikum zum Glücksversuche in nachstehender Nummern=Auswahl bestens zu empfehlen.
Ganze: 2404, 2409, 27304, 27320, 27322, 33909, 33913, 33919, 33923, 33924, 33925.
Halbe: 2414, 2415, 2418, 2420, 2422, 2424, 2425, 27355, 27356, 27361, 27368.
Viertel: 2432, 2433, 2434, 2443, 2444, 2464, 2466, 25205, 25215, 25277, 25280, 25288, 25290, 25299, 25300, 27377, 27388, 27393, 27399, 27400, 33929, 33930,
33934, 33943, 33977, 33988.
1/1 Loos zu dieser einen Ziehung kostet wie erwähnt 2 Taler (Mecklenburg), 1/2 1 Taler (Mecklenburg), 1/4 1/2 Taler (Mecklenburg).
1/1 Loos zu allen 7 Ziehungen kostet 34 Taler (Mecklenburg), 1/2 17 Taler (Mecklenburg), 1/4 8 1/2 Taler (Mecklenburg).
Wir bitten uns die Ordres baldmöglichst zugängig zu machen, damit wir im Stande sind, die, von den oben angeführten Loosen gewünschten, den Auftraggebern zu übersenden, da solche sonst leicht vergriffen sein könnten. Mit der erforderlichen Rimesse versehene, sowie diejenigen Ordres, bei deren Effectuirung der Betrag von uns pr. Postvorschuß entnommen werden soll, führen wir prompt und verschwiegen aus und senden unsern resp. Interessenten nach beendigter Ziehung die amtliche Gewinnliste, sowie Gewinngelder sofort zu.
L. S. Weinberg & Co.,
Bank= und Wechsel=Geschäft,
Haupt=Bureau der Braunschweiger Landes=Lotterie und Hamburger Stadt=Lotterie, Gr. Neumarkt 32.
Hamburg.
Wir empfehlen uns gleichzeitig zum An= und Verkauf aller Arten Staatspapiere zum Tagescourse.
D. O.


Tanz-Unterricht!
Hiemit den geehrten Eltern, welche mir Ihre Kinder zum Unterricht anvertrauen wollen, zur ergebensten Anzeige, daß mein Tanunterrichts=Curus am Freitag, den 24. März, um 5 Uhr beginnen wird. Es werden nicht nur die neuesten Tänze, wie Française, Quadrille Tyrolienne gracieuse etc. eingeübt, sondern auf Anstand und gutes Benehmen hingewirkt.
Honorar 3 Thlr. Pr. Crt., wovon die Hälfte beim Eintritt und die andere Hälfte beim Schlusse des Cursus erbeten wird.
Hochachtungsvoll und ergebenst
Johs. Dohrmann.


Concert für Blas-Musik
am Sonntag, den 26. März, im Saale der Gastwirthin Madame Boye hieselbst.
Entrée à Person 8 Schilling (Mecklenburg) , für Familien 12 Schilling (Mecklenburg) .
Anfang präcise 7 Uhr. wozu freundlichst einladen
Die Vereins=Musiker.
Schönberg, den 21. März 1865.


Ich bitte Diejenigen, welche in der bevorstehenden Frühjahrsbleiche, Leinen bei mir bleichen lassen wollen, dasselbe bis zum 20. April d. J. beim Herrn Gastwirth Fick in Schönberg niederlegen zu wollen, an welchem Tage ich dasselbe dort persönlich abholen werde. Ich bemerke noch, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebükt wird.
Domhof bei Ratzeburg, den 20. März 1865.
J. C. Wihe, Bleicher.


Wachstuche, klein gemustert, für Pantoffelmacher passend, empfiehlt Wilhelm Abels.


Ueber meine Koppel, genannt "Krickelshürn", ist neuerdings ein Schleichstieg, nach Luersdorf und Palingen führend, angelegt, den ich fernerhin nicht mehr dulden kann. Wer dennoch darauf betroffen wird, werde ich dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen
Hauswirth Heinrich Freitag in Herrnburg.


Nachdem ich eine Sendung von vorzüglichem starken Sohlleder, Roßleder und Lackleder empfangen habe, empfehle ich mich den geehrten Stadt= und Landleuten zur Anfertigung aller Arten Schuhmacherarbeiten, sowie auch mein Lager von fertigen Schuhzeugen.
Heinrich Buck, Siemzerstr. Nr. 21.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
März.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
17.
18.
19.
20.
37.70
39.79
41.24
40.39
-1.0
-2.0
-5.5
-6.0
1.3
0.6
-1.8
-1.6
NNO
ONO
ONO
O
1
2
2
1
trübe.
-
heiter.
zieml. heit.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 54Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)34 - 39Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)26 - 29Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 70Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)18 - 19Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 3.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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